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  • Deutschland (Teil 1)
    Jahrbuch der Zeugen Jehovas 1974
    • kam zufällig meine leibliche Schwester in unsere Wohnung. Ganz unvermittelt sagte ich zu ihr: ‚Hier, nimm deinen Kaffee mit!‘ Meine Schwester schaute zunächst etwas ungläubig, begriff dann aber sofort und entfernte sich mit der Kaffeekanne. So war die Literatur wieder außer Gefahr. Die Beamten hatten nicht gemerkt, daß sie überlistet worden waren.“

      Amüsant ist die Geschichte, die Bruder und Schwester Kornelius über ihren fünfjährigen Sohn Siegfried erzählten, der damals noch keine Schwierigkeiten mit dem „Deutschen Gruß“ und ähnlichen Dingen hatte, weil er noch nicht zur Schule ging. Aber da ihn seine Eltern in der Wahrheit erzogen hatten, wußte er, daß die Literatur seiner Eltern, die sie immer versteckten, nachdem sie sie gelesen hatten, sehr wichtig war und das die Gestapo sie nicht finden durfte. Als er eines Tages sah, wie zwei Beamte auf den Hof seiner Eltern kamen, war ihm sogleich klar, daß sie nach versteckter Literatur suchen würden, und er wußte sofort, was er tun mußte, um zu verhindern, daß sie etwas fanden. Obwohl er noch nicht zur Schule ging, nahm er die Schultasche seines älteren Bruders, leerte sie aus und stopfte die ganze Literatur hinein. Dann hing er sich die Tasche auf den Rücken und ging damit auf die Straße. Dort wartete er, bis die Beamten nach einer erfolglosen Haussuchung wieder fortgingen. Danach ging er ins Haus zurück und versteckte die Literatur wieder dort, wo er sie hergeholt hatte.

  • Deutschland (Teil 2)
    Jahrbuch der Zeugen Jehovas 1974
    • Deutschland (Teil 2)

      „SCHAFE“ IM GEFÄNGNIS GEFUNDEN

      Im Gefängnis kamen die Brüder mit allen Arten von Menschen zusammen, und natürlich erzählten die ihnen, soweit es möglich war, von ihrer Hoffnung. Wie groß war doch ihre Freude, wenn einer ihrer Mitgefangenen die Wahrheit annahm! Von einer solchen Erfahrung berichtet uns Willi Lehmbecker. Er war in einem Gefängnis mit vielen anderen Gefangenen in einem Schlafsaal untergebracht, in dem das Rauchen erlaubt war:

      „Ich hatte mein Bett oben. Der unter mir lag, nebelte mich dermaßen ein, daß ich kaum atmen konnte, aber ich konnte ihm, wenn alles schlief, von der Bibel und von Gottes Vorhaben mit den Menschen erzählen und hatte dabei einen sehr aufmerksamen Zuhörer. Dieser junge Mann war politisch eingestellt und war wegen illegaler Zeitschriftenverbreitung in Haft genommen worden. Wir gaben uns das gegenseitige Versprechen, wenn wir wieder frei seien und noch am Leben seien, uns gegenseitig zu besuchen. Aber es kam anders. 1948 traf ich ihn wieder, und zwar bei unserem Kreiskongreß. Er erkannte mich sofort und begrüßte mich freudig. Und dann erzählte er mir seine Geschichte. Er wurde nach Verbüßung seiner Strafe entlassen, anschließend zum Militär eingezogen und kam an die Front nach Rußland. Hier hatte er Gelegenheit, über alles nachzudenken, was ich ihm erzählt hatte. ... Schließlich sagte er zu mir: ‚Heute bin ich dein Bruder geworden.‘ Könnt ihr verstehen, wie mich das bewegte und wie ich mich freute?“

      Hermann Schlömer hatte eine ähnliche Erfahrung. Es war ebenfalls auf einem Kreiskongreß, als ein Bruder auf ihn zukam und ihn fragte: „Kennst du mich noch?“ Bruder Schlömer antwortete: „Dein Gesicht ist mir bekannt, aber ich weiß nicht, wer du bist.“ Darauf gab sich der Bruder als der Gefängniswärter vom Gefängnis in Frankfurt-Preungesheim zu erkennen, der Bruder Schlömer während seiner fünfjährigen Einzelhaft zu beaufsichtigen hatte. Bruder Schlömer hatte dem Wärter viel über die Wahrheit erzählt. Er hatte ihn auch gebeten, ihm eine Bibel zu besorgen, nachdem dies der Gefängnisgeistliche abgelehnt hatte. Der Gefängniswärter war menschlich eingestellt und brachte Bruder Schlömer eine Bibel. Damit er sich in seiner eintönigen Einzelhaft etwas beschäftigen konnte, brachte ihm dieser Gefängniswärter die Strümpfe seiner Familie zum Stopfen. Ja, Bruder Schlömer hatte wirklich Grund zur Freude, als er feststellen konnte, daß in diesem Fall Jehovas Wort auf fruchtbaren Boden gefallen war.

      DIE GEISTIGE SPEISE WIRD KNAPP

      Die geistige Speise begann in Deutschland knapp zu werden. Wie gefährlich es für den einzelnen, aber auch für ganze Gruppen ausgehen konnte, wenn der Kontakt zur Organisation verlorenging und sie nicht länger die Gelegenheit hatten, geistige Speise zu erhalten, berichtet uns Heinrich Vieker:

      „Als die Nazis an die Macht kamen, waren wir zwischen 30 und 40 Verkündiger in unserer Versammlung. Das herausfordernde Auftreten dieses Systems veranlaßte bald viele Brüder, sich in den Schatten zu stellen und von der aktiven Tätigkeit zurückzutreten. Es war ungefähr die Hälfte der Verkündiger, die in dieser Zeit nicht mehr in Erscheinung trat. Das hatte zur Folge, daß wir im Umgang mit solchen, die sich zurückgezogen hatten, sehr vorsichtig sein mußten. Wir begrüßten sie zwar, wenn wir sie trafen, brachten ihnen aber keine Zeitschriften, wenn wir welche erhielten. Bei einer Besprechung wurden wir tatsächlich gewahr, daß außer 14 Brüdern alle zur Wahl gegangen waren.“

      Natürlich bestand auch die Gefahr, daß einigen Brüdern die geistige Speise vorenthalten wurde, weil sie aus irgendeinen unglücklichen Umstand in den Verdacht gerieten, sich von Jehovas Organisation zurückgezogen zu haben. Dies widerfuhr Grete Klein und ihrer Mutter in Stettin. Hören wir ihre Erfahrung:

      „Wir versammelten uns in kleinen Gruppen in den Wohnungen verschiedener Brüder. Unser Versammlungsaufseher gab mir den Wachtturm, damit ich ihn auf Wachsmatrizen schriebe, so daß er vervielfältigt werden konnte. Doch nur für kurze Zeit, dann blieben die von mir so geschätzten Dienstaufträge aus, da die Brüder ängstlich geworden waren und fürchteten, entdeckt zu werden, besonders nachdem sie festgestellt hatten, daß mein Vater ein Gegner der Wahrheit war. Wir, meine Mutter und ich, erhielten nun nicht einmal eine Kopie des

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