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Fortschritt im Zähmen der ZungeDer Wachtturm 1952 | 1. April
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Bis solche Umwandlungen durch Studium und mit der Hilfe des Geistes Gottes völlig eintreten und ein vollständiges Zähmen der Zunge gestatten, werden alle von uns über dieses kleine Glied, die Zunge, sorgsam wachen müssen, indem jeder auf die seinige schaue und deren Feuer bezähme und beherrsche. Halte Mass mit den Worten und bleibe kühl, wenn die Umstände aufregend sind, wie uns geraten wird: „Bei der Menge der Worte fehlt Übertretung nicht; wer aber seine Lippen zurückhält, ist einsichtsvoll. Wer seinen Mund bewahrt, behütet seine Seele; wer seine Lippen aufreisst, dem wird’s zum Untergang. Wer seine Worte zurückhält, besitzt Erkenntnis [vernünftig der Mann, der seine Worte spart, Mo]; und wer kühlen Geistes ist, ist ein verständiger Mann. Wer seinen Mund und seine Zunge bewahrt, bewahrt vor Drangsalen seine Seele.“ (Spr. 10:19; 13:3; 17:27; 21:23) Bändige die Zunge und halte sie im Zaum, wenn dir das Temperament durchbrennen will, und wenn nötig, presse deine Hand auf deinen Mund. (Hiob 40:4; Ps. 39:1; Spr. 30:32) Wenn du zu schwach bist, um aus dir selbst Gelingen zu haben, so bete das Gebet des Psalmisten: „Setze, Jehova, eine Wache meinem Munde; behüte die Tür meiner Lippen!“ — Ps. 141:3.
Die Zunge zu zähmen, ist deshalb so lebenswichtig, weil „Tod und Leben in der Gewalt der Zunge“ liegen. Wenn sie zu aufreizenden Ausbrüchen falsch angewandt wird, ist sie voll tödlichen Giftes; doch eine ‚gelinde Zunge ist ein Baum des Lebens‘. (Ps. 34:12-14; Spr. 15:4; 18:21) Mit ihr anerkennt man Gott und bekennt Christus und legt „eine öffentliche Erklärung zur Rettung“ ab. So lasst uns denn angesichts dieses glorreichen Dienstes und des Lebens, das uns in Aussicht steht, Fortschritte machen im Zähmen der Zunge, während wir zur Reife vorandrängen. — Röm. 10:10; 14:11; Phil. 2:11; Heb. 6:1, NW.
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Hauptversammlungen in Frankfurt und BerlinDer Wachtturm 1952 | 1. April
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Hauptversammlungen in Frankfurt und Berlin
WIR setzen nun den Bericht über die Hauptversammlung „Reine Anbetung“ in Frankfurt, Deutschland, fort, worüber in unserer letzten Ausgabe ein Bericht bis zum Vorabend des Schlusstages veröffentlicht wurde. Der grosse Schlusstag der allzu kurzen Versammlung war der Sonntag, 26. August. Die Wolken zerteilten sich am Himmel, und Sonnenschein flutete über das Versammlungsgelände. Ein viertelstündiger Bericht über das Werk in den Vereinigten Staaten von einem der Sekretäre des Präsidenten erntete reichen Beifall und Ausrufe der Überraschung. Vier Ansprachen von andern Gliedern der Brooklyner Bethelfamilie folgten nun, drei davon in Deutsch. Somit sprachen vier von den amerikanischen Delegierten in der Sprache des Landes. Die Deutsch sprechenden Brüder wussten dies in der Tat zu schätzen.
