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Es könnte ewig schlagenErwachet! 1979 | 8. Mai
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Es könnte ewig schlagen
IN DEINER Brust schlägt ein wahrhaft erstaunliches Organ, das ungefähr die Größe einer Faust hat — dein Herz. Pausenlos pumpt es Blut, das lebenerhaltende Nährstoffe zu den Milliarden von Zellen deines Körpers transportiert. In dem Buch Your Heart geben Ärzte folgende Beschreibung dieser Pumpe: „Sie ist leistungsfähiger als jede Maschine irgendeiner Art, die bisher von Menschen erfunden wurde.“
Die bei der Konstruktion und Entstehung des Herzens beteiligten Kräfte übersteigen das menschliche Begriffsvermögen. Zum Zeitpunkt der Empfängnis beispielsweise werden für das Herz und alle anderen Körperteile die Baupläne entworfen. Erstaunlicherweise werden in der befruchteten Zelle binnen weniger Minuten alle Anweisungen für die Entstehung einer neuen Person festgelegt. Kein Wissenschaftler weiß, wie das vor sich geht.
Bald beginnt sich die befruchtete Eizelle ohne sichtbare Lenkung zu teilen und bildet Zellen aus, die sich von ihren jeweiligen Vorgängern unterscheiden. Kurze Zeit später gibt es viele unterschiedliche Arten von Zellen, die allmählich verschiedene Organe bilden. Nach drei Wochen, wenn die künftige Mutter wahrscheinlich noch gar nicht weiß, daß sie schwanger ist, fängt das teilweise entwickelte Herz an zu schlagen.
Wodurch wird bewirkt, daß die Zellen des Herzens, die anfänglich nur einen geraden Schlauch bilden, sich dann rhythmisch zusammenziehen? „Von der endgültigen Antwort sind wir noch weit entfernt“, gibt Dr. Robert L. De-Haan zu, der dieses Problem seit Jahren erforscht.
Was man jedoch bereits weiß, ist faszinierend, ja ehrfurchtgebietend. Betrachte nur den Schlag oder die Kontraktion des Herzens, durch die der gesamte Körper mit Blut versorgt wird. Weißt du, wodurch der Herzschlag ausgelöst wird?
Das bemerkenswerte Regelungssystem
Die Ursache liegt in der erstaunlichen Fähigkeit des Herzens, elektrische Impulse zu erzeugen. Wird es mit Sauerstoff versorgt und vor dem Austrocknen bewahrt, schlägt es sogar noch eine Zeitlang weiter, wenn es aus dem Körper entfernt wird. Im Herzen befindet sich ein kompliziertes System für die Erzeugung und Regelung elektrischer Impulse. Dieses bemerkenswerte Regelungssystem besteht aus besonderen Zellen, die an verschiedenen Stellen des Herzens gruppiert sind.
Ein wesentlicher Teil des Systems ist ein winziges kommaförmiges Gebilde, das Sinusknoten heißt und aus einem besonderen Gewebe besteht, einem Mittelding zwischen Herzmuskel- und Nervenzellen. Der Sinusknoten ist der wichtigste Herzschrittmacher und wird daher als „Zündkerze“ des Herzens bezeichnet. Hier werden die regelmäßig aufeinanderfolgenden elektrischen Impulse erzeugt, die das Herz durchströmen und den Herzschlag auslösen. Die Zellen des Sinusknotens lösen im allgemeinen etwa 70 Schläge pro Minute aus — die normale Herzfrequenz der meisten Erwachsenen.
Ein anderer Teil des Regelungssystems im Herzen ist der AV-Knoten (Atrioventrikularknoten). In diesem Teil kommen die elektrischen Impulse vom Sinusknoten an und werden zeitlich richtig abgestimmt sowie reguliert, damit eine gute Koordination der Pumptätigkeit des Herzens garantiert ist. Von hier aus werden die Impulse über andere Anhäufungen spezialisierten leitfähigen Gewebes, wie zum Beispiel das His-Bündel, schnell zum übrigen Teil des Herzens weitergeleitet.
