Wir beobachten die Welt
Zeitalter der Kriege
◆ Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel (27/1982) gibt einen Überblick über die weltweiten Opfer der kriegerischen Auseinandersetzungen seit dem Jahre 1945 und kommt zu dem Schluß: „An keinem einzigen Tag seit 1945 hat es wirklichen Frieden auf der Welt gegeben, es wurde immer geschossen und nicht nur weit hinten in der Türkei. 130 Kriege Bürgerkriege, Aufstände, Kriege gegen das eigene Volk und Terrorfeldzüge zählten Friedensforscher seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Fast hundert Länder wurden davon betroffen, etwa 35 Millionen Menschen kamen dabei um, weit mehr als im Ersten Weltkrieg.“ Das Magazin weist darauf hin, daß die meisten Kriege, Bürgerkriege und Rebellionen im Namen der Freiheit begonnen wurden, doch „die Befreiten haben meist wenig davon, oft ist ihr Schicksal nachher noch viel schlimmer“. (Vergleiche Erwachet! vom 8. Oktober 1980, Seite 30.)
Glaubensverlust bei Religionslehrern
◆ Bei der Erteilung der kirchlichen Lehrbeauftragung an 120 Pädagogen seines Bistums warnte der Bischof von Regensburg „vor dem Verlust des Glaubensgutes sogar bei den Religionslehrern“. Gemäß der Frankenpost begründete er seine Mahnung mit den „erschütternden“ Ergebnissen einer Befragung im Bistum Trier, wonach 40 Prozent aller an der Schule tätigen Priester und 70 Prozent aller Laien unter den Religionslehrern „nicht mehr auf dem Boden des kirchlichen Glaubensbekenntnisses“ stünden. Dieser „Glaubensverlust“ ist um so bemerkenswerter, da Trier als eine der Hochburgen des Katholizismus in Deutschland gilt.
Die Rechte des Patienten ignoriert
◆ Nachdem der Südafrikaner William Dyson (51) bei einem Autounfall schwer verletzt worden war, verweigerte er aus religiösen Gründen zweimal eine Bluttransfusion. Obwohl seine Angehörigen seine Ablehnung unterstützten, wurde ihm eine gerichtlich verfügte Bluttransfusion aufgezwungen. Doch nicht alle medizinischen Autoritäten stimmten mit dem Gericht und mit der Handlungsweise des Krankenhauses überein. Dr. D. J. L. van Rooy, Chefarzt des Vereeniging Hospital, erklärte: „Eine Person, die bei Sinnen ist, hat das Recht, jede Behandlungsmethode abzulehnen, mit der sie nicht einverstanden ist ... Das Krankenhaus muß jederzeit die Gesinnung eines Patienten und die Bedingungen, die er stellt, respektieren.“ Die Zeitung The Rand Daily Mail von Johannesburg stimmte dem zu und schrieb unter der Überschrift „Ärzte treten Rechte des Patienten mit Füßen“ folgendes: „Ärzte sind da, um Leben zu retten und Leiden zu mildern, aber das gibt ihnen nicht das Recht, die Überzeugung eines Mannes anzutasten, für die er lebt und für die er in der Folge bereit ist zu sterben.“ Jehovas Zeugen lehnen Bluttransfusionen ab, weil sie glauben, daß Gottes Gesetz, ‘sich des Blutes zu enthalten’, genau das bedeutet (Apostelgeschichte 15:29). Natürlich akzeptieren sie alternative Behandlungsmethoden.