Der Nachmittag naht und die Stunde für den weit und breit angekündigten öffentlichen Vortrag. Das Stadion ist dicht besetzt, und Tausende sind dazu drüben in der Radrennbahn. Viele Sonnenschirme sind aufgespannt, um Damen vor der Sonne zu schützen. Das Orchester mit 150 Instrumenten erweist sich durch seine halbstündigen musikalischen Darbietungen und eine ausnehmend schöne Auswahl Melodien von Königreichsliedern als eine leistungsfähige Kapelle. Dann, einige Minuten nach 15 Uhr, führt der Vorsitzende, E. Frost, den Redner ein, der schon zu einer Anzahl von Zuhörerschaften über dieselbe grosse Frage gesprochen hat. Die Ansprache wird wieder mit Hilfe eines fähigen Übersetzers gehalten. Die Botschaft ist sozusagen eine doppelte Ladung wider falsche Religion, da sie in Englisch und Deutsch vermittelt wird. Die grosse Menge erreicht nun die hohe Zahl von 47 432. Trotz ihrer Grösse beweist sie sich nicht als zu schwerfällig, sich von den kräftigen Argumenten eines machtvollen Redners in Schwung bringen zu lassen. Achtzehn Mal wird er im Laufe derselben durch herzliches Beifallklatschen unterbrochen.
Unter den Zuhörern ist auch der Oberbürgermeister von Frankfurt am Main, der droben auf dem mittleren Balkon der Stadiontribüne Platz genommen hat. Er ist einige Minuten später erschienen und konnte den Redner vorher nicht sehen und zu dieser mächtigsten Versammlung, die Frankfurt je gesehen hat, einige Worte des Willkomms und der Wertschätzung sprechen. Seine Miene bleibt regungslos, während er dem unverblümten Exposé über das falsche abgefallene Christentum folgt. Gegen Ende kommt der Assistent des Vorsitzenden, um ihn hinabzubegleiten und am Ende des Vortrages auf das Feld zu führen, damit er Bruder Knorr vorgestellt werden und einige Worte der Anerkennung an die Versammelten richten könne, sofern ihm noch darum zu tun ist. Aber die Zeit des Oberbürgermeisters ist knapp, und er muss sogleich weggehen, und so sendet er dem Präsidenten der Gesellschaft durch einen Boten seine Karte und drückt Bewunderung aus für die Organisation der Zeugen Jehovas und den Mut des Redners, diese harte Botschaft der alten Hebräischen Schriften auszurichten.
Bruder Knorr schloss seinen öffentlichen Vortrag mit einem Aufruf an alle hierfür Interessierten, die Bibel persönlich zu studieren. Zu diesem Zwecke gab er bekannt, dass ein Exemplar des Wachtturms und der Broschüre Kannst du ewig in Glück auf Erden leben? jedem und allen Anwesenden gratis verabfolgt werde. Zehntausende von Händen klatschten, um ihrer Wertschätzung Ausdruck zu geben. Wenn wir die 47 432 Zuhörer dieses Tages zu denen hinzurechnen, welche diesen öffentlichen Vortrag des Präsidenten der Gesellschaft in London, Paris, Luxemburg, Brüssel und Rotterdam anhörten, so bringt dies die Zahl in Europa auf 106 587.
Als der öffentliche Vortrag vorüber war, gab es kein Gedränge von Abreisenden. Die Zahl der Anwesenden im Stadion blieb sozusagen dieselbe auch für den Schluss der Versammlung, und alle Zurückgebliebenen wurden reich gesegnet. Ein Telegramm von Washington, USA., wurde verlesen, das von den 700 Vorkongressarbeitern unterzeichnet war, welche die Vorarbeiten für die Oktober-Zusammenkunft in jener Stadt besorgten. Die Berichte des Kongresskomitees durch den Kongressdiener H. Knöller und seinen Assistenten W. Becker erwiesen sich als sehr interessant. Es war gut, zu erfahren, dass die Kasse, die sonst gewöhnlich ein Sorgenkind ist, in Ordnung war, und dass genügend deutsche Mark beigesteuert worden waren, um alle Kongressausgaben zu decken. Der Kongress-Vorsitzende, E. Frost, folgte mit einer Ansprache über das Thema „Furchtlos bleiben bis zum vollendeten Ende“, und seine Rede war eine Herausforderung an die kommunistischen Behörden, unter deren Regime Hunderte von Zeugen, die von der Ostzone anwesend waren, ebenso geheim zurückkehren würden, als sie gekommen waren.
