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Fragen von LesernDer Wachtturm 1961 | 15. Juli
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● In Matthäus 24:30 lesen wir: „Dann werden wehklagen alle Stämme des Landes, und sie werden den Sohn des Menschen kommen sehen auf den Wolken des Himmels mit Macht und großer Herrlichkeit.“ Weshalb wird behauptet, das griechische Wort, das hier mit „sehen“ wiedergegeben worden ist, nämlich horáo, bedeute „wahrnehmen“, wenn sozusagen alle Schrifttexte, in denen das Wort horáo vorkommt, den Gedanken enthalten, daß man einen Gegenstand oder eine Person buchstäblich sieht und nicht nur wahrnimmt? — J. S., USA.
Der Versuch, auf den buchstäblichen Sinn, den dieses griechische Zeitwort oft hat, daß man nämlich etwas mit nacktem Auge sieht, das Hauptgewicht zu legen, und dies bei allen Texten, die diesen Ausdruck enthalten, wenn sie von Christi zweiter Gegenwart sprechen, widerspricht nicht nur der deutlichen Grundlehre der Heiligen Schrift, nach der Jesu zweite Gegenwart unsichtbar ist, sondern verletzt auch direkt den Sinn des griechischen Zeitworts horáo selbst.
Das griechische Zeitwort horáo ist ein Defektivum, das heißt ein Zeitwort, das nicht in allen Zeitformen existiert, so daß Zeitwörter, die von anderen Wurzelwörtern herstammen, dazu gebraucht werden müssen, den Gedanken des Sehens zu vervollständigen. Das trifft auf die Zeitform in der Zukunft zu und auch auf den Aorist. Der Gebrauch solcher ergänzenden Zeitwörter kann daher nicht zu dem Beweis gebraucht werden — wie einige argumentieren —, daß horáo stets einen buchstäblichen Sinn habe. So zeigt zum Beispiel A Greek-English Lexicon von Liddell and Scott, daß horáo nicht nur „mit nacktem Auge sehen“ bedeutet, sondern auch wahrnehmen, beobachten und „in bildlichem Sinn geistig sehen, wahrnehmen, gewahr werden“. — Ausgabe 1948, S. 1244, 1245.
Somit müssen wir den Zusammenhang, in dem das Wort steht, und auch das Zeugnis der übrigen Schrift in Betracht ziehen, um zu erkennen, ob horáo sich auf ein buchstäbliches Sehen, ein Sehen mit dem nackten Auge, oder auf das geistliche Sehen, das Sehen mit den Augen des Verständnisses, die etwas wahrnehmen können, bezieht. Wegen des Zeugnisses der übrigen Schrifttexte bezüglich der Wiederkunft unseres Herrn muß sich horáo, wenn es in dieser Verbindung gebraucht wird, auf ein Wahrnehmen und nicht auf das physische Sehen beziehen. Da der Herr ein Geist ist, ist es für das nackte Menschenauge unmöglich, ihn direkt zu sehen. Indes werden die Menschen mit nacktem Auge äußerliche Kundgebungen sehen, die seine unsichtbare Gegenwart und Ankunft anzeigen. Auf Grund dieser äußerlichen Kundgebungen werden sie, bildlich gesprochen, mit dem geistigen Auge sehen, daß er zur Schlacht des großen Tages Gottes, des Allmächtigen, gekommen ist. — Off. 1:7.
Der bildliche Sinn von horáo, nämlich wahrnehmen, wird in Römer 1:20 (NW) deutlich erkennbar, wo das griechische Wort horáo in Verbindung mit dem Verhältniswort katá gebraucht wird, um das griechische Zeitwort kathoráo zu bilden. Die Neue-Welt-Übersetzung (engl.) gibt dieses Verb kathoráo mit „deutlich sehen“ wieder, nämlich deutlich wahrnehmbar. Offenbar sind die Dinge, die in diesem Fall deutlich zu sehen sind, nämlich Gottes unsichtbare Eigenschaften, nicht mit dem nackten Auge zu sehen, sondern können nur wahrgenommen werden: „Denn seine unsichtbaren Eigenschaften sind seit Erschaffung der Welt deutlich zu sehen, weil sie durch das Erschaffene begriffen werden, nämlich seine ewige Macht und Göttlichkeit, so daß sie unentschuldbar sind.“
Zum Schluß beachte man einen Schrifttext, der beweist, daß Jesu Gegenwart von der Welt nur mit den Augen des Verständnisses erkannt wird. Er ist in Johannes 14:19 zu finden und lautet in der Neuen-Welt-Übersetzung (engl.) wie folgt: „Noch eine kleine Weile, und die Welt wird mich nicht mehr schauen, ihr aber werdet mich schauen, weil ich lebe, und ihr werdet leben.“ Die Jünger konnten mit ihren buchstäblichen Augen Jesus auf Erden nach seiner Auferstehung schauen, und nachdem sie selbst von den Toten auferstanden waren, konnten sie als Geistgeschöpfe Jesus buchstäblich sehen. Hier lag kein Fall vor, in dem sie ihn nur wahrnahmen. Wenn also in ihrem Fall „schauen“ bedeutete, daß sie Jesus mit dem buchstäblichen, körperlichen Sehorgan sahen, so bedeutet der Ausspruch Jesu in demselben Zusammenhang, daß die Welt ihn nicht mehr schauen werde, daß sie ihn nicht mehr direkt mit ihrem körperlichen Sehorgan sehen würde, nämlich nur mit dem, was sie besitze, mit ihrem Fleisch, mit dem bloßen Menschenauge. So können wir denn sehen, daß der Gebrauch des griechischen Zeitworts horáo nicht als Beweis dafür dienen kann, daß alle Menschen bei seiner zweiten Gegenwart ihn mit ihren körperlichen, physischen, natürlichen Augen schauen werden.
