Wachtturm ONLINE-BIBLIOTHEK
Wachtturm
ONLINE-BIBLIOTHEK
Deutsch
  • BIBEL
  • PUBLIKATIONEN
  • ZUSAMMENKÜNFTE
  • g71 8. 9. S. 24-26
  • Das Leben im Hochland Boliviens

Kein Video für diese Auswahl verfügbar.

Beim Laden des Videos ist ein Fehler aufgetreten.

  • Das Leben im Hochland Boliviens
  • Erwachet! 1971
  • Zwischentitel
  • Ähnliches Material
  • Den Altiplano kennenlernen
  • Die Lebensweise
  • Diese Menschen kennenzulernen lohnt sich
  • Das Predigen des Königreiches auf dem peruanischen Altiplano
    Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich 2000
  • Gestärkt, um Prüfungen zu begegnen
    Erwachet! 1996
  • Ein Indianer sucht die Zeugen Jehovas
    Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1958
  • Ich habe ‘meine Hand an den Pflug gelegt, ohne zurückzublicken’
    Der Wachtturm verkündigt Jehovas Königreich 1986
Hier mehr
Erwachet! 1971
g71 8. 9. S. 24-26

Das Leben im Hochland Boliviens

VOM „AWAKE!“-KORRESPONDENTEN IN BOLIVIEN

BEI der Bevölkerung des Hochlandes oder Altiplano von Bolivien geht es täglich „hoch her“.

Vielleicht ergeht es dir wie den meisten Menschen, wenn sie viel höher als 1 600 Meter steigen, daß sie ein Gefühl der Benommenheit haben oder daß es ihnen gar schwindelig wird. Aber im Altiplano Boliviens, der weit über 3 000 Meter hoch liegt, leben und arbeiten etwa zwei Drittel der bolivianischen Bevölkerung — mit dem Kopf ein wenig „in den Wolken“, aber mit beiden Beinen auf der Erde.

Der Altiplano ist ein breites Hochplateau zwischen den hohen Bergketten der Anden. Auf diesem trockenen Hochplateau, über das häufig Winde hinwegfegen, wächst kaum ein Baum. Dennoch hat der Altiplano einen außergewöhnlichen Reiz. Das Licht hier oben, in dieser dünnen Luft, scheint anders zu sein — die Farben sind viel klarer und leuchtender als in Gebieten, die nicht so hoch liegen. Der Altiplano wird schon seit Jahrhunderten bewohnt, für die Bolivianos, die da oben leben, ist er Heimat, und sie lieben das Leben in diesem Hochland.

Die Vegetation in diesem Gebiet ist spärlich, auch nicht abwechslungsreich, doch diesen Mangel macht die Bevölkerung wieder wett durch ihre bunte Tracht. Zur Männertracht gehört der Poncho, eine große viereckige Wolldecke mit einem Halsschlitz, durch den man den Kopf stecken kann. Die Sohlen der selbstverfertigten Sandalen sind meist aus einem alten Autoreifen ausgeschnitten. Die Frauen tragen bunte „Polleras“ — weite Röcke, die an der Taille gerafft sind; alt und jung trägt den Rock gleich lang; er reicht ungefähr bis zur Wade. Manch eine Chola (Nachkommen von Spaniern und Indianern) mag fünf, sechs oder gar zehn Unterröcke übereinander tragen. Auf dem Rücken trägt sie einen viereckigen gewebten Beutel, in dem ein Baby liegen mag oder Bettzeug oder die Waren, die sie auf dem Markt verkaufen will. So hat sie die Hände frei und kann im Gehen spinnen; sie benutzt dazu eine einfache Handspindel, und das Rohmaterial liefern Schafe oder Lamas.

Aus welchem Teil des Landes stammen diese Frauen? Das kann man gewöhnlich an ihrem Hut erkennen. Die Cholas, die in oder um die Städte La Paz und Oruro wohnen, tragen braune, beige oder schwarze steife Filzhüte. Die Frauen aus dem Gebiet von Cochabamba tragen hohe Hüte aus hartem Stroh, die weiß lackiert und mit schwarzen Bändern versehen sind, die unter dem Kinn gebunden werden. Und Frauen ohne Hut? Sie stammen sehr wahrscheinlich aus Sucre, einer Stadt im südlichen Zentralbolivien.

Ganz gleich, aus welchem Gebiet diese Frauen stammen mögen, sie haben nie die Sorge, daß ihre Kleidung aus der Mode kommt; sie ist seit Jahrhunderten sozusagen unverändert geblieben. Doch die Frauen sehen darin immer noch hübsch aus.