Die Schlussansprache des Präsidenten verlieh allen weitere Kraft und Entschlossenheit, besonders jenen, die er im geteilten Deutschland zurücklassen musste. Er verriet herzliche Freude, als er vorerst ein ungewöhnliches Telegramm folgenden Inhalts vorlas: Siebzig Neue-Welt-Reisende, die nach Montreal heimkehren, senden vom Stratocruiser aus einer Höhe von gegen 5500 m ihre Grüsse. Ein ergänzendes Telegramm lautete ferner: Wohlbehalten angekommen. Grüsse aus Montreal. Mit 575 in Montreal teilen wir heute abend die guten Dinge von London und Paris. Dann gab Bruder Knorr eine kurze Übersicht über einige Ansprachen und legte Nachdruck auf unser richtiges Denken und Benehmen. Er zeigte den Gegensatz zwischen Neue-Welt-Optimismus und Alte-Welt-Pessimismus.
„Wir lieben das Leben“, so sagte er. Wenn also jene Brüder in Hitlers Konzentrationslagern an ihrem schwer gefährdeten Leben hingen, so war es für einen Zweck. Und so leben sie denn heute, sind hier an der Hauptversammlung zugegen, leben diesem Zweck entsprechend und werden dies weiterhin tun, bis zur Schlacht von Harmagedon. Aus den Konzentrationslagern befreit, erzählten sie viel von Gottes Königreich, und zwar in optimistischer Weise, und nun, seht, was wir hier haben, weil sie redeten! Die Tausende neu hinzugekommener Zeugen sind ein Empfehlungsbrief für ihre Arbeit. Nun müssen wir die theokratische Organisation rein erhalten, um weitere Schafe einzusammeln, denn in diese hinein bringt Gott nun diese andern Schafe. In aufmerksamer Weise drückte Bruder Knorr Wertschätzung aus gegenüber der Bevölkerung Frankfurts und ihrem Oberbürgermeister und der Hilfe, die er im Interesse der Versammlung gewährt hatte; ferner gegenüber den Arbeitern auf dem Gelände und den 4901 freiwilligen Kongressarbeitern. Es war herzerfreuend, zu erfahren, dass Deutsche nach Amerika zum Studium in die Gileadschule gerufen werden sollen, damit sie für Missionardienst in andern Ländern zur Verfügung stehen. Ferner wurde eine weitere Ausdehnung in Deutschland geplant, und als Zeichen dafür soll das Zweiggebäude in Wiesbaden vergrössert werden, besonders um eine grosse neue Druckpresse unterzubringen, die von der Schweizer Zweigstelle eingeführt werden soll. In Deutschland ist die Zeitschrift Erwachet! nicht in Umlauf, nur einige Exemplare treffen mit der Post ein, doch nun soll auf dieser neuen Presse in Wiesbaden Erwachet! in Deutsch zur Massenverbreitung in Deutschland gedruckt werden. Es besteht die Hoffnung, all dies in den nächsten zehn Monaten zu bewerkstelligen. Welche Freude!
Nun kamen die Reiseanweisungen, ein Lied und das Schlussgebet vom Kongressvorsitzenden. Und dann, welche Kundgebung! Das grosse Orchester stimmte die Melodie an, und machtvoll erklang darauf ein Lied, welches Bruder Knorr und seine Mitzeugen Gott anbefahl. Taschentücher wurden herausgezogen, mit denen ihm zugewinkt wurde. Hunderte von Brüdern durchbrachen die Abgrenzungen und kamen gleich einer Flut quer über das Feld gegen das Podium gelaufen, die jüngeren im Eiltempo, ältere gemesseneren Schrittes. Als er vom Podium herabstieg, umringte ihn eine dichte Menge. Wie herzbewegend diese Bekundung von Wertschätzung! Etliche Zeit verging, ehe er sich im Kongressbüro im Tribünengebäude zeigte — nicht um heimzugehen, sondern um noch etwas zu warten und die Kongressbesucher abreisen zu sehen.