● Ich bitte um Nachricht, wie 1. Korinther 14:2 zu erklären ist. — J. M., Vereinigte Staaten.
Der betreffende Vers lautet: „Denn wer in einer Zunge redet, spricht nicht zu Menschen, sondern zu Gott, denn niemand hört zu, er redet aber heilige Geheimnisse durch den Geist.“ (NW) Dieser Text muß im Licht der Verse 13 bis 19 desselben Kapitels verstanden werden, wo wir lesen:
„Darum, wer in einer Sprache redet, bete, auf daß er es auslege [übersetze, NW]. Denn wenn ich in einer Sprache bete, so betet mein Geist, aber mein Verstand ist fruchtleer. Was ist es nun? Ich will beten mit dem Geiste, aber ich will auch beten mit dem Verstande; ich will lobsingen mit dem Geiste, aber ich will auch lobsingen mit dem Verstande. Sonst, wenn du mit dem Geiste preisen wirst, wie soll der, welcher die Stelle des Unkundigen einnimmt, das Amen sprechen zu deiner Danksagung, da er ja nicht weiß, was du sagst? Denn du danksagst wohl gut, aber der andere wird nicht erbaut. Ich danke Gott, ich rede mehr in einer Sprache als ihr alle. Aber in der Versammlung will ich lieber fünf Worte reden mit meinem Verstande, auf daß ich auch andere unterweise, als zehntausend Worte in einer Sprache.“
In anderen Worten: jemand, der in einer Sprache redet, spricht eher zu Gott als zu Menschen, wenn er niemanden hat, der den Sinn seiner Rede vor zuhörenden Menschen übersetzt. Die Rede ist für die Zuhörer, die die fremde Sprache der Botschaft nicht verstehen, die durch die Wundermacht des heiligen Geistes Gottes gegeben wurde, sinnlos. Aus diesem Grunde sagt der Apostel Paulus: „niemand hört zu“, weil keiner es versteht. Auch könnte es sein, daß selbst der, der in einer fremden Sprache redet, seine eigene Botschaft nicht versteht, warum hätte sonst der Apostel Paulus gesagt, daß jemand, der in einer Zunge rede, beten solle, daß er es übersetzen könne? Er würde nämlich selbst nicht verstehen, was er durch den Geist sage, ohne daß ein anderer es ihm übersetzen würde.
Wenn also niemand seine Botschaft übersetzen oder verdolmetschen würde, würde er bestimmt nur zu Gott, statt zu Menschen reden. Darum sagt der Apostel Paulus, daß in dem Falle, in dem keine Dolmetscher da seien, derjenige, der in einer fremden Zunge rede, beten solle, damit er es auch übersetzen könne und so durch seine Übersetzung fähig sei, auch auf auferbauende Weise zu Menschen und zum Preise Gottes zu reden.
Wie anders verhielt sich der Apostel Paulus, als es die Sekten der Neuzeit tun, die behaupten, sie könnten in Zungen reden! Sie sind ganz und gar nicht daran interessiert, daß ihre Zuhörer das, was sie plappern, verstehen, sondern wollen nur mit ihrer unverständlichen Rede Eindruck machen. Ferner sagte Paulus, daß, wenn es „Zungen“ gebe, diese „aufhören“ würden. Und sie haben aufgehört. Die Wundergaben des Zungenredens waren im Verein mit anderen wunderbaren Kundgebungen des heiligen Geistes nötig, um die Christenversammlung zu festigen. Da die Christenversammlung nun die Reife erlangt hat, hat sie „die Züge eines kleinen Kindes abgetan“. — 1. Kor. 13:8, 11, NW.
