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Die Frucht des GeistesDer Wachtturm 1955 | 1. Januar
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Die Frucht des Geistes
„Die Frucht des Geistes ist: Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Glauben, Milde, Selbstbeherrschung.“ — Gal. 5:22, 23, NW.
1. Warum gehen der Menschen Anstrengungen zur Selbstentwicklung oft fehl, und welcher Schrifttext wirft Licht darauf?
SEIT undenklichen Zeiten hat sich der Mensch sehr für die Selbstentwicklung seines Ichs in jeder Hinsicht — körperlich, geistig und moralisch — interessiert. Zufolge der Unvollkommenheit haben seine Bemühungen hierin oft des Gleichgewichts ermangelt, und dazu kam noch die Neigung, ins Extrem zu gehen. Zum Beispiel gibt es Menschen, die mit großem Stolz ihre Muskeln entwickeln oder Athletenstücke leisten, welche Bewunderung und Beifall eintragen. Doch wird wenig erkannt, daß dies häufig auf Kosten einer guten Gesundheit geht, die im späteren Leben vermißt wird, und oft bedeutet es die Vernachlässigung feinerer, wenn auch nicht greifbarer Dinge, die mit Herz und Sinn zu tun haben. So sagt es der Apostel: „Denn körperliche Übung ist zu wenigem nützlich, aber Gottergebenheit ist nützlich zu allen Dingen, da sie eine Verheißung auf jetziges und kommendes Leben in sich birgt.“ — 1. Tim. 4:8, NW.
2. (a) Wie hat die Religion im allgemeinen den Gedanken der Selbstentwicklung genährt? (b) Was sagte Paulus diesbezüglich in Verbindung mit dem Judaismus?
2 Dieser Mangel an Gleichgewicht und diese Neigung zu Übertreibung sind auch zutage getreten, als sich die Menschen geistig und moralisch zu entwickeln und zu bessern suchten, indem sie oft großen Stolz über ihre Leistungen empfanden, seien es nun wirkliche oder eingebildete. Oft ist dies unter dem Einfluß und der Leitung einer der vielen Religionen geschehen, die zum gegenwärtigen System der Dinge gehören und behaupten, daß, wer sich strikt an den vorgeschriebenen Lauf halte, gewisse Verdienste und Wohltaten erlange, die sowohl sein gegenwärtiges wie auch sein künftiges Leben berühren. Auch sind selbst die Religionen, die sich zu dem einen wahren Gott bekennen, dieser Schlinge nicht entgangen. Wie kam Paulus denn dazu, in seinem Briefe an die Galater „die Frucht des Geistes“ in Gegensatz zu stellen zu den „Werken des Fleisches“? Geschah dies nicht gerade zufolge dieser Frage, die einige aufgeworfen hatten, die immer noch am System des Judaismus festhielten durch ihre Behauptung, daß Gerechtigkeit im Fleische durch „Gesetzeswerke“ erlangt werden könne, und dies „gemäß jüdischem Brauche“? Paulus wußte nur zu gut, welcher Schwierigkeit er gegenüberstand, denn, wie er in bezug auf seinen früheren Wandel sagt, machte er ‚im Judaismus größeren Fortschritt als viele seiner Altersgenossen in seinem Geschlecht‘. So schreibt er, im Innersten erregt: „Seid ihr so unverständig? Nachdem ihr im Geiste begonnen habt, wollt ihr jetzt im Fleische vollenden?“ — Gal. 5:19, 22; 2:14, 16; 1:14; 3:3, NW.
3. In welchen Beziehungen besteht eine Ähnlichkeit zwischen der Christenheit und dem Judaismus, was diese Frage betrifft?
3 Ganz ähnliche Gedanken und Behauptungen, wie die Unterstützer des Judaismus sie vorbrachten, sind auch in den vielen Sekten der Christenheit zu finden. Man ist allgemein der grundlegenden Auffassung, Christen stünden unter dem Gesetz der Zehn Gebote mit Einschluß des Sabbatgesetzes, und durch eine strenge äußerliche Beobachtung der einzelnen darin enthaltenen Bedingungen könne man eine Stellung der Gerechtigkeit erreichen. Ferner sind gleichwie im jüdischen System eine Menge menschlicher Überlieferungen hinzugefügt worden, wie selbstauferlegte Bußübungen, Fasten, Selbstverleugnungen und eine klösterliche und strenge Lebensweise; dies alles soll beitragen zur persönlichen Heiligkeit und damit zur notwendigen disziplinarischen Schulung und Tauglichkeit zu künftigem Leben mit Christus in himmlischer Herrlichkeit. Ja, einige sind bis in das Extrem gegangen, zu behaupten, sie könnten absolute Heiligkeit, Sündlosigkeit, erreichen, während sie noch im Fleische sind. Wie töricht! Besonders angesichts der bezüglichen Warnung des Apostels, der sagt: „Jene Dinge besitzen zwar einen Schein von Weisheit in einer selbstauferlegten Form der Anbetung und Scheindemut, einer strengen Behandlung des Leibes, sind aber ohne Wert im Kampf gegen die Befriedigung des Fleisches.“ — Kol. 2:23, NW.
4. Was verstehen und schätzen die Lehrer der Christenheit nicht?
4 Die religiösen Lehrer in der Christenheit verstehen im allgemeinen die biblische Lehre nicht, wonach Christen „nicht unter Gesetz, sondern unter unverdienter Güte“ stehen und gerechtgesprochen oder gerechtfertigt werden in Verbindung mit dem neuen Bunde, in dem Christus Jesus der Mittler ist. Folglich erkennen diese Lehrer auch nicht, daß die Kraft zur Gerechtigkeit unter dem neuen Bunde nicht die abgeschafften Zehn Gebote sind, sondern daß es Gottes Geist ist, der Christen zur Gottähnlichkeit umwandelt, und, wie Paulus sagt: „Wenn ihr durch den Geist geleitet werdet, seid ihr nicht unter Gesetz.“ — Röm. 6:15; Gal. 5:18, NW. Siehe auch Epheser 2:15; 2. Korinther 3:5-18.
5. (a) Weshalb ist die Offenbarung der Wahrheit und das Säubern von Irrtümern ein allmähliches Werk gewesen? (b) Wie wird dies bezüglich der Frucht des Geistes erkannt?
5 Kein Wunder also, daß jene, die in den frühen Jahren unserer heutigen Bewegung (vor dem Jahre 1914 und noch einige Zeit danach) auf die Botschaft der Wahrheit hörten und die falsche Religion des neuzeitlichen Babylons aufgaben, wie dies in Offenbarung 18:4 geboten wird, sich weiterhin etwas durch die Lehren beeinflussen ließen, die sie früher als wahr angenommen hatten. Wir müssen uns stets daran erinnern, daß die Offenbarung der Wahrheit und die nachfolgende Reinigung von jeder babylonischen Befleckung sowohl in der Lehre wie auch in den Bräuchen allmählich vor sich gegangen sind. (Spr. 4:18; Jes. 52:11) In jenen früheren Jahren wurde dem Thema der Entwicklung der „Früchte und Gnaden des Geistes“, wie es allgemein genannt wurde, viel Aufmerksamkeit geschenkt. Mit Galater 5:22, 23 als Grundlage war es ein Lieblingsthema für viele Ansprachen und wurde oft in Form eines Symposions [einer Ansprache, an der mehrere Redner beteiligt sind] behandelt. Beständig aber wollte man dabei zeigen, wie jeder einzelne gemäß den Richtlinien der „Charakterentwicklung“ die verschiedenen Eigenschaften in sich entwickeln müsse, die der Apostel einzeln auf führt. In der Tat legten einige, die damals in der Wahrheit waren, so viel Nachdruck auf die hervorragende Bedeutung der Entwicklung dieser Dinge und verstiegen sich dabei so weit, daß sie sich selbst eine viel zu große Aufmerksamkeit zollten. Jede kleine Erfahrung oder jeder kleine Umstand wurde so angesehen, als spiele er eine gewisse Rolle im Erproben und Entwickeln des Charakters. In vielen Fällen führte es dazu, daß die Betreffenden auf sich selbst eingestellt und egoistisch wurden, natürlich nur in bescheidener Weise. In anderen Worten, man könnte sagen; daß sie überreif wurden und vom Stamme fielen.
