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    Erwachet! 1980 | 22. März
    • Sommerzeit — Ja oder nein?

      Vom „Awake!“-Korrespondenten in der Bundesrepublik Deutschland

      „WIR brauchen unbedingt die Sommerzeit“, so lautete die Überschrift eines Artikels in der Süddeutschen Zeitung vom 15. September 1977. Der Autor des Artikels erklärte, warum er die Einführung der Sommerzeit begrüßen würde: „Die Vorteile liegen doch eindeutig auf der Hand, und ich verstehe nicht, warum man überhaupt noch über die Sommerzeit diskutieren muß. War nicht der vergangene, scheußliche Sommer ... Beweis genug für die dringend notwendige Einführung der Sommerzeit ...?“

      Beim Weiterlesen finden wir unsere Vermutung, daß der Autor seine Leser auf den Arm nehmen will, bestätigt: „Es wäre immer schön und warm, es gäbe keinen wochenlangen Regen, keine Kälteeinbrüche, keine frierenden Urlauber an der Nordsee und keine aus Bayern flüchtenden Camper ... Das Volk ... ist hundertprozentig für die garantierte Sommerzeit.“

      Sicherlich hätte niemand etwas gegen eine solche „Sommerzeit“. Die Sommerzeit, von der wir sprechen, ist aber eine andere. Die Brockhaus Enzyklopädie definiert sie als „die gegenüber der Zonenzeit während der Sommermonate um eine Stunde vorverlegte Stundenzählung zur besseren Ausnutzung des Tageslichts“. Obwohl die Sommerzeit in den meisten westeuropäischen Ländern seit Jahren üblich ist, wurde sie von einigen anderen Ländern stets abgelehnt. Jahrelang ging es hin und her um die Frage: Sommerzeit — Ja oder nein?

      In einigen Ländern ist die Entscheidung jetzt gefallen. In der Zeit vom 6. April bis zum 28. September dieses Jahres wird in der Bundesrepublik Deutschland die Sommerzeit gelten, auch in Österreich und in der Deutschen Demokratischen Republik. Somit werden die Bewohner beider Teile Berlins nicht durch die Uhrzeit getrennt. Von den deutschsprachigen Ländern Europas wird lediglich die Schweiz „eine Zeitinsel“ bleiben, denn die Sommerzeit wird dort frühestens 1981 eingeführt werden, wenn überhaupt.

      Geschichtlicher Hintergrund

      Der amerikanische Staatsmann und Schriftsteller Benjamin Franklin, der in Paris als Botschafter der Vereinigten Staaten tätig war, veröffentlichte 1784 den Vorschlag, die Uhren im Sommer eine Stunde vorzustellen. Der Vorschlag wurde aber kaum ernst genommen. Erst über hundert Jahre später, im Jahre 1907, nahm in England eine Bewegung für die Einführung der Sommerzeit ihren Anfang. Dies geschah, als der Engländer William Willett die Broschüre The Waste of Daylight (Vergeudung des Tageslichts) veröffentlichte.

      Dem britischen Parlament wurden mehrere Gesetzesvorschläge zur Einführung der Sommerzeit vorgelegt, aber sie wurden jedesmal abgelehnt. Trotzdem wurde die Sommerzeit weiter propagiert und 1916 auch eingeführt, als Großbritannien wegen des Krieges zu Energiesparmaßnahmen gezwungen war. Schon vorher hatte Deutschland sich dafür entschieden. Weitere europäische Länder sowie die Vereinigten Staaten von Amerika schlossen sich an.

      Auch im Zweiten Weltkrieg und kurz danach war die Sommerzeit in Deutschland üblich. Aber im Jahre 1949 wurde sie wieder abgeschafft, was bedeutet, daß fast die Hälfte aller Deutschen sie gar nicht kennt — jedenfalls nicht in ihrem Land.

      Spricht etwas dagegen?

