Was würdest du über die Zukunft der Menschheit schreiben?
Vom „Awake!“-Korrespondenten in Dänemark
„ABSCHLUSSPRÜFUNG.“ Woran denkst du bei diesem Wort? Wenn du zur Schule gehst, mögen Gedanken an die Anstrengungen in dir wach werden, die du noch machen mußt, um wichtige Tatsachen zu behalten oder Aufgaben zu lösen, damit du in der Schule vorankommst. Wenn du schon lange aus der Schule bist, magst du dich wieder an kritische Prüfungsaufgaben erinnern, von denen dein erfolgreicher Schulabschluß abhing. Ob du aber noch zur Schule gehst oder nicht: Würdest du normalerweise die Zukunft der Menschheit mit einer Schulabschlußprüfung in Verbindung bringen?
Am 12. Mai 1975 sahen die meisten von 14 700 Gymnasiasten in Dänemark eine solche Verbindung. Versetze dich in ihre Lage. In ihrer Abschlußprüfung mußten sie eine Abhandlung über die „Zukunft der Menschheit“ schreiben. Sie hatten sechs Stunden Zeit, eine vierundzwanzigseitige Broschüre durchzuarbeiten und über den Inhalt einen Aufsatz zu schreiben.
Das erste und das letzte Umschlagbild der Broschüre deuteten äußerst verschiedene Möglichkeiten für die Zukunft an. Vorn war ein Holzschnitt des Künstlers Palle Nielsen zu sehen. Er zeigte die „Welt des Krieges“. Auf dem hinteren Umschlagbild war eine schöne Darstellung des Paradieses, wo Menschen mit verschiedenen Tieren spielten und Obst pflückten. Unter diesem Bild war aus dem letzten Buch der Bibel teilweise der Text von Offenbarung 21:3, 4 zitiert. Wie in der Broschüre erklärt wurde, war das Bild „der Publikation der Zeugen Jehovas Die Wahrheit, die zu ewigem Leben führt“ entnommen.
Vielleicht siehst du wie einige Schüler in diesen zwei Bildern einen Hinweis auf zwei grundverschiedene Zukunftsaussichten — die Menschheit im Verderben oder im Paradies. Doch betrachte einmal kurz die sechs Teile dieser besonders abgefaßten Druckschrift. Denke dabei darüber nach, was du über die Zukunft der Menschheit geschrieben hättest.
Die Ansichten
Die Broschüre der Schule enthielt sechs gedruckte Buchauszüge von je einer bis drei Seiten Länge. Der erste Text war dem Buch Schöne neue Welt von Aldous Huxley entnommen, das, wie es in der Encyclopædia Britannica (1974) heißt, „eine pessimistische Vision von einem Weltstaat“ für die Zukunft darstellt. In dem Buch „wird eine Welt beschrieben, in der sich die Menschen all der neuesten Erfindungen der Wissenschaft bedienen und elend und unglücklich sind, weil sie es nicht verstehen, einander zu lieben“. Wirklich eine deprimierende „Vision“ für die Zukunft der Menschheit. Würdest du etwas in dieser Richtung schreiben?