Der Atrioventrikularknoten hat ebenfalls einen Eigenrhythmus. Dieser ist mit seinen etwa 50 Schlägen pro Minute etwas langsamer als der Rhythmus des Sinusknotens. Allerdings wird unter normalen Umständen von der reizbildenden Funktion dieses Gebildes kein Gebrauch gemacht. Doch in Notsituationen, wenn der Sinusknoten ausfällt, kann der Atrioventrikularknoten als Ersatzschrittmacher tätig werden. Zusätzlich kann das His-Bündel zusammen mit anderen Anhäufungen spezialisierten leitfähigen Gewebes als letzte Kampflinie dienen. Der langsame Herzrhythmus von etwa 30 bis 40 Schlägen pro Minute, den sie auslösen können, mag den Organismus am Leben erhalten.
Wie das System den Bedürfnissen des Körpers nachkommt
Wenn du läufst, Treppen steigst oder dich anderweitig körperlich anstrengst, muß dein Herz schneller schlagen, um deinen Körper mit mehr Nährstoffen zu versorgen. Woher weiß das Herz, daß es schneller schlagen muß? Woher weiß es, welche Herzfrequenz die verschiedenen Situationen erfordern?
Hauptverantwortlich dafür sind Signale, die über Nerven aus anderen Teilen des Körpers ankommen. Zum Beispiel brauchen deine Muskeln bei körperlicher Anstrengung mehr Sauerstoff: somit entnehmen sie eine größere Menge Sauerstoff aus dem Blut. Auf den gesenkten Sauerstoffspiegel des Blutes sprechen Tasteinrichtungen in den Arterien an und senden Nervensignale an das Gehirn. Das Gehirn wiederum weist das Herz durch Nervensignale an, schneller zu schlagen und somit die Muskeln mit mehr sauerstoffreichem Blut zu beliefern.
Wie es sich jedoch bei Herzverpflanzungen zeigt, ist das Herz nicht nur von diesen Nervenverbindungen abhängig. Bei solchen Operationen werden das sympathische und das parasympathische Nervensystem durchtrennt, doch das verpflanzte Herz ändert immer noch in einem gewissen Maß seinen Rhythmus, um sich den veränderlichen Bedürfnissen des Körpers anzupassen. Das Herz ist imstande, auf chemische Stoffe direkt zu reagieren, die wie zum Beispiel das Adrenalin durch das Blut transportiert werden, und es „weiß“ daher, wann es beschleunigen oder verlangsamen muß.
Das Herz ist so wunderbar konstruiert, daß es immer die richtige Menge Blut in den Körper pumpt, um seinen veränderlichen Bedürfnissen nachzukommen. Ebenso erstaunlich sind die vielen „Sicherheitssysteme“, die in Notsituationen einsetzen und für einen Ausgleich sorgen. Kein Wunder, daß Ärzte sagen, das Herz sei „leistungsfähiger als jede Maschine irgendeiner Art, die bisher von Menschen erfunden wurde“! Eine Betrachtung der Leistungsfähigkeit des Herzens wird dich ohne Zweifel noch mehr in Erstaunen versetzen.
Leistungsfähigkeit des Herzens
In einem Erwachsenen fließen rund sechs Liter Blut durch etwa 100 000 Kilometer von Blutgefäßen einschließlich winziger Kapillaren. Bei der üblichen Frequenz von 70 Schlägen pro Minute pumpt das Herz in der Minute etwa sechs Liter. Stell dir vor, dein Herz befördert in weniger als 60 Sekunden dein ganzes Blut durch den Körper! Unter normalen Bedingungen pumpt es täglich bis zu 10 Tonnen Blut durch deine Gefäße, ohne jedoch besonders angestrengt zu arbeiten.
