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  • Wir wollen unsere fremdsprachigen Nachbarn besser kennenlernen
    Erwachet! 1978 | 8. April
    • Wir wollen unsere fremdsprachigen Nachbarn besser kennenlernen

      Vom „Awake!“-Korrespondenten in der Bundesrepublik Deutschland

      „MERHABA!“ Du hast diesen Ausdruck vielleicht schon auf der Straße oder an deinem Arbeitsplatz gehört, denn so heißt der allgemeine Gruß der Türken. Heute betrachten ungefähr eine Million türkisch sprechende Menschen die Bundesrepublik Deutschland als ihr gegenwärtiges Zuhause. Hast du das gewußt?

      Die Türken sind ein einfaches, aber herzliches und sehr gastfreundliches Volk. Zugegeben, sie mögen am Anfang zurückhaltend und den Europäern gegenüber etwas mißtrauisch sein, aber ein Blick in ihre Geschichte wird uns helfen, sie besser zu verstehen.

      Geschichtlicher Hintergrund

      Die heutigen Türken sind ein Mischvolk aus verschiedenen Stämmen. Ihre früheren Gebiete reichten vom Kaspischen Meer bis in die Mongolei hinein und sind heute weitgehend Teile der UdSSR. Sie stammen also nicht von den Arabern, einem semitischen Volk, ab, sondern von Japhet durch seinen Sohn Magog. Auch ihre Sprache ist nicht mit dem Arabischen verwandt, obwohl viele Worte aus dem Arabischen entlehnt sind. Sie stammt vielmehr aus der altaischen Sprachgruppe und gleicht in ihrem Aufbau dem Finnischen und Ungarischen. Sie wird von rund 40 Millionen Menschen in der Türkei gesprochen, aber auch von weiteren Millionen in der UdSSR, in China, dem Iran und Afghanistan.

      Am Anfang der Ausdehnung des Islams (7. und 8. Jahrhundert) hatten Abbasiden und Omaijaden, arabische Kalifendynastien, ihre Glaubensrichtung durch Handel und Vorkämpfe bis in die von türkischen Stämmen besetzten Gebiete gebracht. Zu dieser Zeit waren einige Türkenstämme zu Militärsklaven der arabischen Dynastien geworden, und somit wurden sie zu Mohammedanern gemacht. Von der Mitte des 11. Jahrhunderts an, als die Seldschuken in Persien und Syrien eindrangen, verloren die arabischen Kalifendynastien immer mehr an politischer Macht, während die Türkenstämme große Gebiete einnahmen. Damit wurde die politische Macht der islamisch-arabischen Herrscher von den Türken zurückgedrängt, die religiöse Ideologie des Islams wurde aber immer noch vertreten und hat seither den Sinn dieses Volkes stark geprägt.

      Ende des 13. Jahrhunderts wurde das Osmanische Reich gegründet. Sechseinhalb Jahrhunderte herrschte es, bis es am Ende des Ersten Weltkrieges zusammenbrach. Unter Mustafa Kemal Atatürk, „Vater der Türken“ genannt, wurde 1923 eine Republik gegründet, die mit vielen grundlegenden Reformen eine Öffnung nach Europa suchte. Religion und Staat wurden getrennt, religiöse Orden wurden aufgehoben, das Tragen von Schleier und Fes wurde verboten, und die Einehe wurde eingeführt sowie die Pflicht, einen Familiennamen zu tragen. Der Regierungswechsel hatte auch eine grundsätzliche Änderung des Schulwesens zur Folge. Ein großer Schritt in der Bildungsreform wurde im Jahre 1928 getan, als die lateinische Schrift an Stelle der bisherigen arabischen eingeführt wurde. Die Anzahl der Schulen hat sich seit dieser Zeit vervielfacht, und die Zahl der Analphabeten ist von 90 Prozent auf 30 Prozent zurückgegangen.