Der nächste Auszug war aus dem Buch des Biologen und Nobelpreisträgers Albert Szent-Györgyi Der fehlentwickelte Affe. Er erklärte darin: „Zum ersten Male in seiner Geschichte ist der Mensch heute in der Lage, sein Leben frei von Kälte, Hunger und Krankheit wahrhaft zu genießen. ... Auf der anderen Seite aber verfügt der Mensch auch zum ersten Male in seiner Geschichte über die Fähigkeit, sich selbst mit einem Schlage auszurotten.“ In dem Auszug hieß es weiter: „Man würde sogar einem Schwachsinnigen zutrauen, daß er angesichts dieser beiden Alternativen zu einer sinnvollen Entscheidung gelangt. Im Grunde handelt es sich dabei um eine Entscheidung zwischen Freude und Leid. Aber der Mensch scheint entschlossen, das letztere zu wählen.“ Dann stellt der Biologe die Frage: „Wie können wir aus dem fatalen Engpaß herausgelangen, in dem wir uns alle befinden und der uns in den Abgrund führt?“ Er glaubt nicht, daß es irgendeine Religion gibt, „die die ganze Menschheit umfaßt und sich an alle wendet“, und schließt deshalb die Religion als eventuelle Abhilfe aus. Besonders kritisch ist er zu dem „Kirchenimperialismus“ der Christenheit eingestellt, denn sie „hat ... eine wenig schöne Vergangenheit“. Dagegen weist er auf die Wissenschaft hin und auf ihren „Weg, eine sichere neue Welt aufzubauen, die Differenzen zwischen den Nationen auszuräumen und einen Frieden ohne Furcht, Hunger und Krankheit herbeizuführen, in dem ungeahnter Wohlstand, Würde und Glück zu Hause sind: eine Welt, die sich nicht auf Gewalt, sondern Anständigkeit, Gerechtigkeit und guten Willen gründet“. Würdest du dies für eine realistische Ansicht halten, über die du schreiben könntest?
Du kannst, wie die Schüler, über den dritten Abdruck nachdenken, den die Broschüre der Schule enthielt. Darin wurde die Zukunft geschildert, wie sie sich die Kommunistische Partei der Sowjetunion für die Welt von morgen zum Ziel gesetzt hat. Auszugsweise hieß es: „Der Kommunismus bringt auch einen neuen Menschen mit sich, einen Menschen geistigen Reichtums, sittlicher Reinheit und physischer Vollkommenheit. Ein hohes kommunistisches Bewußtsein, Liebe zu Arbeit und Zucht sowie der Einsatz für die Interessen der Gemeinschaft — das sind die unzertrennlichen Eigenschaften dieser Person.“
Viele der dänischen Schüler waren über die Art des vierten Textes der Broschüre vielleicht überrascht, auch dir mag es so gehen. Einleitend hieß es dazu in dem Prüfungsheft: „Die Offenbarung ist das letzte Buch des Neuen Testaments. Hier gibt der Apostel Johannes seine Visionen vom Jüngsten Tag wieder, an dem die Toten aus ihren Gräbern auferweckt werden, um gerichtet zu werden, entweder zur Errettung oder zum Verderben.“ Es folgte ein Zitat aus Offenbarung 21:1-8, wo es auszugsweise wie folgt heißt: „Das Zelt Gottes ist bei den Menschen, und er wird bei ihnen weilen ... Und er wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch wird Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz mehr sein. Die früheren Dinge sind vergangen.“ Regt das nicht zum Nachdenken an?
Gegen Ende der Broschüre wurde dann der fünfte Text mit folgendem Kommentar eingeleitet: „Jehovas Zeugen: Die Wahrheit, die zu ewigem Leben führt. Im folgenden werden die Endschlacht zwischen Jehova und Satan und die Zustände nach der Schlacht beschrieben. Die Verweise im Text beziehen sich auf Bibelstellen.“ Vielleicht hast du ein Exemplar dieses Bibelstudienhilfsmittels, denn es sind davon achtzig Millionen Exemplare in vierundneunzig Sprachen hergestellt worden. Das Prüfungsheft brachte Auszüge der Seiten 100—106, aus den Kapiteln „Die letzten Tage dieses bösen Systems der Dinge“ und „Unter einer gerechten Herrschaft wird die Erde zum Paradies“. Die Auszüge zeigten anhand der Bibel, daß Jehova Gott und Christus in die Angelegenheiten der Menschen eingreifen werden, indem sie das Böse auf Erden beseitigen und den schlechten Einfluß Satans, des Teufels, und seiner Dämonen ausschalten werden. Dann können gläubige Menschen unter der Herrschaft des Friedefürsten Frieden und Einheit genießen. Alle Menschen werden Brüder sein. Es wird keinen Krieg mehr geben. Unter Christus, einem gerechten König, wird es keine Bedrückung und Korruption auf Erden geben. Die Menschen werden sich des Friedens und der Freiheit von Furcht erfreuen.