Es gibt wenige Orte, an denen es so lebhaft zugeht und die so farbenfroh sind wie die Märkte. Die Cholas hocken entweder auf dem Boden oder sitzen auf einem hohen Stuhl und haben ihre Waren rings um sich her aufgeschichtet. Von Obst und Gemüse haben sie kleine Pyramiden aufgebaut. Die Kunden feilschen mit den Marktfrauen, die gar nicht erwarten, daß der Kunde den von ihnen zuerst genannten Preis bezahlt. Wenn ein Geschäft zustande kommt, gibt die Händlerin, wie es in Lateinamerika Sitte ist, die yapa (oder napa) — eine Handvoll von dem Gekauften als Zugabe. Bist du zufällig am Morgen der erste Kunde, wird alles darangesetzt, dir etwas zu verkaufen. Die Händlerinnen glauben nämlich, wenn der erste Kunde nichts kaufe, sei das Geschäft während des ganzen Tages schlecht. Sie mögen sogar das Geld, das sie vom ersten Kunden eingenommen haben küssen und so Abgötterei damit treiben, weil sie es für ein Zeichen dafür halten, daß sie an diesem Tag gute Geschäfte machen.

In ihrer Nähe vergnügen sich ein paar kleine Jungen mit ganz einfachen Spielsachen. Sie spielen mit Kronenkorken, die sie vorher mit einem Stein geduldig flach geklopft haben, wie andere Jungen mit Murmeln spielen. Da kommt ein Junge, der ein besonders schönes Spielzeug hat — einen kleinen Lastwagen aus Sardinendosen und leeren Fadenspulen, die die Räder bilden; das Ganze wird an einer Schnur gezogen.

Die kleinen, etwa 5 oder 6 Jahre alten Cholitas spielen mit Lumpenpuppen, die ihre Mutti liebevoll genäht hat. Die kleinen Mädchen tragen die gleiche Tracht wie die Frauen, sogar der Beutel auf dem Rücken fehlt nicht; bei manchen ist er mit Maiskolben, Stecken oder Lumpen gefüllt — es kann irgend etwas sein, nur muß es den Anschein erwecken, daß auch die kleine Tochter schon ihre eigene Last trägt.

Diese Kinder spielen im Vergleich zu den Kindern in industrialisierten Ländern mit ganz einfachen Sachen. Aber sie sind offensichtlich glücklich dabei.

Den Altiplano kennenlernen

Die meisten Besucher Boliviens landen in La Paz, das weit und breit als „die am höchsten gelegene Hauptstadt der Erde“ bekannt ist (als amtliche Hauptstadt gilt jedoch Sucre). Wenn man die Stadt vom Norden her anfliegt, mag man plötzlich unter sich den glitzernden Titicacasee erblicken, dessen tiefblaues Wasser den klar blauen Himmel, der sich über dem See wölbt, widerspiegelt. Dieser See, der in einer Höhe von 3 812 Metern liegt und eine Länge von über 200 Kilometern hat, ist der höchste schiffbare See der Welt.

Im Südosten ragt der schneebedeckte Illimani auf, der majestätischste aller Gipfel Boliviens. Und fast 3 000 Meter unter seiner Spitze, in einem tiefen Talkessel, liegt La Paz.

Aber auch wenn man sich auf dem Landweg La Paz nähert, erwartet einen eine Überraschung. Man sieht nämlich nichts von der Stadt, bis man fast davorsteht. An einer bestimmten Stelle der Straße erblickt man plötzlich die in helles Sonnenlicht getauchte Stadt, in einem terrassenförmigen Krater liegend.

Die meisten Besucher begnügen sich damit, Boliviens hochgelegene Städte wie La Paz, Cochabamba und Sucre zu besichtigen. Aber eine Reise in das Innere des Altiplano kann auch lohnend sein — vorausgesetzt, du bist an Menschen interessiert und daran, die verschiedenen Lebensweisen der Glieder der großen Menschheitsfamilie der Erde kennenzulernen.

Die Lebensweise

Wir wollen ein kleines Dorf besuchen, in dem das Ehepaar Desiderio und Francisca mit seinen sechs Kindern wohnt. Die Häuser sind einfach, die meisten haben nur ein Zimmer; ihre Mauern bestehen aus luftgetrockneten Ziegeln, die Dächer sind aus Stroh, und der Boden ist aus gestampfter Erde. Dieses ziemlich große Haus gehört Desiderio. Es hat eigentlich nur einen großen Raum, und rings um diesen sind einzelne Adobenhütten angebaut, die alle miteinander verbunden sind. In der Mitte ist ein Hof mit einem Brunnen.

„Entre! Entre!“ rufen sie dir entgegen, und darauf gehst du hinein. Die Einrichtung ist ganz bescheiden. Interessant ist der Kuhschwanz, der hinter dem Spiegel an der Wand hängt. Wozu dient er? Offensichtlich um den Kamm festzuhalten, der darin steckt. Die Schaffelle in den einfachen Betten halten den Schläfer warm, wenn in den kalten Winternächten die schneidenden Winde über den Altiplano fegen. Hier gibt es keinen elektrischen Strom, daher stehen diese Leute früh auf, um die kostbaren Tageslichtstunden auszunützen. Bist du ihr Gast, so bleibt dir nichts anderes übrig, als ebenfalls beim Morgengrauen aufzustehen. Hast du da noch Schlaf in den Augen? Du wirst sofort munter, wenn du dich im Becken neben dem Brunnen im Hof wäschst — das ist besonders im Winter so, wenn man zuerst noch die Eisdecke auf dem Wasser zerschlagen muß.