      Die heutige Türkei, hauptsächlich ein Agrarstaat, ist ein Land, wo orientalische Sitten mit arabischen Sitten vermischt sind. Seit der Ausbreitung der Industrie ist es aber auch ein Land geworden, wo der Westen den Osten trifft. Um die materiellen Vorteile des Westens zu genießen, sind immer mehr Menschen vom Lande in die Großstädte übergesiedelt. Die Bevölkerung von Istanbul zum Beispiel ist von 860 558 im Jahre 1945 auf über 3 000 000 heute gewachsen. Angesichts eines solchen Wachstums und der damit verbundenen Probleme ist es kein Wunder, daß die Erwartungen der neuen Bürger oft unerfüllt blieben.

      In den 60er Jahren bot sich eine neue Möglichkeit, materiell voranzukommen, als europäische Länder nach Arbeitskräften suchten. Um eine Arbeitsstelle im Ausland zu bekommen, verließen Männer und Frauen im besten Alter ihre Dörfer, ihre Verwandten, ja sogar ihre Kinder und ihren Ehepartner. Viele setzten alles daran, in die Bundesrepublik zu kommen, um sich möglichst schnell wirtschaftlich zu verbessern.

      Mit neuen Problemen konfrontiert

      Hier begann für sie ein neuer Lebensabschnitt, denn ganz andere Lebensbedingungen und -gewohnheiten warteten auf sie. Menschen, die noch nie eine Fabrik von innen gesehen hatten, mußten jetzt plötzlich völlig neue Arbeitsvorgänge kennenlernen. Andere brachten berufliche Kenntnisse und sogar eine akademische Bildung mit, mußten aber oft einfache Arbeiten verrichten. Ein Buchhalter bekam zum Beispiel eine eintönige Arbeit am Fließband. Oder ein früherer Polizeibeamter erhielt am Bau oder eine Krankenschwester oder Bankangestellte in einer Textilfabrik Arbeit.

      Trotzdem verdienen sie doch im Verhältnis zu dem, was sie in ihrer Heimat verdienen würden, ziemlich gut. Deshalb können sie Geld nach Hause schicken, um den Eltern finanziell beizustehen oder um ein Haus zu bauen oder sogar ein kleines Geschäft zu kaufen. Damit sie während der Zeit, wo sie im Ausland verweilen, möglichst viel sparen können, wird die Familie oft in der Türkei zurückgelassen. Die Kinder werden von den Großeltern, von einer Tante oder eventuell von einer älteren Schwester erzogen. Somit wird natürlich das Familienleben ziemlich beeinträchtigt. Verständlicherweise leidet die Freude darunter.

      Nicht von minderer Bedeutung ist das Wohnungsproblem. Da sie ihren Aufenthalt oft als vorübergehend betrachten, möchten sie preisgünstig wohnen. Aber viele Hausbesitzer und Spekulanten haben den Wohnungsmangel zu ihrem eigenen Vorteil genutzt, indem sie die Mietpreise in die Höhe geschraubt haben. In vielen Fällen ist Mietwucher das Ergebnis gewesen. In vielen Städten wird jede Möglichkeit ausgekauft, um notdürftige, rückständige Behausungen zu schaffen. Obwohl die Bundesregierung Gesetze erlassen hat, um die Rechte dieser Menschen zu schützen und ihnen soziale Hilfe zu leisten, sind immer noch nicht alle damit verbundenen Probleme gelöst.

      In einigen Städten — siehe Köln und Berlin — sind ganze Stadtteile fast ausschließlich von Türken bewohnt. Der Stadtteil Kreuzberg in Berlin wird sogar „Klein Istanbul“ genannt. In Städten findet man so viele türkische Gasthäuser, Lebensmittelgeschäfte, Import-Export-Geschäfte, Änderungsschneidereien, Textilgeschäfte, Übersetzungs- und Reisebüros, daß ein Deutscher, der einen Spaziergang durch diese Viertel macht, sich unwillkürlich fragt: „Wer ist denn eigentlich hier im Ausland, ich oder sie?“

      Welche Hoffnung für die Zukunft?