      Eine Umfrage hat vor kurzem ergeben, daß nur 12 Prozent der Bundesbürger gegen die Einführung der Sommerzeit sind. Was haben sie für Gründe? Nun, manche Bauern befürchten, ihre Kühe würden sich schwer umstellen können, wenn sie morgens und abends eine Stunde eher gemolken würden. Manche Eltern sagen, es werde schwieriger sein, die Kinder rechtzeitig ins Bett zu schicken, wenn es abends noch länger hell sei.

      Andere Personen machen sich Gedanken darüber, ob die Einführung der Sommerzeit nachteilige Auswirkungen auf den menschlichen Körper haben könnte. Ihnen ist vielleicht bekannt, was Forscher an der Universität Sussex (Großbritannien) vor einigen Jahren herausfanden. Im Herbst, zur Zeit des Zurückstellens der Uhr auf die normale Ortszeit, wurden 65 Personen untersucht, wobei festgestellt wurde, daß sie einige Tage lang morgens früher aufwachten, sich geistig etwas frischer fühlten als sonst und daß ihre Körpertemperatur Schwankungen ausgesetzt war. Trotzdem gewöhnten sie sich verhältnismäßig rasch an die Umstellung.

      Ein weiterer Einwand gegen die Sommerzeit, der allerdings auf einem Mißverständnis beruht, wird von Menschen erhoben, die wegen ihrer religiösen Überzeugung Bedenken haben. Sie führen den Bibeltext aus Daniel 7:25 an, wo es heißt: „Und er wird sogar Worte wider den Höchsten reden ... Und er wird beabsichtigen, Zeiten und Gesetz zu ändern.“ Wie sind diese Worte zu verstehen?

      Der Zusammenhang zeigt deutlich, daß hier nicht von einer eventuellen Einführung der Sommerzeit gesprochen wird, sondern von einem Versuch, bestimmte Zeitabschnitte, die Gott zur Verwirklichung seines Vorsatzes festgelegt hat, zu ändern. Als Beispiel: Gott räumte den menschlichen Regierungen einen Zeitabschnitt von 2 520 Jahren ein; während dieser Zeit durften sie ungehindert regieren. Aber nach Ablauf dieses Zeitabschnittes sollte das Königreich Gottes aufgerichtet werden, um die Herrschergewalt über die Erde zu übernehmen. Gemäß der Chronologie der Bibel lief dieser Zeitabschnitt im Jahre 1914 ab. In diesem Jahr war es für die Nationen an der Zeit, ihren Herrschaftsanspruch zugunsten des Königreiches Gottes aufzugeben. Dazu waren sie aber nicht bereit. Sie versuchen bis zum heutigen Tag, Gottes „Zeiten und Gesetz zu ändern“, indem sie Gottes Königreich ignorieren und weiterregieren, ihm zum Trotz. Es wird für sie nicht gut ausgehen, denn sie reden „Worte wider den Höchsten“a.

      Vorteile der Sommerzeit

      Die Sommerzeit wird in erster Linie eingeführt, um Energie zu sparen. Dadurch, daß es abends eine Stunde länger hell bleibt und man morgens normalerweise erst aufsteht, wenn es schon hell ist — selbst mit einer Uhr, die eine Stunde vorgestellt ist —, wird man Strom sparen können. In den Niederlanden zum Beispiel spricht man von einer Verminderung des Stromverbrauches um etwa 1,5 Prozent. In der gegenwärtigen Energiekrise ist jede Einsparung, selbst die kleinste, ein Fortschritt.