6. Was zu begreifen ist für uns wichtig, und welche besondere Gefahr soll vermieden werden?
6 Bedeutet dies, daß wir uns über das Thema Spaß erlauben? Das wäre völlig unangebracht, denn es nimmt einen ganz bestimmten Platz in Gottes Wort ein. Nein, auch wenn wir das Lächerliche an der Auffassung derer zeigen möchten, die sich selbst zu ernst nahmen, wollen wir doch als wichtigen Umstand die Notwendigkeit hervorheben, in Verbindung mit dieser Frage des Fruchttragens den rechten Gesichtspunkt einzunehmen. In bezug auf die Gefahr, auf das eigene Ich eingestellt zu werden, zeigt der unmittelbare Begleittext in Galater, Kapitel 5, daß dies unser größter innerer Feind ist. Paulus sagt: „Wenn wir durch den Geist leben, so laßt uns auch weiterhin durch den Geist ordentlich wandeln. Laßt uns nicht egoistisch werden, indem wir zu Wettleistungen untereinander anreizen und einander beneiden.“ — Gal. 5:25, 26, NW.
7. (a) Wie sollten wir uns selbst sehen? (b) Wie beschreibt Jesaja unsere gegenwärtige Wohlfahrt?
7 Wie also kann uns geholfen werden, den rechten Gesichtspunkt über uns selbst einzunehmen, um dieser Gefahr auszuweichen? Wir müssen uns so sehen, wie Jehova uns sieht. Wie denn? In diesen Tagen sieht und behandelt er uns in erster Linie als ein versammeltes Volk, versammelt zu seiner theokratischen Organisation Zion. Viele Prophezeiungen sprechen von diesem versammelten Volke, und an einer Stelle spricht Jesaja in Verbindung mit Gottes Geist und der sich ergebenden Frucht von ihm. Nachdem er eine Zeit der Unfruchtbarkeit und unfruchtbarer Zustände erwähnt hat, sagt Jesaja dann, diese Zustände würden bis zur Wiederherstellung der theokratischen Organisation herrschen, und zwar mit folgenden Worten: „… bis der Geist über uns ausgegossen wird aus der Höhe, und die Wüste zum Fruchtgefilde wird, und das Fruchtgefilde dem Walde gleichgeachtet wird. Und das Recht wird sich niederlassen in der Wüste, und die Gerechtigkeit auf dem Fruchtgefilde wohnen; und das Werk der Gerechtigkeit wird Friede sein, und der Ertrag der Gerechtigkeit Ruhe und Sicherheit ewiglich. Und mein Volk wird wohnen an einer Wohnstätte des Friedens und in sicheren Wohnungen und an stillen Ruhestätten.“ (Jes. 32:15-18) Welch fesselndes Bild von Segnung und Mehrung! Welch köstliche Frucht!
VERSCHIEDENERLEI FRUCHT
8. Ist alle Frucht, buchstäbliche und bildliche, dieselbe? Doch welcher Gedanke bewahrheitet sich in bezug auf alle diese Bibeltexte?
8 Jemand mag an diesem Punkte aber fragen, ob die in der vorerwähnten Prophezeiung genannte Frucht dieselbe sei wie die von Paulus in Galater 5:22, 23 beschriebene. Und was wäre über die Frucht des Weinstocks zu sagen, die in dem wohlbekannten Bilde in Johannes, Kapitel 15, erwähnt worden ist, als Jesus sagte: „Mein Vater wird darin verherrlicht, daß ihr fortwährend viel Frucht bringt“? (Joh. 15:8, NW) Meinte Jesus, man müsse als Frucht fortwährend viel Liebe und viel Freude und anderes mehr hervorbringen? Ist alle Frucht dieselbe? Die Antwort ist natürlich nein. Das Wort Frucht kommt in der Schrift öfters vor und bezieht sich auf ganz verschiedene Dinge, auf gute wie böse. Alle Hinweise jedoch haben e i n e s gemeinsam: Frucht vermittelt stets den Gedanken von etwas Hervorgebrachtem, von dem natürlichen, logischen Ergebnis oder von einem Auswuchs oder Ertrag, der aus gewissen Ursachen oder einer gewissen Handlungsweise herrührt.
9, 10. Wie kann die Königreichsfrucht von verschiedenen Gesichtspunkten aus betrachtet werden, und mit welcher biblischen Stütze?
9 Weil wir in den Tagen leben, da Gottes Königreich in den Himmeln aufgerichtet und da eine Königreichsorganisation auf Erden aufgebaut worden ist, in die hinein Gottes Volk versammelt wird, kann alle Frucht, die wir mit der Hilfe des Geistes Gottes als seine Knechte hervorbringen, mit Recht Königreichsfrucht genannt werden. Aber selbst diese gute Frucht kann man von verschiedenen Gesichtspunkten aus betrachten. Wie Jesus es in einem seiner Gleichnisse zeigte, ist der Same, den der große Säemann ausstreut, das Wort der Wahrheit, die Königreichsbotschaft. Jesus sagte: „Das auf dem rechten Erdboden sind jene, die das Wort, nachdem sie es mit einem rechten und guten Herzen gehört haben, behalten und Frucht tragen mit Ausharren.“ (Luk. 8:15, NW) Da also jede andere Art von Samen ihre eigene Art hervorbringt und da wir selbst zu einer Erkenntnis der Wahrheit gekommen sind, indem uns jemand anders die Königreichsbotschaft gepredigt hat, folgt, daß die Frucht, die wir hervorbringen müssen, die des Zeugnisgebens vor noch weiteren Personen ist, und zwar mittels derselben Botschaft, indem wir so helfen, die Königreichsinteressen zu mehren. Dies ist e i n Gesichtspunkt, und zwar der hauptsächlichste beim Anwenden des Bildes vom Fruchttragen, wie wir es in den aus Jesaja, Kapitel 32, und Johannes, Kapitel 15, angeführten Stellen finden.
10 Dies ist jedoch nicht der einzige Gesichtspunkt. Indem der Apostel an jene schreibt, die durch das Wort der Wahrheit erleuchtet worden sind, sagt er: „Wandelt beständig als Kinder des Lichts, denn die Frucht des Lichts besteht aus jeder Art von Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.“ (Eph. 5:8, 9, NW) E i n e Art ist jene, die in unserem täglichen Leben kundwerden sollte: „Jede Art von Güte.“ Die andere Art ist jene, die kundwerden sollte in Verbindung mit der Verkündigung der Wahrheit, in „jeder Art“ des Felddienstes. Tatsächlich gehen beide Hand in Hand und sind untrennbar, wie wir sehen werden. Aber in diesem Studium schenken wir jener Art besondere Beachtung, die unser tägliches Leben und unsere Persönlichkeit, unsere Einstellung angeht. Vergessen wir nicht, uns diese Dinge auf praktische Weise anzueignen, indem wir „Täter des Wortes und nicht Hörer allein“ seien. — Jak. 1:22, NW.
LIEBE — DIE HERVORRAGENDSTE FRUCHT DES GEISTES
11. Welches ist die hervorragendste Frucht des Geistes, und welche Frage entsteht diesbezüglich?
11 In der Aufzählung von neun Dingen, die die Frucht des Geistes ausmachen, so wie diese in Galater 5:22, 23 erwähnt werden, steht an allererster Stelle die Liebe, und dies mit Recht. Stelle dir nun auf persönliche und praktische Weise selbst die Frage, was es denn bedeute, soweit es dich betrifft, wenn es heißt, daß ‚die Frucht des Geistes Liebe sei‘. Bedeutet es, daß du dich geistigen Übungen unterziehen und jeden Morgen als erstes zu dir sagen solltest: „Ich muß versuchen, liebevoller zu werden. Ich bin entschlossen, liebevoller zu sein“? Nun, wollten wir auf diese Weise vorgehen und einem Lauf der Selbstentwicklung folgen, wäre da nicht das, was wir in dieser Richtung vielleicht entwickeln könnten, in Wirklichkeit die Frucht des eigenen Geistes? Der Apostel verweist aber auf Gottes Geist, nicht auf den unsrigen. Wie wirkt sich dies denn aus?
