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  • Den Schlüssel zum Familienglück finden
    Das Familienleben glücklich gestalten
    • Kapitel 1

      Den Schlüssel zum Familienglück finden

      1, 2. Welche Vorteile hat ein glückliches Familienleben? Welche Fragen könnte man daher stellen?

      DAS Bedürfnis des Menschen nach Glück kann in vieler Hinsicht im Familienkreis gestillt werden. Dort können wir das finden, wonach wir uns normalerweise alle sehnen: das Gefühl, benötigt, geschätzt und geliebt zu werden. Ein herzliches Verhältnis in der Familie kann diesen Herzenswunsch auf wunderbare Weise erfüllen. Es kann eine Atmosphäre des Vertrauens, des gegenseitigen Verständnisses und des Mitgefühls schaffen. Der Familienkreis schenkt Geborgenheit vor den Schwierigkeiten und Problemen draußen. Die Kinder können sich sicher fühlen und ihre Persönlichkeit voll entfalten.

      2 So wünschen wir uns das Familienleben. Doch all das kommt nicht automatisch. Wie kann man dieses Ziel erreichen? Wie kommt es, daß das Familienleben heute in so vielen Teilen der Welt so problematisch ist? Was ist das Geheimnis, das den Unterschied ausmacht zwischen einer glücklichen und einer unglücklichen Ehe, zwischen einer vereinten Familie mit einer herzlichen Atmosphäre und einer geteilten Familie mit einer kalten Atmosphäre?

      3. Was zeigen die geschichtlichen Tatsachen hinsichtlich der Bedeutung der Familie?

      3 Wenn du um das Wohl und das Glück deiner Familie sehr besorgt bist, so hast du allen Grund dazu. Über die Bedeutung der Familieneinrichtung lesen wir in dem Werk The World Book Encyclopedia (1973):

      „Die Familie ist die älteste Institution des Menschen. In vieler Hinsicht ist sie die wichtigste. Sie ist die grundlegendste Einheit der Gesellschaft. Ganze Zivilisationen haben überlebt oder sind verschwunden, je nachdem, ob die Familien stark oder schwach waren.“

      4, 5. Welche negative Einstellung kann man in vielen Familien beobachten?

      4 Doch wie viele Familien sind durch das starke Band der Liebe eng miteinander verbunden? Wie viele verspüren die Herzlichkeit, die durch gegenseitige Äußerungen der Güte, der Dankbarkeit und der Großzügigkeit entsteht? Wie viele haben die Wahrheit des Spruches „Beglückender ist Geben als Empfangen“ kennengelernt?

      5 Heutzutage verbreitet sich überall ein ganz anderer Geist. Obwohl er in der westlichen Welt vorherrscht, dringt er auch in den Orient und in andere Gegenden vor, in denen die Familieneinrichtung von jeher recht stabil war. Man vertritt die Ansicht: „Tu, was du willst, und laß die anderen auf sich selbst aufpassen.“ „Zucht ist altmodisch; laß die Kinder ihren eigenen Weg wählen.“ „Beurteile nichts als richtig oder falsch.“ In immer mehr Ländern nehmen Ehescheidungen, Jugendkriminalität und Unsittlichkeit unter Erwachsenen in alarmierendem Ausmaß zu. Psychologen, Psychiater, Geistliche und andere Berater versuchen zu helfen. Doch statt die Einheit der Familie zu stärken, entschuldigen viele Ratgeber Unmoral als ein Mittel zur Beseitigung von Frustrationen oder empfehlen sie sogar. Die schlechten Folgen, die sich daraus ergeben, bestätigen die Wahrheit des Spruches: „Was immer ein Mensch sät, das wird er auch ernten.“

      DIE GESCHICHTE SPRICHT FÜR DIE FAMILIENEINRICHTUNG

      6. Wieso zeigen die Geschehnisse im alten Griechenland und Rom die Bedeutung der Familie?

      6 Was die Geschichte über die Bedeutung der Familie lehrt, verdient ernsthafte Beachtung. Im zweiten Band seiner Geschichte der Zivilisation beschreibt der Historiker Will Durant den Zusammenbruch der Familie im alten Griechenland und sagt, daß „der Hauptgrund der Eroberung Griechenlands durch Rom der Zerfall der griechischen Zivilisation von innen war“ (1947, S. 760). Er zeigt dann weiter, daß die Stärke Roms die Familie war, doch als die Familieneinrichtung wegen sexueller Unmoral und Perversion zugrunde ging, ging auch das Reich zugrunde.

      7. Weshalb erfreuten sich im Römischen Reich einige Personen eines glücklichen Familienlebens, während andere mit schweren Problemen zu kämpfen hatten?

      7 In Wirklichkeit bestätigt die Geschichte den alten Spruch: „Es steht nicht bei dem Manne, der da wandelt, auch nur seinen Schritt zu richten.“ Die Geschichte zeigt aber auch, daß es eine Quelle geben muß, die die menschliche Weisheit übertrifft und bei der man Anleitung suchen kann mit dem Erfolg, daß die Familie Gedeihen hat. Historiker berichten, daß während des Verfalls des Römischen Reiches „das Familienleben der Juden ... beispielhaft [war] und die kleinen christlichen Gemeinden ... der genußtollen Heidenschaft mit ihrer Frömmigkeit und ihrem Anstand ein Dorn im Auge“ waren (Die Geschichte der Zivilisation, 3. Band, S. 424). Was zeichnete diese Familien aus? Sie bezogen aus einer besonderen Quelle Anleitung, nämlich aus der Bibel. In dem Maße, wie sie ihren Rat anwandten, erfreuten sie sich eines glücklichen Familienlebens und hatten Frieden. Deswegen hatte die dekadente römische Welt Schuldgefühle.

      8. Weshalb verdient die Bibel unsere Beachtung, wenn es um das Lösen von Familienproblemen geht? (Psalm 119:100-105).

      8 Die in früheren Abschnitten zitierten Sprüche stammen aus der gleichen Quelle. In der Bibel finden wir den Ausspruch Jesu Christi, daß Geben beglückender ist als Empfangen, die Äußerung des inspirierten Apostels Paulus, daß wir ernten, was wir säen, sowie die Erklärung des Propheten Jeremia, daß es nicht bei dem Manne steht, seine Schritte zu lenken (Apostelgeschichte 20:35; Galater 6:7; Jeremia 10:23). Diese biblischen Grundsätze haben sich als wahr erwiesen. Jesus sagte: „Die Weisheit [erweist sich] durch ihre Werke als gerecht“ (Matthäus 11:19). Wenn der Rat der Bibel wirklich dazu beiträgt, Familienprobleme zu lösen, dann verdient er auch bestimmt unsere respektvolle Beachtung.

      9, 10. (a) Weshalb sind gute Ratschläge und natürliche Zuneigung nicht allein für ein glückliches Familienleben ausschlaggebend? (b) Was ist außerdem nötig? (Offenbarung 4:11).

      9 Heute gibt es Tausende von Schriften, die sich mit der Ehe und dem Familienleben befassen. Die meisten enthalten wenigstens einige nützliche Informationen, und doch ist das Familienleben weiterhin im Verfall begriffen. Es wird daher mehr benötigt, etwas, was die Kraft gibt, den Gefahren zu widerstehen, die die Familieneinrichtung bedrohen. Die natürliche Zuneigung zwischen Mann und Frau und zwischen Eltern und Kindern ist eine Kraft. Doch sie reicht oft nicht aus, um die Familie in einer Krise zusammenzuhalten. Was ist denn noch erforderlich?

      10 Das Verantwortungsgefühl und die Ergebenheit gegenüber dem Ehepartner oder den Kindern oder den Eltern allein ist nicht genug. Zusätzlich ist ein noch größeres Verantwortungsgefühl gegenüber dem erforderlich, den die Bibel als den „Vater, dem jede Familie im Himmel und auf Erden ihren Namen verdankt“, bezeichnet. Dabei handelt es sich um den Urheber der Ehe und der Familie, um den Schöpfer der Menschheit, Jehova Gott (Epheser 3:14, 15).

      GOTTES INTERESSE AN DER FAMILIENEINRICHTUNG

      11—13. Zu welchem Zweck hat Gott die Erde und die Menschheitsfamilie erschaffen?

      11 Jehova Gott kennt die Bedürfnisse der Menschen und möchte, daß wir glücklich sind. Daher gibt er uns auch Rat über das Familienleben. Doch sein Interesse an Familien hat noch einen tieferen Grund. Die Bibel erklärt diesen Grund. Sie zeigt, daß die Erde nicht durch Zufall ins Dasein gekommen ist. Auch wir sind nicht einfach durch Zufall ins Dasein gekommen. Als Jehova Gott die Erde erschuf, wollte er, daß sie für immer bestehenbliebe und daß sie für immer bewohnt werde. Der Prophet Jesaja schrieb diesbezüglich: „Er, der ihr festen Bestand gab, der sie nicht einfach umsonst erschuf, ... bildete [sie], damit sie auch bewohnt werde“ (Jesaja 45:18).

      12 Zu diesem Zweck erschuf Gott das erste Menschenpaar und beauftragte es, eine Familie zu gründen. „Männlich und weiblich erschuf er sie. Auch segnete Gott sie, und Gott sprach zu ihnen: ,Seid fruchtbar und werdet viele und füllet die Erde‘ “ (1. Mose 1:27, 28). Sein Vorsatz erforderte es ferner, daß sie und ihre Nachkommen ihm gehorchten und die Erde „pflegten“. In 1. Mose 2:15 lesen wir: „Jehova Gott nahm dann den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, damit er ihn bebaue und ihn pflege.“ Schließlich sollte die ganze Erde wie der Garten Eden sein. Durch das „Pflegen“ der Erde und die Verwendung ihrer Reichtümer sollten sich der ganzen Menschheitsfamilie endlose Gelegenheiten bieten, zu lernen und Befriedigung darin zu finden, ihre Fähigkeiten zu nutzen.

      13 Heute leben über 4 000 000 000 Menschen auf der Erde, doch diese Menschenmengen entsprechen nicht dem Vorsatz Gottes bezüglich der Erde. Die meisten gehorchen Gott nicht, auch „pflegen“ sie die Erde nicht. Statt dessen verderben sie sie, indem sie die Luft, das Wasser und den Erdboden verschmutzen. Gott sagte aber im Einklang mit seinem ursprünglichen Vorsatz voraus, er werde alledem nicht nur Einhalt gebieten, sondern auch „die ... verderben, die die Erde verderben“ (Offenbarung 11:18).

      FRAGEN, VOR DENEN WIR STEHEN

      14. Wieso können wir zuversichtlich sein, daß Gottes Vorsatz in Verbindung mit dem Familienleben nicht scheitern wird?

      14 Gottes Vorsatz hinsichtlich der Erde und der Familieneinrichtung wird nicht scheitern. ‘Mein Wort, das aus meinem Munde hervorgeht, wird nicht ergebnislos zu mir zurückkehren, sondern es wird gewißlich das tun, woran ich Gefallen gehabt habe’, sagt Gott (Jesaja 55:11). Gott schuf die Familieneinrichtung und zeigte den Menschen, wie man in der Familie glücklich werden kann. Seine Richtlinien lassen die Antwort auf viele wichtige Fragen hinsichtlich des Familienlebens erkennen — Fragen, vor denen auch du stehen magst.

      15—17. (a) Welche Fragen hinsichtlich des Familienlebens hältst du für wirklich bedeutsam? (b) Weshalb ist es gut, eine zufriedenstellende Antwort auf diese Fragen zu finden?

      15 Zum Beispiel: Wie findet man einen passenden Ehepartner? Wie kann man in der Ehe bei schwierigen Problemen zu einer Übereinkunft gelangen? Zwei, die sich beraten, sind besser daran als einer. Doch wer trifft nach einer Beratung die Entscheidung? Wie kann ein Mann die Achtung seiner Frau erlangen, und weshalb ist dies wichtig für ihn? Warum braucht eine Frau die Liebe ihres Mannes, und was kann sie tun, um sie sich zu erhalten?

      16 Wie denkst du über Kinder? Einige betrachten sie als Statussymbol, als billige Arbeitskraft oder als eine Art Altersversicherung; andere betrachten sie als eine Last. Doch die Bibel bezeichnet sie als einen Segen. Wovon hängt es ab, ob sie sich als ein Segen erweisen? Und wann sollte man mit der Erziehung beginnen? Sollte man Zucht anwenden? Wenn ja, in welchem Ausmaß und wie? Muß es in der Familie zu einem Generationskonflikt kommen? Kann man ihn überwinden? Oder besser noch, kann man ihn verhindern?

      17 Von einer zufriedenstellenden Beantwortung dieser Fragen hängt zum großen Teil das Glück deiner Familie ab. Wenn du die Antwort auf diese Fragen findest, wirst du die Zuversicht erlangen, daß es jemanden gibt, dessen Kraft, Güte und Weisheit unübertrefflich sind, an den du dich in einer Zeit der Not immer wenden kannst und der deine Familie zu nie endendem Glück führen kann.

  • Eine gute Grundlage für die Ehe legen
    Das Familienleben glücklich gestalten
    • Kapitel 2

      Eine gute Grundlage für die Ehe legen

      1—3. Wovon hängt gemäß Matthäus 7:24-27 der wahre Erfolg im Leben ab?

      EIN Haus ist nur so gut wie die Grundlage, auf die es gebaut ist. So verhält es sich auch mit dem Leben im allgemeinen und mit der Ehe. In einem Gleichnis sprach Jesus von zwei Männern — einem weisen, der sein Haus auf Felsen baute, und einem törichten, der sein Haus auf Sand baute. Als ein Sturm aufkam und die Fluten und die Winde gegen diese Häuser losbrachen, blieb das auf Felsen gebaute Haus stehen, während das auf Sand gebaute zusammenstürzte.

      2 Jesus wollte hiermit keine Lektion über das Häuserbauen erteilen. Er wollte die Notwendigkeit hervorheben, das Leben auf einer guten Grundlage aufzubauen. Als Gottes Bote sagte er: ‘Jeder nun, der diese meine Worte hört und danach handelt, gleicht dem Mann, der auf Felsen baute. Doch jeder, der diese meine Worte hört und nicht danach handelt, gleicht dem Mann, der auf Sand baute’ (Matthäus 7:24-27).

      3 In beiden Fällen zeigte Jesus, daß es nicht damit getan ist, weisen Rat zu hören oder zu wissen, was man zu tun hat. Ausschlaggebend für Erfolg oder Mißerfolg ist, ob man nach dem weisen Rat handelt. „Wenn ihr diese Dinge wißt, glücklich seid ihr, wenn ihr sie tut“ (Johannes 13:17).

      4. Was können wir aus der Ehe des ersten Menschenpaares lernen? (1. Mose 2:22 bis 3:19).

      4 Das trifft gewiß auch auf die Ehe zu. Wenn wir unsere Ehe auf Felsen bauen, wird sie den Belastungen des Lebens standhalten. Doch woher stammt diese gute Grundlage? Vom Schöpfer der Ehe, von Jehova Gott. Er führte die Ehe ein, als er das erste Menschenpaar zusammenbrachte. Er gab ihnen damals zu ihrem eigenen Wohl bestimmte Richtlinien. Die Befolgung dieser Richtlinien sollte entscheidend dafür sein, ob sie eine herrliche ewige Zukunft hätten oder überhaupt keine Zukunft. Beide kannten Gottes Richtlinien, doch leider ließen sie sich aus Selbstsucht daran hindern, sie zu befolgen. Sie ignorierten Gottes Rat. Als Folge davon brach ihre Ehe und ihr Leben zusammen wie ein vom Sturm gepeitschtes Haus, das auf Sand gebaut ist.

      5, 6. Welche Hilfe bietet Gott Verheirateten und denen, die heiraten möchten?

      5 Jehova Gott verheiratete damals die ersten Menschen miteinander, aber heute führt er nicht mehr Mann und Frau als Ehepaar zusammen. Sein weiser Rat für eine glückliche Ehe steht jedoch immer noch zur Verfügung. Es ist jedem einzelnen, der heiraten möchte, selbst überlassen, ob er diesen Rat befolgen will. Die Bibel zeigt auch, daß wir Gott um Hilfe bitten können, wenn wir eine weise Entscheidung in bezug auf einen voraussichtlichen Ehepartner treffen möchten (Jakobus 1:5, 6).

      6 Die Umstände sind natürlich in den verschiedenen Teilen der Erde unterschiedlich. In vielen Gebieten wählen sich heute Männer und Frauen ihren Ehepartner selbst. Aber unter einem beträchtlichen Teil der Erdbevölkerung arbeiten die Eltern die Ehevereinbarungen aus, manchmal durch einen Heiratsvermittler. In einigen Gegenden kann ein Mann erst dann heiraten, wenn er einen „Brautpreis“ an die Eltern des Mädchens gezahlt hat, und die Höhe des Preises mag für den Mann die Ehe unerreichbar machen. Doch ungeachtet der Umstände gibt die Bibel Rat, der zum bleibenden Erfolg einer Ehe beitragen kann.

      ERKENNE DICH SELBST ZUERST

      7—10. (a) Was muß man über sich selbst wissen, wenn man heiraten möchte? Wie kann man das feststellen? (b) Was sagt die Bibel zu den Gründen, die jemand veranlassen könnten zu heiraten?

      7 Was erwartest du von der Ehe? Welche Bedürfnisse hast du in physischer, seelischer und geistiger Hinsicht? Was sind deine Wertbegriffe, welche Ziele hast du, und wie willst du sie erreichen? Um diese Fragen zu beantworten, mußt du dich selbst erkennen. Das ist nicht so leicht, wie man denken mag. Es gehört seelische Reife dazu, sich selbst zu prüfen, und auch dann ist es nicht möglich, sich bis ins einzelne richtig zu erkennen. Der christliche Apostel Paulus deutete dies an, als er gemäß 1. Korinther 4:4 schrieb: „Mir ist nichts bewußt, was gegen mich spräche. Doch dadurch werde ich nicht als gerecht erfunden, der mich aber beurteilt, ist Jehova.“

      8 Bei einer Gelegenheit wollte der Schöpfer, daß ein Mann namens Hiob gewisse Tatsachen erkannte, die dieser nicht bedacht hatte, und sagte zu ihm: „Laß mich dich befragen, und du unterrichte mich“ (Hiob 38:3). Fragen können uns helfen, uns selbst zu erkennen und unsere Beweggründe festzustellen. Frage dich daher, weshalb du heiraten möchtest.

      9 Möchtest du heiraten, um physische Bedürfnisse zu befriedigen — das Bedürfnis nach Nahrung, Kleidung und Obdach? Diese grundlegenden Bedürfnisse haben wir alle, denn die Bibel schreibt: „Wenn wir also Lebensunterhalt und Bedeckung haben, werden wir mit diesen Dingen zufrieden sein.“ Und wie steht es mit den sexuellen Bedürfnissen? Auch sie sind ganz normal. „Es ist besser, zu heiraten, als von Leidenschaft entbrannt zu sein“ (1. Timotheus 6:8; 1. Korinther 7:9). Sehnst du dich nach Kameradschaft? Das ist ein wesentlicher Grund, weshalb Gott die Ehe einführte. Ein anderer Grund war, daß zwei Personen gut zusammenarbeiten können (1. Mose 2:18; 1:26-28). Wer gute Arbeit leistet, empfindet Befriedigung und verdient einen Lohn: „Jeder Mensch [sollte] essen und in der Tat trinken und Gutes sehen ... für all seine harte Arbeit. Es ist die Gabe Gottes“ (Prediger 3:13).

      10 Verliebte betrachten seit langem das Herz als ein Symbol ihrer Gefühle. Die Bibel stellt jedoch eine beunruhigende Frage über das Herz: „Wer kann es kennen?“ (Jeremia 17:9). Bist du sicher, daß du weißt, was in deinem Herzen ist?

      11. Welche grundlegenden seelischen Bedürfnisse sollten in der Ehe befriedigt werden?

      11 Oft macht uns die körperliche Anziehungskraft gegenüber den seelischen Bedürfnissen blind. Achtest du bei der Partnersuche gebührend auf dein Bedürfnis nach Verständnis, Güte und Mitgefühl? Wir alle haben das grundlegende Bedürfnis, jemandem nahe zu sein, uns jemandem anzuvertrauen oder zu offenbaren, ohne befürchten zu müssen, daß er uns weh tut, und jemanden zu haben, der „die Tür seiner Gefühle innigen Erbarmens“ nicht vor uns verschließt (1. Johannes 3:17). Kann dein Partner all diesen Bedürfnissen entsprechen, und wird er dir gegenüber so handeln?

      12. Weshalb ist die Befriedigung physischer und seelischer Bedürfnisse nicht ausreichend für eine glückliche Ehe?

      12 Jesus sagte: „Glücklich sind die, die sich ihrer geistigen Bedürfnisse bewußt sind“ (Matthäus 5:3). Worin bestehen deine geistigen Bedürfnisse? Hängen sie mit dem Streben nach einer Karriere, nach Reichtum, nach materiellen Besitztümern zusammen? Nun, bringt ein solches Streben Herzensfrieden und Zufriedenheit mit sich? Gewöhnlich nicht. Wir müssen daher erkennen, daß alle Menschen einen geistigen Hunger haben, der selbst durch die Befriedigung aller physischen Bedürfnisse nicht gestillt wird. Unser Geist hungert nach Identität: Wir wollen wissen, wer wir sind, was wir sind, warum wir hier sind und wohin wir gehen. Bist du dir dieser geistigen Bedürfnisse bewußt, und weißt du, wie du sie befriedigen kannst?

      PASST IHR ZUSAMMEN?

      13. Was mußt du außer deinen eigenen Bedürfnissen noch erkennen, damit du eine glückliche Ehe führen kannst?

      13 Wenn du all diese physischen, seelischen und geistigen Bedürfnisse erkennst, mußt du dich fragen, ob sie dein voraussichtlicher Ehepartner ebenfalls erkennt. Du mußt nicht nur wissen, was du selbst brauchst, um in der Ehe glücklich zu werden, sondern mußt auch die Bedürfnisse deines Partners kennen. Du möchtest bestimmt, daß dein Partner ebenfalls glücklich wird. Ist einer unglücklich, so werden beide unglücklich sein.

      14. Wie kommt es, daß viele Ehepaare feststellen, daß sie nicht zueinander passen?

      14 Viele Ehen werden unglücklich oder enden vor dem Scheidungsrichter, weil die Partner nicht zueinander passen. Harmonie ist in der Ehe von größter Bedeutung. Wenn zwei Menschen nicht wie ein Team zueinander passen, kann das Zusammenleben sehr schwierig werden. In dieser Verbindung kommt einem die Vorkehrung des mosaischen Gesetzes in den Sinn, durch die barmherzigerweise verboten wurde, zwei Tiere verschiedener Größe oder Kraft zusammenzujochen, weil dies eine Härte gewesen wäre (5. Mose 22:10). Ähnlich verhält es sich mit einem Mann und einer Frau, die nicht gut zueinander passen und dennoch in der Ehe zusammengejocht sind. Wenn Ehepartner unterschiedliche Interessen, unterschiedliche Ansichten in bezug auf Freunde und Entspannung und nur wenig gemeinsam haben, wird die Ehe einer großen Belastung ausgesetzt.

      15, 16. Was sollte man mit seinem voraussichtlichen Ehepartner besprechen, und wie?

      15 „Pläne scheitern, wo es kein vertrauliches Gespräch gibt“, lesen wir in der Bibel (Sprüche 15:22). Wenn du vorhast zu heiraten, hast du dann mit deinem zukünftigen Ehepartner schon besprochen, wie das Leben in der Praxis sein wird? Welche Rolle wird die Arbeit des Mannes in der Ehe spielen? Davon wird abhängen, wo ihr wohnen werdet und wieviel Geld für den Lebensunterhalt zur Verfügung stehen wird. Wer wird das Haushaltsgeld verwalten? Wird es nötig sein, daß die Frau arbeitet, und ist das wünschenswert? Wie soll das Verhältnis zu den zukünftigen Verwandten aussehen, besonders zu den Schwiegereltern? Wie denken beide über Sex, Kinder und Kindererziehung? Möchte der eine über den anderen dominieren, oder werden Güte und Rücksichtnahme vorherrschen?

      16 Können all diese und andere Fragen ruhig und vernünftig besprochen und so geklärt werden, daß ihr beide in Frieden zusammen leben könnt? Könnt ihr Probleme gemeinsam anpacken und lösen und den Gedankenaustausch stets aufrechterhalten? Das ist für eine glückliche Ehe unerläßlich.

      17—19. Weshalb hängt es auch von den Familienverhältnissen ab, ob zwei Menschen zueinander passen?

      17 Zwei Menschen passen gewöhnlich besser zueinander, wenn sie aus ähnlichen Verhältnissen stammen. In dem Buch Aid to Bible Understanding heißt es auf Seite 1114 über die Ehe in biblischen Zeiten:

      „Es scheint allgemein üblich gewesen zu sein, daß ein Mann innerhalb seiner eigenen Verwandtschaft oder seines eigenen Stammes nach einer Frau gesucht hat. Dieser Grundsatz kam zum Ausdruck, als Laban zu Jakob sagte: ,Es ist besser für mich, ... [meine Tochter] dir zu geben, als daß ich sie einem anderen Mann gebe‘ (1. Mose 29:19). Er wurde besonders von den Anbetern Jehovas beachtet. Ein Beispiel dafür ist Abraham, der unter seinen Verwandten in seinem Heimatland für seinen Sohn Isaak eine Frau suchen ließ, statt eine von den Töchtern der Kanaaniter zu nehmen, unter denen er wohnte (1. Mose 24:3, 4).“

      18 Das bedeutet natürlich nicht, daß es heute ratsam ist, einen sehr nahen Verwandten zu heiraten, denn das könnte bei Nachkommen zu Erbfehlern führen. Aber die Familienverhältnisse sind recht entscheidend dafür, welche Wertbegriffe jemand hat. In der Kindheit und in der Jugend werden das Verhalten und die Gefühle eines Menschen ganz natürlich durch die Atmosphäre beeinflußt, die in der Familie herrscht. Wenn die Familienverhältnisse beider Partner ähnlich sind, fällt es ihnen gewöhnlich leichter, miteinander auszukommen. Doch auch wenn die Partner aus unterschiedlichen Verhältnissen stammen und unterschiedlicher Herkunft sind, ist es möglich, daß sie sich in der Ehe gut anpassen, besonders wenn beide genügend seelische Reife besitzen.

      19 Offensichtlich ist es ein Vorteil, wenn du etwas über die Familie deines künftigen Partners erfahren kannst. Auch ist es von Wert, zu beobachten, wie er oder sie sich gegenüber den Eltern, Brüdern und Schwestern verhält. Wie behandelt er oder sie ältere Personen, und wie kommt er oder sie mit kleinen Kindern aus?

      20, 21. Wie sollte man bei der Auswahl eines Ehegefährten zu den Schwächen und Fehlern des anderen eingestellt sein?

      20 Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen dürfen wir eines nicht vergessen: Keine zwei Menschen passen vollkommen zueinander. Beide werden Schwächen und Fehler haben. Einige mag man vor der Ehe entdecken, andere stellt man später fest. Was dann?

      21 Nicht die Schwächen und Fehler selbst können die Ehe zum Scheitern bringen, sondern die Einstellung des Partners dazu. Erkennst du, daß das Gute die Schwächen überwiegt, oder siehst du nur die schlechten Seiten und hackst darauf herum? Bist du beweglich genug, Zugeständnisse zu machen, genauso wie du es nötig hast und wünschst, daß der andere dir gegenüber Zugeständnisse macht? Der Apostel Petrus sagte: „Liebe deckt eine Menge von Sünden zu“ (1. Petrus 4:8). Hast du eine solche Liebe zu der Person, die du als Ehepartner in Betracht ziehst? Wenn nicht, dann wäre es besser, den Betreffenden nicht zu heiraten.

      „ICH KANN IHN ÄNDERN“

      22—24. Weshalb ist es unweise, jemand aufgrund seines Versprechens, sich zu ändern, oder mit der Absicht, ihn zu ändern, zu heiraten?

      22 Sagst du: „Ich kann ihn [oder sie] ändern.“? Doch was liebst du an dem anderen? Die Wesensart, die er jetzt hat, oder die Wesensart, die er nach deinen Änderungsversuchen haben soll? Es fällt uns schon schwer, uns selbst zu ändern. Wieviel schwerer wird es sein, jemand anders zu ändern! Allerdings können die machtvollen Wahrheiten des Wortes Gottes jemand veranlassen, sich selbst zu ändern. Man kann „die alte Persönlichkeit ablegen“ und in der Kraft, die den Sinn antreibt, erneuert werden (Epheser 4:22, 23). Doch sei sehr skeptisch, wenn dir dein voraussichtlicher Partner verspricht, sich plötzlich für dich zu ändern. Schlechte Gewohnheiten können zwar eingeschränkt oder umgewandelt werden, doch das nimmt Zeit in Anspruch, manchmal sogar Jahre. Auch dürfen wir nicht außer acht lassen, daß wir durch Vererbung und durch die Umwelt ein bestimmtes Temperament erworben haben und so geformt worden sind, daß wir eine eigenständige Persönlichkeit sind. Wahre Liebe kann uns antreiben, uns gegenseitig zu helfen, uns zu verbessern und Schwächen zu überwinden, aber sie wird uns nicht dazu veranlassen, unseren Partner in eine neue und unnatürliche Form pressen zu wollen, durch die seine oder ihre Persönlichkeit zerstört wird.

      23 Einige haben ein Idealbild in ihrem Sinn, und sie wollen, daß jeder, in den sie sich verlieben, mit diesem Idealbild übereinstimmt. Natürlich kann niemand einer unrealistischen Traumvorstellung entsprechen, aber der Verliebte hält hartnäckig daran fest und versucht, den anderen zu zwingen, diese Traumvorstellung zu erfüllen. Klappt das nicht, so ist er enttäuscht und sucht die Verwirklichung seines Idealbildes woanders. Solche Personen werden aber nie finden, was sie suchen. Sie suchen einen Traumpartner, den es außer in ihrer Phantasie nicht gibt. Wer so denkt, wird keinen guten Ehepartner abgeben.

      24 Vielleicht hast du selbst solche Traumbilder gehabt. Das trifft zu bestimmten Zeiten auf die meisten von uns zu, besonders auf junge Leute. Doch wenn man an seelischer Reife zunimmt, erkennt man, daß man solche Phantasievorstellungen als unpraktisch abtun muß. In der Ehe zählt die Wirklichkeit, nicht die Einbildung.

      25. Was ist der Unterschied zwischen wahrer Liebe und Verliebtheit?

      25 Wahre Liebe ist nicht blind, wie einige denken. Sie wird eine Menge Fehler zudecken, aber sie wird sie nicht übersehen. Verliebtheit, nicht Liebe, ist blind und weigert sich, die Probleme zu sehen, die andere voraussehen können. Sie unterdrückt sogar ihre eigenen nagenden Zweifel; doch sei versichert, daß sie später wiederauftauchen werden. Verschließt du in der Zeit der Werbung deine Augen vor unangenehmen Tatsachen, so wirst du diese nach der Hochzeit mit Sicherheit sehen. Wir sind von Natur aus geneigt, uns von der besten Seite zu zeigen, wenn wir jemandem gefallen oder auf ihn anziehend wirken möchten. Aber mit der Zeit sieht der andere doch unser wahres Gesicht. Nimm dir die Zeit, den anderen so zu sehen, wie er wirklich ist, und gib dich gegenüber dem anderen so, wie du wirklich bist. Die Ermahnung des Apostels Paulus aus 1. Korinther 14:20 könnte auch auf die Partnerwahl angewandt werden: „Werdet nicht kleine Kinder ..., sondern ... Erwachsene an Verständnisvermögen.“

      DIE BINDUNG IN DER EHE

      26. Wie bindend ist die Ehe gemäß der Schrift? (Römer 7:2, 3).

      26 Man sollte nüchtern über die Bindung nachdenken, die man in der Ehe eingeht. Ist die Bindung beider Partner nicht stark, so wird die Ehe auf einer unsicheren Grundlage beruhen. In vielen Teilen der Welt werden Ehen geschlossen und schnell wieder geschieden. Der Grund dafür ist häufig, daß die Personen, die die Ehe eingehen, ihre Bindung nicht als eine moralische Verpflichtung ansehen, sondern statt dessen den Standpunkt vertreten: „Wenn es nicht klappt, mache ich Schluß.“ Bei dieser Auffassung ist die Ehe fast von vornherein zum Scheitern verurteilt. Eine solche Ehe wird die Partner nicht glücklich machen, sondern führt im allgemeinen zu Enttäuschung. Die Bibel dagegen zeigt, daß die Ehe eine Verbindung fürs Leben sein sollte. Gott sagte von dem ersten Menschenpaar, die beiden sollten „e i n Fleisch werden“ (1. Mose 2:18, 23, 24). Für den Mann sollte es keine andere Frau geben und für die Frau keinen anderen Mann. Gottes Sohn bestätigte dies, als er sagte: „Sie [sind] nicht mehr zwei, sondern e i n Fleisch ... Was also Gott zusammengejocht hat, bringe kein Mensch auseinander.“ Nur geschlechtliche Untreue wäre eine gerechtfertigte Grundlage für die Auflösung des Ehebundes (Matthäus 19:3-9).

      27—29. (a) Worauf sollte eine Frau bei einem voraussichtlichen Ehepartner achten? (b) Worauf sollte ein Mann bei einem voraussichtlichen Ehepartner achten?

      27 Da die Ehe eine ernste Sache ist, sollte eine Frau, die glücklich werden möchte, nur einen Mann heiraten, den sie achten kann — einen Mann, der gefestigt und ausgeglichen ist, der ein gutes Urteilsvermögen hat, Verantwortung tragen kann und so viel Reife besitzt, daß er nützliche Kritik annimmt. Frage dich: Wird er gut für mich sorgen? Wird er ein guter Vater für die Kinder sein, mit denen unsere Gemeinschaft gesegnet sein mag? Vertritt er hohe sittliche Grundsätze, so daß wir beide fest entschlossen sein können, eine ehrbare und unbefleckte Ehe zu führen? Ist er demütig und bescheiden, oder ist er stolz und eigensinnig? Pocht er auf sein Recht als Haupt? Denkt er, er sei immer im Recht, und ist er nicht bereit, vernünftig mit sich reden zu lassen? Nimm dir vor der Ehe genügend Zeit, mit ihm zusammen zu sein. Dann kannst du diese Faktoren erkennen, besonders wenn du dein Urteil auf biblische Grundsätze stützt.

      28 Ähnlich wird sich ein Mann, der in der Ehe wirklich glücklich werden möchte, eine Frau suchen, die er wie sein eigenes Fleisch lieben kann. Sie sollte ihn als Partner bei der Gründung eines Hausstandes ergänzen (1. Mose 2:18). Eine gute Hausfrau zu sein ist eine anspruchsvolle Laufbahn, die mit unterschiedlichen Pflichten verbunden ist. Sie verlangt von einer Frau, daß sie ihre Talente als Köchin, Dekorateurin, Wirtschafterin, Mutter, Lehrerin usw. unter Beweis stellt. Ihre Rolle kann kreativ und anspruchsvoll sein und ihr viele Gelegenheiten bieten, sich persönlich zu entfalten und Erfüllung zu finden. Eine gute Ehefrau zeichnet sich wie ein guter Ehemann durch Fleiß aus: „Sie überwacht die Vorgänge ihres Haushalts, und das Brot der Faulheit ißt sie nicht“ (Sprüche 31:27).

      29 Ja, beide tun gut daran, über ihre Beobachtungen nachzudenken. Sie sollten darauf achten, ob der andere sauber und ordentlich ist oder nicht; ob er fleißig oder faul ist; ob er vernünftig und rücksichtsvoll oder stur und egoistisch ist; ob er sparsam oder verschwenderisch ist; ob er geistig beweglich ist, so daß man mit ihm anregende Gespräche führen kann, die eine geistige Bereicherung darstellen, oder ob er geistig träge ist, so daß das Leben eine monotone Routine wird, bei der es mehr oder weniger um die Befriedigung der täglichen physischen Bedürfnisse geht.

      30, 31. Weshalb kann unsittliches Handeln in der Zeit der Werbung das Glück in der Ehe beeinträchtigen?

      30 Aufrichtige Achtung voreinander ist ein wesentlicher Bestandteil einer glücklichen Ehe. Sie ist auch nötig, wenn man sich in der Zeit der Werbung seine Zuneigung zeigt. Ungebührliche Vertraulichkeit oder ungezügelte Leidenschaft kann das Verhältnis abwerten, bevor die Ehe überhaupt geschlossen wird. Geschlechtliche Unsittlichkeit ist keine gute Grundlage, auf der man eine Ehe aufbauen kann. Sie verrät selbstsüchtige Rücksichtslosigkeit gegenüber dem künftigen Glück des anderen. Die glühende Leidenschaft, die augenblicklich ein unzerbrechliches Band zu schmieden scheint, kann sich schnell abkühlen, und schon nach wenigen Wochen oder gar Tagen kann die Ehe zerbrechen. (Vergleiche den Bericht aus 2. Samuel 13:1-19 über Amnons leidenschaftliche Liebe zu Tamar.)

      31 Wer in der Zeit der Werbung seiner Leidenschaft Ausdruck verleiht, kann Zweifel säen. Später mag sich der Partner fragen, warum der andere ihn wirklich geheiratet hat. War es nur, damit er seiner Leidenschaft freien Lauf lassen konnte, oder hat er geheiratet, um mit jemandem zusammen zu leben, den er als Menschen wirklich schätzt und liebt? Wer vor der Ehe keine Selbstbeherrschung hat, dem wird es wahrscheinlich auch nach der Hochzeit daran fehlen. Er mag untreu werden und den anderen unglücklich machen (Galater 5:22, 23). Schlechte Erinnerungen an voreheliche Unsittlichkeit können im Frühstadium der Ehe die reibungslose emotionale Anpassung behindern.

      32. Wie kann unsittliches Handeln in der Zeit der Werbung das Verhältnis zu Gott berühren?

      32 Noch schwerwiegender ist, daß durch unsittliches Verhalten das Verhältnis zu unserem Schöpfer geschädigt wird, auf dessen Hilfe wir angewiesen sind. „Denn das ist, was Gott will, eure Heiligung, daß ihr euch der Hurerei enthaltet; ... daß niemand so weit gehe, daß er seinen Bruder [oder seine Schwester] schädige und auf seine [ihre] Rechte übergreife in dieser Sache. ... So mißachtet denn der, der Mißachtung bekundet, nicht einen Menschen, sondern Gott, der seinen heiligen Geist in euch legt“ (1. Thessalonicher 4:3-8).

      EINE SOLIDE GRUNDLAGE

      33, 34. Welche Eigenschaften sind gemäß der Bibel bei der Auswahl eines Ehepartners weit wichtiger als die äußere Erscheinung?

      33 Wird dein Haushalt, deine Familie, auf Felsen oder auf Sand gebaut sein? Das hängt teilweise davon ab, wie weise du bei der Wahl eines Partners vorgehst. Schönheit und geschlechtliche Anziehungskraft sind nicht entscheidend. Sie machen wesentliche Unterschiede auf seelischem und geistigem Gebiet nicht wett. Der Rat des Wortes Gottes dagegen vermittelt eine solide Grundlage für die Ehe.

      34 Die Bibel zeigt, daß die Persönlichkeit eines Menschen wichtiger ist als seine äußere Erscheinung. „Anmut mag Trug sein, und Schönheit mag nichtig sein“, lautet ein inspirierter Spruch, „doch die Frau, die Jehova fürchtet, ist es, die sich Lobpreis schafft“ (Sprüche 31:30). Der Apostel Petrus, ein verheirateter Mann, sprach von der ‘verborgenen Person des Herzens’ und von einem ‘stillen und milden Geist’ und sagte, dies sei ‘in den Augen Gottes von großem Wert’ (1. Petrus 3:4). Gott beurteilt einen Menschen nicht nach seinem Aussehen (1. Samuel 16:7). Wir sollten daraus lernen, daß wir uns davor hüten müssen, uns von der äußeren Erscheinung eines voraussichtlichen Ehepartners ungebührlich beeindrucken zu lassen.

      35, 36. (a) Weshalb ist es wichtig, jemand zu heiraten, der an Gott und an sein Wort glaubt? (b) In welchem Ausmaß sollte ein voraussichtlicher Ehepartner deiner Ansicht nach diesen Glauben bekunden?

      35 Der weise König Salomo dachte viel über das Leben nach und kam zu folgendem Schluß: „Fürchte den wahren Gott, und halte seine Gebote. Denn das ist des Menschen ganze Pflicht“ (Prediger 12:13). Den Israeliten, die in einem Bund mit Gott standen, wurde besonders geboten, keine Ehe mit Personen einzugehen, die eine andere Form der Anbetung pflegten, damit sie nicht von dem wahren Gott weggezogen würden. „Du sollst kein Ehebündnis mit ihnen eingehen. Deine Tochter sollst du nicht seinem Sohn geben, und seine Tochter sollst du nicht für deinen Sohn nehmen. Denn er wird deinen Sohn davon abwendig machen, mir zu folgen, und sie werden bestimmt anderen Göttern dienen“ (5. Mose 7:3, 4).

      36 Aus ähnlichen Gründen wurden die Teilhaber des „neuen Bundes“, die Glieder der Christenversammlung, ermahnt, nur „im Herrn“ zu heiraten (Jeremia 31:31-33; 1. Korinther 7:39). Diese Ermahnung ist kein Zeichen von religiöser Engstirnigkeit, sondern von Weisheit und Liebe. Nichts kann den Ehebanden größere Kraft verleihen als die gemeinsame Ergebenheit gegenüber dem Schöpfer. Wenn du jemand heiratest, der an Gott und an sein Wort glaubt und der es so versteht, wie du es verstehst, dann werdet ihr eine gemeinsame Autorität haben, wenn ihr Rat sucht. Vielleicht hältst du das nicht für so wichtig, doch ‘laß dich nicht irreführen. Schlechte Gesellschaft verdirbt nützliche Gewohnheiten’ (1. Korinther 15:33). Auch innerhalb der Christenversammlung sollte man sich vergewissern, ob der voraussichtliche Ehepartner wirklich ein ganzherziger Diener Gottes ist und nicht lediglich versucht, sich an den Grenzen des Christentums zu bewegen, sonst aber den Ansichten und Gewohnheiten der Welt zuneigt. Man kann nicht mit Gott wandeln und gleichzeitig mit der Welt gehen (Jakobus 4:4).

      37, 38. (a) Weshalb sollte man es vermeiden, voreilig um jemand zu werben oder übereilt zu heiraten? (b) Auf wessen Rat sollte jemand, der heiraten möchte, hören?

      37 „Wer von euch, der einen Turm bauen will“, fragte Jesus, „setzt sich nicht zuerst nieder und berechnet die Kosten, um zu sehen, ob er genug habe, ihn zu vollenden? Sonst könnte er den Grund dazu legen, aber nicht imstande sein, ihn zu Ende zu bringen“ (Lukas 14:28, 29). Dieser Grundsatz gilt auch für die Ehe. Gott betrachtet die Ehe als eine Gemeinschaft auf Lebenszeit. Daher sollte man bei der Wahl eines Ehepartners nicht voreilig sein. Auch solltest du sicher sein, daß du selbst bereit bist, das zu Ende zu bringen, was du begonnen hast. Das Werben um einen Partner sollte man nicht leichtnehmen und als eine Art Spiel ansehen. Mit den Gefühlen eines anderen zu spielen ist ein grausamer Sport, und das Herzeleid und die seelischen Wunden, die dadurch verursacht werden, können lange Zeit schmerzen (Sprüche 10:23; 13:12).

      38 Ein junger Mensch, der heiraten möchte, handelt klug, wenn er auf den Rat Älterer hört, besonders auf den Rat derer, die bewiesen haben, daß ihnen sein Wohl am Herzen liegt. Hiob 12:12 erinnert daran, wie wertvoll ein solcher Rat ist, denn es heißt dort: „Gibt es nicht Weisheit unter den Betagten und Verstand bei der Länge der Tage?“ Höre auf die Stimme der Erfahrung. Und vor allem: „Vertraue auf Jehova mit deinem ganzen Herzen, und stütze dich nicht auf deinen eigenen Verstand. Beachte ihn auf all deinen Wegen, und er selbst wird deine Pfade gerademachen“ (Sprüche 3:5, 6).

      39. Wie kann die Bibel Personen helfen, die bereits verheiratet sind?

      39 Wahrscheinlich sind viele von denen, die diese Worte lesen, schon verheiratet. Obwohl sie ihre Grundlage im großen und ganzen gelegt haben, kann ihnen die Bibel helfen, nötigenfalls Änderungen vorzunehmen. Ganz gleich, in welchem Zustand sich deine Ehe befindet, du kannst sie noch verbessern, indem du den Rat des Schöpfers über ein glückliches Familienleben beherzigst.

      [Bild auf Seite 12]

      Kann deine Ehe stürmische Zeiten durchstehen?

  • Nach dem Hochzeitstag
    Das Familienleben glücklich gestalten
    • Kapitel 3

      Nach dem Hochzeitstag

      1. Wieso könnte sich das Zusammenwirken, das in Prediger 4:9, 10 beschrieben wird, nützlich auf die Ehe auswirken?

      DIE Hochzeit ist vorüber. Du hast mit deinem Ehepartner die Grundlage für eine neue Familie gelegt. Ist dein Glück nun vollständig? Du bist nicht mehr allein, sondern hast einen Gefährten, dem du dich anvertrauen kannst, mit dem du deine Freuden und auch deine Probleme teilen kannst. Hast du festgestellt, daß sich Prediger 4:9, 10 in deinem Fall bewahrheitet hat? Dort heißt es: „Zwei sind besser als einer, weil sie eine gute Belohnung für ihre harte Arbeit haben. Denn wenn einer von ihnen fallen sollte, kann der andere seinen Mitgenossen aufrichten. Wie aber wird es denn mit dem einen sein, der fällt, wenn nicht ein anderer da ist, um ihn aufzurichten?“ Gibt es in deiner Ehe solch ein harmonisches Zusammenwirken? Gewöhnlich kostet es einige Zeit und Mühe, um diese glückliche Vereinigung des Lebens zweier Menschen zu erreichen. Aber in vielen Ehen geschieht dies leider nie.

      2, 3. (a) Welchen Realitäten muß man nach dem Hochzeitstag ins Gesicht sehen? (b) Weshalb ist es nur vernünftig, zu erwarten, daß man sich nach der Hochzeit dem anderen anpassen muß?

      2 In Märchen und Romanen geht es oft um das Problem, daß zwei Menschen, die sich lieben, schließlich zueinanderfinden. Danach leben sie in Glück und Freuden, und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute. In Wirklichkeit ist das tägliche glückliche Zusammenleben nach der Hochzeit das eigentliche Problem. Nach den Freuden des Hochzeitstages kommt die Routine des täglichen Lebens: früh aufstehen, zur Arbeit gehen, einkaufen, kochen, waschen, putzen und so weiter.

      3 Die Ehe verlangt Anpassung. Ihr beide seid zumindest mit einigen Erwartungen und Idealen in die Ehe gegangen, die nicht sehr praktisch und realistisch waren. Wenn sie nicht erfüllt werden, mag sich nach den ersten Wochen eine gewisse Enttäuschung bemerkbar machen. Vergiß jedoch nicht, daß du eine große Änderung in deinem Leben vorgenommen hast. Du lebst nicht mehr allein oder bei deinen Angehörigen, bei denen du bisher warst. Nun bist du mit einem anderen Menschen zusammen. Und du magst feststellen, daß du diesen Menschen doch nicht so gut kennst, wie du zuerst dachtest. Du hast einen neuen Zeitplan, vielleicht eine neue Arbeit, ein anderes Haushaltsbudget und mußt dich an neue Freunde und Verwandte gewöhnen. Der Erfolg deiner Ehe und dein Glück hängen von deiner Bereitschaft ab, dich anzupassen.

      BIST DU ANPASSUNGSFÄHIG?

      4. Welche biblischen Grundsätze könnten einem Verheirateten helfen, sich dem anderen anzupassen? (1. Korinther 10:24; Philipper 4:5).

      4 Einigen fällt es schwer, sich anzupassen, weil sie stolz sind. Doch wie die Bibel sagt, geht „Stolz ... einem Sturz voraus und ein hochmütiger Geist dem Straucheln“. Sturheit kann verhängnisvoll sein (Sprüche 16:18). Jesus empfahl, man solle bereit sein, sich zu fügen und nachzugeben. Er sagte: „Wenn jemand ... dein inneres Kleid in Besitz nehmen will, so überlasse ihm auch dein äußeres Kleid; und wenn jemand ... dich für eine Meile zum Dienst zwingt, so gehe mit ihm zwei Meilen.“ Statt mit jemandem zu streiten, der dir nahesteht, solltest du den Rat des Apostels Paulus beherzigen: „Warum laßt ihr euch nicht lieber Unrecht tun?“ (Matthäus 5:40, 41; 1. Korinther 6:7). Wenn Christen so weit gehen können, um mit anderen Frieden zu halten, so sollten zwei Verheiratete, die sich lieben, bestimmt in der Lage sein, sich einander anzupassen, damit ihre neue Gemeinschaft glücklich wird.