      Viele Personen begrüßen die Sommerzeit deshalb, weil dadurch die Abende länger werden. Berufstätigen Personen, die nach Feierabend etwas unternehmen wollen, steht zusätzlich eine Stunde Tageslicht zur Verfügung. Mehr Menschen als üblich mögen deshalb abends unterwegs sein. Natürlich hätte dies auch eine negative Seite, was das Einsparen von Energie betrifft. Der Generaldirektor der Verbundgesellschaft in Österreich meinte dazu: „Es könnte durchaus möglich sein, daß jener Betrag, der vom Standpunkt der österreichischen Energiebilanz beim elektrischen Strom eingespart wird, durch die Auspuffe wieder in die Luft geblasen wird.“

      Durch die Einführung der Sommerzeit wird es bei Reisenden weniger Mißverständnisse im internationalen Eisenbahn- und Luftverkehr geben. Es wird bedeutend leichter sein, die Fahrpläne der verschiedenen Länder aufeinander abzustimmen. Ein Londoner Geschäftsmann, der oft unterwegs ist, erzählte, was er manchmal in vergangenen Sommern erlebt hat: „Bei der Ankunft in Frankreich mußte ich die Uhr eine Stunde vorstellen, nach der Landung in der Schweiz wieder zurück, in Italien wieder vor, in Jugoslawien zurück — und zwei Stunden vor in Griechenland!“ Wegen der verschiedenen Zeitzonen werden Zeitverschiebungen weiterhin in Kauf genommen werden müssen; die gemeinsame Einführung der Sommerzeit macht eine solche Verschiebung innerhalb derselben Zeitzone allerdings nicht mehr erforderlich.

      Auf einem anderen Gebiet — sogar auf einem viel wichtigeren — soll die Sommerzeit positive Ergebnisse erzielt haben. Daß der Berufsverkehr nicht mehr in die Dämmerung fällt, hat, wie eine Untersuchung in Frankreich ergab, dazu geführt, daß dort die Unfallrate um 27 Prozent abgenommen hat. Gemäß einer Meldung des ÖVP Pressedienstes würde dies, auf österreichische Verhältnisse umgerechnet, jährlich 120 Tote und 4 000 Verletzte weniger bedeuten. Wenn Menschenleben tatsächlich dadurch gerettet werden kann, wird die Einführung der Sommerzeit sich wirklich lohnen.

      Jedenfalls ist die umstrittene Frage „Sommerzeit — Ja oder nein?“ für das Jahr 1980 entschieden. Von 27 europäischen Staaten wollen sich 20 auf die Sommerzeit umstellen. Über die Tatsache, daß ab 1980 alle 9 Länder der Europäischen Gemeinschaft die Sommerzeit haben werden, schrieb die Frankfurter Allgemeine Zeitung: „Zwar kommen alle wichtigen Dinge wie gemeinsame Währungs- und Wirtschaftspolitik oder eine Reform der Agrarpolitik so gut wie gar nicht voran, aber eine gemeinsame Sommerzeit vorweisen — das wenigstens können wir jetzt. Hurra.“

      Vergiß also bitte nicht, bevor du am Samstag, dem 5. April, ins Bett gehst, die Uhr eine Stunde vorzustellen. Sonst könnte es passieren, daß du, falls du am Sonntag, dem 6. April, eine Verabredung hast, nach deiner Meinung 10 Minuten zu früh erscheinst und trotzdem 50 Minuten zu spät kommst.

      [Fußnote]

      a Siehe das von der Wachtturm-Gesellschaft herausgegebene Buch Ist mit dem jetzigen Leben alles vorbei?, Kapitel 18, Seite 151—165, wo dieses Thema ausführlich behandelt wird.

  • Erdbeben
    Erwachet! 1980 | 22. März
    • Erdbeben

      In einem Jahr ereignen sich durchschnittlich bis zu 1 000 000 Erdbeben. Die meisten sind jedoch verhältnismäßig schwach, und man bemerkt sie kaum — außer mit hochempfindlichen Meßinstrumenten. Die Energie, die bei einem schweren Erdbeben frei wird, ist etwa 10 000mal so groß wie die Energie der ersten Atombombe oder entspricht etwa 200 000 000 Tonnen TNT.

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