-
Sind unsere Kontinente in Bewegung?Erwachet! 1977 | 22. September
-
-
Sind unsere Kontinente in Bewegung?
IST dir schon aufgefallen, daß die Ostküste Südamerikas und die Westküste Afrikas nahezu genau zusammenpassen? Diese Beobachtung kann man machen, wenn man eine Karte des Atlantischen Ozeans vor sich hat. Man muß nur den Vorsprung Brasiliens in den Golf von Guinea am afrikanischen Kontinent einfügen, und die Küstenlinie von Guyana nach Argentinien stimmt erstaunlich genau überein mit der Küstenlinie von Ghana nach Kapstadt. Die beiden Kontinente sind wie Teile eines gigantischen Puzzlespiels.
Vielleicht kam dir dabei der Gedanke, daß Südamerika und Afrika wirklich einmal zusammenhängend gewesen sein könnten und daß sie sich irgendwie getrennt haben und auseinandergedriftet sind. Wahrscheinlich hast du dann diesen Gedanken als absurd verworfen und das Ganze für einen merkwürdigen Zufall gehalten.
Wußtest du jedoch, daß diese Vorstellung gegenwärtig von den meisten Geologen ernsthaft in Erwägung gezogen wird? Seit dem Jahre 1960 wird immer mehr einer Theorie allgemeine Anerkennung verschafft, gemäß der man annimmt, daß die Kontinente wirklich auf dem flüssigen Mantel im Innern der Erdkruste in Bewegung sind.
Kontinentalverschiebungstheorie
Die Theorie wurde anfangs nicht von einem Geologen aufgestellt, sondern von einem Meteorologen in Deutschland, von Alfred Wegener. Er nahm an, daß nicht nur Südamerika und Afrika einmal zusammenhängend waren, sondern daß alle Kontinente zusammen eine einzige große Landmasse bildeten. Wegener nannte diesen hypothetischen Urkontinent „Pangäa“. Er stellte fest, daß die Kontinente besser zusammenpaßten, wenn man anstelle der jetzt bestehenden Küstenlinien die Umrisse der Kontinentalschelfe heranzog.
Heutzutage verschieben und drehen die Geologen mit Hilfe von Computern die Umrisse der Kontinente über einen Globus, um die beste Übereinstimmung herauszufinden. Bei einer Rekonstruktion des angenommenen Superurkontinents liegt die Südostküste Nordamerikas an der Nordwestküste Afrikas an. Dabei wird Eurasien um Spanien gedreht, so daß sich die Westküste Europas an Neufundland und Grönland anschmiegt. Die Antarktis liegt an Südostafrika an, wobei Australien mit der gegenüberliegenden Seite verbunden ist.
Bei den Geologen rief Wegener, als er im Jahre 1912 diese Auffassung vortrug, gemischte Gefühle hervor. Gewöhnlich wird jede Theorie, die vorherrschenden wissenschaftlichen Ansichten entgegensteht, mit Vorsicht aufgenommen. Die Kontinentalverschiebungstheorie fand vielleicht deswegen eine sogar außergewöhnlich kühle Aufnahme, da ihr Urheber nicht den Geologenzirkeln angehörte. Obwohl die Theorie durch handfeste Beweise gestützt wurde, wurde mathematisch „nachgewiesen“, daß die Erdkruste zu stabil ist, um irgendeine seitliche Verschiebung der Kontinente zuzulassen. Außerdem wurde die Frage aufgeworfen, woher denn die Kraft käme, die nötig wäre, um.die Kontinente in diese oder jene Richtung zu verschieben. Niemand konnte etwas anführen, was den Untersuchungen standhielt. Die Theorie wurde von namhaften Wissenschaftlern verworfen.
Beweis für die Theorie: die Übereinstimmung
Wieso haben denn die Geologen ihre Ansicht über die Kontinentalverschiebungstheorie geändert? Erstens deshalb, weil sich allmählich Beweise verschiedener Art angehäuft haben, die sie schwer auf andere Weise erklären können. Dazu gehören die Ähnlichkeit der geologischen Formationen und die der Fossilienablagerungen auf weit auseinanderliegenden Kontinenten sowie die Verschiebung der Magnetpole der Erde.