12. Auf welche Weise berührt uns Gottes Liebe und wirkt in uns, wie die Schrift es zeigt?
12 Zuerst, wenn wir die Wahrheit kennenzulernen beginnen, ist Gottes große Liebe, seine Freundlichkeit und Güte das, was uns anspricht. Während wir die Wahrheit besser kennenlernen, lernen wir auch Gottes selbstlose Liebe mehr schätzen, bis wir zu dem Punkte kommen, wo wir seiner Einladung folgen: „Gib mir, mein Sohn, dein Herz.“ (Spr. 23:26) Dies bedeutet, daß wir uns im Geiste der Ergebenheit Jehova hingeben, um seinen Willen zu tun, und so werden wir wahre Christen. Offenbar ist dies nicht eine Folge der Liebe, die wir aus eigener Initiative entwickelt haben. Vielmehr ist es, wie Paulus sagt, „weil die Liebe Gottes in unsere Herzen ausgegossen worden ist durch den heiligen Geist“. — Röm. 5:5, NW.
13. Wie berührt diese Liebe unser Verhältnis mit unseren Brüdern?
13 Gleichzeitig sehen wir, daß wir in Verbindung gebracht worden sind mit anderen, die genau denselben Lauf eingeschlagen und dieselben Schritte getan haben. Sie sind daher unsere Mitchristen, und heute sind alle zusammen Glieder der Neuen-Welt-Gesellschaft. Unser Verhältnis zu diesen unseren Brüdern und Schwestern ist eine natürliche und logische Folge, gleichwie eine Frucht ein natürliches Ergebnis und nicht etwas Erzwungenes oder Fabriziertes ist. Zur Stütze des Gesagten schreibt Johannes: „Darin besteht die Liebe, nicht daß wir Gott [zuerst] geliebt haben, sondern daß er uns liebte und seinen Sohn sandte als ein Sühnopfer für unsere Sünden … [und] wenn Gott uns so geliebt hat, dann sind auch wir verpflichtet, einander zu lieben“, in derselben warmen, freundlichen, selbstlosen Weise. (1. Joh. 4:10, 11, NW) Selbstverständlich sollten wir einander lieben. Wenn wir wahre Christen werden und die Liebe Gottes unsere Herzen erfüllt und die Erkenntnis der Wahrheit und die Königreichshoffnung unseren Sinn erfüllen, so sollte das unsere Einstellung, ja unser ganzes Leben unbedingt ändern und umgestalten.
14. Hebt die Schrift die persönliche Verantwortung hinsichtlich der Frucht des Geistes hervor?
14 Empfängt jemand, der dies liest, den Eindruck, daß das Tragen der Frucht des Geistes eine ganz einfache und leichte Sache sei? Sie ist es bestimmt nicht. Wenn auch diese Frucht nicht eine Sache der Selbstkultivierung ist, so bedeutet dies doch keinen Augenblick, daß wir uns einfach zurücklehnen und uns gefügig und regungslos Gottes Händen überlassen müßten. Wie wir schon vorher sagten, möchten wir die richtige Ansicht über uns selbst und die Rolle, die wir zu spielen haben, erlangen. Im Bilde vom Weinstock sagte Jesus: „Mein Vater ist der Weingärtner [Kultivateur].“ (Joh. 15:1, NW) Ja, Jehova ist der große Kultivateur, der alle Königreichsfrucht wachsen läßt, und ihm gebührt alle Ehre. Unter seiner Leitung jedoch tun wir ein gewisses Kultivierungswerk, wie Paulus es zeigt, indem wir pflanzen und bewässern und das Unkraut ausrotten, doch dürfen wir nie vergessen, daß „Gott es ist, der wachsen läßt“. Der Apostel führt weiter aus, daß wir zwar als Einzelpersonen nichts sind in uns selbst, doch „möge jeder wachsam bleiben“ darüber, wie er seinen Verantwortlichkeiten nachkomme, denn „so wird eines jeden Werk kundwerden, denn der Tag [dieser Tag des Gerichts] wird es zeigen“. — 1. Kor. 3:6, 7, 10, 13, NW.
15. Welche persönliche Verantwortung haben wir, und wie kommen wir ihr am besten nach?
15 Was ist denn genau unser Teil im Kultivieren der Frucht des Geistes, was Liebe betrifft? Diese Frage zu beantworten hält nicht schwer. Da wir mehr und mehr verstehen und schätzen, was wahre Liebe ist, so wie sie an Jehova, dem eigentlichen Quell der Liebe, gesehen wird, und während wir in immer engere Einheit mit ihm gelangen, haben wir einen tiefen, brennenden Wunsch, dieselbe Eigenschaft zum Ausdruck zu bringen. So ist Liebe. Sie will sich äußern, will tätig sein. Sie ist selbstlos, so daß wir den Wunsch hegen, daß auch andere sich der Dinge erfreuen und daran teilhaben, die uns selbst soviel bedeuten. Und nun fragen wir: Wie kann die Liebe besser zu voller Frucht gelangen, als dadurch, daß wir so völlig und engverbunden wie möglich mit jener Körperschaft ergebener Menschen mitmachen, die Jehova zu einer Neuen-Welt-Gesellschaft zusammengebracht hat? Und auf welch bessere Weise können wir dem Geheiß gehorchen: „Werdet Nachahmer Gottes, als geliebte Kinder, und wandelt weiter in Liebe“, als dadurch, daß wir allen Zusammenkünften unserer Ortsversammlung beiwohnen und daran wie auch an den verschiedenen Zweigen des direkten Felddienstes teilnehmen? Indem wir diesem Laufe folgen, welch endlose und ausgezeichnete Gelegenheiten haben wir, selbstlose, gottähnliche Liebe, Freundlichkeit und Güte zu betätigen! Ja, da gibt es keine Grenze, denn, wie Paulus sagte, „wider solche Dinge gibt es kein Gesetz“, so daß man sagen könnte: ‚Du sollst hierin nicht weitergehen.‘ — Eph. 5:1, 2; Gal. 5:23, NW.
16. Welche Verpflichtungen haben wir als Glieder der Neuen-Welt-Gesellschaft?
16 Beachtet wohl, dies ist etwas ganz anderes, als sich nur zu den Zusammenkünften zu begeben, um einen Segen zu erhalten, indem man dort Woche um Woche stumm dasitzt und all das Gute bloß aufnimmt oder am Dienstwerk gewohnheitsmäßig teilnimmt, nur aus Pflicht. Zugegeben: die Fruchtbäume nehmen alles Gute auf, was sie von der Sonne, der Luft und dem Erdboden erhalten können. Weshalb aber? Damit sie Frucht tragen können zum Wohl und zur Erquickung anderer. Dies gilt sowohl von der Frucht unseres täglichen Lebens und unserer Einstellung wie auch von der Frucht der Königreichspredigt. Unsere Persönlichkeit sollte unsere Mitchristen erfreuen, und sie wie auch anständiggesinnte Weltleute sollten uns wegen solch vorzüglicher Eigenschaften schätzen. Wirkt deine Persönlichkeit aus diesen Gründen zur Freude anderer?