Wenn dein Herz an regelmäßiges Training gewöhnt ist, kann es pro Minute mehr als 30 Liter Blut befördern. Bei dieser Geschwindigkeit pumpt es etwa alle 10 Sekunden dein ganzes Blut durch den Körper. Ja, dein Herz schlägt so beständig und kräftig, daß es jeden Tag dein Blut mehrere tausend Male durch den gesamten Kreislauf befördern kann.
Ein solch wunderbar konstruiertes Organ ruft in dir vielleicht Fragen wach wie: Sollte der Mensch von vornherein nur 70 bis 80 Jahre alt werden und dann sterben? Könnte das Herz ewig schlagen?
Es sollte ewig schlagen
Das Herz ist wie auch der übrige Körper ganz anders konstruiert als alle von Menschen hergestellten Maschinen. Von Menschen konstruierte Maschinen bestehen aus leblosen Teilen, die natürlich im Laufe der Zeit verschleißen. Der menschliche Körper dagegen ist ganz anders aufgebaut. Dr. Paul C. Aebersold, ehemals Direktor der Isotopen-Abteilung der Atomenergiekommission, erklärte vor Jahren:
„Mediziner dachten, der menschliche Körper sei wie eine Maschine, die Nahrung, Luft und Wasser einfach wie Brennstoff aufnimmt, um weiterzulaufen. Man dachte, daß nur ein kleiner Teil für den Verschleiß dieser Maschine verbraucht wird. Die Untersuchungen mit Isotopen haben jedoch ergeben, daß der Körper statt dessen einem sehr beweglichen Militärregiment ähnelt, das seine Größe, Form und Zusammenstellung beibehält, obwohl die Einzelpersonen dauernd wechseln, indem sie eingezogen werden, von Stellung zu Stellung versetzt werden, befördert oder degradiert werden, als Reserven dienen und schließlich nach unterschiedlichen Dienstzeiten entlassen werden.
Studien über diese Aufspürer zeigen, daß der atomare Umsatz in unserem Körper sehr schnell und ziemlich vollständig vor sich geht. In ein oder zwei Wochen sind die Natriumatome zur Hälfte durch andere Natriumatome ersetzt. Ähnlich ist es bei Wasserstoff und Phosphor. Sogar die Hälfte der Kohlenstoffatome werden in einem oder in zwei Monaten ersetzt. Und so geht es fast mit allen Elementen ... Ungefähr 98 Prozent aller Atome in uns sind in einem Jahr durch andere Atome, die wir durch Luft, Essen und Trinken aufnehmen, ersetzt worden.“
Ganz gleich, ob jemand 20, 80 oder 800 Jahre alt wird oder ewig lebt — die meisten in seinem Körper befindlichen Stoffe wären jünger als ein Jahr. Die Zellteilung könnte den Körper theoretisch ewig am Leben erhalten. Medizinische Forscher haben manchmal die Aufmerksamkeit auf diese Möglichkeit gelenkt mit der Bemerkung, es sei einfacher zu erklären, warum der Mensch ewig leben könnte, als zu begründen, warum er sterben muß.
Nichtsdestoweniger verliert das Herz wie der übrige Körper im Laufe der Zeit die Fähigkeit, systematisch die Zellen zu erneuern, bevor sie schadhaft werden und absterben. Warum? Zellbiologen haben viele Theorien. Aber sie wissen nichts Genaues. Offensichtlich funktionieren nach einiger Zeit die Vorgänge in der Zelle nicht mehr richtig, und die verschleißenden und absterbenden Zellen werden bei der Zellteilung nicht mehr vollzählig durch neue ersetzt. Deshalb altert und stirbt der Mensch.