Als Beispiel für die geologische Übereinstimmung wird auf die Aufeinanderfolge der Sedimentgesteine hingewiesen, die sich während des Paläozoikums, des erdgeschichtlichen Altertums, abgelagert hatten und später freigelegt wurden, als sie zu Bergketten angehoben wurden. Man findet in dem Gebirgssystem der Appalachen im östlichen Nordamerika bis zum östlichen Grönland Ablagerungen von rotem Sandstein, grauem Schiefer sowie Kohlenflöze. Sie kommen auch in den Hochländern der Britischen Inseln vor. Ähnliche Sedimente findet man im Skandinavischen Gebirge und im Atlasgebirge in Nordwestafrika. Wie man glaubt, sind auf dem theoretischen Urkontinent Pangäa diese Gesteinsformationen Teil eines durchgehenden Gebirgssystems gewesen, dessen Überreste sich jetzt auf drei weit auseinanderliegenden Kontinenten befinden.
Die Ähnlichkeit zwischen den Fossilien, die man in diesen Formationen beiderseits des Atlantiks gefunden hat, wird als weiteres Argument zugunsten der Theorie verwendet. Fischfossilien sind in großer Zahl vorhanden, ebenso Landpflanzen und sogar Wälder aus großen Baumfarnen. Ein weiteres oft angeführtes Beispiel der Übereinstimmung zwischen den Fossilienfunden ist der Mesosaurier, ein kleiner Dinosaurier, der während des sogenannten Paläozoikums lebte. Fossilien davon tauchen in Südwestafrika und in Brasilien auf; in anderen Teilen der Erde dagegen hat man sie nicht gefunden. Wenn Südamerika und Afrika zu jener Zeit zusammenhängend gewesen wären, dann wäre der Mesosaurier in einem durchgehenden Verbreitungsgebiet vorgekommen.
Wandernde Magnetpole
Ein überzeugender Beweis ergab sich aus dem Studium der Magnetpolwanderung — eine recht geheimnisvolle Erscheinung. Die Annahme, daß sich die Magnetpole der Erde verschoben haben, beruht auf Messungen der Magnetisierung vulkanischen Gesteins. Wenn ein heißes Gestein in einem Magnetfeld abkühlt, bleibt eine schwache Magnetisierung zurück, da die magnetischen Spurenelemente in dem Gestein sich nach dem Magnetfeld ausrichten. Auf diese Weise ist erkennbar, welche Richtung das Erdmagnetfeld zu der Zeit hatte, in der das Gestein gebildet wurde, wie bei einem „eingefrorenen Kompaß“.
Du wirst vielleicht jetzt erwarten, daß all diese fossilen Kompasse nach Norden weisen, doch überraschenderweise weisen die Gesteine verschiedener geologischer Zeitalter Magnetisierungen vieler unterschiedlicher Richtungen auf. Es sieht so aus, als ob der Magnetpol über die ganze Erde ziellos große Strecken zurückgelegt hätte — daher der Ausdruck „Magnetpolwanderung“.
Stellt man jedoch diese Richtungen in der Reihenfolge der Gesteinszeitalter zusammen, so ergibt sich, daß der Pol in den einzelnen Zeitaltern einen bestimmten Verlauf hatte. Mißt man außerdem den Magnetismus von Gesteinen, die sich an anderen Orten desselben Kontinents befinden, so stellt sich heraus, daß sie unbeirrbar auf den gleichen Verlauf hinweisen.