17. Was ist gemeint mit den Ausdrücken „durch den Geist leben“ und „auch … durch den Geist ordentlich wandeln“?
17 Als Stütze des Gedankens, daß der beste Weg zur Erzeugung der Frucht des Geistes der ist, so weitgehend wie irgend möglich mit Gottes versammeltem Volke mitzumachen, laßt uns von neuem die schon angeführten Worte betrachten: „Wenn wir durch den Geist leben, so laßt uns auch weiterhin durch den Geist ordentlich wandeln.“ (Gal. 5:25, NW) Hier haben wir das Geheimnis dessen, was wir zur Kultivierung und zum Tragen dieser begehrenswerten Frucht tun können. Der Apostel sagt nichts über einen Lauf der Selbsttrainierung durch einen Prozeß geistiger Übungen. Nein, es handelt sich darum, ‚durch den Geist zu leben‘ und ‚durch den Geist ordentlich zu wandeln‘. Dies bedeutet, daß wir uns als ein versammeltes Volk sehen, ein zu Zion versammeltes Volk, wo Jehova seinen Geist auf seine Knecht-Klasse ausgegossen und uns sein Wort in den Mund gelegt hat. Er ist unser Lehrer, und er lehrt uns nicht als einzelne, sondern als ein Volk, wie wir durch den Geist, durch seinen Geist, leben sollen. Wenn wir unsere Füße auf den rechten Weg gestellt haben, gilt es danach, unter der theokratischen Leitung beständige, ordentliche Fortschritte zu machen, und, seid unbesorgt, die Frucht des Geistes wird zu Jehovas Lobpreis, zur Segnung anderer wie auch zur eigenen Rettung zum Leben in der neuen Welt hervorgebracht werden. — Jes. 54:13; 59:21.
18. Auf welch praktische Weise hilft uns die Organisation hierbei?
18 In praktischer Weise reicht Jehovas Organisation viele Hilfsmittel zu einem ordentlichen Wandel und zu guten Fortschritten dar. Durch den Wachtturm und den Informator, ferner durch die Zusammenkünfte, in denen die darin enthaltenen Wahrheiten und Ratschläge besprochen werden, wird uns unablässig Hilfe zuteil, sowohl durch Ermutigung wie durch Zurechtweisung, damit wir den rechten Weg des Wandels und Dienstes klar erkennen und darauf wandeln mögen. In diesen kritischen, bösen Zeiten tauchen oft Probleme auf, die in uns die Frage wecken, wie wir uns verhalten und welchen Lauf wir einschlagen sollten. Auch in dieser Beziehung empfangen wir einen wirklichen Nutzen, wenn wir uns eng an die Organisation halten, denn sie versieht uns in diesen Tagen, gleichwie in den Tagen des Apostels, mit reifen und zuverlässigen Dienern, deren Wandel und Gesinnung ein gutes Beispiel liefern und die eben dazu bestimmt sind, uns Hilfe zu bieten, auch wenn ihr Rat vielleicht nicht immer gerade das sein mag, was wir erwarteten oder erhofften. So schrieb Paulus an die Philipper: „In welchem Maße wir auch Fortschritt gemacht haben, laßt uns nach demselben geregelten Lauf ordnungsgemäß weitergehen. Werdet miteinander meine Nachahmer, Brüder, und haltet euer Auge auf die gerichtet, die auf eine Weise wandeln, welche übereinstimmt mit dem Beispiel, das ihr in uns habt.“ — Phil. 3:16, 17, NW.
19. Ist eine Änderung der Persönlichkeit möglich und nötig, um Christ zu werden?
19 Am Schlusse dieses Teiles unserer Erörterung möchten wir noch ein Wort über den Wechsel der Einstellung und Persönlichkeit sagen, über den schon gesprochen worden ist. Dies ist etwas, worüber wir uns alle ganz klar sein sollten. Kein einziger von uns kann es sich leisten, zu sagen: „Nun, ich denke nicht, daß etwas an meinem Wandel oder meiner Persönlichkeit, bevor ich zur Wahrheit gelangte, so verkehrt war. Ich sehe keine dringende Notwendigkeit, mich besonders zu ändern. Schließlich müssen wir doch natürlich sein, oder nicht?“ Schön und recht, es sei angenommen, daß dein tägliches Leben ebenso gut und deine Persönlichkeit ebenso anziehend gewesen ist, wie dies bei jenem wohlerzogenen, reichen Jüngling (Obersten) der Fall war, den Jesus liebte und der von Jugend an aufrichtig alle Gebote hielt und wissen wollte, was ihm noch mangle. Erinnerst du dich, woran es ihm fehlte? Nun, gerade am Wesentlichen der Frucht des Geistes: an selbstloser Liebe. (Mark. 10:17-22) Kommt jetzt, laßt uns ehrlich gegen uns selbst sein und demütig vor Jehova! Ein jeder von uns sollte sich neben seine Brüder in Ephesus stellen, an die Paulus wie folgt schrieb: „Ihr sollt ablegen die alte Persönlichkeit [das alte egoistische Ich], die eurem früheren Wandel entspricht und verderbt wird gemäß ihren trügerischen Begierden; aber … erneuert werden in der Kraft, die euren Sinn antreibt, und sollt anziehen die neue Persönlichkeit, die geschaffen [nicht von selbst entwickelt] wurde gemäß Gottes Willen in wahrhafter Gerechtigkeit und liebender Güte.“ — Eph. 4:22-24, NW.
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In gutem Betragen wandelnDer Wachtturm 1955 | 1. Januar
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In gutem Betragen wandeln
„Laßt uns in gutem Betragen wandeln!“ — Röm. 13:13, NW.
1. Worin finden wir den Quell und den Vermittler der Frucht des Geistes? Wie sollte uns eine Wertschätzung dafür berühren?
WAS bisher über die Frucht des Geistes im allgemeinen und über Liebe im besonderen gesagt worden ist, gilt auch für die anderen erwähnten Dinge. Auf jeden Fall ist vorerst ersichtlich, daß diese anderen Eigenschaften Jehova in höchster Vortrefflichkeit eigen sind. Sie sind auch bei seinem geliebten Sohne, Christus Jesus, in gänzlicher Vollkommenheit wahrnehmbar. Und während wir durch eine genaue Erkenntnis der Wahrheit sehen, wie wunderbar Jehova diese Eigenschaften in all seinem Handeln kundgemacht hat, können wir ihn nur bewundern und möchten in jedem Fall „Nachahmer Gottes“ sein, „als geliebte Kinder“, und fernerhin „in ihnen wandeln“, indem auch wir sie in unserem Handeln mit allen bekunden, mit denen wir in Berührung kommen. So sagte Paulus am Ende seines Briefes an die Galater: „Laßt uns, da wir noch Zeit haben, die dafür günstig ist, das Gute wirken gegen alle, besonders aber gegen jene, die uns im Glauben verwandt sind.“ — Eph. 5:1, 2; Gal. 6:10, NW.
2. Warum wird in Galater 5:22, 23 unter den angeführten Eigenschaften die Liebe zuerst angeführt?
2 Werfen wir denn einen kurzen Blick auf diese anderen Eigenschaften, die alle zu der Frucht des Geistes gehören. Da besteht keine Frage, daß „die größte von diesen die Liebe“ ist. Sie ist der so wichtige Hauptquell, ohne den die anderen nicht wahrhaft existieren oder wirken können. Wir werden sie nun so betrachten, wie sie vom Apostel angeführt werden, obwohl sie nicht einer besonderen Ordnung zu folgen scheinen, denn immer und immer wieder werden sie in den Christlichen Griechischen Schriften in verschiedener Folge erwähnt. — 1. Kor. 13:1-3, 13, NW.
FREUDE
3. Welche Autorität oder welcher Grund wird angegeben für den engen Zusammenhang zwischen Freude und Gottes Organisation?