Nachdem du eine so ansprechende Beschreibung gelesen hättest, wärst du vielleicht, wie die dänischen Schüler, über den Gegensatz schockiert, den der letzte Abdruck dazu bildete. Er war dem 1968 erschienenen Buch Min elskede — en skabelonroman (Mein Geliebter — ein Schablonenroman) von Sven Holm entnommen. Wie das Buch von Huxley schilderte dieser dänische Roman eine sehr pessimistische Ansicht über die Welt der Zukunft.
Was würdest du nun über die Zukunft der Menschheit schreiben, wenn du in der Lage jener Schüler wärest und die sechs Buchauszüge durchgearbeitet hättest? Betrachte die Anhaltspunkte, die den Schülern gegeben wurden.
Die verschiedenen Aufgaben
Jeder Schüler, der an der Abschlußprüfung teilnahm, konnte sich eine der folgenden sechs Aufgaben aussuchen:
1. Beschreiben Sie einige der Ansichten und Einstellungen über die Zukunft der Menschheit, wie sie in den sechs Auszügen der Broschüre zum Ausdruck kommen. Verwenden Sie wenigstens drei davon, um das Thema „Zukunftsaussichten“ zu entwickeln.
2. Beschreiben Sie Stil und Sprache des fünften Textes (Jehovas Zeugen). Zeigen Sie, wie die verwendete Sprache vom Ziel des Buches, vom Gegenstand und von den Lesern, an die es sich wendet, beeinflußt worden ist. Stellen Sie fest, in welcher Beziehung er zu dem vierten Auszug (Offenbarung) steht. Führen Sie für Ihre Beschreibung Beispiele aus den Auszügen an. Thema: „Eine Textbeschreibung“.
3. Vergleichen Sie die Zukunftsbilder der Auszüge aus den Romanen von Aldous Huxley und Sven Holm miteinander. Betrachten Sie diese Bilder im Lichte der Wirklichkeit, wie Sie sie kennen. Inwieweit halten Sie diese Auszüge für Prophezeiungen? Thema: „Phantasie oder Wirklichkeit?“
4. In Wissenschaft und Kunst hat man sich oft mit der Zukunft der Menschheit befaßt. Erklären Sie eine oder mehrere Darstellungen, die Sie kennen, und beschreiben Sie, ob es Darstellungen der Hoffnung oder des Verderbens sind. Sie können sich Ihr Thema selbst wählen.
5. Welche Faktoren bestimmen Ihrer Meinung nach, wie die Welt im Jahre 2000 aussehen wird? Thema: „Das Jahr 2000“.
6. Interpretation des Auszugs aus dem Roman von Sven Holm. Thema: „Mein Geliebter — ein Schablonenroman“.
Für welche der sechs Aufgaben hättest du dich entschieden? Wie du siehst, bringen zwei der Texte in Romanform den Pessimismus zum Ausdruck, der seit dem Ersten Weltkrieg herrscht. Zwar würden viele Menschen gern an eine hellere Zukunft glauben, doch gibt es nicht reichlich Grund für den Pessimismus?
Gehen wir nun weiter: Zwar mögen sich die Versprechungen der Wissenschaft, die Dr. Szent-Györgyi erwähnt, schön anhören, doch hast du die feste Zuversicht, daß sie verwirklicht werden? In der in Kopenhagen erscheinenden Berlingske Tidende wurden folgende Worte eines dänischen Schülers zitiert, nachdem er seine Arbeit geschrieben hatte: „Wenn der Wissenschaft zu große Macht gegeben wird, so wird die Welt kalt und hoffnungslos sein.“ Siehst du in dieser Überzeugung etwas Wahres?
Macht denn die in dem kommunistischen Abdruck dargelegte Aussicht einen edlen und anziehenden Eindruck? Jeder, der darauf mit „Ja“ antwortet, steht vor der Frage, ob es wahrscheinlich ist, daß diese Aussicht verwirklicht wird. Ist aufgrund deiner Erfahrungen anzunehmen, daß alle Menschen bereitwillig die kommunistische Schulung akzeptieren und einen „neuen Menschen“ hervorbringen, „einen Menschen geistigen Reichtums, sittlicher Reinheit und physischer Vollkommenheit“? Oder werden nicht in vielen kommunistischen Ländern Parteipolitiken im Grunde durch Gewalt und Unterdrückung verfolgt?
