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  • Der kostbarste der Edelsteine
    Erwachet! 1970 | 8. Juli
    • Der kostbarste der Edelsteine

      Vom „Awake!“-Korrespondenten in Thailand

      FRÖHLICH lief das kleine chinesische Mädchen auf der Straße hinter seinen Freundinnen her, während seine liebevolle Großmutter ihm zusah. Plötzlich stolperte das Mädchen und fiel der Länge nach hin. Besorgt eilte die Großmutter zu dem weinenden Kind, um ihm zu helfen; doch es hatte sich nicht verletzt. Sie tröstete die Kleine und schickte sie fort zum Spielen. Etwas war an diesem Zwischenfall aber recht seltsam: Die Großmutter schien Genugtuung darüber zu empfinden, daß die beiden kleinen grünen Armreifen, die das Kind getragen hatte, einen an jedem Handgelenk, zerbrochen waren.

      Warum diese Genugtuung? Die beiden Armreifen waren aus Jade, und sie hatte selbst dafür gesorgt, daß ihre kleine Enkelin sie zum Schutz trug. Viele Chinesen glauben, Jadeschmuckstücke würden den Träger vor Schaden bewahren, wenn ihm etwas zustoße, doch die Jadesteine würden dabei zerbrechen. Kein Wunder also, daß die Großmutter meinte, ihre abergläubische Ansicht sei durch diesen Vorfall bestätigt worden.

      Diese Geschichte hilft uns verstehen, warum für den Chinesen Jade „der Inbegriff des Himmels und der Erde“ ist, „der kostbarste der Edelsteine“, kostbarer noch als der Diamant.

      Der Chinese glaubt, Jade sei übernatürlichen Ursprungs und deshalb könne man ihn verwenden, um mit dem Himmel in Verbindung zu treten und die himmlischen Mächte zu versöhnen. Gemäß seiner Überlieferung verbindet er ihn mit seinen fünf Kardinaltugenden: Menschenliebe, Bescheidenheit, Tapferkeit, Gerechtigkeit und Weisheit. Chinesische Philosophen lehrten, Jade, den man unter den richtigen Voraussetzungen hinunterschlucke, würde es einem ermöglichen, Tausende von Jahren zu leben, sich unsichtbar zu machen und zu fliegen.

      Heute glauben das nur noch wenige; aber hieran können wir erkennen, wie die Orientalen jahrhundertelang Jade eingeschätzt haben. Der Jade ist — abgesehen von den abergläubischen Vorstellungen, die damit verknüpft sind — wirklich ein schöner Stein. In den meisten Gebieten Südostasiens tragen Chinesinnen oder Vietnamesinnen, wenn sie festlich gekleidet sind, fast immer ein Schmuckstück aus Jade.

      Was ist Jade?

      Es gibt zwei verschiedene Steine, die man mit diesem Namen bezeichnet: Nephrit, ein Kalziummagnesiumsilikat, und Jadeit oder chinesischer Jade, ein Natriumaluminiumsilikat. Der Name „Nephrit“ kommt von dem griechischen Wort, das Niere bedeutet. Früher glaubte man, feingemahlener Jade heile Nierenleiden. Der Unterschied zwischen Jadeit und Nephrit ist eigentlich nur für Sammler wichtig. Jadeit ist leuchtender und läßt sich besser polieren als Nephrit, der fettglänzend ist.

      China ist lange das Handelszentrum für Kunstgegenstände aus Jade gewesen; aber den Rohstoff findet man selten in China selbst. Man hat ihn aus anderen Ländern eingeführt, besonders aus Turkestan. Jetzt erhalten die Chinesen Nephrit vorwiegend aus Neuseeland, und Jadeit gewinnt man hauptsächlich in Japan, Birma und Kalifornien. Jade findet man oft im Geröll der Flüsse, die ihn von den Bergen heruntergespült haben. Man baut dieses Mineral auch in den Bergen ab; aber die Chinesen bevorzugen Jade, den man im Geschiebe der Flüsse findet.

      Gewöhnlich meint man, Jade habe eine strahlende spinatgrüne Farbe. Er kommt jedoch in vielen Farbschattierungen vor, von rein Weiß bis Gelb, Rot, Blau und Schwarz.