3 Freude wird gleich nach der Liebe erwähnt, und wo finden wir heute Freude, und wie finden wir die beste Gelegenheit, diese Frucht zu tragen? Es gibt darauf nur e i n e Antwort: in Zion, der Organisation Jehovas, an der sein eigenes liebendes Herz freudige Befriedigung findet. Fordert nicht die Prophezeiung Zephanjas die Glieder Zions auf, ‚sich zu freuen und zu frohlocken von ganzem Herzen‘, und sagt sie nicht weiterhin, daß Jehova selbst sich „freut … über dich mit Wonne, er ruht in seiner Liebe, frohlockt über dich mit Jubel [mit Gesang, AS]“? (Zeph. 3:14, 17, Fußn.) Als stützenden Beweis des Gesagten werden sich viele Tausende unserer Leser leicht die gewaltige und anhaltende Fröhlichkeit und Freude in Erinnerung rufen können, die sie im Jahre 1953 während der acht Tage des großen internationalen Kongresses im Yankee-Stadion erlebten. Während jener acht Tage war dies buchstäblich der beste Ort auf Erden, wahre Freude zu genießen, und dasselbe gilt im Grunde genommen von allen besonderen Zusammenkünften des Volkes Jehovas.
4, 5. Was war die Jesus in Aussicht gestellte Freude, und auf welch praktische Weise können wir daran teilhaben?
4 Wir wissen auch, daß Christus Jesus in die ihm „in Aussicht gestellte Freude“ eingegangen ist, indem er als König zum auserwählten Werkzeug gemacht wurde, das die völlige Rechtfertigung des Namens seines himmlischen Vaters und sein glorreiches Vorhaben zur vollen Reife bringen sollte. An diesem beglückenden Werke teilzunehmen, werden alle wahren Nachfolger des Herrn eingeladen. Das ist in der Tat der Grund, warum Gott „Wohlgefallen“ daran hat, „alle Dinge wieder zusammenzubringen in dem Christus“ und in die Organisation unter ihm, damit „wir zum Preise seiner Herrlichkeit dienen sollten“. Laßt uns daher treu sein im Dienste für all das, was immer an Königreichsinteressen unseren Händen anvertraut worden ist, so daß wir die Wonne haben mögen, jene Einladung zu hören und ihr zu folgen: „Geh ein in die Freude deines Meisters!“ Und welche größere Freude ist zu finden, als eines der „anderen Schafe“ des Herrn zu suchen und zu finden und es dann zu weiden? — Heb. 12:2; Eph. 1:9-12; Matth. 25:21, NW.
5 Um persönlich zu werden: Hast du nicht schon erlebt, daß bisweilen Prüfungen oder schwierige Zustände dich überwältigen wollen, so daß du das Empfinden hast, das Leben sei doch recht düster, und du dann zu einer Zusammenkunft gehst, wo du mit deinen Brüdern Gemeinschaft haben kannst, was Königreichswahrheiten und Königreichsdienst betrifft, oder vielleicht einen Blick in den eben eingetroffenen Wachtturm wirfst? Du kennst die Wirkung, die das hat: es ist, wie wenn deinem Sinn eine Last abgenommen würde. Es erhebt dich über dich selbst (dies ist etwas ganz Vorzügliches), und vielleicht empfängst du eine neue Sicht darüber, wie du dein Problem lösen kannst. In anderen Worten, wie in unserem vorhergehenden Studium erklärt: Du hast aus den von der Organisation getroffenen Vorkehrungen Nutzen gezogen, und dies bewirkt, daß Jehovas Geist von neuem mit seiner Frucht der Freude zusammen in deinem Herzen und Sinn wirkt.
FRIEDE
6. Wie wird die Wichtigkeit des Friedens in der Bibel hervorgehoben? und was schließt dies ein?
6 Als nächstes in der Aufzählung kommt Friede. Und was kann darüber gesagt werden? Sehr viel natürlich, doch wenn wir das Bild eines Jägers gebrauchen sollten, der zuerst seine Beute suchen und ihr dann in heißer Verfolgung nachstellen muß, wäre das bestimmt kein Bild des Friedens, nicht wahr? Doch höre man, was David in Psalm 34:14 schrieb: „Suche Frieden und jage ihm nach!“ Bedeutet dies etwa, der Friede sei ein leicht davonflatternder Vogel gleich der „Friedenstaube“ der Nationen von heute? Nein. Die Wichtigkeit des Friedens soll hervorgehoben werden. Vorerst müssen wir durch Jesus Christus friedliche Beziehungen mit Gott und mit seiner Familie gottergebener Menschen erlangen. Dann müssen wir die Notwendigkeit erkennen, diesem Frieden nachzujagen und ihn aufrechtzuerhalten, indem wir dafür beten und stets darauf hinwirken, wie es David in einem anderen Psalm sagte: „Bittet um den Frieden Jerusalems! Es gehe wohl denen, die dich lieben! Um meiner Brüder und meiner Genossen willen will ich sagen: Friede sei in dir! Um des Hauses Jehovas, unseres Gottes [des Mittelpunkts der lauteren Anbetung], willen will ich dein Bestes suchen.“ (Ps. 122:6, 8, 9, Fußn.) Dies mag bedeuten, daß du deinerseits etwas opferst, vielleicht irgendeine Beziehung, in die du getreten bist und die in deinen eigenen Augen völlig erlaubt ist, von der du aber sehr wohl weißt, daß sie nur Unruhe und Gerede unter deinen Brüdern verursacht, ganz zu schweigen davon, daß sie der Anlaß ist zu Geschwätz für jene, die nicht in der Wahrheit sind. Wir gehen immer einen sicheren Weg, wenn wir die Interessen der Versammlung Gottes über persönliche Interessen stellen.
7. Wie erfüllt Jesus seine Verheißung von Johannes 14:27 heute?
7 Im allgemeinen trachten die Menschen nach Frieden, indem sie versuchen, Verhältnisse zu schaffen und darin zu leben, die buchstäblich friedlich sind. Daß sie Frieden empfinden, hängt weitgehend von ihrer äußeren Umgebung ab und ist meistens Gefühlssache. Die Welt kann dieses wertvolle Gut nur auf diese Weise geben. Jesus aber sagte, als er mit seinen Jüngern im Obersaal zu Jerusalem weilte: „Ich gebe euch meinen Frieden. Ich gebe ihn euch nicht auf die Weise, wie die Welt ihn gibt.“ (Joh. 14:27, NW) In diesen Tagen, da er zu seinen Jüngern zurückgekehrt ist, erfüllt er diese Verheißung, indem er uns von der Gewalt der uneinigen Welt befreit und uns in sein eigenes Land, sein eigenes theokratisches Herrschaftsgebiet versetzt, wo er in Gerechtigkeit als König in der himmlischen Hauptstadt, dem Neuen Jerusalem, herrscht. Von dort leitet er sein Volk auf Erden durch Gottes allmächtigen Geist in einem großartigen Werk der Gerechtigkeit, und die Wirkung dieses Werkes kündet „Ruhe und Sicherheit“ denen, die sich daran beteiligen. Unter diesem Geist des Friedens, der unsere Herzen und Geisteskräfte beherrscht und behütet, wohnen wir in Wahrheit „an einer Wohnstätte des Friedens und in sicheren Wohnungen und an stillen Ruhestätten“. Welch herrliche und friedliche Frucht des Geistes! — Jes. 32:1, 17, 18; Phil. 4:7; Kol. 1:13; 3:15. Siehe auch den Wachtturm vom 15. November 1953, S. 694, 695, Abschn. 3-6.
LANGMUT
8, 9. Welche Beispiele von Langmut werden gegeben, und wie sollten wir dadurch beeinflußt werden?
8 Betrachten wir nun die nächste Eigenschaft, die Langmut. Auch hier wiederum sehen wir eine großartige Eigenschaft, die aus Gottes eigener Handlungsweise hervorstrahlt, denn er hat „die Gefäße des Zorns, die zum Verderben bereitet sind, mit viel Langmut geduldet, damit er kundtäte den Reichtum seiner Herrlichkeit an den Gefäßen der Barmherzigkeit … nämlich uns“. Paulus führt auch seinen eigenen Fall als hervorragendes Beispiel der Langmut an, die Christus ihm gegenüber bekundete angesichts seiner früheren üblen Handlungsweise, und dies zur Ermutigung anderer, die „ihren Glauben in ihn [den Herrn] setzen“. (Röm. 9:22-24; 1. Tim. 1:16, NW) Angesichts solch inspirierender Beispiele sollten wir bestimmt die Notwendigkeit sehen, daß auch wir stets bereit sind, dieselbe Eigenschaft an den Tag zu legen, wann immer sie nötig wird. Dies bedeutet nicht, daß wir das Unrecht bei einer Person oder in einer Versammlung endlos ertragen sollten, doch wo immer eine aufrichtige Bitte um Barmherzigkeit geäußert wird, oder wann immer Unwissenheit berücksichtigt werden kann — wie bei solchen, die nicht in der Wahrheit sind —, sollten wir mit dieser göttlichen Eigenschaft nicht zurückhalten.