Der Aachener Dom
◆ Der Aachener Architekt und Stadtkonservator Dr. Leo Hugot hat entschieden die „Entdeckung“ zurückgewiesen, daß der von Karl dem Großen im 9. Jahrhundert errichtete Aachener Dom ein Kalenderbauwerk mit Vorbildern in Stonehenge sei. (Siehe Erwachet! vom 8. Mai 1982, Seite 30.) Dieser frühe Kuppelbau, Krönungsstätte von 32 deutschen Königen, stehe vielmehr in der Tradition byzantinischer Bauten“, erklärte er gemäß den Aachener Nachrichten. Er erläuterte anhand von Fotos und Inschriften im Dominnern, daß dieser wegen seiner Harmonie vielbewunderte Bau „in Maß und Zahl das Himmlische Jerusalem, die Heilige Stadt, widerspiegelt, wie sie in der Apokalypse beschrieben wird“. Die Sonnenstrahltheorie des „steinernen Kalenders“ kann seiner Ansicht nach nicht stimmen, weil die damaligen Fenster des Domes aus Alabaster oder undurchsichtigem Gipsstein waren. Dr. Hugot: „Da dringt kein Strahl durch.“ Durch die Fenster wurde das Bauwerk nur erhellt. Das Licht wurde von der goldenen Mosaikkuppel zurückgestrahlt.
Das Übersetzen der Bibel ist wertvoll
◆ Kürzlich kommentierte die kanadische Zeitung The Globe and Mail die vielen neuen Bibelübersetzungen, die in den letzten zwanzig Jahren im englischen Sprachraum erschienen sind, und äußerte sich dabei unter anderem wie folgt: „Jede neue Übersetzung — dazu gehört auch die Neue-Welt-Übersetzung der Zeugen Jehovas — versucht, durch den Gebrauch einer zeitgemäßen Sprache und durch die Berücksichtigung der Ergebnisse wissenschaftlicher Untersuchungen der alten hebräischen, aramäischen ... und griechischen Handschriften dazu beizutragen, die Botschaft der Bibel verständlicher zu machen.“
Transplantationen eines „flüssigen Organs“ haben ihre Risiken
◆ Auf einer Tagung der Vereinigung Nordwestdeutscher Chirurgen, die Ende 1981 in Hamburg stattfand, befaßte sich ein Sprecher mit den immunologischen Grundlagen der Bluttransfusionen und den serologisch bedingten Komplikationen. Die Fachzeitschrift selecta berichtete darüber in ihrer Ausgabe vom 10. Mai 1982 unter der Überschrift „Transplantation eines flüssigen Organs: Komplikationen aus Blut-Konserven“. Nach Ansicht des Verfassers sind Transfusionen zwar „wirkungsvoll, aber nicht ungefährlich“. Hepatitis ist nur eine von hundert Komplikationen, die danach auftreten können. „Schwere Komplikationen kann es beispielsweise geben, wenn Antikörper des Empfängers die Erythrozyten [rote Blutkörperchen] des Spenders auflösen ... Ungefähr 1 bis 3 % aller Transfusionen lösen Unverträglichkeiten aus. ... Auf 33 500 Transfusionen kommt ein tödlicher Zwischenfall.“ Durch eine Verwechslung der Blutgruppe entstehen am häufigsten schwere Komplikationen nach einer Bluttransfusion. „Jeder Verdacht auf einen Zwischenfall mahnt zur Vorsicht“, schreibt der Verfasser. Er rät jedoch nicht, die Transfusion abzubrechen. „Die Übertragung wird verlangsamt oder unterbrochen, aber nicht abgebrochen.“ Obgleich Bluttransfusionen mit erheblichen Risiken belastet sind, gehören sie immer noch zu den anerkannten Behandlungsmethoden.
Banken vor dem Zusammenbruch?
◆ „Mehr und mehr Bankiers, Mitglieder eines der konservativsten Stände, die eher zu vorsichtigen Untertreibungen neigen, sprechen nun offen über die Möglichkeit, daß die Bankrotte in der dritten Welt den Zusammenbruch des westlichen Banksystems zur Folge haben könnten“, berichtet die Zeitschrift World Press Review. „Die Schulden der dritten Welt sind in den letzten zwölf Monaten um 30 Prozent in die Höhe gestiegen, nämlich von 416 Milliarden Dollar Ende 1980 auf 540 Milliarden. Dabei ist die Höhe der Schulden nicht das eigentliche Problem, sondern daß sie außer Kontrolle geraten sind.“ Im Jahre 1981 haben acht Staaten die Begleichung ihrer Schulden aufschieben lassen. Das Ergebnis: „All das hat die Bank und Finanzsysteme der Welt näher an den Rand des Abgrundes gebracht, als die Bankwelt vordem zugeben wollte.“ Noch mehr Zahlungsverzüge und Aufschübe in diesem Jahr, so warnte der Artikel, könnten „eine Kettenreaktion, die zum Zusammenbruch führt“, heraufbeschwören.