      Woran erkennt man echten Jade?

      Es gibt viele Steine, die dem Jade ähneln. Woran erkennt man nun, ob es wirklich Jade ist? Möchtest du beim Kauf eines Jade vermeiden, daß man dir eine Imitation anbietet, dann läßt du den Stein am besten von einem Fachmann prüfen. Zwei Dinge sind für einen Jade charakteristisch: seine Dichte und seine Härte. Seine Dichte oder sein spezifisches Gewicht bezieht sich auf das Verhältnis seines Gewichts zur gleichen Menge Wasser. Jadeit hat ein spezifisches Gewicht von 3,4 oder etwas weniger, Nephrit von etwa 3. Ein neunzig Gramm schweres Stück Nephrit zum Beispiel würde genausoviel Raum einnehmen wie dreißig Gramm Wasser.

      Das Prinzip, nach dem man die Härte bestimmt, ist ganz einfach: Ein härteres Mineral ritzt stets das weichere und niemals umgekehrt. Um Jade zu prüfen, würden wir zum Beispiel einen Topas benötigen. Hinterläßt der Topas keine Spuren auf dem Stein, muß es sich um echten Jade handeln.

      Man kann auch versuchen, den Stein mit der Klinge eines Taschenmessers oder mit einer Nadel zu ritzen. Handelt es sich um echten Jade, so ist das unmöglich; aber bei den meisten Nachahmungen, zum Beispiel bei Speckstein, wäre das möglich. Es ist natürlich nicht zu empfehlen, daß man die Kunstgegenstände aus Jade, die man sieht wahllos ankratzt. Hast du aber wirklich Grund, einen Stein zu prüfen, dann kannst du das oft an einer unauffälligen Stelle, zum Beispiel auf der Rückseite oder unten am Boden des Gegenstandes, tun. Wenn es echter Jade ist, kannst du keinen Schaden anrichten. Man kann Glas so behandeln, daß es Jade ähnelt; aber ein Stück Glas würde bedeutend weniger wiegen als ein entsprechend großes Stück Jade.

      Wie wertvoll ist Jade?

      Der Preis für Gegenstände aus Jade schwankt sehr. Er hängt nicht nur vom wirklichen Wert ab, sondern auch von Farbe, Form und Qualität; eine wichtige Rolle spielen Alter und Vergangenheit des Gegenstandes. Im Jahre 1960 wurde auf einer Versteigerung ein Kunstgegenstand aus Jade für über 16 000 Dollar verkauft. Im Jahre 1860 wurde bei einem Kriegszug Großbritanniens in Peking der Sommerpalast des Kaisers geplündert, und daraus wurden viele kostbare Jadegegenstände entwendet. Sieht man heute einen Gegenstand, der den Vermerk trägt: „vom Sommerpalast, Peking“, dann kann man sicher sein — wenn der Vermerk der Wahrheit entspricht —, daß er von erstklassiger Qualität ist.

      Die Preise sind auch von Land zu Land unterschiedlich. In Hongkong bekommt man schon Jade für nur vier Dollar. In Europa und in Amerika sind die Preise dagegen wesentlich höher. Ein führender Fabrikant von Jadegegenständen in Hongkong sagte, wenn ein Stein zu dunkel sei, etwa moosgrün, oder zu hell, mit viel Gelb, dann zeige dies an, daß er minderwertig sei. Hochwertiger Jade sei saftig grün, schimmernd und habe viel Glanz. Er dürfe nicht gefleckt, sondern müsse fast durchsichtig sein.

      Wie, wird Jade bearbeitet?

      Es kostet viel Arbeit und Mühe, Jade zu bearbeiten. Die Chinesen sind darin Meister. In einer Werkstatt in Peking haben Kunsthandwerker in Tag- und Nachtschicht an einem Stück gearbeitet, und trotzdem hat es viele Jahre gedauert, bis es fertig war. Seit mindestens zwei Jahrhunderten wenden die Chinesen die gleichen Methoden an. Doch wie gehen sie dabei vor?