      Während viele Türken bereit sind, die Schwierigkeiten des Lebens im Ausland auf sich zu nehmen, um eine gewisse materielle Sicherheit zu erlangen, gibt es andere, die unglücklich sind und in einer Welt voller politischer und sozialer Unruhen und Ungerechtigkeit eine eventuelle materielle Sicherheit nicht als echte Hoffnung für die Zukunft betrachten. Einige haben sich der Botschaft der Bibel zugewandt, um eine bessere Hoffnung zu finden.

      Es ist für einen Türken wesentlich leichter, sich hier in Europa mit der Bibel zu befassen, als dies in der Türkei der Fall wäre, wo sich 98 Prozent der Bevölkerung zum Islam bekennen. Es erfordert aber trotzdem viel Geduld und Feingefühl, wenn man mit Mohammedanern über die Bibel spricht, denn obwohl sie als ein von Gott inspiriertes Buch anerkannt wird, wird doch der Koran als die allerletzte Offenbarung Gottes betrachtet. Viele wissen sehr wenig über den Inhalt der Bibel oder die geschichtlichen Ereignisse, die damit in Verbindung stehen.

      Eine weitere Schwierigkeit besteht darin, daß Mohammedaner nicht glauben, daß Gott einen Sohn haben kann; deshalb glauben sie nicht, daß Jesus — obwohl sie ihn als Propheten Gottes anerkennen — Gottes Sohn ist, der für die Sünden der Menschen gestorben ist. Erst wenn sie von dieser Tatsache überzeugt sind, werden sie auch daran glauben können, daß Jesus als himmlischer König die Macht schon übernommen hat, um innerhalb unserer Generation Frieden auf Erden herbeizuführen.

      Einige, zu dieser Überzeugung gekommen, sind Christen geworden, obwohl dieser Schritt nicht einfach für sie war. Unter den Türken sind die Familienbande sehr eng. Erwachsenen Personen wird sehr viel Respekt gezollt, wie es der orientalische Brauch verlangt. Eine Frau, die wie ihr Mann Christ geworden war, schrieb an ihre Eltern in der Türkei über diese Dinge. Postwendend kam ein Brief zurück mit der Antwort, daß sie als Tochter verstoßen sei, daß sie nicht mehr nach Hause zu kommen brauche, und wenn der Vater erfahren würde, daß sie irgendwelchen anderen Verwandten in der Türkei in dieser Sache schreiben würde, dann stände ihr Leben in Gefahr. Zwei Mädchen, die den christlichen Glauben annehmen wollten, wurden — allerdings ohne Erfolg — von ihren Eltern und anderen Verwandten über längere Zeit geschlagen und mißhandelt, um sie von ihrem Vorhaben abzubringen. Aber trotz des Widerstandes, den sie erlebten, freuen sich diese Menschen, endlich eine echte Botschaft der Hoffnung für die Zukunft gefunden zu haben.

      Ja, es gäbe so viel über unsere türkisch sprechenden Nachbarn zu berichten: über ihre Musik, die zunächst für die Ohren des Europäers fremdartig und monoton klingen mag; ihre Küche mit dem vielen Hammelfleisch und den Grillspezialitäten wie Siskebap oder den für Europäer oft zu süßen Milchspeisen. Und den türkischen Kaffee dürfen wir nicht vergessen, denn „eine Tasse Kaffee verpflichtet einen zu 40 Jahren Erkenntlichkeit“. So heißt ein türkisches Sprichwort.

      Aber warum viel über sie erzählen? Am besten spricht man selbst mit ihnen. Um dies in ihrer Muttersprache tun zu können, hat ein deutscher Postbote jeden Morgen um fünf Uhr eine Lektion in Türkisch zu Hause studiert und Notizen über wichtige Worte oder grammatische Regeln gemacht. Während er auf seiner Route die Post austrug, prägte er sich treppauf, treppab die türkische Sprache ein. Natürlich sprechen inzwischen viele Türken auch deutsch. Aber wie sie sich freuen, wenn man sich für sie interessiert und sich bemüht, ihnen mindestens etwas in ihrer Sprache zu sagen! Ja, und wenn es nicht einmal mehr ist als „Merhaba!“

  • Warum läßt Gott zu, daß seine Diener verfolgt werden?
    Erwachet! 1978 | 8. April
    • Der Standpunkt der Bibel

      Warum läßt Gott zu, daß seine Diener verfolgt werden?

