-
Sprenge die Fesseln, um den „vollständigen Willen Gottes“ zu tunDer Wachtturm 1959 | 1. Juli
-
-
Sprenge die Fesseln, um den „vollständigen Willen Gottes“ zu tun
„Formt euch nicht mehr nach diesem System der Dinge, sondern werdet dadurch umgewandelt, daß ihr euren Sinn neu gestaltet, damit ihr euch selbst von dem guten, annehmbaren und vollständigen Willen Gottes überzeugen mögt!“ — Röm. 12:2, NW
1. Welche triumphierende Botschaft wird nun ausgerufen und wo?
JEHOVA hat den Befehl erteilt, ‚im Lande Freiheit auszurufen für alle seine Bewohner‘. (3. Mose 25:10) Obwohl Finsternis die Erde bedeckt und sich die dunkle Düsterheit des Kernzeitalters auf die Nationen herabgesenkt hat, wird heute doch bis an die Enden der Erde Freiheit ausgerufen. Wie denn? Durch die großartige, triumphierende Ankündigung: „Das Königreich der Welt ist das Königreich unseres Herrn [Jehovas] und seines Christus geworden, und er wird als König in alle Ewigkeit herrschen“. (Off. 11:15-18, NW) Das bedeutet den Untergang aller Feinde Gottes und der Menschheit. Auch kündet es an, daß bald die ganze Erde ‚voll sein wird mit der Erkenntnis Jehovas, gleichwie die Wasser den Meeresgrund bedecken‘, und daß Menschen guten Willens als vereinte Menschheitsfamilie nun in eine ewige Ära der Freiheit und des Glücks eingehen können, die ihren großen Schöpfer und Wohltäter preist — Jes. 11:1-9.
2. Wo nur ist diese gute Botschaft zu finden?
2 Welch wunderbare Botschaft dies doch ist! Es ist eine so gute Botschaft, daß sie das Herz jeder aufrichtigen Seele warm schlagen läßt, und dies ungeachtet, zu welcher Rasse oder Nation oder welchem Stamm der Betreffende gehöre und wo immer er wohnen mag, sei es in Afrika oder einem der beiden Amerikas, in Asien, Europa oder auf den Inseln des Meeres. Diese frohe Botschaft von einer Befreiung ist nur in Gottes Buch der Freiheit, in der Bibel zu finden, über die Jesus, der Sohn Gottes, sagte: „Dein Wort ist Wahrheit.“ — Joh. 17:17
3. (a) In welcher Hinsicht kommt diese Welt einem Gefängnis gleich? (b) Wie kennzeichnete Jesus die Schlingen der Überlieferung?
3 Wenn die Bibel der gefangenen Menschheit Freiheit kündet, weist sie auch deutlich auf die geradezu lebensgefährlichen Schlingen hin, durch die die gegenwärtige Welt ein mächtiges Gefängnis geworden ist. Diese Welt ein Gefängnis? Jawohl, ein Gefängnis, in welchem sowohl die Christenheit als auch das Heidentum durch religiöse Überlieferungen, die sie umgarnen, in Fesseln geschlagen werden. Vor mehr als neunzehnhundert Jahren sprach Jesus Christus, der große Freiheitskämpfer, über jene, die die jüdische Nation gefangenhielten, folgende verurteilende Worte: „Warum übertretet auch ihr das Gebot Gottes um eurer Überlieferung willen? … [ihr] habt das Wort Gottes wegen eurer Überlieferung ungültig gemacht. Ihr Heuchler.“ (Matth. 15:3, 6, 7, NW) In heuchlerischer Weise zollten diese Gott einen bloß äußerlichen Respekt, während sie die Überlieferungen eines Anbetungssystems lehrten und danach lebten, das in der Knechtschaft Satans war. Aber nicht nur in der Zeit der Pharisäer steckte das Volk in den Schlingen der Überlieferung. Herkömmliche Bräuche und Traditionen schlagen die Völkerschaften aller Nationen heute auf Erden in Banden.
4. Wie kann sich jemand frei machen, um Gottes Willen zu tun?
4 Wie kann man sich aus diesen Banden lösen? Indem man die Worte Jesu, des großen Freiheitskämpfers, beachtet. Jehova hatte diesen Jesus gesalbt, um „den Sanftmütigen frohe Botschaft zu bringen … Freiheit auszurufen den Gefangenen, und Öffnung des Kerkers (der Augen, NW) den Gebundenen.“ (Jes. 61:1) Er öffnet den Menschen die Augen des Verständnisses, indem er sie die Wahrheit aus der Bibel lehrt. Zu denen, die das glauben, was er lehrt, sagt er: „Wenn ihr in meinem Worte bleibt, seid ihr wirklich meine Jünger, und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.“ (Joh. 8:31, 32, NW) Die Wahrheit macht jemanden frei von Überlieferungen, so daß er sich von dem „guten, annehmbaren und vollständigen Willen Gottes überzeugen“ und ihn tun kann. — Röm. 12:2, NW.
5. Auf welche Weise muß man kämpfen, um frei zu werden und frei zu bleiben? Lohnt sich der Kampf?
5 Ebenso wie ihr Meister sprachen Jesu Jünger von der weltweiten Knechtschaft und dem entschiedenen Kampf, der notwendig ist, damit jemand die Fesseln sprengen kann. Einer dieser Jünger, der Apostel Paulus, hat erklärt: „Deswegen sage ich dies und bezeuge (es) im Herrn, damit ihr nicht länger so wandelt, wie auch die Nationen wandeln gemäß der Fruchtlosigkeit ihres Sinnes, während sie sich geistig in Finsternis befinden und dem Leben, das Gott gehört, entfremdet sind.“ (Eph. 4:17, 18, NW) Um aber nicht länger so zu wandeln, wie die Nationen wandeln, müssen die Menschen guten Willens „jeden Gedanken im Gehorsam gegenüber dem Christus gefangen“ führen. (2. Kor. 10:3-5, NW) Sie müssen den Kampf aufnehmen, ja einen harten Kampf kämpfen, um sich aus den Banden verwirrender, nutzloser Gedanken und Bräuche einer Welt zu lösen, die Gott nicht kennt. Und haben sie sich dann losgerissen, so müssen sie weiter kämpfen, um ihre Freiheit zu bewahren. Das mag Mühe und große Opfer kosten, aber Gott verleiht als Ersatz dafür mehr als hundertfachen Lohn. — Mark. 10:28-30.
6, 7. (a) Welches Musterbild in bezug auf Überlieferungen ist in der ganzen Welt zu finden? (b) In welchem Maße ist der Götzendienst eine Schlinge geworden?
6 „Werdet dadurch umgewandelt, daß ihr euren Sinn neu gestaltet“, sagt Paulus. Wovon sollen wir uns, um umgewandelt zu werden, befreien? Von dem traditionellen Musterbild der Welt. Dieses mag von Land zu Land etwas verschieden sein, aber das allgemeine Muster bleibt dasselbe. Es gründet sich nicht auf Wahrheit oder Liebe, sondern auf Aberglauben, Unwahrheit und Selbstsucht. Salomo dachte an die ganze, große Welt, wenn er sie als „höchste Nichtigkeit“ und als ein „Abmühen für den Wind“ bezeichnete. — Pred. 12:8; 5:16, NW.
7 Dieses weltweite Musterbild besteht zum großen Teil in den Fesseln des religiösen Formenwesens. In der Christenheit sowohl wie im Heidentum gibt es heilige Prozessionen, Kerzen, Weihrauchopfer, Götzenbilder und „Heilige“. Wer mit den sogenannten „christlichen Heiligen“ vertraut ist, braucht nicht überrascht zu sein, wenn er bei einem Besuch des Orients Buddhistengötzen mit einem Heiligenschein findet, die die Perlen eines Rosenkranzes ergreifen. All dies gehört zum Musterbilde dieser Welt. Der Rat des Paulus gilt allen, die in der weiten Welt nach Wahrheit suchen: „Meine Geliebten, flieht den Götzendienst.“ (1. Kor. 10:14, NW) Götzendienst legt eine Schlinge, in die Scharen von Menschen geraten, so daß sie gegenüber der Anbetung des einen wahren Gottes blind sind. — 2. Kor. 4:3, 4.
8, 9. (a) Ist „Weihnachten“ und sind ähnliche Feste auf die Christenheit beschränkt? (b) Was sagt Petrus über solche Lustbarkeiten?