Könnte eine Korrektur vorgenommen und bei der Zellerneuerung das richtige Gleichgewicht aufrechterhalten werden, wäre es möglich, daß der Mensch ewig lebt. Doch der Mensch kann die Funktionsstörung nicht beheben. Er hat den Körper und somit auch das wunderbare Herz nicht konstruiert. Nur der Schöpfer, Jehova Gott, ist in der Lage, Änderungen vorzunehmen, so daß der Mensch ewig leben kann. Gott wird das auch zu seiner Zeit tun, so wie es in seinem Wort, der Bibel, verheißen wird. Zum Beispiel heißt es in Römer 6:23: „Die Gabe ..., die Gott gibt, ist ewiges Leben.“ In Psalm 37:29 wird vorhergesagt: „Die Gerechten selbst werden die Erde besitzen, und sie werden immerdar darauf wohnen.“
Bis dahin wird unser wunderbar konstruiertes Herz weiterhin in der Gefahr stehen zu erkranken. Freilich können wir oft etwas unternehmen, um den Beginn solcher Beschwerden hinauszuschieben und sie in Schranken zu halten, sobald sie eingetreten sind.
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Der Kampf gegen HerzbeschwerdenErwachet! 1979 | 8. Mai
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Der Kampf gegen Herzbeschwerden
NUR allzuoft hören wir, daß ein Verwandter, ein Freund oder ein Bekannter einen Herzinfarkt hatte. Allein in den Vereinigten Staaten erliegen jährlich etwa 650 000 Personen einem Herzinfarkt — mehr als eine Person pro Minute. Ungefähr 350 000 der Betroffenen sterben, bevor sie überhaupt das Krankenhaus erreichen. In anderen Ländern ist die Situation ähnlich. Im Westen sterben fast die Hälfte der Männer und auch viele Frauen ausschließlich an dieser Krankheit.
Besonders erschreckend ist, daß viele Opfer noch verhältnismäßig jung sind — Leute in den Dreißigern, Vierzigern und Fünfzigern. Oft haben sie eigentlich ein gesundes Herz. Warum sterben sie? Worin liegt die Ursache?
Ursache des Problems
Die Ursache des Problems ist eine mangelhafte Durchblutung des Herzmuskels. „Aber wie kann das passieren?“ magst du fragen. „Ist das Herz nicht buchstäblich in Blut gebadet? Wird es nicht täglich tonnenweise von Blut durchströmt?“
Das stimmt. Um das Wesen des Problems zu erfassen, müssen wir also etwas über die Arbeitsweise des Herzens wissen. Es ist ein Hohlmuskel mit vier Hohlräumen, dem rechten Vorhof und der rechten Kammer sowie dem linken Vorhof und der linken Kammer. In den linken Vorhof fließt sauerstoffreiches Blut aus der Lunge, während sich der rechte Vorhof mit kohlendioxidreichem Blut aus dem Körper füllt. Beim Zusammenziehen der Vorhöfe wird das Blut durch Ventile in die Kammern gepreßt. Dann setzt die wichtigste Phase der Pumptätigkeit ein. Die Kammern ziehen sich kräftig zusammen, wodurch das sauerstoffreiche Blut durch die Hauptschlagader in die verschiedenen Teile des Körpers und gleichzeitig das sauerstoffarme Blut durch die Lungenschlagader in die Lunge gepumpt wird.
Während das Blut durch die Hohlräume strömt, zieht der Herzmuskel selbst keinen Nutzen aus dieser lebenerhaltenden Flüssigkeit. Als Vergleich möge ein Tanklastzug dienen. Der Motor des Lastzuges wird nicht mit dem Kraftstoff betrieben, der an die Kunden geliefert wird. Vielmehr ist der Motor durch eine Kraftstoffleitung mit einem eigenen Tank verbunden, der immer wieder an Tankstellen aufgefüllt werden muß.
Ebensowenig wird der Herzmuskel mit dem Blut versorgt, das durch die Hohlräume des Herzens strömt. Nein, er wird mit dem Blut gespeist, das das Herz bereits verlassen hat und durch andere „Leitungen“ zum Herzen zurückgeführt wird. Die grundlegende Ursache für Herzinfarkte ist in diesen „Kraftstoffleitungen“ des Herzens zu suchen.