Diese Entdeckung brachte die Geophysiker in Verlegenheit. Obwohl niemand weiß, wodurch das Erdmagnetfeld hervorgerufen wird, scheint es auf irgendeine Weise mit der Erdumdrehung zusammenzuhängen, und es ist schwer zu glauben, daß der Magnetpol sehr weit von dem geographischen Pol abweichen kann, und zwar sicherlich nicht über den Äquator hinweg, wie das durch die „Gesteinskompasse“ angedeutet wurde. Man kann nun natürlich das Wandern des Magnetfelds ebensogut damit erklären, daß der Pol seinen Standort beibehielt, während die Kontinente sich auf dem Erdball verschoben, doch das schien noch unwahrscheinlicher zu sein.
Bei der Beurteilung dieser beiden unglaublichen Erklärungen war die Entdeckung ausschlaggebend, daß die magnetischen Messungen auf verschiedenen Kontinenten gewöhnlich völlig unterschiedliche Magnetfeldänderungen anzeigten. Das konnte nicht durch Polbewegungen erklärt werden, weil die Erde nur einen Nordpol hat, und der kann sich nicht gleichzeitig in verschiedene Richtungen bewegen. Das schien den Geologen eine starke Andeutung dafür zu sein, daß sich die Kontinente wirklich unabhängig voneinander fortbewegt haben, und zwar über Tausende von Kilometern hinweg.
Die Meeresböden als Beweis
Einen neuen Beweis, der schließlich die Geologen zu dem Glauben an die Kontinentalverschiebung bekehrte, lieferte der Meeresgrund. Die Erforschung des Meeresbodens machte wirklich Fortschritte in dem Geophysikalischen Jahr 1955. Ozeanographen verwandten wohldurchdachte Schallmeßgeräte, um die Meeresböden graphisch darzustellen. Durch Messungen der Zeitdauer, die das Echo benötigte, erforschten sie nicht nur die Sedimente des Bodens, sondern auch die Tiefe des aus Basaltgestein bestehenden Untergrundes. Sie gelangten zu einer überraschenden Schlußfolgerung über die Meeresböden: Sie folgerten, daß sie nicht festliegen, sondern ständig an bestimmten Grenzlinien gebildet werden und sich über den Erdball ausdehnen.
Wir wollen die Entdeckungen untersuchen, die zu dieser verblüffenden Hypothese führten. Den ersten Anhaltspunkt lieferte ein langer Gebirgszug in der Mitte des Atlantischen Ozeans. Davon ausgehend, haben die Geologen ein System von mittelozeanischen Rücken kartographiert, das buchstäblich die Erde umsäumt. Ein solcher Rücken erhebt sich ungefähr 3 Kilometer über den Meeresboden, der sich in ca. 5 Kilometer Tiefe befinden kann. Er wird beiderseits von einem Streifen hügeligen Gebiets flankiert, das Hunderte von Kilometern breit ist. Ein auffallendes Merkmal ist das Tal, das wie eine Spalte am Kamm des Rückens verläuft und ihn auf diese Weise in ein Paar von parallelen Rücken aufteilt.
Die Schallmessungen an der Oberfläche wurden durch Bohrungen ergänzt, die man mit Hilfe von Spezialschiffen am Meeresboden vornahm. Dadurch wurden von vielen Teilen des Ozeans Gesteinsproben zutage gefördert, von denen einige bis zu 450 Meter lang waren und die man genau untersuchen und zerlegen konnte. Diese Forschungen enthüllten, daß die eigentlichen Rücken aus losem vulkanischen Gestein bestehen und zu beiden Seiten bis zu einer Entfernung von ungefähr 100 Kilometern wenig oder keine Sedimente aufweisen. In größeren Entfernungen nimmt die Tiefe des Sedimentgesteins zu; sie beträgt bis zu eineinhalb Kilometer.
Magnetfeldmessungen, die man über den Ozeanen in der Nähe von solchen Rücken vorgenommen hat, ergaben eine weitere überraschende Entdeckung. Es gibt parallel zu den Rücken liegende Gesteinsstreifen, in denen der Magnetismus umgepolt ist. Es hat den Anschein, daß Nord- und Südpol vertauscht gewesen waren, als sich diese Gesteine bildeten. Diese entgegengesetzte Magnetisierung hatte man schon früher in bestimmten vulkanischen Lavaströmen bemerkt, doch in der Nähe der ozeanischen Rücken scheint eine ständige Abfolge von normalen und entgegengesetzten magnetischen Polaritäten vorzuliegen, die in den Meeresboden „eingefroren“ wurden. Für diesen geheimnisvollen Wechsel gibt es keine Erklärung. Überhaupt weiß niemand, wieso die Erde ein Magnetfeld hat, geschweige denn, warum es sich umpolt. Es handelt sich um eine Tatsache der Schöpfung, die man eben festgestellt hat.