8 Indes müssen sich die vielen, die sich von Götzendienst und anderen formellen Riten frei gemacht haben, vor den feineren Arten des Götzendienstes hüten. In der ganzen Welt gibt es eingewurzelte religiöse Bräuche und oft auch Landesbräuche, die dem Worte Gottes zuwiderlaufen. Auch von solchen muß man sich frei machen, um Leben in Gottes neuer Welt zu finden. Viele dieser Bräuche haben gewissermaßen eine allgemeine Bedeutung erlangt, da die Christenheit und das Heidentum sie in gleicher Weise pflegen. Zum Beispiel denken wir hier an die Lustbarkeiten des „Weihnachtsfestes“, die die Christenheit vom Heidentum entlehnt hat.a Doch entlehnt heute das sogenannte Heidentum „Weihnachten“ wieder von der Christenheit, wie dies folgende Meldung aus Tokio, dem buddhistischen Japan, besagt: „Gemäß einer polizeilichen Erhebung betrug die Zahl der am Heiligen Abend bis zum Morgen des 25. Feiernden insgesamt 3 700 000. Das war eine Höchstzahl der Teilnehmer solcher Lustbarkeiten seit dem Kriege.“b
9 Das Muster der „Weihnacht“ oder des „Christfestes“ ist in der ganzen Welt dasselbe. Ist es aber wirklich christlich? Bestimmt nicht! Stimmen Neujahr- und Frühjahrsfeiern und Erntedankfeste, so wie sie in der ganzen Welt gefeiert werden, mit den Lehren der Bibel überein? Oder stürzt man sich auf weltliche Weise in den Trubel, um der Wirklichkeit zu entfliehen? Zu jenen, die ‚ihren Sinn umgestalten‘, sagt Petrus: „Denn es ist genug, daß ihr in der vergangenen Zeit den Willen der Nationen vollbracht habt, als ihr in losem Wandel dahinlebtet, in Lüsten, übermäßigem Weingenuß, Lustbarkeiten, Trinkgelagen und Götzendienerei, die nicht gesetzlich eingeschränkt sind.“ (1. Pet. 4:3, NW) Vermeide es, diesem weltlichen Muster zu folgen!
10, 11. (a) Wieso sind durch die universelle Lehre von der Unsterblichkeit den Menschen große Lasten erwachsen? (b) Wieso bringt die biblische Wahrheit über die Verstorbenen den Menschen Trost?
10 Johannes sagte: „Die ganze Welt liegt in der Gewalt des Bösen.“ (1. Joh. 5:19, NW) Satan, der „Böse“, war es, der zu den Urahnen des Menschen sagte: „Ihr werdet bestimmt nicht sterben.“ Das war die erste Lüge, die vom Vater der Lügen herkam, und darin inbegriffen war seine spätere Lüge über eine der Seele anhaftende Unsterblichkeit. (1. Mose 3:4; Joh. 8:44, NW) In Widerspruch mit Gottes deutlicher Erklärung: „Die Seele, welche sündigt, die soll sterben“, halten die Religionen der Welt an Satans Lehre fest. (Hes. 18:4) In Übereinstimmung mit dem Glauben, daß die Seele unsterblich sei, sprechen sowohl Personen, die sich als „Christen“ ausgeben, als auch „Heiden“ lange Gebete hinsichtlich der Geister der „Abgeschiedenen“ und pilgern zu gewissen Zeiten zu Familiengrüften oder Schreinen. In westlichen Ländern veranstaltet man oft verschwenderisch reiche Bestattungen. Gebete für die Toten kosten viel Geld, doch kosten solche in einigen orientalischen Ländern noch mehr. Die Chinesen sparen ihr ganzes Leben lang, damit bei ihrem Tode mit größter Extravaganz gefeiert werden könne. Es wird erwartet, daß Kinder, Enkel, Vettern und andere Verwandte den Lebenden und den Toten Huldigung darbringen und daß sie noch jahrelang danach Trauer in verschiedenen Schattierungen tragen.
11 Jene jedoch, die ‚ihren Sinn neu gestalten‘, um Gottes vollkommenen Willen zu erkennen, werden sich von dieser religiösen Knechtschaft frei machen. Da sie überdies im Besitz der biblischen Wahrheit sind, können sie Leidtragende trösten, indem sie ihnen von der „Hoffnung zu Gott“ erzählen und ihnen sagen, „daß es sowohl für die Gerechten wie für die Ungerechten eine Auferstehung geben wird“. (Apg. 24:15, NW) Jene, die „Hoffnung zu Gott“ haben, nehmen sich das Muster für ihre Handlungsweise nicht an dem Brauche der Welt, die Verstorbenen zu ehren. Statt dessen ehren sie Jehova und machen sein liebevolles Vorhaben mit Bezug auf die Verstorbenen bekannt. — Joh. 5:28, NW.
12. Welche lebendige Kraft kann den Materialismus überwinden und die Bande feudalistischer Überlieferungen lösen?
12 Der Geist der Knechtschaft dieser Welt in ihrer verschiedenen Art dringt in jede Tätigkeit des Lebens ein. In westlichen Ländern erliegen jene, „die entschlossen sind, reich zu werden“, der elenden Sklaverei des verderblichen Materialismus. (1. Tim. 6:9, 10, NW) Im Orient sind andere derart an Bräuche und Verpflichtungen gebunden, daß es ihnen äußerst schwerfällt, klar zu denken oder selbst richtig zu argumentieren. Sie müssen in einer unterwürfigen Stellung in einer feudalistischen Gesellschaftsordnung verharren, wenigstens meinen sie das. Die Buddhisten von Thailand sagen, ein christlicher Prediger könne ebenso gut einem Wasserbüffel Geige vorspielen wie ihnen die Bibel zu erklären suchen. Doch stimmt dies nicht immer, denn selbst Buddhisten sprengen ihre Fesseln, um zu ‚den Kostbarkeiten aller Nationen‘ zu gehören und Jehova Gott anzubeten. Das ist tatsächlich ein Zeugnis für die lebendige Kraft und Macht, die Jehovas Wort, der Bibel, innewohnt. — Hag. 2:7, AS; Heb. 4:12.
13. Welche Warnung erteilt Paulus in bezug auf die Bande weltlicher Weisheit?
13 Dann gibt es auch Fesseln der Weltlichkeit. So viele Menschen, im Westen wie im Osten, lassen sich gefangennehmen von menschlichen Philosophien. Konfuzius hat Nachdruck auf Weisheit, auf Kopfwissen, gelegt. Bis zur heutigen Zeit gibt es sogenannte Intellektuelle, die die Gelehrtheit auf einen Sockel stellen und von einer Art der Gelehrsamkeit zur anderen wandern. Sie nennen das die Suche nach der Kultur. In bezug auf solche hat Paulus die Warnung erteilt: „Seht euch vor, vielleicht mag jemand da sein, der euch als seine Beute wegführt durch Philosophie und leere Täuschung, gemäß der Überlieferung der Menschen, gemäß den elementaren Dingen der Welt und nicht gemäß Christus.“ — Kol. 2:8, NW.
DIE FESSELN VOLLSTÄNDIG SPRENGEN, UM FREI ZU WERDEN
14. (a) Was ist nun dringend notwendig geworden? (b) Wie kann man heute wahres Glück erlangen?
14 Für alle, die irgendeinen Teil der alten Welt gegenüber in Knechtschaft sind, ist nun die wunderbare Gelegenheit gekommen, die Fesseln zu sprengen und sich vollständig loszureißen, um in Freiheit zu gelangen. Es ist jetzt dringend notwendig geworden, dies zu tun, denn wir leben in den „letzten Tagen“ dieser Welt. (2. Tim. 3:1) Wie notwendig ist doch heute eine genaue Erkenntnis! „Die Furcht Jehovas ist der Anfang der Erkenntnis.“ (Spr. 1:7, NW) Wenn Menschen guten Willens Gottes Ehrfurcht gebietende Werke in der Natur und die wunderbare Mannigfaltigkeit seiner Schöpfung betrachten, müssen sie bestimmt alle erkennen, daß er existiert. Indes ist der Gott der Bibel kein namenloses Abstraktum. Er ist der Allerhöchste, ‚der König der Ewigkeit, der unvergängliche, unsichtbare, der alleinige Gott‘. (1. Tim. 1:17, NW) Er ist der Quell allen Lebens und aller Tatkraft. Er ist Jehova, der große Gott, der ein Vorhaben hat und dessen Gedanken und Wege weit höher sind als menschliche Weisheit. (Jes. 55:8-11) Glücklich jener, der von Jehova lernt und wahre Weisheit erlangt. (Spr. 3:13-18) Ja, glücklich jener, der studiert und forscht, um Jehova zu erkennen und ihn zu lieben ‚mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele und mit ganzem Sinn‘. (Matth. 22:37, NW) Ein solcher wird ‚mit aller Weisheit und geistigem Unterscheidungsvermögen mit der genauen Erkenntnis seines Willens erfüllt … werden, um Jehovas würdig zu wandeln‘. (Kol. 1:9, 10, NW) Er wird die wunderbare Vorkehrung verstehen und schätzen, die Jehova durch seinen Sohn, Jesus Christus, getroffen hat, damit sich jedermann frei machen kann, um den „vollständigen Willen Gottes“ zu tun und das Ende der Welt zu überleben.