Diamanten mit „Brandzeichen“
◆ Amerikanische Techniker haben ein Verfahren entwickelt, das Diamantendieben das „Handwerk“ erschweren wird: Die kostbaren Steine können jetzt individuell und eindeutig gekennzeichnet werden. Die Erfinder halten ihr System für fälschungssicher. Sie bedienen sich dabei eines Geräts, das in der Mikroelektronikindustrie zur Herstellung integrierter Schaltungen benutzt wird. Durch die Bombardierung mit elektrisch geladenen Teilchen werden auf nur wenigen Quadratmillimeter großen Schaltplättchen Zonen unterschiedlicher elektrischer Leitfähigkeit geschaffen. Diese Technik wurde auf die edlen Steine übertragen, um sie eindeutig zu markieren. Man verwendet dafür einfache Schablonen mit allen möglichen Mustern und Symbolen, die auf die Diamanten gelegt werden, bevor sie mit Ionen beschossen werden. Die Steine werden also — ähnlich wie die Rinder einer Ranch — mit einem „Brandzeichen“ versehen. Die lupenreine Schönheit der Edelsteine wird nicht beeinträchtigt, doch die Markierungen lassen sich sichtbar machen, wenn der Stein statisch aufgeladen und mit einem Spezialpuder bestäubt wird.
Schwerer Schlag für Tumorforscher
◆ Eine der plausibelsten Theorien über die Krebsentstehung — die Theorie, auf welche Weise Viren Krebs auslösen könnten — hat ihre experimentelle Basis verloren. Die Ergebnisse zur Stützung dieser Theorie sind von dem 24jährigen Biochemiker Mark Spector gefälscht worden. Die angesehene Fachzeitschrift Science, die den „Beweis“ einer viralen Krebsentstehung im Juli 1981 veröffentlicht hatte, mußte den Bericht einige Monate später wieder zurückziehen. Ein Kollege Spectors an der Cornell-Universität in New York hatte bei eigenen Versuchen bemerkt, daß bei Spectors Analysen manipuliert worden war.
Tiere mit „Kalender“
◆ Neueste biologische Untersuchungen lassen darauf schließen, daß zahlreiche Tierarten neben einer inneren „Uhr“ auch noch mit einem inneren „Kalender“ ausgestattet sind. Wie die Publikation Naturwissenschaften (11/81) feststellt, setzen einige Tiere die jahreszeitlichen Prozesse wie Fortpflanzung, Wanderverhalten und Winterschlaf auch unter gleichbleibenden Laborbedingungen fort. Das „Saisonverhalten“ der Tiere ist demnach nicht nur von den Schwankungen in der Länge von Tag und Nacht und von Nahrungsangebot und Umgebungstemperatur abhängig. Zum Beispiel lassen sich sowohl das Waldmurmeltier als auch der Streifenziesel vom synthetischen Laborlicht nicht beirren und gehen in regelmäßigen Abständen, etwa in zehnmonatigen Intervallen, in den Winterschlaf. Während bei manchen Tieren diese Rhythmen über die gesamte Lebensdauer fortbestehen, klingen sie bei einigen Arten schon nach wenigen Zyklen aus.