Ausdehnung des Meeresbodens
Die Geologen erklären alle drei Beobachtungen mit einer einzigen Hypothese, nämlich mit der Ausdehnung des Meeresbodens. Sie nehmen an, daß der Mittelozeanische Rücken fortwährend durch Magma gebildet wird, das von dem verformbaren Erdmantel durch einen Spalt in der Erdkruste aufsteigt, und daß sich der Ozeanboden im Laufe seiner Entstehung von beiden Seiten des Spalts aus fortbewegt. Das neugebildete Gestein ist rein, und die Sedimente entstehen langsam und fallen erst auf, nachdem das neue Gestein eine Zeitlang freigelegen und sich vom Rücken wegbewegt hat. Die parallelen Streifen normaler und umgekehrter magnetischer Polarität ergeben sich, wenn das Magma ausströmt und in einer Zeit erstarrt, in der die Pole eine normale Lage haben, und dann in einer Zeit, in der sie vertauscht sind.
Die Untersuchungen deuten an, daß sich der Boden des Atlantischen Ozeans gegenwärtig im Jahr um etwas mehr als 2,5 Zentimeter ausdehnt und der des Pazifischen Ozeans ungefähr 15 Zentimeter pro Jahr. Bildet jedoch die Erde am Ozeanboden in diesem ungeheuren Ausmaß eine neue Kruste, so muß die alte Kruste irgendwo anders untergebracht werden. Insgesamt gesehen erfährt die gesamte Oberfläche der Erde keinen Zuwachs. Die Geophysiker mutmaßen, daß entlang bestimmter Grenzgebiete ein Teil der Kruste unter einen anderen Teil hinabtaucht und in das heiße Innere sinkt, wo es schmilzt und wieder in den flüssigen Mantel aufgenommen wird. Sie nehmen an, daß dieser Prozeß nicht reibungslos verläuft, sondern von Erdbeben und Vulkanausbrüchen begleitet wird. Entlang dieser Grenzlinien entstehen Tiefseegräben und hohe Gebirgsketten.
Die Theorie der tektonischen Platten
Geologen haben aufgrund der mittelozeanischen Rücken und der Grenzlinien die gesamte Erdoberfläche in sechs große (und mehrere kleinere) Platten festen Gesteins unterteilt. Diese Platten, so nehmen sie an, werden an den Rücken gebildet und bewegen sich wie ein Fließband in Richtung der Ränder der anderen Platten, an denen dann eine unter den Mantel taucht und sich verflüssigt. Diese Platten tragen die Kontinente, so wie die Eisscholle das Iglu des Eskimos trägt.
Man bezeichnet diese Vorstellung als Theorie der tektonischen Platten. Sowohl die Kontinentalverschiebung als auch die Ausdehnung des Meeresbodens sind in dieser umfassenderen Theorie eingeschlossen.
Wollen wir uns mit einigen Beispielen befassen, die zeigen, wie mit dieser Theorie Merkmale der Erdkruste erklärt werden, die man entdeckt hat. Die amerikanische Platte, die Nord- und Südamerika und auch die westliche Hälfte des Atlantischen Ozeans trägt, entsteht theoretisch am Mittelatlantischen Rücken und bewegt sich westwärts. An der Westküste Südamerikas erhebt sich eine kleinere Platte im östlichen Pazifik, die mit der amerikanischen Platte zusammenstößt und daruntertaucht. Dadurch entsteht, wie man annimmt, im Ozean an der Küste Südamerikas ein tiefer Graben, und die Anden werden zum höchsten Gebirge des amerikanischen Kontinents angehoben. Durch das Zerknittern der ozeanischen Platte werden entlang der Pazifikküste häufig Erdbeben hervorgerufen. Wenn gemäß dieser Theorie das leichtere Gestein, das in den Mantel hinabtaucht, geschmolzen wird, steigt es wieder durch Spalten in der darüberliegenden Kontinentalkruste auf und bildet die Vulkane der Kordilleren.