      5. Welche positive oder welche negative Einstellung könnte man gegenüber seinem Ehepartner haben?

      5 Es wird immer Gelegenheiten geben, glücklich oder unglücklich zu sein. Auf welche wirst du besonders achten? Wirst du dich auf das Positive konzentrieren, oder wirst du beim Negativen verweilen? Die junge Ehefrau mag denken: „Was ist aus dem romantischen Mann geworden, der vor der Hochzeit immer mit mir ausging und mir seine Zeit schenkte? Er ist in ein ausgefahrenes Gleis geraten. Er nimmt mich für selbstverständlich. Er ist einfach nicht mehr so wie vorher.“ Oder versteht sie, daß er jetzt hart arbeitet, um gut für seine Familie zu sorgen? Und fällt dem jungen Ehemann auf, daß sich seine Frau mit Kochen und Putzen abmüht, manchmal sehr müde ist und daher nicht mehr soviel Zeit hat, sich besonders schön zu machen? Oder sagt er sich: „Was ist denn mit der jungen Dame passiert, die ich geheiratet habe? Jetzt, wo sie einen Mann hat, ist sie völlig verändert.“?

      6. Wie berührt es das gegenseitige Verhältnis, wenn sich Mann und Frau wirklich bemühen, ihre Ehe glücklich zu machen?

      6 Beide sollten genügend Reife besitzen, um zu erkennen, daß keiner von ihnen mehr die Zeit und die Energie hat, all das zu tun, was er vor der Hochzeit tat. Jetzt ist es an der Zeit, anpassungsfähig zu sein und die befriedigende Verantwortung auf sich zu nehmen, die Ehe glücklich zu machen. Einer genügt, um die Ehe zu ruinieren, aber zwei sind nötig, um sie glücklich zu machen. Eine Ehe glücklich zu machen ist eine Leistung. Eine Leistung verlangt Anstrengung trotz Schwierigkeiten. Wenn ihr beide gemeinsam diese Anstrengung unternehmt, wird jeder von euch seinen Teil zu der Leistung beitragen. Diese gemeinsame Anstrengung mit einem gemeinsamen Ziel hält euch zusammen; sie bindet euch aneinander; sie macht aus euch beiden eins. Im Laufe der Zeit entsteht dann ein Band der Liebe, das alles übertrifft, was ihr in Erwartung der Ehe empfunden habt. Dieses vereinigende Glück ist so stark, daß man gern bereit ist, sich dem unterschiedlichen Wesen des anderen anzupassen.

      7. Wann ist es gut, nachzugeben, wenn Entscheidungen getroffen werden müssen?

      7 Stolz verschwindet, während die Liebe wächst, und es liegt nicht nur Glück im Geben, sondern auch im Nachgeben, wenn es um persönliche Vorlieben und nicht um Grundsätze geht. Es mag sich dabei um die Anschaffung von Einrichtungsgegenständen handeln oder um die Frage, wo man den Urlaub verbringen soll. Wenn jeder auf das Glück des anderen bedacht ist, entspricht das Ehepaar den Worten des Apostels Paulus: „[Behaltet] nicht nur eure eigenen Dinge im persönlichen Interesse im Auge ..., sondern im persönlichen Interesse auch die der anderen“ (Philipper 2:4).

      EINE AUSGEGLICHENE EINSTELLUNG ZUR SEXUALITÄT

      8, 9. Was sagt die Bibel über die intimen ehelichen Beziehungen?

      8 Die Bibel ist nicht prüde, was den Geschlechtsverkehr angeht. In poetischen Redewendungen beschreibt sie den ekstatischen Zustand, in den Mann und Frau dadurch versetzt werden; sie zeigt aber auch, daß die geschlechtliche Vereinigung auf Ehemann und Ehefrau beschränkt bleiben sollte. In Sprüche 5:15-21 finden wir folgende Worte:

      „Trinke Wasser aus deiner eigenen Zisterne und Rieselndes aus der Mitte deines eigenen Brunnens. Sollten deine Quellen nach draußen zerstreut werden, deine Wasserbäche auf die öffentlichen Plätze selbst? Möge es sich erweisen, daß sie für dich allein sind und nicht für Fremde mit dir. Möge sich dein Wasserquell als gesegnet erweisen, und freue dich mit der Ehefrau deiner Jugend, einer liebenswerten Hindin und einer anmutigen Gemse. Mögen ihre eigenen Brüste dich zu allen Zeiten berauschen. Durch ihre Liebe mögest du fortwährend im Taumel sein. Warum also solltest du, mein Sohn, mit einer Fremden im Taumel sein oder den Busen einer Ausländerin umarmen? Denn die Wege des Mannes sind vor den Augen Jehovas, und er betrachtet alle seine Bahnen.“

      9 Es wäre jedoch ein Fehler, das Geschlechtliche überzubetonen und so den Anschein zu erwecken, das Eheglück hänge vom Geschlechtsleben des Ehepaares ab oder es könne einen Ausgleich für schwerwiegende Mängel auf anderen Gebieten ihrer Gemeinschaft bilden. Die heutige Überflutung mit Sex durch Bücher, Filme und Werbung — die zum großen Teil darauf ausgerichtet sind, das erotische Verlangen zu wecken — läßt das Geschlechtliche als das Wichtigste erscheinen. Aber Gottes Wort vertritt einen anderen Standpunkt. Es empfiehlt Selbstbeherrschung auf allen Gebieten des Lebens. Auch in der Ehe kann das Fallenlassen sämtlicher Hemmungen zu Praktiken führen, die das Eheverhältnis herabwürdigen (Galater 5:22, 23; Hebräer 13:4).

      10. Was muß ein Ehepaar in bezug auf die sexuelle Anpassung berücksichtigen?

      10 Die sexuelle Anpassung ist oft schwierig und kann nach der Hochzeit eine ganze Zeit in Anspruch nehmen. Die Ursache dafür ist gewöhnlich Unwissenheit und das Versäumnis, die Bedürfnisse des Partners zu erkennen. Hier mag es eine Hilfe sein, sich vorher mit einem geachteten verheirateten Freund zu unterhalten. Mann und Frau sind nicht nur körperlich verschieden, sondern sie empfinden auch unterschiedlich. Sehr wichtig hierbei ist, daß der Mann Rücksicht auf das Bedürfnis der Frau nach Zärtlichkeit nimmt. Falsche Bescheidenheit oder Prüderie sowie die Ansicht, das Geschlechtliche sei irgendwie unanständig, sind jedoch fehl am Platz. Auch sollte der Geschlechtsverkehr nicht zu einer Eroberung werden, wie einige Männer denken. „Der Mann leiste seiner Frau das, was ihr zusteht“, sagt die Bibel, „doch gleicherweise auch die Frau ihrem Mann.“ Und während sie das tun, sollten sie den biblischen Grundsatz beachten: „Jeder suche fortwährend nicht seinen eigenen Vorteil, sondern den des anderen.“ Wenn diese Liebe vorhanden ist und beide den Wunsch haben, dem anderen zu gefallen, werden sie sich einander gut anpassen können (1. Korinther 7:3; 10:24).

      UNSTIMMIGKEITEN OHNE VERSTIMMUNG

      11—13. Was sollten wir bei Meinungsverschiedenheiten im Sinn behalten, damit solche Unstimmigkeiten nicht zu einem ernsten Problem werden?

      11 Keine zwei Menschen auf der Erde sind genau gleich. Jeder ist auffallend anders. Das bedeutet auch, daß keine zwei Menschen auf allen Gebieten übereinstimmen. Die meisten Unstimmigkeiten sind bedeutungslos, doch einige mögen ernsterer Natur sein. Es gibt Ehepaare, bei denen Unstimmigkeiten schnell einen großen Streit heraufbeschwören. Man schreit den anderen an, wirft ihm Gegenstände nach, stößt und schlägt ihn; ein Ehepartner mag für Tage oder Wochen fortgehen, oder die beiden reden einfach nicht mehr miteinander. Es ist jedoch gut möglich, verschiedener Meinung zu sein, ohne solche Zustände aufkommen zu lassen. Wie? Indem man eine grundlegende Wahrheit einsieht.

      12 Wir alle sind unvollkommen und machen Fehler, und trotz der besten Absichten machen sich Schwächen bemerkbar. Der Apostel Paulus stellte dies an sich selbst fest: „Das Gute, das ich wünsche, tue ich nicht, sondern das Schlechte, das ich nicht wünsche, das treibe ich“ (Römer 7:19). Wir haben die Sünde von unseren Ureltern ererbt. Es steht nicht in unserer Macht, Vollkommenheit zu erreichen. Wer könnte daher sagen: „Ich habe mein Herz gereinigt; ich bin rein geworden von meiner Sünde.“ (Sprüche 20:9; Psalm 51:5; Römer 5:12)?

      13 Wir haben uns mit unseren eigenen Schwächen abgefunden und finden Entschuldigungen dafür. Können wir uns dann nicht auch mit den Schwächen unseres Ehepartners abfinden und sie entschuldigen? Zweifellos werden wir bereitwillig zugeben, daß wir Sünder sind. Doch was ist, wenn wir auf eine bestimmte Sünde aufmerksam gemacht werden? Verteidigen wir uns dann und zögern, sie zuzugeben? Sehen wir ein, daß es jedem schwerfällt, zuzugeben, daß er im Unrecht ist, auch unserem Ehepartner, und sind wir daher großzügig mit ihm? „Eines Menschen Einsicht verlangsamt sicherlich seinen Zorn, und es ist für ihn etwas Schönes, Übertretung zu übergehen“, lautet ein inspirierter Spruch. Zweifellos stimmst du wie die meisten Menschen der Goldenen Regel zu. Jesus erwähnte sie in seiner berühmten Bergpredigt: „Alles daher, was ihr wollt, daß euch die Menschen tun, sollt auch ihr ihnen ebenso tun.“ Die meisten Menschen bekennen sich zu dieser Regel, doch nur wenige halten sich daran. Wenn sie wirklich angewandt würde, könnten viele zwischenmenschliche Probleme gelöst werden, auch Eheprobleme (Sprüche 19:11; Matthäus 7:12).

      14, 15. (a) Was kann passieren, wenn man einen ungünstigen Vergleich zwischen seinem Ehepartner und einer anderen Person zieht? (b) Bezüglich welcher Angelegenheiten werden solche Vergleiche manchmal angestellt?

      14 Wir alle möchten als Individuum betrachtet und behandelt werden. Wie reagieren wir, wenn man uns mit jemand anders vergleicht und unsere Eigenschaften und Fähigkeiten als minderwertig ansieht? Gewöhnlich fühlen wir uns verletzt oder ärgern uns. Wir sagen dann gewissermaßen: „Ich bin schließlich nicht der andere. Ich bin ICH.“ Solche Vergleiche sind im allgemeinen nicht anspornend, weil wir verständnisvoll behandelt werden möchten.

      15 Folgende Beispiele mögen dies zeigen: Äußerst du als Ehemann Wertschätzung für die Mahlzeiten, die deine Frau zubereitet, oder beklagst du dich, daß sie nicht so gut kochen kann wie deine Mutter? Was weißt du, wie gut deine Mutter kochen konnte, als sie jung verheiratet war? Deine Frau kocht vielleicht sogar besser als sie damals. Gib deiner Frau eine Chance, in ihre neuen Pflichten hineinzuwachsen und Übung zu bekommen. Und beklagst du dich als Ehefrau darüber, daß dein junger Ehemann nicht soviel Geld nach Hause bringt wie dein Vater? Wieviel verdiente denn dein Vater, als er jung verheiratet war? Doch spielt das alles gar keine Rolle. Was zählt, ist, daß du deinen Mann unterstützt. Stehst du auf und bereitest das Frühstück zu, bevor er zur Arbeit geht, so daß er merkt, daß du seine Bemühungen unterstützt und schätzt? Zankt ihr euch wegen der Verwandten, oder gibt es Unstimmigkeiten darüber, mit wem ihr Freundschaft pflegen und wie ihr eure Freizeit gestalten wollt? Solche und andere Unstimmigkeiten können aufkommen. Wie werdet ihr sie beseitigen?

      16. Was ist falsch an der Theorie, heftige Streitigkeiten würden dazu beitragen, Schwierigkeiten zu beseitigen?

      16 Einige neuzeitliche Psychologen behaupten, Streitigkeiten dienten zur Lösung von Schwierigkeiten. Nach ihrer Theorie bauen sich Frustrationen auf, erzeugen Druck und entladen sich schließlich in einem heftigen Streit. In einem solchen Zornausbruch tritt lang aufgestauter Groll zutage, man macht ihm Luft, und dann ist er aus der Welt geschafft — so lautet die Theorie. Zuerst staut man die Frustrationen auf, man läßt sie kochen und schmoren, und schließlich kochen sie über. Es besteht jedoch die große Gefahr, daß man bei solchen Zornausbrüchen etwas sagt, was man gar nicht so meint, und dadurch können dem anderen unheilbare Wunden zugefügt werden. Du magst ihm so sehr unrecht tun, daß eine Barriere aufgerichtet wird, die du nicht wieder niederreißen kannst. In Sprüche 18:19 wird gewarnt: „Ein Bruder, gegen den man sich vergangen hat, ist mehr als eine starke Stadt; und es gibt Streitigkeiten, die wie der Riegel eines Wohnturms sind.“ Die Bibel gibt daher den vernünftigen Rat: „Halt ein, ehe der Zank ausbricht“ (Sprüche 17:14, Einheitsübersetzung).

      SPRECHT MITEINANDER!

      17. Wie könnte man verhindern, daß sich Groll aufstaut und schließlich zum Ausbruch kommt?

      17 Statt Unstimmigkeiten in dich hineinzufressen, bis sie zum Ausbruch kommen, wäre es weit besser, sie zu besprechen, sobald sie aufkommen. Brütet man über einem Unrecht, so erscheint es einem meist viel schlimmer, als es wirklich ist. Besprich es gleich, oder vergiß es. War es nur eine beiläufige Bemerkung? Dann laß sie „vorbeilaufen“. Ist es nötig, darüber zu sprechen? Hat dein Partner etwas getan, was dich betrübt? Verurteile ihn nicht gleich; versuche, durch eine Frage das Gespräch darauf zu bringen. Zum Beispiel könntest du sagen: „Liebling, da ist etwas, was ich nicht verstehe. Könntest du mir helfen?“ Dann höre zu. Versuche, den Standpunkt des anderen zu verstehen. Beachte die Warnung aus Sprüche 18:13: „Wenn irgendeiner auf eine Sache eine Erwiderung gibt, ehe er sie angehört hat, so ist es ihm Torheit und Demütigung.“ Keiner von uns hat es gern, wenn ihn jemand vorschnell falsch beurteilt. Anstatt also schnell zu reagieren, bemühe dich, die Absicht deines Partners oder seinen Beweggrund für die Tat zu erkennen. Befolge den Rat aus Sprüche 20:5: „Rat im Herzen eines Mannes ist wie tiefe Wasser, aber der Mann von Unterscheidungsvermögen, der wird ihn herausschöpfen.“

      18. Was könnte uns helfen, negative Stimmungen zu überwinden?

      18 Bist du Stimmungen unterworfen? Es ist schwierig, mit einem launischen Menschen zusammen zu leben. Einige behaupten, über Stimmungen oder Launen habe man keine Kontrolle, sie seien von chemischen Stoffen im Gehirn abhängig. Wie dem auch sei, Gefühle sind ansteckend. Wir können durch die Menschen, die um uns herum sind, entweder aufgemuntert oder niedergedrückt werden. Musik kann in uns verschiedene Stimmungen wecken. Auch Geschichten können dies tun. Die Gedanken, die wir in unserem Sinn hegen, haben einen Einfluß darauf, wie wir uns fühlen. Wenn du über negativen Dingen brütest, wirst du niedergedrückt; du kannst dich bewußt dazu zwingen, positiv und optimistisch zu denken. Sinne über solche Gedanken nach (Philipper 4:8). Wenn dir dies schwerfällt, so versuche es einmal mit körperlicher Betätigung. Verrichte eine anstrengende Arbeit. Jäte Unkraut oder schrubbe den Fußboden; geh hinaus auf den Trimmdich-Pfad, gehe im Wald spazieren, oder, noch besser, versuche etwas Nützliches für jemand anders zu tun. Tue irgend etwas, um deine Aufmerksamkeit und deine Energie auf etwas anderes zu richten. Es ist weit besser, eine gute Laune zu nähren als eine schlechte. Und es macht viel mehr Spaß — sowohl dir als auch ganz bestimmt deinem Ehepartner.

      19. Wie könnte man Verständnis für die Stimmungen seines Ehepartners zeigen?

      19 Es kommt jedoch vor, daß man durch irgendwelche Ereignisse bekümmert ist. Man mag sich eine schwere Krankheit zuziehen oder von Schmerzen geplagt werden. Bei der Frau kann der monatliche Zyklus oder eine Schwangerschaft die Absonderung wirksamer Hormone verändern, die das Nervensystem und die Gefühle beeinflussen. Eine Frau mag eine prämenstruelle Phase durchmachen, ohne sich dessen bewußt zu sein. Das ist ein bedeutender Faktor, den der Ehemann im Sinn behalten sollte, damit er sich nicht aufreizen läßt, sondern Verständnis bekunden kann. Unter solch besonderen Umständen sollten sowohl der Ehemann als auch die Ehefrau erkennen, was für die Stimmungsveränderung verantwortlich ist, und dann in positiver Weise reagieren. „Das Herz des Weisen läßt seinen Mund Einsicht bekunden, und seinen Lippen fügt es Überredungskraft hinzu.“ „Ein wahrer Gefährte liebt allezeit und ist ein Bruder, der für die Zeit der Bedrängnis geboren ist“ (Sprüche 16:23; 17:17).

      20—22. (a) Weshalb muß man sich vor unangebrachter Eifersucht hüten? (b) Wie könnte man seinem Ehepartner ein Gefühl der Sicherheit geben?

      20 Ist dein Ehepartner eifersüchtig? Es ist ganz angebracht, daß jemand auf seinen Ruf bedacht ist, und es ist auch richtig, wenn jemand seine Ehe schützen will. Genau wie Adrenalin ein Herz wieder zum Schlagen bringt, so treibt einen die Eifersucht dazu an, etwas Liebgewordenes zu verteidigen. Das Gegenteil dieser positiven Form von Eifersucht wäre Gleichgültigkeit, und wir sollten gegenüber unserer Ehe nicht gleichgültig sein.

      21 Doch gewöhnlich ist Eifersucht eine negative Eigenschaft. Sie wird durch Unsicherheit geweckt und durch die Phantasie genährt. Solch eine unvernünftige, übertriebene Eifersucht macht die Ehe zu einem unangenehmen Gefängnis, in dem Vertrauen und wahre Liebe nicht bestehen können. „Die Liebe ist nicht eifersüchtig“, und quälende Eifersucht ist „Fäulnis für das Gebein“ (1. Korinther 13:4; Sprüche 14:30).

      22 Wenn dein Ehepartner eine gerechtfertigte Ursache hat, sich aufgrund von Eifersucht unsicher zu fühlen, dann beseitige diese Ursache sofort. Ist keine echte Ursache vorhanden, so tue alles in deiner Macht Stehende, das Vertrauen des Eifersüchtigen zu stärken — durch Worte und, was noch wichtiger ist, durch Taten. Versuche, sein Herz zu erreichen!

      23. Was sollte man bedenken, wenn man die Hilfe Außenstehender suchen möchte, um Eheprobleme zu lösen?

      23 Können Außenstehende helfen, Unstimmigkeiten zwischen Eheleuten zu schlichten? Das ist möglich, doch sie sollten nicht um Hilfe gebeten werden, wenn nicht beide Ehepartner damit einverstanden sind. Zuerst „führe deine eigene Rechtssache mit deinem Mitmenschen, und offenbare nicht das vertrauliche Gespräch eines anderen“ (Sprüche 25:9). Ein besonderes Risiko liegt darin, die Schwiegereltern oder andere Verwandte zu bitten, die Sache zu beurteilen. Wahrscheinlich werden sie nicht unparteiisch sein. Die Bibel sagt daher: „Ein Mann [wird] seinen Vater und seine Mutter verlassen, und er soll fest zu seiner Frau halten“ (1. Mose 2:24). Das gleiche gilt für die Frau bezüglich ihres Verhältnisses zu ihren Eltern und zu ihrem Mann. Statt die Eltern oder die Schwiegereltern zu bitten, zu vermitteln und auf der Seite des einen Partners Stellung gegen den anderen zu beziehen, sollten Mann und Frau eng zusammenhalten und erkennen, daß ihre Probleme ihre eigene Sache sind und daß sie sie gemeinsam lösen müssen. Wenn du dich ohne Zustimmung deines Partners an Außenstehende wendest, sinkt ihr beide in den Augen anderer. Wenn ihr offen, ehrlich und liebevoll miteinander sprecht, gibt es keinen Grund, weshalb ihr eure Probleme nicht selbst lösen könntet. Andere, reife Personen können um Rat gefragt werden, aber die Lösung mußt du zusammen mit deinem Ehepartner selbst finden.

      24, 25. Was könnte man tun, wenn es aufgrund von Stolz schwierig ist, ein Eheproblem zu lösen?

      24 „Keiner soll höher von sich denken, als es angemessen ist“, rät der Apostel Paulus (Römer 12:3, Die Gute Nachricht). Dann fügt er hinzu: „In Ehrerbietung komme einer dem anderen zuvor“ (Römer 12:10). Wenn unser Stolz verletzt ist, hilft es manchmal, darüber nachzudenken, daß wir in Wirklichkeit gar nicht so groß sind, wie wir denken mögen. Bestimmt sind wir nicht groß im Vergleich zur Erde, und die Erde selbst ist klein im Vergleich zum Sonnensystem, und das wiederum ist nur ein winziger Teil des Universums. In Jehovas Augen sind alle Nationen „wie etwas Nichtseiendes ...; als nichts und als Unwirkliches sind sie vor ihm geachtet worden“ (Jesaja 40:17). Solche Gedanken helfen uns, alles in der richtigen Perspektive zu sehen und zu erkennen, daß es bei Unstimmigkeiten meist nur um verhältnismäßig geringfügige Dinge geht.

      25 Manchmal wird uns auch Humor helfen, uns selbst nicht zu ernst zu nehmen. Es ist ein Zeichen von Reife, wenn man über sich selbst lachen kann. Viele Unebenheiten des Lebens werden dadurch geglättet.

      „LEG DEIN BROT AUF DIE WASSERFLÄCHE“

      26, 27. Welche biblischen Grundsätze sollte man anwenden, wenn der Ehepartner nicht auf die Bemühungen eingeht, Meinungsverschiedenheiten friedlich beizulegen, und warum?

      26 Was kannst du tun, wenn dein Ehepartner nicht auf deine Bemühungen eingeht, Meinungsverschiedenheiten friedlich beizulegen? Befolge den Rat der Bibel: „Vergeltet niemandem Böses mit Bösem.“ Jesus sollte uns ein Vorbild sein: „Als er beschimpft wurde, gab er nicht schimpfend zurück.“ Heute ist es allgemein üblich, Böses mit Bösem zu vergelten. Doch wenn du so handelst, läßt du zu, daß andere dich formen und etwas aus dir machen, was du gar nicht bist. Sie machen dich dann in Wirklichkeit so, wie sie sind. Wenn du das zuläßt, verleugnest du dich selbst sowie die Grundsätze, für die du eintrittst. Ahme statt dessen Jesus nach, der sich selbst stets treu blieb und der sich nie durch die Schwächen derer ändern ließ, die um ihn herum waren: „Wenn wir untreu sind, er bleibt treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen“ (Römer 12:17; 1. Petrus 2:23; 2. Timotheus 2:13).

      27 Wenn du stark genug bist, dem Kreislauf des Bösen durch das Gute Einhalt zu gebieten, dann mag es dir gelingen, einen Kreislauf des Guten in Gang zu setzen. „Eine Antwort, wenn milde, wendet Grimm ab“ (Sprüche 15:1). Eine milde Antwort ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke, und dein Ehepartner wird dies empfinden. Da so viele Gleiches mit Gleichem vergelten, mag es dir gelingen, mit dem Guten einen Durchbruch zu erzielen und einen Kreislauf des Guten in Gang zu setzen. Einige Schrifttexte bestätigen dies. „Wer andere reichlich tränkt, wird auch selbst reichlich getränkt werden.“ „Mit dem Maß, mit dem ihr meßt, wird euch wieder gemessen werden.“ „Leg dein Brot auf die Wasserfläche, denn noch nach vielen Tagen wirst du es wiederfinden“ (Sprüche 11:25; Lukas 6:38; Prediger 11:1, Einheitsübersetzung). Es wird vielleicht einige Zeit dauern, bis deine Bemühungen, Gutes zu tun, bei deinem Ehepartner Erfolg zeitigen. Du kannst nicht an einem Tag säen und schon am nächsten Tag ernten. Trotzdem ist der Spruch wahr: „Was immer ein Mensch sät, das wird er auch ernten ... So laßt uns nicht nachlassen, das zu tun, was vortrefflich ist, denn zu seiner Zeit werden wir ernten, wenn wir nicht ermatten“ (Galater 6:7-9).

      28. Welche guten Grundsätze aus dem Bibelbuch der Sprüche können uns helfen, ein glückliches Eheleben zu führen, und wie?

      28 Hier folgen einige Schriftstellen und Fragen, die Ehepartner miteinander besprechen können:

      Sprüche 14:29: „Wer langsam ist zum Zorn, hat Fülle von Unterscheidungsvermögen, wer aber ungeduldig ist, erhöht Torheit.“ Hast du nicht schon oft nach einigem Nachdenken festgestellt, daß es keinen echten Grund gibt, ärgerlich zu sein?

      Sprüche 17:27: „Wer irgend seine Reden zurückhält, besitzt Erkenntnis, und ein Mann von Unterscheidungsvermögen ist kühlen Geistes.“ Bemühst du dich, kühlen Geistes zu bleiben, und hältst du Worte zurück, durch die sich dein Ehepartner erhitzen könnte?

      Sprüche 25:11: „Wie goldene Äpfel in Silberziselierungen ist ein Wort, geredet zur rechten Zeit dafür.“ Ein Wort, das zu einer bestimmten Zeit angebracht ist, mag zu einer anderen Zeit unangebracht sein. Achtest du darauf, das rechte Wort zur rechten Zeit zu sagen?

      Sprüche 12:18: „Da ist einer, der gedankenlos redet wie mit Schwertstichen, aber die Zunge der Weisen ist Heilung.“ Überlegst du dir, bevor du sprichst, welche Wirkung deine Worte auf deinen Ehepartner haben werden?

      Sprüche 10:19: „Bei der Menge von Worten fehlt Übertretung nicht, wer aber seine Lippen in Schach hält, handelt verständig.“ Wenn wir erregt sind, sagen wir manchmal etwas, was wir gar nicht so meinen und was uns hinterher leid tut. Hütest du dich davor?

      Sprüche 20:3: „Ehre ist es einem Mann, vom Streit abzustehen, doch jeder Törichte wird ihn vom Zaune brechen.“ Zum Streiten gehören zwei. Hast du genügend Reife, um als erster aufzuhören?

      Sprüche 10:12: „Haß ist das, was Streitigkeiten erregt, aber Liebe deckt sogar alle Übertretungen zu.“ Rührst du ständig vergangene Auseinandersetzungen wieder auf, oder liebst du deinen Ehepartner so sehr, daß du sie vergißt?

      Sprüche 14:9 („New English Bible“): „Ein Tor ist zu stolz, um etwas wiedergutzumachen; Rechtschaffene wissen, was Versöhnung bedeutet.“ Bist du zu stolz, um in deiner Ehe Zugeständnisse zu machen und Frieden zu suchen?

      Sprüche 26:20: „Wo es kein Holz gibt, geht das Feuer aus.“ Kannst du aufhören zu streiten, oder mußt du immer das letzte Wort haben?

      Epheser 4:26: „Laßt die Sonne nicht über eurer gereizten Stimmung untergehen.“ Gehen dir Meinungsverschiedenheiten lange nach, und machst du dir und deinem Ehegefährten dadurch das Leben schwer?

      29. Welche grundlegenden Faktoren sollte man im Sinn behalten, wenn man sich das Glück in der Ehe erhalten möchte?

      29 Weiser Rat nützt nur dann etwas, wenn er in die Tat umgesetzt wird. Versuche es doch einmal! Sei auch bereit, einen Vorschlag deines Ehepartners anzunehmen. Probiere ihn aus. Vielleicht läßt er sich gut anwenden. Wer ist daran schuld, wenn etwas schiefgeht? Das spielt keine Rolle. Wichtig ist, wie die Sache wieder in Ordnung gebracht werden kann. Sei anpassungsfähig, sprich dich aus, wenn Unstimmigkeiten bestehen, und nimm dich selbst nicht zu wichtig. Sprecht miteinander! Wenn du deinen Ehepartner wie dich selbst liebst, sollte es dir nicht zu schwer fallen, dich anzupassen und deine Ehe glücklich zu machen (Matthäus 19:19; 3. Mose 19:18).

  • Ein Ehemann, der tiefen Respekt erlangt
    Das Familienleben glücklich gestalten
    • Kapitel 4

      Ein Ehemann, der tiefen Respekt erlangt

      1, 2. Wie kann man Respekt erlangen, und wie geht dies aus dem Beispiel Jesu Christi hervor?

      RESPEKT kann man nicht erzwingen. Man verdient ihn sich durch die Art und Weise, wie man spricht und handelt, wie man sich gibt.

      2 Jesus Christus ist ein Beispiel dafür. Durch seine Art zu lehren erlangte er Respekt als Lehrer. Nachdem er die Bergpredigt gehalten hatte, „waren die Volksmengen über seine Art zu lehren höchst erstaunt“. Wie erlangte er diesen Respekt? Indem er sich auf Gottes Wort, die Bibel, stützte und nicht auf die Meinung von Menschen. Seine einzige Autorität waren Jehova Gott und sein Wort der Wahrheit. Jesus verschaffte sich bei Freund und Feind dadurch Respekt, daß er ihn sich verdiente (Matthäus 7:28, 29; 15:1-9; Johannes 7:32, 45, 46).

      3. Wozu ist eine Ehefrau gemäß Epheser 5:33 verpflichtet, und was erfordert dies von seiten des Ehemannes?

      3 In Epheser 5:33 finden wir das Gebot: „Die Frau [sollte] tiefen Respekt vor ihrem Mann haben.“ Doch der Mann sollte darauf bedacht sein, sich den Respekt seiner Frau zu verdienen; sonst wird es für sie sehr schwierig sein, dieses Gebot zu befolgen. Wie kann ein Ehemann seine Rolle, wie sie in der Bibel beschrieben wird, erfüllen, um Respekt zu erlangen?

      INDEM ER SEINE STELLUNG ALS HAUPT RICHTIG WAHRNIMMT

      4. Welche Rolle weist die Bibel dem Ehemann zu?

      4 Die Bibel weist dem Mann in der Ehe die Stellung des Hauptes zu. Wir lesen: „Die Ehefrauen seien ihren Männern untertan wie dem Herrn, denn ein Ehemann ist das Haupt seiner Frau, wie der Christus auch das Haupt der Versammlung ist, er, der Retter dieses Leibes. In der Tat, so, wie die Versammlung dem Christus untertan ist, so seien es auch die Ehefrauen ihren Männern in allem“ (Epheser 5:22-24). Wird diese Vorkehrung wirklich zum Glück in der Familie beitragen? Einige Frauen verurteilen den sogenannten männlichen Chauvinismus, das heißt die selbstherrliche und übertriebene Ansicht, die einige Männer über ihre Stellung im Verhältnis zu Frauen haben. Wir möchten aber von Anfang an klarstellen, daß die Lehren der Bibel keinen männlichen Chauvinismus fördern.

      5. Was sollte ein Ehemann bezüglich seiner Stellung als Haupt anerkennen, und wessen Beispiel sollte er folgen?

      5 Die Bibel hebt die Tatsache hervor, daß nicht nur die Frau, sondern auch der Mann einem Haupt untersteht. Wenn wir uns dem ersten Korintherbrief, Kapitel 11, Vers 3 zuwenden, stellen wir fest, daß der Apostel Paulus folgende Worte an die Versammlung in Korinth schrieb: „Ich will indes, daß ihr wißt, daß das Haupt jedes Mannes der Christus ist; das Haupt einer Frau aber ist der Mann; das Haupt des Christus aber ist Gott.“ Der Mann hat also auch ein Haupt über sich, Christus, und du als Ehemann kannst von Gott und von Christus durch ihr Beispiel und ihre Belehrungen lernen, wie man seine Stellung als Haupt richtig wahrnimmt.

      6. Was können Ehemänner von Jehova Gott und Jesus Christus über ihre Stellung als Haupt lernen?

      6 Jehova übt seine Stellung als das Haupt Christi in liebender Güte aus, und Christi Reaktion darauf spiegelt sich in folgenden Worten wider: „Deinen Willen zu tun, o mein Gott, ist meine Lust gewesen“ (Psalm 40:8; Hebräer 10:7). Auch Jesus Christus übt seine Stellung als Haupt liebevoll aus. Denen, die er einlud, seine Jünger zu werden, sagte er: „Ich bin mild gesinnt und von Herzen demütig, und ihr werdet Erquickung finden für eure Seele“ (Matthäus 11:29). Die Glieder seiner Versammlung, die in der Bibel mit einer Braut verglichen wird, haben unter ihm als Haupt tatsächlich Erquickung gefunden. Er hat sie nicht ausgenutzt, sondern hat sich in seiner Liebe für sie aufgeopfert. So sollte auch der Ehemann seine Stellung als Haupt gegenüber seiner Frau ausüben. „Ihr Ehemänner, fahrt fort, eure Frauen zu lieben, so, wie auch der Christus die Versammlung geliebt und sich für sie dahingegeben hat ... Ebenso sind die Ehemänner verpflichtet, ihre Frauen zu lieben wie ihre eigenen Leiber. Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst, denn kein Mensch hat je sein eigenes Fleisch gehaßt, sondern er nährt und hegt und pflegt es wie auch der Christus die Versammlung, ... jeder einzelne von euch [liebe] seine Frau so wie sich selbst; andererseits sollte die Frau tiefen Respekt vor ihrem Mann haben“ (Epheser 5:25-29, 33). Wenn du ein gutes Beispiel gibst, indem du dich deinem Haupt, Christus, unterwirfst, wird es deiner Frau nicht schwerfallen, sondern es wird ihr sogar eine Freude sein, dich in deiner Stellung als Haupt zu respektieren.

      7, 8. In welcher Hinsicht versäumen es manche Ehemänner, ihre Stellung als Haupt richtig auszuüben?

      7 Das große Problem besteht darin, daß ein Ehemann aufgrund seiner Unvollkommenheit und seiner angeborenen Selbstsucht es manchmal versäumt, seiner Frau die nötige Liebe und Rücksichtnahme zu erweisen, aber von ihr verlangt, ihn als Haupt der Familie zu respektieren. Oft sagt dann die Frau, sie fühle sich von ihrem Mann nicht geliebt und er sei nur auf sein eigenes Vergnügen und seine eigene Befriedigung bedacht. Einige Frauen beklagen sich auch darüber, daß ihr Mann dominierend ist. Vielleicht ist das die Folge davon, daß die Frau wiederholt versucht hat, die Stellung des Hauptes an sich zu reißen, und ihr Mann diesen Bemühungen Widerstand geleistet hat. Es ist aber auch möglich, daß der Mann in einer Umgebung aufgewachsen ist, in der viele Ehemänner arrogant und dominierend sind. Was auch immer der Grund ist, ein solcher Mißbrauch der Stellung als Haupt ist nicht dazu angetan, den Respekt des anderen zu erlangen.

      8 Andererseits gibt es einige Ehemänner, die ihre Stellung als Haupt nicht mißbrauchen, sondern von sich weisen. Sie überlassen alle Entscheidungen ihrer Frau. Oder sie sagen ihrer Frau, man solle Entscheidungen nicht überstürzen, zögern sie aber so lange hinaus, daß die Interessen der Familie leiden. Solche Männer mögen zwar in physischer Hinsicht nicht faul oder träge sein, doch wenn sie sich vor geistiger Anstrengung scheuen, kann das Ergebnis genauso sein, wie es in Sprüche 24:33, 34 beschrieben wird: „Noch ein wenig schlafen und ein wenig schlummern und ein wenig die Hände zusammentun, daß du ruhest, so wird deine Armut kommen wie ein Räuber und dein Mangel wie ein gewappneter Mann“ (Luther).

      9, 10 Wessen Ansichten sollte ein Ehemann berücksichtigen, wenn er Entscheidungen in bezug auf die Familie trifft?

      9 Deine Frau wird dich achten, wenn du ausgeglichen und gefestigt bist und Entscheidungen treffen kannst. Das bedeutet jedoch nicht, daß du dich mit niemand anders in der Familie beraten oder die Meinung deiner Frau nicht gebührend berücksichtigen solltest, nur weil sie zufällig mit deiner Meinung nicht übereinstimmt. Im ersten Teil des Bibelberichtes lesen wir etwas über ein schwerwiegendes Problem, das in Abrahams und Saras Familie auftauchte. Es ging dabei um ihren Sohn Isaak und um den Sohn ihrer Dienerin Hagar. Sara empfahl eine Lösung, die dem Empfinden Abrahams widersprach. Doch Gott sagte zu Abraham: „Höre auf ihre Stimme“ (1. Mose 21:9-12).

      10 Daraus sollten wir nicht schließen, daß ein Mann den Wünschen seiner Frau immer nachgeben sollte. Doch es kann nützlich sein, Entscheidungen, die die Familie betreffen, mit ihr zu besprechen und sie zu bitten, ihre Gedanken und Gefühle frei zu äußern. Erhalte den Gedankenaustausch aufrecht, sei immer zugänglich, und erwäge bei deinen Entscheidungen ihre Wünsche sorgfältig. Sei als Haupt niemals herrisch oder tyrannisch, sondern bekunde Demut. Du bist nicht vollkommen und machst Fehler, und wenn du Fehler machst, möchtest du, daß deine Frau Verständnis für dich hat. In solchen Situationen wird es eine Frau, deren Mann demütig ist, leichter finden, seine Stellung zu respektieren, als eine Frau, deren Mann stolz ist.

      INDEM ER EIN TREUSORGENDER EHEMANN IST

      11, 12. (a) Wozu ist der Ehemann in Verbindung mit dem Lebensunterhalt verpflichtet? (b) Wieso leisten in Wirklichkeit beide einen Beitrag zum Lebensunterhalt?

      11 Der Ehemann hat die Verantwortung, seine Familie mit dem Lebensnotwendigen zu versorgen. Das geht aus 1. Timotheus 5:8 hervor: „Bestimmt hat jemand, der für die Seinigen und besonders für seine Hausgenossen nicht sorgt, den Glauben verleugnet und ist schlimmer als ein Ungläubiger.“ Das Leben ist heute in vielen Ländern sehr kostspielig, und du als Ehemann mußt entscheiden, wie du den Lebensunterhalt verdienen willst. Du wirst wahrscheinlich feststellen, daß es nicht nur nötig ist, das Geld nach Hause zu bringen, sondern auch mit deiner Frau einen Haushaltsplan aufzustellen, mit dem ihr beide einverstanden seid. Dadurch habt ihr die Möglichkeit, eure Ausgaben zu kontrollieren. Der Haushaltsplan wird euch helfen, nicht über eure Verhältnisse zu leben, und kann viel dazu beitragen, die Streitigkeiten zu verhindern, die manchmal entstehen, wenn das Geld vor dem Zahltag ausgeht.

      12 Obwohl in den meisten Fällen der Mann das Geld zum Unterhalt der Familie nach Hause bringt, sollte man nicht vergessen, daß es durch gemeinsame Anstrengungen verdient wird. Wenn du dir als Ehemann einbildest, du würdest dies allein tun, dann rechne dir einmal aus, was es dich kosten würde, einen Einkäufer, eine Köchin, eine Tellerwäscherin, eine Wirtschafterin, eine Dekorateurin, ein Kindermädchen usw. anzustellen. Normalerweise erspart die Frau diese Ausgaben, indem sie die Arbeit verrichtet, was natürlich zu ihren Aufgaben als Ehefrau gehört. Wenn sie eine Menge Unterlagen über die Haushaltsausgaben führt, kannst du der obigen Liste noch „Buchhalterin“ hinzufügen. Die Worte aus Sprüche 18:22 sind wirklich wahr: „Hat jemand eine gute Ehefrau gefunden? Er hat Gutes gefunden.“

      13. Vor welcher Ansicht in bezug auf materielle Dinge sollten sich Ehepaare hüten, und welchen Nutzen haben sie dadurch?

      13 Beim Erfüllen der materiellen Pflichten besteht immer eine Gefahr — sowohl für dich als auch für deine Frau —, nämlich die Gefahr, eine materialistische Lebenseinstellung zu entwickeln. Nur wenig kann die Grundlage für das Glück in der Familie so sehr untergraben wie dies. „Wir haben nichts in die Welt hineingebracht, und wir können auch nichts mit hinaustragen“, sagte der Bibelschreiber Paulus. „Wenn wir also Lebensunterhalt und Bedeckung haben, werden wir mit diesen Dingen zufrieden sein. Die aber, die entschlossen sind, reich zu werden, fallen in Versuchung und in eine Schlinge und in viele unsinnige und schädliche Begierden, die die Menschen in Vernichtung und Verderben stürzen. Denn die Geldliebe ist eine Wurzel von schädlichen Dingen aller Arten, und indem einige dieser Liebe nachstrebten, sind sie vom Glauben abgeirrt und haben sich selbst mit vielen Schmerzen überall durchbohrt.“ Ganz gleich, welche Besitztümer man durch eine materialistische Lebensweise erwerben mag, sie können niemals den Schmerz wiedergutmachen, den man empfindet, wenn die Familienbande schwächer werden und sich schließlich auflösen. Der materielle Gewinn wird durch den geistigen und seelischen Verlust bei weitem überwogen (1. Timotheus 6:7-10).

      14. Was entscheidet, ob jemand materiellen Dingen eine übertriebene Rolle zumißt?

      14 Materialismus ist die Liebe zu materiellen Dingen, nicht der Besitz materieller Dinge an sich. Jemand kann arm und materialistisch oder reich und geistig gesinnt sein. Das hängt davon ab, wo sein Herz ist. Jesus sagte: „Hört auf, euch Schätze auf der Erde aufzuhäufen, wo Motte und Rost sie verzehren und wo Diebe einbrechen und stehlen. Häuft euch vielmehr Schätze im Himmel auf, wo weder Motte noch Rost sie verzehren und wo Diebe nicht einbrechen und stehlen. Denn wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein“ (Matthäus 6:19-21).

      15, 16. Was sollte ein Ehemann, außer für die materiellen Bedürfnisse zu sorgen, noch tun, damit seine Familie glücklich bleiben kann?

      15 Ein Ehemann, der für die materiellen Bedürfnisse seiner Familie gut sorgt, wird diese biblische Ermahnung beherzigen und nicht nur ihre körperlichen Bedürfnisse im Auge haben, sondern sich auch die Zeit nehmen, in geistiger Hinsicht für sie zu sorgen. Was nützt es, wenn du so viel Zeit mit weltlicher Arbeit verbringst, um materielle Dinge beschaffen zu können, daß du nicht mehr genügend Zeit und Kraft hast, deine Familie in geistiger Hinsicht zu erbauen? Um die Weisheit zu haben, den Problemen des Lebens erfolgreich zu begegnen, muß Zeit darauf verwandt werden, der Familie eine tiefe Ergebenheit gegenüber guten Grundsätzen einzupflanzen. Das könnt ihr erreichen, indem ihr euch Zeit nehmt, in Gottes Wort zu lesen und darüber zu sprechen. Auch das gemeinsame Gebet wird eine Hilfe sein. Der Ehemann trägt als Haupt die Verantwortung, darin die Führung zu übernehmen. Die Zeit und Mühe, die das kostet, wird durch den Nutzen bei weitem überwogen. Folgende Verheißung Gottes wird sich bestimmt erfüllen: „Beachte ihn auf all deinen Wegen, und er selbst wird deine Pfade gerademachen“ (Sprüche 3:6).

      16 Ein Ehemann, der den Schöpfer bittet, seine Schritte zu lenken, schätzt den ausgewogenen Rat aus Prediger 7:12: „Weisheit dient zum Schutz, gleichwie Geld zum Schutz dient; aber der Vorteil der Erkenntnis ist, daß Weisheit selbst ihre Besitzer am Leben erhält.“ Als treusorgender Ehemann strengt er sich an, für die physischen Bedürfnisse seiner Familie zu sorgen. Dennoch setzt er seine Hoffnung „nicht auf unsicheren Reichtum ..., sondern auf Gott“. Er gibt ein gutes Beispiel, indem er in erster Linie auf geistige Interessen Wert legt, damit sowohl er als auch seine Frau „das wirkliche Leben fest ergreifen“ können (1. Timotheus 6:17-19). Die Bemühungen eines Ehemannes, in physischer und auch in geistiger Hinsicht für seine Familie zu sorgen, werden ihm den Respekt einer gottesfürchtigen Frau eintragen.

      INDEM ER IHR EHRE ERWEIST

      17—19. Wie könnte der Rat der Bibel, der Ehefrau Ehre zuzuerkennen, auf die Geschlechtsbeziehungen angewandt werden?

      17 Der Apostel Petrus gab Ehemännern über ihre Frauen Rat und forderte sie auf, ‘ihnen als einem schwächeren Gefäß, dem weiblichen, Ehre zuzuerkennen’ (1. Petrus 3:7). Im gleichen Vers wies Petrus darauf hin, daß der Mann seiner Frau diese Ehre „gemäß Erkenntnis“ zuerkennen sollte.

      18 Das trifft gewiß auf die Geschlechtsbeziehungen zu. Wenn eine Frau frigid ist, liegt es oft am Ehemann, weil er ihre physische und seelische Beschaffenheit nicht kennt. „Der Mann leiste seiner Frau das, was ihr zusteht“, doch ‘gemäß Erkenntnis, indem er ihr als einem schwächeren Gefäß Ehre zuerkennt’, rät Gottes Wort (1. Korinther 7:3). Wenn du ihr wirklich ‘Ehre zuerkennst’, wirst du nicht grob und fordernd sein und wirst nicht darauf bestehen, deine eigenen Leidenschaften zu befriedigen, auch wenn sie sehr müde ist oder ihre Tage hat. (Vergleiche 3. Mose 20:18.) Und wenn ihr Beziehungen habt, dann sei nicht so sehr auf deine eigene Befriedigung bedacht, daß du ihre Bedürfnisse vernachlässigst. Auf sexuellem Gebiet reagiert die Frau gewöhnlich langsamer als der Mann. Sie hat ein besonderes Bedürfnis nach Zärtlichkeit und Zuneigung. Wenn die Bibel dem Ehemann gebietet, seiner Frau ‘das zu leisten, was ihr zusteht’, legt sie den Nachdruck auf das Geben, nicht auf das Nehmen.

      19 Dieses Geben sollte natürlich nur auf den eigenen Ehepartner beschränkt sein. Es stimmt, daß heute viele Männer Affären mit anderen Frauen haben. Doch was haben sie am Ende gewonnen? Sie untergraben lediglich das Glück ihrer eigenen Familie. Ein solcher Mann erkennt seiner Frau keine Ehre zu und gibt ihr daher keinen Anlaß, ihn zu respektieren. Außerdem entehrt er die Ehe selbst, eine Einrichtung, deren Urheber Gott ist. In Anbetracht all des Herzeleids, das damit verbunden ist, fordert Hebräer 13:4 verständlicherweise: „Die Ehe sei ehrbar unter allen, und das Ehebett sei unbefleckt, denn Gott wird Hurer und Ehebrecher richten.“

      20. Wie könnte man seiner Frau gemäß Epheser 5:28 noch Ehre zuerkennen?

      20 Die Ehrerbietung gegenüber der Ehefrau beschränkt sich natürlich nicht auf die geschlechtlichen Beziehungen. Auch auf anderen Gebieten beweist ein Ehemann, der wirklich respektiert wird, daß er seine Frau sehr achtet. Er stellt sie zwar nicht auf ein Podest und wird nicht ihr Sklave, aber er tut das, was wir bereits in Epheser 5:28 gelesen haben: „Die Ehemänner [sind] verpflichtet, ihre Frauen zu lieben wie ihre eigenen Leiber. Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst.“ Ein Mann, der das tut, wird seine Frau gewiß nicht so behandeln, als stehe sie unter ihm. Beim Essen wird er bestimmt nicht denken, daß er die besten Stücke verdiene und sie sich mit dem begnügen sollte, was übrigbleibt — nicht, wenn er sie ‘wie seinen eigenen Leib’ liebt. Statt selbstsüchtig auf sein eigenes Aussehen bedacht zu sein, wird er genauso oder noch mehr auf das Aussehen seiner Frau bedacht sein und sie in bezug auf Kleidung zufriedenstellen, soweit es ihm möglich ist. Wenn ein Mann nicht so handelt, wie er eigentlich möchte, schlägt er sich selbst nicht. Genausowenig wird ein christlicher Ehemann seine Frau schlagen, nur weil sie manchmal seinen Erwartungen nicht entspricht. Im Gegenteil, wenn jemand sie grob behandeln sollte, wird er ihr loyal zu Hilfe kommen. Er liebt sie wie seinen eigenen Leib.