Ausgezeichnete Vorbereitungen waren getroffen und Anweisungen für die Abreise jener Zehntausende an jenem Abend von der kleinen Sportfeld-Bahnstation mit ihren drei Bahnsteigen erteilt worden. Wiederum kam eine vorzügliche Organisation zum Vorschein, denn das grosse Unternehmen wurde ohne Verwirrung, Reibung, Angst oder Unglück bewerkstelligt. Gruppenschilder wurden wieder erhoben, und die dazu Gehörenden versammelten sich darum. Die Nacht brach an. Die Mengen in ihren besonderen Gruppen blieben im Stadion und an andern Versammlungspunkten sitzen und warteten geduldig. Die Passagiere der bezüglichen Gruppen für die dreissig Sonderzüge wurden durch Lautsprecher zum Abmarsch aufgefordert, ein Zug aufs Mal, so wie sich die bestimmte Zeit ihrer Abfahrt näherte, der erste um 21.20 Uhr nach Wetzlar, Siegen und andern Orten. Wenn aufgerufen, erhoben sich die Reisenden, die zu dem betreffenden Zuge gehörten, und machten sich auf den Weg, indem sie ihren Schildträgern folgten. Während sie abwechselnd bei elektrischer Beleuchtung und im Schatten der Bäume den Weg und die Pfade hinuntergingen, sich froh und ohne Kindergeschrei unterhaltend, erinnerte es Erforscher der Bibel daran, wie das Volk Israel zu Millionen mit seinem schweren Gepäck zu seinem Massenauszug aus Ägypten an den Sammelpunkt gewandert war.
Der Präsident und einige weitere von uns begaben sich hinab an die Bahnstation, um einige Abfahrten mitanzusehen. Der erste Zug war rasch voll und fuhr um 21.25 Uhr ab. Dann folgte ein anderer und noch einer vom selben Bahnsteig, während bisweilen ein regulärer Expresszug in vollem Tempo über ein offenes Geleise seinem Bestimmungsort zueilte. Ohne grosses Gedränge bestiegen die Freunde ihren Zug. Eine Anzahl drängte sich an den Fenstern, um herauszulehnen, mit den Händen zu winken und Lebewohl zu sagen. Wagen voll Abreisender stimmten Lieder an. Als die Züge abfuhren und Abschiedsrufe ertönten, winkten wir zurück und riefen: Auf Wiedersehen! Gute Reise! usw. Wir blieben bis 22.35 Uhr, bis zu welcher Zeit etwa elf Züge abgefertigt worden waren. Nur ungern verliessen wir die Station, bevor der letzte der dreissig Züge, etwa zehn Minuten nach Mitternacht, abfuhr, um uns endlich nach Wiesbaden zu begeben. Welch ein Anblick dies gewesen war! Welches Erlebnis! Die Eisenbahnverwaltung war höchst überrascht über die Ordnung und Pünktlichkeit, mit der Jehovas Zeugen dieses Verkehrskunststück vollbrachten, indem durchschnittlich alle sechs Minuten ein Zug abgefertigt wurde und dies für insgesamt mehr als 25 000 Reisende.
Die vielen Omnibusse wurden gefüllt und in gleicher Weise abgefertigt. Tausende der Freunde aber blieben zurück, um Nachkongress-Vorrechte zu erhalten. Ja, viele schliefen eine weitere Nacht im Stroh. Am Montag vor 8 Uhr begannen grosse Scharen von Freunden im Bethel Wiesbaden zu einem Rundgang durch dasselbe einzutreffen. Per Bus, Wagen und Motorrad kamen sie. Gruppe um Gruppe wurde durch das Heim, die Druckerei und die Büros geführt. Sie waren erregt, interessiert und erfreut. „Wie schön, wie sauber!“ riefen sie immer wieder. Den ganzen Tag hielt dies an, und weitere kamen am Dienstag. Schliesslich waren 2346 zur Besichtigung hindurchgegangen, unter ihnen etwa 800 Besucher, welche während des Nazi-Regimes in Hitlers Konzentrationslagern gewesen waren und welche einige Glieder der Familie Wiesbaden mit Freuden wiedererkannten.
