Missionare, die den Auftrag Christi erfüllen
„MISSIONAR“ — vielen vermittelt dieses Wort das Bild eines sich aufopfernden Menschenfreundes in einem Krankenhaus oder einer Schule in einem fremden Land, der sich sehr bemüht, Menschen zu helfen. Das Wort kann auch einen unangenehmen Beigeschmack haben, denn manche „Missionare“ wurden ausgesandt oder später benutzt, um gewisse politische Ziele zu erreichen. Für viele weitere weist jedoch das Wort „Missionar“ auf einen fleißigen Prediger hin, der Menschen in einem anderen Land die gute Botschaft von Gottes Königreich überbringt, das für den Empfänger ewiges Leben bedeutet. In Wirklichkeit sind nur solche Prediger in biblischem Sinne echte Missionare.
Die deutsche Bezeichnung „Missionar“ ist offensichtlich erst um 1610 in den Sprachgebrauch gekommen, und gemäß Nachschlagewerken kennzeichnete sie ursprünglich jemanden, der „gesandt ist, um in den nichtchristlichen Ländern den Glauben auszubreiten“; als Grundlage wird auf die Worte Jesu aus Matthäus 28:19, 20 und Apostelgeschichte 1:8 hingewiesen. Die Geschichtsbücher sind jedoch gefüllt von Beispielen von „Missionaren“, die ganz andere Ziele als diesen Auftrag Christi verfolgten. Heute beschränken viele Missionsgesellschaften ihre Tätigkeit auf den gesundheitlichen und erzieherischen Bereich. Echte Missionare wissen jedoch, daß viele Menschen, auch in sogenannt „christlichen“ Ländern, noch von Gottes Königreich hören müssen.
Die Wachtturm-Bibelschule Gilead hat bis auf diesen Tag Missionare mit dem einen Ziel ausgesandt, den Auftrag Christi zu erfüllen. Diese Schule wurde 1942 in den Vereinigten Staaten gegründet. Im Jahre 1950 durften zum ersten Mal Vollzeitprediger aus Deutschland die Schule besuchen, und seitdem hatten etwa 250 Deutsche dieses Vorrecht. Viele weitere fleißige Prediger aus dem deutschsprachigen Raum hätten gern diese Schule besucht, wenn der Unterricht nicht ausschließlich in englischer Sprache erteilt worden wäre. Als dann die leitende Körperschaft der Zeugen Jehovas Vorkehrungen traf, diese einzigartige Schule auch deutsch durchzuführen, war natürlich die Begeisterung groß.
Am 25. April fand im Wiesbadener Kursaal die Abschlußfeier der zweiten Klasse statt. Nachdem Bruder Edmund Anstadt das Eröffnungsgebet gesprochen hatte, hieß Bruder Willi Pohl, der zu der ersten Gruppe Deutscher gehörte, die die Gileadschule in Amerika besuchten, alle herzlich willkommen. Er führte zuerst den Bethelaufseher, Bruder Werner Rudtke, ein, der über das Thema „Fahrt fort, einander zu ertragen“ sprach (Kol. 3:13). Bruder Rudtke begann mit den Worten: „In den letzten 10 Wochen habt ihr das Vorrecht gehabt, in der größten Familie in der Bundesrepublik, in der Bethelfamilie, zu verweilen.“ Da er den Personalbereich in dieser Familie beaufsichtigt, war er gut in der Lage, den Missionaren nützliche Hinweise für ihr künftiges Leben im Missionarheim zu geben.
Bruder Egon Peter, der 1952 die Gileadschule besuchte, erklärte, daß die Studenten schon manche Prüfungen hinter sich haben. „Allen Christen“, fuhr er fort, „steht eine Prüfung der ,Nieren‘ bevor, und diese Prüfung wird Jehova übernehmen.“ Bruder Peter führte dann Schwester Elfriede Löhr und Schwester Ilse Unterdörfer an, die auch zu den ersten Deutschen gehörten, die 1950 die Gileadschule besuchten. In ihrem Lebensbericht wird gezeigt, daß diese Missionarinnen mit Jehovas Hilfe trotz mancher Prüfungen den Vollzeitdienst nie aufgegeben haben (Der Wachtturm vom 1. Februar 1980, Seite 8).
Der Unterricht in der Schule bestand teilweise aus einer Vers-für-Vers-Betrachtung gewisser Bibelkapitel. Die Zuhörer erhielten eine Kostprobe dieser intensiven Studienmethode, als einer der Unterweiser, Bruder Dietrich Förster, Römer 12:9-12 besprach und auf die Tätigkeit eines Missionars anwandte. Der andere Unterweiser, Bruder Lothar Kaemmer, besuchte 1953 die 22. Klasse der Gileadschule und diente eine Anzahl Jahre in Venezuela. Für seine abschließenden Worte an die Studenten wählte er das Thema „Was ist der Mittelpunkt deines Lebens?“ Er betonte den Grundsatz aus 2. Timotheus 2:4 und ermahnte die Missionare, sich ihren Auftrag stets vor Augen zu halten.