      21, 22. Wie kann ein Ehemann seiner Frau helfen, an der Erfüllung ihrer Rolle Freude zu finden?

      21 Es gibt zwar Gebiete, auf denen du die gleichen Bedürfnisse hast wie sie, doch du mußt auch die psychologischen Unterschiede, die zwischen euch bestehen, erkennen, wenn du deiner Frau Ehre zuerkennen willst. Im Grunde arbeiten Frauen gern unter einer gewissen Autorität, sofern sie richtig ausgeübt wird. So hat Jehova Gott sie erschaffen. Die Frau wurde als „Gehilfin“ des Mannes erschaffen, als „sein Gegenstück“ (1. Mose 2:18). Doch wenn die Aufsicht übertrieben wird, wenn man der Frau die Möglichkeit nimmt, Eigeninitiative zu entwickeln und ihre Fähigkeiten zu entfalten, verliert sie die Freude, und es können Haßgefühle aufkommen.

      22 Des weiteren muß man den natürlichen Wunsch der Frau, sich benötigt zu fühlen, beachten. Die meisten Frauen schätzen einen hilfsbereiten Ehemann, doch wenn er seine Frau einfach beiseite schiebt und die Arbeit selbst macht, kann er mehr Schaden anrichten als Gutes bewirken. Du wirst die Loyalität deiner Frau gewinnen, wenn du gütig und dankbar bist und sie wissen läßt, daß du sie brauchst, wenn du sie ehrst, wenn ihr als ein Team zusammenarbeitet und wenn du „wir“ und „unser“ sagst und nicht „ich“ und „du“ oder „mein“ und „dein“. Läßt du deine Frau wirklich wissen, wie sehr du sie schätzt und auf sie angewiesen bist? Das kannst du nicht tun, indem du ihr ein Gehalt zahlst; du mußt es ihr schon auf andere Weise zeigen.

      ERKENNE IHRE WEIBLICHEN EIGENSCHAFTEN

      23. Wie unterscheiden sich Männer und Frauen im allgemeinen in bezug auf Gefühle?

      23 Eine Psychologin schrieb: „Die Frau ist im Grunde ein Gefühlsmensch und der Mann ein Verstandesmensch.“ Keiner dieser Wesenszüge ist besser als der andere; sie sind lediglich verschieden. Uns liegt nichts an Personen, die gefühllos sind; wir mögen aber auch keine gedankenlosen Menschen. Natürlich haben Frauen sowohl die Fähigkeit zu empfinden als auch die Fähigkeit zu denken, und genauso verhält es sich mit den Männern. Im allgemeinen treten jedoch die Empfindungen einer Frau schneller zutage, während der Mann gewöhnlich eher dazu neigt, Empfindungen zu unterdrücken, und statt dessen verstandesmäßig an eine Sache herangeht. Dies ist ein weiterer Unterschied, der dazu beiträgt, daß Mann und Frau sich ergänzen — obwohl es natürlich auch Ausnahmen gibt. Aufgrund der Veranlagung, etwas gefühlvoller zu sein, und aufgrund des starken Interesses an Menschen spricht die Frau oft mehr als der Mann. Und sie braucht jemand, der auf sie eingeht. Hierin versagen viele Ehemänner.

      24. Weshalb ist es wichtig, daß ein Ehemann seiner Frau zuhört und mit ihr spricht?

      24 Sprichst du mit deiner Frau? Nicht nur über deine Arbeit, sondern auch über ihre? Interessierst du dich dafür, und läßt du sie das spüren? Wie war der Tag? Was machen die Kinder? Wenn du nach Hause kommst, solltest du nicht einfach fragen: „Was gibt’s zu essen?“ und dich dann nach dem Essen hinter die Zeitung verkriechen und auf die Bemühungen deiner Frau, mit dir zu sprechen, brummig reagieren. Sei an deiner Frau interessiert; frage sie nach ihren Gedanken, nach ihren Erlebnissen und ihrer Meinung. Unterstütze ihre Pläne, und lobe sie für das, was sie geleistet hat. Wird sie für das, was sie getan hat, gelobt, so mag sie auch andere Aufgaben anpacken, die sie vielleicht etwas vernachlässigt hat. Kritik kann ein schleichendes Gift sein und sie entmutigen, aber ein aufrichtiges Lob, das verdient ist, wirkt wohltuend und anregend und läßt das Herz höher schlagen (Sprüche 12:18; 16:24).

      25, 26. (a) Was kann man seiner Frau durch ein Geschenk sagen? (b) Welche Art zu geben ist für sie am wichtigsten?

      25 Bringst du deiner Frau gelegentlich ein Geschenk mit? Es muß nicht unbedingt etwas Teures sein — vielleicht nur eine Kleinigkeit, durch die du ihr sagst: „Ich habe an dich gedacht.“ Und tust du dies nicht unbedingt bei einem besonderen Anlaß, sondern ganz spontan, allein aus dem Wunsch heraus, ihr etwas zu schenken? Eine angenehme Überraschung ist immer etwas Schönes. Freust du dich nicht, wenn sie dich mit einer besonderen Lieblingsspeise überrascht? Überrasche auch du sie, und bereite ihr dadurch Freude. Kleine Aufmerksamkeiten, aus Liebe geschenkt, bedeuten mehr als kostspielige Geschenke, die routinemäßig — vielleicht noch murrend — aus Pflichtgefühl gegeben werden. „Gott liebt einen fröhlichen Geber“ (2. Korinther 9:7), Frauen ebenfalls. Selbst wenn eine Mahlzeit nichts Besonderes ist, denke daran: „Besser ist ein Gericht Gemüse, wo Liebe ist, als ein an der Krippe gemästeter Stier und Haß dabei“ (Sprüche 15:17).

      26 Das Wichtigste, was du geben kannst, bist du selbst — deine Zeit, deine Kraft, deine Aufmerksamkeit, deine Gedanken, besonders die, die dich am meisten beschäftigen. Vielen Männern fällt das schwer. Es erscheint ihnen sentimental und unmännlich, ihre Zuneigung zu zeigen. Doch wenn du deine Frau liebst, wirst du daran denken, wieviel ein Blick, eine Berührung oder ein Wort für eine Frau bedeuten kann. Fehlt dies, so kann sie mißmutig und unglücklich werden. Folge daher dem Beispiel, das im Hohenlied aufgezeichnet ist. Wer anderen gegenüber Achtung und Zuneigung zum Ausdruck bringt, wird selbst einen Nutzen davon haben. Zu herzlichen Menschen fühlt man sich unwiderstehlich hingezogen. Und wer ist ein herzlicher Mensch? Jemand, der seine Gefühle und seine Begeisterung denen offenbart, die ihm am Herzen liegen. Herzlichkeit ist ansteckend; sie wird einem zurückerstattet werden (Hoheslied 1:2, 15; Lukas 6:38).

      27, 28. (a) Was könnte sich ein Ehemann fragen, um festzustellen, ob er seine Stellung als Haupt richtig ausübt? (b) Weshalb ist es wichtig, darauf zu achten?

      27 Als Ehemann frage dich: Mache ich es meiner Frau leicht, mich als Haupt zu respektieren? Liebe ich sie wie mich selbst? Oder bin ich hauptsächlich auf die Befriedigung meiner eigenen Bedürfnisse und Wünsche bedacht? Nehme ich auf ihre Bedürfnisse Rücksicht? Bitte ich sie um ihre Meinung, und berücksichtige ich ihre Wünsche, bevor ich eine Entscheidung in bezug auf die Familie treffe? Habe ich bei meinen Entscheidungen ihr Wohl im Sinn? Erkenne ich ihr Ehre zu als einem schwächeren Gefäß, dem weiblichen? Pflege ich Gedankenaustausch mit ihr, und öffne ich ihr mein Herz?

      28 Es wird dir nicht gelingen, ein vollkommener Ehemann zu sein. Doch wenn du dich ständig und demütig bemühst, wird dies mit Sicherheit dazu beitragen, daß du ein Ehemann wirst, der den tiefen Respekt seiner Frau und die Gunst Gottes erlangt.

      [Bild auf Seite 49]

      Kleine Dinge können viel bedeuten.

  • Eine Frau, die von Herzen geliebt wird
    Das Familienleben glücklich gestalten
    • Kapitel 5

      Eine Frau, die von Herzen geliebt wird

      1—4. Worüber beklagen sich Frauen manchmal?

      EINE Frau beklagte sich bei ihrer Freundin: „Ich weiß, daß mich mein Mann liebt, doch er sagt es mir nie, höchstens wenn ich es ihm abringe. Es würde mir viel mehr bedeuten, wenn er es von sich aus sagen würde.“

      2 Ihre Freundin entgegnete: „Ich weiß. So sind Männer eben. Einmal fragte ich meinen Mann, ob er mich liebt, und er sagte: ,Ich habe dich doch geheiratet. Ich sorge für dich, ich lebe mit dir. Das würde ich nicht tun, wenn ich dich nicht liebhätte.‘ “

      3 Sie hielt einen Augenblick inne und erzählte dann weiter: „Neulich abends geschah aber etwas ganz Rührendes. Tagsüber hatte ich sein Studierzimmer saubergemacht und in einer seiner Schreibtischschubladen ein Foto liegen sehen. Es stammte aus einem alten Familienalbum von mir und zeigte mich in einem Badeanzug, als ich sieben Jahre alt war. Er hatte es aus dem Album genommen und in die Schublade gelegt.“

      4 Sie lächelte bei dem Gedanken daran und blickte ihre Freundin an. „Ich zeigte es ihm, als er abends von der Arbeit nach Hause kam. Er nahm das Bild in die Hand, lächelte und sagte: ,Ich mag dieses kleine Mädchen.‘ Dann legte er das Bild hin, nahm mein Gesicht in seine Hände und sagte: ,Ich mag auch das, was aus ihr geworden ist.‘ Und er küßte mich zärtlich. Da habe ich fast geweint.“

      5. Wie sollte sich eine Frau verhalten, wenn sie möchte, daß ihr Mann sie von Herzen liebt?

      5 Eine Frau, die weiß, daß ihr Mann sie von Herzen liebt, fühlt sich glücklich und geborgen. Gottes Wort gibt Männern den Rat, ihre Frauen so zu lieben. „Die Ehemänner [sind] verpflichtet, ihre Frauen zu lieben wie ihre eigenen Leiber. Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst, denn kein Mensch hat je sein eigenes Fleisch gehaßt, sondern er nährt und hegt und pflegt es ..., und die zwei werden e i n Fleisch werden“ (Epheser 5:28, 29, 31). Wie wir bereits besprochen haben, sollte die Ehefrau tiefen Respekt vor ihrem Mann haben, doch der Ehemann sollte sich so verhalten, daß er diesen Respekt verdient. Das gleiche ist der Fall, wenn deinem Mann der Rat gegeben wird, dich zu lieben und dich zu hegen und zu pflegen: Verhalte dich so, daß er sich getrieben fühlt, dich von Herzen zu lieben.

      UNTERSTÜTZT DU IHN?

      6, 7. (a) Für welche Rolle wurde die Frau gemäß Jehovas Worten aus 1. Mose 2:18 erschaffen? (b) Was muß eine Frau tun, wenn sie für ihren Mann eine echte Gehilfin sein will?

      6 Damit ein Mann seine Frau von Herzen lieben kann, ist mehr erforderlich, als daß sie sich ihm als Haupt unterordnet. Er könnte auch ein guterzogenes Haustier — einen Hund oder ein Pferd — haben, das ihm gehorcht. Adam hatte im Garten Eden Tiere um sich, und sie waren ihm untertan. Aber dennoch war er allein, was seine Art betraf. Er brauchte einen intelligenten menschlichen Gefährten, der ihn ergänzen würde, und einen Gehilfen, der mit ihm zusammenarbeiten würde. „Es ist für den Menschen nicht gut, daß er weiterhin allein sei“, sagte Jehova Gott. „Ich werde ihm eine Gehilfin machen als sein Gegenstück“ (1. Mose 2:18).

      7 Was ein Mann braucht, ist eine Frau, die ihn nicht nur liebt und respektiert, sondern ihm auch eine echte Gehilfin ist und ihn in seinen Entscheidungen unterstützt. Das ist nicht schwer, wenn Entscheidungen nach einer gemeinsamen Besprechung getroffen werden. Es mag aber nicht so leicht sein, wenn du nicht um Rat gefragt wirst oder wenn du nicht einverstanden bist. Könntest du in einem solchen Fall deinen Mann trotzdem loyal unterstützen und dein Bestes tun, um seiner Entscheidung zum Erfolg zu verhelfen, wenn es sich nicht gerade um etwas Ungesetzliches oder Unbiblisches handelt? Oder würdest du dich eher stur verhalten und auf einen Mißerfolg hoffen, um sagen zu können: „Ich habe es dir ja gleich gesagt!“? Wenn er sieht, daß du dich trotz deiner Einwände um das Gelingen seines Vorhabens bemühst, wird ihn dann deine loyale Unterstützung nicht veranlassen, dich um so mehr zu lieben?

      8. Wie kann eine Frau ihren Mann ermuntern, seine Stellung als Haupt richtig wahrzunehmen?

      8 Vor allem versuche nicht, seine Stellung als Haupt an dich zu reißen! Würde dir das gelingen, so würdest du ihn nicht mehr mögen; und er würde weder dich noch sich selbst mögen. Vielleicht übernimmt er die Führung nicht so, wie er es tun sollte. Kannst du ihn ermuntern, dies zu tun? Äußerst du Wertschätzung für seine Bemühungen, die Führung zu übernehmen? Arbeitest du mit ihm zusammen und ermutigst ihn, wenn er doch einmal etwas Initiative zeigt, oder sagst du ihm, er sei im Irrtum und sein Plan werde sowieso nicht funktionieren? Manchmal ist eine Frau mitschuldig, wenn ihr Mann nicht die Führung übernimmt — zum Beispiel, wenn sie seine Ideen belächelt, sich seinen Bemühungen widersetzt oder ihm vorwirft: „Ich habe es dir ja gleich gesagt!“, falls ein Plan nicht ganz gelingt. Der Mann kann dadurch schließlich unsicher und unentschlossen werden. Wenn du ihn dagegen loyal unterstützt und ihm dein Vertrauen schenkst, so wird ihn das stärken und zu seinem Erfolg beitragen.

      „EINE TÜCHTIGE EHEFRAU“

      9. Was sagt Sprüche 31:10 über eine tüchtige Ehefrau?

      9 Um eine Frau zu sein, die von Herzen geliebt wird, mußt du dich auch deiner Haushaltspflichten richtig annehmen. Über eine solche Frau sagt die Bibel: „Ihr Wert geht weit über den von Korallen“ (Sprüche 31:10). Bist du eine solche Frau? Möchtest du es sein?

      10, 11. Wie kann eine Frau zeigen, daß sie der Beschreibung in Sprüche 31:15 entspricht?

      10 Das Bibelbuch der Sprüche bespricht die Arbeit einer „tüchtigen Ehefrau“ und berichtet: „Auch steht sie auf, während es noch Nacht ist, und gibt ihren Hausgenossen Speise“ (Sprüche 31:15). Viele junge Frauen beginnen ihre Ehe mit einem Handikap, weil ihre Mutter ihnen nicht das Kochen beigebracht hat. Aber sie können es lernen, und eine kluge Frau wird lernen, gut zu kochen. Das Kochen ist eine Kunst. Eine gut zubereitete Mahlzeit füllt nicht nur den Magen, sondern erfreut auch das Herz.

      11 Über die Zubereitung von Nahrung gibt es viel zu lernen. Es wäre nützlich, wenn du dich über die Grundregeln einer guten Ernährung erkundigen würdest, damit du auf die Gesundheit deiner Familie achten kannst. Doch wenn du das Lob deines Mannes suchst, ist es nicht allein damit getan, ihm nahrhaftes Essen vorzusetzen. Die Bibel berichtet uns, daß Isaaks Frau Rebekka wußte, wie man ‘schmackhafte Gerichte’ zubereitete, so wie sie ihr Mann gern hatte (1. Mose 27:14). Viele Frauen könnten aus ihrem Beispiel lernen.

      12. Was wird eine Frau tun, wenn sie in Übereinstimmung mit Sprüche 31:14 handeln will?

      12 In einigen Ländern gehen die Frauen jeden Morgen auf den Markt, um das einzukaufen, was sie für den Tag brauchen. In anderen Ländern gehen sie vielleicht einmal in der Woche einkaufen und bewahren verderbliche Lebensmittel im Kühlschrank auf. In jedem Fall wird ein Mann eine Frau schätzen, die mit dem Haushaltsgeld sparsam umgeht und sich an den Haushaltsplan hält. Wenn sie es lernt, Nahrungsmittel und Kleidung von guter Qualität zu erkennen, und sich über ihren Wert im klaren ist, wird sie nicht immer das erstbeste kaufen, was ihr gerade ins Auge fällt. Statt dessen wird sie so handeln, wie es in Sprüche 31:14 beschrieben wird: „Sie hat sich gleich den Schiffen eines Kaufmanns erwiesen. Von ferne bringt sie ihre Nahrung herbei.“

      13. Was kann gemäß Sprüche 31:27 von einer tüchtigen Frau in Verbindung mit der Erfüllung ihrer Haushaltspflichten erwartet werden?

      13 Ihr gewissenhaftes Interesse an ihrer Arbeit kann man auch am Zustand ihrer Wohnung erkennen. In der Beschreibung einer tüchtigen Ehefrau heißt es weiter: „Sie überwacht die Vorgänge ihres Haushalts, und das Brot der Faulheit ißt sie nicht“ (Sprüche 31:27). Sie macht es sich nicht zur Gewohnheit, morgens lange zu schlafen und viel Zeit für leeres Gerede mit den Nachbarinnen zu verwenden. Durch Krankheit und unvorhergesehene Umstände mag es ihr manchmal nicht möglich sein, ihren Arbeitsplan einzuhalten, doch im allgemeinen wird ihre Wohnung sauber und ordentlich sein. Ihr Mann braucht nicht zu befürchten, sich durch das Aussehen der Wohnung zu blamieren, wenn Freunde zu Besuch kommen.

      14, 15. Welchen Rat gibt die Bibel Frauen bezüglich Kleidung und Schmuck?

      14 Den meisten Frauen braucht man nicht zu sagen, daß es auch wichtig ist, auf ihre persönliche Erscheinung zu achten, aber manche benötigen doch einen Wink. Es ist nicht leicht, zu einer Frau Zuneigung zu haben, die durch ihre Erscheinung beweist, daß sie wenig auf sich achtet. Die Bibel empfiehlt Frauen, sich „in wohlgeordnetem Kleide mit Bescheidenheit und gesundem Sinn [zu] schmücken“. Sie warnt aber auch davor, zuviel Wert auf Frisur, Schmuck und gute Kleider zu legen, wodurch die Aufmerksamkeit ungebührlich auf ihre Person gelenkt wird (1. Timotheus 2:9).

      15 Von weit größerem Wert als die Kleidung ist die Persönlichkeit dessen, der sie trägt. Der Apostel Petrus schrieb christlichen Frauen, daß ‘ein stiller und milder Geist in den Augen Gottes von großem Wert ist’ (1. Petrus 3:3, 4). In den Sprüchen heißt es in Verbindung mit den Merkmalen einer tüchtigen Ehefrau: „Ihre Hände hat sie dem Armen gereicht.“ Und: „Das Gesetz liebender Güte ist auf ihrer Zunge.“ Sie ist weder selbstsüchtig noch gehässig, sondern großzügig und gütig (Sprüche 31:20, 26). „Anmut mag Trug sein“, heißt es in der Beschreibung weiter, „und Schönheit mag nichtig sein; doch die Frau, die Jehova fürchtet, ist es, die sich Lobpreis schafft“ (Sprüche 31:30).

      16. Wie wird ein dankbarer Ehemann über eine solche Frau denken?

      16 Ja, eine solche Frau wird von einem Ehemann, der den Standpunkt des Schöpfers teilt, von Herzen geliebt werden. Er wird die gleiche Einstellung zu seiner Frau haben, wie sie der Sprücheschreiber zum Ausdruck brachte: „Viele Töchter gibt es, die sich tüchtig erzeigt haben, du aber — du bist über sie alle emporgestiegen“ (Sprüche 31:28, 29). Und er wird den Wunsch verspüren, seine Frau wissen zu lassen, daß er so denkt.

      DEINE ANSICHT ÜBER DAS GESCHLECHTSLEBEN IST ENTSCHEIDEND

      17, 18. Wie kann sich die Einstellung der Frau zum Geschlechtsleben auf die Empfindungen ihres Mannes ihr gegenüber auswirken?

      17 Unbefriedigende Sexualbeziehungen sind die Ursache vieler Eheprobleme. In einigen Fällen ist der Mann daran schuld, weil er die körperlichen und emotionellen Bedürfnisse seiner Frau zuwenig versteht und zuwenig Rücksicht darauf nimmt. In anderen Fällen ist die Frau daran schuld, weil sie sich bei dem sexuellen Erlebnis mit ihrem Mann körperlich oder emotionell passiv verhält. Der sexuelle Akt, an dem sich Mann und Frau willig und mit tiefen Empfindungen beteiligen, sollte ein Ausdruck der innigen Liebe sein, die sie zueinander haben.

      18 Die Geschlechtskälte einer Frau mag durch mangelnde Rücksicht des Mannes verursacht werden; andererseits kann Passivität der Frau den Mann verletzen, und wenn sie gar Widerwillen bekundet, mag das bei ihm Impotenz zur Folge haben, oder es kann bewirken, daß er sich zu einer anderen Frau hingezogen fühlt. Wenn sich die Frau gleichgültig verhält und den sexuellen Verkehr lediglich über sich ergehen läßt, wird der Mann das als Beweis dafür werten, daß er seiner Frau gleichgültig ist. Gefühle bestimmen die geschlechtlichen Reaktionen, und die Frau, der das Interesse an dem Akt abgeht, sollte vielleicht ihre Einstellung zum Geschlechtsleben überprüfen.

      19. (a) Wie zeigt die Bibel, daß es falsch wäre, dem Ehepartner längere Zeit den Geschlechtsverkehr zu versagen? (b) Warum sollte es nicht erforderlich sein, daß Ehepartner einen Dritten bitten, zu entscheiden, ob die Art ihrer Geschlechtsbeziehungen schicklich ist oder nicht?

      19 In der Bibel wird beiden, dem Ehemann und der Ehefrau, der Rat gegeben, ‘es einander nicht zu entziehen’. Gottes Wort gestattet es Verheirateten nicht, den Geschlechtsverkehr als ein Mittel zu betrachten, den Ehepartner zu bestrafen oder den Groll an ihm auszulassen, wie zum Beispiel, wenn eine Frau ihren Mann wochen- oder gar monatelang immer wieder abweist. Nicht nur der Mann ist verpflichtet, „seiner Frau das, was ihr zusteht“, zu leisten, sondern „gleicherweise auch die Frau ihrem Mann“ (1. Korinther 7:3-5). Das bedeutet nicht, daß eine Frau abnormen Geschlechtsverkehr erdulden muß, der in ihren Augen im Widerspruch zur Sittlichkeit steht; ein Mann, der seine Frau liebt und achtet, würde so etwas von ihr auch nicht verlangen. „Die Liebe ... benimmt sich nicht unanständig“ (1. Korinther 13:4, 5). Es sollte nicht erforderlich sein, daß die beiden Ehepartner einen Dritten bitten, zu entscheiden, ob die Art ihrer Geschlechtsbeziehungen schicklich oder unschicklich ist. In der Bibel, und zwar in 1. Korinther 6:9-11, wird einzeln aufgeführt, was den Anbetern Jehovas verboten ist: Hurerei, Ehebruch und Homosexualität. (Vergleiche 3. Mose 18:1-23.) Heute gibt es sehr liberal eingestellte Personen, die eine „neue Moral“ — eigentlich eine Unmoral — praktizieren. Sie fordern, daß einige dieser verbotenen Sexualbeziehungen anerkannt werden, während andere, sehr konservativ eingestellte Personen, diese Liste von Verboten erweitert sehen möchten. In der Bibel finden wir jedoch den ausgeglichenen Standpunkt. Im allgemeinen bildet das Geschlechtsleben in den seltensten Fällen ein Problem, wenn alle anderen Beziehungen zwischen den beiden Ehegatten in Ordnung sind, wenn sie einander lieben, einander respektieren, wenn sie regen Gedankenaustausch miteinander pflegen und wenn sie Verständnis füreinander haben.

      20. Wie wirkt es sich aus, wenn eine Frau den Geschlechtsverkehr als Mittel benutzt, etwas zu erreichen?

      20 Eine Frau, die innig geliebt wird, „verkauft“ ihren Körper nicht, um etwas zu erreichen. Selbstverständlich benutzen nicht alle Frauen die Geschlechtsbeziehungen zu diesem Zweck, aber einige schon. Auf eine raffinierte Weise suchen solche Frauen dadurch von ihrem Mann Zugeständnisse zu erpressen. Mit welchem Ergebnis? Empfindest du innige Zuneigung zu einer Verkäuferin, die dich beim Kleidereinkauf bedient? Auch ein Mann hegt keine zärtlichen Gefühle für eine Frau, die ihren Körper gewissermaßen verkauft, um ihn zu erpressen. Der Frau, die das tut, mag zwar daraus ein gewisser materieller Nutzen erwachsen, aber dafür erleidet sie emotionell und geistig Schaden.

      WEINEN UND NÖRGELN

      21—23. Wie kann eine Frau durch Weinen und Nörgeln das Glück zerstören, wie das die Erfahrungen Simsons zeigen?

      21 Simson war ein starker Mann; doch den Tränen oder dem Nörgeln von Frauen konnte er nicht widerstehen. Das Mädchen, das seine Frau werden sollte, zermürbte ihn einmal durch ihre Tränen. Wie in Richter 14:16, 17 berichtet wird, begann sie „an ihm zu weinen und zu sagen: ‚Du haßt mich ja nur, und du liebst mich nicht. Du hast den Söhnen meines Volkes ein Rätsel aufgegeben, mir aber hast du es nicht mitgeteilt.‘ Darauf sprach er zu ihr: ,Nun, meinem eigenen Vater und meiner eigenen Mutter habe ich es nicht mitgeteilt, und ich sollte es dir mitteilen?‘ “ Es half Simson nichts, daß er an ihre Vernunft appellierte. Wenn die Gefühle hohe Wellen schlagen, nützt das selten etwas. „Sie aber weinte ständig an ihm die sieben Tage, die das Festmahl für sie dauerte, und es begab sich am siebenten Tag, daß er es ihr schließlich mitteilte, weil sie ihm zugesetzt hatte. Dann teilte sie das Rätsel den Söhnen ihres Volkes mit.“

      22 Eine Frau darf nicht denken, ihr Mann liebe sie nicht, nur weil er ihr nicht immer ihren Willen läßt. Simsons Braut warf ihm vor, er liebe sie nicht, doch in Wirklichkeit liebte sie ihn nicht. Sie setzte ihm so lange zu, bis er es nicht mehr ertragen konnte. Als er ihr sein Rätsel anvertraute, beging sie sofort Vertrauensbruch, indem sie davoneilte und das Geheimnis seinen Feinden verriet. Zum Schluß gab man sie einem anderen Mann zur Frau.

      23 Einige Zeit danach verliebte sich Simson in ein anderes Mädchen. Es hieß Delila. Sie mochte eine Schönheit gewesen sein. Aber erwies sie sich als eine Frau, die er zärtlich lieben konnte? Delila quälte Simson unaufhörlich mit ihren Reden, um von ihm eine Information zu erhalten, aus der sie Kapital schlagen konnte. Der Bericht lautet: „So setzte sie ihm jeden Tag zu und quälte ihn mit ihren Reden, bis er es nicht mehr aushalten konnte.“ Das hatte tragische Folgen (Richter 16:16, Einheitsübersetzung).

      24—27. (a) Was sagt das Buch der Sprüche über die Wirkung, die es hat, wenn die Frau nörglerisch ist? (b) Warum wird in diesen Ratschlägen nur von der Ehefrau gesprochen? (c) Was wird höchstwahrscheinlich einen Ehemann veranlassen, Gelegenheiten zu suchen, seiner Frau eine Freude zu machen?

      24 Eine Frau, die durch Weinen und Nörgeln ihren Mann unter Druck setzt, handelt nicht weise. Sie gefährdet dadurch das Eheglück und bewirkt, daß sich der Mann ihr entfremdet. Die Bibel warnt vor einem solchen Verhalten, wie folgende Texte zeigen: „Wer ständig über eine Sache spricht, trennt die miteinander Vertrauten.“ „Die Streitigkeiten einer Ehefrau sind wie ein undichtes Dach, das einen forttreibt.“ „Besser ist es, im Land einer Wildnis zu wohnen als mit einer streitsüchtigen Ehefrau.“ „Ein undichtes Dach, das einen am Tag eines ständigen Regens vertreibt, und eine streitsüchtige [Pattloch-Bibel: nörglerische] Ehefrau gleichen sich. Irgendeiner, der sie beschirmt, hat den Wind beschirmt, und Öl ist es, was seiner Rechten begegnet“ (Sprüche 17:9; 19:13; 21:19; 27:15, 16).

      25 Warum wird in diesen Ratschlägen der Heiligen Schrift nur von der Ehefrau gesprochen? Wahrscheinlich, weil Frauen im allgemeinen gefühlsbetonter und eher geneigt sind, ihren Empfindungen Luft zu machen, besonders wenn sie etwas beunruhigt. Frauen mögen auch meinen, das sei ihre einzige Waffe. Wenn der Mann als das Familienhaupt despotisch seinen Willen durchsetzt, mag die Frau sich gezwungen fühlen, solche Druckmittel anzuwenden. Du als Frau solltest jedoch auf solche Methoden verzichten, und dein Mann sollte sich nicht so verhalten, daß du glaubst, zu solchen Methoden Zuflucht nehmen zu müssen.

      26 Natürlich kommt es vor, daß eine Frau sich nicht wohl fühlt und ihre Tränen vielleicht nicht zurückhalten kann, selbst wenn sie es möchte. Aber das ist etwas ganz anderes, als wenn man sich sinnlos erregt und Szenen macht, nur um seinen Willen durchzusetzen.

      27 Die meisten Männer, die ihre Frau wirklich lieben, lassen in Dingen, in denen es auf die persönliche Vorliebe ankommt, ihrer Frau fast immer den Willen. Stelle deinen Mann zufrieden, und sehr wahrscheinlich wird er nach Gelegenheiten suchen, auch dich zufriedenzustellen.

      „EINE ZEIT ZUM SCHWEIGEN UND EINE ZEIT ZUM REDEN“

      28—35. (a) Beschreibe das Verhalten einer Frau, wodurch sie es dem Mann schwermacht, mit ihr ein Gespräch zu führen. (b) Was kann getan werden, um den Gedankenaustausch zwischen Mann und Frau zu verbessern?

      28 Viele Frauen sagen vorwurfsvoll: „Mein Mann spricht nie mit mir.“ Es kann sein, daß der Fehler bei ihm liegt. Aber oft kommt es auch vor, daß ein Mann seiner Frau gern etwas erzählen möchte, sie es ihm aber schwermacht. Wieso? Nicht alle Frauen sind gleich. Doch vielleicht trifft die eine oder andere der nachfolgenden Schilderungen auch auf dich zu.

      29 Als erstes sei die Frau erwähnt, die sich mit ihren Nachbarinnen blendend unterhalten kann. Aber wie wird eine solche Unterhaltung geführt? Sobald die Nachbarin das erstemal Luft holt, reißt die Frau das Gespräch an sich. Sie wirft vielleicht ein oder zwei Fragen auf oder schneidet ein ganz anderes Thema an. Kurz darauf wird sie von der Nachbarin unterbrochen, die dann das Gespräch wieder eine Zeitlang fortsetzt. Keine der beiden Frauen scheint sich daran zu stoßen, daß dieses Gespräch mehr einem „Zungenkampf“ gleicht.

      30 Dann kommt ihr Mann nach Hause und möchte ihr etwas erzählen. Kaum hat er die Wohnung betreten, sagt er: „Was meinst du, was heute auf der Arbeit passiert ist ...“ Weiter kommt er nicht. Sie unterbricht ihn mit den Worten: „Woher hast du denn den Fleck auf deinem Mantel? Paß auf beim Gehen! Ich habe eben saubergemacht.“ Er mag nun keine Lust mehr verspüren, nochmals mit seiner Erzählung zu beginnen.

      31 Ein andermal mögen sie sich mit Freunden unterhalten. Dabei erzählt er ein Erlebnis. Er läßt einige Einzelheiten unerwähnt oder erzählt nicht alles ganz genau. Seine Frau fällt ihm ins Wort. Zuerst berichtigt sie ihn, und dann ergänzt sie seine Erzählung. Bald darauf holt er tief Luft und sagt: „Warum erzählst du es eigentlich nicht selbst?“

      32 Ferner gibt es die Art von Frau, die es versteht, den Mann zum Reden zu bringen. Sie platzt fast vor Neugier, fragt aber anscheinend nur so beiläufig: „Wo warst du?“ „Wer war noch dort?“ „Wie war es?“ Das Alltägliche reizt sie nicht, dafür aber Dinge, die vertraulich behandelt werden sollten. Sie fügt die einzelnen Informationen, die sie aus ihrem Mann herausbringt, zusammen und füllt das Fehlende mit ihrer Phantasie aus. Möglicherweise hätte ihr Mann ihr einiges davon gar nicht sagen dürfen. Über andere Dinge hätten sie sich ohne weiteres unterhalten können, nicht aber über die, die vertraulich behandelt werden sollten. Spricht die Frau nun mit anderen darüber, so kommt das einem Vertrauensbruch gleich. In Sprüche 25:9 finden wir die Warnung: „Offenbare nicht das vertrauliche Gespräch eines anderen.“ Hat sie das aber getan, mögen Probleme entstehen. Wird der Mann sich danach noch frei fühlen, ihr etwas zu erzählen?

      33 Es gibt noch eine dritte Art von Frau. Sie ist eine gute Hausfrau, aber recht einsilbig. Gewöhnlich spricht sie kaum mehr als ein paar Worte. Wer mit ihr eine Unterhaltung führen möchte, muß fast allein reden. Vielleicht ist sie schüchtern, oder sie verfügt nur über eine mangelhafte Schulbildung. Was auch immer der Grund sein mag, Bemühungen, sie in ein Gespräch zu verwickeln, verlaufen stets im Sand.

      34 Aber man kann sich ändern. Die Kunst, ein Gespräch zu führen, ist erlernbar. Wenn sich eine Frau nicht nur ihrem Haushalt widmet, sondern auch gute Literatur liest und anderen Gutes tut, wird sie ihrem Mann stets etwas Erbauendes zu erzählen haben. Ein richtiges Gespräch verläuft nicht einseitig. Unter anderem gehört dazu, daß man den Gesprächspartner ausreden läßt, daß man ihn auf seine Art erzählen läßt und daß man weiß, wann man etwas nicht weitersagen darf. Es gibt, wie wir in Prediger 3:7 lesen, „eine Zeit zum Schweigen und eine Zeit zum Reden“.

      35 Warum dich nicht bemühen, dich so zu verhalten, daß deinem Mann das Gespräch mit dir zum Genuß wird, anstatt ihm vorzuwerfen, er erzähle dir selten etwas? Bekunde Interesse an dem, was er tut. Höre ihm aufmerksam zu, wenn er etwas erzählt. Zeige durch deine Reaktion, daß du ihn innig liebst und ihn überaus schätzt. Achte darauf, daß der größte Teil eures Gesprächsstoffs positiv und erbauend ist. Dann wirst du bald die Erfahrung machen, daß euer Gedankenaustausch euch beiden Freude bereitet.

      „OHNE EIN WORT GEWONNEN WERDEN“

      36—38. Wie kann man das Herz des Ehepartners erreichen, der in Glaubensfragen anders denkt?

      36 Manchmal sprechen Taten lauter als Worte; das trifft besonders auf Ehemänner zu, die dem Worte Gottes nicht glauben. Über sie schrieb der Apostel Petrus: „Damit sie ... durch den Wandel ihrer Frauen ohne ein Wort gewonnen werden mögen, weil sie Augenzeugen eures keuschen Wandels, verbunden mit tiefem Respekt, gewesen sind“ (1. Petrus 3:1, 2). Manch ein ungläubiger Ehemann hat sich beschwert, daß seine Frau ihm ständig „predigt“, obschon er das nicht mag. Andere sind gläubig geworden, weil sie gesehen haben, wie sich ihre Frau unter dem Einfluß der Wahrheit des Wortes Gottes geändert hat. Vielfach beeindruckt es die Leute mehr, wenn man ihnen eine Predigt vorlebt, als wenn man ihnen eine hält.

      37 Wenn du mit deinem ungläubigen Ehegefährten sprichst, sollte deine ‘Rede stets gefällig sein’, taktvoll oder, wie die Bibel sagt, „mit Salz gewürzt“. Es gibt eine Zeit zu reden. „Wie goldene Äpfel in Silberziselierungen ist ein Wort, geredet zur rechten Zeit“, sagt die Bibel. Ist dein Mann wegen einer Sache entmutigt? Vielleicht hat er in der Firma Ärger gehabt. Gerade jetzt wäre er dir dankbar für ein paar verständnisvolle Worte. „Liebliche Reden sind ... süß für die Seele und Heilung für das Gebein“ (Kolosser 4:6; Sprüche 25:11; 16:24). Je nach der Situation kannst du auch nur wortlos deine Hand in die seine legen. Das mag ihm sagen: Ich verstehe; ich bin auf deiner Seite; ich helfe dir, wenn ich kann.

      38 Wie Gottes Wort zeigt, solltest du dich deinem Mann unterordnen, obschon er in Glaubensfragen anderer Meinung ist als du. Durch deinen guten Wandel mag er mit der Zeit gewonnen werden und den Glauben, den du hast, auch annehmen. Wie glücklich würdest du an jenem Tage sein! Kommt es soweit, dann wird er erkennen, daß es mehr Gründe gibt, dich zu lieben, als er je gedacht hat. Denn deine Hingabe, verbunden mit deinem entschiedenen Eintreten für das, was du als richtig erkannt hast, wird ihm geholfen haben, „das wirkliche Leben“ fest zu ergreifen (1. Korinther 7:13-16; 1. Timotheus 6:19).

      39, 40. Welche Eigenschaften werden in Titus 2:4, 5 aufgezählt, durch die eine Frau nicht nur für ihren Mann, sondern auch für Jehova wertvoll wird?

      39 In der Bibel werden christliche Ehefrauen angespornt, ihre Männer — seien sie gläubig oder ungläubig — ‘zu lieben, ihre Kinder zu lieben, gesunden Sinnes zu sein, keusch, im Hause zu arbeiten, gut zu sein, sich den eigenen Männern zu unterwerfen, damit vom Worte Gottes nicht lästerlich geredet werde’ (Titus 2:4, 5).

      40 Wenn du als Frau dich nach besten Kräften bemühst, so zu sein, wirst du nicht nur von deinem Mann, sondern auch von Jehova Gott geliebt werden.

      [Bild auf Seite 57]

      „Eine tüchtige Ehefrau, ... ihr Wert geht weit über den von Korallen“ (Sprüche 31:10).

      [Bild auf Seite 64]

      Die Frauen im Leben Simsons

  • Die Liebe — „ein vollkommenes Band der Einheit“
    Das Familienleben glücklich gestalten
    • Kapitel 6

      Die Liebe — „ein vollkommenes Band der Einheit“

      1—6. (a) Was kann passieren, wenn sich beide Ehegatten zu sehr von ihren eigenen Gefühlen beherrschen lassen? (b) Durch das Befolgen welcher biblischen Grundsätze könnte man einen Streit vermeiden?

      „WARUM können wir nie rechtzeitig essen?“ Mit diesen Worten fuhr der Mann die Frau an, weil er keine Lust mehr hatte, noch länger zu warten, denn nach einem harten Arbeitstag war er müde und abgekämpft.

      2 „Hör auf zu meckern. Ich bin fast fertig“, gab sie zornig zurück. Auch sie hatte keinen leichten Tag hinter sich.

      3 „Aber du bist immer zu spät fertig. Warum kannst du nie pünktlich sein?“

      4 „Das stimmt gar nicht!“ gab sie heftig zurück. „Wenn du dich um die Kinder kümmern müßtest, würdest du aufhören, immer zu meckern. Schließlich sind es ja auch deine Kinder!“

      5 Auf diese Weise wächst der kleine Maulwurfshügel zwischen Mann und Frau zu einem großen Berg an, und schließlich sind beide so wütend, daß sie kein Wort mehr miteinander reden. Einer hat dem anderen Kontra gegeben, bis beide tief verletzt und einander böse sind. Natürlich ist der Abend nun verdorben. Jeder von ihnen hätte diese Entwicklung verhindern können. Aber beide ließen sich zu sehr von ihren Gefühlen beherrschen und waren blind für die des anderen. Beiden gingen die Nerven durch.

      6 Zu solchen Schwierigkeiten kann verschiedenes Anlaß geben, zum Beispiel das Geld. Oder der Mann mag das Gefühl haben, die Frau wolle ihn ganz für sich allein haben und gönne ihm den Umgang mit anderen Leuten nicht. Sie dagegen mag das Gefühl haben, von ihrem Mann vernachlässigt und für selbstverständlich genommen zu werden. Spannungen können durch ein einzelnes großes Problem oder durch mehrere kleine entstehen. Uns interessiert jetzt, wie man die Spannungen abbauen kann, ganz gleich, was dazu geführt hat. Jeder der beiden Ehegatten kann verhindern, daß sich eine solche Situation entwickelt, indem er bereit ist, seinem Partner ‘auch die andere Wange zuzuwenden’, indem er ‘Böses nicht mit Bösem vergilt’, sondern ‘das Böse stets mit dem Guten besiegt’ (Matthäus 5:39; Römer 12:17, 21). Doch das erfordert Selbstbeherrschung und seelische Reife. Es erfordert christliche Liebe.

      WAS LIEBE EIGENTLICH BEDEUTET

      7—9. (a) Wie wird die Liebe in 1. Korinther 13:4-8 beschrieben? (b) Um welche Art Liebe handelt es sich?

      7 In 1. Korinther 13:4-8 finden wir eine von Jehova Gott inspirierte genaue Bestimmung des Begriffs „Liebe“: „Die Liebe ist langmütig und gütig. Die Liebe ist nicht eifersüchtig, sie prahlt nicht, bläht sich nicht auf, benimmt sich nicht unanständig, blickt nicht nach ihren eigenen Interessen aus, läßt sich nicht aufreizen. Sie rechnet das Böse nicht an. Sie freut sich nicht über Ungerechtigkeit, sondern freut sich mit der Wahrheit. Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, erduldet alles. Die Liebe versagt nie.“

      8 Die Liebe kann auf Verschiedenem basieren: auf der geschlechtlichen Anziehung, auf verwandtschaftlichen Banden oder auf dem Gefallen am gemeinschaftlichen Umgang. Doch die Bibel zeigt, daß die wahre Liebe über die Zuneigung oder die gegenseitige Anziehung hinausgehen und das Wohl der geliebten Person im Auge haben muß. Diese Art Liebe mag sogar zurechtweisen oder in Zucht nehmen wie Eltern ihr Kind oder Jehova Gott seine Anbeter (Hebräer 12:6). Natürlich spielen Empfindungen und Gefühle eine Rolle, aber sie dürfen das gute Unterscheidungsvermögen oder gute Grundsätze im Umgang mit anderen nicht überspielen. Eine solche Liebe bewirkt, daß man seine Mitmenschen rücksichtsvoll und fair behandelt.

      9 Damit wir besser verstehen, wie nützlich diese Liebe für unser Familienleben sein kann, möchten wir nun die in 1. Korinther 13:4-8 enthaltene Begriffsbestimmung im einzelnen betrachten.

      10, 11. Was würden wir von einem Ehepartner erwarten, der langmütig und gütig ist?

      10 „Die Liebe ist langmütig und gütig.“ Bist du deinem Ehepartner gegenüber langmütig? Übst du Zurückhaltung, selbst wenn sich eine Situation ergibt, die dich reizen könnte, und wenn du vielleicht mit ungerechten Vorwürfen überhäuft wirst? Jehova ist uns gegenüber langmütig; ‘seine gütige Wesensart sucht Menschen zur Reue zu führen’. Sowohl Langmut als Güte sind Früchte des Geistes Gottes (Römer 2:4; Galater 5:22).

      11 Die Liebe heißt Unrecht nicht gut, aber sie „hackt“ auch nicht auf anderen „herum“. Sie ist nicht ungeduldig. Sie billigt mildernde Umstände zu (1. Petrus 4:8; Psalm 103:14; 130:3, 4). Selbst in schwerwiegenderen Dingen ist sie bereit zu vergeben. Der Apostel Petrus glaubte zweifellos, er sei langmütig, als er Jesus fragte: „Wievielmal mag mein Bruder gegen mich sündigen und soll ich ihm vergeben? Bis zu siebenmal?“ Darauf antwortete Jesus: „Nicht bis zu siebenmal, sondern: Bis zu siebenundsiebzigmal“ (Matthäus 18:21, 22; Lukas 17:3, 4). Die Liebe vergibt immer wieder und ist unendlich gütig. Bist du es auch?

      12, 13. Wie kann sich die Eifersucht kundtun, und warum sollte man sich bemühen, sie in Schach zu halten?

      12 „Die Liebe ist nicht eifersüchtig.“ Es ist schwer, mit einem Ehepartner zusammen zu leben, der grundlos eifersüchtig ist. Eine solche Eifersucht ist argwöhnisch, besitzgierig. Sie ist kindisch und hindert den Partner daran, sich anderen gegenüber natürlich und freundlich zu geben. Glücklich wird man nicht dadurch, daß von Eifersucht diktierte Forderungen erfüllt werden, sondern durch freiwilliges Sichschenken.

      13 In der Bibel wird die Frage aufgeworfen: „Wer aber kann vor Eifersucht bestehen?“ Die Eifersucht zählt zu den Werken des unvollkommenen Fleisches (Sprüche 27:4; Galater 5:19, 20). Entdeckst du in dir irgendwelche Anzeichen von Eifersucht, die einem Gefühl der Unsicherheit entspringt und durch die Phantasie genährt wird? Bei anderen sehen wir die Fehler gewöhnlich ohne weiteres, doch es nützt uns mehr, wenn wir uns selbst einer Prüfung unterziehen. „Wo es Eifersucht und Streitsucht gibt, da gibt es Unordnung und alles Schlechte“ (Jakobus 3:16). Eifersucht kann eine Ehe zugrunde richten. Durch Einschränkungen, diktiert von Eifersucht, bindest du deinen Ehepartner nicht an dich, sondern nur durch liebevolle Zuwendung, durch Rücksichtnahme und durch Vertrauen.

      14, 15. (a) Inwiefern verraten Prahlereien einen Mangel an Liebe? (b) Was sollte man tun, anstatt seinen Ehepartner herabzusetzen?

      14 Die Liebe „prahlt nicht, bläht sich nicht auf“. Viele Leute prahlen, aber nur wenige hören sich Prahlereien gern an. Prahlereien können sogar richtig peinlich sein, wenn man den Prahler gut kennt. Aber es gibt auch Personen, die nicht prahlen, indem sie sich großtun, sondern sie erreichen ihr Ziel auf eine andere Weise. Sie kritisieren andere und machen sie schlecht, so daß sie im Vergleich zu ihren Opfern als bessere Menschen erscheinen. Sie werten sich auf, indem sie andere abwerten. Wer seinen Ehepartner herabsetzt, stellt sich in Wirklichkeit selbst zur Schau.

      15 Hast du dich je dabei ertappt, daß du in Gegenwart anderer über die Fehler deines Ehepartners gesprochen hast? Was meinst du, was er dabei empfunden hat? Wie hättest du empfunden, wenn man deine Fehler angeprangert hätte? Hättest du das Gefühl gehabt, geliebt zu werden? Nein, denn Liebe „prahlt nicht“, weder durch Eigenlob noch durch Herabsetzen anderer. Wenn du von deinem Ehepartner sprichst, dann sage etwas über seine guten Seiten; das wird das Band zwischen euch stärken. Und in bezug auf deine eigene Person befolge den weisen Rat, der in Sprüche 27:2 zu finden ist: „Ein anderer rühme dich, und nicht dein eigener Mund, ein Fremder, und nicht deine eigenen Lippen!“ (Pattloch-Bibel).