      GOTTES Diener werden schon seit alters verfolgt. Abel, ein Sohn des ersten Menschenpaares, wurde von seinem Bruder Kain umgebracht (1. Mose 4:8; 1. Joh. 3:11, 12). Seither sind viele weitere Diener Gottes heftig verfolgt worden. Warum läßt Gott die Verfolgung zu?

      Wir können über dieses Thema viel aus einem in der Bibel aufgezeichneten Gespräch, das sich um den treuen Hiob drehte, lernen. Wir lesen: „Jehova fuhr fort, zu Satan zu sprechen: ,Hast du dein Herz auf meinen Knecht Hiob gerichtet, daß es seinesgleichen keinen gibt auf der Erde, einen Mann, untadelig und rechtschaffen, gottesfürchtig und von Schlechtem weichend?‘ Darauf antwortete Satan Jehova und sprach: ,Ist es etwa umsonst, daß Hiob Gott gefürchtet hat? Hast nicht du selbst um ihn und um sein Haus und um alles, was er hat, ringsum eine Hecke aufgerichtet? Das Werk seiner Hände hast du gesegnet, und sein Viehbestand selbst hat sich ausgebreitet auf der Erde. Aber zur Abwechslung strecke bitte deine Hand aus und taste alles an, was er hat, und sieh, ob er dir nicht direkt ins Angesicht fluchen wird‘“ (Hiob 1:8-11).

      Somit warf Satan Gott vor, Hiob diene ihm, dem Höchsten, aus selbstsüchtigen Gründen. Der Widersacher behauptete, daß Hiob von Gott abfallen werde, wenn ihm sein materieller Besitz weggenommen werde. Diese Behauptung Satans betraf in Wirklichkeit alle treuen Diener Jehovas. Die Behauptung stellte auch eine Schmähung des heiligen Namens Gottes dar. Wieso? Weil dadurch der Eindruck erweckt wurde, Jehovas Herrschaft sei so minderwertig, daß sich ihr niemand unterordnen würde, wenn keine eigennützigen Vorteile zu erlangen wären.

      Deshalb hat Jehova Gott seine Diener — wie im Falle Hiobs — nicht vor Verfolgung bewahrt. Dadurch haben sie die Gelegenheit erhalten zu beweisen, daß sie Gott selbstlos lieben und sehnlichst wünschen, daß der gute Name ihres himmlischen Vaters von jeglicher Schmach befreit wird. Sie haben es sogar als ein Vorrecht betrachtet, um der Gerechtigkeit willen zu leiden und so zur Rechtfertigung des heiligen Namens Gottes beizutragen und in ihrem Falle zu beweisen, daß Satans Behauptung eine Lüge ist.

      Die von Gott, dem Allmächtigen, zugelassene Verfolgung dient noch einem anderen edlen Zweck. Das zeigen folgende an die hebräischen Christen gerichteten Worte: „Euren Wettkampf gegen die Sünde fortsetzend, habt ihr noch nie bis aufs Blut widerstanden, doch habt ihr die Ermahnung gänzlich vergessen, die an euch als an Söhne gerichtet ist: ,Mein Sohn, achte die Zucht von Jehova nicht gering, noch ermatte, wenn du von ihm zurechtgewiesen wirst; denn wen Jehova liebt, den nimmt er in Zucht; ja er geißelt einen jeden, den er als Sohn aufnimmt.‘ Was ihr erduldet, dient euch zur Zucht. Gott handelt mit euch als mit Söhnen“ (Hebr. 12:4-7).

      Die hebräischen Christen, denen diese Worte galten, hatten sich der schwersten Prüfung — den Märtyrertod erdulden zu müssen — noch nicht

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