AUSDEHNUNGSVERSAMMLUNG IN BERLIN
Am Montagmorgen fand eine Versammlung der deutschen Kreisdiener mit Bruder Knorr statt. Früh am Dienstagmorgen reiste er mit seiner Reisegesellschaft in Begleitung des Zweigdieners vom Bethel Wiesbaden nach dem Rhein-Main-Flughafen bei Frankfurt ab. Arbeiter, welche Abbrucharbeiten auf dem Kongressgelände besorgten, vernahmen es und kamen auf Lastwagen und in Autos heraus, um ihm einen herzlichen Abschied zu bereiten. Ein grosser Strauss vom Blumenschmuck des Kongresses folgte ihm ins Flugzeug. Dann, um 9 Uhr, eine halbe Stunde vor der angekündigten Zeit, flog das Flugzeug nach Berlin ab und nahm gleichsam einen Sprung über das Sowjetgebiet nach der amerikanischen Zone in jener Stadt. Als die Reisenden anderthalb Stunden später den Tempelhof-Flughafen verliessen, wurden sie von mehr als 300 Brüdern begrüsst.
In bezug auf die Tagung in Berlin war von der Gesellschaft aus keine öffentliche Ankündigung ergangen, um die kommunistische Volkspolizei nicht vorher davon zu benachrichtigen und so unsere Brüder in der Ostzone in Gefahr zu bringen. Eingeladen waren natürlich nur die Brüder und Berliner Freunde. Dennoch liess die amerikanische Radiostation RIAS in Berlin an jenem Dienstagmorgen eine Ankündigung ergehen, wodurch die ganze Ostzone ebenfalls unterrichtet war, dass Jehovas Zeugen in der Waldbühne eine Versammlung abhalten würden. Auf jeden Fall ein Zeugnis!
Nach einem Mittagessen im Berliner Büro begaben sich die Brüder Knorr und seine Gefährten nach der Waldbühne, wo anlässlich der Bezirksversammlung vom 29.-31. Juli 1949 eine Resolution gefasst und von 17 232 Zeugen angenommen worden war, welche die kommunistischen Behörden von Ostdeutschland herausforderte und gegen ihr Vorgehen protestierte, und darauf war ein öffentlicher Vortrag des deutschen Zweigdieners „Es ist später als du denkst“ vor 33 657 Zuhörern gefolgt.
Trotz dem gegenwärtigen Verbot der Zeugen Jehovas in Ostdeutschland versammelten sich 13 563 in diesem weiten Freilicht-Amphitheater. Es wird geschätzt, dass 8000 davon aus der kommunistischen Ostzone stammten. Nach kurzer Einführung durch Gesang und Gebet hielt Bruder Knorr den einleitenden Nachmittagsvortrag über das Thema „Den Sinn neu gestalten zum Leben in der Neuen Welt“. Sein Sekretär, Bruder Henschel, sprach als nächster, darauf Bruder Schroeder, der, nachdem er als einer der Gileadunterweiser eingeführt war, besondern Beifall erntete. Darauf sprach Bruder Frost zu ihnen und gab ihnen einen kurzen Bericht über die internationalen Versammlungen in London und Frankfurt. Schliesslich nahm Bruder Knorr wieder den Rednerstand ein und hielt durch seinen Dolmetscher, den Schweizer Bruder A. Rütimann, eine anspornende Ansprache, wobei er Gedanken aus seinem Vortrag „Der Triumph der reinen, unbefleckten Anbetung“ hineinwob. Darauf schloss die ununterbrochene vierstündige Versammlung mit einem Lied zum Preise Jehovas. Gleichwie in Frankfurt konnte sich Bruder Knorr auch hier einer grossen Kundgebung der Brüder nicht entziehen, die ihrer Liebe und Dankbarkeit Ausdruck gaben, und konnte nur langsam loskommen.
Am Abend fand eine Versammlung mit den Kreisdienern statt, bei welcher sich Bruder Knorr die interessanten Erfahrungen unserer Mitknechte bei ihrer Untergrund-Tätigkeit dort drüben erzählen liess. Am nächsten Tag wurden 237 Neuinteressierte getauft. An jenem Morgen reisten Bruder Knorr und seine Reisegefährten um acht Uhr zur nächsten Landesversammlung, nach Kopenhagen, weiter.
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Fragen von LesernDer Wachtturm 1952 | 1. April
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Fragen von Lesern
● Gewisse Religionisten behaupten, dass der Wein im Gedächtnismahlbecher unvergorener Traubensaft gewesen sei. Wie können wir beweisen, dass Christus bei dieser Gelegenheit wirklichen Wein gebrauchte? — A. L., Arkansas.