      16. Was für ein Benehmen würde jeder, der Liebe hat, meiden?

      16 Die Liebe „benimmt sich nicht unanständig“. Es gibt vieles, was ganz offensichtlich unanständig ist, zum Beispiel Ehebruch, Trunkenheit und Wutausbrüche (Römer 13:13). Ein solches Verhalten wirkt sich im Gegensatz zur Liebe schädlich auf die Ehe aus. Wer grob ist, ordinär spricht und handelt und nicht auf körperliche Reinlichkeit hält, zeigt, daß er keinen Anstand hat. Bist du sorgfältig darauf bedacht, bei deinem Ehegefährten in dieser Hinsicht keinen Anstoß zu erregen? Nimmst du auf ihn Rücksicht? Benimmst du dich ihm gegenüber höflich? Achtest du ihn? Alles das erhöht das Glück und die Festigkeit einer Ehe.

      17. Wie kann jemand, der nicht nach seinen eigenen Interessen ausblickt, Streitigkeiten vermeiden?

      17 Die Liebe „blickt nicht nach ihren eigenen Interessen aus, läßt sich nicht aufreizen“. Sie ist nicht ichbezogen. Wie ganz anders wäre die Sache verlaufen, wenn sich das am Anfang des Kapitels erwähnte Ehepaar einer solchen Liebe befleißigt hätte! Der Mann hätte dann nicht die Frau angefahren, weil sie das Essen noch nicht auf dem Tisch hatte, und sie hätte nicht zornig zurückgegeben. Hätte die Frau gemerkt, daß die Ursache seiner Gereiztheit zum Teil Müdigkeit war, hätte sie, anstatt sich aufreizen zu lassen, vielleicht antworten können: „Das Essen ist gleich fertig. Du mußt einen harten Tag hinter dir haben. Ich gebe dir schon einmal etwas Kühles zu trinken, und dann trage ich auf.“ Und wäre der Mann verständnisvoller gewesen und hätte er nicht nur an sich gedacht, dann hätte er sie gefragt, ob er ihr etwas helfen könne.

      18. Wie kann einen die Liebe davor bewahren, sich aufreizen zu lassen?

      18 Gerätst du leicht in Zorn über etwas, was dein Ehepartner sagt oder tut, oder bist du bemüht, die Absicht hinter seinen Worten oder seinen Handlungen zu erkennen? Vielleicht hat er es gar nicht böse gemeint, war nur etwas gedankenlos, wollte dich aber keinesfalls verletzen. Wenn du Liebe hast, ‘läßt du die Sonne nicht über deiner gereizten Stimmung untergehen’ (Epheser 4:26). Was aber, wenn dein Ehepartner mißgestimmt ist und absichtlich etwas sagt oder tut, um dich zu verletzen? Kannst du dann mit der Besprechung der Sache warten, bis sich die Wogen geglättet haben? Wenn du bei dem Versuch, das Problem anzupacken, euer gemeinsames Wohl im Auge hast, wird es dir besser gelingen, die richtigen Worte zu finden. „Das Herz des Weisen läßt seinen Mund Einsicht bekunden.“ „Wer Übertretung zudeckt“ — den Streit also nicht fortführt —, „sucht Liebe“ (Sprüche 16:23; 17:9). Du kannst einen Sieg zugunsten der Liebe erringen, wenn du den Drang, den Streit fortzusetzen und zu beweisen, daß du im Recht bist, unterdrückst.

      19. (a) Was konnte man zur ‘Freude über Ungerechtigkeit’ rechnen? (b) Warum sollte man das meiden?

      19 Echte Liebe „freut sich nicht über Ungerechtigkeit, sondern freut sich mit der Wahrheit“. Sie hält es nicht für „clever“, den Ehepartner zu betrügen — sei es in bezug auf die Verwendung der Zeit und des Geldes oder in bezug auf den Umgang. Sie äußert keine Halbwahrheiten, um gerecht zu erscheinen. Unehrlichkeit zerstört das Vertrauen. Damit zwischen euch eine echte Liebe bestehen kann, müßt ihr Freude daran finden, stets die Wahrheit zu sagen.

      WAHRE LIEBE IST STARK UND GEDULDIG

      20. In welchem Sinne (a) erträgt die Liebe alles, (b) glaubt sie alles, (c) hofft sie alles, (d) erduldet sie alles?

      20 „Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, erduldet alles.“ Sie hält dem Streß und den Belastungen in der Ehe tapfer stand, während die beiden Ehepartner lernen, nachgiebig zu sein und sich einander anzupassen. Sie nimmt alle Ratschläge, die in Gottes Wort zu lesen sind, ernst und bemüht sich, sie anzuwenden, selbst wenn die Umstände ungünstig erscheinen. Sie ist im Umgang mit unehrlichen Personen nicht leichtgläubig; andererseits ist sie aber auch nicht übermäßig argwöhnisch, sondern voller Vertrauen. Außerdem hofft sie das Beste. Diese Hoffnung beruht auf der vertrauensvollen Gewißheit, daß die Anwendung der biblischen Ratschläge die besten Ergebnisse zeitigt. Deshalb kann die Liebe positiv sein, optimistisch und vorwärtsschauend. Sie ist nicht wankelmütig, noch ist sie eine vorübergehende Faszination. Echte Liebe hält in harten Zeiten stand und weicht den Problemen nicht aus. Sie hat Ausdauer. Sie ist stark, gleichzeitig aber auch gütig, sanft, nachgiebig und umgänglich.

      21, 22. Welches sind einige Situationen, in denen die Liebe nie versagen sollte?

      21 Eine solche „Liebe versagt nie“. Was geschieht, wenn die Verhältnisse schwierig sind und ein Ehepaar deshalb in Geldnot gerät? Die Frau, die von einer solchen Liebe erfüllt ist, denkt nicht daran, ihrem Mann davonzulaufen, um den Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen, sondern sie hält treu zu ihrem Mann und bemüht sich zu sparen, ja vielleicht sogar etwas hinzuzuverdienen (Sprüche 31:18, 24). Was geschieht aber, wenn die Frau an einem Leiden erkrankt, das sich jahrelang hinzieht? Der Mann, der von einer solchen Liebe erfüllt ist, tut alles, was in seiner Macht steht, um ihr die notwendige Behandlung zukommen zu lassen. Er nimmt ihr auch Arbeiten im Haus ab, die sie nicht mehr verrichten kann. Außerdem läßt er sie ständig spüren, daß er sie immer noch liebt. Gott selbst gibt uns in dieser Hinsicht ein gutes Beispiel. Ganz gleich, in welche Lage seine treuen Diener kommen, ist doch nichts imstande, sie „von Gottes Liebe zu trennen“ (Römer 8:38, 39).

      22 Welchen Problemen könnte eine solche Liebe nicht standhalten? Ist sie in deiner Ehe vorhanden? Übst du diese Liebe?

      WIE DIE LIEBE GEDEIHT

      23. Was ist ausschlaggebend dafür, daß wir Dinge tun, die der Liebe entspringen?

      23 Die Liebe gleicht einem Muskel, dessen Kraft durch Tätigkeit gesteigert wird. Andererseits ist die Liebe wie der Glaube ohne Werke tot. Man sagt, daß Worte und Taten, zu denen uns unser Inneres antreibt, aus dem Herzen — ein Sinnbild der Motivation in uns — kommen. „Aus der Fülle des Herzens redet der Mund. Der gute Mensch bringt aus seinem guten Schatz Gutes hervor.“ Aber wenn wir in unserem Innern schlecht sind, „kommen aus dem Herzen böse Überlegungen, Mordtaten, Ehebrüche, Hurereien, Diebstähle, falsche Zeugnisse, Lästerungen“ (Matthäus 12:34, 35; 15:19; Jakobus 2:14-17).

      24, 25. Wie kannst du deine guten Triebkräfte stärken, um Liebe zu bekunden?

      24 Was für Gedanken und Gefühle nährst du in deinem Herzen? Wenn du täglich darüber nachsinnst, in welcher Weise Gott seine Liebe bewiesen hat, und wenn du bestrebt bist, sein Beispiel nachzuahmen, werden deine guten Triebkräfte gestärkt. Je mehr du dich in dieser Liebe übst, desto mehr wirst du in Übereinstimmung damit reden und handeln und desto tiefer wird sie in deinem Herzen verankert werden. Wenn man diese Liebe täglich in kleinen Dingen praktiziert, wird sie einem zur Gewohnheit. Ergeben sich dann ab und zu große Probleme, wird diese Liebe vorhanden sein, fest verwurzelt, um dir zu helfen, die Schwierigkeiten zu bewältigen (Lukas 16:10).

      25 Beobachtest du an deinem Ehepartner etwas Lobenswertes? Dann sag es ihm! Verspürst du den Drang, ihm etwas Gutes zu tun? Dann gib diesem Drang nach! Um Liebe zu ernten, müssen wir Liebe säen. Wenn ihr so handelt, werdet ihr euch beide näherkommen, du wirst mit deinem Ehepartner eins werden, und die Liebe zwischen euch wird gedeihen.

      26, 27. Inwiefern trägt gegenseitige Anteilnahme zum Gedeihen der Liebe bei?

      26 Die Liebe kann aber nur gedeihen, wenn gegenseitige Anteilnahme vorhanden ist. Adam, der erste Mensch, lebte in einem Paradies. Alles, was er für sein körperliches Wohl benötigte, hatte er in Fülle. Er lebte von Anfang an in einer herrlichen Umgebung. Im Paradies gab es nicht nur blumige Wiesen, grüne Wälder und klare Flüsse, sondern auch viele verschiedene Tiere, über die er als Verwalter der Erde herrschen durfte. Dennoch blieb ein Bedürfnis ungestillt: Er hatte niemand, mit dem er dieses schöne Paradies teilen konnte. Hast du je einen prachtvollen Sonnenuntergang bestaunt und gewünscht, daß ein Mensch, den du liebst, das miterleben könnte? Oder hast du einmal eine freudige Nachricht erhalten, aber niemand gehabt, dem du sie erzählen konntest? Jehova Gott sah, was Adam fehlte, und gab ihm eine Gefährtin, mit der er über seine Gedanken und Empfindungen sprechen konnte. Durch Anteilnahme kommen sich zwei Menschen näher, die Liebe schlägt Wurzeln und beginnt zu wachsen.

      27 Die Ehe bedeutet Gemeinsamkeit. Oft genügt ein zärtlicher Blick, eine Berührung, ein liebes Wort, beieinanderzusitzen, ohne zu sprechen. Jede Handlung kann Liebe zum Ausdruck bringen: Betten machen, Geschirr spülen, sparen, um etwas zu kaufen, was die Frau sich wünscht, aber worum sie aus Rücksicht auf den Haushaltsplan nicht bittet, oder dem anderen helfen, wenn er sonst mit seiner Arbeit nicht rechtzeitig fertig wird. Liebe bedeutet Gemeinsamkeit bei der Arbeit und beim Spiel, Zueinanderstehen in Freud und Leid, bei Erfolgen und Fehlschlägen. Liebe bedeutet, einander zu sagen, was man denkt und fühlt. Man sollte gemeinsame Ziele haben und sie auch gemeinsam anstreben. So werden zwei Menschen eins; auf diese Weise kann die Liebe gedeihen.

      28. Wieso wird die Liebe dadurch gefördert, daß man dem anderen dient?

      28 Dem Ehepartner dienen oder für ihn dazusein kann die Liebe zu ihm zur Reife bringen. Die Dienste, die eine Frau ihrem Mann erweist, bestehen gewöhnlich im Kochen, Bettenmachen, Sauberhalten der Wohnung, Wäschewaschen, Einkaufen usw. Die Dienste, die der Mann seiner Frau erweist, bestehen im allgemeinen darin, daß er das Geld für die Nahrungsmittel verdient, die sie zubereitet, für die Betten, die sie macht, die Wohnung, die sie putzt, und die Wäsche, die sie wäscht. Dieses Dienen, dieses Geben, ist es, was glücklich macht und die Liebe gedeihen läßt. Jesus sagte nicht umsonst, daß Geben beglückender sei als Empfangen. Es ist auch beglückender, zu dienen, als bedient zu werden (Apostelgeschichte 20:35). Er erklärte seinen Jüngern: „Der Größte aber unter euch soll euer Diener sein“ (Matthäus 23:11). Eine solche Auffassung läßt keinen Konkurrenzgeist aufkommen und trägt zum Glück bei. Wenn wir dienen, haben wir das Gefühl, benötigt zu werden, wir haben einen Daseinszweck, und das führt zur Selbstachtung und macht uns zufrieden. Die Ehe gibt Mann und Frau reichlich Gelegenheit zum Dienen und eine solche Zufriedenheit zu erlangen. Dadurch werden beide noch enger zusammengeschweißt in Liebe.

      29. Wieso werden selbst Personen, die keine Diener Gottes sind, durch Liebe angesprochen?

      29 Wie verhält es sich aber, wenn nur einer der beiden Ehepartner ein christlicher Diener Gottes ist und diese biblischen Grundsätze praktiziert? Ändert das etwas daran, wie der Christ handeln sollte? Eigentlich nicht. Er mag nicht soviel über die Vorsätze Gottes sprechen können, aber sonst sollte sein Wandel genauso sein, wie wenn sein Partner ein christlicher Diener Gottes wäre. Der ungläubige Ehepartner hat die gleichen Bedürfnisse wie ein Anbeter Jehovas und reagiert in mancher Hinsicht so wie er. Das geht aus Römer 2:14, 15 hervor: „Wenn immer Menschen von den Nationen, die ohne Gesetz sind, von Natur die Dinge des Gesetzes tun, so sind diese, obwohl sie ohne Gesetz sind, sich selbst ein Gesetz. Sie zeigen ja, daß ihnen der Inhalt des Gesetzes ins Herz geschrieben ist, wobei ihr Gewissen mitzeugt und sie inmitten ihrer eigenen Gedanken angeklagt oder auch entschuldigt werden.“ Eine vorbildliche christliche Handlungsweise wird gewöhnlich geschätzt und bewirkt, daß die Liebe gedeiht.

      30. Sollte die Liebe sich nur unter dramatischen Umständen kundtun? Warum antwortest du so?

      30 Die Liebe tut sich nicht erst kund, wenn dramatische Umstände dazu Anlaß geben. In einer gewissen Hinsicht kann man die Liebe mit einem Kleid vergleichen. Was hält ein Kleid zusammen? Ein paar dicke Knoten oder Tausende von kleinen Stichen? Es wird von Tausenden kleinen Stichen zusammengehalten, und das trifft sowohl auf ein buchstäbliches Kleid als auch auf geistige „Kleider“ zu. Viele kleine Dinge — das, was wir täglich sagen und tun — „kleiden“ uns und verraten, was wir sind. Diese geistigen „Kleider“ trägt man nicht ab, und sie werden nicht alt wie buchstäbliche Kleider. Sie sind, wie die Bibel sagt, ein unvergängliches Gewand. (1. Petrus 3:4).

      31. Welche vorzüglichen Ratschläge über die Liebe sind in Kolosser 3:9, 10, 12, 14 enthalten?

      31 Möchtest du, daß deine Ehe durch das ‘vollkommene Band der Einheit’ zusammengehalten wird? Dann handle so, wie in Kolosser 3:9, 10, 12, 14 empfohlen wird: „Streift die alte Persönlichkeit mit ihren Handlungen ab, und kleidet euch mit der neuen Persönlichkeit ... Kleidet euch ... mit der innigen Zuneigung des Erbarmens, mit Freundlichkeit, Demut, Milde und Langmut. ... kleidet euch mit Liebe, denn sie ist ein vollkommenes Band der Einheit.“

  • Kinder — Verpflichtung und Belohnung
    Das Familienleben glücklich gestalten
    • Kapitel 7

      Kinder — Verpflichtung und Belohnung

      1—4. (a) Welches sind einige der erstaunlichen Einzelheiten in Verbindung mit der Entwicklung eines Kindes im Mutterleib? (b) Wieso kann man Psalm 127:3 besser verstehen, wenn man einiges über diese Dinge weiß?

      DER Gedanke, Vater oder Mutter zu werden, hat etwas Erregendes und zugleich etwas Ernüchterndes an sich. Die Geburt eines Kindes ist zwar ein alltägliches Ereignis, doch jede Geburt ist das Ergebnis solch verwickelter Vorgänge, daß man darüber nur staunen kann. Wenn wir einiges über diese Vorgänge wissen, verstehen wir besser, warum sich der inspirierte Psalmist zu dem Ausspruch gedrängt fühlte: „Siehe! Söhne sind ein Erbe von Jehova; die Leibesfrucht ist eine Belohnung“ (Psalm 127:3). Beachte, welch komplizierte Vorgänge schließlich zur Geburt eines Kindes führen.

      2 Eine männliche Samenzelle vereinigt sich in einer Frau mit einer Eizelle. Die beiden Zellen verschmelzen zu einer Zelle, und diese beginnt sich zu teilen: Aus der befruchteten Eizelle werden zwei Zellen, aus den zwei Zellen werden vier, aus den vier acht, und so geht es weiter, bis sich aus der einen Zelle ein Mensch, bestehend aus schätzungsweise 60 000 000 000 000 Zellen, entwickelt hat. Anfänglich sind die Zellen alle gleich, dann beginnen sie sich zu differenzieren — es entstehen Knochenzellen, Muskelzellen, Nervenzellen, Leberzellen, Augenzellen, Hautzellen usw.

      3 Den Geheimnissen der Vermehrung und der Differenzierung ist man teilweise auf die Spur gekommen, aber vieles ist noch ungeklärt. Was veranlaßt die befruchtete Eizelle, sich zu teilen? Wodurch wird bei der fortschreitenden Teilung der Zellen bewirkt, daß sie sich differenzieren? Was veranlaßt diese verschiedenartigen Zellen, sich zu Organen von besonderen Formen, Größen und Funktionen zu ordnen, um beispielsweise eine Leber, eine Nase oder eine kleine Zehe zu bilden? Diese Veränderungen beginnen zu festgesetzten Zeiten. Was steuert die Zeitpläne? Überdies ist der wachsende Embryo im Leibe seiner Mutter ein „Fremdkörper“, dessen Erbgut von dem ihren verschieden ist. Normalerweise stößt ihr Körper fremdes Gewebe — wie ein Hauttransplantat oder ein Organtransplantat von anderen Personen — ab. Warum toleriert er diesen Embryo mit seinem körperfremden Erbgut und nährt ihn rund 280 Tage lang?

      4 Alle diese bewunderungswürdigen Vorgänge spielen sich programmgemäß ab, weil Jehova Gott sie in den durch Samenzelle und Eizelle entstandenen Keim einprogrammiert hat. Der Psalmist deutet das in den Worten, die er an den Schöpfer richtete, wie folgt an: „Deine Augen sahen selbst den Embryo von mir, und in dein Buch waren alle seine Teile eingeschrieben hinsichtlich der Tage, da sie gebildet wurden und unter ihnen noch nicht einer da war“ (Psalm 139:16).

      ENTWICKLUNG UND GEBURT

      5—8. Was geschieht im Mutterleib zwischen der vierten Schwangerschaftswoche und der Geburt des Kindes?

      5 Der Embryo entwickelt sich sehr schnell. Am Anfang der vierten Woche besitzt er ein Gehirn, ein Nervensystem und ein Gefäßsystem mit einem Herzen, das Blut durch die Blutgefäße pumpt. Sechs Wochen lang wird das Blut im Dottersack gebildet. Dann übernimmt die Leber diese Aufgabe, und schließlich wird sie darin vom Knochenmark abgelöst. In der fünften Woche beginnen sich Arme und Beine zu bilden, und in weiteren drei Wochen sind Finger und Zehen erkennbar. In der siebenten Woche ist die wichtigste Muskulatur ausgebildet, und Augen, Ohren, Nase und Mund sind vorhanden.

      6 Der Psalmist sagt außerdem zu Jehova Gott: „Mein Gebein war nicht vor dir verborgen, als ich insgeheim gemacht wurde“ (Psalm 139:15). In der neunten Woche haben die Knorpel des Skelettsystems begonnen, sich in Knochen umzuwandeln, und das sich entwickelnde Kind wird nun nicht mehr Embryo, sondern Fetus genannt. „Du selbst brachtest meine Nieren hervor“ (Psalm 139:13). Dieser Abschnitt des von Gott eingerichteten Entwicklungsprozesses fällt in den vierten Monat, in dem die Nieren anfangen, das Blut zu filtern.

      7 Das vier Monate alte Baby bewegt und dreht sich und krümmt seine winzigen Finger oder Zehen, wenn es am Handteller oder an der Fußsohle ein Kitzeln verspürt. Es kann sogar Dinge mit den Fingern ergreifen; auch lutscht es am Daumen und bereitet sich so auf das Saugen an der Brust der Mutter vor. Es kann einen Schluckauf haben, und die Mutter spürt seine Bewegungen. Im sechsten Monat sind viele Organe sozusagen vollständig entwickelt. Die Nasenlöcher haben sich geöffnet, die Augenbrauen sind vorhanden, bald werden sich die Augen öffnen und die Ohren ihre Tätigkeit aufnehmen, so daß das Kind sogar im Mutterleib durch starken Lärm erschreckt werden kann.

      8 Nach vierzig Wochen setzen die Wehen ein. Die Gebärmuttermuskeln ziehen sich zusammen, und das Kind wird ausgestoßen. Dabei wird oft der Kopf des Kindes etwas deformiert, aber da die Knochen des Schädels noch nicht fest miteinander verwachsen sind, nimmt er nach der Geburt wieder seine normale Form an. Bis zu diesem Zeitpunkt hat die Mutter für ihr Kind alles getan: Sie hat es mit Sauerstoff, Nahrung und Wärme versorgt, es geschützt und die Abfallprodukte seines Stoffwechsels beseitigt. Nun muß das Kind anfangen, etwas für sich zu tun, und zwar ganz schnell, sonst stirbt es.

      9. Welche Veränderungen müssen ganz schnell vor sich gehen, damit das Kind außerhalb des Mutterleibes leben kann?

      9 Es muß zu atmen beginnen, damit die Lunge das Blut mit Sauerstoff versorgen kann. Aber um das zu ermöglichen, ist eine weitere drastische Veränderung notwendig, die sofort vor sich gehen muß: Das Blut im Körper des Kindes muß einen anderen Weg nehmen. Solange der Fetus im Mutterleib war, befand sich in der Scheidewand des Herzens eine Öffnung. Diese Wand trennte den rechten vom linken Vorhof und verhinderte, daß ein großer Teil des kindlichen Blutes den Weg zur Lunge nahm. Die Hauptmenge des Blutes, das zur Lunge floß, wurde durch ein großes Gefäß daran vorbeigeleitet. Beim Kind im Mutterleib fließen nur etwa 10 Prozent des Blutes durch die Lunge. Nach der Geburt muß jedoch alles Blut durch die Lunge fließen, und zwar sofort! Um das zu ermöglichen, zieht sich wenige Sekunden nach der Geburt das große Blutgefäß, das das Blut an der Lunge vorbeigeleitet hat, zusammen, und das Blut, das durch das Gefäß geströmt war, fließt nun in die Lunge. Inzwischen schließt sich die Öffnung in der Scheidewand des Herzens, und alles Blut in der rechten Herzkammer wird jetzt in die Lunge gepumpt, um mit Sauerstoff gesättigt zu werden. Das Kind atmet, das Blut wird mit Sauerstoff angereichert, dramatische Veränderungen sind vor sich gegangen — und das Kind lebt! Der inspirierte Psalmist faßt alles so schön zusammen, indem er sagt: „Du hieltest mich abgeschirmt im Leibe meiner Mutter. Ich werde dich lobpreisen, weil ich auf furchteinflößende Weise wunderbar gemacht bin“ (Psalm 139:13, 14).

      10. Welches Gefühl sollte die Eltern erfüllen, wenn sie darüber nachdenken, auf welch wunderbare Weise ein Kind im Mutterleib gebildet wird?

      10 Wie dankbar sollten Ehepaare für diese Gabe Jehovas sein, für die Fähigkeit, einen Menschen ins Dasein zu bringen, ein Kind, das von beiden etwas hat und dennoch anders ist als beide! Wahrlich „ein Erbe von Jehova“!

      FÜR DAS „ERBE“ SORGE TRAGEN

      11. Welche Fragen sollte sich ein Ehepaar stellen, das sich mit dem Thema Kinder auseinandersetzt, und warum?

      11 Jehova Gott hat nicht allein aus sittlichen Gründen bestimmt, daß der Geschlechtsverkehr nur zwischen Verheirateten ausgeübt werden darf. Er dachte auch an die Ankunft von Kindern. Ein Kind braucht sowohl einen Vater als eine Mutter, die nicht nur einander lieben, sondern die auch ihr Kind lieben und es hegen und pflegen. Der Säugling braucht „Nestwärme“, er braucht die Geborgenheit des familiären Milieus, er braucht einen Vater und eine Mutter, die sich über ihr Kind freuen und für eine Umgebung sorgen, die für sein Gedeihen und die Entwicklung seiner Persönlichkeit notwendig ist. Ein Ehepaar, das sich mit dem Thema Kinder auseinandersetzt, sollte sich fragen: Möchten wir ein Kind? Können wir für seine Bedürfnisse sorgen — nicht nur für die körperlichen, sondern auch für die seelischen und geistigen? Werden wir es richtig erziehen und ihm ein gutes Beispiel geben? Sind wir bereit, die Verantwortung, die die Elternschaft mit sich bringt, auf uns zu nehmen und die damit verbundenen Opfer zu bringen? Als wir Kinder waren, hatten wir vielleicht den Eindruck, daß unsere Eltern uns zu sehr an die Kandare nahmen, aber wenn man selbst Kinder hat, stellt man fest, welch schwierige Aufgabe es ist, Kinder großzuziehen. Doch bringt die Elternschaft nicht nur Verantwortung; sie kann auch sehr beglücken.

      12—14. (a) Wie kann eine Schwangere durch ihre Ernährung dazu beitragen, daß sich ein gesundes Kind entwickelt? (b) Wie kann sie durch das Befolgen der Ratschläge in bezug auf Alkoholgenuß, Rauchen und das Einnehmen von Arzneimitteln dazu beitragen? (c) Wie kann sie dadurch, daß sie ihre Gefühle beherrscht, dazu beitragen?

      12 Nun sind die Würfel gefallen — sei es zufolge der elterlichen Entscheidung oder zufolge biologischer Umstände. Du bist schwanger. Das stellt dich vor die Aufgabe, für das „Erbe von Jehova“ Sorge zu tragen. Dazu gehört eine gewisse Umstellung deiner Ernährung. Einiges mußt du jetzt unbedingt essen, während du anderes meiden oder einschränken solltest. Besonders wichtig sind Nahrungsmittel, die reich an Eisen sinda; denn das Kind im Mutterleib speichert so viel Eisen, daß es ihm bis sechs Monate nach der Geburt reicht. Du solltest auch mehr Milch trinken (oder mehr Käse essen), um dein Kind mit dem für den Aufbau der Knochen benötigten Kalzium zu versorgen. Um eine zu große Gewichtszunahme zu vermeiden, solltest du dich mit Kohlehydratenb vorsehen. Es stimmt schon, daß du für zwei ißt, aber der eine von euch beiden ist winzig klein.

      13 Je nach deiner Lebensweise gilt es, noch weitere Faktoren zu berücksichtigen. Wenn eine werdende Mutter Alkohol trinkt, trinkt das Kind in ihrem Leib mit. Deshalb ist Vorsicht unerläßlich, denn wenn sie zuviel Alkohol trinkt, könnte das bei dem Kind zu körperlichen und geistigen Fehlentwicklungen führen. Es ist schon passiert, daß Frauen, die viel getrunken haben, ein „betrunkenes“ Kind zur Welt gebracht haben. Wenn die Mutter raucht, gelangt Nikotin in den Blutkreislauf des Kindes und bewirkt, daß auch in seinem Blut Sauerstoff durch Kohlenmonoxyd ersetzt wird. Dadurch mag das Kind schon vor seiner Geburt der Aussicht beraubt werden, je eine normale Gesundheit zu besitzen. Bei Raucherinnen kommen Fehl- und Totgeburten viel häufiger vor als bei Nichtraucherinnen. Nimmt die Mutter suchterzeugende Mittel ein, kann das Kind, wenn es zur Welt kommt, süchtig sein; auch gibt es Mittel, die zwar nicht süchtig machen, aber das Kind dennoch gefährden können. Es wird jetzt vermutet, daß sogar der übermäßige Kaffeegenuß beim Kind Schädigungen verursachen kann.

      14 Außerdem können bei der Mutter durch seelische Belastungen hormonelle Veränderungen auftreten und bewirken, daß der Fetus überaktiv wird, und wenn das Kind zur Welt kommt, wird es unruhig und nervös sein. Das werdende Leben ist zwar ‘im Leibe seiner Mutter abgeschirmt’, doch es wäre ein Fehler, anzunehmen, daß es von der Welt völlig abgeschnitten ist, denn durch die Mutter kann es beeinflußt werden. Da sie also die einzige Verbindung zur Außenwelt ist, liegt es in erster Linie an ihr, ob der Einfluß ein guter oder ein schlechter ist. Entscheidend ist auch, wie sie sich pflegt, wie sie lebt und wie sie auf die Situationen des Alltags reagiert. Selbstverständlich kommt sie ohne die Unterstützung ihrer Umgebung nicht aus, und ganz besonders benötigt sie die Liebe und die Fürsorge ihres Mannes. (Vergleiche 1. Samuel 4:19.)

      ENTSCHEIDUNGEN, DIE ZU TREFFEN SIND

      15, 16. Welche Fragen müssen in bezug auf den Ort und die Art der Entbindung entschieden werden?

      15 Möchtest du in einem Krankenhaus oder zu Hause entbinden? Mancherorts hat man so gut wie keine Wahl. Während es in vielen Gegenden gar keine Krankenhäuser gibt, ist in anderen Gebieten die Hausentbindung eine Seltenheit, und weil es an Hebammen fehlt, mögen auch Risiken damit verbunden sein. Wenn möglich sollte sich die werdende Mutter während der Schwangerschaft von einem Arzt untersuchen lassen, um zu erfahren, ob eine normale oder eine komplizierte Geburt zu erwarten ist.

      16 Möchtest du, daß man bei dir während der Entbindung Betäubungsmittel anwendet, oder entschließt du dich für die „natürliche Geburt“? Das müßt ihr, du und dein Mann, entscheiden, nachdem ihr die Vor- und Nachteile erwogen habt. Bei der „natürlichen Geburt“ hat der Mann ebenfalls seine Aufgabe, und ein weiterer Vorteil ist, daß das Kind von Anfang an bei seiner Mutter bleibt. Von einigen wird der Standpunkt vertreten, daß dies Vorzüge seien, die schwer ins Gewicht fielen, sofern die Untersuchung ergebe, daß mit einer normalen Geburt zu rechnen sei. Von seiten gewisser Forscher hört man, daß Kinder, die auf die schonungsvolle Weise der „natürlichen Geburt“ zur Welt kämen, weniger emotionale Probleme und psychosomatische Krankheiten hätten als andere Kinder.

      17—19. Welche Vorteile hat es, wie die Forschung ergeben hat, wenn das Kind von der Geburt an bei der Mutter ist?

      17 In der Zeitschrift Psychology Today (Ausgabe vom Dezember 1977) konnte man lesen:

      „Seit Jahrzehnten wissen die Psychologen, daß das erste Lebensjahr des Kindes auf seine spätere geistige und körperliche Entwicklung einen irreversiblen Einfluß haben kann. Jetzt zeigt es sich, daß die ersten 24 Lebensstunden — vielleicht sogar die ersten 60 Minuten — ebenso entscheidend sein können. Besonders wichtig sind die emotionellen Beziehungen, die die Mutter gleich nach der Entbindung zum Kind entwickelt, und die Art und Weise, wie sie für das Kind zu sorgen beginnt. Die jüngsten Studien zeigen ebenfalls, daß die ersten Stunden viel damit zu tun haben können, wie die Mutter zu ihrem Kind eingestellt ist, wie sehr sie ihm zugetan ist und wie stark ihre mütterlichen Gefühle sind.“

      18 Wenn die Mutter während der Entbindung nicht narkotisiert wird, ist das Kind hellwach, die Augen sind geöffnet, es schaut umher, folgt Bewegungen und wendet sich in die Richtung, aus der menschliche Stimmen kommen; vor allem reagiert es auf die höhere Tonlage der weiblichen Stimme. Der Augenkontakt zwischen Mutter und Kind ist schnell hergestellt. Das ist offenbar wichtig. Viele Mütter erklärten, daß sie eine viel stärkere Bindung zu ihrem Kind verspürten, nachdem es sie angeschaut hatte. Hautkontakt zwischen Mutter und Kind direkt nach der Geburt gilt als vorteilhaft für beide.

      19 Forscher behaupten, daß Störungen bei Säuglingen, die in Krankenhäusern behandelt werden müßten, manchmal auf die ersten Stunden des Lebens zurückzuführen seien. Vergleiche, die zwischen Kindern angestellt wurden, die bei der Geburt die herkömmliche Klinikbehandlung gehabt hatten, und anderen, die man von Anfang an bei ihrer Mutter gelassen hatte, zeigen, daß es den Kindern, bei denen die „natürliche Methode“ angewandt worden war, nach einem Monat besserging als den anderen. „Noch interessanter“, schrieb die Zeitschrift Psychology Today, „ist die Tatsache, daß Kinder, die nach der Entbindung nicht von ihrer Mutter getrennt wurden, im Alter von fünf Jahren einen bedeutend höheren Intelligenzquotienten und bei Sprachtests eine höhere Punktzahl aufwiesen als Kinder, die die herkömmliche Klinikbehandlung gehabt hatten.“

      20. Was muß man auch berücksichtigen, wenn man in diesen Fragen eine vernünftige Entscheidung treffen möchte?

      20 Bei alldem müssen jedoch die Umstände gebührend berücksichtigt werden. Wir dürfen die Tatsache nicht aus den Augen verlieren, daß unsere Ureltern uns Unvollkommenheit vererbt haben. Das beraubt die „natürliche Geburt“ heute eines Teils ihrer „Natürlichkeit“, und unsere ererbten Mängel können Komplikationen hervorrufen (1. Mose 3:16; 35:16-19; 38:27-29). Zieht bei euren Entscheidungen eure persönlichen Umstände in Betracht, und entscheidet euch für das, was ihr in eurem Fall für das Vernünftigste haltet, ob es der „idealen“ Entbindung, die andere anstreben mögen, entspricht oder nicht.

      21, 22. Welches sind einige Vorteile des Stillens?

      21 Wirst du dein Kind stillen? Das Stillen hat sowohl für dich als auch für dein Kind viele Vorzüge. Die Muttermilch ist die beste Nahrung für das Kind. Sie ist leicht verdaulich und schützt es vor Infektionen, vor Verdauungsstörungen und vor Erkrankungen der Atmungsorgane. In den ersten paar Tagen sondert die Brust die sogenannte Vormilch (Kolostrum) ab. Das ist eine gelbliche Flüssigkeit, die für das Neugeborene aus drei Gründen besonders gut ist: 1. Sie ist arm an Fett und Kohlehydraten und daher leichter zu verdauen. 2. Sie enthält mehr Antikörper als die Milch, die ein paar Tage später gebildet wird. 3. Sie wirkt leicht abführend und reinigt so den Darm des Kindes von dem sogenannten Kindspech, das sich vor der Geburt in seinem Darm angesammelt hat (es besteht aus Darmschleim, Darmhautzellen, Gallenfarbstoffen u. a.).

      22 Das Stillen hat auch für die Mutter Vorteile. Durch das Saugen des Kindes wird die Gebärmutter zu rhythmischen Kontraktionen angeregt, wodurch Blutungen, die nach der Entbindung auftreten, verringert werden. Durch das Saugen werden die Brustdrüsen veranlaßt, mehr Milch zu produzieren, und Mütter, die befürchteten, sie hätten nicht genug Milch, stellen oft fest, daß reichlich vorhanden ist. Regelmäßiges Stillen verzögert — allerdings nicht immer — die Eireifung und die Monatsregel und wirkt so als natürliche Methode der Geburtenregelung. Die amerikanische Gesellschaft für Krebsforschung schrieb: „Unter den Müttern, die stillen, ist der Brustkrebs weniger verbreitet.“ Das Stillen kommt auch dem Haushaltsplan der Familie zugute.

      DIE ENTWICKLUNG DES KINDES — WORAUF RICHTEST DU DEN „PFEIL“?

      23. Welche Grundsätze in bezug auf die Kindererziehung werden in Psalm 127:4, 5 angedeutet?

      23 „Wie Pfeile in der Hand des Kriegers, so sind Söhne aus den Jahren der Jugend. Wohl dem Mann, der mit ihnen den Köcher gefüllt hat!“ (Psalm 127:4, 5, Einheitsübersetzung). Ein Pfeil ist nur dann von Nutzen, wenn man ihn genau auf das Ziel richtet, bevor man ihn abschießt. Man muß mit Sorgfalt und Geschicklichkeit zielen, um ins Schwarze zu treffen. Auch für Eltern ist es unerläßlich, daß sie ernsthaft und gebetsvoll darüber nachdenken, was sie tun müssen, damit das Kind einen guten Start fürs Leben hat. Wird es, wenn es der elterlichen Obhut entwachsen ist, ein ausgeglichener, reifer Mensch sein, von seinen Mitmenschen geachtet und eine Ehre für Gott?

      24. (a) Was für eine häusliche Atmosphäre für ihre Kinder zu schaffen, sollten Eltern bemüht sein? (b) Warum ist das wichtig?

      24 Schon vor der Geburt des Kindes solltet ihr entscheiden, wie ihr für das Kind sorgen und wie ihr es erziehen wollt. Die Welt des Neugeborenen bilden zur Hauptsache die Eltern. Wie wird diese Welt sein? Verrät sie, daß sich die Eltern den Rat aus Gottes Wort zu Herzen genommen haben: „Möge alle boshafte Bitterkeit und Wut und Zorn und Geschrei und lästerliches Reden samt aller Schlechtigkeit von euch entfernt werden. Werdet aber freundlich gegeneinander, voll zarten Erbarmens, indem ihr einander bereitwillig vergebt, so, wie auch Gott euch durch Christus bereitwillig vergeben hat.“ (Epheser 4:31, 32)? Die häusliche Atmosphäre wird sich auf das Kind auswirken. Bemüht euch daher, die Welt eures Kindes zu einer Welt des Friedens und der Geborgenheit zu machen, zu einer Welt der innigen Liebe. Bei einem zärtlich geliebten Kind, das in einer solchen Welt groß wird, entwickelt sich das Gemütsleben entsprechend. Es spürt eure Empfindungen und folgt eurem Beispiel. Euer Schöpfer hat auf wunderbare Weise durch Gesetze die Entwicklung des Kindes im Mutterleib gesteuert. Wie werdet ihr das Kind nun, da es den Mutterleib verlassen hat, formen? Sehr viel hängt davon ab, was für eine Atmosphäre ihr zu Hause schafft. Das ist genauso entscheidend dafür, zu was für einem Menschen das Kind heranwachsen wird, wie die Gene. „Erziehe einen Knaben gemäß dem Wege für ihn; auch wenn er alt wird, wird er nicht davon abweichen“ (Sprüche 22:6).

      25, 26. Warum ist es vernünftig, daß Eltern ihren Kindern viel Zeit und Aufmerksamkeit widmen?

      25 Weder der Mann noch die Frau kann einen einzigen Grashalm hervorbringen, aber zusammen können sie einen Menschen hervorbringen — ein Geschöpf, das unendlich kompliziert und das anders ist als alle übrigen Personen auf der Erde! Das ist etwas so Erstaunliches, ein solch großes Wunder, daß es unbegreiflich ist, warum heute so viele die heilige Pflicht, die damit verbunden ist, nicht wertschätzen. Die Leute pflanzen Blumen, gießen sie, düngen sie, rupfen Unkraut — nur um einen prächtigen Garten zu haben. Sollten wir nicht weit mehr Zeit und Mühe investieren, um zu erreichen, daß unsere Kinder prächtige Menschen werden?

      26 Ein Ehepaar hat das Recht darauf, Kinder zu haben. Die Kinder ihrerseits haben das Recht, Eltern zu haben, aber nicht nur dem Namen nach, sondern tatsächlich. Ein Gott hingegebener Christ mag viel Zeit und Kraft aufwenden, um anderen Personen biblische Erkenntnisse zu vermitteln, in der Hoffnung, sie zu Jüngern zu machen, aber er ist nicht immer erfolgreich. Sollten christliche Eltern nicht noch mehr Zeit aufwenden, um ‘ihre Kinder in der Zucht und in der ernsten Ermahnung Jehovas aufzuziehen’? (Epheser 6:4). Ist es nicht ein Grund zu großer Freude, wenn sie ein Kind aufziehen, das dann ein treuer Diener Jehovas, des Lebengebers, wird? Die Eltern, die diesem Sohn oder dieser Tochter das Leben gegeben haben, werden sich reich belohnt fühlen (Sprüche 23:24, 25).

      27. Warum sollten Eltern bei der Erziehung eines Kindes seine Persönlichkeit berücksichtigen?

      27 In Psalm 128:3 werden Kinder mit jungen Ölbäumen verglichen: „Deine Ehefrau wird wie ein fruchttragender Weinstock sein in den innersten Räumen deines Hauses. Deine Söhne werden wie Schosse von Olivenbäumen sein rings um deinen Tisch.“ Bäumen kann man durch Ziehen und Beschneiden verschiedene Formen geben. Es gibt Bäume, die am Spalier hochgezogen werden. Andere werden so geschnitten, daß sie sich zu Buschbäumen entwickeln. Bei den Bonsais beschneidet man sogar die Wurzeln, und man hält sie in kleinen Töpfen, um ihre Entwicklung zu hemmen und zu erreichen, daß sie klein bleiben. Wie das alte Sprichwort „Einen Baum muß man biegen, solange er jung ist“ deutlich zeigt, wird auch ein Kind durch Erziehung von klein auf geformt. Man sollte aber diesbezüglich Vernunft walten lassen. Einerseits muß das Kind angeleitet werden, damit es lernt, nach rechten Grundsätzen zu handeln. Andererseits darf man aber nicht erwarten, daß es dem Wunschbild der Eltern, das sie sich von seiner Persönlichkeit gemacht haben, entspricht. Man kann nicht erreichen, daß ein Ölbaum Feigen trägt. Erzieht euer Kind in den rechten Wegen, aber zwingt es nicht in eine vorher festgelegte Form, so daß es seine ureigene Persönlichkeit und seine Anlagen nicht frei entfalten kann. Laßt euch Zeit, das Kind, das ihr hervorgebracht habt, kennenzulernen. Und dann verfahrt mit ihm wie mit einem zarten jungen Bäumchen: Erzieht es mit der notwendigen Festigkeit, so daß es sich unter eurem Schutz und durch eure Unterstützung in der rechten Richtung entwickelt. Tut das jedoch mit dem nötigen Feingefühl, damit das Kind in seiner Entwicklung nicht behindert wird, sondern seine guten Anlagen voll entfalten kann.

      EINE BELOHNUNG VON JEHOVA

      28. Was können wir aus 1. Mose 33:5, 13, 14 lernen, wo berichtet wird, wie Jakob um seine Kinder besorgt war?

      28 Jakob, der in alter Zeit gelebt hat, zeigte väterliche Fürsorge für seine Kinder. Als es darum ging, eine Reise zu unternehmen, die für sie zu anstrengend gewesen wäre, sagte Jakob zu dem, der den Vorschlag gemacht hatte: „Mein Herr weiß, daß die Kinder zart sind; und Schafe und Rinder, die säugen, sind in meiner Obhut, und sollte man sie einen einzigen Tag zu schnell treiben, so würde gewiß die ganze Kleinviehherde sterben. Mein Herr möge bitte seinem Knecht vorausziehen, doch laß mich selbst nach meiner Gemächlichkeit weitergehen, gemäß dem Schritt des Viehs, das vor mir ist, und gemäß dem Schritt der Kinder.“ Als Jakob zuvor mit seinem Bruder Esau zusammengetroffen war, hatte dieser gefragt: „Wer sind diese bei dir?“ Darauf hatte Jakob geantwortet: „Die Kinder, mit denen Gottes Gunst deinen Knecht beschenkt hat“ (1. Mose 33:5, 13, 14). Wie Jakob, so sollten auch heute Eltern auf ihre Kinder Rücksicht nehmen und sie als eine Gunst, mit der Jehova sie beschenkt hat, ansehen. Natürlich sollte ein Mann, bevor er sich eine Frau sucht, ernsthaft erwägen, ob er Frau und Kinder ernähren kann. Die Bibel gibt den Rat: „Verrichte deine Arbeit erst draußen und bestelle dein Feld, dann magst du dir eine Frau nehmen und eine Familie gründen“ (Sprüche 24:27, Bruns). In Übereinstimmung mit diesem praktischen Rat sollte ein Mann, bevor er einen Hausstand gründet, Vorsorge dafür treffen. Dann braucht sich ein Ehepaar nicht vor einer ungewollten Schwangerschaft zu fürchten, weil sie eine finanzielle Last bedeuten würde, sondern es kann sich trotzdem darüber freuen.

      29. Warum muß die Frage, ob man Kinder haben sollte, vorher sorgfältig erwogen werden?

      29 Die Frage, ob man Kinder haben sollte, muß sehr sorgfältig erwogen werden, nicht nur, was das erste Kind betrifft, sondern auch in bezug auf weitere Kinder. Finden es Eltern schwierig, die Kinder, die sie bereits haben, zu ernähren, zu betreuen und zu erziehen? Dann sollte die Achtung vor ihrem Schöpfer sowie die Eigenschaft der Liebe sie ganz sicher veranlassen, darüber nachzudenken, inwieweit sie Selbstbeherrschung üben können, um zu verhindern, daß sie zu schnell wieder Familienzuwachs erhalten.

      30. (a) Warum kann man sagen, daß ein Kind eigentlich Gott gehört? (b) Wie sollte das den Standpunkt der Eltern beeinflussen?

      30 Wem gehört das Kind eigentlich? In einem Sinne gehört es euch. Aber in einem anderen Sinne gehört das Kind dem Schöpfer. Es ist eurer Obhut anvertraut, so wie ihr als Kinder der Obhut eurer Eltern anvertraut wart. Aber ihr wart nicht das Eigentum eurer Eltern, mit dem sie nach Belieben hätten verfahren dürfen, und in diesem Sinne seid auch ihr nicht Eigentümer eures Kindes. Die Eltern können den Augenblick der Empfängnis nicht bestimmen und die Entwicklung des Kindes im Mutterleib nicht steuern. Sie können die wunderbaren Vorgänge, die sich dabei abspielen, weder sehen noch voll und ganz verstehen (Psalm 139:13, 15; Prediger 11:5). Wenn körperliche Unvollkommenheit zu einer Fehl- oder einer Totgeburt führt, können sie das tote Kind nicht wieder zum Leben erwecken. Wir müssen daher demütig anerkennen, daß Gott unser aller Lebengeber ist und daß wir alle ihm gehören: „Jehova gehört die Erde und das, was sie erfüllt, das ertragfähige Land und die, die darauf wohnen“ (Psalm 24:1).

      31, 32. (a) Wofür sind Eltern Gott verantwortlich? (b) Wie wirkt es sich aus, wenn man dieser Verantwortung richtig nachkommt?

      31 Ihr seid für die Kinder verantwortlich, die ihr hervorbringt, auch seid ihr dem Schöpfer dafür Rechenschaft schuldig, wie ihr sie erzieht. Er erschuf die Erde, damit sie bewohnt werde, und er schenkte unseren Ureltern die Fähigkeit, sich fortzupflanzen, damit sie seinen Vorsatz hinsichtlich der Erde ausführen könnten. Dadurch, daß sie von ihm abgefallen sind, haben sie sich auf die Seite des Widersachers gestellt, der behauptet hat, daß Gott seine Souveränität über die Glieder seiner Familie im Himmel und auf der Erde nicht richtig ausübe. Dadurch, daß ihr eure Kinder zu Menschen erzieht, die ihrem Schöpfer treu sind, könnt ihr samt euren Kindern beweisen, daß dieser Widersacher ein Lügner, Jehova Gott aber wahrhaftig ist. In Sprüche 27:11 steht geschrieben: „Sei weise, mein Sohn, und erfreue mein Herz, damit ich dem, der mich höhnt, eine Antwort geben kann.“

      32 Wenn ihr eure Aufgaben in Verbindung mit euren Kindern und die Pflichten, die ihr Gott gegenüber habt, erfüllt, werdet ihr das Empfinden haben, ein wahrhaft sinnvolles Leben zu führen. Ihr werdet voller Dankbarkeit und von ganzem Herzen den Worten aus Psalm 127:3 zustimmen können: „Die Leibesfrucht ist eine Belohnung.“

      [Fußnoten]

      a Zum Beispiel gewisse Fleischsorten, Blattsalate, bestimmte Hülsenfrüchte und Kohlsorten.

      b Stärkehaltige Nahrungsmittel und solche, die ziemlich viel Zucker enthalten.

      [Bild auf Seite 93]

      Ein enges Verhältnis jetzt erspart einen Generationskonflikt später.