15. Was für würdige Beispiele von Menschen, die ihre Fesseln sprengten, werden angeführt?
15 Wir finden in der Bibel eine Menge von Beispielen von Menschen, die ihre Fesseln sprengten, um frei zu sein und den vollständigen Willen Gottes tun zu können. Es waren Personen, die ihre Lauterkeit bewahrten und ihr Leben lang darum kämpften, den vollständigen Willen Gottes zu tun, und ihr Leben brachte ihnen Freude und Befriedigung. Da waren zum Beispiel die drei treuen Hebräer, die in der Gefangenschaft in Babylon weilten und sich weigerten, es der Masse, die Götzenkult trieb, gleichzutun. Es erforderte Mut, allein zu stehen, genauso, wie es für jemanden, der sich als Christ oder Buddhist ausgibt, heute Mut erfordert, sich von götzendienerischen Bräuchen frei zu machen, die ihm durch seine Vorfahren überliefert worden sind. Da war Jeremia, der sich von dem Abfall des Volkes fernhielt und das Wort Jehovas verkündete. Es erforderte Mut, gleichwie es für einen Hindu oder einen Afrikaner Mut erfordert, sich von einer Volks- oder Stammesreligion zu trennen und für Jehova Zeugnis zu geben. Da war ferner Mose, der die materialistische Einstellung der hohen Gesellschaft Ägyptens aufgab, um in der bescheidenen Gesellschaft des Volkes Gottes dessen Los zu teilen. Das erforderte Mut; doch brachte die Fülle des geistigen Reichtums, den er dadurch fand und der alle materialistischen Vorteile, selbst der heutigen Welt, weit übertrifft. — Dan. 3:13-18; Jer. 1:4-10; Heb. 11:24-27.
16. Welchen Lohn erhalten Personen, die sich frei machen?
16 Überall in der Christenheit und auch im Heidentum haben heute ebenfalls Hunderttausende ihre Fesseln gesprengt, um zur wahren Freiheit zu gelangen. Es sind die Glieder des ‚Volkes, das seinen Gott kennt‘. Durch ihren Glauben an Gott und Christus Jesus sind sie als eine geeinte Neue-Welt-Gesellschaft auf der ganzen Erde stark geworden. (Dan. 11:32) Verwandte und frühere Freunde mögen spotten und sagen: „Was schaut für dich dabei heraus?“ Ja, was schaut für sie dabei heraus? Nun, der Reichtum der Erkenntnis des vollkommenen Willens Gottes, die sichere Hoffnung auf ewiges Leben in einer herrlichen, neuen Welt, die alles übertreffende Liebe wahrer Freunde, und dies jetzt und immerdar in Jehovas Neuer-Welt-Gesellschaft! Diese Liebe wird die gegenwärtige Welt nie verstehen. Sie nehmen sie wahr und staunen darüber, aber sie verstehen sie nicht, es sei denn, sie werden selbst ein Teil dieser Gesellschaft. (Joh. 13:34, 35) Jehovas Zeugen erhalten alles, was sich ihr Herz wünschen könnte, und dies zufolge ihrer ungeteilten Hingabe an den souveränen Herrscher des Universums!
17. Welche entschiedene Handlungsweise ist notwendig, um sich frei zu machen, und wodurch haben hierin viele versagt?
17 Hingabe, ja Hingabe an Jehova ist der schließliche Schritt, der getan werden muß, um frei zu werden und den „vollständigen Willen Gottes“ zu tun. Um die Fesseln zu sprengen und in die Freiheit zu gelangen, ist aber entschlossenes Handeln notwendig, und zwar in allen Schritten, die dazu führen, vor allem die entschiedene Anstrengung, anders denken zu lernen, als die Welt denkt, dann ein positives Studium, um nach Gottes Denkweise, also nach biblischer Weise, denken zu lernen, und eine positive Verbindung mit Gottes Volk, das in der Neuen-Welt-Gesellschaft zu finden ist. (Kol. 3:23, 24) Man muß also mit Entschiedenheit vorgehen, bis zum schließlichen Schritt der Hingabe an Jehova. Diesbezüglich haben viele versagt. Sie haben ihren Sinn nie völlig umgestaltet oder nie einen festen Entschluß gefaßt. Sie haben sich Gott nie rückhaltlos hingegeben. Sie denken, es wäre „reizend“, in einer friedlichen, neuen Welt zu leben. Sie mögen auch gelegentlich ausziehen und sich am Dienst für Gott beteiligen. Doch lassen sie es dabei bewenden und geben sich Jehova nie hin. Dadurch verpassen sie die Freude, von der die Neue-Welt-Gesellschaft durchdrungen ist und die auch sie durchdringen sollte. Es genügt nicht, Jehova nur einen kleinen Teil des Herzens zu geben und den anderen Teil für selbstische Zwecke zu reservieren. „Du sollst Jehova, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und deiner ganzen Seele und mit all deiner Lebenskraft … denn Jehova, dein Gott in deiner Mitte, ist ein Gott, der ausschließliche Ergebenheit fordert.“ (5. Mose 6:5, 15, NW) Das bedeutet, daß man seinen Sinn vollständig umformen muß, und zwar bis zu dem Punkte, wo man sich Gott hingibt.
18. Inwiefern war Ruths Hingabe ein hervorragendes Beispiel?
18 Ob jemand nun in der Christenheit oder im Heidentum lebt, sollte er, im gleichen Geiste wie einst Ruth, die Moabiterin, seine Fesseln sprengen. Ruth war inmitten einer heidnischen Religion erzogen worden. Aber Noomi, die Jehova anbetete, belehrte sie über den wahren Gott, Jehova. Ruth war bereit, ihre alten Verbindungen zu lösen, ja ihr eigenes Volk zu verlassen und sich in ein neues Land zu begeben, um eine neue Art Gottesanbetung zu pflegen. Sie schlug diesen Weg nicht nur ein, sondern folgte ihm, bis das Ziel erreicht war, wobei sie sich mit allem, was sie besaß, für Israel, das Volk Gottes, einsetzte und dessen Los zu dem ihrigen machte. Als ihr eine Gelegenheit geboten wurde, umzukehren, ließ sie keinen Gedanken daran aufkommen; sie erklärte Noomi vielmehr: „Wo du hingehst, werde ich hingehen, und wo du die Nacht verbringst, werde ich die Nacht verbringen. Dein Volk wird mein Volk sein und dein Gott mein Gott.“ Sie gab sich in ihrem Herzen Jehova Gott hin und erklärte, daß nichts, außer dem Tode, sie von Jehova und seinem Volke trennen werde. Welch reicher Lohn wartete ihrer im Lande Israels, des Volkes Gottes! Und welch reicher Lohn für ihre Treue wird noch in der Auferstehung ihr Teil sein! Nicht einmal der Tod kann sie davon scheiden, noch kann der Tod die Jehova hingegebenen, treuen Diener von heute von den Segnungen scheiden, die Jehova bei ihrer Auferstehung für sie bereithält. — Ruth 1:16, 17; 4:13-15, NW.
19. Wie schätzen die Gott hingegebenen Diener die verschiedenen Werte ein?
19 Wie glücklich ist doch das Los derer, die sich ganz losreißen, um in die Freiheit zu gelangen! Sie sind es, die den wahren Wert der Dinge erkennen, die Jehova und seine Güte schätzen und erklären: „Eines habe ich von Jehova erbeten, nach diesem werde ich trachten: daß ich im Hause Jehovas wohnen möge alle Tage meines Lebens, um die Holdseligkeit Jehovas zu schauen und mit Wertschätzung seinen Tempel zu betrachten.“ (Ps. 27:4, NW) „Jehova, ich habe die Wohnung deines Hauses und den Wohnort deiner Herrlichkeit geliebt.“ (Ps. 26:8, NW) Wie glücklich sind doch Gott hingegebene Diener, die ihrem Hingabegelübde gemäß leben, die Gott Tag und Nacht in seinem Tempel dienen und sich stets der Gemeinschaft mit seinem Volke erfreuen! — Off. 7:9-17.
FREIE UND DOCH SKLAVEN
20. (a) Besteht ein Widerspruch, wenn gesagt wird, daß Personen, die sich frei machen, „Sklaven“ werden? (b) In welchen Beziehungen sind sie Sklaven?