Das sauerstoffreiche Blut, das das Herz verläßt, wird in die Hauptschlagader des Körpers, die Aorta, gepumpt. Gleich im Ansatz der Aorta wird ein Großteil des Blutes in die beiden Kranzarterien (Koronararterien) abgezweigt. Auf diese Weise gelangen Sauerstoff und Nährstoffe in alle Teile dieses äußerst wichtigen Hohlmuskels des Körpers. Was geschieht dagegen, wenn der Blutstrom in den Kranzarterien behindert wird?
Verstopfung der Kranzarterien
Als Veranschaulichung könnte ein Wasserrohr dienen, in dem sich eine Menge Rost angesammelt hat. Pumpst du durch das Rohr Wasser, wirst du feststellen, daß der Durchfluß behindert ist. Was geschieht daher, wenn eine große Wassermenge innerhalb kurzer Zeit durchfließen muß? Wegen der Zusatzbelastung könnte die Pumpe Schaden nehmen und versagen.
Das vermittelt dir eine Vorstellung von den Vorgängen, die sich heute im Herzen von Millionen Menschen abspielen. Die Kranzarterien werden durch Ablagerungen verengt. Diesen Zustand bezeichnet man als Arteriosklerose. Was geschieht, wenn das Herz in körperlichen und seelischen Notsituationen mehr Blut braucht?
Selbst wenn nur ein keiner Teil des Herzens vorübergehend zuwenig Blut hat, kann der elektrische Rhythmus und damit der Schlagrhythmus gestört werden. Dann entsteht eine ungewöhnliche und ernsthafte Komplikation — das sogenannte Kammerflimmern, denn der Herzmuskel beginnt zu flimmern, so daß das Herz ungeregelt und wirkungslos zuckt und auch aussetzt, weil eine treibende Kraft fehlt. Wenn die Pumptätigkeit nicht wieder in Gang gesetzt wird, tritt binnen weniger Minuten der Tod ein.
Herzinfarkte werden oft durch einen Klumpen, ein Blutgerinnsel, in einer Kranzarterie heraufbeschworen. Bei einer Arteriosklerose werden die Gefäße nicht gleichförmig verengt. Die Ablagerungen in einem Blutgefäß bilden sich an einigen Stellen, wogegen der übrige Teil des Gefäßes einen normalen Durchmesser haben mag. Der Klumpen entsteht also in einem verengten Teil des Gefäßes und verhindert die Durchblutung eines Herzabschnitts. Diese Blockierung eines Blutgefäßes im Herzen bezeichnet man als Koronarthrombose oder Koronarverschluß. Das Ergebnis der Blockierung ist der Myokardinfarkta — Herzinfarkt.
Woran erkennt man, daß jemand einen Herzinfarkt hat?
Symptome
Viele Herzinfarkte sind schwer erkennbar. Herzspezialisten schätzen, daß vielleicht 20 Prozent der Herzinfarkte beim ersten Mal von den Betroffenen gar nicht wahrgenommen werden. Die Ursache kann darin liegen, daß ein Blutgefäß im Herzen nicht unvermittelt, sondern über eine Zeit von mehreren Wochen oder Monaten allmählich verstopft.
Außerdem werden in vielen Fällen die Symptome einfach nicht auf einen Herzinfarkt zurückgeführt. Man mißdeutet sie beispielsweise als schwere Verdauungsstörung. Auch kann Erbrechen in Verbindung mit Müdigkeit und fahlem Aussehen auftreten. Schweißausbrüche und Kurzatmigkeit sind andere Kennzeichen. Das üblichste Symptom bei einem Herzinfarkt dagegen ist ein unangenehmes Druck- oder Schweregefühl in der Brustmitte. Oder es könnte ein stechender Brustschmerz sein — ein fast sicheres Zeichen für einen Herzinfarkt.