  • Die Rolle der Eltern
    Das Familienleben glücklich gestalten
    • Kapitel 8

      Die Rolle der Eltern

      1—3. (a) Wie kann sich die Geburt eines Kindes auf die Eltern auswirken? (b) Weshalb ist es sowohl für den Vater als auch für die Mutter wichtig, ihre jeweilige Rolle zu verstehen?

      VIELE Ereignisse haben nur eine geringe Auswirkung auf unser Leben. Andere dagegen üben einen großen und bleibenden Einfluß aus. Die Geburt eines Kindes gehört sicher zu den letzteren. Für ein Ehepaar wird sich das Leben danach völlig ändern. So klein das neue Persönchen auch ist, es wird sich durch seine Stimme und seine Gegenwart unübersehbar bemerkbar machen.

      2 Für die Eltern sollte das Leben dadurch ausgefüllter und glücklicher werden. Aber ein Kind aufzuziehen ist eine große Aufgabe, und damit die besten Ergebnisse erzielt werden, müssen beide Eltern zusammenarbeiten. Beide haben einen Anteil an der Entstehung des Kindes gehabt, und so spielen auch beide eine wichtige Rolle in der Entwicklung des Kindes von seiner Geburt an. Jetzt ist es besonders wichtig, aufrichtig, vereint — und demütig — zusammenzuarbeiten.

      3 Wenn jeder Elternteil versteht, welche Rolle er spielt und wie diese Rollen miteinander in Einklang zu bringen sind, können die Bedürfnisse des Babys befriedigt werden, und sie werden zusammen eine glückliche Familie bilden. Ausgeglichenheit ist unbedingt erforderlich. Mit dem Verstand bemühen wir uns, vernünftig zu sein, doch die Gefühle werfen oft einiges aus dem Gleichgewicht. Wir mögen dazu neigen, von einem Extrem ins andere zu fallen, zuerst zuwenig zu tun, dann zuviel und dann wieder zuwenig. Es ist zu wünschen, daß der Vater seine Stellung als Haupt wahrnimmt, doch wenn er es damit übertreibt, wird er anmaßend. Es ist gut, wenn die Mutter ihren Anteil an der Erziehung der Kinder hat, doch wenn sie bei der Ausübung dieser Pflichten den Vater ausschließt, untergräbt sie die Familienordnung. Gut ist gut, aber zuviel des Guten ist schlecht (Philipper 4:5).

      DIE ENTSCHEIDENDE ROLLE DER MUTTER

      4. Was braucht ein Baby von seiner Mutter?

      4 Ein Neugeborenes ist völlig von der Mutter abhängig, was seine unmittelbaren Bedürfnisse betrifft. Wenn sie diese Bedürfnisse liebevoll befriedigt, fühlt sich das Baby geborgen (Psalm 22:9, 10). Es muß gut ernährt und sauber- und warm gehalten werden; doch die Befriedigung der physischen Bedürfnisse ist nicht genug. Die seelischen Bedürfnisse sind genauso wichtig. Wenn das Baby keine Liebe empfängt, wird es unsicher. Eine Mutter kann schnell herausfinden, wann ein Kind, das schreit, wirklich Aufmerksamkeit benötigt. Wenn sein Schreien aber ständig ignoriert wird, kann es krank werden. Nimmt man über längere Zeit keine Rücksicht auf seine Gefühle, so kann es für den Rest seines Lebens gehemmt sein.

      5—7. Wie wirken sich gemäß neueren Untersuchungen die Liebe und die Aufmerksamkeit der Mutter auf das Kind aus?

      5 Versuche an verschiedenen Orten haben folgende Tatsache bestätigt: Babys werden krank und können sterben, wenn sie keine Liebe empfangen, die durch Sprechen und Berühren, Streicheln und Liebkosen zum Ausdruck gebracht wird. (Vergleiche Jesaja 66:12; 1. Thessalonicher 2:7.) Wenn zwar auch andere dies tun können, so ist doch die Mutter am besten dazu geeignet, denn in ihrem Leib ist das Kind zum Leben gekommen und in den ersten Lebensmonaten ernährt worden. Zwischen Mutter und Kind ist eine natürliche Wechselwirkung vorhanden. Ihrem instinktiven Verlangen, das Neugeborene am Körper zu halten, entspricht die instinktive Suche des Kindes nach ihrer Brust.

      6 Nachforschungen haben ergeben, daß das Gehirn eines Kleinkindes sehr aktiv ist und daß die geistige Entwicklung gefördert wird, wenn das Tast-, Hör-, Seh- und Riechvermögen angeregt wird. Beim Stillen nimmt der Säugling die Wärme und den Geruch der Haut der Mutter wahr. Er blickt fast ständig ihr Gesicht an, während sie ihn stillt. Er hört nicht nur ihre Stimme, während sie spricht oder singt, sondern auch ihren Herzschlag, einen Ton, den er schon im Mutterleib gehört hat. In einer norwegischen Publikation schrieb die Kinderpsychologin Anne-Marit Duve:

      „Da die Tätigkeit der Pupillen deutlich den Grad der Gehirntätigkeit anzeigt, haben wir Grund zu der Annahme, daß ein hoher Grad von Hautstimulation, ein hoher Grad des Kontaktes — in nicht geringem Maße der Kontakt, der mit dem Stillen verbunden ist —, die Tätigkeit des Sinnes anregen kann, und diese wiederum kann zu größeren intellektuellen Fähigkeiten im Erwachsenenalter führen.“

      7 Wenn das Baby also oft die Berührung der Mutter spürt, während sie es aufnimmt, liebkost oder badet und abtrocknet, empfängt es Reize, die eine wichtige Rolle in seiner Entwicklung spielen und Einfluß darauf haben, was für ein Mensch es später im Leben sein wird. Es mag zwar nicht sehr erfreulich sein, mitten in der Nacht aufzustehen und ein schreiendes Kind zu beruhigen, doch das Wissen um den späteren Nutzen macht den Verlust an Schlaf wieder wett.

      GELIEBT WERDEN, UM LIEBEN ZU LERNEN

      8—10. (a) Was lernt ein Baby durch die Liebe der Mutter? (b) Warum ist dies wichtig?

      8 Die Liebe zum Baby ist für seine seelische Entwicklung von großer Bedeutung. Durch die Liebe, die es empfängt, und die Beispiele, die es um sich herum sieht, lernt es, selbst zu lieben. Über die Liebe zu Gott lesen wir in 1. Johannes 4:19: „Wir [lieben], weil er uns zuerst geliebt hat.“ Die ersten Lektionen in der Liebe fallen hauptsächlich der Mutter zu. Die Mutter beugt sich über das Baby, wenn es in seinem Bettchen liegt, legt ihre Hand auf seine Brust und schaukelt es sanft, während sie mit ihrem Gesicht das seine berührt und sagt: „Ja wo ist denn mein Kleines?“ Das Baby weiß natürlich nicht, was die Worte bedeuten (die sowieso nicht besonders logisch sind). Aber es zappelt und jauchzt vor Vergnügen, denn es erkennt an der spielenden Hand und am Ton der Stimme, daß seine Mutter eigentlich zu ihm sagt: „Ich liebe dich!“ Es ist beruhigt und fühlt sich geborgen.

      9 Babys und Kleinkinder, die Liebe empfangen, schätzen dies, und sie ahmen diese Liebe nach, indem sie ihre Ärmchen um den Hals der Mutter legen und sie begeistert küssen. Es gefällt ihnen, wenn sie darauf von der Mutter geherzt werden. Sie beginnen zu lernen, daß es nicht nur beglückend ist, Liebe zu empfangen, sondern auch Liebe zu schenken, daß jemand, der Liebe sät, auch Liebe erntet (Apostelgeschichte 20:35; Lukas 6:38). Die Tatsachen zeigen, daß ein Kind, das nicht schon früh Zuneigung zu seiner Mutter empfindet, später große Schwierigkeiten hat, anderen tiefe Zuneigung zu schenken und feste Bindungen einzugehen.

      10 Da Kinder gleich nach ihrer Geburt anfangen zu lernen, sind die ersten Lebensjahre die wichtigsten. In diesen Jahren ist die Mutterliebe von entscheidender Bedeutung. Wenn es der Mutter gelingt, dem Kind Liebe zu schenken und es Liebe zu lehren — nicht, es zu verwöhnen —, kann sie viel Gutes bewirken; gelingt es ihr nicht, kann sie bleibenden Schaden anrichten. Eine gute Mutter zu sein ist eine der anspruchsvollsten und lohnendsten Aufgaben, die eine Frau erfüllen kann. Diese Aufgabe ist mit Schwierigkeiten und Belastungen verbunden. Doch welche Berufskarriere, die die Welt bietet, kommt ihr auch nur annähernd an Bedeutung gleich und kann eine ähnliche bleibende Befriedigung vermitteln?

      DIE WICHTIGE ROLLE DES VATERS

      11. (a) Wie kann die Rolle des Vaters im Sinn des Kindes verankert werden? (b) Warum ist das wichtig?

      11 Es ist ganz natürlich, daß in der frühesten Kindheit die Mutter eine bedeutendere Rolle im Leben des Kindes spielt als der Vater. Doch von der Geburt des Kindes an sollte auch der Vater zur Welt des Kindes gehören. Selbst wenn es noch ein Säugling ist, kann und sollte der Vater in das Leben des Kindes mit einbezogen werden, indem er es manchmal versorgt, mit ihm spielt oder es tröstet, wenn es schreit. Auf diese Weise wird der Vater fest im Bewußtsein des Kindes verankert sein. Die Rolle des Vaters sollte im Laufe der Zeit immer größere Bedeutung annehmen. Wenn er damit zu lange wartet, wird sich dies später bemerkbar machen, vor allem wenn das Kind in die Pubertät kommt und die Erziehung schwieriger wird. Ein jugendlicher Sohn braucht besonders die Hilfe seines Vaters. Doch wenn nicht schon vorher ein gutes Verhältnis besteht, kann die Kluft, die im Laufe der Jahre entstanden ist, nicht innerhalb weniger Wochen überbrückt werden.

      12, 13. (a) Welche Rolle spielt der Vater in der Familie? (b) Wie kann ein Vater durch die Erfüllung seiner Pflichten die Einstellung seiner Kinder gegenüber Autorität beeinflussen?

      12 Der Einfluß der männlichen Eigenschaften des Vaters kann einen wesentlichen Beitrag zu der Entwicklung einer abgerundeten, ausgeglichenen Persönlichkeit des Kindes leisten, ganz gleich, ob es ein Junge oder ein Mädchen ist. Gottes Wort zeigt, daß der Vater das Haupt der Familie sein sollte. Er ist dafür verantwortlich, die Familie in materieller Hinsicht zu versorgen (1. Korinther 11:3; 1. Timotheus 5:8). Er sollte jedoch erkennen, daß „der Mensch nicht von Brot allein lebt, sondern von jeder Äußerung des Mundes Jehovas“. Der Vater ist auch verpflichtet, seine Kinder „in der Zucht und in der ernsten Ermahnung Jehovas“ zu erziehen (5. Mose 8:3; Epheser 6:4). Nicht nur die natürliche Zuneigung zu seinen Nachkommen sollte ihn veranlassen, seinen göttlichen Auftrag so gut wie möglich zu erfüllen, sondern vor allem sein Verantwortungsgefühl gegenüber seinem Schöpfer.

      13 Während die Mutter Wärme, Zärtlichkeit und Mitgefühl zum Ausdruck bringt, kann der Vater einen festigenden Einfluß ausüben, indem er weise Anleitung gibt. Die Art und Weise, wie er seinem göttlichen Auftrag nachkommt, kann sich auf die spätere Einstellung des Kindes gegenüber Autorität — sei es menschliche oder göttliche — auswirken sowie einen Einfluß darauf haben, ob es Autorität respektiert und wie gut es unter der Anleitung anderer arbeiten kann, ohne zu murren oder zu rebellieren.

      14. Wie kann sich das gute Beispiel des Vaters auf seinen Sohn oder seine Tochter auswirken?

      14 Im Fall eines Sohnes wird das Beispiel und die Verhaltensweise des Vaters dafür ausschlaggebend sein, ob der Junge später schwächlich und unentschlossen oder ob er männlich und beständig ist, den Mut hat, seinen Standpunkt zu vertreten, und bereit ist, Verantwortung zu übernehmen. Es wird sich auch darauf auswirken, was für ein Ehemann oder Vater der Sohn schließlich wird — unbeugsam, unvernünftig und hart oder ausgeglichen, verständnisvoll und gütig. Ist eine Tochter in der Familie, so kann sich der Einfluß des Vaters und sein Verhältnis zu ihr auf ihre gesamte Einstellung zum männlichen Geschlecht und sogar auf ihr späteres Eheglück auswirken. Der Einfluß des Vaters wirkt sich schon von frühester Kindheit an aus.

      15, 16. (a) Welche Verantwortung in Verbindung mit der Belehrung der Kinder wird dem Vater durch die Bibel auferlegt? (b) Wie kann er dieser Verantwortung nachkommen?

      15 Wie umfassend die Verantwortung des Vaters ist, seine Kinder zu belehren, geht aus 5. Mose 6:6, 7 hervor: „Es soll sich zeigen, daß diese Worte, die ich dir heute gebiete, auf deinem Herzen sind; und du sollst sie deinem Sohn einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Hause sitzt und wenn du auf dem Wege gehst und wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst.“

      16 Nicht nur die Worte an sich, die in der Bibel zu finden sind, sondern auch die Botschaft, die sie vermitteln, muß den Kindern täglich eingeprägt werden. Gelegenheiten dazu bieten sich immer. Die Blumen in den Gärten, die Insekten in der Luft, die Vögel oder Eichhörnchen auf den Bäumen, die Muscheln am Strand, die Tannenzapfen im Wald, die Sterne am Himmel — all diese Wunder erzählen vom Schöpfer, und du solltest deinen Kindern erklären, was sie erzählen. Der Psalmist schrieb: „Die Himmel verkünden die Herrlichkeit Gottes; und die Ausdehnung tut das Werk seiner Hände kund. Ein Tag nach dem andern Tag läßt Sprache hervorsprudeln, und eine Nacht nach der anderen Nacht zeigt Kenntnis an“ (Psalm 19:1, 2). Wenn der Vater darauf achtet, solche Dinge zur Sprache zu bringen, und besonders Angelegenheiten des täglichen Lebens zum Anlaß nimmt, um gute Grundsätze zu veranschaulichen und hervorzuheben und um die Weisheit und den Nutzen des Wortes Gottes zu erklären, kann er im Sinn und im Herzen seines Kindes die wesentlichste Grundlage für die Zukunft legen: die Überzeugung, daß Gott nicht nur existiert, sondern daß er auch diejenigen belohnt, die ihn ernstlich suchen (Hebräer 11:6).

      17, 18. (a) Wie sollte ein Vater seine Kinder züchtigen? (b) Was ist viel wirkungsvoller als das Aufstellen vieler Regeln?

      17 Auch die Zucht gehört zum Aufgabenbereich des Vaters. „Welchen Sohn wird ein Vater nicht in Zucht nehmen?“ wird in Hebräer 12:7 gefragt. Er darf es aber damit nicht übertreiben oder so weit gehen, daß er seine Kinder reizt oder gar drangsaliert. Gottes Wort ermahnt Väter: „Reizt eure Kinder nicht, damit sie nicht mutlos werden“ (Kolosser 3:21). Einschränkungen sind notwendig, doch wenn einem Kind zu viele Regeln auferlegt werden, empfindet es diese schließlich als Last und wird entmutigt.

      18 Die Pharisäer des Altertums liebten Regeln; sie stellten eine Unmenge Regeln auf und brachten eine große Schar von Heuchlern hervor. Es ist eine menschliche Schwäche, zu denken, daß Probleme durch das Aufstellen weiterer Regeln gelöst werden könnten; die Erfahrung lehrt jedoch, daß es in Wirklichkeit darauf ankommt, das Herz zu erreichen. Gehe daher mit Regeln sparsam um; versuche statt dessen, Grundsätze einzuprägen, und verfolge das gleiche Ziel wie Gott, der sagte: „Ich will meine Gesetze in ihren Sinn legen, und in ihre Herzen werde ich sie schreiben“ (Hebräer 8:10).

      VATER UND MUTTER ALS PARTNER

      19. Was kann man tun, um einen guten Gedankenaustausch in der Familie aufrechtzuerhalten?

      19 Der Vater verdient gewöhnlich den Lebensunterhalt, und wenn er von der Arbeit nach Hause kommt, ist er wahrscheinlich müde und hat oft noch weitere Pflichten zu erfüllen. Er sollte sich jedoch für seine Frau und seine Kinder Zeit nehmen. Er muß mit ihnen Gedankenaustausch pflegen und Zeit einräumen für gemeinsame Gespräche und Unternehmungen, für Vergnügen oder Ausflüge. Auf diese Weise wird die Einheit und der Zusammenhalt der Familie gefördert. Bevor die Kinder da waren, haben er und seine Frau vielleicht viel Zeit mit allem möglichen verbracht und waren oft nicht zu Hause. Wenn sie das jedoch weiterhin täten, hierhin und dorthin gingen und erst spät nach Hause kämen, würden sie ihrer Verantwortung als Eltern nicht richtig nachkommen. Es wäre gegenüber ihren Kindern sehr unfair. Früher oder später müßten die Eltern den Preis für ihre Unregelmäßigkeit und ihr mangelndes Verantwortungsgefühl bezahlen. Wie für Erwachsene, so ist es auch für Kinder besser, wenn ihr Leben eine gewisse Stabilität und Regelmäßigkeit hat; das trägt zur geistigen, körperlichen und seelischen Gesundheit bei. Im Alltag des Familienlebens geht es schon genügend auf und ab, ohne daß die Eltern noch unnötig dazu beitragen müssen. (Vergleiche Matthäus 6:34; Kolosser 4:5.)

      20. Was können Eltern tun, damit sie bei der Bestrafung der Kinder einheitlich vorgehen?

      20 Vater und Mutter sollten zusammenarbeiten, wenn sie ihre Kinder belehren, ihnen Einschränkungen auferlegen, sie in Zucht nehmen und ihnen Liebe erweisen. ‘Ein Haus, das gegen sich selbst entzweit ist, kann nicht bestehen’ (Markus 3:25). Eltern tun gut daran, sich abzusprechen, wie sie ihre Kinder in Zucht nehmen wollen; dadurch vermeiden sie, daß ihre Kinder Zeugen von Auseinandersetzungen bezüglich Zuchtmaßnahmen werden. Beachten sie dies nicht, so könnten die Kinder versuchen, sie gegeneinander auszuspielen. Es kann gelegentlich passieren, daß ein Elternteil vorschnell oder im Zorn handelt und ein Kind zu hart straft oder daß die Strafe vielleicht überhaupt nicht erforderlich war, wenn man alle Tatsachen berücksichtigt. In diesem Fall könnten die Eltern unter vier Augen darüber sprechen, und dann könnte derjenige, der unweise gehandelt hat, die Sache mit dem Kind persönlich in Ordnung bringen. Vielleicht ist es aber nicht möglich, mit dem Ehepartner allein zu reden, und man meint, man würde eine Ungerechtigkeit unterstützen, wenn man zu dem Vorfall schwiege. Dann könnte man sagen: „Ich verstehe, daß du dich ärgerst, und mir würde es genauso gehen. Aber vielleicht ist dir nicht aufgefallen, daß ...“ Danach könnte man klären, was der andere übersehen haben mag. Auf diese Weise kann man eine beruhigende Wirkung ausüben, ohne eine Meinungsverschiedenheit in Gegenwart des gezüchtigten Kindes auszutragen. Ein inspirierter Spruch lautet: „Durch Vermessenheit verursacht man nur Streit, aber bei denen, die sich miteinander beraten, ist Weisheit“ (Sprüche 13:10; siehe auch Prediger 7:8).

      21. Sollte die Zucht nur einem Elternteil überlassen werden? Warum oder warum nicht?

      21 Aus den Hebräischen Schriften geht hervor, daß beide Eltern verpflichtet sind, Zucht anzuwenden: „Höre, mein Sohn, auf die Zucht deines Vaters, und verlaß nicht das Gesetz deiner Mutter.“ Etwas Ähnliches lesen wir in den Christlichen Griechischen Schriften: „Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern in Gemeinschaft mit dem Herrn, denn das ist gerecht.“ Manchmal denken Väter, es sei die Sache der Mutter, die Kinder zu strafen. Aber manche Frauen denken umgekehrt und drohen einem ungezogenen Kind lediglich: „Warte nur, bis der Vater nach Hause kommt!“ Doch damit die Familie glücklich sein kann und die Kinder beide Eltern achten und lieben können, müssen beide ihren Pflichten gemeinsam nachkommen (Sprüche 1:8; Epheser 6:1).

      22. Was sollten die Eltern vermeiden, wenn das Kind um etwas bittet, und warum?

      22 Die Kinder müssen sehen, daß ihre Eltern in dieser Hinsicht zusammenarbeiten und daß beide bereit sind, ihre Verantwortung zu übernehmen. Wenn ein bittendes Kind den Vater immer sagen hört: „Frag deine Mutter!“ oder die Mutter die Entscheidung unweigerlich an den Vater zurückverweist, dann wird der Elternteil, der schließlich die Bitte abschlagen muß, in die Rolle des Bösewichts gedrängt. Es kann natürlich Umstände geben, in denen der Vater sagen mag: „Ja, du kannst nach draußen gehen, aber frag erst Mutti, wann das Essen fertig ist.“ Es kann auch vorkommen, daß die Mutter denkt, ihr Mann sollte seine Zustimmung geben, wenn sie auch selbst keinen Grund sieht, die Bitte des Kindes abzuschlagen. Doch beide werden darauf achten, daß sie das Kind in keiner Weise ermutigen, den einen gegen den anderen auszuspielen, um sein Ziel zu erreichen. Eine kluge Frau wird sich auch davor hüten, ihren Anteil an Autorität zu gebrauchen, um mit ihrem Mann zu konkurrieren, oder dem Kind alles durchgehen zu lassen, um auf Kosten ihres Mannes die Zuneigung des Kindes für sich zu gewinnen.

      23. Sollte in einer Familie der Vater alle Entscheidungen allein treffen?

      23 Bei Familienentscheidungen hat jedes Glied der Familie seinen Bereich, in dem seine Entscheidung besondere Beachtung verdient. Der Vater hat die Verantwortung, Fragen zu entscheiden, die das Gesamtwohl der Familie betreffen. Oft wird er eine solche Entscheidung treffen, nachdem er sich mit den anderen abgesprochen und ihre Wünsche berücksichtigt hat. Die Mutter trifft Entscheidungen in bezug auf die Küche und viele andere Haushaltsangelegenheiten (Sprüche 31:11, 27). Während die Kinder heranwachsen, kann ihnen die Freiheit eingeräumt werden, gewisse Entscheidungen zu treffen, zum Beispiel, wo und womit sie spielen, was sie anziehen oder in bezug auf andere persönliche Dinge. Die Eltern sollten jedoch immer die Aufsicht führen, um darauf zu achten, daß gesunde Grundsätze befolgt werden, daß die Sicherheit der Kinder nicht gefährdet wird und daß die Rechte anderer nicht beschnitten werden. Auf diese Weise können Kinder allmählich beginnen, Entscheidungen zu treffen.

      IST ES LEICHT, EUCH ALS ELTERN ZU EHREN?

      24. Welche Verantwortung haben die Eltern angesichts dessen, daß die Kinder ihren Vater und ihre Mutter ehren sollten?

      24 Kindern wird geboten: „Ehre deinen Vater und deine Mutter“ (Epheser 6:2; 2. Mose 20:12). Wenn sie das tun, ehren sie auch Gottes Gebot. Macht ihr ihnen dies leicht? Du als Frau bist verpflichtet, deinen Mann zu ehren und zu respektieren. Fällt dir das nicht sehr schwer, wenn er sich wenig oder gar keine Mühe gibt, den Forderungen des Wortes Gottes zu entsprechen? Du als Ehemann bist verpflichtet, deine Frau als Gehilfin zu lieben und zu ehren. Ist das nicht schwierig, wenn sie dir keine Hilfe ist? Macht es daher euren Kindern leicht, dem Gebot Gottes zu gehorchen, euch als Eltern zu ehren. Verdient euch ihren Respekt, indem ihr ihnen ein friedliches Zuhause bietet, vernünftige Maßstäbe festsetzt, durch euer eigenes Benehmen ein gutes Beispiel gebt, bei der Erziehung vernünftig seid und liebevoll zurechtweist, wenn es nötig ist.

      25. Welche Probleme können entstehen, wenn sich die Eltern nicht einig sind, wie die Kinder erzogen werden sollten?

      25 „Zwei sind besser als einer“, beobachtete König Salomo, „weil sie eine gute Belohnung für ihre harte Arbeit haben“ (Prediger 4:9). Wenn zwei Menschen zusammen gehen und einer fällt, kann der andere ihm helfen, wieder aufzustehen. So ist es auch in der Familie. Mann und Frau können sich gegenseitig in ihrer jeweiligen Rolle unterstützen und ermutigen. Auf vielen Gebieten überschneiden sich die Rollen der Eltern, und das ist für die Einheit der Familie zum Guten. Durch die Kinder sollten die Eltern enger zusammengebracht und in einem gemeinsamen Erziehungswerk vereint werden. Manchmal jedoch mögen strittige Fragen darüber auftauchen, wie das Kind erzogen oder bestraft werden sollte. Manche Mütter überschütten ihr Kind mit so viel Aufmerksamkeit, daß ihr Mann sich vernachlässigt fühlt und ärgerlich wird. Das kann sich auf seine Einstellung zum Kind auswirken. Er mag es dann unfreundlich behandeln oder aber es mit Zuneigung überschütten und dafür seiner Frau wenig Aufmerksamkeit schenken. Wenn der Ehemann oder die Ehefrau das Gleichgewicht verliert, wird ein hoher Preis dafür bezahlt werden müssen.

      26. Wie könnte man verhindern, daß ein älteres Kind eifersüchtig wird, wenn die Mutter einen großen Teil ihrer Zeit einem Neuankömmling widmen muß?

      26 Ein anderes Problem kann aufkommen, wenn ein neues Baby eintrifft und bereits ein älteres Kind da ist. Die Mutter muß dann viel Zeit mit dem Neuankömmling verbringen. Damit sich das ältere Kind nicht vernachlässigt fühlt und eifersüchtig wird, könnte sich der Vater etwas mehr um das ältere Kind kümmern.

      27. Wie kann den Kindern geistig geholfen werden, wenn ein Elternteil nicht gläubig ist?

      27 Gewiß sind zwei besser daran als einer, aber einer ist besser als gar keiner. Vielleicht muß die Mutter ihre Kinder aus irgendwelchen Gründen ohne die Hilfe eines Vaters aufziehen. Das gleiche könnte auch auf einen Vater zutreffen. Viele Familien sind in religiöser Hinsicht geteilt, das heißt, ein Elternteil ist ein Diener Jehovas und glaubt an den Rat der Bibel, während der andere dies nicht tut. Ist der Ehemann ein Gott hingegebener Christ, so hat er als Familienoberhaupt etwas mehr Einfluß darauf, welche Grundsätze bei der Erziehung und bei der Bestrafung der Kinder befolgt werden. Dennoch mag er viel Geduld, Selbstbeherrschung und Ausharren bekunden müssen. Er sollte festbleiben, wenn eine ernste Streitfrage besteht, jedoch vernünftig und freundlich sein, selbst wenn er provoziert wird, und er sollte anpassungsfähig sein, soweit es die Umstände zulassen. Handelt es sich bei dem Gläubigen um die Ehefrau, so muß sie sich ihrem Mann unterordnen. In diesem Fall hängt ihr Vorgehen weitgehend von seiner Einstellung ab. Ist er lediglich an der Bibel nicht interessiert, oder widersetzt er sich den Bemühungen seiner Frau, ihren Glauben zu praktizieren und die Kinder zu belehren? Wenn er sich ihr widersetzt, muß sie den Weg einschlagen, den der Apostel Petrus beschrieb: Durch die vorbildliche Erfüllung ihrer Pflichten und ihre respektvolle Einstellung kann ihr Mann vielleicht „ohne ein Wort gewonnen werden“. Sie wird dann die Gelegenheiten, die sich ihr bieten, wahrnehmen, um ihre Kinder in biblischen Grundsätzen zu erziehen (1. Petrus 3:1-4).

      DIE ATMOSPHÄRE ZU HAUSE

      28, 29. Was für eine Atmosphäre zu Hause ist wünschenswert, und warum?

      28 Beide Eltern haben die Aufgabe, zu Hause eine Atmosphäre der Liebe zu schaffen. Wenn die Kinder das spüren, werden sie ihre Unsicherheit oder ihre Fehler nicht verschweigen, aus Angst, mit ihren Eltern darüber zu sprechen. Sie wissen, daß sie mit ihren Eltern reden können und von ihnen verstanden werden und daß die Eltern an allen Dingen liebevolle Anteilnahme zeigen. (Vergleiche 1. Johannes 4:17-19; Hebräer 4:15, 16.) Das Zuhause wird dann nicht nur Obdach bieten, sondern auch ein Zufluchtsort sein. Durch die Zuneigung der Eltern werden die Kinder auch in seelischer Hinsicht wachsen und gedeihen.

      29 Wenn man einen Schwamm in Essig taucht, kann man nicht erwarten, daß er sich mit Wasser vollsaugt. Er kann nur das aufsaugen, was ihn umgibt. Der Schwamm wird nur dann Wasser aufsaugen, wenn er in Wasser getaucht wird. So verhält es sich auch mit Kindern. Sie nehmen Stimmungen wahr und beobachten, was in ihrer Umgebung vor sich geht, und das nehmen sie in sich auf. Kinder spüren deine Stimmung, sie empfinden, ob nervöse Spannungen vorhanden sind oder ob eine entspannte, friedliche Atmosphäre herrscht. Selbst Säuglinge nehmen die Atmosphäre in sich auf, die zu Hause herrscht. Eine Atmosphäre, die sich durch Glauben, Liebe, Geistiggesinntsein und Vertrauen zu Jehova Gott auszeichnet, ist daher von unschätzbarem Wert.

      30. Welche Fragen könnten sich Eltern stellen, um herauszufinden, ob sie ihren Kindern eine gute Anleitung geben?

      30 Welchen Maßstäben sollte dein Kind entsprechen? Entsprecht ihr beide selbst diesen Maßstäben? Wofür tritt deine Familie ein? Was für ein Beispiel gibst du deinem Kind? Beklagst du dich oft, kritisierst du andere, und verweilst du bei negativen Gedanken? Möchtest du, daß deine Kinder dies tun? Oder hast du hohe Maßstäbe für deine Familie, hältst dich selbst daran und erwartest auch, daß deine Kinder dies tun? Verstehen sie, daß jeder, der zur Familie gehört, gewissen Voraussetzungen entsprechen und ein bestimmtes Benehmen aufweisen muß und daß bestimmte Handlungsweisen oder Einstellungen nicht erwünscht sind? Kinder möchten das Bewußtsein haben, zur Familie zu gehören. Laß sie daher deine Gutheißung und Anerkennung spüren, wenn sie den Maßstäben der Familie entsprechen. Menschen neigen dazu, sich so zu verhalten, wie man es von ihnen erwartet. Erwartest du, daß dein Kind schlecht handelt, wird es dir wahrscheinlich durch sein Verhalten recht geben. Setzt du voraus, daß dein Kind gut ist, so wirst du es ermutigen, dementsprechend zu handeln.

      31. Was sollte mit der elterlichen Anleitung stets verbunden sein?

      31 Menschen werden mehr nach ihren Taten als nach ihren Worten beurteilt. Auch Kinder mögen mehr auf Taten als auf Worte achten, und sie werden jegliche Heuchelei sehr schnell entdecken. Zu viele Worte können ein Kind verwirren. Achte darauf, daß du deinen Worten Nachdruck verleihst, indem du dich selbst danach richtest (1. Johannes 3:18).

      32. Wessen Rat sollte immer befolgt werden?

      32 Ganz gleich, ob du Vater oder Mutter bist, du hast eine anspruchsvolle Rolle zu spielen. Du kannst jedoch gute Ergebnisse erzielen, wenn du dich an den Rat des Lebengebers hältst. Erfülle deine Pflicht gewissenhaft, wie für ihn (Kolosser 3:17). Vermeide Extreme, bewahre dein Gleichgewicht, und ‘laß deine Vernünftigkeit allen bekanntwerden’, auch deinen Kindern (Philipper 4:5).

      [Bild auf Seite 100]

      Durch ihre Blicke, ihre Berührungen und den Ton ihrer Stimme sagt die Mutter ihrem Kind: „Ich liebe dich.“

      [Bild auf Seite 104]

      Planst du Ausflüge mit deinen Kindern?

  • Kinder von frühester Jugend an erziehen
    Das Familienleben glücklich gestalten
    • Kapitel 9

      Kinder von frühester Jugend an erziehen

      1—4. Was zeigt, daß ein kleines Kind eine gewaltige Lernkapazität hat?

      DER Sinn eines Neugeborenen ist schon oft mit einem unbeschriebenen Blatt verglichen worden. Tatsächlich empfängt der Sinn bereits viele Eindrücke, wenn das Kind noch im Mutterleib ist. Gewisse Charaktermerkmale werden durch die Vererbung unauslöschlich eingeprägt. Doch vom Augenblick der Geburt an ist eine gewaltige Lernkapazität vorhanden. Statt den Sinn des Kindes mit einem einzelnen Blatt zu vergleichen, sollte man lieber von einer ganzen Bibliothek sprechen, die darauf wartet, mit Informationen gefüllt zu werden.

      2 Das Gehirn eines Kindes wiegt bei der Geburt nur ein Viertel vom Gewicht des Gehirns eines Erwachsenen. Doch das Gehirn wächst so schnell, daß es schon innerhalb von zwei Jahren Dreiviertel seines endgültigen Gewichts erreicht. Die intellektuelle Entwicklung hält damit Schritt. Forscher glauben, die Intelligenz eines Kindes nehme in den ersten vier Lebensjahren genausoviel zu wie in den darauffolgenden dreizehn. Einige behaupten sogar, daß „die Dinge, die das Kind vor seinem fünften Geburtstag lernt, zu den schwierigsten zählen, denen es je begegnet“.

      3 Grundbegriffe wie rechts und links, oben und unten, voll und leer sowie das Erfassen unterschiedlicher Größen und Gewichte erscheinen uns als etwas ganz Natürliches. Doch ein Kind muß diese und viele weitere Begriffe lernen. Ja auch die Grundbegriffe der Sprache müssen im Sinn des Kindes verankert werden.

      4 Einige bezeichnen das Erlernen der Sprache als die „wahrscheinlich intellektuell schwierigste Leistung, die zu vollbringen von einem Menschengeschöpf je verlangt wird“. Wenn du dich schon einmal bemüht hast, eine neue Sprache zu lernen, wirst du wahrscheinlich gern zustimmen. Du hast zumindest den Vorteil, zu wissen, wie die Sprache funktioniert. Ein Kleinkind weiß das nicht, und doch ist es imstande, die Grundbegriffe der Sprache zu erfassen und anzuwenden. Kinder können sogar im zarten Alter mit Leichtigkeit zwei Sprachen lernen, wenn bei ihnen zu Hause zwei Sprachen gesprochen werden oder wenn sie in einer zweisprachigen Gegend leben. Die Intelligenz ist somit vorhanden. Sie wartet nur darauf, entwickelt zu werden.

      BEGINNE SOFORT MIT DER ERZIEHUNG

      5. Wann sollte man mit der Kindererziehung beginnen?

      5 Der Apostel Paulus erinnerte seinen Gefährten Timotheus in einem Brief daran, daß er die heiligen Schriften „von frühester Kindheit an“ gekannt habe (2. Timotheus 3:15). Weise Eltern erkennen den natürlichen Wissensdurst eines Säuglings. Babys sind gute Beobachter; sie sind immer ganz Auge und Ohr. Kinder nehmen ständig Informationen in sich auf, speichern sie, fügen neue hinzu und ziehen Schlußfolgerungen, ganz gleich, ob die Eltern es merken oder nicht. Wenn Eltern nicht aufpassen, kann schon der Säugling bemerkenswert schnell lernen, wie er sie nach seinen Wünschen manipulieren kann. Eltern sollten daher folgende Ermahnung aus Gottes Wort schon von der Geburt ihres Kindes an beachten: „Erziehe einen Knaben gemäß dem Wege für ihn; auch wenn er alt wird, wird er nicht davon abweichen“ (Sprüche 22:6). Die ersten Lektionen erhält das Kind natürlich in bezug auf Liebe; ihm wird viel liebevolle Fürsorge und Zuneigung zuteil. Doch gleichzeitig sollte es auch zurechtgewiesen werden, wenn es nötig ist — freundlich, aber bestimmt.

      6. (a) Wie sollte man am besten mit einem Kind reden? (b) Welche Einstellung sollte man zu den vielen Fragen haben, die ein Kind stellt?

      6 Sprich mit dem Säugling nicht in einer „Babysprache“, sondern in einfacher Erwachsenensprache, denn diese soll er ja lernen. Wenn das Kind sprechen lernt, wird es dich mit Fragen überschütten: „Warum regnet es? Woher komme ich? Wo sind am Tag die Sterne? Was machst du da? Warum dies? Warum das?“ Fragen über Fragen! Höre zu, denn Fragen sind für ein Kind eines der besten Mittel zu lernen. Wenn du seine Fragen unterdrückst, kannst du seine geistige Entwicklung hemmen.

      7. Wie kann man am besten auf die Fragen eines kleinen Kindes antworten, und warum?

      7 Beachte jedoch, was der Apostel Paulus sagte: „Als ich ein Unmündiger war, pflegte ich wie ein Unmündiger zu reden, wie ein Unmündiger zu denken, wie ein Unmündiger zu überlegen“ (1. Korinther 13:11). Beantworte die Fragen, so gut du kannst, doch einfach und kurz. Wenn ein Kind fragt: „Warum regnet es?“, möchte es keine komplizierte, ausführliche Antwort haben. Es mag schon zufrieden sein, wenn du antwortest: „Die Wolken sind voller Wasser. Wenn sie zu schwer werden, fällt das Wasser herab.“ Das Konzentrationsvermögen eines Kindes ist begrenzt, und bald wendet es sich anderen Dingen zu. Genauso, wie du deinem Kind so lange Milch gibst, bis es feste Nahrung zu sich nehmen kann, gib ihm einfache Auskünfte, bis es ausführlichere Antworten verstehen kann. (Vergleiche Hebräer 5:13, 14.)

      8, 9. Was könnte man tun, um einem Kind allmählich das Lesen beizubringen?

      8 Die Belehrung sollte fortschreitend sein. Wie bereits erwähnt, war Timotheus von frühester Kindheit an mit den heiligen Schriften vertraut. Offensichtlich schlossen seine frühesten Erinnerungen an die Kindheit Belehrungen aus der Bibel ein. Gewiß wurde er fortschreitend belehrt, genauso wie ein Vater oder eine Mutter heutzutage beginnen würde, einem Kind das Lesen beizubringen. Lies deinem Kind vor. Wenn es noch ganz klein ist, könntest du es auf den Schoß nehmen, deinen Arm um seine Schultern legen und ihm mit angenehmer Stimme vorlesen. Es wird sich dann sicher und geborgen fühlen, und das Vorlesen wird ein angenehmes Erlebnis sein, ganz gleich, wieviel es davon versteht. Später kannst du ihm das Alphabet beibringen, vielleicht in Form eines Spiels. Dann forme Wörter, und schließlich gestalte die Wörter zu Sätzen. Geh dabei so vor, daß das Lernen dem Kind Freude macht, soweit es möglich ist.

      9 Ein Ehepaar las zum Beispiel seinem Dreijährigen laut vor, und sie zeigten dabei mit dem Finger auf jedes Wort, damit das Kind folgen konnte. Bei bestimmten Wörtern machten sie eine Pause, und dann mußte das Kind das nächste Wort einfügen, zum Beispiel „Gott“, „Jesus“, „Mann“ oder „Baum“. Allmählich nahm die Zahl der Wörter, die es lesen konnte, zu, und mit vier Jahren konnte es die meisten Wörter lesen. Zusammen mit dem Lesen kommt das Schreiben, zuerst einzelne Buchstaben und dann ganze Wörter. Ein Kind ist fasziniert, wenn es seinen eigenen Namen schreiben kann.

      10. Weshalb ist es weise, jedem Kind zu helfen, seine eigenen Fähigkeiten zu entwickeln?

      10 Jedes Kind ist anders und hat seine eigene Persönlichkeit. Ihm sollte daher geholfen werden, sich gemäß seinen ererbten Möglichkeiten und Gaben zu entfalten. Wird es seinen ererbten Kräften und Fähigkeiten entsprechend erzogen, so braucht es andere Kinder nicht um ihre Leistungen zu beneiden. Jedes Kind sollte um seiner selbst willen geliebt und geschätzt werden. Es ist zwar richtig, wenn du deinem Kind hilfst, verkehrte Neigungen zu überwinden oder zu unterdrücken, doch solltest du nicht versuchen, es in eine vorherbestimmte Form zu pressen. Fördere vielmehr seine eigenen guten Charakterzüge.

      11. Weshalb ist es unweise, ein Kind mit einem anderen zu vergleichen?

      11 Eltern können in einem Kind einen selbstsüchtigen Konkurrenzgeist wecken, indem sie seine Überlegenheit oder Unterlegenheit im Vergleich zu anderen Kindern herausstellen. Kleine Kinder lassen schon früh im Leben Anzeichen von angeborener Selbstsucht erkennen, doch Standesbewußtsein, Überlegenheitsgefühle und Überheblichkeit sind ihm anfänglich fremd. Deshalb konnte Jesus ein kleines Kind als Vorbild anführen, als er seine Jünger tadelte, weil sie bei einer bestimmten Gelegenheit Ehrgeiz und den Wunsch nach persönlichem Ansehen zum Ausdruck gebracht hatten (Matthäus 18:1-4). Vermeide es daher, ein Kind mit einem anderen Kind zu vergleichen. Es kann dies als Ablehnung auffassen. Zuerst wird es sich gekränkt fühlen, und wenn es öfter geschieht, wird es wahrscheinlich feindselig werden. Wird ihm aber eingeredet, es sei anderen überlegen, kann es hochmütig werden und sich unbeliebt machen. Deine Liebe und deine Anerkennung sollten niemals davon abhängen, wie dein Kind im Vergleich zu anderen ist. Vielfalt ist etwas Schönes. In einem Orchester gibt es ganz verschiedenartige Instrumente, und doch spielen alle harmonisch zusammen. Durch unterschiedliche Persönlichkeiten wird deine Familie vielseitig und interessant, und wenn sich alle nach den guten Grundsätzen des Schöpfers ausrichten, wird dadurch die Harmonie nicht gestört.

      HILF DEINEM KIND, GEISTIG ZU WACHSEN

      12. Welche Tatsachen in bezug auf Erwachsene zeigen, daß ein Kind die richtige Anleitung braucht?

      12 Gottes Wort sagt: „Es steht nicht bei dem Manne, der da wandelt, auch nur seinen Schritt zu richten“ (Jeremia 10:23). Die meisten Menschen sind anderer Meinung. Sie lehnen daher Gottes Richtlinien ab, lassen sich von Menschen leiten, geraten von einer Schwierigkeit in die andere und liefern letzten Endes den Beweis dafür, daß Gott doch recht hat. Jehova Gott sagt, es gebe einen Weg, der einem Menschen gerade erscheine, doch dessen Ende sei der Weg des Todes (Sprüche 14:12). Die Menschen sind lange Zeit den Weg gegangen, der ihnen gerade erschien, und das hat zu Kriegen, Hungersnöten, Krankheiten und zum Tod geführt. Wenn schon ein Weg, der einem erwachsenen, erfahrenen Menschen gerade erscheint, im Tod endet, wie könnte es da bei dem Weg, der einem Kind gerade erscheint, anders sein? Wenn es nicht bei dem Manne, der da wandelt, steht, seine Schritte zu richten, wie sollte es dann einem Kind, das noch gar nicht richtig laufen kann, möglich sein, von sich aus den Weg des Lebens zu gehen? Der Schöpfer gibt sowohl Eltern als auch Kindern Anleitung durch sein Wort.

      13, 14. Wie könnten Eltern ihre Kinder in Übereinstimmung mit der Ermahnung aus 5. Mose 6:6, 7 unterweisen’?

      13 Zu Eltern sagt Gott: „Es soll sich zeigen, daß diese Worte, die ich dir heute gebiete, auf deinem Herzen sind; und du sollst sie deinem Sohn einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Hause sitzt und wenn du auf dem Wege gehst und wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst“ (5. Mose 6:6, 7). Eltern sollten zu jeder Zeit, wann immer sich die Gelegenheit bietet, Belehrung erteilen. Zum Beispiel haben es viele morgens sehr eilig, rechtzeitig zur Schule oder zur Arbeit zu kommen, doch wenn die Familie gemeinsam frühstückt, sollte sie sich die Zeit nehmen, für das Essen zu danken. Dadurch werden die Gedanken auf den Schöpfer gerichtet, und es könnten auch noch andere Dinge erwähnt werden, die für die Familie von geistigem Wert sind. Vielleicht erlaubt es die Zeit noch, zu besprechen, was für den Tag geplant ist oder was in der Schule zu erwarten ist, und es könnte guter Rat zu Problemen erteilt werden, die wahrscheinlich während des Tages auftreten. Die Schlafenszeit, „wenn du dich niederlegst“, kann für kleine Kinder eine sehr schöne Zeit sein, wenn ihnen die Eltern dann besondere Aufmerksamkeit schenken. Gutenachtgeschichten können für die Kleinen viel bedeuten und ein gutes Mittel zum Lehren sein. Die Bibel bietet eine Fülle von Stoff. Mit etwas Geschick und Gefühl können Eltern viele Geschichten daraus erzählen, die dem Kind Freude machen. Persönliche Erlebnisse aus deinem eigenen Leben werden bei deinen Kindern besonders Anklang finden, und du kannst sie auf diese Weise so manches Nützliche lehren. Zunächst mag es schwierig erscheinen, stets neue Geschichten zu finden, doch oft wirst du feststellen, daß das Kind die gleichen Geschichten immer und immer wieder hören möchte. Wenn du dir die Zeit dafür nimmst, wirst du merken, daß der Gedankenaustausch mit deinen Kindern sehr verbessert wird. Das Gebet mit den Kindern zur Schlafenszeit kann auch dazu beitragen, schon früh die Verbindung zu dem Einen herzustellen, der sie am besten führen und schützen kann (Epheser 3:20; Philipper 4:6, 7).

      14 Wo du auch bist, ob du ‘im Hause sitzt’ oder ob du ‘unterwegs’ bist, bieten sich dir Gelegenheiten, dein Kind auf interessante und wirkungsvolle Weise zu belehren. Ein großer Teil der Belehrung kann Kindern in Form eines Spiels erteilt werden. Ein Ehepaar wandte diese Methode an, um Kindern zu helfen, sich an Gedanken zu erinnern, die in einer biblischen Zusammenkunft besprochen worden waren:

      „Eines Abends nahmen wir einen kleinen Jungen mit, der sechs Jahre alt war und gewöhnlich in den Zusammenkünften nicht besonders gut aufpaßte. Als wir zum Saal gingen, sagte ich: ,Wir wollen heute ein Spiel spielen. Auf dem Heimweg wollen wir versuchen, uns daran zu erinnern, welche Lieder gesungen und welche Hauptgedanken in der Zusammenkunft besprochen wurden.‘ Als wir nach Hause gingen, waren wir sehr überrascht. Der Kleine, der gewöhnlich unaufmerksam war, erhielt als erster die Gelegenheit zu erzählen, und er erinnerte sich noch an viele Gedanken. Unsere Kinder fügten dann ihre Kommentare hinzu, und schließlich kamen wir Erwachsenen an die Reihe. Es war keine Arbeit für sie, sondern Spiel.“

      15. Wie könnte man ein Kind ermuntern, seine Leistungen zu verbessern?

      15 Während ein Kind heranwächst, wird es lernen, Ideen zu verwirklichen, zu zeichnen, kleine Arbeiten zu verrichten oder ein Instrument zu spielen. Es hat dann das Empfinden, etwas geleistet zu haben. Diese Leistung ist gewissermaßen ein Teil von ihm. Sie ist etwas ganz Persönliches. Wenn du seine Arbeit betrachtest und sagst: „Gut gemacht!“, wird es begeistert sein. Findest du daran etwas, was du aufrichtig loben kannst, so wird es sich ermutigt fühlen. Kritisierst du sie unverblümt, so wird es wahrscheinlich den Mut verlieren. Du kannst ihm zu einem bestimmten Gesichtspunkt eine Frage stellen, wenn es nötig ist, doch erwecke nicht den Anschein, daß du seine ganze Leistung ablehnst. Statt zum Beispiel seine Zeichnung zu nehmen und sie zu ändern, könntest du auf einem anderen Stück Papier zeigen, wie man es besser machen kann. Dadurch hat es die Möglichkeit, seine eigene Zeichnung zu ändern, wenn es will. Ermutigst du dein Kind bei seinen Bemühungen, so förderst du sein geistiges Wachstum; kritisierst du es stark, so magst du es entmutigen oder in ihm den Wunsch ersticken, es weiter zu versuchen. Ja, der Grundsatz aus Galater 6:4 kann auch auf Kinder angewandt werden: „Jeder erprobe sein eigenes Werk, und dann wird er Grund zum Frohlocken im Hinblick auf sich allein und nicht im Vergleich mit einer anderen Person haben.“ Ein Kind benötigt Ermutigung, besonders für seine ersten Versuche. Wenn seine Leistung für sein Alter gut ist, dann lobe es. Ist sie es nicht, so lobe seine Mühe, und ermuntere es, es nochmals zu versuchen. Schließlich konnte es auch nicht gleich beim ersten Versuch laufen.