9 Das Gegenteil von Langmut oder Geduld ist Ungeduld. Wirst du sehr schnell ungeduldig mit deinen Brüdern, bereit, sie in einem Geiste der Gereiztheit und Ungeduld anzufahren? Das ist nicht die Frucht des Geistes Gottes. Dennoch bedeutet dies nicht, daß nie ein scharfes Wort nötig wäre; wenn man sich jedoch einmal Luft machen möchte, wäre es besser, sich zusammenzunehmen und vorerst etwas abzuwarten.
FREUNDLICHKEIT
10. Was ist Freundlichkeit? Woran liegt es, daß sie so ansprechend ist?
10 Wir wenden nun unsere Aufmerksamkeit einer Eigenschaft zu, die besonders ansprechend ist, nämlich der Freundlichkeit. Wie sollen wir sie erklären, und wie wird sie in der Schrift gebraucht? Freundlichkeit ist geneigt, Gutes zu tun, Freude zu vermitteln, wohltätig, mitfühlend, barmherzig und entgegenkommend zu sein. Freundlichkeit oder Güte ist ein spontaner Ausdruck der Liebe und wird in der Schrift oft mit Liebe verbunden, wie dies aus dem Ausdruck „liebende Güte“ hervorgeht. Ein weiterer Punkt, der Beachtung verdient, ist die Tatsache, daß Jehovas Freundlichkeit und Güte, was uns betrifft, stets unverdient ist. — 1. Mose 20:13; 1. Kor. 13:4; Heb. 4:16, NW.
11, 12. (a) Was lehrt uns die Kundgabe der Freundlichkeit Gottes? (b) Was sagt Johannes von Jesus in dieser Hinsicht?
11 Demselben Gedankengang wie vorhin folgend, erfahren wir, daß die Freundlichkeit ihren Quell in Jehova, dem Höchsten, hat. Als Jesus diesbezüglich Anweisung gab, hob er den Punkt hervor, daß es sich nicht einfach darum handle, freundlich gegen die zu sein, die unsere Freundlichkeit schätzen und erwidern. „Im Gegenteil“, sagte Jesus, „fahrt fort, eure Feinde zu lieben und Gutes zu tun und ohne Zins zu leihen, ohne etwas zurückzuerhoffen, und euer Lohn wird groß sein, und ihr werdet Söhne des Höchsten sein, denn er ist freundlich gegen die Undankbaren und Bösen. Erbarmt euch weiterhin, gleichwie euer Vater erbarmungsvoll ist.“ (Luk. 6:35, 36, NW; Matth. 5:43-48) Möge diese Lektion tief in uns hineindringen, besonders, wenn wir die Königreichsbotschaft den Leuten bringen, denn dann haben wir die goldene Gelegenheit, diese Frucht zum Wohl und zur Erfrischung anderer kundzutun. Wenn wir auf beständige Gleichgültigkeit oder Widerstand stoßen und sich die Leute scharf gegen uns wenden, so ist dies eine Versuchung, genauso herb und scharf zurückzugeben. Reife Frucht hat jedoch nicht dieses Aroma.
12 Als nächstes lernen wir, daß Christus Jesus der eine ist, der besonders dazu erwählt wurde, sich über die unverdiente Güte seines himmlischen Vaters in vollem Maße erklärend zu äußern und sie beispielhaft vor Augen zu führen. Johannes hat dies schön zum Ausdruck gebracht: „Das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir schauten seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit, wie sie einem einziggezeugten Sohn vom Vater her gehört, und er war voll unverdienter Güte und Wahrheit.“ Ja er, „der am Busenplatz beim Vater ist, dieser hat sich erklärend über ihn geäußert“. — Joh. 1:14, 18, NW.
13. Auf welche Weise werden wir belehrt, diese Frucht des Geistes zu tragen?
13 Um das Bild zu vollenden: Christus Jesus, der einzige, der „den Vater völlig erkennt“, „will ihn offenbaren“, und zwar denen, die den Sohn annehmen und Glauben an seinen Namen üben. Sie finden große Hilfe, wenn sie in den Dienst des Meisters als seine Jünger eintreten, denn, wie er selbst sagte: „Mein Joch ist gütig, und meine Last ist leicht.“ Es besteht daher aller Grund, warum wir bereitwillig und von Herzen der Bitte des Apostels folgen sollten: „Werdet freundlich gegeneinander, voll zarten Erbarmens, bereitwillig einander vergebend, gleichwie Gott auch euch bereitwillig vergeben hat durch Christus.“ — Matth. 11:27-30; Eph. 4:32, NW; Joh. 1:12.
GÜTE
14, 15. Wer ist der Urheber der Güte, und welche Offenbarung wurde Mose in dieser Hinsicht gegeben?
14 Um zu lernen, was Güte ist und welchen Anteil wir daran haben, diese Frucht zu tragen, müssen wir wie zuvor zu ihrem Urheber gehen. Nicht Jesus ist dieser Urheber, wie er es sehr deutlich in seinen Worten an einen gewissen Mann gezeigt hat, der ihm den Titel „Guter Lehrer“ gab. Dies bedeutet aber nicht, daß Jesus nicht treulich und in vollkommener Weise Güte zum Ausdruck gebracht hätte; dann hätte er den Betreffenden nicht eingeladen, einer seiner Nachfolger zu werden. — Mark. 10:17, 18, 21, NW.
15 Wir erhalten erst einen klaren Begriff von dem, was Güte ist, so wie wir sie bei Jehova sehen, wenn wir die wunderbare, vertrauliche Offenbarung seiner selbst betrachten, die er dem Mose gab. Man denke daran, daß sich Mose eines einzigartigen Verhältnisses mit Jehova erfreute, vielleicht eines engeren als irgendein anderer Mensch auf Erden, ausgenommen Jesus, denn der Bericht sagt: „Jehova redete mit Mose von Angesicht zu Angesicht, so wie ein Mann mit seinem Mitmenschen redet.“ Bei einem Anlaß bat Mose Jehova: „Laß mich bitte deine Herrlichkeit sehen!“ Jehova antwortete: „Ich selbst werde all meine Schönheit [Fußn.: Güte] vor deinem Angesicht vorübergehen lassen und werde den Namen Jehovas vor dir kundtun.“ Alle Güte Jehovas läßt sich zusammenfassen in jener großartigen Erklärung seines Namens, die kurz darauf in den Worten folgte: „Jehova, Jehova, ein Gott, barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und reich an liebender Güte und Wahrheit, der liebende Güte bewahrt auf Tausende hin, der Ungerechtigkeit, Übertretung und Sünde vergibt.“ — 2. Mose 33:11, 18, 19; 34:6, 7, NW.
16. Was lehrt Jakobus, das Gute betreffend, und welche Verpflichtung haben wir selbst?
16 In seinem Briefe weist Jakobus auf denselben Quell alles Guten hin, wenn er sagt: „Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk ist von oben her, da es herabkommt vom Vater der himmlischen Lichter … Weil dies sein Wille ist, hat er uns durch das Wort der Wahrheit hervorgebracht, damit wir eine gewisse Erstlingsfrucht seiner Geschöpfe seien.“ Dies zeigt ebenfalls, wie wir in ein enges Verhältnis mit Jehova gebracht werden, und bestimmt folgt daraus, daß diese ‚gewissen Erstlingsfrüchte‘ und all ihre Gefährten guten Willens ihm, der sie hervorgebracht hat, die gleiche Frucht bringen müssen, um so die Wahrheit des Grundsatzes kundzutun, daß, „wer Gutes tut, aus Gott ist“. — Jak. 1:17, 18; 3. Joh. 11, NW. Siehe ferner 1. Petrus 3:8-11.