Viele Leute führen danach noch ein langes und erfülltes Leben, ohne sich bewußt zu sein, einmal einen Herzinfarkt gehabt zu haben. Andererseits kann sogar ein leichter Herzinfarkt, der einen geringfügigen Herzschaden hinterläßt, Kammerflimmern hervorrufen, und der Betroffene könnte bewußtlos werden und binnen weniger Minuten sterben. Doch du könntest ihn retten, wenn du wüßtest, wie.
Rettungsmaßnahmen bei Herzinfarkten
Viele Personen, deren Herz einmal bis zu fünf Minuten lang ausgesetzt hat, sind jetzt in einer guten körperlichen Verfassung und können ebensoviel unternehmen wie vor ihrem Herzinfarkt. Sie wurden gerettet, weil jemand, der gerade in ihrer Nähe war, schnell handelte. Er wußte, wie man vorgehen muß. Wüßtest du es? Könntest du auf diese Weise ein Menschenleben retten?
Es ist nicht so schwierig, wie du vielleicht denkst. Vielerorts wird den Bürgern die sehr wirksame kombinierte Wiederbelebung beigebracht, eine Kombination aus äußerer Herzmassage und Atemspende. Es wäre eine gute Sache, wenn du bei passender Gelegenheit einen Kurs für diese Art der Ersten Hilfe belegen würdest. Allerdings könntest du jemand — vielleicht sogar einen lieben Angehörigen — ebenso durch die sorgfältige Beachtung der folgenden Hinweise vor dem Tod durch Herzinfarkt bewahren.
Bevor du mit der kombinierten Wiederbelebung beginnst, solltest du bestimmte vorbereitende Maßnahmen ergreifen. Aber du solltest schnell handeln, denn ein Bewußtloser kann nur etwa 4 bis 6 Minuten ohne Atmung weiterleben.
Vergewissere dich zuerst, ob der Betreffende wirklich bewußtlos ist. Es könnte peinlich sein, Lebensrettungsmaßnahmen an jemand vorzunehmen, der nur schläft. Rüttle ihn also vorsichtig an der Schulter, und frage ihn: „Alles in Ordnung?“ Wenn er nicht antwortet, könnte er auch lediglich ohnmächtig sein. Du mußt nachprüfen, ob er atmet, indem du dein Ohr nahe an seinen Mund hältst und dein Gesicht seiner Brust zuwendest. Atmet er, müßtest du seinen Atem in deinem Ohr spüren und eventuell Brustbewegungen beobachten können.
Bestehen keine Anzeichen für Atmung, ist es wichtig, die Luftwege freizulegen. Manchmal fällt bei Bewußtlosen die Zunge zurück und behindert dadurch die Luftzufuhr. Den Atemweg frei zu machen ist gewöhnlich nicht schwierig und genügt oft, um die Atmung wiederherzustellen.
Der Bewußtlose sollte auf dem Rücken liegen. Hebe mit einer Hand vorsichtig seinen Nacken an, damit sich der Kopf nach hinten dreht und die Vorderseite des Halses verlängert wird. Lege deine andere Hand auf seine Stirn und beuge den Kopf so weit wie möglich nach hinten. Du wirst überrascht sein, wie weit sich der Kopf nach hinten überstrecken läßt. In dieser Lage wird das Kinn fast ganz nach oben zeigen und die Schädeldecke auf dem Boden ruhen. Der Kiefer und die Zunge liegen dann weiter vorn, und der Luftweg im Hals ist frei.
Hat bis dahin die Atmung nicht wieder eingesetzt, dann beginne unverzüglich mit der künstlichen Beatmung. Halte mit dem Ballen der einen Hand den Kopf weiterhin nach hinten, und drücke mit Daumen und Zeigefinger die Nase zu. Laß die andere Hand als Stütze unter dem Nacken (oder Kinn). Öffne deinen Mund weit, drücke ihn direkt auf den Mund des Opfers und atme schnell viermal in rascher Folge kräftig aus. Du wirst sehen, wie sich sein Brustkasten hebt.