      WIE SOLL ICH MEIN KIND AUFKLÄREN?

      16. Welche Antworten sollte man in Anbetracht dessen, was die Bibel sagt, einem Kind geben, das Fragen in bezug auf geschlechtliche Dinge stellt?

      16 Du beantwortest die Fragen deines Kindes und ermutigst es, sich stets an dich zu wenden. Dann aber wirst du plötzlich über geschlechtliche Dinge gefragt. Antwortest du offen, oder gibst du irreführende Antworten? Sagst du zum Beispiel, das neue Brüderchen oder Schwesterchen sei im Krankenhaus gekauft worden? Wirst du eine korrekte Auskunft geben, oder läßt du es so weit kommen, daß deine Kinder von größeren Kindern schlechte oder falsche Antworten erhalten oder gar auf schmutzige Weise aufgeklärt werden? Die Bibel spricht ganz offen über eine Anzahl Dinge, die mit der Sexualität oder den Geschlechtsorganen zusammenhängen (1. Mose 17:11; 18:11; 30:16, 17; 3. Mose 15:2). Als Gott seinem Volk gebot, an bestimmten Orten zusammenzukommen, wo sein Wort vorgelesen werden sollte, sagte er: „Versammle das Volk, die Männer und die Frauen und die Kleinen ..., damit sie hören und damit sie lernen mögen“ (5. Mose 31:12). So würden die Kinder Bezugnahmen auf sexuelle Dinge in einer ernsten, würdigen Atmosphäre hören und nicht in einer schmutzigen Weise auf der Straße.

      17—19. Wie könnte man ein Kind fortschreitend aufklären?

      17 Die Aufklärung über die geschlechtlichen Vorgänge ist in Wirklichkeit gar nicht so schwierig, wie viele Eltern denken. Kinder interessieren sich schon sehr früh für ihren Körper und entdecken dabei die verschiedenen Teile. Du sagst dann, wie man sie nennt: Hände, Füße, Nase, Bauch, Gesäß, Glied, Scheide. Das kleine Kind wird nicht verlegen, es sei denn, du änderst plötzlich deine Stimme und übergehst schnell die Geschlechtsteile. Oft befürchten Eltern, daß sie alles erklären müßten, wenn einmal das Fragen beginnt. In Wirklichkeit stellt das Kind nur die Fragen, die seinem jeweiligen Entwicklungsstadium entsprechen. Wenn es die verschiedenen Entwicklungsstadien erreicht, brauchst du lediglich die richtigen Begriffe zu nennen und einfache, allgemeine Erklärungen zu geben.

      18 Eines Tages wirst du zum Beispiel gefragt: „Woher kommen die kleinen Kinder?“ Darauf kannst du ganz einfach antworten: „Sie wachsen im Bauch ihrer Mutter.“ Später mag dein Kind fragen: „Wie kommt das Baby denn da heraus?“ „Dafür gibt es eine besondere Öffnung.“ Und gewöhnlich genügt das — für dieses Mal.

      19 Irgendwann später mag die Frage kommen: „Wie fängt ein Baby an zu wachsen?“ Darauf könntest du antworten: „Ein Vater und eine Mutter möchten ein Baby haben. Eine Samenzelle vom Vater trifft auf eine Eizelle im Leib der Mutter, und ein Baby fängt an zu wachsen, genauso wie ein Samenkorn im Erdboden zu einer Blume oder zu einem Baum heranwächst.“ Es ist also eine Art Fortsetzungsgeschichte, und jeder Teil genügt, um das Kind fürs erste zufriedenzustellen. Später mag das Kind fragen: „Wie kommt denn der Samen des Vaters in die Mutter?“ Darauf kannst du einfach antworten: „Du weißt doch, wie ein Junge aussieht. Er hat ein Glied. Das Mädchen hat in ihrem Körper eine Öffnung, in die das Glied hineinpaßt. Auf diese Weise kommt der Samen in die Mutter. Jehova hat die Menschen so gemacht, damit ein Baby entstehen, in der Mutter wachsen und schließlich geboren werden kann.“

      20. Weshalb ist es gut, wenn Kinder von ihren Eltern über die geschlechtlichen Vorgänge aufgeklärt werden?

      20 Solche ehrlichen Erklärungen sind weit besser als Lügengeschichten oder Ablenkungsmanöver, durch die das Kind den Eindruck erhält, das Thema habe etwas Unanständiges an sich. (Vergleiche Titus 1:15.) Auch ist es viel besser, wenn das Kind die Tatsachen von seinen Eltern erfährt, die in Verbindung mit ihren Auskünften erklären können, weshalb nur Verheiratete, die sich lieben und die die Verantwortung auf sich genommen haben, ihre Kinder zu lieben und für sie zu sorgen, Babys haben sollten. Auf diese Weise wird das Thema auf einer anständigen Ebene behandelt und nicht in einem Rahmen, der das Geschlechtliche unrein erscheinen läßt.

      DIE WICHTIGSTEN LEHREN DES LEBENS

      21. Angesichts welcher Neigung der Kinder ist es wichtig, daß die Eltern ein gutes Beispiel geben?

      21 Jesus verglich einmal die Menschen seiner Zeit mit Kindern, die „auf den Marktplätzen sitzen und ihren Spielgefährten zurufen, indem sie sagen: ,Wir haben euch auf der Flöte vorgespielt, doch ihr habt nicht getanzt; wir haben gewehklagt, doch ihr habt euch nicht vor Leid geschlagen‘ “ (Matthäus 11:16, 17). Die Kinder ahmten in ihren Spielen die Erwachsenen und ihre Feste und Trauerfeiern nach. Da das Kind einen natürlichen Nachahmungstrieb hat, spielt das elterliche Beispiel bei der Kindererziehung eine gewaltige Rolle.

      22. Wie kann sich das Verhalten der Eltern auf ihre Kinder auswirken?

      22 Von Geburt an lernt dein Kind von dir — nicht nur durch das, was du sagst, sondern auch durch die Art und Weise, wie du etwas sagst, durch den Ton, in dem du redest: mit dem Baby selbst, mit deinem Ehepartner und mit anderen Personen. Es beobachtet, wie die Eltern einander behandeln und wie sie mit anderen Familiengliedern und mit Besuchern umgehen. Durch dein Beispiel in diesen Dingen kannst du dein Kind etwas lehren, was weit wichtiger ist als das Laufen, das Zählen oder das Abc. Du kannst dadurch die Grundlage für ein Wissen legen, das zu wahrem Glück im Leben verhilft. Dein Beispiel kann dein Kind für die Übermittlung gerechter Maßstäbe empfänglich machen, wenn es alt genug ist, durch Worte oder Lesestoff belehrt zu werden.

      23, 24. Wozu müssen Eltern bereit sein, wenn sie möchten, daß ihre Kinder gewissen Maßstäben entsprechen?

      23 „Werdet Nachahmer Gottes als geliebte Kinder, und wandelt weiterhin in der Liebe“, ermahnte der Apostel Paulus Christen. Kurz zuvor erklärte er, was es bedeutet, Gott nachzuahmen, indem er schrieb: „Möge alle boshafte Bitterkeit und Wut und Zorn und Geschrei und lästerliches Reden samt aller Schlechtigkeit von euch entfernt werden. Werdet aber freundlich gegeneinander, voll zarten Erbarmens, indem ihr einander bereitwillig vergebt, so, wie auch Gott euch durch Christus bereitwillig vergeben hat. Darum werdet Nachahmer Gottes als geliebte Kinder ...“ (Epheser 4:31, 32; 5:1, 2). Wenn die Stimmen, die ein Säugling hört, oder die Vorgänge, die er sieht, ihm den Eindruck einer gereizten Atmosphäre vermitteln, wenn er zum Beispiel lautes und schrilles Reden, heftige Vorwürfe, arrogante Worte oder Zornausbrüche hört, erhält er Eindrücke, die nur schwer wieder auszulöschen sind. Wenn du aber zu allen freundlich und rücksichtsvoll bist und hohe sittliche Maßstäbe und gute Grundsätze vertrittst, dann wird dich dein Kind vermutlich darin nachahmen. Handle so, wie deine Kinder handeln sollen, und sei so, wie deine Kinder sein sollen.

      24 Eltern sollten nicht zwei verschiedene Maßstäbe haben, einen, den sie predigen, und einen anderen, nach dem sie handeln; einen für die Kinder und einen für sich selbst. Was nützt es, wenn du deinen Kindern sagst, sie sollten nicht lügen, aber selbst lügst? Kannst du erwarten, daß sie das halten, was sie dir versprechen, wenn du selbst deine Versprechen brichst? Wie sollen Kinder Respekt lernen, wenn sich die Eltern gegenseitig nicht respektieren? Wie kann sich ein Kind Demut zum Maßstab nehmen, wenn es nie sieht, daß sein Vater oder seine Mutter Demut bekundet? Es ist sehr gefährlich, wenn Eltern ihrem Kind die Vorstellung vermitteln, sie seien immer im Recht. Das Kind mag dann den Eindruck bekommen, daß alles, was die Eltern tun, richtig ist — auch wenn sie aufgrund ihrer unvollkommenen, sündigen Natur etwas Falsches tun. Wer etwas sagt, aber nicht danach handelt, ist wie die heuchlerischen Pharisäer, von denen Jesus sagte: „Alles daher, was sie euch sagen, tut und haltet, aber handelt nicht nach ihren Taten, denn sie sagen es wohl, aber handeln nicht entsprechend.“ Wenn ihr als Eltern also keine kleinen Pharisäer in eurer Familie haben wollt, dann seid selbst keine großen Pharisäer! (Matthäus 23:3).

      25. Wie sollten die Kinder über die Liebe belehrt werden?

      25 Kinder lernen die Liebe zuerst dadurch kennen, daß sie sie beobachten, und sie lernen, Liebe zu geben, indem sie selbst Liebe empfangen. Liebe kann man nicht erkaufen. Eltern mögen ihre Kinder mit Geschenken überschütten, doch Liebe ist hauptsächlich eine geistige Angelegenheit, eine Sache des Herzens und nicht des Geldbeutels. Geschenke allein können wahre Liebe nie ersetzen. Wer versucht, Liebe zu erkaufen, wertet sie ab. Noch mehr als materielle Geschenke solltest du etwas von dir selbst geben: deine Zeit, deine Kraft und deine Liebe. In dem gleichen Maße, wie du gibst, wird dir wiedererstattet werden (Lukas 6:38). 1. Johannes 4:19 sagt über unsere Liebe zu Gott: „Wir [lieben], weil er uns zuerst geliebt hat.“

      26, 27. Wie könnte man Kindern beibringen, daß das Geben Freude bereitet?

      26 Kinder können etwas über das Geben lernen, indem sie empfangen. Man kann ihnen helfen, die Freude des Gebens, des Dienens und des Teilens kennenzulernen. Hilf ihnen erkennen, daß es glücklich macht zu geben. Oft möchten Erwachsene keine Geschenke von Kindern annehmen. Sie halten es irrtümlich für ein Zeichen von Liebe, Kinder die Geschenke behalten zu lassen, die sie geben möchten. Ein Mann erklärte:

      „Ich lehnte immer ab, wenn mir ein Kind etwas von seinen Süßigkeiten anbot. Ich dachte, ich würde damit etwas Gutes tun, weil es sie so gern aß. Doch wenn ich ablehnte und das Kind alles behalten ließ, freute es sich nicht, wie ich es eigentlich erwartet hatte. Da erkannte ich, daß ich seine Großzügigkeit, seine Gaben und es selbst ablehnte. Später nahm ich solche Geschenke immer an, um das Kind wissen zu lassen, welche Freude das Geben bereitet.“

      27 In einer Familie wollten die Eltern ihrem kleinen Sohn helfen, so zu werden, wie es in 1. Timotheus 6:18 beschrieben wird — ‘freigebig, bereit zu teilen’. Wenn sie daher Zusammenkünfte besuchten, in denen die Bibel studiert wurde, nahmen sie das Geld, das sie spenden wollten, aus ihrem Portemonnaie, gaben es ihrem Sohn und ließen ihn das Geld in den Spendenkasten werfen. Dadurch wurde ihm eingeprägt, wie wichtig es ist, geistige Angelegenheiten zu unterstützen und zur Deckung der damit verbundenen materiellen Bedürfnisse beizutragen.

      28, 29. Wie könnte man Kindern beibringen, daß es wichtig ist, sich zu entschuldigen?

      28 Genauso, wie Kinder lernen können, zu lieben und großzügig zu sein, wenn die richtige Belehrung von einem guten Beispiel begleitet ist, so können sie auch lernen, sich zu entschuldigen, wenn es angebracht ist. Ein Vater erzählte: „Wenn ich meinen Kindern gegenüber einen Fehler mache, gebe ich es zu. Ich erkläre ihnen kurz, warum ich den Fehler gemacht habe und daß ich im Unrecht war. Es fällt ihnen dann leichter, ihre Fehler zuzugeben, weil sie wissen, daß ich nicht vollkommen bin und Verständnis haben werde.“ Folgendes Beispiel mag das veranschaulichen: Bei einer Gelegenheit besuchte ein Fremder eine Familie, und der Vater stellte ihm seine Familie vor. Der Besucher erzählte später:

      „Alle, die da waren, wurden mir vorgestellt, und dann kam ein lächelnder kleiner Junge ins Zimmer gelaufen. Der Vater sagte: ,Und das ist unser Jüngster, der mit der Marmelade auf dem Hemd.‘ Darauf verschwand das Lächeln aus dem Gesicht des Kleinen, und er machte eine gekränkte Miene. Als der Vater sah, daß der Kleine so verlegen war, daß ihm fast die Tränen kamen, zog er ihn schnell an sich und sagte: ,Das hätte ich nicht sagen sollen; es tut mir leid.‘ Der Kleine schluchzte einen Augenblick und verließ das Zimmer. Aber bald war er wieder da, mit einem noch strahlenderen Lächeln und einem frischen Hemd.“

      29 Gewiß wird die Zuneigung des Kindes durch eine solche Demut vertieft. Bei einer späteren Gelegenheit kann ihm der Vater oder die Mutter natürlich erklären, daß es eine ausgeglichene Ansicht über die Probleme des Lebens, die großen und die kleinen, haben muß. Man kann den Kindern sagen, daß sie geringfügige Vorkommnisse nicht zu ernst nehmen dürfen und daß sie in der Lage sein sollten, über sich selbst zu lachen, und niemals von anderen Vollkommenheit erwarten dürfen, weil sie ja auch nicht möchten, daß andere von ihnen Vollkommenheit erwarten.

      VERMITTLE ECHTE WERTMASS-STÄBE

      30—32. Weshalb sollten Eltern schon sehr früh beginnen, ihren Kindern zu helfen, die wahren Werte des Lebens zu erkennen?

      30 Heute sind viele Eltern nicht sicher, welches die wahren Werte des Lebens sind. Als Folge davon werden vielen Kindern überhaupt keine Wertmaßstäbe vermittelt. Einige Eltern zweifeln sogar daran, daß sie das Recht haben, die Einstellung ihrer Kinder zu formen. Doch wenn die Eltern das nicht tun, werden andere Kinder, die Nachbarn, das Kino oder das Fernsehen es tun. Eltern fürchten sich vor dem Generationskonflikt, vor Jugendrevolten, Drogen, der neuen Moral und der sexuellen Revolution. Aber in Wirklichkeit ist die Persönlichkeit des Kindes schon ziemlich weit entwickelt, bevor diese Probleme in seinem Leben auftauchen.

      31 In einer wissenschaftlichen Zeitschrift wurde berichtet, daß „die Persönlichkeit eines Menschen zum größten Teil schon vor Beginn der Schulzeit festgelegt ist. Es ist natürlich allgemein bekannt, daß Kinder im Vorschulalter besonders beeinflußbar und formbar sind ... Wir haben jedoch festgestellt, daß Einflüsse und Erlebnisse aus der Kindheit oft sogar bleibende und manchmal unveränderliche Verhaltensmuster prägen.“

      32 Falsche Verhaltensmuster lassen sich ändern, aber ein anderer Forscher erklärte, was geschieht, wenn man darüber kostbare Jahre vergehen läßt: „Das Kind bleibt in seinen ersten sieben Jahren formbar, doch je länger man wartet, desto radikaler muß man seine Umwelt ändern — und die Wahrscheinlichkeit einer Änderung wird mit jedem Jahr geringer.“

      33. Was sind die wichtigsten Begriffe, die Kinder lernen sollten?

      33 Kleine Kinder müssen eine feste Vorstellung davon haben, was richtig und was verkehrt ist. Paulus forderte die Christen von Ephesus in einem Brief auf, genaue Erkenntnis zu erlangen, und sagte zur Begründung: „Damit wir nicht mehr Unmündige seien, die wie von Wellen umhergeworfen und von jedem Wind der Lehre hierhin und dorthin getrieben werden durch das Trugspiel der Menschen, durch List im Ersinnen von Irrtum, sondern die Wahrheit redend, laßt uns in allen Dingen durch Liebe in den hineinwachsen, der das Haupt ist, Christus“ (Epheser 4:13-15). Wenn Eltern ihren Kindern nicht von klein auf helfen, Liebe zur Wahrheit und zur Ehrlichkeit zu entwickeln und das zu lieben, was gut und recht ist, werden sich die Kinder gegen Unwahrheit und Unrecht nicht zur Wehr setzen können. Die Vorschuljahre gehen vorüber, ehe es den Eltern richtig bewußt wird. Laß sie nicht einfach verstreichen; nutze sie, um deinen Kindern echte Wertmaßstäbe zu vermitteln. Du magst dir dadurch in späteren Jahren viel Kummer ersparen (Sprüche 29:15, 17).

      34. Weshalb sind stabile Maßstäbe wichtig, und welches ist die beste Quelle für solche Maßstäbe?

      34 „Die Szene dieser Welt wechselt“, schrieb der inspirierte Apostel Paulus, und das trifft gewiß auf ihre materiellen, geistigen und sittlichen Maßstäbe zu (1. Korinther 7:31). In der Welt kann man wenig Halt finden. Eltern müssen erkennen, daß wir als unvollkommene Menschen in dieser Hinsicht ebenfalls versagen können. Wenn ihnen das Wohl ihrer Kinder am Herzen liegt und sie auf ihr künftiges Glück bedacht sind, werden sie ihnen Maßstäbe vermitteln, die wirklich stabil sind. Das können sie tun, indem sie ihren Kindern von Anfang an einprägen, daß, welche Frage auch immer auftauchen mag oder welches Problem gelöst werden muß, Gottes geschriebenes Wort, die Bibel, zu Rate gezogen werden sollte, da sie Antworten enthält, die gut und nützlich sind. Ganz gleich, wie verwirrend oder düster das Leben aufgrund bestimmter Umstände manchmal auch erscheinen mag, Gottes Wort wird stets ‘eine Leuchte für ihren Fuß und ein Licht für ihren Pfad sein’ (Psalm 119:105).

      35. Von welcher Bedeutung ist die Kindererziehung?

      35 Ja, betrachte die Kindheit als die goldene Gelegenheit, deinen Kindern Wertmaßstäbe zu vermitteln, auf die sie sich während ihres ganzen Lebens verlassen können. Keine Karriere ist großartiger, keine Arbeit wichtiger als die Erziehung deiner Kinder. Beginne damit, sobald sie geboren sind, im Säuglingsalter!

      [Bild auf Seite 117]

      Mache das Lernen zu einem angenehmen Erlebnis

  • Der Wert einer liebevollen Erziehung
    Das Familienleben glücklich gestalten
    • Kapitel 10

      Der Wert einer liebevollen Erziehung

      1. Was ist nötig, wenn Kinder Gehorsam lernen sollen?

      KINDER sind nicht durch Zufall gehorsam, liebevoll und wohlerzogen. Sie müssen durch Vorbild und Zucht geformt werden.

      2. Inwiefern stehen die Ansichten vieler Kinderpsychologen im Widerspruch zum Rat der Bibel?

      2 Viele Kinderpsychologen sagen: „Hände weg von den Kindern!“ Einer äußerte sich wie folgt: „Erkennt ihr Mütter nicht, daß ihr jedesmal, wenn ihr euer Kind schlagt, zeigt, daß ihr es haßt?“ In Gottes Wort heißt es jedoch: „Wer seine Rute schont, der haßt seinen Sohn; wer ihn aber liebhat, der züchtigt ihn beizeiten“ (Sprüche 13:24, Luther). Vor ein paar Jahrzehnten wurde — besonders in den westlichen Nationen — der Markt mit Büchern über Kindererziehung überflutet, in denen eine sehr freizügige Einstellung propagiert wurde. Zuchtmaßnahmen würden im Kind Hemmungen hervorrufen und seine Entwicklung behindern, sagten die Psychologen. Schon allein der Gedanke daran, ein Kind zu schlagen, war für sie erschreckend. Ihre Theorien widersprachen direkt dem Rat Jehovas. In seinem Wort heißt es, daß man das erntet, was man sät (Galater 6:7). Jetzt ist einige Jahrzehnte lang Freizügigkeit gesät worden. Was sind die Ergebnisse?

      3, 4. Wie hat es sich ausgewirkt, daß viele Kinder zu Hause nicht richtig erzogen werden, und was empfehlen daher viele?

      3 Die Rekordernte an Verbrechen und Gewalttaten ist wohlbekannt. In vielen Industrienationen macht die Jugendkriminalität über 50 Prozent aller schweren Verbrechen aus. In einigen Ländern sind die Schulen Brutstätten von Klassenkämpfen, Streitigkeiten, Beschimpfungen und Obszönitäten, Vandalismus, tätlichen Angriffen, Erpressung, Brandstiftung, Raubüberfällen, Vergewaltigungen, Drogenmißbrauch und Mord. Der Wortführer einer Lehrervereinigung in einem größeren Land führte das Erziehungsproblem auf das Versäumnis der Schule, die Kinder in jungen Jahren zu erreichen, zurück und machte für die Kriminalität den Familienverfall verantwortlich sowie die mangelnde Bereitschaft der Eltern, ihren Kindern vernünftige Verhaltensmaßregeln zu erteilen. In dem Werk The Encyclopædia Britannica wird unter anderem die Frage untersucht, weshalb in manchen Familien einige Glieder kriminell werden und andere nicht. In diesem Zusammenhang heißt es: „Die Erziehungsmethoden in den Familien sind entweder zu lasch, zu streng oder zu inkonsequent. Amerikanische Untersuchungen haben ergeben, daß etwa 70 Prozent aller männlichen Straftäter eine unvernünftige Erziehung hatten.“

      4 Diese Ergebnisse haben bei vielen zu einem Meinungsumschwung und zu einer Rückkehr zur Zucht geführt.

      DIE RUTE DER ZUCHT

      5. Was sagt die Bibel über Schläge?

      5 Schläge können einem Kind das Leben retten, denn in Gottes Wort heißt es: „Enthalte doch dem, der noch ein Knabe ist, die Zucht nicht vor. Falls du ihn mit der Rute schlägst, wird er nicht sterben. Mit der Rute solltest du selbst ihn schlagen, damit du seine eigene Seele vom Scheol [Grab] selbst befreiest.“ Oder: „Torheit ist an das Herz eines Knaben geknüpft; die Rute der Zucht ist das, was sie von ihm entfernen wird“ (Sprüche 23:13, 14; 22:15). Wenn den Eltern das Wohl ihrer Kinder am Herzen liegt, werden sie nicht aus Gleichgültigkeit oder Schwäche die Zügel schleifen lassen. Die Liebe wird sie veranlassen, etwas zu unternehmen, wenn es nötig ist, und dabei weise und fair vorzugehen.

      6. Was versteht man alles unter Zucht?

      6 Was die Zucht selbst betrifft, so ist sie nicht auf Bestrafung beschränkt. Zucht bedeutet „strenge Erziehung“, und Erziehung wird wie folgt definiert: „Planmäßige und zielvolle Einwirkung auf junge Menschen, um sie mit all ihren Fähigkeiten und Kräften geistig, sittlich und körperlich zu formen und zu verantwortungsbewußten und charakterfesten Persönlichkeiten heranzubilden“ (Deutsches Wörterbuch, G. Wahrig). Deshalb heißt es auch in Sprüche 8:33 nicht: „Spürt Zucht“, sondern: „Hört auf Zucht und werdet weise.“ Gemäß 2. Timotheus 2:24, 25 muß ein Christ „gegen alle sanft sein, lehrfähig, der sich unter üblen Umständen beherrscht, der mit Milde die ungünstig Gesinnten unterweist“. Mit dem Wort „unterweisen“ ist hier das griechische Wort für Zucht übersetzt worden. Das gleiche Wort wird in Hebräer 12:9 wie folgt wiedergegeben: „Wenn unsre leiblichen Väter uns streng erzogen und wir sie dennoch achteten, sollten wir dann nicht vielmehr dem göttlichen Vater gehorchen, damit wir leben?“ (Luther, 1975).

      7. Von welchem Nutzen ist die elterliche Zucht?

      7 Eltern, die die Erziehung vernachlässigen, werden nicht den Respekt ihrer Kinder erlangen, genausowenig wie eine Regierung den Respekt ihrer Bürger erlangt, wenn sie Unrecht ungestraft läßt. Richtig angewandte Zucht beweist einem Kind, daß seine Eltern an ihm interessiert sind. Sie gereicht zum Frieden in der Familie, denn sie „trägt ... denen, die durch sie geübt worden sind, eine friedsame Frucht ein, nämlich Gerechtigkeit“ (Hebräer 12:11). Ungehorsame, ungezogene Kinder schaffen in der Familie eine gereizte Atmosphäre, und solche Kinder sind niemals wahrhaft glücklich und zufrieden. „Züchtige deinen Sohn, und er wird dir Ruhe bringen und deiner Seele Wonne schenken“ (Sprüche 29:17). Nachdem ein Kind fest, aber liebevoll in Zucht genommen worden ist, sieht es die Dinge wahrscheinlich anders; es macht einen neuen Anfang und ist dann oft viel umgänglicher. Zucht bringt wirklich eine „friedsame Frucht“ hervor.

      8. Wie können Eltern in Liebe Zucht erteilen?

      8 „Wen Jehova liebt, den nimmt er in Zucht“ (Hebräer 12:6). So handeln auch Eltern, wenn ihnen das Wohl ihrer Kinder wirklich am Herzen liegt. Zucht sollte aus Liebe erteilt werden. Natürlich mag man sich ärgern, wenn ein Kind etwas Unrechtes getan hat, doch wie die Bibel zeigt, sollte man sich ‘unter üblen Umständen beherrschen’ (2. Timotheus 2:24). Ist der Zorn abgekühlt, so erscheint einem eine kindliche Sünde nicht mehr so groß: „Eines Menschen Einsicht verlangsamt sicherlich seinen Zorn, und es ist für ihn etwas Schönes, Übertretung zu übergehen“ (Sprüche 19:11; siehe auch Prediger 7:8, 9). Vielleicht gibt es mildernde Umstände: Das Kind mag übermüdet sein oder sich nicht wohl fühlen. Vielleicht hat es wirklich vergessen, was man ihm aufgetragen hat; das passiert ja auch Erwachsenen. Doch selbst wenn eine Verfehlung nicht übergangen werden darf, sollte die Zucht nicht in einen unbeherrschten Zornausbruch oder in Schläge ausarten, durch die man lediglich seinen Zorn abreagiert. Mit Zucht ist Belehrung verbunden, aber ein Zornausbruch ist für ein Kind keine Lektion in Selbstbeherrschung, sondern in Unbeherrschtheit. Das Kind hat dann nicht das Gefühl, daß seine Eltern an ihm interessiert sind, wie es bei richtig angewandter Zucht der Fall wäre. Ausgeglichenheit ist daher unbedingt erforderlich und fördert den Frieden.

      KLARE GRENZEN ZIEHEN

      9. Was sollten Eltern ihren Kindern gemäß Sprüche 6:20-23 vermitteln?

      9 Eltern sollten ihren Kindern Richtlinien geben. „Beobachte, o mein Sohn, das Gebot deines Vaters, und verlaß nicht das Gesetz deiner Mutter. Binde sie beständig auf dein Herz; knüpfe sie um deinen Hals. Wenn du umherwandelst, wird es dich leiten; wenn du dich niederlegst, wird es dich behüten; und wenn du aufgewacht bist, wird es sich mit dir befassen. Denn das Gebot ist eine Leuchte, und das Gesetz ist ein Licht, und die Zurechtweisungen der Zucht sind der Weg des Lebens.“ Diese elterlichen Richtlinien sollen das Kind leiten und schützen; sie spiegeln die Sorge der Eltern um sein Wohl und sein Glück wider (Sprüche 6:20-23).

      10. Was kann geschehen, wenn Eltern es versäumen, ihre Kinder in Zucht zu nehmen?

      10 Ein Vater, der in dieser Hinsicht versagt, lädt Schuld auf sich. Eli, ein Hoherpriester im alten Israel, ließ zu, daß seine Söhne der Habgier frönten, respektlos waren und Unmoral trieben; er protestierte zwar etwas, aber unternahm nichts, um ihrem Unrechttun Einhalt zu gebieten. Gott sagte daher: „Ich [richte] sein Haus ... auf unabsehbare Zeit wegen des Vergehens, das er gekannt hat, denn seine Söhne bezeichnen Gott als verflucht, und er hat sie nicht gescholten“ (1. Samuel 2:12-17, 22-25; 3:13). Auch wenn eine Mutter ihre Pflichten vernachlässigt, erntet sie Schande: „Die Rute und Zurechtweisung sind das, was Weisheit gibt; aber ein Knabe [oder ein Mädchen], dem freier Lauf gelassen wird, wird seiner Mutter Schande bereiten“ (Sprüche 29:15).

      11. Warum haben es Kinder nötig, daß man ihnen Grenzen setzt?

      11 Kinder haben es nötig, daß man ihnen Grenzen setzt, sonst fühlen sie sich unbehaglich. Dadurch, daß sie ihre Grenzen kennen und sich daran halten, fühlen sie sich als Teil einer Gruppe; sie gehören dazu und werden von ihr anerkannt, wenn sie sich an ihre Erfordernisse halten. Lassen die Eltern ihren Kindern alles durchgehen, so bleiben diese sich selbst überlassen und müssen sich selbst zurechtfinden. Die Ergebnisse zeigen, daß Kinder Erwachsene brauchen, die eine feste Vorstellung davon haben, wo die Grenzen zu ziehen sind, und sie ihnen dann auch mitteilen. Die Kinder müssen erkennen, daß jedem hier auf der Erde gewisse Grenzen gesetzt sind und daß dies zum Guten ist und zu unserem Glück beiträgt. Freiheit herrscht nur dann, wenn andere unseren Bereich der Freiheit anerkennen und wir ihren. Wer seine Grenzen überschreitet, wird ‘seinen Bruder schädigen und auf seine Rechte übergreifen’ (1. Thessalonicher 4:6).

      12. Weshalb ist Selbstzucht wichtig, und wie könnten Eltern ihren Kindern helfen, sie zu entwickeln?

      12 Wenn Kinder lernen, daß Übertretungen die eine oder andere Form der Zucht nach sich ziehen, erkennen sie ihre eigenen Grenzen, und durch die konsequente Führung der Eltern entwickeln sie die Selbstdisziplin, die sie brauchen, um ein befriedigendes Leben zu führen. Entweder wir nehmen uns selbst in Zucht, oder jemand anders wird das tun (1. Korinther 9:25, 27). Wenn wir Selbstzucht lernen und sie auch unsere Kinder lehren, wird sowohl unser als auch ihr Leben glücklicher sein, und es wird weniger Probleme und Kummer geben.

      13. Welche wichtigen Faktoren sollten Eltern berücksichtigen, wenn sie ihren Kindern Richtlinien geben?

      13 Richtlinien und Einschränkungen für Kinder sollten klar und gerecht und mit barmherzigen Zugeständnissen verbunden sein. Erwarte weder zuviel noch zuwenig. Berücksichtige ihr Alter, denn sie werden sich ihrem Alter entsprechend verhalten. Erwarte von ihnen nicht, kleine Erwachsene zu sein. Der Apostel Paulus sagte, als Kleinkind habe er sich wie ein Kleinkind benommen (1. Korinther 13:11). Sind aber einmal vernünftige Regeln aufgestellt und werden diese von deinen Kindern verstanden, so wende sie prompt und konsequent an. „Euer Wort Ja bedeute einfach ja, euer Nein nein“ (Matthäus 5:37). Kinder schätzen Eltern, die ihr Wort halten, die konsequent und nicht unberechenbar sind; denn dann haben sie das Empfinden, daß ihre Eltern sie unterstützen und daß sie sich auf sie verlassen können, wenn sie in Schwierigkeiten kommen und Hilfe brauchen. Wenn ihre Eltern fair sind, aber Unrecht stets ahnden, wird den Kindern ein Gefühl der Sicherheit und der Beständigkeit vermittelt. Kinder möchten gern wissen, woran sie sind, und bei solchen Eltern ist das der Fall.

      14. Warum müssen die Eltern festbleiben, wenn ihre Kinder nicht auf sie hören wollen?

      14 Es erfordert Entschlossenheit von seiten der Eltern, festzubleiben, wenn ihr Kind keine Lust hat, einer elterlichen Anweisung zu gehorchen. Einige Eltern drohen dann mit möglicher Bestrafung, beginnen einen fruchtlosen Wortwechsel mit dem Kind oder versuchen, es durch Bestechung zum Gehorsam zu veranlassen. Oft ist lediglich ein festes Auftreten erforderlich. Sage deinem Kind mit Überzeugung, daß es das Gewünschte tun muß, und zwar gleich. Wäre ein Kind im Begriff, vor einem Auto auf die Straße zu laufen, würden die Eltern ihm unmißverständlich klarmachen, was es zu tun hat. Jemand, der sich mit diesem Thema befaßt hat, sagte einmal: „Fast alle Eltern bekommen ihre Kinder dazu, zur Schule zu gehen, ... sich die Zähne zu putzen, vom Dach wegzubleiben, sich zu waschen usw. Oft haben die Kinder keine Lust. Aber sie fügen sich trotzdem, weil sie wissen, daß die Eltern es ernst meinen.“ Du kannst deinen Kindern deine Richtlinien und Gebote nur dann ‘beständig auf das Herz binden’, wenn du konsequent für deren Einhaltung sorgst (Sprüche 6:21).

      15. Wie kann es sich auf die Kinder auswirken, wenn die Eltern bei der Durchsetzung ihrer Richtlinien inkonsequent sind?

      15 Wenn Eltern nur hier und da, je nach der augenblicklichen Laune, ihre Richtlinien durchsetzen oder wenn sie zu lange damit warten, Ungehorsam zu bestrafen, werden die Kinder ermutigt, Übertretungen zu riskieren, um zu sehen, wie weit sie gehen und was sie sich leisten können. Folgt die Strafe nicht auf dem Fuß, so handeln Kinder wie Erwachsene und fühlen sich in ihrem Unrechttun ermutigt. „Weil das Urteil über ein schlechtes Werk nicht eilends vollzogen worden ist, darum hat sich das Herz der Menschensöhne in ihnen völlig darauf gerichtet, Schlechtes zu tun“ (Prediger 8:11). Was du sagst, solltest du ernst meinen. Dein Kind wird das merken und erkennen, daß du dich weder durch Schmollen noch durch Widerreden beeindrucken läßt, noch dadurch, daß es so tut, als halte es dich für grausam und lieblos.

      16. Was sollten Eltern tun, damit ihre Gebote nicht unvernünftig sind?

      16 Das erfordert natürlich, daß du denkst, bevor du sprichst. Vorschnell auferlegte Regeln oder Gebote sind oft unvernünftig. „Jeder Mensch soll schnell sein zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn“ (Jakobus 1:19). Wenn Eltern in der Erziehung ungerecht und inkonsequent sind, fühlen sich Kinder in ihrem Gerechtigkeitsempfinden verletzt, und es können Haßgefühle aufkommen.

      ÜBERWACHE IHRE UNTERHALTUNG

      17. Welche Ansicht sollten Kinder über Arbeit und Spiel entwickeln?

      17 Spielen gehört zum Leben eines Kindes (Sacharja 8:5). Eltern müssen das berücksichtigen, während sie bei dem Kind allmählich Wertschätzung für die Arbeit und Verantwortungsbewußtsein wecken. Wenn das Kind irgendwelche Aufgaben zu erledigen hat, sollte es lernen, daß zuerst die Arbeit kommt und dann das Spiel.

      18. Wie kann sich Umgang auf Kinder auswirken?

      18 Einige Kinder werden „Straßenkinder“ oder sind zu Hause praktisch Fremde, weil sie ihre Unterhaltung woanders suchen. Ist der Umgang schlecht, so werden auch die Auswirkungen schlecht sein (1. Korinther 15:33). Es kann natürlich für das Kind nützlich sein, mit fremden Kindern Umgang zu haben, denn es kann dadurch seine Menschenkenntnis erweitern. Doch wenn ein Kind zuviel Umgang mit fremden Kindern hat oder nicht beaufsichtigt wird, werden die Familienbande geschwächt, wenn nicht sogar zerrissen.

      19. Was sollten Eltern berücksichtigen, wenn sie darüber nachdenken, ob sie ihren Kindern ein schönes Zuhause bieten?

      19 Eltern wenden natürlich Zucht an, um dies zu korrigieren, doch sie sollten sich auch fragen, was sie tun können, um ihren Kindern das Leben zu Hause erfreulicher zu machen; ob sie genügend Zeit mit ihnen verbringen, ob sie sie nicht nur belehren oder zurechtweisen, sondern ihnen auch wahre Freunde und Gefährten sind. Bist du gewöhnlich zu beschäftigt, um deinen Kindern Zeit zu widmen, um mit ihnen zu spielen? Versäumte Gelegenheiten, mit einem Kind etwas gemeinsam zu unternehmen, kehren nie wieder zurück. Die Zeit geht weiter; das Kind bleibt nicht stehen, sondern es wächst und verändert sich. Die Jahre verfliegen, und wenn es dir auch so erscheint, als habe dein Kleiner erst gestern das Laufen gelernt, erkennst du plötzlich, daß er zu einem jungen Mann heranwächst oder daß dein kleines Töchterchen inzwischen eine junge Dame geworden ist. Nur wenn du stets ausgeglichen bist und im Gebrauch deiner eigenen Zeit Selbstzucht übst, kannst du es vermeiden, die Gelegenheiten zu verpassen, die dir die kostbare Zeit bietet — oder zu sehen, daß sich deine Kinder dir schon in jungen Jahren entfremden (Sprüche 3:27).

      20, 21. Welcher Verantwortung sollten Eltern nachkommen, wenn sie ein Fernsehgerät in ihrer Wohnung haben, und warum?

      20 In Gegenden, in denen das Fernsehen ein übliches Mittel zur Freizeitgestaltung ist, mag es nötig sein, in dieser Hinsicht gewisse Grenzen zu ziehen. Einige Eltern benutzen das Fernsehen als Babysitter. Es mag ihnen als eine praktische und billige Methode erscheinen; doch in Wirklichkeit kann sie sich als sehr kostspielig erweisen. Fernsehprogramme sind oft mit Gewalttätigkeiten und Sex durchsetzt. Häufig wird der Eindruck vermittelt, es sei richtig, Probleme mit Gewalt zu lösen; außereheliche Beziehungen erscheinen als eine annehmbare Gegebenheit des täglichen Lebens. Viele Umfragen haben gezeigt, daß man durch solche Praktiken gefühllos werden kann, besonders junge Menschen. Du möchtest, daß deine Kinder gesunde Nahrung zu sich nehmen und nicht etwas, was verseucht ist. Noch mehr solltest du darauf achten, womit sie ihren Sinn nähren. Wie Jesus zeigte, gelangt Speise nicht in unser Herz, doch was wir in unseren Sinn aufnehmen, kann unser Herz erreichen (Markus 7:18-23).

      21 Wenn die Eltern überwachen, was für Filme ihre Kinder ansehen und wieviel Zeit sie vor dem Bildschirm verbringen, so kann dies einen entscheidenden Einfluß auf die Entwicklung ihrer Kinder haben. Das Fernsehen kann angenehme Unterhaltung bieten und erzieherisch wirken; doch unkontrolliert kann es süchtig machen und sehr viel Zeit verschlingen. Zeit ist Leben, und einen Teil dieser Zeit können wir sicher auf nutzbringendere Weise verwenden. Das Fernsehen ersetzt nämlich Aktivität durch Schauen. Es ersetzt nicht nur körperliche Betätigung, sondern auch das Lesen und das Gespräch. Eine Familie braucht den Gedankenaustausch und das Zusammensein, und dieses Bedürfnis wird nicht befriedigt, wenn alle still im gleichen Raum zusammensitzen und fernsehen. Wenn die Kinder zuviel fernsehen, sollten die Eltern in ihnen Interesse für andere Tätigkeiten anstelle des Fernsehens wecken — anregende Spiele, Lesen, gemeinsame Unternehmungen —, indem sie selbst die Führung übernehmen und ein gutes Beispiel geben.

      KEINE ZUCHT OHNE GEDANKENAUSTAUSCH

      22. Weshalb ist es für Kinder wichtig, die Worte zu verstehen, die ihre Eltern gebrauchen?

      22 Ein Vater erzählte folgendes Erlebnis:

      „Als mein Sohn gerade drei Jahre alt war, hielt ich ihm eine ziemliche Predigt über das Lügen. Ich erklärte ihm, daß Gott Lügner haßt, und benutzte dabei Sprüche 6:16-19 und andere Schriftstellen. Er hörte zu und schien auch die richtigen Reaktionen zu zeigen. Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, daß er nicht ganz verstanden hatte, worum es ging. Ich fragte ihn daher: ,Weißt du, was eine Lüge ist?‘ Er sagte: ,Nein.‘ Danach vergewisserte ich mich immer, ob er meine Worte verstand und wußte, warum er zurechtgewiesen oder bestraft wurde.“

      23. Wie kann man Kindern erkennen helfen, das eine bestimmte Handlungsweise richtig ist?

      23 Solange Kinder noch sehr klein sind, brauchen die Eltern wahrscheinlich nur „nein“ zu sagen, wenn sie etwas verbieten wollen, zum Beispiel einen heißen Ofen zu berühren. Doch selbst bei solchen kleinen, einfachen Warnungen sollten Gründe genannt werden. Man könnte sagen, daß der Ofen „heiß“ ist und daß es „weh tut“, wenn man ihn anfaßt. Mache dem Kind von Anfang an klar, daß alle Verbote nur zu seinem eigenen Wohl sind; und stelle Eigenschaften wie Güte, Rücksichtnahme und Liebe als wünschenswert hin. Hilf dem Kind zu verstehen, daß diese Eigenschaften allen gerechten Geboten oder Verboten zugrunde liegen. Erkläre auch, weshalb eine bestimmte Handlungsweise diese wünschenswerten Eigenschaften widerspiegelt oder nicht. Wenn du dies konsequent tust, mag es dir gelingen, nicht nur den Sinn, sondern auch das Herz des Kindes zu erreichen (Matthäus 7:12; Römer 13:10).

      24. Weshalb ist es wichtig, daß Kinder Autorität respektieren?

      24 Auch die Notwendigkeit, gehorsam zu sein und Autorität zu respektieren, sollte ständig eingeprägt werden. Schon im ersten Lebensjahr wird es sich zeigen, wie bereit ein Kind ist, auf die Forderungen Erwachsener zu reagieren. Sobald es seine geistige Entwicklung zuläßt, solltest du ihm klarmachen, daß die Eltern Gott gegenüber verantwortlich sind. Das kann einen großen Einfluß auf die Reaktion des Kindes haben. Wird dies versäumt, so mag es denken, es müsse seinen Eltern nur deshalb gehorchen, weil diese größer und stärker sind als es selbst. Wenn die Eltern dem Kind statt dessen erkennen helfen, daß sie nicht ihre eigenen Gedanken lehren, sondern nur das vermitteln, was der Schöpfer sagt und was in seinem Wort steht, dann wird dies ihrem Rat und ihrer Anleitung einen Nachdruck verleihen, der sonst nicht möglich wäre. Dies kann eine richtige Kraftquelle sein, wenn im Leben des Kindes Probleme auftauchen und es erkennt, wie schwierig es unter Versuchung oder Druck ist, an guten Grundsätzen festzuhalten (Psalm 119:109-111; Sprüche 6:20-22).

      25. Wie könnte der Rat aus Sprüche 17:9 Eltern helfen, ihre Kinder auf richtige Weise in Zucht zu nehmen?

      25 „Wer Übertretung zudeckt, sucht Liebe, und wer ständig über eine Sache spricht, trennt die miteinander Vertrauten“ (Sprüche 17:9). Das trifft auch auf das Eltern-Kind-Verhältnis zu. Wenn ein Kind einmal auf einen Fehler aufmerksam gemacht worden ist und versteht, weshalb es in Zucht genommen werden muß, und die Zucht erteilt worden ist, dann sollte sich der Vater oder die Mutter von Liebe leiten lassen und die Übertretung nicht immer wieder zur Sprache bringen. Ganz gleich, was geschehen ist, mache deinem Kind klar, daß du das Unrecht haßt und nicht das Kind (Judas 23). Das Kind mag denken, daß es „seine Medizin geschluckt hat“, und mag häufige Anspielungen auf den Vorfall als eine unnötige Demütigung auffassen. Dies könnte dazu führen, daß es sich seinen Eltern oder seinen Geschwistern entfremdet. Wenn die Eltern den Eindruck haben, daß das Kind eine schlechte Eigenart entwickelt, dann können sie bei einer späteren Gelegenheit darauf zu sprechen kommen. Zähle dann nicht einfach frühere Handlungen auf, sondern erkläre statt dessen, um welche Grundsätze es geht, wie sie anzuwenden sind und weshalb ihre Beachtung zu bleibendem Glück beiträgt.

      VERSCHIEDENE METHODEN DER ZUCHT

      26. Weshalb reagieren nicht alle Kinder auf die gleiche Art der Zucht?

      26 „Ein Scheltwort dringt tiefer ein bei einem Verständigen als hundert Schläge bei einem Unvernünftigen“ (Sprüche 17:10). Verschiedene Kinder mögen auf unterschiedliche Weise in Zucht genommen werden müssen. Das Temperament und die Veranlagungen des einzelnen Kindes müssen berücksichtigt werden. Ein Kind, das sehr empfindsam ist, braucht nicht jedesmal geschlagen zu werden. Bei einem anderen Kind mögen Schläge wirkungsvoll sein. Oder es mag wie der in Sprüche 29:19 beschriebene Knecht sein, der ‘sich nicht durch bloße Worte zurechtbringen läßt, denn er versteht, aber kehrt sich nicht daran’. In einem solchen Fall würde ein Kind körperliche Bestrafung benötigen.

      27. Wie half ein Vater seinem kleinen Sohn, nicht mehr die Wand zu bekritzeln?

      27 Eine Mutter berichtet:

      „Unser Sohn war kaum zwei Jahre alt, als er an die Wände kritzelte — kleine rote Striche, nicht hoch über dem Fußboden. Sein Vater zeigte sie ihm und fragte ihn danach. Der Kleine starrte ihn nur mit großen Augen an und sagte weder ja noch nein. Schließlich sagte sein Vater: ,Als ich so klein war wie du, habe ich auch die Wand bekritzelt. Das macht Spaß, nicht wahr?‘ Jetzt klärte sich das Gesicht des Kleinen auf, er strahlte und erzählte begeistert, wieviel Spaß es gemacht hatte. Er wußte: Papi versteht ihn! Papi erklärte ihm jedoch, daß die Wände nicht zum Bemalen da sind, wenn es auch Spaß macht. Die Kommunikation war hergestellt, und für dieses Kind war nichts weiter nötig als ein paar erklärende Worte.“

      28. Wie könnte man es vermeiden, mit seinem Kind zu streiten?

      28 Beim Zurechtweisen oder Bestrafen ist es gut, dem Kind Gründe zu nennen und es zu belehren. Doch es ist gewöhnlich nicht ratsam, sich auf einen Wortwechsel einzulassen. Eine Mutter sagte einfach, wenn ihr Kind eine bestimmte Arbeit nicht gern tat: „Wenn du damit fertig bist, gehen wir in den Park.“ Das war für das Kind an jenem Tag als ein besonderes Vergnügen gedacht. Solange es die aufgetragene Arbeit nicht gemacht hatte, gab es auch kein Vergnügen, keinen Spaziergang. Wenn die Mutter kam, um nachzusehen, und feststellte, daß die Arbeit immer noch nicht getan war, sagte sie: „Oh, noch nicht fertig? Wir gehen dann später, wenn du alles gemacht hast.“ Sie schimpfte nicht, aber sie erzielte gute Ergebnisse.

