-
Unser Verhalten in GewissensfragenDer Wachtturm 1973 | 15. Januar
-
-
es auf den Grad ankommt. Der Grad der Stärke macht den Unterschied aus zwischen einem Klaps und einem Schlag. Auch der Unterschied zwischen gewöhnlichem Respekt — zum Beispiel dem Respekt vor einem Herrscher oder einem Hoheitszeichen — und ehrfurchtsvoller Verehrung ist eine Sache des Grades. Bei eindeutigen Gegensätzen entsteht gewöhnlich keine Frage. Wenn es aber um etwas geht, was sozusagen in einer „grauen Zone“ liegt, das heißt dicht an der Grenze zwischen eindeutigem Recht und eindeutigem Unrecht, dann tauchen Fragen auf. Je näher etwas an dieser Grenze liegt, desto mehr muß das Gewissen des Betreffenden dessen Entscheidung beeinflussen. Was sollten wir in einer solchen Situation tun?
10, 11. (a) Was erwartet Gott von uns, wenn solche Gewissensfragen auftauchen? (b) Sollten wir, wenn wir vor einer solchen Gewissensfrage stehen, erwarten, von jemandem eine Richtlinie zu erhalten, die uns zeigt, wie wir handeln sollten, und wer sollte die Verantwortung für unsere Entscheidung tragen? (c) Was erfährt Gott aufgrund solcher Entscheidungen über uns?
10 Jehova Gott erwartet von uns, daß wir unseren Verstand, unsere Erkenntnis, unser Verständnis und unser Urteilsvermögen anwenden und gewissenhaft das tun, was uns unser Glaube zu tun gebietet. Er unterstellt uns nicht dem Gewissen eines anderen Menschen. Wir müssen die Entscheidung selbst treffen, eine Entscheidung, die unserem durch Gottes Wort geformten Gewissen entspricht. Wir müssen auch die Folgen unserer Entscheidungen selbst tragen; wir dürfen nicht erwarten, daß jemand anders die Entscheidung für uns trifft und dann die Verantwortung dafür übernimmt.
11 Es wäre daher nicht richtig, in solchen Fällen zu versuchen, von einer Ältestenschaft oder von der leitenden Körperschaft der Christenversammlung eine Regel oder Richtlinie zu erfahren, durch die in jedem einzelnen dieser Fälle die „Grenze“ festgelegt würde. Wenn Gottes Wort selbst keine „Grenze“ festlegt, so hat auch kein Mensch das Recht, dies zu tun, denn dadurch würde er dem Worte Gottes etwas hinzufügen. Gott gibt uns in seiner Weisheit die Gelegenheit, zu beweisen, von welcher Art die ‘verborgene Person unseres Herzens’ ist, und die Entscheidungen, die wir in solchen Fällen treffen, mögen dies erkennen lassen. Wir mögen zwar mitunter Fehler machen, ohne dabei einen schlechten Beweggrund zu haben, aber Gott, der in unser Herz sieht, kann dies feststellen.
12. Dürfen wir, wenn wir uns keiner falschen Handlungsweise bewußt sind, mit Sicherheit annehmen, daß wir richtig gehandelt haben? Begründe deine Antwort.
12 Doch bei allen unseren Entscheidungen müssen wir, selbst wenn wir dabei ein reines Gewissen haben, stets daran denken, daß Gott letzten Endes kundtut, ob wir richtig oder falsch gehandelt haben, und zwar tut er dies zu seiner Zeit und auf seine Art. Der Apostel Paulus erkannte dies, denn er schrieb: „Denn mir ist nichts bewußt, was gegen mich spräche. Doch dadurch werde ich nicht als gerecht erfunden, der mich aber beurteilt, ist Jehova. Richtet somit nichts vor der gegebenen Zeit, bis der Herr kommt, der sowohl die verborgenen Dinge der Finsternis ans Licht bringen als auch die Ratschläge der Herzen kundmachen wird, und dann wird einem jeden sein Lob von Gott zukommen.“ — 1. Kor. 4:3-5.