20 Welch herrliche Freiheit, eine Freiheit, die ewig dauern kann, ist Gottes Dienern doch zugesagt! Aber Gottes freie Menschen werden auch „Sklaven“ genannt. Widersprechen sich etwa diese Bezeichnungen? Nein, bestimmt nicht, so wie es diese willigen, fröhlichen, ja glücklichen Sklaven Jehovas betrachten, die ihrem Hingabegelübde nachkommen. Ihre Freiheit ist allerdings eine relative Freiheit, die sich stets dem Willen Gottes, Jehovas, unterordnet. Während sie diesen Willen mit Lust tun, segnet Gott sie mit wunderbaren Freuden und Vorrechten der Freiheit, wobei sie sich indes stets innerhalb der richtigen Grenzen seiner theokratischen Einrichtung bewegen müssen. Daher sind sie Sklaven, Sklaven Jehovas. (Off. 19:4, 5, NW) Sie sind außerdem Sklaven Jesu Christi, da er sie mit seinem eigenen Blute erkauft hat. „Denn ihr wißt, daß ihr nicht mit verweslichen Dingen, mit Silber oder Gold, als Lösegeld erlöst worden seid von eurer fruchtlosen, von euren Vorfahren durch Tradition übernommenen Art des Wandels, sondern es geschah mit kostbarem Blut, gleich dem eines makellosen, fleckenlosen Lammes, nämlich Christi.“ (1. Pet. 1:18, 19, NW) Somit sind sie „Sklaven Christi.“ geworden, „die den Willen Gottes mit ganzer Seele tun“. — Eph. 6:6, NW.
21. In welchem Gegensatz steht die Sklaverei der alten Welt zu dem Lose der Sklaven Jehovas?
21 Jene Menschen aber, die sich Jehova nicht hingeben, sind ebenfalls Sklaven, Sklaven von einer anderen Art. Sie sind die unglücklichen Sklaven Satans und seiner Welt. Jeder heute auf Erden Lebende muß entweder ein untertäniger Sklave dieser elenden Welt sein, oder er muß sich losreißen, um der freudige Sklave Jehovas zu werden. Ein jeder muß selbst wählen. (Jos. 24:15) Jesus erklärte: „Niemand kann ein Sklave zweier Meister sein; denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird dem einen anhangen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Sklaven Gottes und des Reichtums sein.“ (Matth. 6:24, NW) Weise Menschen sagen: „Ich freute mich, als sie zu mir sagten: Lasset uns zum Hause Jehovas gehen!“ (Ps. 122:1) Ewige Freuden stehen allen in Aussicht, die entschlossen den Schritt der Hingabe tun und ihr Hingabegelübde erfüllen.
22, 23. Was für Familienprobleme mögen für Personen entstehen, die sich Jehova hingeben, und welcher Rat wird für die Erledigung solcher Probleme gegeben?
22 Das Muster der alten Welt bietet indes denen, die sich Gott hingeben, viele Probleme. In manchen Ländern ist die Frau die Sklavin ihres Mannes, und an einigen Orten ist der Ehemann der Sklave seiner Frau. Was hat dies mit der Frage der Hingabe an Gott zu tun? In 1. Korinther 7:24 (NW) lesen wir: „In welchem Stande jeder berufen wurde, Brüder, darin bleibe er in Verbindung mit Gott.“ Wiewohl eine Ehefrau, die gerade den Schritt der Hingabe an Gott getan hat, bei einem ungläubigen Ehemann bleibt, muß sie doch anerkennen, daß sie jetzt auch ein „Sklave Christi“ geworden und „mit Gott verbunden“ ist. (1. Kor. 7:22-24, NW) In anderen Worten: Sie kann ihrem Ehemann gegenüber nicht derart knechtische Untertänigkeit an den Tag legen, daß sie nicht am christlichen Gottesdienst teilnehmen würde. Das bedeutet indes nicht, daß sie ihren Mann verlassen dürfte. Wiewohl sie standhaft für die Anbetung Jehovas eintritt, ist sie doch auch fleißig bemüht, das zu tun, was von ihr im Heim verlangt wird. (Spr. 31:27, 30) Sie liebt ihren Gatten und ihre Kinder und wird im Interesse der Familie arbeiten. Ihre neue Lebensweise, die mit christlichen Grundsätzen übereinstimmt, mag auf ihren Mann sogar großen Eindruck machen. — 1. Pet. 3:1, 4.
23 Manchmal hört man die Worte: „Mein Mann ist dagegen.“ Ist er aber wirklich dagegen? Es gibt Eheleute, die die Angelegenheit ihrer Hingabe an Jehova mit ihrem Ehepartner nie besprochen haben. Niemand sollte je denken, er (oder sie) könnte damit auskommen, daß er nur etwas Dienst tut, wenn der ungläubige Partner abwesend ist. Wieviel besser ist es doch, ihm aufrichtig zu erklären, was die Hingabe an Gott bedeutet. Wer den Schritt der Hingabe an Jehova getan hat, kann den Ehepartner wissen lassen, daß dies in bezug auf Familienangelegenheiten bedeuten kann, daß sie besser zusammen auskommen als zuvor, denn die Bibel sagt, daß dies so sein sollte. (1. Tim. 5:8; 3:11) Im Hinblick auf geistige Belange aber gilt es, bei Versammlungen anwesend zu sein und Felddienst zu tun, denn das ist der heilige Dienst für Gott. (Röm. 12:1) Diese Dinge können oft taktvoll und in netter Weise besprochen werden. Dabei laßt stets deutlich den herzlichen Wunsch offenbar werden, daß ihr gut zusammenwirken wollt. Die Ehefrauen sollen weiterhin die Stellung des Ehemannes als Haupt in Familienangelegenheiten respektieren. Welche Freude, wenn ein Ehepartner der Wahrheit Gehör schenkt. Zieht er es aber vor, nicht darauf zu hören, kann oft die demütige Handlungsweise seiner Frau mehr bewirken als vieles Reden, indem sie auf stille Weise dartut, daß sie eine noch bessere Ehefrau geworden ist. — 1. Tim. 2:8-10.
24. Wie sollte sich der Christ gegenüber einer weltlichen Beschäftigung verhalten?
24 Viele Menschen sind ihrem Arbeitgeber oder ihrem Geschäft versklavt. Sie denken, ihre Verpflichtungen reichten über die Arbeitsstunden hinaus und sie müßten sich an einer sozialen und sportlichen Tätigkeit beteiligen, die für Angestellte einer Firma veranstaltet werden. Andere lassen sich derart von ihrer weltlichen Arbeit in Anspruch nehmen, daß sie Tag und Nacht, ja sieben Tage in der Woche arbeiten. Was immer die materiellen Vorteile dabei sein mögen oder welche Beförderung ihnen in Aussicht steht, sind sie doch nichts im Vergleich zu der herrlichen Aussicht auf einen ewig dauernden Dienst in Gottes neuer Welt. Der Weise wird weltliche Beschäftigungen in den Schranken ihres richtigen Platzes halten. „Niemand, der als Soldat dient, verwickelt sich in die Handelsgeschäfte des Lebens, damit er die Anerkennung dessen erlange, der ihn als Soldat angeworben hat.“ — 2. Tim. 2:4, NW.
25, 26. (a) Welchen Rat gibt Paulus in bezug auf Überlieferungen, die zu einer Last geworden sind? (b) Welche vereinte, fortschreitende Front bieten Gottes Diener?
25 In der Tat gibt es viele Fesseln im Gefängnis der alten Welt. Im Hinblick darauf rät uns Paulus: „Laßt uns ebenfalls alles Beschwerende sowie die uns so leicht umstrickende Sünde [Mangel an Glauben] ablegen und laßt uns in dem vor uns liegenden Wettlauf mit Ausharren laufen, indem wir unverwandt auf Jesus schauen, den Anführer und Vervollkommner unseres Glaubens.“ (Heb. 12:1, 2, NW) Weg mit dem niederdrückenden Sklavendienst für diese böse Welt!
26 Vertiefe dich in die Arbeit für die neue Welt und pflege Gemeinschaft innerhalb der Neuen-Welt-Gesellschaft! Was für köstliche Verbindungen dir doch daraus erwachsen! Gottes Diener mögen aus vielen verschiedenen Religionssystemen stammen, aus vielen verschiedenen Lebensschichten, aus vielen verschiedenen Nationen. Aber die Wahrheit hat sie eins gemacht. (Joh. 17:20-23) In brüderlicher Liebe hegen sie zarte Zuneigung zueinander. Alle sind „glühend durch den Geist“. Alle sind willige Sklaven Jehovas und freuen sich über die Hoffnung auf das Kommende. Dabei erleiden sie Drangsal und harren aus im Gebet. Niemand ist in den ‚Geschäften‘ für die neue Welt saumselig. (Röm. 12:10-12, NW) Allen, die ihre Fesseln sprengen, ist es eine Wonne, den „vollständigen Willen Gottes“ zu tun. So handelnd, werden sie ein langes Leben mit vielen frohen Tagen finden, das sich hinzieht bis in alle Ewigkeit!