      29. Was könnte man tun, um ein Kind die unerwünschten Folgen seiner schlechten Handlungsweise spüren zu lassen?

      29 Wenn Kinder die unerwünschten Folgen einer schlechten Handlungsweise spüren, kann dies ihnen helfen, die Weisheit guter Grundsätze zu erkennen Hat das Kind Unordnung gemacht? Dann wird es am wirkungsvollsten sein, wenn es selbst wieder aufräumen muß. Ist es unfair oder grob gewesen? Dann wird es am besten lernen, sich zu verbessern, wenn es sich entschuldigen muß. Vielleicht hat es etwas aus Wut zerbrochen. Wenn es alt genug ist, könnte man von ihm verlangen, sich das Geld zu verdienen, um es zu ersetzen. Bei einigen Kindern mag der vorübergehende Entzug gewisser Vorrechte die gewünschte Wirkung erzielen. In der Christenversammlung ist der Entzug freundschaftlichen Umgangs eine Möglichkeit, gewisse Übeltäter zu veranlassen, sich zu schämen (2. Thessalonicher 3:6, 14, 15). Bei Kindern kann der vorübergehende Ausschluß aus der Familiengemeinschaft wirkungsvoller sein als Schläge. Würde man jedoch ein Kind aus dem Hause aussperren oder andere übertriebene Maßnahmen ergreifen, so würde man über das hinausgehen, was die Liebe gebietet. Ganz gleich, welche Methode angewandt wird, den Kindern muß klargemacht werden, daß sie die Folgen für ihr Verhalten tragen müssen. Dadurch wird ihnen Verantwortungsbewußtsein beigebracht.

      ERZIEHUNG IN LIEBE

      30. Weshalb müssen Eltern ausgeglichen sein, wenn sie ihren Kindern Richtlinien geben?

      30 ‘Vergewissere dich der wichtigeren Dinge’, und denke daran, daß „die Weisheit von oben ... vernünftig“ ist (Philipper 1:10; Jakobus 3:17). Berücksichtige, daß kleine Kinder Bündel von Energie sind, die sich entladen muß, und daß sie begierig sind, zu lernen, zu entdecken und Neues auszuprobieren. Bekunde gutes Unterscheidungsvermögen und sei wählerisch, wenn du ihnen Einschränkungen auferlegst und Richtlinien gibst. Eltern müssen das richtige Gleichgewicht finden zwischen dem, was nötig ist, und dem, was nicht nötig ist. Hast du einmal die Grenzen gesetzt, dann versuche nicht, jede Kleinigkeit zu kontrollieren, sondern gestatte deinem Kind, sich frei und unbeschwert innerhalb dieser Grenzen zu bewegen (Sprüche 4:11, 12). Sonst könnte es passieren, daß deine Kinder ‘gereizt’ und „mutlos“ werden und du dich aufreibst, weil du Sachen zu Streitfragen machst, die überhaupt nicht von Bedeutung sind (Kolosser 3:21).

      31. Welches Beispiel hat Jehova Gott in bezug auf Zucht gegeben?

      31 Daher, ihr Eltern, ‘züchtigt euren Sohn [oder eure Tochter], während es Hoffnung gibt’, aber tut es auf Gottes Weise, in Liebe. Ahmt ihn nach: „Wen Jehova liebt, den weist er zurecht, ja wie ein Vater einen Sohn, an dem er Gefallen findet.“ Möge eure Zucht so nutzbringend sein und so liebevoll erteilt werden wie die eures Schöpfers, denn solche „Zurechtweisungen der Zucht sind der Weg des Lebens“ (Sprüche 19:18; 3:12; 6:23).

  • Den Gedankenaustausch aufrechterhalten
    Das Familienleben glücklich gestalten
    • Kapitel 11

      Den Gedankenaustausch aufrechterhalten

      1, 2. Was ist Gedankenaustausch, und warum ist er wichtig?

      GEDANKENAUSTAUSCH bedeutet mehr, als nur zu reden. Der Apostel Paulus sagte einmal sinngemäß: „Wenn dein Zuhörer deine Worte nicht versteht, dann wirst du in die Luft reden“ (1. Korinther 14:9). Verstehen deine Kinder, was du ihnen sagst, und verstehst du wirklich, was sie dir sagen möchten?

      2 Echter Gedankenaustausch erfordert, daß man miteinander über seine Gedanken, Ideen und Gefühle spricht. Wenn man die Liebe als das Herz eines glücklichen Familienlebens bezeichnet, dann könnte man vom Gedankenaustausch als von seinem Lebensblut sprechen. Reißt der Gedankenaustausch zwischen Ehepartnern ab, so gibt es Schwierigkeiten; genauso schwerwiegend, wenn nicht noch schwerwiegender, ist es, wenn Eltern und Kinder nicht mehr miteinander reden.

      AUF LANGE SICHT PLANEN

      3. Während welcher Zeit im Leben eines Kindes sollten Eltern Schwierigkeiten in Verbindung mit dem Gedankenaustausch erwarten?

      3 Am gefährdetsten ist der Gedankenaustausch zwischen Eltern und Kindern nicht in den ersten Lebensjahren eines Kindes, sondern in den Entwicklungsjahren. Die Eltern müssen sich schon im voraus darauf einstellen. Es wäre unrealistisch, zu erwarten, daß diese Jahre ohne Schwierigkeiten vorübergingen, nur weil die ersten Jahre der Kinder verhältnismäßig problemlos waren. Probleme wird es bestimmt geben, doch ein guter Gedankenaustausch kann wesentlich dazu beitragen, sie zu lösen oder zu verringern. Eltern, die dies erkennen, müssen daher vorausblicken und vorausdenken, denn „besser ist das nachherige Ende einer Sache als ihr Anfang“ (Prediger 7:8).

      4. Muß jeglicher Gedankenaustausch in der Familie in Form einer Unterhaltung stattfinden? Erkläre es.

      4 Es gehört viel dazu, den Gedankenaustausch in der Familie herzustellen und aufrechtzuerhalten. Im Laufe der Jahre können Mann und Frau ein solch tiefes Vertrauen und ein solch gegenseitiges Verständnis entwickeln, daß ihnen sogar ohne Worte ein Gedankenaustausch möglich ist; schon ein Blick, ein Lächeln oder eine Berührung kann für sie Bände sprechen. Sie sollten versuchen, für den Gedankenaustausch mit ihren Kindern eine ähnlich starke Grundlage zu schaffen. Bevor ein Kind versteht, was gesprochen wird, vermitteln ihm seine Eltern ein Gefühl der Geborgenheit und Liebe. Wenn die Kinder dann größer werden, kann ein guter Gedankenaustausch hergestellt werden, indem die Familie zusammen arbeitet, spielt und, was noch wichtiger ist, Gott anbetet. Es erfordert jedoch echte Mühe und Weisheit, diesen Gedankenaustausch aufrechtzuerhalten.

      ERMUTIGE DEIN KIND, SICH ZU ÄUSSERN

      5—7. (a) Weshalb sollten Eltern es vermeiden, ihren Kindern das Wort abzuschneiden? (b) Wie könnten Eltern ihren Kindern Höflichkeit beibringen?

      5 Eine alte Redewendung lautet: „Kinder sollte man sehen, aber nicht hören.“ Das stimmt — doch nur manchmal. Kinder müssen lernen, daß es, wie die Bibel sagt, „eine Zeit zum Schweigen und eine Zeit zum Reden“ gibt (Prediger 3:7). Aber Kinder verlangen nach Aufmerksamkeit, und Eltern müssen sich davor hüten, spontane Äußerungen ihrer Kinder unnötig zu unterdrücken. Erwarte nicht, daß ein kleines Kind Erlebnisse genauso auffaßt wie ein Erwachsener. Der Erwachsene betrachtet ein einzelnes Vorkommnis lediglich als einen Bestandteil des breiten Panoramas des Lebens. Ein Kind dagegen kann durch eine Angelegenheit von unmittelbarem Interesse so erregt werden und so darin aufgehen, daß es fast alles andere vergißt. Ein kleines Kind mag plötzlich ins Zimmer stürzen und seinem Vater oder seiner Mutter ganz aufgeregt etwas erzählen. Wenn die Eltern dann dem Kind das Wort abschneiden und gereizt sagen: „Sei jetzt still!“ oder sich sonstwie verärgert äußern, kann die Begeisterung des Kindes zerstört werden. Kindliches Gerede mag nicht viel zu vermitteln scheinen. Doch wenn du deine Kinder ermutigst, sich zu äußern, kannst du verhindern, daß sie später Dinge für sich behalten, die du wissen möchtest und solltest.

      6 Höflichkeit und Freundlichkeit tragen zu einem guten Gedankenaustausch bei. Kinder sollten lernen, höflich zu sein, und ihre Eltern sollten ihnen in dieser wie auch in anderer Hinsicht ein gutes Beispiel geben. Kinder brauchen Zurechtweisung, und sie sollte erteilt werden, wenn nötig mit Strenge (Sprüche 3:11, 12; 15:31, 32; Titus 1:13). Wenn die Eltern ihren Kindern jedoch jedesmal das Wort abschneiden, sie ständig korrigieren oder, was noch schlimmer ist, sie lächerlich machen, dann werden sie sich wahrscheinlich in sich zurückziehen — oder sie werden sich an jemand anders wenden, wenn sie das Bedürfnis haben, etwas zu sagen. Je älter der Sohn oder die Tochter wird, desto mehr wird dies der Fall sein. Tu doch einmal folgendes: Denke heute abend über die Gespräche nach, die du im Laufe des Tages mit deinem Sohn oder deiner Tochter geführt hast, und dann frage dich: Wie oft habe ich meinem Kind für etwas gedankt, es ermuntert oder es gelobt? Wie oft habe ich dagegen etwas Negatives gesagt, wodurch es herabgesetzt wurde, etwas, wodurch ich Unzufriedenheit, Gereiztheit oder Ärger zum Ausdruck gebracht habe? Du magst überrascht sein, wenn du dich einmal diesbezüglich überprüfst (Sprüche 12:18).

      7 Die Geduld und Selbstbeherrschung der Eltern wird häufig auf die Probe gestellt. Viele Kinder neigen dazu, impulsiv zu sein. Sie mögen mit etwas herausplatzen, was sie gerade im Sinn haben, und dabei vielleicht eine Unterhaltung von Erwachsenen unterbrechen. Man könnte sein Kind dann einfach ausschimpfen. Doch manchmal mag es weiser sein, höflich zuzuhören und dadurch ein Beispiel für Selbstbeherrschung zu geben und dann, nach einer kurzen Antwort, das Kind freundlich darauf hinzuweisen, daß es höflich und rücksichtsvoll sein sollte. Auch hier findet wieder der Rat Anwendung, „schnell [zu] sein zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn“ (Jakobus 1:19).

      8. Wie können Eltern ihre Kinder ermutigen, sich mit Problemen an sie zu wenden?

      8 Du möchtest, daß sich deine Kinder an dich wenden, wenn sie Probleme haben. Du kannst sie dazu ermutigen, indem du ihnen zeigst, daß auch du Anleitung brauchst und dich jemandem unterordnen mußt. Ein Vater erzählte, wie er mit seinen Kindern einen guten Gedankenaustausch pflegt, solange sie noch klein sind:

      „Fast jeden Abend bete ich zur Schlafenszeit mit meinen Kindern. Im allgemeinen sind sie dann im Bett, und ich knie daneben nieder und lege meinen Arm um sie. Ich spreche ein Gebet, und oft sprechen sie darauf auch eins. Es kommt nicht selten vor, daß sie mich dann küssen und sagen: ,Vati, ich liebe dich‘ und mir etwas offenbaren, was sie auf dem Herzen haben. In der Wärme ihres Bettes und in der Geborgenheit der Umarmung ihres Vaters erzählen sie dann ein persönliches Problem, bei dem sie Hilfe haben möchten, oder sie bringen einfach ihre Zuneigung zum Ausdruck.“

      Bei Mahlzeiten und anderen Gelegenheiten kannst du durch deine Gebete, wenn sie keine Routinesache, sondern ausdrucksvoll sind, wenn sie aus dem Herzen kommen und ein echtes, persönliches Verhältnis zu deinem himmlischen Schöpfer und Vater widerspiegeln, sehr viel dazu beitragen, ein gutes Verhältnis zu deinen Kindern herzustellen (1. Johannes 3:21; 4:17, 18).

      DIE ÜBERGANGSJAHRE

      9. Was kann über die Probleme und Bedürfnisse eines Jugendlichen im Vergleich zu denen eines Kindes gesagt werden?

      9 Die Jugend ist eine Übergangszeit, eine Zeit, in der dein Sohn oder deine Tochter kein Kind mehr, aber auch noch kein Erwachsener ist. Der Körper eines Jugendlichen macht Veränderungen durch, und das wirkt sich auf seine Gefühle aus. Die Probleme und Bedürfnisse eines Jugendlichen sind anders als die eines Kindes. Die Eltern müssen daher ihre Methoden ändern, wenn sie auf solche Probleme und Bedürfnisse eingehen, denn was bei einem Kind hilft, hilft nicht unbedingt bei einem Jugendlichen. Ein Jugendlicher will mehr Gründe haben, und das bedeutet, daß der Gedankenaustausch vermehrt und nicht verringert werden sollte.

      10. (a) Weshalb sind einfache Erklärungen zu geschlechtlichen Fragen für Jugendliche nicht ausreichend? (b) Wie könnten Eltern die Sprache auf sexuelle Vorgänge bringen?

      10 Die einfachen Erklärungen, die du deinem Kind zu geschlechtlichen Fragen gegeben hast, werden den Bedürfnissen Jugendlicher nicht mehr genügen. Sie verspüren einen Geschlechtsdrang, aber oft stellen sie ihrem Vater oder ihrer Mutter aus Verlegenheit keine Fragen. Die Eltern müssen hier die Initiative ergreifen, und das wird nicht leicht sein, wenn sie keinen guten Gedankenaustausch hergestellt und gepflegt haben, besonders indem sie ihren Kindern bei der Arbeit und beim Spiel gute Gefährten gewesen sind. Das Einsetzen der Samenergüsse beim Jungen oder der Menstruation beim Mädchen wird viel weniger beunruhigend sein, wenn man ihnen diese Vorgänge im voraus erklärt hat (3. Mose 15:16, 17; 18:19). Ein Vater kann vielleicht auf einem Spaziergang mit seinem Sohn das Problem der Masturbation zur Sprache bringen und erwähnen, daß die meisten jungen Männer mehr oder weniger Probleme damit haben. Er könnte dann fragen: „Wie denkst du denn darüber?“ oder: „Ist das ein Problem für dich?“ Auch im Familiengespräch kann man Probleme behandeln, die mit der Jugend zusammenhängen, und Vater und Mutter können sich in einer entspannten Atmosphäre frei dazu äußern.

      DIE BEDÜRFNISSE DER JUGENDLICHEN VERSTEHEN

      11. In welcher Hinsicht unterscheiden sich Jugendliche von Erwachsenen?

      11 „Erwirb Weisheit; und mit allem, was du erwirbst, erwirb Verständnis“ (Sprüche 4:7). Eltern, seid weise im Umgang mit Jugendlichen; habt Verständnis für ihre Gefühle. Vergeßt nicht, wie es war, als ihr noch jung wart. Denkt auch daran, daß jeder Erwachsene einmal jung war und weiß, wie es ist, jung zu sein, doch daß kein junger Mensch weiß, wie es ist, erwachsen zu sein. Der heranwachsende Jugendliche möchte nicht mehr wie ein Kind behandelt werden, aber er ist noch kein Erwachsener und hat viele Interessen noch nicht, die Erwachsene haben. Der Wunsch zu spielen ist bei ihm noch ziemlich ausgeprägt, und er braucht etwas Zeit dafür.

      12. Wie möchten Jugendliche von ihren Eltern behandelt werden?

      12 Es gibt gewisse Dinge, die Jugendliche in diesem Stadium des Lebens besonders von ihren Eltern erwarten. Sie möchten verstanden werden; sie möchten mehr denn je zuvor als Individuen behandelt werden; sie wünschen Richtlinien, die konsequent und ihrem Alter angepaßt sind; sie brauchen das Gefühl, benötigt und geschätzt zu werden.

      13. Wie könnten Jugendliche auf Einschränkungen reagieren, und warum?

      13 Eltern sollten nicht überrascht sein, wenn Jugendliche beginnen, sich in gewissem Maße gegen Einschränkungen aufzulehnen. Das liegt daran, daß die Jugendlichen auf dem Weg zur Selbständigkeit sind und den normalen Wunsch nach größerer Bewegungs- und Entscheidungsfreiheit haben. Hilflose Säuglinge sind ständig auf die Obhut ihrer Eltern angewiesen, auch Kleinkinder brauchen sorgfältigen Schutz. Doch je älter Kinder werden, desto mehr erweitert sich ihr Betätigungsfeld. Die Beziehungen zu Personen außerhalb des Familienkreises nehmen zu und festigen sich. Aufgrund des Strebens nach Selbständigkeit mag ein Sohn oder eine Tochter etwas schwierig zu behandeln sein. Eltern dürfen — zum Nutzen ihrer Kinder — nicht zulassen, daß ihre Autorität ignoriert oder abgelehnt wird. Doch sie können sich auf ihre Kinder einstellen und den Gedankenaustausch aufrechterhalten, wenn sie im Sinn behalten, welche Ursache dieses möglicherweise beunruhigende Verhalten hat.

      14. Wie könnten sich Eltern verhalten, wenn ein Kind größere Selbständigkeit wünscht?

      14 Was sollen Eltern tun, wenn sie mit dem Drang ihres Sohnes oder ihrer Tochter nach größerer Selbständigkeit konfrontiert werden? Dieser Drang ist wie eine gespannte Feder, die man in der Hand hält. Läßt man sie plötzlich frei, so wird sie unkontrolliert in eine nicht vorauszusehende Richtung fliegen. Hält man sie zu lange fest, so ermüdet man selbst, und die Feder wird schwach. Läßt man sie aber allmählich und kontrolliert los, dann wird sie an der richtigen Stelle sitzen.

      15. Was zeigt, daß Jesus unter der Anleitung seiner Eltern heranwuchs?

      15 Ein Beispiel für das kontrollierte Streben nach Selbständigkeit finden wir bei dem heranwachsenden Jesus. Über seine Kinderjahre lesen wir in dem Geschichtsbericht in Lukas 2:40: „Und das kleine Kind wuchs heran und erstarkte, wurde mit Weisheit erfüllt, und Gottes Gunst war weiterhin auf ihm.“ Seine Eltern spielten bei seiner Entwicklung zweifellos eine große Rolle, denn obwohl er vollkommen war, erlangte er seine Weisheit nicht automatisch. Sie schufen stets die geistigen Voraussetzungen für seine Schulung, wie es der Bericht weiter zeigt. Mit zwölf Jahren, als die Familie in Jerusalem dem Passahfest beiwohnte, ging Jesus in den Tempel und unterhielt sich dort mit den religiösen Lehrern. Offensichtlich erlaubten seine Eltern ihrem zwölfjährigen Sohn so viel Bewegungsfreiheit. Sie reisten von Jerusalem ab, ohne zu wissen, daß er zurückgeblieben war. Vielleicht nahmen sie an, daß er sich bei Freunden oder Verwandten aufhielt, die ebenfalls heimreisten. Drei Tage später fanden sie ihn im Tempel bei den Ältesten, die er nicht etwa zu belehren suchte, sondern denen er zuhörte und die er befragte. Seine Mutter erklärte ihm, daß sie sich große Sorgen gemacht hätten, und Jesus erwiderte darauf, ohne respektlos zu sein, er habe gedacht, sie wüßten schon, wo sie ihn finden könnten, wenn sie abreisen wollten. Obwohl Jesus eine gewisse Bewegungsfreiheit in Anspruch genommen hatte, heißt es in dem Bericht, daß er „ihnen untertan“ blieb und sich als Jugendlicher an ihre Richtlinien und Einschränkungen hielt. Er „nahm fernerhin zu an Weisheit und Körpergröße und an Gunst bei Gott und den Menschen“ (Lukas 2:41-52).

      16. Woran sollten Eltern denken, wenn sie mit einem Jugendlichen Probleme haben?

      16 Ähnlich sollten Eltern ihren jugendlichen Söhnen oder Töchtern ein bestimmtes Maß an Freiheit zugestehen, und das um so mehr, je älter sie werden. Sie werden es ihnen immer mehr überlassen, unter ihrer Leitung und Aufsicht persönliche Entscheidungen zu treffen. Wenn Schwierigkeiten auftauchen und die Eltern die Ursachen verstehen, werden sie es vermeiden, aus Kleinigkeiten große Streitfragen zu machen. Oft rebellieren Jugendliche nicht absichtlich gegen ihre Eltern, sondern versuchen lediglich, ein gewisses Maß an Selbständigkeit zu erlangen, wissen aber nicht, wie sie dabei vorgehen sollen. Die Eltern können somit Fehler machen, indem sie zum Beispiel das Falsche zu einer Streitfrage machen. Wenn eine Sache nicht zu schwerwiegend ist, dann laß sie durchgehen. Ist sie aber schwerwiegend, so bleibe fest. Du solltest also weder ‘die Mücke aussieben’ noch ‘das Kamel hinunterschlucken’ (Matthäus 23:24).

      17. Welche Faktoren sollten Eltern berücksichtigen, wenn sie heranwachsenden Kindern Einschränkungen auferlegen?

      17 Eltern können dazu beitragen, ein gutes Verhältnis zu ihren jugendlichen Söhnen und Töchtern aufrechtzuerhalten, indem sie ausgeglichen sind, wenn sie ihnen Einschränkungen auferlegen. Die „Weisheit von oben“ ist zwar „vor allem keusch“, aber auch „vernünftig“, „voller Barmherzigkeit“ und „nicht heuchlerisch“ (Jakobus 3:17). Die Bibel zeigt, daß einiges völlig verkehrt ist, wie Diebstahl, Hurerei, Götzendienst und ähnliche schwere Vergehen (1. Korinther 6:9, 10). Bei vielen anderen Dingen hängt es oft davon ab, wie weit man geht, ob etwas richtig oder verkehrt ist. Speise ist gut, aber wenn wir zuviel essen, werden wir zu Schlemmern. So verhält es sich auch mit einigen Formen der Freizeitgestaltung, zum Beispiel mit dem Tanzen, mit Gesellschaftsspielen und Parties. Oft geht es nicht so sehr darum, was getan wird, sondern wie und in welcher Gesellschaft es getan wird. Genauso, wie wir nicht das Essen verurteilen würden, wenn wir in Wirklichkeit Schlemmerei meinen, so sollten Eltern nicht einfach etwas rundweg verurteilen, was Jugendliche tun möchten, wenn doch eigentlich nur gegen die extreme Form oder das Ausmaß, in dem einige es tun, oder gegen bestimmte unerwünschte Begleitumstände, die eintreten könnten, etwas einzuwenden ist. (Vergleiche Kolosser 2:23.)

      18. Wie können Eltern ihre Kinder vor schlechtem Umgang warnen?

      18 Alle Jugendlichen möchten Freunde haben. Nur wenige kann man als „ideal“ bezeichnen, doch frage dich, ob deine eigenen Kinder nicht auch ihre Schwächen haben. Du möchtest ihren Umgang mit gewissen jungen Personen vielleicht einschränken, weil du diese als möglichen schlechten Umgang ansiehst (Sprüche 13:20; 2. Thessalonicher 3:13, 14; 2. Timotheus 2:20, 21). An anderen Jugendlichen magst du einiges entdecken, was dir gefällt, aber auch einiges, was dir nicht gefällt. Statt den Umgang mit jemandem völlig zu verbieten, bloß weil er eine gewisse Schwäche hat, könntest du deinen Kindern erklären, daß du die guten Eigenschaften ihres Freundes schätzt. Du solltest sie aber gleichzeitig auch auf seine Schwäche aufmerksam machen und sie ermuntern, auf diesem Gebiet einen guten Einfluß auszuüben, was zum bleibenden Nutzen ihres Freundes beitragen kann.

      19. Wie können Eltern ihren Kindern im Einklang mit dem Grundsatz aus Lukas 12:48 helfen, die richtige Ansicht über Freiheit zu haben?

      19 Wenn du deinem jugendlichen Sohn oder deiner Tochter helfen möchtest, die richtige Einstellung zu vermehrter Freiheit zu bekommen, dann könntest du ihm oder ihr zeigen, daß mit größerer Freiheit auch größere Verantwortung verbunden ist. „Von jedem, dem viel gegeben wurde, wird viel verlangt werden“ (Lukas 12:48). Je mehr Verantwortungsbewußtsein die Kinder zeigen, desto größeres Vertrauen können ihnen die Eltern schenken (Galater 5:13; 1. Petrus 2:16).

      WIE MAN RAT UND ZURECHTWEISUNG VERMITTELT

      20. Was ist außer Gewalt oder Autorität noch erforderlich, um einen Zusammenbruch des Gedankenaustauschs zu verhindern?

      20 Wenn dir jemand einen Rat gibt, aber deinen Standpunkt nicht versteht, wirst du den Rat für unrealistisch halten. Wenn er die Gewalt hat, dich zu zwingen, seinen Forderungen zu gehorchen, magst du dies als ungerecht ablehnen. Eltern sollten daran denken, daß ein ‘verständiges Herz nach Erkenntnis forscht’ und daß ‘ein Mann von Erkenntnis Kraft verstärkt’ (Sprüche 15:14; 24:5). Du magst deinen Kindern deine Kraft zeigen können, doch wenn sie durch Erkenntnis und Verständnis verstärkt wird, wird es dir besser gelingen, mit ihnen zu sprechen. Zeigt man beim Zurechtweisen von Jugendlichen kein Verständnis, so kann dies zu einem „Generationskonflikt“ und zu einem Zusammenbruch des Gedankenaustauschs führen.

      21. Wie sollten Eltern mit Kindern verfahren, die sich eines schweren Unrechts schuldig gemacht haben?

      21 Was wirst du tun, wenn dein Kind in Schwierigkeiten gerät, einen schwerwiegenden Fehler macht oder ein Unrecht begeht, wodurch du völlig überrascht wirst? Du solltest das Unrecht niemals entschuldigen (Jesaja 5:20; Maleachi 2:17). Erkenne jedoch, daß dein Sohn oder deine Tochter jetzt mehr denn je verständnisvolle Hilfe und geschickte Anleitung braucht. Wie Jehova Gott könntest du gewissermaßen sagen: ‘Komm, laß uns die Sache bereinigen; die Situation ist ernst, aber nicht hoffnungslos’ (Jesaja 1:18). Durch Wutausbrüche oder scharfe Verurteilung kann der Gedankenaustausch zerstört werden. Allzu viele Jugendliche, die auf die schiefe Bahn geraten sind, haben später gesagt: „Ich konnte nicht mit meinen Eltern reden — sie wären wild geworden.“ In Epheser 4:26 heißt es: „Wen der Zorn packt, der soll zusehen, daß er sich nicht verfehlt“ (NT 68). Beherrsche deine Gefühle, während du dir anhörst, was dein Sohn oder deine Tochter zu sagen hat. Wenn du so fair bist zuzuhören, wird es ihm oder ihr nachher leichter fallen, deine Zurechtweisung anzunehmen.

      22. Weshalb sollten Eltern niemals den Eindruck erwecken, sie hätten ihre Kinder aufgegeben?

      22 Vielleicht handelt es sich nicht um einen einzelnen Vorfall, sondern um Schwierigkeiten, die sich über eine längere Zeit erstrecken, oder um ein Verhalten, durch das ein unerwünschter Charakterzug zum Ausdruck kommt. In diesem Fall ist Zucht zwar unerläßlich, doch die Eltern dürfen ihrem Kind niemals den Eindruck vermitteln, daß sie es aufgegeben haben. Deine Langmut wird zeigen, wie groß deine Liebe ist (1. Korinther 13:4). Bekämpfe das Böse nicht mit dem Bösen, sondern besiege es mit dem Guten (Römer 12:21). Wird ein Jugendlicher vor anderen gedemütigt, indem er als „faul“, „rebellisch“ oder als „hoffnungsloser Fall“ bezeichnet wird, kann nur Schaden angerichtet werden. Liebe gibt die Hoffnung nicht auf (1. Korinther 13:7). Ein Jugendlicher mag so weit gehen, daß er straffällig wird und das Haus verläßt. Seine Eltern werden dieses Verhalten zwar in keiner Weise gutheißen, doch sie können den Weg für seine Rückkehr offenhalten. Wie? Indem sie ihm zeigen, daß sie nicht ihn verwerfen, sondern seine Handlungsweise. Sie können ihm sagen, daß er bestimmt gute Eigenschaften hat und daß sie hoffen, daß diese Eigenschaften die Oberhand gewinnen. Ist dies der Fall, so wird er wie der verlorene Sohn in dem Gleichnis Jesu nach Hause zurückkehren können, in der Gewißheit, daß er bei seiner reuevollen Rückkehr nicht mit Härte und Kälte aufgenommen wird (Lukas 15:11-32).

      ANERKENNUNG ERFORDERLICH

      23. Weshalb ist es wichtig, daß Jugendliche das Gefühl haben, wertvolle Glieder der Familie zu sein?

      23 Alle Menschen brauchen Anerkennung. Sie möchten akzeptiert und gebilligt werden und das Gefühl haben dazuzugehören. Um die Anerkennung und Gutheißung anderer zu finden, darf man natürlich nicht zu unabhängig werden. Man muß sich innerhalb der Grenzen der Verhaltensregeln bewegen, die von der Gruppe, zu der man gehört, gutgeheißen werden. Jugendliche haben das Bedürfnis, zur Familie zu gehören. Gib ihnen das Gefühl, daß sie wertvolle Glieder der Familie sind, zu ihrem Wohl beitragen und auch die Möglichkeit haben, an den Plänen und Entscheidungen der Familie einen Anteil zu haben.

      24. Wovor sollten sich Eltern hüten, damit nicht ein Kind das andere beneidet?

      24 „Laßt uns nicht ichsüchtig werden“, schrieb der Apostel Paulus, „indem wir miteinander wetteifern und einander beneiden“ (Galater 5:26). Wenn die Eltern ihre Kinder für das, was sie gut machen, loben, dann wird ein solcher Geist gar nicht erst aufkommen; vergleichen sie aber einen Jugendlichen mit einem anderen, den sie ihm als Vorbild hinstellen, dann wird Neid oder Ablehnung geweckt. Der Apostel Paulus sagte: „Jeder erprobe sein eigenes Werk, und dann wird er Grund zum Frohlocken im Hinblick auf sich allein und nicht im Vergleich mit einer anderen Person haben“ (Galater 6:4). Ein Jugendlicher möchte um seiner selbst und um seiner Fähigkeiten willen akzeptiert und von seinen Eltern geliebt werden.

      25. Wie können Eltern ihren Kindern helfen, ein Wertempfinden zu entwickeln?

      25 Eltern können ihrem Sohn oder ihrer Tochter helfen, ein Wertempfinden zu entwickeln, indem sie ihn oder sie dazu erziehen, auf allen Gebieten des Lebens Verantwortung zu übernehmen. Sie haben ihre Kinder von frühester Jugend an erzogen, ehrlich und aufrichtig zu sein und andere richtig zu behandeln; auf dieser früher gelegten Grundlage können sie nun aufbauen, indem sie ihnen zeigen, wie sie diese Eigenschaften in der menschlichen Gesellschaft anwenden können. Dazu gehört auch, daß die Kinder es lernen, wie sie in einem Beruf verantwortungsbewußt und zuverlässig sein können. Jesus, der als ‘Jugendlicher an Weisheit zunahm’, lernte offensichtlich bei seinem Stiefvater Joseph ein Handwerk, denn als er das Alter von 30 Jahren erreicht hatte und sein öffentliches Königreichswerk begann, bezeichneten ihn die Leute als den „Zimmermann“ (Markus 6:3). In den Jugendjahren sollten besonders Jungen lernen, was es bedeutet, zu arbeiten und einen Arbeitgeber oder einen Kunden zufriedenzustellen, selbst wenn es sich nur um einfache Arbeiten handelt, wie zum Beispiel um Besorgungen. Sie sollten wissen, daß sie durch fleißige, ernsthafte und zuverlässige Arbeit Selbstachtung und auch die Achtung und Wertschätzung anderer erlangen; daß sie dadurch nicht nur ihren Eltern und ihrer ganzen Familie Ehre machen, sondern auch „die Lehre unseres Retters, Gottes, in allen Dingen schmücken“ (Titus 2:6-10).

      26. Welcher Brauch in alter Zeit ließ erkennen, daß eine Tochter ein wertvolles Glied der Familie war?

      26 Töchter können die Kunst der Haushaltsführung lernen und dadurch innerhalb und außerhalb der Familie Anerkennung und Lob finden. Der Wert, den eine Tochter für ihre Familie hat, wurde in biblischen Zeiten durch den Brauch veranschaulicht, daß die Eltern einen Brautpreis forderten, wenn sie ihre Tochter einem Mann zur Ehe gaben. Dies wurde zweifellos als eine Entschädigung für den Verlust der Dienste, die sie ihrer Familie erwies, angesehen (1. Mose 34:11, 12; 2. Mose 22:16).

      27. Weshalb sollten Gelegenheiten, eine gute Schulbildung zu erlangen, genutzt werden?

      27 Gelegenheiten, eine gute Schulbildung zu erlangen, sollten genutzt werden, damit Kinder ausgerüstet werden, den Anforderungen des Lebens im gegenwärtigen System der Dinge gewachsen zu sein. Auch für junge Leute gilt die Ermahnung des Apostels Paulus: „Laß unsere Leute auch lernen, unaufhörlich vortreffliche Werke zu tun [einer ehrlichen Beschäftigung nachzugehen, New English Bible], um so ihre dringenden Bedürfnisse zu befriedigen, damit sie nicht ohne Frucht seien“ (Titus 3:14).

      DER SITTENMASS-STAB DER BIBEL — EIN SCHUTZ

      28, 29. (a) Welchen Rat gibt die Bibel in bezug auf Gesellschaft? (b) Wie können Eltern ihren Kindern helfen, diesen Rat zu beachten?

      28 Eltern sind natürlich besorgt, wenn ihre Kinder durch irgendwelche Umstände, vielleicht durch die Schule, die sie besuchen, gezwungen sind, mit Jugendlichen Umgang zu pflegen, die verkehrte Dinge tun. Sie mögen sich der Wahrheit der biblischen Aussage bewußt sein: „Schlechte Gesellschaft verdirbt nützliche Gewohnheiten.“ Daher sind sie nicht bereit, das Argument ihres Kindes zu akzeptieren: „Alle dürfen es. Warum darf ich es nicht?“ Wahrscheinlich darf es gar nicht jeder. Doch selbst wenn es so wäre, ist das noch kein Grund dafür, daß dein Kind es darf, wenn es falsch oder unweise ist. „Sei nicht neidisch auf schlechte Menschen [oder Kinder], und bekunde kein Verlangen, dich mit ihnen einzulassen. Denn Ausplünderung ist es, worüber ihr Herz ständig nachsinnt, und Unheil ist das, was ihre eigenen Lippen ständig reden. Durch Weisheit wird eine Hausgemeinschaft aufgebaut, und durch Unterscheidungsvermögen wird sie sich als fest gegründet erweisen“ (Sprüche 24:1-3; 1. Korinther 15:33).

      29 Du kannst deine Kinder nicht die ganze Schulzeit und das ganze Leben hindurch am Gängelband führen. Doch dadurch, daß du ‘deine Hausgemeinschaft durch Weisheit aufbaust’, kannst du ihnen einen guten Sittenmaßstab und gute Grundsätze mit auf den Weg geben. „Die Worte der Weisen sind wie Ochsenstacheln“ (Prediger 12:11). Diese Stacheln waren lange, spitze Stäbe. Sie wurden benutzt, um die Tiere anzutreiben, sich in der richtigen Richtung weiterzubewegen. Die weisen Worte Gottes werden uns helfen, auf dem rechten Weg zu bleiben, und wenn wir auf Abwege geraten, wird uns das Gewissen schlagen und uns veranlassen, unseren Kurs zu ändern. Gib deinen Kindern zu ihrem ewigen Wohl diese Weisheit mit auf den Weg. Präge sie ihnen durch dein Wort und durch dein Beispiel ein. Vermittle ihnen echte Werte; sie werden diese Werte dann auch bei denen suchen, die sie als ihre Gefährten wählen (Psalm 119:9, 63).

      30. Wie können Eltern ihren Kindern einen göttlichen Sittenmaßstab vermitteln?

      30 Denke bei alledem daran, daß sich moralische Werte viel leichter vermitteln lassen, wenn zu Hause gute Grundsätze befolgt werden. Habe selbst die Einstellung, die du bei deinen Kindern wünschst. Achte darauf, daß deine Kinder bei dir zu Hause Verständnis, Liebe, Vergebung und ein sicheres Maß an Freiheit, verbunden mit Gerechtigkeit und Fairneß, finden sowie das Gefühl, anerkannt zu werden. Auf diese Weise kannst du ihnen einen göttlichen Sittenmaßstab vermitteln, den sie auch außerhalb der Familie anwenden. Du kannst ihnen kein besseres Erbe hinterlassen (Sprüche 20:7).

  • Erfreue das Herz deiner Eltern
    Das Familienleben glücklich gestalten
    • Kapitel 12

      Erfreue das Herz deiner Eltern

      1. Warum ist es richtig, seine Eltern zu ehren?

      WIR alle sind jemandes Kinder, ganz gleich, ob wir noch sehr jung sind, ob wir heranwachsen oder ob wir jetzt erwachsene Männer und Frauen sind. All die Fürsorge, die Arbeit, das Geld und die aufopfernde Mühe, die für uns rund 20 Jahre lang, vom Säuglingsalter bis zur Mündigkeit, aufgewandt wurden, sind an Wert nur schwer zu schätzen. Tatsächlich haben uns unsere Eltern etwas gegeben, was wir ihnen unmöglich zurückgeben können. Denn abgesehen von alle dem, was wir ihnen sonst noch verdanken mögen, verdanken wir ihnen unser gegenwärtiges Leben. Ohne sie wären wir nicht da. Diese offenkundige Wahrheit ist an sich schon Grund genug, dem göttlichen Gebot zu gehorchen: „ ‚Ehre deinen Vater und deine Mutter’, welches das erste Gebot mit einer Verheißung ist: ,Damit es dir wohl ergehe und du lange Zeit auf der Erde bleibest‘ “ (Epheser 6:2, 3).

      2. Weshalb sollten wir uns unseren Eltern gegenüber zu Dank verpflichtet fühlen?

      2 Wir sind zwar in erster Linie unserem Schöpfer als dem wahren Quell allen Lebens Dank schuldig, doch wir sollten uns auch unseren Eltern gegenüber zu tiefem Dank verpflichtet fühlen. Was können wir ihnen im Austausch für das geben, was sie uns gegeben haben? Gottes Sohn sagte, daß man das Leben nicht um alle Reichtümer der Welt kaufen kann; man kann den Wert des Lebens einfach nicht in Heller und Pfennig ausdrücken (Markus 8:36, 37; Psalm 49:6-8). Gottes Wort sagt uns: „Seid niemandem irgend etwas schuldig, außer daß ihr einander liebt“ (Römer 13:8). Besonders sollten wir uns verpflichtet fühlen, unsere Eltern zu lieben, solange sie und wir leben. Wir können ihnen zwar nicht das Leben schenken, wie sie es uns geschenkt haben, aber wir können ihnen etwas geben, was ihr Leben lebenswert macht. Wir können zu ihrer Freude beitragen und dazu, daß sie tiefe Befriedigung empfinden. Dies können wir auf eine besondere Weise tun, wie dies kein anderer tun kann, denn wir sind ihre Kinder.

      3. Welche Eigenschaften in einem Kind können gemäß Sprüche 23:24, 25 zur Freude der Eltern beitragen?

      3 In Sprüche 23:24, 25 heißt es: „Der Vater eines Gerechten wird bestimmt frohlocken; wer Vater eines Weisen wird, wird sich auch über ihn freuen. Dein Vater und deine Mutter werden sich freuen, und die dich geboren hat, wird frohlocken.“ Eltern haben den natürlichen Wunsch, auf das, was ihre Kinder tun, stolz zu sein und sich an ihnen zu freuen. Ist das bei deinen Eltern der Fall?

      4. Wozu werden Kinder gemäß Kolosser 3:20 aufgefordert?

      4 Das hängt zum großen Teil davon ab, ob du ihre Stellung wirklich respektierst und auf ihren Rat hörst. Gott gibt denen, die noch jung sind, den Rat: „Ihr Kinder, seid euren Eltern in allem gehorsam, denn das ist wohlgefällig im Herrn“ (Kolosser 3:20). „In allem“ bedeutet natürlich nicht, daß Eltern die Befugnis haben, etwas zu verlangen, was im Widerspruch zu Gottes Wort steht, aber es zeigt, daß sie, solange wir jung sind, dafür verantwortlich sind, uns in allen Bereichen des Lebens zu leiten (Sprüche 1:8).

      5. Was könnte sich ein Jugendlicher hinsichtlich dessen fragen, was er von seinen eigenen Kindern erwarten würde?

      5 Bist du noch jung? Eines Tages wirst du vielleicht selbst Vater oder Mutter sein. Möchtest du Kinder haben, die dich respektvoll behandeln, oder Kinder, die trotzig sind, die vielleicht so tun, als würden sie auf dich hören, aber doch ungehorsam sind, wenn du außer Sicht bist? Solche Kinder bereiten ihren Eltern keine Freude. In Sprüche 17:25 heißt es diesbezüglich: „Ein törichter Sohn ist ein Ärger für seinen Vater und ein bitterer Kummer für seine Mutter“ (Bruns). Genauso, wie du eine besondere Möglichkeit hast, deine Eltern glücklich zu machen, kannst du ihnen auch mehr als jeder andere großen Kummer und bittere Enttäuschung bereiten. Dein Verhalten wird dafür ausschlaggebend sein.

      WEISHEIT ERWERBEN ERFORDERT ZEIT

      6. Welches Beispiel zeigt, daß man Weisheit gewöhnlich mit zunehmendem Alter erwirbt?

      6 Junge Menschen sollten sich darüber im klaren sein, daß das Alter eine wichtige Rolle beim Erwerben von Weisheit spielt. Bist du jetzt zehn Jahre alt? Hast du nicht gemerkt, daß du jetzt viel mehr weißt als mit fünf Jahren? Bist du jetzt fünfzehn? Dann weißt du schon mehr als mit zehn Jahren, nicht wahr? Gehst du auf die Zwanzig zu? Dann hast du sicher festgestellt, daß du noch mehr weißt als mit fünfzehn. Es ist leicht, zurückzublicken und zu erkennen, daß man mit dem Alter weiser geworden ist, aber es fällt einem schwer, vorauszublicken und sich diese Wahrheit einzugestehen. Doch ganz gleich, wie weise sich ein junger Mensch vorkommen mag, er sollte erkennen, daß er im Laufe der Jahre noch mehr Weisheit erwerben kann und sollte.

      7. Was können wir aus dem Rat, der König Rehabeam gegeben wurde, über Weisheit lernen?

      7 Was lernst du daraus? Daß deine Eltern, da sie älter sind und mehr Erfahrung haben als du, sicher auch mehr Weisheit besitzen, um den Problemen des Lebens begegnen zu können. Vielen jungen Leuten fällt es schwer, dies zu akzeptieren. Sie bezeichnen Erwachsene gern als „altmodisch“. Das mag zwar auf einige zutreffen, aber auf viele trifft es nicht zu, genausowenig wie alle jungen Menschen verantwortungslos sind, nur weil einige es sind. Nicht selten halten sich die Jungen für weiser als die Alten. Ein israelitischer König machte diesen Fehler, und dies hatte verheerende Folgen. Als der 41jährige Rehabeam seinem Vater Salomo auf den Thron folgte, bat ihn das Volk darum, seine Last zu erleichtern. Rehabeam befragte die älteren Männer, und diese gaben ihm den Rat, mild und gütig zu sein. Darauf wandte er sich an die jungen Männer, und sie rieten ihm zu strengen Maßnahmen. Er nahm ihren Rat an. Das Ergebnis? Zehn der zwölf Stämme rebellierten, und Rehabeam verblieb nur ein Sechstel seines Königreiches. Die Alten, nicht die Jungen, gaben den weisen Rat. „Gibt es nicht Weisheit unter den Betagten und Verstand bei der Länge der Tage?“ (Hiob 12:12; 1. Könige 12:1-16; 14:21).

      8. Welche Einstellung gegenüber älteren Personen, auch gegenüber Eltern, wird in der Bibel gefordert?

      8 Denke nicht, der Rat deiner Eltern sei altmodisch, weil sie keine Jugendlichen mehr sind. Gottes Wort sagt vielmehr: „Höre auf deinen Vater, der deine Geburt verursacht hat, und verachte nicht deine Mutter, nur weil sie alt geworden ist.“ Das Alter verdient Respekt. „Vor grauem Haar solltest du aufstehen, und du sollst Rücksicht nehmen auf die Person eines alten Mannes, und du sollst Furcht haben vor deinem Gott. Ich bin Jehova.“ Es stimmt zwar, daß viele junge Leute diese Gebote außer acht lassen, aber das hat sie und bestimmt auch ihre Eltern nicht glücklich gemacht (Sprüche 23:22; 3. Mose 19:32).

      TU DEINEN TEIL

      9. Wie wirkt es sich auf eine Familie aus, wenn eines ihrer Glieder rebelliert oder sich unnötig beklagt?

      9 Was du tust, wirkt sich auf andere aus. Darum kommst du nicht herum. Wenn ein Glied der Familie leidet, sind alle beunruhigt. Und wenn einer nörgelt oder rebelliert, wird der Friede der ganzen Familie gestört. Damit die Familie glücklich sein kann, muß jeder seinen Teil dazu beitragen. (Vergleiche 1. Korinther 12:26.)

      10. Weshalb ist es für Kinder nützlich, wenn sie lernen, gute Arbeit zu leisten?

      10 Du kannst einen positiven, konstruktiven Beitrag leisten. Die Eltern arbeiten hart, um für die Bedürfnisse der Familie zu sorgen. Wenn du noch jung bist und zu Hause lebst, kannst du ihnen helfen. Ein großer Teil des Lebens besteht aus Arbeit. Einige Leute beklagen sich darüber. Doch wenn du lernst, gute Arbeit zu leisten und sie aus guten Beweggründen zu tun, so wird dir dies echte Befriedigung bereiten. Jemand dagegen, der nicht seinen Teil tut, sondern erwartet, daß andere alles für ihn tun, wird niemals diese Befriedigung finden, und er wird anderen ein Ärgernis sein, „wie Rauch für die Augen“ (Sprüche 10:26; Prediger 3:12, 13). Wenn dir daher zu Hause irgendwelche Arbeiten aufgetragen werden, so tue sie — und tue sie gut. Und wenn du deinen Eltern wirklich Freude bereiten möchtest, dann tue unaufgefordert etwas Zusätzliches. Wahrscheinlich wirst du feststellen, daß dir solche Arbeiten am meisten Freude bereiten — weil du sie ganz einfach aus dem Herzenswunsch heraus getan hast, deine Eltern glücklich zu machen.

      11. Inwiefern können die Worte oder Taten eines Kindes günstiges Licht auf seine Eltern werfen?

      11 Wenn jemand von einem jungen Menschen beeindruckt ist, möchte er fast immer wissen, wer seine Eltern sind. Als David in jungen Jahren einen bemerkenswerten Mut und Glauben bewies, fragte König Saul sogleich: „Wessen Sohn ist der Knabe?“ (1. Samuel 17:55-58). Du trägst den Namen deiner Familie. Was du tust und was für ein Mensch du bist, wird sich immer darauf auswirken, wie man über diesen Namen sowie über die Eltern denkt, die ihn dir gaben. Dir bieten sich viele Möglichkeiten, deinen Eltern Ehre zu machen — in der Nachbarschaft und in der Schule —, indem du freundlich, hilfsbereit und respektvoll bist. Dadurch ehrst du gleichzeitig deinen Schöpfer (Sprüche 20:11; Hebräer 13:16).

      12. Weshalb sollten Kinder ihre Eltern bei der Erziehung unterstützen?

      12 Das Glück deiner Eltern hängt eng mit deinem eigenen Glück zusammen. Die Erziehung, die sie dir zuteil werden lassen, hat den Zweck, dir einen guten Start für deinen Lebensweg zu geben. Arbeite mit ihnen zusammen, und du wirst ihnen große Freude bereiten, denn sie wünschen für dich nur das Beste. Der inspirierte Sprücheschreiber drückte dies wie folgt aus: „Mein Sohn, wenn dein Herz weise geworden ist, wird sich mein Herz, ja das meine, freuen“ (Sprüche 23:15). Wenn deine Eltern ihre Verantwortung vor Gott erkennen, dich auf den Wegen der wahren Weisheit zu führen, so hilf ihnen, dieser Verantwortung treu nachzukommen. „Höre auf Rat und nimm Zucht an, damit du weise werdest in deiner Zukunft“ (Sprüche 19:20).