Fühle als nächstes schnell den Puls, damit du weißt, ob das Herz arbeitet. Am besten eignet sich die Halsschlagader. Du findest sie, indem du die Hand vom Nacken nimmst und Mittel- und Zeigefinger in die Vertiefungen neben dem Kehlkopf legst. Läßt sich dort kein Pulsschlag feststellen, dann steht das Herz still, und du mußt nicht nur künstlich beatmen, sondern auch den Kreislauf anregen, um den Kranken retten zu können.
Der Kreislauf wird durch äußere Herzmassage angeregt. Das ist ein verhältnismäßig einfacher Vorgang, bei dem der Brustkasten zusammengedrückt wird. Durch jedes Zusammendrücken zwingt man das Herz, Blut zu pumpen. Oft bringt das die selbständige Tätigkeit des Herzens wieder in Gang. Natürlich muß man weiterhin für die Zufuhr von Sauerstoff sorgen, da das in Bewegung gesetzte Blut nutzlos ist, wenn es nicht in der Lunge mit Sauerstoff angereichert wird.
Also mußt du sowohl den Kranken beatmen als auch das Herz zum Pumpen anregen. Selbst wenn das Herz nicht anfängt, wieder selbständig zu schlagen, könnte der Kranke gerettet werden, sofern du so lange mit der kombinierten Wiederbelebung durchhältst, bis ein Arzt kommt. In einigen Fällen wurden die äußere Herzmassage und die Atemspende stundenlang durchgeführt, bevor der Kreislauf und die Atmung wieder selbständig arbeiteten.
Vorsorge
Was kann man noch tun, außer sich darauf vorzubereiten, Herzinfarktopfern zu helfen? Kann man die Ablagerung von Stoffen in den Arterien — Hauptursache für Herzinfarkte — vermeiden oder zumindest verzögern?
Man stimmt im allgemeinen darin überein, daß Cholesterin und Fette irgendwie bei diesen Ablagerungen beteiligt sind. Folglich ist es sinnvoll, auf die Ernährung zu achten und Übergewicht zu vermeiden, da sichtbare Fettansammlungen wahrscheinlich auf Ablagerungen schließen lassen, die sich im Innern des Körpers befinden und die Arterien gefährlich verengen. Es mag ratsam sein, weniger oder gar keine Nahrungsmittel zu sich zu nehmen, die in tierischem Fett gebraten wurden. Gleichzeitig sollte man eine Menge Gemüse, Salate, Früchte und Getreide essen.
Unser hastiges, spannungsreiches Leben scheint ein weiterer Faktor zu sein, der die Ablagerungen in den Arterien begünstigt. Da hauptsächlich solche Zeitgenossen infarktgefährdet sind, die ständig zu viele Ziele in zu kurzer Zeit erreichen möchten, ist es sicher dein Wunsch, diese anhaltende Hast zu meiden.
Ausreichende körperliche Bewegung ist unerläßlich, um den verheerenden Folgen erhöhter Ablagerungen in den Arterien entgegenzuwirken. Dr. Wilhelm Raab, Leiter der Herz- und Kreislaufforschung an der Universität von Vermont, sagte sogar: „Mangel an körperlicher Bewegung ist die Hauptursache der koronaren Herzkrankheit.“ Wieso?
Wie wir wissen, ist das Herz ein Muskel, und Muskeln werden schwach, wenn sie zuwenig beansprucht werden. Unser gesamter Kreislauf kann in Mitleidenschaft gezogen werden. Die Arterien, die unsere Muskeln mit Blut versorgen, werden enger, und viele kleine Gefäße verschwinden sogar. Bei regelmäßiger körperlicher Betätigung dagegen erweitern sich unsere Arterien, so daß sie mehr Blut führen können. Außerdem öffnen sich mehr Blutgefäße im Muskelgewebe, wodurch neue Wege für vermehrte Sauerstoffzufuhr entstehen und die Möglichkeit eines Herzinfarkts verringert wird.