Jetzt verstehst du auch besser, warum sich die Hausbewohner am liebsten in der Küche aufhalten; sie liegt direkt neben dem Hauptraum, ist aber getrennt davon. Francisca sitzt vor ihrem kleinen Adobenherd, in dem getrockneter Lama-, Kuh- oder Schafsdung verbrannt wird. Zum Essen versammelt sich die ganze Familie in der warmen, behaglichen, allerdings etwas rauchigen Küche. Und was gibt es zu essen? Vielleicht hat Francisca wohlschmeckendes Lamafleisch mit Reis gekocht und serviert anschließend Suppe. Aber für dich hat sie möglicherweise etwas Besonderes zubereitet: einen Schafskopf. Zuerst bricht man ihm die Hörner ab, indem man den Kopf gegen einen Stein schlägt, dann wird er enthäutet und ganz gekocht. Jetzt liegt er vor dir auf der Platte samt Augen, Zähnen, Nase und Ohren. Vielleicht gibt es dazu ein Gericht, das dir recht bekannt ist: Kartoffeln. Hier, auf dem Altiplano, wachsen 112 verschiedene Kartoffelsorten. Häufig werden die Kartoffeln einer besonderen Behandlung unterzogen und dann als chuño bezeichnet: Man läßt sie gefrieren, indem man sie nachts ins Freie legt, und trocknet sie, indem man sie tagsüber an die warme Sonne legt; die Feuchtigkeit, die dann noch zurückbleibt, wird ausgedrückt. Konservierungsmittel werden keine hinzugefügt — sie sind auch nicht nötig! So behandelte Kartoffeln sind fast unbegrenzt haltbar.

Diese Menschen kennenzulernen lohnt sich

Du merkst bald, daß deine Gastgeber keine gewöhnlichen Leute sind. Desiderio erklärt, warum er oft schon um fünf Uhr aufsteht. Er und seine Angehörigen sind Zeugen Jehovas und gehören der kleinen Versammlung an, die in dieser Gegend besteht. Sie beteiligen sich auch an dem biblischen Erziehungswerk und führen oft schon am frühen Morgen Bibelstudien durch, weil die Personen, mit denen sie studieren, mit ihrer Tagesarbeit dann noch nicht begonnen und daher Zeit haben. Sogar Julia, die elfjährige Tochter Desiderios, die regelmäßig die Schafe und Lamas ihres Vaters auf die Weide führt, führt mit gleichaltrigen Kindern vier Bibelstudien durch und weidet so eine andere Art von „Schafen“ (oder „Lämmern“).

Diese Menschen mögen andere Trachten und Sitten haben, sie mögen ein schlichtes Leben führen und sich schon an einfachen Dingen erfreuen — aber sie sind nicht anders als die Menschen in anderen Gegenden der Welt. Diese Familie beweist auch, wie glücklich man sein kann und wie günstig es sich auswirkt, wenn man sich vom Worte Gottes leiten läßt. Sogar der vierjährige Adrián, der sich immer noch am liebsten bei Mama in der Küche aufhält, kennt einige Lieder aus dem Liederbuch auswendig, das die Familie benutzt, Lieder mit biblischen Themen; er singt sie einem mit Begeisterung vor, allerdings erst, nachdem man ihm gut zugeredet hat.

Aber im Hochland begegnet man auch vielen Cholos mit apathischem Gesichtsausdruck. Das mag daher kommen, daß viele Kokablätter, die Kokain enthalten, kauen. Sie glauben, diese Pflanze sei zauberkräftig. Wenn sie Kokablätter kauen, spüren sie die Kälte oder den Hunger weniger. Aber auch die bolivianischen Zeugen Jehovas lassen sich wie die Zeugen Jehovas in den übrigen Ländern der Welt durch die ermunternden Verheißungen der Bibel trösten. Und sie machen die Erfahrung. daß ihr Leben abwechslungsreich und inhaltsreich wird, wenn sie ihre Aufgabe, Nächstenliebe zu bekunden, erfüllen, indem sie andere in der Bibel unterweisen. Zu Fuß oder mit dem Fahrrad tragen sie die gute Botschaft von Gottes gerechter Regierung, dem Königreich, in einem großen Gebiet von Haus zu Haus. Das ist der eigentliche Inhalt ihres Lebens im Hochland von Bolivien.

    Deutsche Publikationen (1950-2025)
    Abmelden
    Anmelden
    • Deutsch
    • Teilen
    • Einstellungen
    • Copyright © 2025 Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania
    • Nutzungsbedingungen
    • Datenschutzerklärung
    • Datenschutzeinstellungen
    • JW.ORG
    • Anmelden
    Teilen