-
-
In der Neuen-Welt-Gesellschaft zur ,Vollständigkeit‘ gelangenDer Wachtturm 1959 | 1. Juli
-
-
In der Neuen-Welt-Gesellschaft zur ‚Vollständigkeit‘ gelangen
„Ihr sollt demgemäß vollständig sein, wie euer himmlischer Vater vollständig ist.“ — Matth. 5:48, NW
1. Woran halten Gottes Diener fest, und was meiden sie?
FINSTERNIS bedeckt die Erde, und alle, die dem gegenwärtigen bösen System der Dinge versklavt sind, bleiben in der Finsternis. Jene aber, die sich frei machen, um Jehovas Willen zu tun, werden sich des Lichts erfreuen. Sie drängen voran, um zu christlicher ‚Vollständigkeit‘ zu gelangen. Indem sie all das wertschätzen, was Jehova für sie getan hat, beharren sie in ihrer gesegneten Stellung als „Söhne des Lichts“. (1. Thess. 5:5, NW) Sie meiden den Lauf dieser Welt, welche Freiheit von ihrer Art zu haben wünscht, nämlich die Freiheit, so zu handeln, wie es ihr gefällt, ohne auf Gott oder die Mitmenschen Rücksicht zu nehmen. Diese Freiheit nach eigener Prägung ist in Wahrheit eine Sklaverei von elendster Art.
2. Wie kann man bei der Quelle des Lebens bleiben?
2 Die Freiheit des Menschen, der seine Abhängigkeit von Gott leugnet, gleicht der Freiheit des Vogels, der aus seinem Käfig hinausfliegt, worauf er in ungewohnter Umgebung umkommt. Der Ungehorsame kann nicht dadurch Leben finden, daß er den Quell des Lebens flieht. Paulus sagt: „Der Zorn Gottes [kommt] über die Söhne des Ungehorsams. Werdet daher nicht Teilhaber mit ihnen; denn einst waret ihr Finsternis, jetzt aber seid ihr Licht in Verbindung mit dem Herrn. Wandelt beständig als Kinder des Lichts, denn die Frucht des Lichts besteht aus jeder Art von Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit. Fahret fort, euch zu vergewissern, was vor dem Herrn annehmbar ist.“ — Eph. 5:6-10, NW.
3, 4. (a) Welchen Lohn erntete das Volk Israel für seinen Ungehorsam? (b) Welchen Lohn erntet die Christenheit dafür? (c) Wo nur ist heute die Gott wohlgefällige Eigenschaft des Gehorsams zu finden?
3 Die Bibel weist auf warnende Beispiele hin, die ungehorsame Menschen und ungehorsame Nationen gaben. Obwohl das Volk Israel von Jehova besonders begünstigt worden war, wurde es in ruchloser Weise ungehorsam und brachte Schmach und Schande auf seinen Namen. Der Richterspruch, den Jehova durch Jeremia aussprechen ließ, war für Israel ein schmerzender Hieb: „Dieses Wort habe ich ihnen geboten, und gesagt: Höret auf meine Stimme, so werde ich euer Gott sein, und i h r werdet mein Volk sein; und wandelt auf dem ganzen Wege, den ich euch gebiete, auf daß es euch wohlgehe. Aber sie haben nicht gehört und ihr Ohr nicht geneigt, sondern haben gewandelt in den Ratschlägen, in dem Starrsinn ihres bösen Herzens; und sie haben mir den Rücken zugekehrt und nicht das Angesicht. Von dem Tage an, da eure Väter aus dem Lande Ägypten auszogen, bis auf diesen Tag … So sprich zu ihnen: Dies ist das Volk, welches auf die Stimme Jehovas, seines Gottes, nicht hört und keine Zucht annimmt; die Treue ist untergegangen und ist ausgerottet aus ihrem Munde. Schere deinen Haarschmuck und wirf ihn weg, und erhebe ein Klagelied auf den kahlen Höhen: denn Jehova hat das Geschlecht seines Grimmes verworfen und verstoßen.“ — Jer. 7:23-29.
4 Ungehorsam stürzte das Volk Israel ins Verderben. Heute jagt Ungehorsam die Christenheit in ihre Vernichtung, die in Harmagedon kommen wird. Wenn aber auch nationale Gruppen versagen mögen, haben doch einzelne Sklaven Jehovas durch ihren kompromißlosen und entschiedenen Gehorsam seinem Namen Ruhm bereitet. „Wir müssen Gott, dem Herrscher, mehr gehorchen als den Menschen“ — das ist ihr entschiedener Standpunkt gewesen, von dem sie nichts, auch nicht Martern und Tod, abzubringen vermochte. (Apg. 5:29, NW) Heute, in diesen letzten Tagen, sind die gleichen, Gott wohlgefälligen Eigenschaften zu finden, allerdings nicht bei der Scheinchristenheit, sondern bei einer Schar Menschen, die demütig genug gewesen sind, zum Urchristentum der Bibel zurückzukehren. Diese zahlen gehorsam dem Cäsar, was dem Cäsar gehört, wachen aber auch sorgsam darüber, Gott all das zu zollen, was Gott gehört. — Matth. 22:21, NW.
5. Wie müssen wahre Christen den Streitfragen des Tages begegnen?
5 Da der Cäsar ein Tyrann ist und es stets war, ist beständige Wachsamkeit erforderlich, um zu verhindern, daß er sich das aneignet, was Gott gehört. Durch gewisse Streitfragen, wie jene der christlichen Neutralität, der freien Äußerung der Wahrheit und in gewissen Ländern des Rechts, die gute Botschaft von Haus zu Haus zu predigen und sich auch zu versammeln, wird ihr Gehorsam in einem Schmelztiegel geprüft, der durch rohe Feindseligkeiten erhitzt wird. In allen ihren Prüfungen haben sie jedoch das Beispiel des „Hauptvermittlers ihrer Rettung“ vor Augen, der ‚durch Leiden vollkommen gemacht wurde‘ und „den Gehorsam lernte durch die Dinge, die er erlitt“. (Heb. 2:10; 5:8, NW) Auch sie lernen ihn.
THEOKRATISCHE LEITUNG DURCH EIN HAUPT
6. (a) Welche zwei wichtigen Punkte werden in 1. Korinther 11:3 hervorgehoben? (b) Wie übt Jesus seine Autorität als leitendes Haupt aus?
6 Einer der Grundsätze Jehovas, wie sie in der ganzen Schrift erklärt und veranschaulicht werden, ist jener von der Leitung durch ein Haupt. Das bedingt Gehorsam. In der Familie ist „das Haupt einer Frau der Mann“. Die Männer mögen ihre Frauen mit Vorliebe an diesen Punkt erinnern; sind aber auch alle Männer ebenso eifrig bemüht, den Sinn der ihm vorausgegangenen Worte zu erfassen, daß nämlich „das Haupt jedes Mannes der Christus“ ist? Einige mögen das Empfinden haben, die Leitung durch Christus als Haupt sei weniger offenkundig als die Leitung, die der Mann ausübt. Dies ist aber nicht so. Jesus hat seine leitende Stellung und Autorität als Haupt von Jehova erhalten und übt sie aus, aber gleichzeitig erkennt Jesus auch an, daß „das Haupt des Christus Gott“ ist. (1. Kor. 11:3, NW) Wenn wir nun an das Bild denken, das Paulus vom menschlichen Leibe mit seinen vielen Funktionen als Veranschaulichung der Organisation gab, so erkennen wir sogleich, daß das Haupt nicht alles tut, sondern es lenkt oder leitet. Es verwendet die Glieder des Leibes, um sein Geheiß zu tun. Der ganze Leib bewegt sich unter der Leitung des Hauptes und handelt als eine schön zusammenwirkende Einheit auf vollkommen organisierte Weise. Ebenso verwendet Christus, das Haupt, die Organisation, die sein Leib ist, um das ihm zugewiesene Werk zu tun. Seine Befehle erreichen die gesamte Organisation auf Erden durch die leitende Körperschaft, ja sie reichen durch die Zweigstellen hinab bis zu den Versammlungen. — 1. Kor. 12:12-18; Matth. 24:45-47.
7. Wie zeigt man, daß man Christus als leitendes Haupt anerkennt?
7 Um also Christus als das leitende Haupt anzuerkennen, ist es notwendig, der Organisation zu gehorchen, die er persönlich leitet. Zu tun, was die Organisation sagt, bedeutet soviel wie, das zu tun, was er sagt. Der Organisation zu widerstehen bedeutet, ihm zu widerstehen. Die Ordnung der Dinge bedingt außerdem, daß die Männer in der gehorsamen Durchführung der Anweisungen, die Christus durch Gottes Wort und seine Organisation erteilt, die Führung übernehmen. Wenn sie das nicht tun, wird ihr Gerede von theokratischer Leitung durch ein Haupt hohl und sinnlos tönen, und sie sind inkonsequent, wenn sie von ihren Frauen und Schwestern in der Versammlung verlangen, daß diese ihre Stellung als theokratisches Haupt anerkennen.