Die Anhänger der Temperenz- oder Abstinenz-Bewegung beharren darauf, dass Jesu Worte „die Frucht des Weinstocks“ Traubensaft bedeute und nicht wirklichen vergorenen Saft oder Wein. Doch erinnern wir uns daran, dass die Ernte des Weinbergs im Spätsommer des Jahres stattfand, während das Passah der Juden erst auf das folgende Frühjahr fiel, also sechs Monate später, und die Juden besassen nicht das Mittel, den Traubensaft im allgemeinen so lange als solchen zu bewahren und ihn vor dem Vergären zu schützen. Jesus gebrauchte die „Frucht des Weinstockes“, die um die Passahzeit zur Verfügung stand, und dies war wirklicher Wein. Die Geschichte zeigt, dass die Juden zu jener Zeit wirklichen Wein genossen, und bis auf diesen Tag folgen die Juden ihrer Tradition und gebrauchen vergorenen Traubensaft oder wirklichen Wein mit alkoholischem Gehalt.
In bezug auf weiteren Aufschluss verweisen wir auf den Wachtturm vom 15. Februar 1948 und einen Artikel „Wann und wie das Gedächtnismahl gefeiert werden soll“, wo es in der Fussnote auf Seite 55 wie folgt heisst: „Der von unserem Herrn gebrauchte Wein, der sein vergossenes Blut darstellt, wurde ohne Zweifel ohne Hefe oder Gärungsmittel hergestellt (wie ‚orthodoxe‘ Hebräer ihren Passahwein immer noch machen), welches Ferment dem Traubensaft beigefügt wird, um die Gärung zu beschleunigen. Dennoch war es vergorener Wein, denn die Gärstoffe sind dem Traubensaft eigen und führen, wenn auch langsam, zur Gärung, und Klärung, und so wird der Saft zu ‚Wein‘ … Es ist uns klar, dass der Wein, den unser Herr beim Abendmahl verwendete, reiner Wein war (nicht einfach Traubensaft, der vom Herbst bis zum Frühling ohne Vergärung nicht gut geblieben wäre), und zwar von der gleichen Art, wie er auch anderswo in der Schrift erwähnt wird und wovon zuviel zu trinken jemand trunken gemacht hätte (Eph. 5:18; Joh. 2:10; Luk. 5:39), … [nicht behauptend] unser Herr und die Apostel hätten Weinbeeren oder Traubensaft gebraucht, sondern wirklichen Wein.“
● Wie kann jemand feststellen, ob er zur Klasse der Gesalbten gehöre und somit an den Gedächtnismahlsymbolen teilnehmen soll? — E. B., Kalifornien.
Nach Pfingsten, im ersten Jahrhundert, hatte irgend jemand, auf dem Gottes Geist ruhte, wie dies dadurch offenbar wurde, dass er eine oder mehrere Gaben des Geistes besass, keine Schwierigkeit, zu beurteilen, ob er zur Klasse der Gesalbten gehöre, denn dies war eine Zeit, die ausschliesslich für die Zeugung himmlischer Erben bestimmt war. Auf dieser festen Grundlage nährte ein solcher himmlische Hoffnungen. Heute sind die Umstände anders. Jemand mag sich geweiht haben, den Willen Gottes zu tun, mag diese Weihung symbolisiert und kundgetan haben, dass er den Geist Gottes besitzt, indem er Jehovas Willen in der Liebe Gottes tut und ihn und seinen lieben Sohn nachzuahmen sucht, doch wie kann er wissen, dass der Besitz des Geistes Gottes ihm Gewähr bietet, in den Himmel zu kommen? Der Geist Gottes ruht auch auf den „andern Schafen“, nicht nur auf dem gesalbten Überrest. Wie also können wir die Frage heute entscheiden?
Es scheint aus der Schrift hervorzugehen, dass Gott bis zum Jahre 1931 im allgemeinen besonders eine geistliche Klasse herausnahm, und dies hat etwas mit der Sache zu tun. Indes ist es nicht ausschlaggebend. Seit 1931 gibt es Personen, welche in den Dienst eingetreten sind und offenkundig dartun, dass sie vom Geiste gezeugt wurden und ihre Hoffnungen darauf gesetzt haben, himmlische Verheissungen zu ererben. Somit sind Anzeichen vorhanden, dass einige seit 1931 in die himmlische Klasse hineinkommen, wenn auch nicht in allgemeinem Masse, sondern nur Einzelpersonen hier und dort, die angenommen werden, um die Plätze einiger auszufüllen, die sich als untreu erweisen mögen.