13. (a) Was erfahren wir aus Römer 14:4, 10-12 in bezug auf die richtige Einstellung, die wir jemandem gegenüber haben sollten, der eine solche Gewissensentscheidung zu treffen hat? (b) Inwiefern spielt in diesem Zusammenhang aber auch das Gewissen derer eine Rolle, die in der Versammlung eine verantwortliche Stellung einnehmen?
13 Treten solche „Grenzfälle“ ein, so sollten wir uns nicht als Richter desjenigen aufspielen, der nach seinem Gewissen entscheiden muß. Wir sollten auch nicht denken, wir begingen einen Fehler, wenn wir den Betreffenden nach wie vor als einen anerkannten Diener Gottes betrachten, obwohl er in diesem Fall nicht genauso entschieden hat, wie wir es getan hätten. Gott ist sein Richter. (Röm. 14:4, 10-12) Auch die Männer, die in der Christenversammlung eine verantwortliche Stellung einnehmen, müssen ihren Aufseherpflichten nach bestem Gewissen nachkommen. Aber obwohl sie in einem bestimmten Fall vielleicht anders entschieden hätten, als einer ihrer Brüder es tat, mag ihr Gewissen nicht allzusehr protestieren, da es sich dabei um eine Sache handelt, in der die Bibel die Entscheidung dem einzelnen überläßt. Wenn der Betreffende erkennen läßt, daß er etwas mit gutem Gewissen getan hat, mag ihr Gewissen zulassen, daß sie ihm eine gewisse Verantwortung übertragen oder ihn für eine verantwortliche Stellung empfehlen. Ihr Gewissen könnte aber auch so stark Einspruch erheben, daß sie ihn nicht mit gutem Gewissen empfehlen könnten. Gott ist auch ihr Richter, und sie sollten nicht verurteilt werden.
14. Welche Fragen werden im nächsten Artikel behandelt?
14 Solche „Grenzfälle“ entstehen oft im Berufsleben. Gehst du einer Beschäftigung nach, bei der du ein reines Gewissen vor Gott haben kannst? ‘Empfiehlt sie dich jedem menschlichen Gewissen’ als echten Nachfolger Jesu Christi? Mit diesen wichtigen Fragen befassen wir uns im nächsten Artikel.
-
-
Dein Gewissen und deine ErwerbstätigkeitDer Wachtturm 1973 | 15. Januar
-
-
Dein Gewissen und deine Erwerbstätigkeit
1. Warum ist die Erwerbstätigkeit für den Christen ein Gebiet, auf dem sein Gewissen eine wichtige Rolle spielen sollte?
DIE meiste Zeit, da wir nicht schlafen, arbeiten wir. Ein Christ sollte in Verbindung mit seiner Arbeit ein reines Gewissen haben, denn er sollte „alles zur Verherrlichung Gottes“ tun. (1. Kor. 10:31) Gestattet deine Arbeit dir dies?
2, 3. (a) Was für eine Beschäftigung kommt für uns von vornherein nicht in Frage, und kann ein Christ, der einer solchen Beschäftigung nachgeht, der Verantwortung entgehen? (b) Wieso können gewisse Arten von Arbeit, die an sich nicht verkehrt sind, zu Gewissensfragen Anlaß geben?
2 Es ist selbstverständlich, daß eine Arbeit, die unmittelbar und vorwiegend mit Handlungen verbunden ist, die von Gottes Wort ausdrücklich verurteilt werden und die seinen Grundsätzen widersprechen, für uns nicht in Frage kommt. Ein Christ darf die Verantwortung für falsches Handeln nicht einfach auf seinen Arbeitgeber schieben. Was aber, wenn die Arbeit an sich dem Worte Gottes nicht widerspricht, man dadurch jedoch zu etwas beiträgt, was sich mit Gottes Wort nicht vereinbaren läßt?
3 Ein einfaches Beispiel mag dies veranschaulichen. Chauffeur zu sein und einen Wagen zu fahren ist an sich nicht verkehrt. Dürfte aber jemand, der ein Christ sein will, bei einer Bande von Bankräubern als Chauffeur beschäftigt sein? Oder dürfte ein Christ als
-