      13. Was könnte einem Kind helfen, die richtige Einstellung zu Einschränkungen zu haben, die ihm seine Eltern auferlegen?

      13 Manchmal magst du den Eindruck haben, deine Eltern verlangten zuviel von dir oder sie erlegten dir zu viele Einschränkungen auf. Beim Erteilen von Zucht ist es nicht immer leicht, das richtige Gleichgewicht zu bewahren. Wenn du eines Tages selbst eine Familie hast, wirst du vielleicht feststellen, daß du das gleiche Problem hast. Wenn deine Eltern dir raten, nicht soviel Umgang mit bestimmten Jugendlichen zu haben, dich vor dem Genuß von Drogen warnen oder deine Gemeinschaft mit Personen vom anderen Geschlecht bis zu einem gewissen Ausmaß einschränken, dann denke einmal darüber nach, wieviel besser es ist, Eltern zu haben, die ihre Kinder in Zucht nehmen, als Eltern zu haben, denen alles gleichgültig ist (Sprüche 13:20; 3:31). Nimm dir ihre Zucht zu Herzen. Das wird dir selbst zugute kommen und ihr Herz erfreuen (Sprüche 6:23; 13:1; 15:5; Hebräer 12:7-11).

      14, 15. Welche biblischen Grundsätze könnten einem Kind helfen, den Frieden zu bewahren, wenn unter Familiengliedern Schwierigkeiten aufkommen?

      14 Natürlich entstehen zu Hause auch viele Situationen, an denen du nicht schuld bist. Doch die Art und Weise, wie du darauf reagierst, hat einen Einfluß auf die Atmosphäre in der Familie. Die Bibel gibt den Rat: „Wenn möglich, haltet, soweit es von euch abhängt, mit allen Menschen Frieden“ (Römer 12:18). Das ist nicht immer leicht. Wir alle sind anders; wir sehen Dinge anders und reagieren anders. Es wird widersprüchliche Meinungen und Wünsche geben. Angenommen, du hast mit deinem Bruder oder deiner Schwester Streit. Du denkst, der andere sei selbstsüchtig. Was wirst du tun?

      15 Einige Kinder beschweren sich sofort lauthals und verlangen, daß der Vater oder die Mutter eingreift. Oder sie mögen die Sache selbst in die Hand nehmen und den anderen stoßen und schlagen, um ihren Willen durchzusetzen. In einem inspirierten Spruch heißt es jedoch: „Eines Menschen Einsicht verlangsamt sicherlich seinen Zorn“ (Sprüche 19:11). Inwiefern? Indem sie ihn veranlaßt, mildernde Umstände zu berücksichtigen. (Vielleicht hat dich der andere nicht absichtlich geärgert.) Wer einsichtig ist, erinnert sich auch daran, wie oft er schon selbst im Unrecht war. (Und wie dankbar ist er doch für Gottes Vergebung!) Er mag erkennen, daß es verkehrt wäre, durch seinen Ärger den Frieden der ganzen Familie zu stören, selbst wenn sein Bruder oder seine Schwester im Unrecht ist. Über jemand, der diese Einsicht hat, heißt es in dem Spruch weiter: „Es ist für ihn etwas Schönes, Übertretung zu übergehen.“ (Siehe auch Kolosser 3:13, 14.)

      16. Welche Handlungsweise der Kinder erfreut gottesfürchtige Eltern?

      16 Was gottesfürchtige Eltern erfreut, ist im Grunde genommen das gleiche, was auch das Herz Jehovas erfreut. Was ihnen weh tut, tut auch ihm weh (Psalm 78:36-41). Eltern, die nicht den Sinn Jehovas kennen, freuen sich vielleicht, wenn ihre Kinder in der Welt populär werden, sich einen Namen machen, viel Geld verdienen usw. Doch Eltern, deren Gott Jehova ist, wissen, daß die Welt vergeht und auch ihre Begierden, daß aber der, der ‘den Willen Gottes tut, immerdar bleibt’ (1. Johannes 2:15-17). Sie sind daher besonders glücklich, wenn sie sehen, daß ihre Kinder dem Schöpfer gehorchen, seinen Willen tun und seine Eigenschaften widerspiegeln. Natürlich sind gottesfürchtige Eltern auch glücklich, wenn ihre Kinder m der Schule gut vorankommen. Aber noch glücklicher sind sie, wenn ihre Kinder in der Schule und anderswo durch ihr Verhalten beweisen, daß sie Gottes Maßstäbe hochhalten und den Wunsch haben, ihm wohlzugefallen. Und besonders freuen sie sich, wenn ihre Kinder auch noch dann an Jehovas Wegen Gefallen finden, wenn sie schon erwachsen sind.

      DIE VERANTWORTUNG, FÜR DIE ELTERN ZU SORGEN

      17—19. Wie könnten erwachsene Söhne und Töchter zeigen, daß sie ihre Eltern schätzen?

      17 Unser Interesse an unseren Eltern sollte nicht erlöschen, wenn wir als Erwachsene das Elternhaus verlassen. Wir möchten, daß sie ihr ganzes Leben lang glücklich sind. Sie haben viele Jahre für unsere Bedürfnisse gesorgt und dabei oft beträchtliche Opfer auf sich genommen. Was können wir jetzt tun, um ihnen unsere Dankbarkeit zu beweisen?

      18 Wir sollten das Gebot im Sinn behalten: „Ehre deinen Vater und deine Mutter“ (Matthäus 19:19). Wir mögen immer sehr beschäftigt sein. Doch wir müssen uns darüber im klaren sein, daß es für unsere Eltern viel bedeutet, wenn sie von uns hören und wenn wir sie besuchen.

      19 In späteren Jahren kannst du auf andere Weise zeigen, daß du deine Eltern „ehrst“. Wenn sie materielle Hilfe brauchen, dann bekunde deine Wertschätzung für all das, was sie für dich getan haben, und auch für Jehovas gerechte Maßstäbe. Der Apostel Paulus schrieb über die Betagten: „Wenn ... irgendeine Witwe Kinder oder Enkel hat, so laß diese zuerst lernen, in ihrem eigenen Hause Gottergebenheit zu pflegen und ihren Eltern und Großeltern beständig eine gebührende Vergütung zu erstatten, denn das ist in Gottes Augen annehmbar“ (1. Timotheus 5:3, 4).

      20, 21. (a) Was gehört gemäß Matthäus 15:1-6 dazu, die Eltern zu ehren? (b) Gibt es etwas, was jemanden von der Pflicht befreien würde, seine Eltern auf diese Weise zu ehren?

      20 Daß in dem Gebot, die Eltern zu „ehren“, auch materielle Unterstützung eingeschlossen sein kann, geht aus der Heiligen Schrift deutlich hervor. Bei einer Gelegenheit hatten die Pharisäer Jesus und seine Jünger beschuldigt, Überlieferungen zu übertreten. Jesus erwiderte darauf: „Wie kommt es, daß auch ihr das Gebot Gottes um eurer Überlieferung willen übertretet? Zum Beispiel sprach Gott: ,Ehre deinen Vater und deine Mutter‘ und: ,Wer Vater oder Mutter beschimpft, soll im Tode enden.‘ Ihr aber sagt: ,Wer irgend zu seinem Vater oder seiner Mutter spricht: „Das, was irgend ich habe, womit ich dir nützen könnte, ist eine Gott gewidmete Gabe“, der braucht seinen Vater gar nicht zu ehren.‘ Und so habt ihr das Wort Gottes um eurer Überlieferung willen ungültig gemacht“ (Matthäus 15:1-6).

      21 Dadurch, daß sie erklärten, ihr Geld oder ihr sonstiger Besitz sei „eine Gott gewidmete Gabe“, waren sie gemäß der Überlieferung von der Verantwortung, für ihre Eltern zu sorgen, befreit. Doch Jesus war damit nicht einverstanden. Wir sollten uns dies zu Herzen nehmen. Es stimmt zwar, daß durch die Altersversicherung und die Sozialfürsorge in vielen Ländern einige Bedürfnisse betagter Eltern befriedigt werden. Doch sind diese Vorkehrungen wirklich ausreichend? Wenn nicht oder wenn es solche Vorkehrungen überhaupt nicht gibt, werden Kinder, die ihre Eltern ehren, alles tun, was in ihrer Macht steht, um ihnen zu helfen, wenn es ihnen an etwas fehlt. Tatsächlich ist die Sorge um bedürftige betagte Eltern gemäß den Worten des Apostels Paulus ein Beweis für „Gottergebenheit“, für die Ergebenheit gegenüber Jehova, dem Urheber der Familieneinrichtung.

      22. Was außer materiellen Dingen sollten wir unseren Eltern geben?

      22 Wir sollten indes niemals denken, daß Eltern in vorgerückten Jahren, wenn sie Nahrung, Kleidung und Obdach haben, nichts weiter benötigen. Sie haben auch seelische und geistige Bedürfnisse. Sie brauchen Liebe und Aufmerksamkeit, manchmal sogar sehr dringend. Wir möchten unser ganzes Leben lang das Bewußtsein haben, daß uns jemand liebt, daß wir zu jemandem gehören und daß wir nicht allein sind. Kinder sollten sich nicht von ihren betagten Eltern abwenden, weder in bezug auf ihre physischen noch in bezug auf ihre seelischen Bedürfnisse. „Wer einen Vater schlecht behandelt und wer eine Mutter fortjagt, ist ein schändlich und schimpflich handelnder Sohn“ (Sprüche 19:26).

      23. Wie kann ein Kind seinen Eltern Freude bereiten?

      23 Von der Jugendzeit bis zum Erwachsenenalter nehmen Kinder einen wichtigen Platz im Leben ihrer Eltern ein. Viele Kinder bereiten ihren Eltern Kummer und Enttäuschung. Doch wenn du ihre Stellung achtest und auf ihren Rat hörst, wenn du ihnen wahre Liebe erweist und sie deine Zuneigung spüren läßt, kannst du ihnen täglich Freude bereiten. Ja, „mach deinen Eltern Freude; sie sollen doch stolz auf dich sein“! (Sprüche 23:25, Die Gute Nachricht).

  • Die späteren Lebensjahre
    Das Familienleben glücklich gestalten
    • Kapitel 13

      Die späteren Lebensjahre

      1, 2. (a) Welche Probleme können auftreten, wenn die Kinder das Haus verlassen haben? (b) Wie versuchen einige, mit dem Problem des zunehmenden Alters fertig zu werden?

      WENN unser Leben nicht mit körperlicher oder geistiger Tätigkeit ausgefüllt ist, wird es uns langweilig. Das Leben erscheint uns leer, und wir werden unruhig. Dieses Problem taucht manchmal bei Ehepaaren auf, wenn ihre Kinder herangewachsen sind und das Haus verlassen haben. In den vergangenen Jahren war ihr Leben mit den Pflichten ausgefüllt, die sie als Eltern hatten. Jetzt hören all diese Tätigkeiten sowie die Verantwortung, Kinder aufzuziehen, plötzlich auf.

      2 Außerdem setzen im Laufe der Jahre körperliche Veränderungen ein. Runzeln erscheinen, das Haar ergraut und lichtet sich, auch treten Schmerzen und Beschwerden auf, die man nie zuvor bemerkt hat. Es ist eine Tatsache: Wir werden älter. Einige Personen weigern sich, den Tatsachen ins Gesicht zu sehen, und unternehmen verzweifelte Anstrengungen, um zu beweisen, daß sie noch so jung sind wie eh und je. Plötzlich werden sie sehr aktiv. Sie gehen von einer Party zur anderen oder treiben mit Eifer Sport. Diese fieberhafte Tätigkeit hält sie beschäftigt. Doch bringt sie ihnen bleibende Befriedigung ein? Haben sie dadurch wirklich das Empfinden, benötigt zu werden, so daß ihr Leben einen Sinn hat?

      3. Was sollte man in bezug auf Freizeitbeschäftigung vermeiden, selbst wenn sie Freude bereitet?

      3 Eine Freizeitbeschäftigung kann natürlich Freude bereiten. Und in deinen späteren Lebensjahren magst du feststellen, daß du nun die Zeit hast, gewisse Dinge zu tun, die du nicht tun konntest, als deine Kinder noch klein waren. Wenn du jedoch in erster Linie nach Vergnügungen trachtest, können ernste Probleme entstehen (2. Timotheus 3:4, 5; Lukas 8:4-8, 14).

      TREUE — EINE SCHÖNE EIGENSCHAFT

      4, 5. Wozu kann es führen, wenn ein älterer Mensch denkt, er müsse beweisen, daß er für das andere Geschlecht noch attraktiv ist?

      4 In diesem Lebensabschnitt haben anscheinend eine ganze Anzahl Personen das Gefühl, sie müßten beweisen, daß sie für das andere Geschlecht noch attraktiv sind. Sie mögen beginnen, auf einer Party oder bei einer anderen Gelegenheit mit jemandem zu flirten. Besonders Männer haben „Affären“ mit jüngeren Frauen, und in der heutigen Zeit der „neuen Moral“ gibt es auch viele Frauen, die durch außereheliche „Affären“ eine Selbstbestätigung suchen. Einige spielen plötzlich mit dem Gedanken, mit einem neuen Ehepartner ein „neues Leben“ zu beginnen, obwohl sie vielleicht schon viele Jahre verheiratet sind. Sie versuchen dies zu rechtfertigen, indem sie auf die Fehler ihres Ehepartners hinweisen. Dabei verharmlosen sie im allgemeinen ihre eigenen Schwächen sowie ihre Treulosigkeit gegenüber ihrem Ehepartner und gegenüber gerechten Grundsätzen.

      5 Sie wissen vielleicht sogar, daß Jesus sagte: „Jeder, der seine Frau durch Scheidung entläßt, ausgenommen aufgrund von Hurerei [pornéia: grobe geschlechtliche Unsittlichkeit], und eine andere heiratet, [begeht] Ehebruch.“ Obwohl Jesus hier zeigte, daß es nicht richtig ist, sich von seinem Ehepartner „aus jedem beliebigen Grund“ scheiden zu lassen, sind sie bereit, irgendeinen Grund zum Anlaß zu nehmen, den das weltliche Gesetz zuläßt (Matthäus 19:3-9). Darauf nehmen sie sich einen neuen Partner, oft jemanden, an dem sie bereits interessiert waren, bevor sie die Scheidung einreichten. Sie wissen zwar, was Gottes Wort über ein solches Verhalten sagt, doch sie reden sich ein, daß Gott in seiner großen Barmherzigkeit schon Verständnis haben werde.

      6. Wie beurteilt Jehova Gott die Mißachtung des Ehebundes?

      6 Um nicht einer solch unsittlichen Denkweise zu verfallen, sollten wir einmal betrachten, was Jehova durch seinen Propheten Maleachi zum Volk Israel sagte: „ ‚Dies ist das zweite, das ihr tut, wodurch der Altar Jehovas mit Tränen bedeckt wird, mit Weinen und Seufzen, so daß es kein [gutheißendes] Hinwenden mehr gibt zur Opfergabe noch Wohlgefallen am Entgegennehmen von irgend etwas aus eurer Hand. Und ihr habt gesagt: „Weswegen?“ Deswegen, weil Jehova selbst Zeugnis abgelegt hat zwischen dir und dem Weibe deiner Jugend, an der du selbst treulos gehandelt hast ... Und ihr sollt euch hinsichtlich eures Geistes hüten, und am Weibe deiner Jugend möge keiner treulos handeln. Denn er hat Ehescheidung gehaßt‘, hat Jehova, der Gott Israels, gesprochen“ (Maleachi 2:13-16). Ja, Treulosigkeit gegenüber dem Ehepartner und die Mißachtung des Ehebundes wird von Gott verurteilt; das Verhältnis zu unserem Lebengeber wird dadurch geschädigt.

      7. Weshalb kann man durch die Mißachtung des Ehebundes nicht glücklich werden?

      7 Kann man auf diese Weise den Weg zu einem besseren Leben finden? Wohl kaum. Eine neue Ehe, die unter solchen Voraussetzungen geschlossen wird, ruht auf einer wackligen Grundlage. Wer so handelt, beweist, daß er selbst in Verbindung mit einem so kostbaren Verhältnis nicht vertrauenswürdig ist. Eine solche Person mag zwar etwas Anziehendes an dem neuen Partner gefunden haben, etwas, was der frühere Partner nicht hatte. Doch um dies für sich zu haben, trachtet der Betreffende nach seinem eigenen Vergnügen ohne Rücksicht auf den Kummer und das Herzeleid, die er dadurch verursacht. Das ist gewiß keine Voraussetzung für eine glückliche Ehe.

      8. Was ist in der Ehe wertvoller als körperliche Schönheit?

      8 Die eheliche Treue ist weit wertvoller als körperliche Schönheit. Körperliche Schönheit vergeht mit den Jahren, doch die loyale Ergebenheit nimmt mit den Jahren zu. Das Bemühen, den anderen glücklich zu machen, und die Bereitschaft, die Interessen des anderen seinen eigenen voranzustellen, können bleibende Befriedigung einbringen, denn ‘Geben ist wirklich beglückender als Empfangen’ (Apostelgeschichte 20:35). Wenn zwei Menschen eine Anzahl Jahre verheiratet sind, wenn sie einander ihre Gedanken und Gefühle anvertraut haben, wenn sie ihre Arbeit, ihre Ziele und ihre Hoffnungen geteilt haben, in guten und in schlechten Zeiten — und das alles aus Liebe getan haben —, dann sind sie wirklich eins geworden. Sie haben unermeßlich viel gemeinsam — in geistiger und auch in seelischer Hinsicht. Die romantische Liebe, die sie vor der Ehe für die Fehler des anderen blind gemacht haben mag, wird einer tiefempfundenen Ergebenheit weichen, die jeden dazu veranlaßt, die Fehler des anderen als eine Gelegenheit anzusehen, zu helfen und eine Lücke zu füllen. Zwischen ihnen herrscht ein echtes Vertrauen, ein Gefühl der Sicherheit, denn sie wissen, daß sie zusammenhalten werden, ganz gleich, welche Probleme auftauchen mögen. Für sie ist es ganz natürlich, einander treu zu sein. In Micha 6:8 lesen wir diesbezüglich: „Es ist dir gesagt worden, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir erwartet: Nichts anderes, als gerecht zu sein, Güte und Treue zu lieben und in Ehrfurcht deinen Weg zu gehen mit deinem Gott“ (Einheitsübersetzung).

      ERWACHSENE KINDER — EIN NEUES VERHÄLTNIS

      9—11. (a) Entspricht es dem Vorsatz Gottes, daß das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern das ganze Leben hindurch gleichbleibt? (b) Wie wirkt sich das auf den Rat aus, den Eltern ihren erwachsenen Kindern geben mögen? (c) Wessen Stellung als Haupt sollten Eltern respektieren, wenn ihre Kinder verheiratet sind?

      9 Obwohl Mann und Frau das ganze Leben lang zusammenbleiben, hat dies der Schöpfer nicht für Eltern und Kinder vorgesehen. Es stimmt zwar, daß deine Kinder, als sie heranwuchsen, dich jeden Tag brauchten. Du mußtest nicht nur für ihre körperlichen Bedürfnisse sorgen, sondern sie benötigten auch geistige Anleitung. Wenn sie nicht gleich auf dich hörten, hast du wahrscheinlich darauf bestanden, daß sie bestimmte Dinge taten, die zu ihrem eigenen Nutzen waren. Doch wenn sie eine eigene Familie gründen, verändert sich das Verhältnis zwischen dir und ihnen in mancher Hinsicht (1. Mose 2:24). Das bedeutet nicht, daß sich deine Gefühle ihnen gegenüber ändern, aber die Verantwortung verlagert sich. Du mußt dich in deinem Verhalten ihnen gegenüber ändern.

      10 Manchmal brauchen sie noch Rat. Und es ist ein Zeichen von Weisheit, wenn sie von ihren Eltern guten Rat annehmen, da diese mehr Lebenserfahrung haben (Sprüche 12:15; 23:22). Doch wenn du deinen Söhnen oder Töchtern, die jetzt auf sich gestellt sind, Rat geben möchtest, dann solltest du dabei anerkennen, daß sie die Entscheidung selbst treffen müssen.

      11 Das ist sehr wichtig, wenn sie verheiratet sind. In einigen Ländern ist es ein fest eingewurzelter Brauch, daß die junge Frau der Aufsicht ihrer Schwiegermutter untersteht. In anderen Ländern haben die angeheirateten Verwandten einen großen Einfluß auf Familienangelegenheiten. Doch trägt das zu wahrem Glück bei? Der Schöpfer der Familie weiß, was am besten ist, und er sagt: „Ein Mann [wird] seinen Vater und seine Mutter verlassen, und er soll fest zu seiner Frau halten“ (1. Mose 2:24). Die Verantwortung für Entscheidungen liegt jetzt weder bei den Eltern des Mannes noch bei denen der Frau, sondern beim Ehemann. „Ein Ehemann ist das Haupt seiner Frau, wie der Christus auch das Haupt der Versammlung ist“, sagt Gottes Wort (Epheser 5:23). Du wirst viel mehr Freude daran haben, etwas für deine erwachsenen Kinder und später für deine Enkel zu tun, wenn du diese Einrichtung respektierst.

      FINDE FREUDE DARAN, ETWAS FÜR ANDERE ZU TUN

      12. (a) Wie könnten Eltern ihre Liebe zueinander vertiefen, nachdem ihre Kinder einen eigenen Hausstand gegründet haben? (b) Was könnten sie noch tun, um ihr Leben sinnvoll zu gestalten?

      12 Wir alle möchten gern das Gefühl haben, daß unser Leben nützlich und sinnvoll ist. Die Befriedigung dieses Bedürfnisses ist wichtig für dein eigenes Wohlergehen. Abgesehen von deinen Kindern gibt es viele andere, denen du helfen kannst. Wie steht es mit deinem eigenen Ehepartner? Während deine Kinder heranwuchsen, hast du ihnen viel Aufmerksamkeit geschenkt. Doch jetzt hast du die Gelegenheit, mehr für deinen Ehepartner zu tun. Das kann euch helfen, euer Verhältnis zu vertiefen. Doch nicht nur in der eigenen Familie gibt es Gutes zu tun. Du kannst dein Betätigungsfeld erweitern, indem du kranken Nachbarn hilfst oder älteren Leuten, die einsam sind, Zeit schenkst oder Personen, die unverschuldet in Not geraten sind, in materieller Hinsicht unterstützt, soweit es dir möglich ist (2. Korinther 6:11, 12). Die Bibel berichtet uns über Dorkas, eine Frau, die sehr geliebt wurde, weil sie „überströmend an guten Taten und Gaben der Barmherzigkeit“ war, die sie Witwen zugute kommen ließ (Apostelgeschichte 9:36, 39). In der Bibel werden Personen, die Bedrängten helfen, sehr gelobt (Sprüche 14:21). Gemäß der Bibel ist es ein wesentlicher Bestandteil der Anbetung, die Gott wohlgefällig ist, „nach Waisen und Witwen in ihrer Drangsal zu sehen“ (Jakobus 1:27). Außerdem ermuntert sie uns alle: „Vergeßt nicht, Gutes zu tun und die Dinge mit anderen zu teilen, denn solche Schlachtopfer sind Gott wohlgefällig“ (Hebräer 13:16).

      13. Welchen Beweggrund muß man haben, wenn es lohnend sein soll, anderen zu helfen?

      13 Bedeutet das, daß eine rein humanitäre Betätigung der Schlüssel zum Glück ist? Nein, sie kann sogar zu Frustration führen, wenn der Beweggrund nicht geistiger Natur ist, wenn man nicht aus dem Wunsch heraus handelt, Gottes Liebe nachzuahmen (1. Korinther 13:3; Epheser 5:1, 2). Warum? Weil einige Personen deine Güte nicht schätzen werden oder versuchen werden, deine Großzügigkeit auszunutzen.

      14, 15. Wodurch wird das Leben wahrhaft glücklich und befriedigend?

      14 Wenn jemand dagegen sein Leben wirklich in den Dienst Gottes stellt, wird er tiefe Befriedigung empfinden, denn er weiß, daß dies seinem Schöpfer wohlgefällig ist. Und seine Möglichkeiten, anderen Gutes zu tun, sind nicht durch seine Geldmittel beschränkt. Er kennt die ‘gute Botschaft von der Herrlichkeit des glücklichen Gottes’, Jehovas, und hat das Vorrecht, sie anderen zu verkündigen (1. Timotheus 1:11). Aus der Bibel weiß er, wie man mit den Problemen des jetzigen Lebens fertig wird und welch eine großartige Zukunft Gott uns in Aussicht gestellt hat. Und wieviel Freude bereitet es doch, mit anderen über die gute Botschaft zu sprechen und die Aufmerksamkeit der Menschen auf den Urheber dieser Botschaft, Jehova Gott, zu lenken! Der inspirierte Schreiber von Psalm 147:1 sagte: „Preiset Jah, denn es ist gut, unserem Gott Melodien zu spielen; denn es ist lieblich — Lobpreis ziemt sich.“

      15 Wenn wir Jehovas Willen in Verbindung mit unserem Leben verstehen und wenn wir ihn ehren, erhält unser Leben einen Sinn (Offenbarung 4:11). Du wirst echte Befriedigung empfinden, wenn du, soweit es deine Umstände erlauben, einen vollen Anteil daran hast, mit anderen über die biblischen Wahrheiten zu sprechen. Selbst wenn deine eigenen Kinder erwachsen sind, kannst du die Freude erleben, „geistige Kinder“ heranwachsen zu sehen. Und wenn du siehst, wie sie eine reife christliche Persönlichkeit entwickeln, wirst du genauso empfinden wie der Apostel Paulus, als er an Personen schrieb, denen er auf diese Weise geholfen hatte: „Was ist unsere Hoffnung oder Freude oder Krone des Frohlockens — nun, seid nicht tatsächlich ihr es? ... Sicherlich seid ihr unsere Herrlichkeit und Freude“ (1. Thessalonicher 2:19, 20).

      SEI ANPASSUNGSFÄHIG, WENN SICH DIE UMSTÄNDE ÄNDERN

      16, 17. (a) Was sollte man vermeiden, wenn es zu Problemen kommt? (b) Was kann einem helfen, beim Überwinden neuer Probleme nicht allein zu sein, selbst wenn man seinen Ehepartner durch den Tod verloren hat?

      16 Mit der Zeit werden die meisten natürlich feststellen, daß sie nicht mehr soviel tun können wie früher. Dann müssen sie anpassungsfähig und bereit sein, Änderungen vorzunehmen. Wenn gesundheitliche Probleme auftauchen, bedürfen diese der Aufmerksamkeit. Es ist jedoch ratsam, ausgeglichen zu sein und sich nicht so sehr damit zu befassen, daß man all die Gelegenheiten, die jeder Tag des Lebens bietet, nicht mehr sieht. Probleme wird es geben, und wenn man etwas Konstruktives dagegen tun kann, sollte man es tun. Doch durch Sorgen erreicht man nichts, und durch den Wunsch, es wäre anders, wird sich nichts verbessern. Statt dich also nach der Vergangenheit zu sehnen, ergreife die Gelegenheiten, die die Gegenwart bietet.

      17 Das gleiche gilt, wenn du in späteren Lebensjahren plötzlich deinen Ehepartner verlierst. Hast du eine glückliche Ehe geführt, so wirst du zweifellos liebgewordene Erinnerungen hegen. Doch das Leben geht weiter, und es ist jetzt nötig, Änderungen vorzunehmen. Es sind einige neue Probleme zu überwinden, aber wenn du durch die Art, wie du lebst, deinen Glauben an Gott beweist, wirst du nicht allein sein in dem Bemühen, diese Probleme zu lösen (Psalm 37:25; Sprüche 3:5, 6).

      18—20. Welche Faktoren können das Leben auch in späteren Jahren noch sinnvoll machen?

      18 Trotz der unerfreulichen Seiten des Lebens gibt es doch vieles, was uns Freude bereiten kann — gute Freunde, Gelegenheiten, etwas für andere zu tun, eine schmackhafte Mahlzeit, ein herrlicher Sonnenuntergang, das Singen der Vögel. Und selbst wenn unsere gegenwärtigen Verhältnisse nicht ideal sind, haben wir von Gott die Zusicherung, daß er dem Bösen Einhalt gebieten und die Menschen von Kummer, Sorgen, Krankheit und sogar vom Tod befreien wird (Offenbarung 21:4).

      19 Es stimmt zwar, daß jemand, der das Leben hauptsächlich von einem materialistischen Standpunkt aus betrachtet, seine späteren Jahre oft als leer empfindet. Der Schreiber des Buches Prediger beschrieb das Ergebnis eines solchen Lebens mit den Worten: „Alles ist Nichtigkeit“ (Prediger 12:8). Doch über Männer des Glaubens wie Abraham und Isaak sagt die Bibel, daß sie am Ende ihres Lebens „alt und befriedigt“ waren (1. Mose 25:8; 35:29). Wieso der Unterschied? Diese Männer glaubten an Gott. Sie waren davon überzeugt, daß zu der von Gott bestimmten Zeit die Toten wieder leben werden, und sie blickten der Zeit entgegen, in der Gott eine gerechte Regierung für die ganze Menschheit aufrichten wird (Hebräer 11:10, 19).

      20 Laß auch in deiner Situation nicht zu, daß du wegen der gegenwärtigen Probleme die Augen vor den vielen guten Dingen um dich herum verschließt sowie vor der wunderbaren Zukunft, die Gott seinen Dienern in Aussicht stellt. Dann wird dein Leben einen Sinn haben, und jeder Tag wird dir Befriedigung bringen, auch im hohen Alter.

      [Bild auf Seite 176]

      Je mehr zwei gemeinsam tun, desto mehr werden sie eins.

  • Als Familie an einer ewigen Zukunft bauen
    Das Familienleben glücklich gestalten
    • Kapitel 14

      Als Familie an einer ewigen Zukunft bauen

      1. Weshalb ist es gut, an die Zukunft zu denken, wenn man am Glück seiner Familie interessiert ist?

      DIE Zeit geht ständig weiter. Wir mögen viele liebgewordene Erinnerungen an die Vergangenheit haben, doch wir können nicht in der Vergangenheit leben. Wir können zwar aus der Vergangenheit lernen, auch aus früheren Fehlern, aber wir können nur in der Gegenwart leben. Und selbst wenn eine Familie gegenwärtig gut zurechtkommt, muß man sich darüber klarwerden, daß die Gegenwart nur etwas Vorübergehendes ist. Das Heute wird bald Gestern heißen, und die Gegenwart wird schnell Vergangenheit sein. Für das Familienglück ist es daher wichtig, daß wir stets in die Zukunft blicken, uns darauf vorbereiten und dafür planen. Was die Zukunft bringen wird, sowohl für uns als auch für die, die uns nahestehen, wird zum größten Teil von den Entscheidungen abhängen, die wir jetzt treffen.

      2. (a) Weshalb denken viele Menschen nicht gern an die Zukunft? (b) Auf wen sollten wir hören, wenn wir uns eine glückliche Zukunft wünschen?

      2 Welche Aussicht haben wir? Die meisten Menschen sehen nur die nächsten paar Jahre, wenn sie an die Zukunft denken. Viele ziehen es vor, nicht weit in die Zukunft zu blicken, da sie nur ein unerfreuliches Ende voraussehen können, nämlich daß der Tod die Familienbande zerreißt. Bei vielen werden die Augenblicke des Glücks schnell von den Sorgen des Lebens überschattet. Doch wenn man auf den hört, „dem jede Familie im Himmel und auf Erden ihren Namen verdankt“, hat einem das Leben weit mehr zu bieten (Epheser 3:14, 15).

      3. (a) Was stellte Gott den ersten Menschen in Aussicht? (b) Warum nahm alles einen anderen Ausgang?

      3 Als Gott die ersten Menschen schuf, hatte er nicht die Absicht, sie oder ihre künftigen Nachkommen einige sorgenvolle Jahre leben und dann sterben zu lassen. Er gab ihnen eine paradiesische Wohnstätte und stellte ihnen nie endendes Leben in Aussicht (1. Mose 2:7-9, 15-17). Doch sie verwirkten diese Aussicht für sich und ihre Nachkommen, indem sie das Gesetz Gottes, von dem ihr Leben abhing, vorsätzlich übertraten. Die Bibel erklärt, daß „durch e i n e n Menschen [Adam] die Sünde in die Welt hineingekommen ist und durch die Sünde der Tod und sich so der Tod zu allen Menschen verbreitet hat, weil sie alle gesündigt hatten“ (Römer 5:12).

      4. Welche Vorkehrung hat Jehova Gott getroffen, um seinen ursprünglichen Vorsatz hinsichtlich der Menschheit zu verwirklichen?

      4 Gott traf jedoch in seiner Liebe die Vorkehrung, die Menschheitsfamilie zu erlösen. Sein eigener Sohn, Jesus Christus, legte sein vollkommenes menschliches Leben zugunsten aller Nachkommen Adams nieder (1. Timotheus 2:5, 6). Auf diese Weise kaufte Jesus das zurück, was Adam für uns verloren hatte, und dadurch steht denen, die an diese Vorkehrung glauben, die gleiche Gelegenheit offen, die Gott dem ersten Menschenpaar geboten hatte, nämlich ewiges Leben zu erlangen. Heute kann man, wenn man nicht schon vorher von einer schweren Krankheit oder einem Unfall überrascht wird, 70 bis 80 Jahre alt werden, und einige leben noch etwas länger. „Die Gabe aber, die Gott gibt, ist ewiges Leben durch Christus Jesus, unseren Herrn“ (Römer 6:23).

      5—7. (a) Was können wir in der Zukunft erwarten, wenn wir jetzt Gottes Willen tun? (b) Welche Frage könntest du hinsichtlich deiner Familie stellen?

      5 Was kann das für deine Familie bedeuten? Für Personen, die auf Gott hören und seine Gebote halten, kann dies eine ewige Zukunft bedeuten (Johannes 3:36). Gott verheißt in seinem unfehlbaren Wort, daß er das gegenwärtige bedrückende System der Dinge beseitigen und dafür sorgen wird, daß alle Angelegenheiten der Menschheit von einer vollkommenen und gerechten Regierung verwaltet werden, die er selbst einsetzt (Daniel 2:44). Sein Wort zeigt in dieser Verbindung, daß er vorhat, „in dem Christus wieder alle Dinge zusammenzubringen, die Dinge in den Himmeln und die Dinge auf der Erde“ (Epheser 1:10). Ja, dann wird im ganzen Universum Harmonie herrschen, und die Menschheitsfamilie wird auf der ganzen Erde vereint sein, frei von Rassenhaß, politischen Spaltungen, herzlosen Verbrechen und brutalen Kriegen. Die Familien werden in Sicherheit wohnen, „und da wird keiner sein, der sie aufschreckt“ (Psalm 37:29, 34; Micha 4:3, 4). Das wird so sein, weil alle dann lebenden Menschen „Nachahmer Gottes als geliebte Kinder“ sein und ‘weiterhin in der Liebe wandeln’ werden (Epheser 5:1, 2).

      6 Unter der Anleitung des Königreiches Gottes wird die Menschheitsfamilie dann gemeinsam an dem begeisternden Projekt arbeiten, die Erde in den paradiesischen Zustand zu bringen, den der Schöpfer ursprünglich vorgesehen hatte, und sie zu einer herrlichen Wohnstätte zu machen, in der es eine Fülle von Nahrung für die ganze Menschheit geben wird. All die vielen Arten von Vögeln, Fischen und Landtieren werden dann der gütigen Herrschaft der Menschen unterstehen und ihnen Freude bereiten, denn das ist Gottes ausdrücklicher Vorsatz (1. Mose 2:9; 1:26-28). Krankheit und Schmerz, Alterserscheinungen und Todesfurcht, ja alles, was heute die Freude am Leben beeinträchtigt, wird es dann nicht mehr geben. Selbst die „in den Gedächtnisgrüften“ werden zurückkehren und der großartigen Gelegenheiten teilhaftig werden, die das Leben dann bieten wird (Johannes 5:28, 29; Offenbarung 21:1-5).

      7 Wie kannst du deiner Familie helfen, die Verwirklichung dieser Aussichten zu erleben?

      WAS MÜSSEN WIR TUN?

      8. Was müssen wir tun, wenn wir Gottes Gunst erlangen wollen?

      8 Keiner von uns sollte die irrige Auffassung vertreten, wir brauchten lediglich ein „anständiges Leben“ zu führen — so wie wir es uns vorstellen —, um unter denen zu sein, die in Gottes neuem System der Dinge Leben erlangen. Nicht wir entscheiden, welche Voraussetzungen zu erfüllen sind; Gott tut das rechtmäßigerweise. Als Jesus einmal in Judäa lehrte, fragte ihn ein Mann: „Was soll ich tun, um ewiges Leben zu ererben?“ Die Antwort lautete: „ ‚Du sollst Jehova, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft und mit deinem ganzen Sinn’ und ,deinen Nächsten wie dich selbst‘ “ (Lukas 10:25-28). Somit ist es nicht damit getan, zu sagen, wir würden an Gott glauben, oder ab und zu Zusammenkünfte zu besuchen, in denen die Bibel besprochen wird, oder gelegentlich etwas für andere zu tun. Nein, der Glaube, den wir bekennen, sollte unsere Gedanken, Wünsche und Handlungen jeden Tag, und zwar den ganzen Tag, nachhaltig beeinflussen.

      9. Welche biblischen Grundsätze können uns helfen, eine ausgeglichene Ansicht über die Angelegenheiten des Lebens zu haben?

      9 Wenn wir stets unser Verhältnis zu Gott im Sinn behalten und es wertschätzen, so wird uns dies helfen, weise zu handeln, und Gott wird uns seine Gunst schenken und uns beistehen (Sprüche 4:10). Dadurch, daß wir alle Angelegenheiten des Lebens in Verbindung mit ihm und seinen Vorsätzen sehen, ist es uns möglich, in unserer Lebensführung ausgeglichen zu sein. Wir müssen arbeiten, um für unsere physischen Bedürfnisse zu sorgen. Doch Gottes Sohn erinnert uns daran, daß wir unser Leben nicht im geringsten verlängern können, wenn wir uns um materielle Dinge große Sorgen machen oder begierig danach streben. Wenn wir aber zuerst Gottes Königreich und seine Gerechtigkeit suchen, werden wir unser Leben endlos verlängern können (Matthäus 6:25-33; 1. Timotheus 6:7-12; Hebräer 13:5). Gott möchte, daß wir unser Familienleben genießen. Doch wenn wir so sehr in unseren Familienangelegenheiten aufgehen, daß wir es versäumen, Außenstehenden echte Liebe zu erweisen, dann schaden wir uns selbst, denn wir werden unserer Familie einen engen Gesichtskreis vermitteln und uns des Segens Gottes berauben. Spaß und Entspannung im Kreise der Familie bereiten die größte Freude, wenn sie den richtigen Platz einnehmen und nicht die Liebe zu Gott in den Hintergrund drängen (1. Korinther 7:29-31; 2. Timotheus 3:4, 5). Dadurch, daß wir als Familie oder als einzelne alles in Übereinstimmung mit den guten Grundsätzen des Wortes Gottes tun, wird unser Leben wirklich befriedigend sein und uns Erfüllung schenken, und wir werden eine gute Grundlage für eine ewige Zukunft legen. „Was immer ihr tut, arbeitet daran mit ganzer Seele als für Jehova ..., denn ihr wißt, daß ihr den gebührenden Lohn, das Erbe, von Jehova empfangen werdet“ (Kolosser 3:18-24).

      ALS FAMILIE BAUEN

      10. Wie wichtig sind regelmäßige biblische Besprechungen im Familienkreis?

      10 Wenn alle Glieder einer Familie auf das gleiche Ziel hinarbeiten sollen, ist es sehr wertvoll, ja unbedingt notwendig, daß alle gemeinsam Gottes Wort besprechen. Jeden Tag bieten sich viele Gelegenheiten, das, was man sieht und tut, mit den Vorsätzen des Schöpfers in Verbindung zu bringen (5. Mose 6:4-9). Es ist gut, bestimmte Zeiten festzusetzen, wo alle gemeinsam die Bibel lesen oder besprechen, vielleicht mit Hilfe bibelerklärender Publikationen. Das vereint die Familie. Die Familienglieder können dann Gottes Wort benutzen, um einander zu helfen, mit auftretenden Problemen fertig zu werden. Wenn die Eltern ein gutes Beispiel geben und die Zeit für solche biblischen Besprechungen im Familienkreis nicht so leicht durch andere Interessen beschneiden lassen, wird den Kindern eingeprägt, wie wichtig es ist, Gottes Wort zu achten und zu schätzen. Gottes Sohn sagte: „Nicht von Brot allein soll der Mensch leben, sondern von jeder Äußerung, die durch den Mund Jehovas ausgeht“ (Matthäus 4:4).

      11. Welche Neigung sollte vermieden werden, wenn die ganze Familie geistig Fortschritte machen soll?

      11 In einem Leib darf es „keine Spaltung“ geben, statt dessen sollten seine Glieder stets „dieselbe Sorge füreinander tragen“ (1. Korinther 12:25). Das trifft auch auf die Familie zu. Kein Ehepartner sollte so sehr auf seinen eigenen geistigen Fortschritt in bezug auf Erkenntnis und Verständnis bedacht sein, daß er sich nicht mehr aufrichtig für den Fortschritt seines Ehepartners interessiert. Wenn ein Ehemann zum Beispiel nicht genügend auf die geistigen Bedürfnisse seiner Frau achtet, so mag sie im Laufe der Zeit nicht mehr die gleichen Ziele verfolgen wie er. Wenn sich die Eltern nicht in genügendem Maße für das geistige Wachstum ihrer Kinder interessieren, indem sie ihnen helfen, die Grundsätze des Wortes Gottes anzuwenden und zu erkennen, daß deren Einhaltung zu einem wirklich glücklichen Leben beiträgt, mögen sie eines Tages feststellen, daß Herz und Sinn ihrer Kinder von dem materialistischen Geist der Welt erfaßt worden sind. Achte zum ewigen Wohl deiner ganzen Familie darauf, daß alle regelmäßig Erkenntnis aus Gottes Wort in sich aufnehmen.

      12. Mit wem sollten wir uns ebenfalls regelmäßig versammeln?

      12 Wenn auch die Liebe tatsächlich im Familienkreis beginnt, so sollte sie doch dort nicht aufhören. Die Bibel sagt voraus, daß Gottes wahre Diener schon während des gegenwärtigen Systems der Dinge eine weltweite Familie von Brüdern und Schwestern sein würden. Gott sagt uns, daß wir, „solange wir günstige Zeit dafür haben, gegenüber allen das Gute wirken [sollten], besonders aber gegenüber denen, die uns im Glauben verwandt sind“, gegenüber unserer „ganzen Bruderschaft in der Welt“ (Galater 6:10; 1. Petrus 5:9). Es sollte uns Freude bereiten, uns als Familie regelmäßig mit den Gliedern dieser größeren „Familie“ zu versammeln. Wir sollten dies nicht leichtfertig zugunsten anderer Interessen versäumen (Hebräer 10:23-25; Lukas 21:34-36).

      13. Welche Verantwortung haben wir gegenüber Personen außerhalb der Christenversammlung?

      13 Unsere Liebe sollte aber nicht nur auf die beschränkt sein, die bereits „im Hause Gottes“, in seiner Versammlung, sind (1. Timotheus 3:15). Schon Gottes Sohn warf die Frage auf, was es denn Besonderes wäre, wenn wir nur diejenigen liebten, die uns lieben, unsere Brüder. Um wie unser himmlischer Vater sein zu können, müssen wir gegenüber allen Menschen Liebe üben und zu allen freundlich und hilfsbereit sein und nach Gelegenheiten suchen, mit ihnen über die gute Botschaft vom Königreich zu sprechen. Wenn wir so als Familie gottgefällige Liebe zum Ausdruck bringen, erhält unser Leben Sinn und Zweck. Wir alle, Eltern und Kinder gleichermaßen, erleben es, was es bedeutet, in vollem Ausmaß Liebe zu üben, und zwar so, wie Gott es tut (Matthäus 5:43-48; 24:14). Uns wird dann auch in vollem Maße das Glück zuteil, das nur ein solch ganzherziges Geben mit sich bringen kann (Apostelgeschichte 20:35).

      14. Die Anwendung welchen Rates fördert ein glückliches Familienleben?

      14 Welch großartige Aussichten haben doch die Familien, die eine solche Liebe bekunden! Sie haben gelernt, daß sie den Rat des Wortes Gottes anwenden müssen, wenn sie ihr Familienleben glücklich gestalten möchten. Trotz der Probleme und Schwierigkeiten des Lebens, die uns alle betreffen, erleben solche Familien schon jetzt die vielen Segnungen, die sich daraus ergeben. Doch sie blicken über die Gegenwart hinaus, und für sie besteht das Leben nicht lediglich aus einigen wenigen Jahren, bevor der Tod allem ein Ende macht. Im Vertrauen auf die Zuverlässigkeit der Verheißungen Gottes wird jedes Glied der Familie glücklich an einer ewigen Zukunft bauen.

      15. Welche Fragen könntest du dir hinsichtlich des Nutzens der in diesem Buch dargelegten biblischen Richtlinien stellen?

      15 Dieses Buch hat an Hand der Bibel gezeigt, daß Gott die Erde erschuf, damit sie bewohnt werde. Zu diesem Zweck gründete er die Familieneinrichtung. Außerdem gab Jehova Gott Richtlinien für Väter, Mütter und Kinder, und diese sind ebenfalls behandelt worden. Ist es dir gelungen, einige dieser Grundsätze in deiner Familie anzuwenden? Haben sie dir geholfen, dein Familienleben glücklicher zu gestalten? Wir hoffen es. Doch was wird die Zukunft dir und deiner Familie bringen?

      16—18. Welche großartigen Zustände hat Jehova Gott für die Erde vorgesehen?

      16 Würdest du gern mithelfen, die Erde so zu bebauen, daß die Felder Rekordernten hervorbringen und die Wüsten blühen? Möchtest du, daß Dornen und Disteln weichen und Obstgärten und majestätischen Wäldern Platz machen? Würdest du mit deiner Familie gern über die Tiere herrschen, nicht mit Gewehren, Peitschen und Stahlgittern, sondern durch Liebe und gegenseitiges Vertrauen?

      17 Wenn du dich von Herzen nach einer Zeit sehnst, in der die Schwerter zu Pflugscharen und die Speere zu Winzermessern geschmiedet werden, in der es keine Waffenhersteller und keine Kriegshetzer mehr gibt, dann wirst du dich über Jehovas neues System der Dinge freuen. Bedrückende Regierungsformen, habgierige Wirtschaftssysteme und religiöse Heuchelei werden der Vergangenheit angehören. Jede Familie wird in Frieden unter ihrem eigenen Weinstock und ihrem eigenen Feigenbaum wohnen. Auf der ganzen Erde werden die Freudenrufe auferstandener Kinder und das liebliche Gezwitscher vieler Vögel zu hören sein. Und die Luft wird erfüllt sein vom Duft der Blumen statt von den erstickenden Abgasen der Industrie (Micha 4:1-4).

      18 Wenn es dein Herzenswunsch ist, zu erleben, daß der Lahme springt wie ein Hirsch, daß die Zunge der Stummen singt, daß die Augen der Blinden geöffnet werden, daß die Tauben wieder hören können, daß die Seufzenden und Weinenden lächeln und die Trauernden wieder lachen, daß Schmerz und Tod der Gesundheit und dem ewigen Leben weichen, dann tue dein Äußerstes, um zusammen mit deiner Familie die Voraussetzungen zu erfüllen, in Jehovas neuem System zu leben, in dem diese Zustände für immer herrschen werden (Offenbarung 21:1-4).

      19. Wie ist es möglich, daß du mit deiner Familie zu denen gehörst, die die Segnungen des neuen Systems genießen werden?

      19 Wird deine Familie unter den glücklichen Scharen sein, die dann die Erde füllen? Das liegt ganz an euch. Befolgt Jehovas Richtlinien für ein glückliches Familienleben. Bemüht euch als Familie, schon jetzt zu beweisen, daß ihr dem Lebensstil dieses neuen Systems entsprecht. Studiert Gottes Wort, wendet es in eurem Leben an, und erzählt anderen von der Hoffnung, die vor uns liegt. Wenn ihr das tut, werdet ihr euch als Familie einen „guten Namen“ bei Gott machen. „Eher ist ein [guter] Name zu erwählen als Reichtum in Fülle; Gunst ist besser als selbst Silber und Gold.“ Einen solchen Namen wird Jehova nicht vergessen: „Die Erinnerung an den Gerechten ist zum Segen“ (Sprüche 22:1; 10:7). Durch Jehovas unverdiente Güte könnt ihr mit einer ewigen Zukunft und mit höchstem Glück gesegnet werden.

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