8. (a) Führe ein Hindernis gegen den Gehorsam an. (b) Zeige anhand von Beispielen, wie falsche Vernunftschlüsse zu Ungehorsam führen.
8 Ein Hindernis, Gehorsam und Unterwürfigkeit zu zollen, ist die Neigung des unvollkommenen Menschen, ein Urteil darüber zu fällen, ob die Anweisungen, die ihnen zukommen, richtig seien oder nicht. Statt diese von Christus durch die Organisation anzunehmen, überlegen sie bei sich oder diskutieren mit anderen darüber, was sie tun sollen. So zu handeln mag in der gegenwärtigen bösen Welt normal sein, aber Jehova liebt es nicht. Bei einer Gelegenheit erachtete es König Saul als vernünftig, etwas von der Habe des Feindes zu retten. Wer nach der Weise der Welt argumentierte, hätte ihm wohl zugestimmt. Aber Jehova stimmte ihm nicht zu. Er hatte es anders befohlen. Durch den Mund seines Propheten Samuel erklärte er daher: „Hat Jehova dieselbe Freude an Brandopfern und Schlachtopfern wie daran, daß man der Stimme Jehovas gehorcht? Siehe, gehorchen ist besser als Schlachtopfer … denn Widerspenstigkeit ist dasselbe wie die Sünde der Wahrsagerei und vermessenes Vorwärtsdrängen dasselbe wie unheimliche Macht und Götzendienst.“ (1. Sam. 15:22, 23, NW, Fußnote) Eva ließ sich ebenfalls von dem Gedanken verlocken, sie könne für sich entscheiden, was gut und was böse sei, statt dies Jehova zu überlassen. (1. Mose 3:1-6) Gottes Volk sollte heute solche Fehler vermeiden.
9. Wie führt Jehova den Menschen, und welche Art Gehorsam verlangt er?
9 Um ein Pferd oder ein Maultier zum Gehorsam zu bringen, wird ihm ein Gebiß in den Mund gelegt, und ein Zaum wird gebraucht, um es zu lenken. Der Mensch kann jedoch vernünftig argumentieren und hat Verstand. Jehova leitet den Menschen dadurch, daß er ihm die nötige Erkenntnis darreicht durch sein Wort, ferner Kraft durch seinen Geist und die Leitung durch seine Organisation. Nun kann jeder selbst wählen, ob er gehorchen will. Durch David hat Jehova folgenden Rat gegeben: „Ich will dich unterweisen und dich lehren den Weg, den du wandeln sollst; mein Auge auf dich richtend, will ich dir raten. Seid nicht wie ein Roß, wie ein Maultier, das keinen Verstand hat; mit Zaum und Zügel, ihrem Schmucke, mußt du sie bändigen, sonst nahen sie dir nicht.“ (Ps. 32:8, 9) Der universelle Souverän wünscht keinen erzwungenen Gehorsam, sondern vielmehr einen Gehorsam, der aus einem Herzen kommt, in dem Verstand und Liebe zu Jehova wohnen.
SCHNELL BEREIT SEIN ZU GEHORCHEN
10, 11. Welches Beispiel von Gehorsam finden wir (a) in Abraham, (b) in Rebekka?
10 Jehova liebt alle jene, die schnell bereit sind zu gehorchen. Das beweisen viele Beispiele aus der Heiligen Schrift. Abraham ist eines von ihnen. Als Jehova ihm sagte, er solle seinen Sohn opfern, fing er nicht an, an dieser Anweisung zu nörgeln oder darüber zu diskutieren. Abraham bekundete Glauben an Jehova und gehorchte selbst so weit, daß er sein Messer erhob, um es in die Brust seines Sohnes zu stoßen. Durch seinen Glauben und seinen Gehorsam wurde Abraham die Auszeichnung zuteil, „Jehovas Freund“ genannt zu werden, und seine Stellung als ein Fürst in Gottes neuer Welt ist ihm zugesichert. — Jak. 2:23, NW.
11 Ein weiteres Beispiel für einen Gehorsam, der Segnungen zur Folge hatte, ist dasjenige der Rebekka. Aus dem Bericht von 1. Mose, Kapitel 24, strahlt die Bereitschaft, zu gehorchen, die Rebekka an den Tag legte, noch heller hervor, als die Schmucksachen, die ihr Elieser überreichte. Als er sie um einen Trunk Wasser bat, leistete sie schnell Folge: „Und eilends ließ sie ihren Krug von ihrer Schulter hernieder und sprach: Trinke, und auch deine Kamele will ich tränken.“ Als darauf Elieser erklärte, daß Jehova ihn dort hingeführt habe, lief „das Mädchen und berichtete diese Dinge dem Hause ihrer Mutter“. Später, als die Frage entstand, ob Rebekka willens sei, sich zu Isaak zu begeben, und ob sie bereit wäre, sogleich abzureisen, erwiderte sie: „Ich will gehen.“ (1. Mose 24:46, 28, 58) Durch ihre Bereitschaft, zu gehorchen, wurde ihr das Vorrecht zuteil, Jakob, den Vater der Stammeshäupter der Nation Israel, also den Prominenten in der messianischen Linie hervorzubringen.
12, 13. (a) Welche Wertschätzung bekundeten Jesu Apostel und wie? (b) Welche Eigenschaften segnet Jehova?
12 Auch die Apostel zeigten, daß sie gleich von Anfang an, als sie mit Jesus in Berührung kamen, die Notwendigkeit eines prompten Gehorsams erkannten. Von Petrus und Andreas sagt der Bericht in Matthäus 4:19-22 (NW): „Und er sprach zu ihnen: ‚Folgt mir, und ich will euch zu Menschenfischern machen!‘ Sogleich die Netze liegen lassend, folgten sie ihm.“ Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, verhielten sich ebenso: „Sogleich verließen sie das Boot und ihren Vater und folgten ihm.“ Wiederholt zeigte auch der Apostel Paulus, daß er diese begehrenswerte Eigenschaft des prompten Gehorsams besaß. Der Bericht in Apostelgeschichte 9:20 (NW) zeigt, daß er nach seiner Bekehrung ‚sogleich begann, in den Synagogen von Jesus zu predigen‘. Als er später in einer Vision den Ruf hörte, ‚nach Mazedonien herüberzukommen und ihnen zu helfen‘, gehorchten er und seine Begleiter eilends. „Sobald er nun die Vision gehabt hatte, suchten wir nach Mazedonien abzureisen, weil wir folgerten, daß Gott uns aufgefordert habe, ihnen die gute Botschaft zu verkündigen.“ Jehova segnete ihren schnellen Gehorsam, indem er ihre Arbeit segnete, so daß sie Früchte zeitigte: Lydia und ihre Hausgenossen nahmen die Wahrheit rasch an und wurden getauft. — Apg. 16:9-15, NW.
13 Beachtet bei allen diesen Beispielen die schnelle Bereitschaft, zu gehorchen, die Abwesenheit von Eigenwillen, von Gleichgültigkeit oder von nur guten Absichten. Jene eifrigen Zeugen bekundeten Eifer, Gehorsamsbereitschaft, Wachsamkeit, Ernst, Promptheit, Ergebenheit und Fleiß. Deswegen liebte sie Jehova.
14. Welche Vorrechte erhalten Personen, die gehorsam sind?
14 Wo immer jemand in Jehovas Organisation dient, dient er durch seine unverdiente Güte. Er wird nur dann an seinem Platz bleiben, wenn er gehorcht. Er wird nur dann wahrhaft glücklich sein, wenn er schnell gehorcht. Heute haben alle willigen Sklaven das Vorrecht, Verkündiger der guten Botschaft zu sein. Ja sie stehen direkt unter dem Befehl, es zu predigen. (1. Kor. 9:16) Außer dieser grundlegenden Ehrenstellung und diesem Dienstvorrecht gibt es viele Stellungen von Verantwortung für gehorsame Personen. So gibt es zum Beispiel verschiedene Kategorien der Pioniertätigkeit, ferner gibt es Dienststellungen in den Versammlungen. Auch gibt es das Dienstvorrecht, sich als Missionar ins Ausland zu begeben oder als Kreis-, Bezirks- oder Zonendiener zu reisen. Andere mögen als Glieder der Bethelfamilien dienen. An allen diesen zugeteilten Plätzen wird Gehorsam und Loyalität verlangt. Als Lohn gibt es Freude! — Heb. 13:17.