Offen gesagt, stimmen viele Beobachter der menschlichen Natur und der Weltbühne sicher mit einer dänischen Schülerin überein, deren Worte ebenfalls in der Berlingske Tidende angeführt wurden: „Wir können nur hoffen, daß ein Wunder geschieht, damit ein dritter Weltkrieg verhütet wird — ein Nuklearkrieg, der den Planeten in wenigen Sekunden zerstören wird.“ Was könntest du eigentlich über die Zukunft der Menschheit schreiben?
Diese zuletzt zitierte Schülerin gibt uns tatsächlich einen Anhaltspunkt. Sie sprach von einem Wunder, das eintreten müßte. Das ist im wesentlichen das, worauf in den anderen beiden Auszügen hingewiesen wird: ein Eingreifen des Schöpfers der Erde und der Menschheit. Dies ist nicht nur ein idyllischer Traum; diese Aussicht ist ebensosehr eine Tatsache und Wirklichkeit, wie die Erde und die Menschheit tatsächlich da sind.
Viele Personen denken anscheinend, daß das Bibelbuch der Offenbarung eine düstere Botschaft von einem kommenden Weltuntergang darlegt und daß dieser Weltuntergang von Jehovas Zeugen in ihrer Predigttätigkeit hervorgehoben wird. Doch in Wirklichkeit ist Gottes Eingreifen — wie es in der Offenbarung beschrieben und von Jehovas Zeugen gelehrt wird — eine Rettung! „Wieso?“ fragst du vielleicht. Beachte, was in Offenbarung 11:18 vorhergesagt wird: „Dein [Gottes] eigener Zorn kam und die bestimmte Zeit ... die zu verderben, die die Erde verderben.“ Das vorhergesagte Eingreifen Gottes bedeutet keineswegs einen Weltuntergang für die ganze Menschheit und die Erde, sondern daß nur diejenigen beseitigt werden, die das Wohl und den Frieden der Menschheit bedrohen. Daher konnte in dem Buch Die Wahrheit, die zu ewigem Leben führt auf folgendes Ergebnis hingewiesen werden:
„Es wird nicht der geringste Grund mehr vorhanden sein, zu befürchten, daß einem irgendein Leid zugefügt wird. Jedermann wird abends ohne Furcht in einem Park spazierengehen können, um den Sternenhimmel, das Werk des Schöpfers, zu bewundern. ... ,Sie werden in Sicherheit wohnen und niemand wird sie aufschrecken.‘ — Hesekiel 34:28.“
Das Thema, das den dänischen Schülern gestellt wurde, nämlich „Die Zukunft der Menschheit“, ist für uns alle wirklich von unmittelbarer Bedeutung. Wenn man die Sache sorgfältig betrachtet, kommt man zu der Frage: Soll ich meine Zukunft in die Hand des Menschen legen oder aber auf Gott vertrauen? Schon die Tatsache, daß wir alle vom Schöpfer abhängig sind, was unser Leben, die Luft und andere lebenerhaltende Dinge betrifft, dient bestimmt als Empfehlung, einmal näher zu betrachten, was er über die Zukunft zu sagen hat. Er hat etwas mit der Zukunft der Menschheit zu tun. Er hat etwas mit deiner Zukunft zu tun. Warum nicht sorgfältig sein Wort studieren, um festzustellen, was er jetzt von uns erwartet, so daß wir Nutzen aus dem ziehen können, was er für die Zukunft der Menschheit bestimmt?
[Bild auf Seite 17]
Das vordere und das hintere Umschlagbild dieser Broschüre zeigen zwei verschiedene Ansichten über die Zukunft der Menschheit — die Menschheit im Verderben und die Menschheit im Paradies. Welches hältst du für die richtige Vorschau?