„Verliebte“ Augen
◆ Wie findet ein Fliegenmännchen seine Partnerin, die nur als ein kleiner, schwarzer, sich schnell bewegender Punkt wahrzunehmen ist? Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet, hat sich ein Forscherteam am Max-Planck-Institut für Biologische Kybernetik in Tübingen mit dieser Frage beschäftigt. Man konnte nachweisen, daß sich das männliche Fliegenauge vom weiblichen in einer bestimmten Hinsicht unterscheidet. Während sich sämtliche Einzelaugen im Facettenauge des Weibchens durch ihre Pigmentausstattung zum Farbsehen eignen, gibt es im männlichen Auge dagegen eine Region mit anderem Pigmentgehalt und anderer Nervenvernetzung. Dieser Teil dürfte für die Wahrnehmung von Bewegungen besonders geeignet sein. Wie im Luftkampf wird das Weibchen somit von hinten unten verfolgt und gerät dabei in das Gesichtsfeld des spezialisierten Abschnitts im männlichen Facettenauge.
Astronomische Sensation
◆ „Ungeheure Aufregung“ hat die Entdeckung eines australisch-britischen Wissenschaftlerteams unter den Astronomen ausgelöst. Wie der Informationsdienst Science Newsletter in seiner Mai-Ausgabe mitteilt, wurde ein Quasar ausfindig gemacht, der 20 Milliarden Lichtjahre entfernt ist und die Energie von 100 Billionen Sonnen ausstrahlt. Das Gebilde mit der Code-Bezeichnung „PKS 2000-330“ ist damit das bisher hellste und am weitesten entfernte Objekt im Weltall. „Die Entdeckung eröffnet eine ganz neue Diskussion über Ausmaß und Alter des Universums und entzündet erneut die Kontroverse über die Beschaffenheit der Quasare“, erklärte gemäß den Bremer Nachrichten der australische Minister für Wissenschaft und Technologie, David Thomson.
Weniger Eheschließungen, mehr Scheidungen
◆ Im Jahre 1960 registrierte man noch 7,9 Eheschließungen auf 1 000 Einwohner im Bereich der heutigen zehn Staaten der Europäischen Gemeinschaft. Im Jahre 1980 waren es nur noch 6,3. Aus der EG-Bevölkerungsstatistik geht weiter hervor, daß die Heiratsrate in der Bundesrepublik Deutschland in diesen zwei Jahrzehnten überdurchschnittlich gesunken ist, von 9,4 auf 5,9. Dagegen haben die Ehescheidungen zugenommen, von 0,9 auf 1,6 (ebenfalls pro 1 000 Einwohner). Erheblich höher liegen die Werte in Großbritannien mit einer Zunahme von 0,5 auf 2,8 und in Dänemark von 1,5 auf 2,7.
Keine Einsicht
◆ „Bis zur Jahrhundertwende werden voraussichtlich bis zu einer Million Pflanzen und Tierarten, die heute noch existieren, durch menschliche Eingriffe ausgestorben sein schreibt bild der wissenschaft. Zu diesem Ergebnis kamen rund 150 amerikanische Wissenschaftler und Beamte bei einer Konferenz in den USA. Auch die Entwicklungsländer dürften ihrer Ansicht nach von diesen Veränderungen nicht verschont bleiben. Wirksame Gegenmaßnahmen würden „sowohl am fehlenden Geld als auch an fehlender Einsicht“ scheitern.
Über vier Dutzend Atombomben gezündet
◆ Im vergangenen Jahr wurden von den vier Atommächten USA, Sowjetunion, Frankreich und Großbritannien 49 Atomsprengladungen gezündet. Die fünfte Atommacht, China, brachte keine Bombe zur Detonation. Das geht, wie Der Tagesspiegel berichtet, aus einer Zusammenstellung des schwedischen militärischen Beobachtungszentrums Hagfors hervor. Mit 21 unterirdischen Versuchen führt die Sowjetunion die Liste an; allerdings wurden 5 Atombomben zu nichtmilitärischen Zwecken gezündet, unter anderem zur Ölsuche. Die USA zündeten 16 Atombomben, Frankreich 11 und Großbritannien eine.