15. Wofür sollten alle Sklaven Jehovas Wertschätzung bekunden, und welche Mängel sollten überwunden werden?
15 Alle Sklaven Jehovas sollten mit Wertschätzung für den herrlichen Schatz des Dienstes erfüllt sein. (2. Kor. 4:7) Es gibt indes Personen, die das Mindestmaß an Dienst leisten, das notwendig ist, um in den Aufzeichnungen der Versammlung zu figurieren. Gleicht dies nicht einer Versicherungsprämie, die Jehova widerwillig gezahlt wird, um Unglück abzuwenden? Wer widerwillig dient, sollte sich eilends korrigieren. (2. Kor. 9:6, 7) Zu den Versammlungen beständig zu spät zu kommen, Dienstaufgaben zurückzuweisen oder sie als unwillkommene Last aufzufassen, sich leicht entmutigen zu lassen und keine Lust zu fühlen, Verantwortlichkeiten zu übernehmen, im Gehorsam gegenüber Anweisungen langsam zu sein — all dies sind Symptome eines verödenden Geisteszustandes, der einer sofortigen Heilung bedarf. Wenn das nötig ist, suche eilends Abhilfe zu schaffen. Der schnelle Gehorsam wird dir den Segen Jehovas bringen, der reich macht. — Spr. 10:22.
16. Wie sollte man Zucht von Jehova betrachten?
16 Zufolge der menschlichen Unvollkommenheiten wird — selbst trotz des ernstesten Wunsches, Jehova gehorsam zu sein — nicht verhindert werden können, daß man bisweilen den Ansprüchen nicht genügt. Daher ist es notwendig, sich der Zucht gegenüber richtig zu verhalten. Durch Zucht wird eine Neigung zu Sorglosigkeit korrigiert, und Zucht verhindert, daß sich jemand verhärtet und rebellisch und trotzig wird. „‚Mein Sohn, achte die Zucht von Jehova nicht gering, noch gib es auf, wenn du von ihm zurechtgewiesen wirst; denn wen Jehova liebt, nimmt er in Zucht, ja, er geißelt einen jeden, den er als Sohn aufnimmt.‘ … Allerdings scheint keine Zucht für die Gegenwart erfreulich zu sein, sondern betrüblich; nachher aber bringt sie für jene, die durch sie geschult worden sind, eine friedsame Frucht hervor, nämlich Gerechtigkeit.“ (Heb. 12:5-11, NW) Wenn dir durch Gottes Wort oder seine Organisation Zucht zuteil wird, so nimm sie demütig an, als komme sie von Jehova selbst. Denke daran: „Die Zurechtweisungen der Zucht sind der Weg zum Leben.“ — Spr. 6:23, NW.
CHRISTLICHE ‚VOLLSTÄNDIGKEIT‘
17. Wieso kann Matthäus 5:48 auch heute angewandt werden?
17 Aus Matthäus 5:48 (NW) entnehmen wir folgenden Rat Jesu: „Ihr sollt demgemäß vollständig sein, wie euer himmlischer Vater vollständig ist.“ Wie kann dies zur heutigen Zeit des Endes der Welt auf unvollkommene Menschen zutreffen? Es trifft in dem Sinne zu, daß jeder einzelne, der zur Neuen-Welt-Gesellschaft herkommt, danach streben muß, zu dem vollen Wuchs eines Christen zu gelangen. Niemand darf sich in negativer Weise zurückhalten! Jeder muß danach streben, den himmlischen Vater in seiner ‚Vollständigkeit‘ nachzuahmen. Vollständig zu werden bedeutet, von einem unausgeglichenen, kindesgleichen Zustand zu christlicher Reife voranzuschreiten.
18. Weshalb ist christliche ‚Vollständigkeit‘ jetzt so wichtig?
18 Schon in der Zeit der ersten Christen wurde großer Nachdruck auf Reife gelegt. (Eph. 4:11-16; Heb. 5:12 bis 6:3) Wie wichtig aber wird sie erst für alle Diener Gottes in dieser Zeit, da der Teufel auf die Erde herabgekommen ist und alle zu verschlingen sucht, die Jehova gehorchen! (Off. 12:12, 17) Während in vielen Ländern des Westens und des Orients den Dienern Jehovas feine Schlingen des Materialismus und Aberglaubens gelegt werden, machen Jehovas Diener hinter dem Eisernen Vorhang eine andere Prüfung durch, indem sie einer grimmigen Verfolgung standhalten müssen. Auch hier ist christliche ‚Vollständigkeit‘ erforderlich. Sie müssen in ihrer christlichen Freiheit feststehen. Sie müssen stets bereit sein zu gehorchen, selbst auf die Gefahr hin, das Leben zu verlieren. Sie müssen weiterhin Zeugnis geben, auch „trotz Todesgefahr“. — Off. 12:11, NW.
19. Nenne einige der Prüfungen, die Jehovas Zeugen hinter dem Eisernen Vorhang durchmachen.
19 Blickt über den Eisernen Vorhang hinüber und beachtet zum Beispiel die Tätigkeit der Zeugen Jehovas in Ostdeutschland. Wie wäre dir zumute, wenn du heute abend auszögest, um Königreichsdienst zu tun, ohne zu wissen, ob du danach wieder heimkehrst oder ob es dir eine Strafe von vier Jahren in einer kommunistischen Strafanstalt einträgt? Was dächtest du, wenn du wüßtest, daß der Mangel an Nahrung und die empörenden sanitären Verhältnisse im Gefängnis deine Gesundheit wahrscheinlich untergraben würden? Welchen Geschmack fändest du daran, insgeheim weit wegzureisen, um dir dein Exemplar des Wachtturms zu beschaffen, unter der Gefahr, mehrere Jahre lang eingesperrt zu werden, wenn man es bei dir vorfände? Möchtest du den Wachtturm in einem einzigen Tag studieren, nachdem du ein Exemplar erhalten hättest, um es darauf an andere hungrige Leser weiterzugeben? Wie würdest du die Sache ansehen, wenn du dazu bestellt würdest, einer Gruppe Verkündiger zu dienen, wobei du wüßtest, daß die Diener, die dir vorangingen, bereits zwei- bis dreimal weggeholt und für vier bis fünf Jahre eingesperrt wurden? Wie dächtest du von einer Wiederaufnahme deines Predigtdienstes, wenn du „auf Bewährung“ heimkehren könntest, nachdem dir fünf Jahre Haft auferlegt worden waren, weil du die gute Botschaft predigtest? Wäre es dir lieb, wenn dich die kommunistische Sicherheitspolizei immer und immer wieder ins Verhör nähme, in dem Bemühen, deine Verhaftung herbeizuführen, weil du an einer organisierten Tätigkeit für das Königreich teilgenommen hast? Welche Reaktion würde es in dir auslösen, wenn du beständig den Druck aushalten müßtest, unter den dich Nachbarn, Arbeitskollegen, Parteimitglieder setzen oder der auf deine Kinder in der Schule ausgeübt wird, in der Absicht, dich oder sie zu fangen, damit ihr euch auf irgendeine Weise ihren politischen und militärischen Organisationen anschließt? Wie wäre dir zumute, wenn du von deinem Arbeitsplatz entlassen würdest oder wenn man dir dein Eigentum wegnähme oder dich aus deinem Heim vertriebe, allein aus dem Grunde, weil du ein Zeuge Jehovas bist?
20, 21. Wie bekunden Jehovas Diener in diesen Prüfungen christliche ‚Vollständigkeit‘?