      Als erstes sollte man wissen, daß man Jade nicht meißeln kann. Man bohrt und schleift ihn statt dessen. Jadeblöcke zersägt man zuerst in passende Stöcke. Da Jade sehr hart ist, muß man die Oberfläche ständig mit einem feuchten Schleifmittel bedecken, das härter ist als der Jade selbst. In Wirklichkeit schneidet das Schleifmittel den Stein und nicht die Säge.

      Jadeblöcke werden zuerst von oben gesägt und dann von unten; aber die Handwerker gehen dabei so geschickt vor, daß man die Stelle, wo die beiden Schnitte aufeinandertreffen, kaum sieht. Die Arbeitsmethode, die der chinesische Kunsthandwerker jetzt anwendet, hängt von dem Gegenstand ab, den er herstellen möchte. Die Löcher bohrt er mit einem primitiven Diamantbohrer. Das Innere der Vase bearbeitet er mit einem Stahlrohr. Er dreht das Stahlrohr, bis es die gewünschte Tiefe erreicht hat. Dann schlägt er kurz gegen das ausgebohrte Stück in der Mitte der Vase, daß es abbricht. Wenn er einen Sprung in dem Jade übersehen hat, bricht das Mittelstück nicht an der gewünschten Stelle ab; dann muß er den übriggebliebenen Stumpf wegbohren.

      Manche Vasen haben einen Griff an der Seite, und an diesem Griff kann ein weiterer Jadering hängen; das sieht dann aus, als hinge ein Ohrring an einem Ohr. Dieser Ring war ursprünglich ein Stück mit der Vase gewesen; der Kunsthandwerker hat ihn abgebohrt, bis er frei hing. Von einem Stein werden manchmal ganze Ketten solcher Ringe hergestellt.

      Wenn der Chinese eine Schale herstellt, macht er zuerst eine Reihe senkrechter Einschnitte in den Jade. Diese Einschnitte liegen dicht nebeneinander. Die aufrechtstehenden Scheiben bricht er dann heraus. Darauf schleift er die Schale mit geformten Stahlscheiben und dem gewöhnlichen Schleifmittel. Mit Hilfe von hölzernen und ledernen Drehscheiben und einem Spezialpulver erhält sie dann den letzten Schliff.

      Wofür man Jade verwendet

      Kaiser Chien Lung befahl, aus einem 290 kg schweren hellgrünen Jade, der nach Peking gebracht worden war, ein Kunstwerk anzufertigen, das eine Berglandschaft darstellte. Im Jahre 1874 war das Werk vollendet: ein Berg, Flüsse, Bäume, Gartenhäuschen, Bambushaine, bewohnt von Dichtern des vierten Jahrhunderts. Pekinger Kunsthandwerker haben sogar noch größere Landschaftsbildwerke angefertigt. Die Bewohner westlicher Länder haben Gelegenheit, das erwähnte Kunstwerk zu sehen, denn es ist in der Walker-Kunstgalerie in Minneapolis ausgestellt. Wahrscheinlich ist es das größte bearbeitete Stück Jade in den Vereinigten Staaten. Man hat aus Jade auch zahllose andere Gegenstände angefertigt: Throne, Betten, Kissen, Zwischenwände, Eßstäbchen, Teekrüge, Teller, Bücher (mit Goldschrift auf Jadetafeln, die mit Brokat überzogen waren und in Sandelholzkästchen aufbewahrt wurden), Standbilder von Buddha und anderen berühmten Personen, Blumen, Kämme, Schachfiguren, Fächer, Spielzeug, Opiumpfeifen und verschiedene Schmuckgegenstände. Früher, als man noch nicht gelernt hatte, Metall zu bearbeiten, hat man sogar Werkzeuge aus Jade hergestellt.

      Den Toten legt man oft Zikaden aus Jade auf Augen und Lippen. Man hat viele dieser Jadezikaden aus Grabstätten geborgen; aber in vielen Fällen sind die Steine durch die Berührung mit den Leichen zum Teil zerfallen. Diese abergläubische Sitte beruht auf der Ansicht, die Zikade verkörpere die Wiedergeburt — sie beginnt ihr Leben als Larve und beendet es, wenn sie Flügel bekommen hat und zum Himmel emporfliegt. Viele Chinesen betrachten einen Stein, der dreimal auf diese Weise begraben worden ist, als sehr kostbar.