Auf einer genauen Karte kann man erkennen, daß der Mittelozeanische Rücken in Wirklichkeit nicht durchgehend ist, sondern im rechten Winkel durch zahlreiche Querrücken unterbrochen wird. Die beiden theoretischen Platten gleiten entlang dieser Querrücken aneinander. Geologen nehmen an, daß die durch diese Bewegung entstehende Reibung eine weitere Erdbebenursache bildet. Einer der längsten dieser Querrücken befindet sich zwischen der amerikanischen Platte und der pazifischen Platte entlang der Westküste Nordamerikas. Entlang dieser Linie, die den Bewohnern Kaliforniens gut unter dem Namen „San Andreas Fault“ bekannt ist, bewegt sich die pazifische Platte gegenüber der amerikanischen Platte pro Jahr um ungefähr 5 Zentimeter in Richtung Nordwest. Die sich daraus ergebenden Spannungen verursachen häufig Erdbeben.
Die Stadt San Francisco liegt auf dieser Schwelle, und die kalifornische Küste südlich von San Francisco verläuft westlich davon, auf der pazifischen Platte. Wenn also die gegenwärtige Bewegung nicht unterbrochen wird, dann wird gemäß den Voraussagen irgendwann in ferner Zukunft Los Angeles ungefähr dort liegen, wo sich heute San Francisco befindet.
Die Tatsache, daß an einigen Stellen der Erde früher ein völlig anderes Klima herrschte als heute, betrachten Geologen auch als Übereinstimmung mit der Kontinentalverschiebungstheorie. In dem angenommenen Urkontinent Pangäa befanden sich die heute bestehenden Kontinente viel weiter südlich als jetzt, abgesehen von der Antarktis. Nordamerika und die spanische Halbinsel lagen am Äquator. Südamerika, Afrika, Indien und Australien waren in den Südpolarregionen um die Antarktis gruppiert.
Wird sich die Theorie behaupten?
Es erfüllt die Wissenschaftler mit Befriedigung, eine Theorie zu finden, die offensichtlich viele grundverschiedene Informationen zu einem Gesamtbild zusammenfügt. Und sie denken, daß das die Theorie von den tektonischen Platten für die Wissenschaft der Geologie getan hat. Bedeutet das jedoch, daß es sich demzufolge um die letzte und korrekte Antwort handelt? Nicht notwendigerweise.
Trotz der anscheinend weitreichenden Erfolge der Theorie gibt es immer noch viele Einzelinformationen, die nicht mit ihr übereinstimmen. Die Geologen argumentieren noch über die Bedeutung von Einzelheiten. Vielleicht werden durch die Fortschritte der Forschung einige dieser Fragen in Übereinstimmung mit der Theorie beantwortet werden. Andererseits könnten unbeugsame Fakten bestehenbleiben, die nicht damit in Einklang gebracht werden können.
Beim gegenwärtigen Stand der Theorie erkennt man eine wesentliche Unzulänglichkeit. Man hat noch keine Erklärung für die Kräfte gefunden, die bewirken, daß an den Rücken Magma aufsteigt. Einige Geologen sind mit der üblichen Erklärung zufrieden, daß Konvektionsströme im Innern des Erdmantels die Ursache sind. Aber wodurch werden die Konvektionsströme hervorgerufen, und wieso verändern sie ihren Lauf? Wenn diese Vorstellung eingehend untersucht wird, fällt sie in sich zusammen. Konvektionsströme in Luft oder Wasser bilden sich um eine zentrale Achse, nicht in einer langen dünnen Schicht, die einen Rücken bildet. Noch schwieriger ist es sogar, sich vorzustellen, wie die Verschiebungen entlang der Querrücken durch Konvektionsströme hervorgerufen werden können.