Du solltest dich auf folgender Grundlage selbst prüfen: „Habe ich mein Leben Gott durch Jesus Christus geweiht, um immerdar seinen Willen zu tun? Besitze ich den Geist Gottes? Handelt Gott mit mir? Ja, ich habe das offenkundige Zeugnis, dass Gott mit mir handelt; er gebraucht mich in seinem Dienst. Er sorgt für mich. Er gibt mir einen Platz in Verbindung mit seiner Organisation und ich empfange viele Segnungen und nehme am Verständnis seines Wortes zu. Ich habe alle diese Anzeichen, dass ich seinen Geist besitze, und ich suche so zu handeln, wie ein wirklicher Christ und Nachfolger Christi Jesu handeln soll, indem er den Geist des Herrn an den Tag legt.“ Diese Prüfung mit den oben umrissenen Ergebnissen würde anzeigen, dass jemand den Geist des Herrn besitzt, ob er nun zur Klasse der Gesalbten oder der „andern Schafe“ gehört.
Was ist es denn, was die Grenzlinie zwischen den zwei Klassen zieht und dich entweder auf die Seite der „grossen Volksmenge“ oder auf die Seite des gesalbten Überrests verweist? Wenn du dich selbst prüfst, musst du ermitteln, welches deine Hoffnung ist, denn Gott handelt mit dir und nährt und pflegt in dir eine gewisse Hoffnung. In Römer, Kapitel 8, bespricht Paulus, wie „der Geist selbst Zeugnis ablegt mit unserem Geist, dass wir Gottes Kinder sind“, berufen zu Miterben mit Christus im himmlischen Königreich, und fügt bei: „Denn in dieser Hoffnung wurden wir errettet; Hoffnung aber, die man sieht, ist nicht Hoffnung, denn was einer sieht, hofft er noch darauf?“ — Röm. 8:16, 24, NW.
Wie du also siehst, musst du in einer gewissen Hoffnung errettet werden. Gott handelt nun mit dir, und durch sein Handeln mit dir und seine Offenbarungen der Wahrheit, die du empfängst, muss er in dir eine gewisse Hoffnung nähren. Wenn er in dir die Hoffnung, in den Himmel zu kommen, nährt und pflegt, wird dies deine feste Zuversicht und du gehst ganz auf in dieser Hoffnung, so dass du sprichst wie einer, der die Hoffnung hat, in den Himmel zu kommen, du rechnest damit, du denkst daran, du bringst Gott Gebete dar und äusserst dabei diese Hoffnung. Du setzest sie dir zu deinem Ziel. Sie durchdringt dein ganzes Sein. Du kannst sie nicht aus deinem Innern hinaustun. Es ist eine Hoffnung, die dich ganz erfüllt. In diesem Fall muss Gott es gewesen sein, der diese Hoffnung in dir erweckt und sie in dir zum Leben gerufen hat, denn es ist nicht natürlich, dass der irdische Mensch sie unterhalte.
Wenn du einer von den Jonadaben oder einer von der „grossen Volksmenge“ der Menschen guten Willens bist, wirst du nicht von dieser himmlischen Hoffnung verzehrt werden. Einige der Jonadabe sind im Werke des Herrn sehr hervorragend und haben einen wichtigen Anteil daran, besitzen aber nicht diese Hoffnung, wenn man mit ihnen spricht. Ihre Wünsche und Hoffnungen drehen sich um irdische Dinge. Sie sprechen von den schönen Wäldern, wie sie heute gern Förster wären und den Wald als beständige Umgebung haben möchten, und sie lieben es, inmitten von Tieren zu sein und die Herrschaft über sie zu führen wie auch über die Vögel des Himmels und Fische des Meeres und alles, was auf der Fläche des Erdbodens kriecht. Das ist es, was sie
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