      In der Bibel, und zwar in Hesekiel 28:13 (Neue-Welt-Übersetzung), wird Jade als einer der Edelsteine erwähnt, die die „Decke“ des Königs von Tyrus zierten. In 2. Mose 28:15, 20, 21 (NW) lesen wir, daß ein schöner Jadestein das „Brustschild des Gerichts“ schmückte, das Aaron, der Hohepriester Israels, trug. Auf diesem Stein war einer der Namen der zwölf Stämme Israels eingraviert. Das Buch 2. Mose ist um 1512 v. u. Z., also vor mindestens 3 400 Jahren, geschrieben worden. Wenigstens seit dieser Zeit kennt und schätzt der Mensch den Jade — obwohl er manchmal abergläubische Vorstellungen damit verbunden hat — als ein Erzeugnis der Erde, das Gott den Menschen geschenkt hat.

  • Die mißliche Lage des Präriefarmers
    Erwachet! 1970 | 8. Juli
    • Die mißliche Lage des Präriefarmers

      Vom „Awake!“-Korrespondenten in Kanada

      EIN Land des Überflusses — das entdeckten die ersten Pioniere, die in die kanadische Prärie vordrangen. Millionen von Bisons, Weißwedelhirschen, Wapitis und anderes Wild äste hier an dem üppigen Pflanzenwuchs. Seen und Flüsse wimmelten von Fischen. Jagdbare Vögel und Singvögel lebten hier in großen Scharen. Große Waldgebiete, von Lichtungen unterbrochen, wechselten mit ebenem Grasland ab, so weit man blicken konnte. Gruppen von Bäumen wuchsen vereinzelt auf diesem Grasland, besonders entlang der Flußufer — es war ein Land, das sich gut für den Ackerbau eignete.

      Jeder Siedler erhielt kostenlos etwa 65 ha Land als Heimstätte zugeteilt, und er konnte sich weiteres hinzukaufen. Jeder wußte, wofür man dieses Land verwenden konnte. Die Menschheit brauchte Weizen, und hier gab es Land, das sich besonders gut für den Anbau von Weizen eignete. Deshalb pflügte der Siedler die Grasnarbe um und pflanzte so viel Weizen an, daß die Prärie als der goldene Westen bekannt wurde. Kannst du dir die wogenden Getreidefelder vorstellen, die sich bis zum Horizont hin erstreckten?

      Immer tiefer ins Land hinein legte man die Eisenbahngleise, und lange Züge, mit Getreide beladen, ratterten zur Küste, um ihre kostbare Ladung zu den wartenden Schiffen zu bringen. Inzwischen trafen immer mehr Einwanderer ein. Tatkräftige Farmer pflügten unermüdlich den unberührten Boden mit Ochsen- oder Pferdegespannen um. Sie begnügten sich mit behelfsmäßigen Häusern, die sie sich aus Grasnarbenstücken errichteten. Jeder war davon überzeugt, daß man einer Zeit des Wohlstandes entgegengehe.

      Nach dem Ersten Weltkrieg modernisierte man die Landwirtschaft. Pferdegespanne und die schwerfälligen mit Dampf betriebenen Dreschmaschinen verschwanden immer mehr. Der vielseitig verwendbare Benzinmotor übernahm die Aufgabe der Dampfmaschine. Diesen wiederum ersetzte man durch den Dieselmotor. Dann schaffte man sich große Mähdrescher an. Man konnte nur darüber staunen, wie sie breite Schwaden Getreide in wenigen Minuten niedermähten und verschlangen. Doch dieser Fortschritt kostete Geld, auch die Unterhaltungskosten stiegen.

      Eigentlich hätte der Präriefarmer voraussehen können, daß die unterentwickelten Länder ebenfalls bald die Landwirtschaft mechanisieren und die Anbaumethoden verbessern und dann Milliarden Tonnen Weizen auf dem Markt anbieten würden. Doch nur wenige dachten ernsthaft an solch eine Möglichkeit. Der Farmer kaufte mehr Land auf, um mehr

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