GLAUBEN
17. In welcher Weise ist vor allem der Glaube eine Grundlage?
17 Die Tatsache, daß der Glaube unter den in Galater 5:22, 23 aufgezählten Eigenschaften an siebenter Stelle kommt, scheint an sich anzuzeigen, daß der Apostel keine besondere Reihenfolge gewählt hat, denn vor allem ist Glaube die Grundlage eines Christen. (Heb. 11:6; 2. Pet. 1:5) Ja, wir müssen überströmenden Glauben an Gott und auch an all das haben, worauf — wie wir wissen — Gott selbst sein absolutes Vertrauen setzt, nämlich an seinen Sohn, sein Wort, sein Vorhaben und seine Königreichsorganisation Zion.
18, 19. Was für besondere Werke erfordert Glaube als eine Frucht des Geistes?
18 Statt den Glauben im allgemeinen zu besprechen, wünschen wir besonders die Notwendigkeit hervorzuheben, daß wir nicht nur Glauben in uns selbst haben, sondern lernen, wie wir ihn zu anderen tragen und ihn als eine Frucht des Geistes anderen vermitteln können. Dies bedeutet, einen lebendigen, wirksamen Glauben zu haben, wie Jakobus sagte: „Glaube, wenn er nicht Werke hat, ist an sich tot.“ (Jak. 2:17, NW) Welcherlei Werke nötig sind, damit andere aus unserem eigenen Glauben Nutzen ziehen können, zeigt Paulus, wenn er in Frageform erörtert, daß das Predigen der Botschaft der Wahrheit unser allerwichtigstes Werk sei, damit andere erst einmal etwas von Jehova hören, dann Glauben an ihn üben und ihn anrufen können, und daß dies schließlich zu ihrer und auch zu unserer eigenen Rettung führe. — Röm. 10:9-15.
19 Deshalb müssen wir stets bereit sein, im Einklang mit unserem Glauben zu reden und zu handeln. Haben wir starken Glauben an Jehovas Königreich und seine Botschaft? Dann sagt Paulus: „Predige das Wort, halte dringend darauf in günstiger Zeit, in unruhvoller Zeit.“ (2. Tim. 4:2, NW) Haben wir starken Glauben an Jehovas Organisation? Dann unterstützen wir sie loyal und aktiv. Eure regelmäßige Anwesenheit bei Zusammenkünften der Versammlung an sich ist ein Zeugnis für euren Glauben und ermutigt andere, dasselbe zu tun. Kennen wir nicht etwa Verkündiger, die alt sind in der Wahrheit und alt an Jahren und vielleicht so gebrechlich, daß sie nur wenig tun können, um auszuziehen und anderen die Wahrheit zu predigen, und die so taub sind, daß sie in den Zusammenkünften nur wenig verstehen? Dennoch erscheinen sie so regelmäßig wie möglich. Sie lieben die Gemeinschaft mit Gottes versammeltem Volke. Ihr Kommen ist ein Ausdruck ihres tiefwurzelnden Glaubens und ihrer Ergebenheit. Ihre Anwesenheit an sich ermutigt Neuinteressierte, eine gute Einstellung zu einer Organisation zu haben, die ihre Glieder zu einem solch lebenslangen Vertrauen anspornt. Möge Jehova diese standhaften Seelen reichlich segnen und während ihres übrigen irdischen Laufes in starkem Glauben und wahrer Ergebenheit bewahren!
MILDE
20. Wie ist ersichtlich, daß Milde und die mit ihr verbundenen Eigenschaften Jehova innewohnen?
20 Als nächstes kommt die vorzügliche Eigenschaft der Milde, die eng verbunden ist mit Niedriggesinntheit und Demut. An diesem Punkte mag jemand die Frage stellen, ob zu sehen sei, daß diese Eigenschaft Jehova innewohnt, wenn man an seine erhabene Autorität denkt, an seinen souveränen Willen und seine hohe Stellung. Doch höre man, was Jehova selbst gerade in diesem Zusammenhang sagt: „Denn so spricht der Hohe und Erhabene, der in Ewigkeit wohnt, und dessen Name der Heilige ist: Ich wohne in der Höhe und im Heiligtum und bei dem, der zerschlagenen und gebeugten Geistes ist.“ Welch unerwartete, unverdiente Güte, daß der Allmächtige sich sozusagen direkt auf unsere Stufe herabneigt! — Jes. 57:15.
21. Warum ist diese Ansicht über die Frucht des Geistes so erfrischend und begehrenswert?
21 Von diesem Gesichtspunkte aus die Frucht des Geistes zu sehen ist hocherquickend, und das ist es ja schließlich, was uns an einer Frucht so lockt — noch mehr als ihr Nährwert, nicht wahr? Früchte sind so erfrischend! Finden deine Brüder und Schwestern deine Gesellschaft erquickend, da sie nie befürchten müssen, daß du barsch oder ohne Mitgefühl bist, als ob du auf einer höheren Stufe stündest als sie? Milde und Niedriggesinntheit sind auch besonders wünschenswert, wenn man anderen Zeugnis gibt, von denen viele im Geiste sehr bekümmert sind. Erinnerst du dich, was Jesus hierüber sagte: „Kommt zu mir, alle, die ihr euch abmüht und die ihr beladen seid, und ich will euch erquicken. Nehmt mein Joch auf euch und werdet meine Jünger, denn ich bin mildgesinnt und von Herzen demütig, und ihr werdet Erquickung finden für eure Seelen.“ — Matth. 11:28, 29, NW.
22. Weshalb benötigen Personen in verantwortlichen Stellungen die Eigenschaft der Milde?
22 Milde ist auch nötig für jene, die in irgendeiner Stellung von Verantwortung stehen, so wie Paulus an die Galater schrieb: „Brüder, wenn auch ein Mensch einen falschen Schritt tut, ehe er es gewahr wird, so suchet ihr, die geistlich Befähigten, einen solchen zurechtzubringen im Geiste der Milde, wobei du über dich selbst wachest, in der Furcht, daß auch du versucht werdest.“ — Gal. 6:1, NW. Siehe auch 2. Timotheus 2:25.
SELBSTBEHERRSCHUNG
23. Womit ist Selbstbeherrschung eng verbunden, und in welcher Hinsicht müssen wir äußerst wachsam sein?
23 Schließlich richten wir unsere Aufmerksamkeit auf die Selbstbeherrschung. Sie ist das gerade Gegenteil des Geistes der Welt von heute, in der Gewalttaten und Zornausbrüche und die schnelle Bereitschaft, fleischlichen Wünschen und Leidenschaften zu frönen, an der Tagesordnung sind. (2. Tim. 3:3) Selbstbeherrschung mag in der Schrift nicht so oft erwähnt sein wie die anderen Eigenschaften, doch wenn wir uns daran erinnern, wie eng sie mit der Zucht verbunden ist, wissen wir, daß sie von der Schrift stark gestützt wird. Zufolge der Unvollkommenheit sind wir geneigt, ins Extrem zu gehen, indem wir entweder eigensinnig oder bequem und schlaff werden. Man denke daran, daß ein Fruchtbaum, den man ganz sich selbst überläßt, aufhört, edle Frucht zu tragen, daß er entartet und leicht das Opfer verderblicher Einflüsse und einer Krankheit wird. Daher müssen wir zu allen Zeiten wachsam sein, nicht nur hinsichtlich der einzigartigen Königreichsvorrechte und Aussichten, die wir haben, sondern auch wegen der Gefahren von innen und von außen. Wir sind an einem Wettkampfe beteiligt, und, wie Paulus es sagt: „Jeder, der an einem Wettkampfe teilnimmt, übt Selbstbeherrschung in allem.“ Deshalb, wie er weiter sagt, „bezwinge ich meinen Leib und mache ihn zu einem Sklaven, damit ich, nachdem ich anderen gepredigt habe, nicht selbst irgendwie mißbilligt werde“. — 1. Kor. 9:25, 27, NW.