Als nächstes erhielten die 23 Studenten ihre Diplome und ihre Zuteilungen. Es handelte sich um eine internationale Gruppe, die ursprünglich aus der Schweiz, den Niederlanden und aus der Bundesrepublik Deutschland stammte. Das Ehepaar aus den Niederlanden hatte zusammen mit einem Ehepaar aus Norddeutschland zuletzt eine Zuteilung in Luxemburg. Die fleißigen Schüler haben durchschnittlich seit elf Jahren den Auftrag Christi ausgeführt; 6,1 Jahre davon waren dem Vollzeitdienst gewidmet. Sie erhielten Zuteilungen für die folgenden Länder: Brasilien, Ecuador, Kolumbien, Paraguay, Surinam und Zaire.
Im Namen der gesamten Klasse las Bruder Günter Wimmer aus der Schweiz einen Brief an die leitende Körperschaft vor. Unter anderem enthielt er folgende Worte der Wertschätzung: „Die Einladung zum Gileadschulkurs in deutscher Sprache hat uns sehr mit Freude erfüllt, da wir uns dadurch ganz und gar auf die geistige Speise konzentrieren konnten und uns nicht so sehr mit dem sprachlichen Problem zu befassen hatten.“
Bruder Günter Künz, der im Jahre 1958 die 32. Klasse der Gileadschule besuchte, leitete als nächstes ein verkürztes Wachtturm-Studium. Es war sehr passend, daß gerade das Thema „Halte an der ,guten Botschaft‘ fest“ zu betrachten war.
Die abschließende Ansprache über das Thema „In allen Dingen Jehova gefallen“ hielt der Zweigkoordinator, Bruder Richard Kelsey, der 1951 die 17. Klasse der Gileadschule besuchte. Er sagte: „Wenn wir jemand wirklich lieben, ist es nur natürlich, ihm gefallen zu wollen. Wenn dies auf den menschlichen Bereich zutrifft, dann trifft es erst recht auf unser Verhältnis zu Jehova zu.“ Dann besprach Bruder Kelsey einige Situationen, die im Missionargebiet entstehen könnten, und wie die Einstellung, die in Kolosser 1:10, 11 beschrieben wird, für Missionare eine große Hilfe ist.
Nachdem die Versammelten das Lied 101 gesungen hatten, brachte Bruder Ramon Templeton, der ebenfalls die 17. Klasse der Gileadschule besuchte, das Programm zu einem passenden Abschluß.
Die Tatsache, daß diese Abschlußfeier nicht im Neubau in Selters stattfinden konnte, wo die erste abgehalten wurde, ist auch ein Beweis dafür, daß Jehova die Ausdehnung des Werkes segnet. Dort, wo die erste Abschlußfeier stattfand, lagern jetzt Papier und Druckmaterialien für die erste Offsetanlage der Gesellschaft. In den wenigen Monaten seit der letzten Abschlußfeier sind Millionen von Traktaten und Hunderttausende von Büchern im Vierfarbendruck hergestellt worden.
Einige Beauftragte der Christenheit haben durch ihre politischen Ziele der Bezeichnung „Missionar“ einen schlechten Beigeschmack gegeben und sich nicht als echte Missionare erwiesen. Andere, die in Schulen oder Krankenhäusern tätig sind, verrichten zweifellos viel Gutes; dennoch entsprechen sie durch ihre Tätigkeit nicht dem Auftrag Christi aus Matthäus 28:19, 20 und Apostelgeschichte 1:8. Wie dankbar können alle gerechtigkeitsliebenden Menschen sein, daß es die Wachtturm-Bibelschule Gilead gibt, die Missionare ausbildet und aussendet, damit sie ausschließlich diesen Auftrag ausführen. Wie dankbar können auch deutschsprachige Diener Gottes sein, daß nun die Möglichkeit für sie besteht, diese Schule zu besuchen.
[Bild auf Seite 27]
WACHTTURM-BIBELSCHULE GILEAD
Schulkurs in Wiesbaden
In der nachstehenden Liste sind die Reihen des Gruppenbildes von vorn nach hinten numeriert, und die einzelnen Namen werden von links nach rechts angegeben. (1) Wimmer, Silvia; Panman, Frederika; Schendel, Margit; Horning, Petra; Prast, Eleonore; Reger, Silvia; (2) Schmitz, Esther; Jacke, Ursula; Sperlich, Heidi; Meyer, Sabine; Wendt, Marita; Straczynski, Heny; (3) Meyer, Manfred; Wolf, Johanna; Horning, Peter; Gutovski, Toni; Geist, Silvia; Sperlich, Reinhard; (4) Schendel, Thomas; Koch, Helmut; Wimmer, Günter; Panman, Hendrik; Jacke, Ingo