Die Professoren Flint und Skinner von der Yale-Universität geben in ihrem Buch Physical Geology folgendes zu bedenken:
„Die Theorie der Plattentektonik scheint auf so viele Fragen Antworten zu geben, daß wir geneigt sind zu glauben, sie sei die lang erwartete zusammenfassende Theorie, die eine Erklärung für die Lithosphäre bildet [die bis in 1 000 oder 1 200 km Tiefe reichende Gesteinshülle der Erde; umfaßt die Erdkruste und den oberen Bereich des Erdmantels]. Freilich müssen wir vorsichtig sein. Andere Theorien hatten auch den Anschein, vielversprechend zu sein, doch auf die Dauer haben sie sich als unrichtig erwiesen. Die Theorie der Plattentektonik ist immer noch nicht mehr als eine Theorie.“
Ungeachtet dessen, ob die Theorie der tektonischen Platten im Laufe der Zeit standhalten und sich als richtig oder falsch erweisen wird, haben wir eine Fülle von Beweisen für die Größe der Macht und der Weisheit des Schöpfers der Erde. Über ihn schrieb der Psalmist: „Vor langem hast du die Grundlagen der Erde selbst gelegt, und die Himmel sind das Werk deiner Hände“ (Ps. 102:25). Geologen bleiben heute immer noch auf die Fragen, die Jehova vor Tausenden von Jahren an Hiob richtete, die Antwort schuldig: „Wo befandest du dich, als ich die Erde gründete? Teile es mir mit, wenn du Verständnisvermögen hast. Wer hat ihre Maße festgesetzt, falls du es weißt, oder wer hat über sie die Meßschnur ausgespannt? Worin sind ihre Einstecksockel eingesenkt worden, oder wer hat ihren Eckstein gelegt?“ (Hiob 38:4-6).
-
-
Tagalog — eine vielseitige SpracheErwachet! 1977 | 22. September
-
-
Tagalog — eine vielseitige Sprache
Vom „Awake!“-Korrespondenten auf den Philippinen
GEMÄSS der Bibel kommen die, die die „große Volksmenge“ bilden und Gott lobpreisen, aus „allen Nationen und Stämmen und Völkern und Zungen“ (Offb. 7:9). Eine der „Zungen“, die zur Erfüllung dieser Prophezeiung beitragen, ist die Philippinensprache, die man als Tagalog (sprich Tagálog) bezeichnet. Vielleicht hast du noch nie etwas über diese Sprache gehört, doch da sie gegenwärtig in der Philippinischen Republik große Bedeutung erlangt, wäre es von Nutzen, dich damit bekannt zu machen.
Wenn man von irgendeinem Land sagen kann, daß es ein Sprachproblem hat, dann von der Philippinischen Republik. Bei einer Bevölkerung von ungefähr vierzig Millionen gibt es mehr als achtzig verschiedene Sprachen, die gegenwärtig gesprochen werden und von denen einige wiederum in eine Anzahl von Dialekten aufgeteilt sind.
Tagalog wird von mehreren Millionen Leuten gesprochen, die hauptsächlich in den Provinzen des mittleren Teils von Luzon, der größten Insel der nördlichen Philippinen, wohnen. Allerdings entwickelte es sich zur Landessprache; man nennt sie Pilipino, und die Regierung fördert sie durch die Filmindustrie und durch Fernsehprogramme, damit sie möglichst jeder erlernt und zumindest als zweite Sprache gebraucht. Wieso? Dadurch wird in diesem Land der Zersplitterung mit all ihren Mißverständnissen und Verwaltungsproblemen entgegengewirkt.
Zusammen mit allen anderen Hauptdialekten der Philippinen gehört Tagalog zu der sogenannten „indonesisch-polynesischen“ Sprachgruppe. Außerdem ist es eine agglutinierende
-