20 Diese und ähnliche Probleme sind für viele Zeugen Jehovas in kommunistischen Ländern die Tagesration geworden. In Ostdeutschland allein sind seit 1950 mehr als dreitausend Zeugen eingesperrt worden. Etwa tausend von diesen waren Frauen. Die Strafen haben im Durchschnitt nahezu je vier Jahre betragen. Trotzdem tun Jehovas Zeugen Gottes Willen weiterhin, wie das die folgende Botschaft zeigt, die einige von ihnen im Juli 1958 aus dem Gefängnis an den internationalen Kongreß der Zeugen Jehovas „Göttlicher Wille“ sandten: „In Lauterkeit wandelnd, fühlen sich sechzehn Brüder eng mit euch verbunden. Jesaja 12:3, 4.“ Der Schrifttext lautet: „Mit Wonne werdet ihr Wasser schöpfen aus den Quellen des Heils, und werdet sprechen an jenem Tage: Preiset Jehova, rufet seinen Namen aus, machet unter den Völkern kund seine Taten, verkündet, daß sein Name hoch erhaben ist!“
21 Könntest du unter solchen Umständen Wonne empfinden? Besäßest du genügend Reife, dem Druck innerhalb und außerhalb des Gefängnisses jahrelang standzuhalten und fortzufahren, mit Liebe und Freundlichkeit zu predigen? Eine solch christliche ‚Vollständigkeit‘ legt ein Bruder aus Ostdeutschland an den Tag, der über die Verhaftung seines Sohnes folgendes geschrieben hat: „Er wurde von dem SSD verhaftet und nach sieben Wochen Untersuchungshaft zu vier Jahren Strafhaft verurteilt. Es wurde ihm zur Last gelegt, Literatur von West-Berlin nach Ostdeutschland gebracht zu haben. Ich selbst war wegen der Wahrheit vom Jahre 1950 bis 1956 eingesperrt und ein anderes meiner Kinder vom Jahre 1951 bis 1954. Wir sind beide wieder daheim und sind entschlossen, hier in Ostdeutschland dem Herrn weiterhin mit unserer bescheidenen Kraft zu dienen, und möge er uns weiterhin seine unverdiente Güte zuteil werden lassen.“
FAKTOREN, DIE ZU CHRISTLICHER ‚VOLLSTÄNDIGKEIT‘ FÜHREN
22. Welche Grundeigenschaft ist erforderlich, um zur ‚Vollständigkeit‘ zu gelangen?
22 Gleich diesen treuen Dienern, ist es für alle, die Jehova gefallen möchten, nötig, daß sie im Interesse ihrer christlichen Vollständigkeit gut ausgeglichen seien. Der Beweggrund all ihrer Anstrengungen muß Liebe sein. Dies geht aus dem Begleittext der Worte Jesu über christliche ‚Vollständigkeit‘ deutlich hervor. „Ihr hörtet, daß gesagt wurde: ‚Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen.‘ Doch ich sage euch: Fahrt fort, eure Feinde zu lieben und für die zu beten, die euch verfolgen, damit ihr euch als Söhne eures Vaters erweist, der in den Himmeln ist; denn er läßt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute, und er läßt regnen auf Gerechte und Ungerechte. Denn wenn ihr die liebt, die euch lieben, was ist dann euer Lohn? Handeln die Steuereinnehmer nicht ebenso? Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt: Tut ihr damit etwas Außergewöhnliches? Handeln die Leute von den Nationen nicht ebenso? Ihr sollt demgemäß vollständig sein, wie euer himmlischer Vater vollständig ist.“ — Matth. 5:43-48, NW.
23. Welche anderen Eigenschaften sind zur ‚Vollständigkeit‘ notwendig?
23 Um „vollständig“ zu werden, muß der Christ Reife samt ihren Eigenschaften der Lauterkeit entwickeln. Er muß sich aufrichtig bemühen, seine Schwächen zu erkennen, und muß sich hart anstrengen, sie zu beseitigen. Er muß Jesu Rat täglich zu befolgen suchen: „Wenn du vollkommen [vollständig, NW] sein willst, so geh hin, verkaufe deine Habe und gib den Armen, und du wirst einen Schatz im Himmel haben; und komm, folge mir nach.“ Geistige Werte müssen höher eingeschätzt werden als die materiellen, und man muß dadurch zur ‚Vollständigkeit‘ gelangen, daß man Jesu Fußstapfen gehorsam folgt. — Matth. 19:21.
24, 25. (a) Was ist über die Verbindungen mit der neuen und die mit der alten Welt zu sagen? (b) Was ist die „Frucht des Geistes“, und wie kann sie hervorgebracht werden?
24 Ferner gilt es, über die Verbindungen, die man pflegt, zu wachen. Oft möchten uns Verwandte oder ehemalige Freunde aus der Welt die Zeit belegen, die wir für die Gemeinschaft mit der Neuen-Welt-Gesellschaft bestimmt haben. Laßt das nicht zu. Bleibt hierin fest. Die Stunden, die allwöchentlich zum Besuch der Versammlung und für den Königreichsdienst reserviert sind, sind die kostbarsten Stunden der Woche. Es sind Stunden, die zum christlichen Gottesdienst gehören, und niemand aus der alten Welt hat ein Recht, diese Zeit zu beanspruchen. Jenen, die sich in solche Verbindungen verwickeln lassen, läßt Jesus sagen: „Folge mir beständig.“ Wenn Verwandte und Freunde aus der alten Welt mit euch mitgehen wollen, könnt ihr ihnen dabei liebreich beistehen. Doch laßt euch nie von eurem eigenen Wachstum zur Reife und von dem Wege zu christlicher ‚Vollständigkeit‘ ablenken. — Matth. 8:21, 22, NW.
25 Der Neuinteressierte und der seit langem Gott hingegebene Verkündiger sowie alle anderen Mitverbundenen sollten sich die Notwendigkeit, rechte Verbindungen zu pflegen, auf das Herz schreiben. Verbindungen mit der alten Welt werden zusammen mit der alten Welt aussterben. Weshalb Gefahr laufen, mit ihr zu sterben? Die Gemeinschaft mit den Brüdern in der Neuen-Welt-Gesellschaft bringt Freude, Frieden, Befriedigung und am Ende — ewiges Leben! Das sind die Verbindungen, die man pflegen soll, nämlich die Gemeinschaft mit Personen, die die „Frucht des Geistes“ aufweisen. Durch solche Verbindungen werden alle in derselben Liebe, derselben Freude und demselben Frieden, derselben Langmut, derselben Freundlichkeit und Güte, demselben Glauben, derselben Milde und Selbstbeherrschung beisammen wohnen. Hier kann man zu christlicher ‚Vollständigkeit‘ gelangen! Ja gerade hier, in der liebreichen Gemeinschaft der Neuen-Welt-Gesellschaft! — Gal. 5:22, 23; Heb. 10:24, 25.
26. Wieso werden gute Gewohnheiten des Studiums jemandem helfen, zur ‚Vollständigkeit‘ zu gelangen?
26 Ein weiterer Faktor, den es zu beachten gibt, damit man zur ‚Vollständigkeit‘ gelange, ist das fleißige und systematische Studium des Wortes Jehovas. Ist denn eine halbe Stunde persönliches Studium am Tag nicht wertvoller als eine wohlverdiente halbe Stunde der Ruhe oder des Schlafes? Eigne dir die Gewohnheit, zu studieren, an. Verbinde mit der Gewohnheit des täglichen Aufstehens am Morgen die Gewohnheit der Betrachtung des Tagestextes. Mit der Gewohnheit der Unterbrechung am Mittag verbinde die Gewohnheit, etwas Theokratisches zu lesen. Mit der Gewohnheit des allabendlichen Zubettgehens verbinde die Gewohnheit des weiteren Nachsinnens über Gottes Wort. Lies täglich in der Bibel. Gute Gewohnheiten des Studiums werden dir behilflich sein, ‚deinen Sinn neu zu gestalten‘, um freudevoll und eifrig als ‚vollständiger‘ Diener Gottes an der Tätigkeit für die neue Welt teilzunehmen. Von welch wunderbarem Wert ist es doch, zu christlicher Reife zu gelangen! — Jos. 1:6-8.
27. Wer gehört heute zu den bevorrechtetsten Menschen auf Erden, und was müssen diese tun?
27 Wer will sich mit einem Mindestmaß von Dienst oder Gemeinschaft begnügen? Mögen alle, die einst ihre Fesseln gesprengt haben und in Freiheit gelangt sind, an dieser Freiheit festhalten! (Gal. 5:1) Drängt voran auf dem Wege zur ‚Vollständigkeit‘ in der Neuen-Welt-Gesellschaft! Am meisten bevorrechtet von allen sind jene, die in vollständiger Hingabe an Jehova weiterhin ‚ihre Leiber als ein Schlachtopfer darbringen, das lebendig, heilig, vor Gott annehmbar ist — ein heiliger Dienst mit ihrer Kraft der Vernunft‘. Reiße dich von „dieser gegenwärtigen bösen Welt“ vollständig, für immer und unwiderruflich los! Mit einem Sinn, der vollständig umgestaltet und der Neuen-Welt-Denkweise angepaßt ist, und indem wir unser Leben vollständig dem Leben gemäß der neuen Welt umwandeln, laßt uns alle danach streben, „vollständig zu sein, wie unser himmlischer Vater vollständig ist“.
-
-
Gottes Zeichen und Wunder erklärenDer Wachtturm 1959 | 1. Juli
-
-
Gottes Zeichen und Wunder erklären
WIR leben in einer Zeit der Zeichen und Wunder. Wir sehen einerseits Satans Zeichen und Wunder, von denen die Organisation der Vereinten Nationen, die ihren Sitz in der Stadt New York hat, wohl das hervorragendste ist. Der „falsche Prophet“ und andere lenken die Aufmerksamkeit auf dieses Wunder und bezeichnen es als des Menschen einzige Hoffnung auf Weltfrieden. Wir sehen aber andrerseits auch Jehovas
-