24. Welcher andere Gesichtspunkt über Zucht trägt zu guter Frucht bei?
24 Später, im selben Briefe, nachdem er auf die traurigen Folgen eines Mangels an Selbstbeherrschung und die konsequente Notwendigkeit der Selbsterforschung aufmerksam gemacht hat, erwähnt er den anderen Gesichtspunkt der Zucht, nämlich jener Zucht, die von Jehova erteilt wird. Er sagt: „Wenn wir beurteilten, was wir selbst sind, so würden wir nicht gerichtet. Wenn wir aber gerichtet werden, so nimmt uns Jehova in Zucht.“ Jeder wahre Sohn benötigt und empfängt solche Zucht, wie Paulus dies in seinem Briefe an die Hebräer zeigt: „Allerdings scheint keine Zucht für die Gegenwart erfreulich zu sein, sondern betrüblich; hernach aber trägt sie denen, die durch sie geschult worden sind, friedsame Frucht, nämlich Gerechtigkeit.“ — 1. Kor. 11:31, 32; Heb. 12:11, NW.
25. Wie und unter welchem anderen Bilde ermahnt uns Paulus in Kolosser 3:12-14?
25 Als Abschluß unseres Studiums erinnern wir daran, was der Apostel an die Kolosser schrieb. Allerdings wird dort nicht das Bild der Frucht gebraucht, sondern eher das Bild vom Bekleiden zum Zwecke des Kenntlichmachens. Doch herrscht dort derselbe Gedanke. Wir brauchen uns nicht selbst Muster zu machen für die verschiedenen Kleidungsstücke und sie dann alle einzeln auszuschneiden. Statt dessen gibt Gott uns die Kleidung gemäß seinem eigenen Muster, und an uns liegt es, sie anzulegen und zu tragen. Es ist eine liebliche Beschreibung: „Demgemäß, als Gottes Auserwählte, Heilige und Geliebte, kleidet euch mit der zarten Zuneigung des Mitleids, der Freundlichkeit, Niedriggesinntheit, Milde und Langmut. Ertraget einander weiterhin und vergebet einander bereitwillig, wenn jemand Ursache zur Klage wider einen an deren hat. Gleichwie Jehova euch bereitwillig vergeben hat, so tut auch ihr. Aber außer all diesen Dingen kleidet euch mit Liebe, denn sie ist ein vollkommenes Band der Einheit“ und hält uns eng vereint als Jehovas versammeltes Volk. — Kol. 3:12-14, NW.
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Fragen von LesernDer Wachtturm 1955 | 1. Januar
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Fragen von Lesern
● Über junge Witwen sagt die Bibel: „Wenn sich ihre sexuellen Regungen zwischen sie und den Christus stellen, wollen sie heiraten, und ein Gericht trifft sie, weil sie ihre erste Glaubensäußerung mißachtet haben.“ Bedeutet dies, daß junge Witwen, die heiraten, untreu sind? — B. S., Vereinigte Staaten.
Eine solche Schlußfolgerung kann nicht stimmen, denn zwei Verse später sagt Paulus: „Ich wünsche, daß die jüngeren Witwen heiraten.“ Ein Verständnis des Zusammenhangs ist nötig. Lesen wir daher 1. Timotheus 5:3-14, NW:
„Ehre Witwen, die wirklich Witwen sind. Wenn aber irgendeine Witwe Kinder oder Enkel hat, so sollen diese zuerst lernen, in ihrem eigenen Haushalt Gottergebenheit zu üben und ihren Eltern und Großeltern beständig die gebührende Entschädigung zu zollen; denn das ist annehmbar in Gottes Augen. Jene nun, die wirklich Witwe und bedürftig zurückgelassen ist, setzt ihre Hoffnung auf Gott und verharrt in dem Flehen und den Gebeten Nacht und Tag. Die da sinnlicher Befriedigung nachgeht, ist tot, auch wenn sie lebte. So gebiete dies weiterhin, damit sie untadelig seien. Gewißlich, wenn jemand für die Seinigen und besonders für die Glieder seines Haushalts nicht sorgt, so hat er den Glauben verleugnet und ist schlechter als ein Ungläubiger.
Eine Witwe werde auf die Liste gesetzt, wenn sie nicht weniger als sechzig Jahre alt geworden ist, Frau e i n e s Mannes, der ein Zeugnis für rechte Werke gegeben wird, wenn sie Kinder auferzog, wenn sie Fremde beherbergte, wenn sie die Füße von Heiligen wusch, wenn sie Bedrängten Hilfe leistete, wenn sie jedem guten Werk fleißig nachging.
Dagegen weise jüngere Witwen ab, denn wenn sich ihre sexuellen Regungen zwischen sie und den Christus stellen, wollen sie heiraten, und ein Gericht trifft sie, weil sie ihre erste Glaubensäußerung mißachtet haben. Gleichzeitig lernen sie auch unbeschäftigt sein, indem sie umherlaufen zu den Häusern, ja nicht nur unbeschäftigt, sondern auch Schwätzer und solche, die sich in anderer Leute Angelegenheiten einmischen, indem sie Dinge reden, die sie nicht sollten. Ich wünsche daher, daß die jüngeren Witwen heiraten, Kinder gebären, einen Haushalt führen, dem Gegner keinen Anlaß zu Beschimpfung geben.“
Als Paulus sagte, man solle Witwen ehren, dachte er an ihre materielle Unterstützung, und Jesus deutet an, daß die Ehrerweisung Eltern gegenüber die materielle Fürsorge einschließt. (Matth. 15:1-6) Paulus zeigte, daß die nahen Verwandten den Ihrigen durch materielle Fürsorge solche Ehre erweisen sollten, und wenn keine Verwandten da seien, die sich einer älteren Witwe, welche in der Versammlung einen guten Ruf hat, annehmen könnten, so sollte die Versammlung sie auf die Liste setzen, die sie über die Namen solcher Witwen führte, welche der Hilfe oder Unterstützung durch die Versammlung bedurften. Dann geht er weiter und zeigt, daß jüngere Witwen nicht auf diese Liste gesetzt werden sollten, denn nachdem sie ihre Absicht, ehelos zu bleiben, geäußert und den Entschluß kundgetan hätten, Jehova mit der völligen, ungeteilten, unabgelenkten Hingabe zu dienen, die ihnen die Ehelosigkeit gestattet, würden sie schließlich doch ihren sexuellen Regungen nachgeben und dennoch heiraten. Somit wäre es besser, wenn jüngere Witwen sich nicht so äußerten, damit man sie zwecks Unterstützung auf der Liste der Versammlung notiere, worauf sie doch versagten und sich eine Verurteilung zuzögen. Es wäre besser für sie, zu heiraten und emsig beschäftigt zu bleiben, Kinder aufzuziehen und einen Haushalt zu führen. Somit sehen wir, daß in 1. Timotheus 5:11, 12 nicht gefolgert wird, daß junge Witwen, die heiraten, untreu seien.
● Bezieht sich Jesaja 53:2, 3 auf das äußere Aussehen Christi Jesu? — J. E., Schweden.
Die Verse der Prophezeiung lauten: „Er hatte keine Gestalt und keine Pracht; und als wir ihn sahen, da hatte er kein Ansehen, daß wir seiner begehrt hätten. Er war verachtet und verlassen von den Menschen, ein Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut, und wie einer, vor dem man das Angesicht verbirgt; er war verachtet, und wir haben ihn für nichts geachtet.“
Christus Jesus war ein vollkommener Mensch, und es ist vernünftig, zu glauben, daß er von sehr angenehmer äußerer Erscheinung war. Doch einen noch
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