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BekanntmachungenDer Wachtturm 1961 | 15. Juli
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Bekanntmachungen
PREDIGTDIENST
Die Versammlung der Nachfolger Jesu Christi nahm ihren Anfang in Einheit und Frieden und schlug damit für alle Zeiten für die einzig wahre Kirche der Christen den rechten Ton an. Wie wunderbar, daß nun auch Jehovas Zeugen, die in religiöser, politischer und sozialer Hinsicht in der Christenheit und auch im Heidentum früher voneinander so getrennt waren, ebenfalls „zu einer Einheit zusammengebracht“ worden sind. Dem ist so, weil sie aus dem gespaltenen System der Dinge dieser Welt herausgekommen sind und ein Haupt über sich gesetzt haben: Jehovas inthronisierten König, Jesus Christus. Unter seiner Führung verkündigen sie auch in diesem Monat vereint sein Königreich, das den Willen Jehovas durchsetzen wird. Um auf dieses hinzuweisen, bieten sie das broschierte Buch „Dein Wille geschehe auf Erden“ zusammen mit einer interessanten Broschüre zu 2 DM (gebundene Ausgabe: Schweiz 2 Fr.; Luxemburg 25 lfrs; Österreich S 13) an. Wer bei dieser Tätigkeit mithelfen möchte, wende sich an die Gesellschaft oder an den nächstgelegenen Königreichssaal der Zeugen Jehovas.
Tagestexte für August
16. Ihr seid meine Zeugen, spricht Jehova, und ich bin Gott. — Jes. 43:12. wX 1. 12. 60 18, 21, 22, 26
17. Hier nehme ich den Stab Josephs … und … den Stab Judas, und ich werde sie tatsächlich zu e i n em Stabe machen. — Hes. 37:19, NW. wX 1. 2. 61 17a
18. Ehe die Verordnung etwas gebiert … ehe die Zornglut Jehovas über euch kommt, ehe der Tag des Zornes Jehovas über euch kommt: sucht Jehova. — Zeph. 2:2, 3, NW. wX 15. 10. 60 43, 44
19. Weichet, weichet, gehet von dannen hinaus, rühret nichts Unreines an! Gehet hinaus aus ihrer Mitte, reiniget euch, die ihr die Geräte Jehovas traget! — Jes. 52:11. wX 15. 7. 60 4, 5a
20. Hütet die euch anvertraute Herde Gottes. — 1. Pet. 5:2, NW. wX 1. 4. 60 6, 7a
21. Geht aus ihrer Mitte hinweg und sondert euch ab … und hört auf, das Unreine anzurühren, und ich werde euch aufnehmen. — 2. Kor. 6:17, NW. wX 1. 5. 60 9, 10a
22. Möge alle boshafte Bitterkeit, mögen Zorn, Wut, Geschrei und lästerndes Reden von euch weggetan sein mit allem, was schadet. — Eph. 4:31, NW. wX 15. 5. 60 7, 8a
23. Ergreift die vollständige Waffenrüstung Gottes, damit ihr an dem bösen Tage zu widerstehen … vermögt. — Eph. 6:13, NW. wX 1. 7. 60 16a
24. Denen, die den Glauben erlangt haben, … durch die Gerechtigkeit unseres Gottes und des Erretters Jesus Christus. — 2. Pet. 1:1, NW. wX 15. 11. 60 2, 1a
25. Geh hin, mein Volk, tritt ein in deine Gemächer und schließe deine Tür hinter dir zu, verbirg dich einen kleinen Augenblick, bis der Zorn vorübergehe! — Jes. 26:20. wX 1. 3. 61 16
26. Geht aus ihr hinaus, mein Volk, wenn ihr nicht mit ihr teilhaben wollt an ihren Sünden und wenn ihr an ihren Plagen nicht Anteil haben wollt. — Off. 18:4, NW. wX 15. 7. 60 12a
27. Laß die Reden meines Mundes und das Sinnen meines Herzens vor dir wohlgefällig werden, o Jehova, mein Fels und mein Erlöser. — Ps. 19:14, NW. wX 1. 8. 60 17, 18a
28. Ebenso wie wir am Leibe viele Glieder haben, die Glieder aber nicht alle dieselbe Aufgabe haben, so sind wir, obgleich viele, e i n Leib. — Röm. 12:4, NW. wX 15. 9. 60 14, 15a
29. Wenn jemand wegen des Gewissens vor Gott Betrübnisse erträgt und ungerecht leidet, so ist dies etwas Annehmliches. — 1. Pet. 2:19, NW. wX 1. 1. 61 6a
30. Seid … alle gleich gesinnt … voll zarter Zuneigung, demütigen Sinns. — 1. Pet. 3:8, NW. wX 15. 1. 61 26, 27
31. Kleidet euch mit Liebe, denn sie ist ein vollkommenes Band der Einheit. Auch möge der Friede des Christus in euren Herzen herrschen. — Kol. 3:14, 15, NW. wX 1. 2. 61 29a
(Erklärung, wie Kommentare zu diesen Schrifttexten gefunden werden können: Die Zahlen, die dem Datum des Wachtturms folgen, beziehen sich auf die betreffenden Abschnitte im ersten Studienartikel. Folgt der Zahl ein „a“, so ist der Kommentar im zweiten Studienartikel, folgt ihr ein „b“, im dritten Studienartikel zu finden.)
„WACHTTURM“-STUDIEN FÜR DIE WOCHE VOM
13. August: Umgang mit der Neuen-Welt-Gesellschaft bringt Freude. Seite 424.
20. August: Aufseher! Dient der Herde zu ihrer Freude! Seite 430.
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