Regelmäßige körperliche Betätigung kräftigt auch unser Herz. Es benötigt weniger Schläge für die gleiche Pumpleistung. Ein starkes Herz wird in einer Notsituation nicht so belastet wie ein untrainiertes. Schütze also dein Herz, indem du dir körperliche Betätigung zu einer regelmäßigen Gewohnheit machst. Ein Arzt sagte einmal: „Wenn sich alle angewöhnen würden, rasch zu gehen, und zwar von klein auf, gäbe es bedeutend weniger Fälle von Invalidität und vorzeitigem Tod als Folge der koronaren Herzkrankheit.“
Aber nicht alle Herzbeschwerden werden durch zunehmende Ablagerungen heraufbeschworen, die die Herzkranzarterien verengen. Manchmal sind Störungen der elektrischen Herzfunktionen die Ursache.
Herzblock
Wie bereits erwähnt, befindet sich im Herzen ein kompliziertes System aus spezialisierten Zellen, die elektrische Impulse erzeugen und durch das Herz leiten, um den Herzrhythmus aufrechtzuerhalten. Beim Herzblock ist die Übertragung dieser elektrischen Impulse gestört. Die Impulse werden nicht richtig weitergeleitet, und die Pumptätigkeit des Herzens wird erheblich beeinträchtigt.
Es gibt verschiedene Schwierigkeitsgrade des Herzblocks. Bei einem teilweisen Herzblock wird vielleicht die Übertragung der Impulse nur verzögert, ohne daß sich unbedingt eine bedeutende Unregelmäßigkeit der Herzfunktion ergibt. Aber es können auch schwerwiegende Störungen auftreten. Die Impulse von den Vorhöfen zu den Kammern können völlig blockiert sein, so daß Vorhöfe und Kammern unabhängig voneinander schlagen. Das Ergebnis sind wirkungslose Herzschläge, die keinen ausreichenden Blutstrom zustande bringen. Dauert der Herzblock an und ist der Blutstrom zu mangelhaft, kann der Tod eintreten.
Allerdings sind heute Tausende von Personen, für die es vor etlichen Jahren wahrscheinlich keine Rettung gegeben hätte, am Leben und führen im großen und ganzen ein normales Leben. Das ist der Entwicklung künstlicher Herzschrittmacher zu verdanken. Die ersten Geräte dieser Art wurden Herzpatienten um das Jahr 1960 eingepflanzt. Die Erfolge waren so groß, daß heute buchstäblich Hunderttausende von Personen einen Herzschrittmacher in sich tragen. Im folgenden findest du einen aufschlußreichen sowie erbaulichen Bericht über die enormen Veränderungen, die ein Herzschrittmacher im Leben eines Mannes bewirkte.
[Fußnote]
a „Myo“ steht für Muskel, „kard“ für Herz und „infarkt“ für das Absterben eines Gewebestücks nach längerer Blutleere infolge Gefäßverschlusses.
[Bild/Kasten auf Seite 9]
Wie sollte die „kombinierte Wiederbelebung“ im einzelnen durchgeführt werden?
Eine Broschüre der American Heart Association gibt folgende kurze Hinweise:
„Knie dich neben die Brust des Opfers. Fühle nach dem untersten Teil seines Brustbeins. ... Setze 2 1/2 bis 4 Zentimeter oberhalb seiner Brustbeinspitze den Ballen einer Hand an. Lege darauf noch deine andere Hand. Deine Finger sollen den Brustkasten nicht berühren. Das fällt dir eventuell leichter, wenn du die Finger ineinanderhakst.
Während du mit ausgestreckten Armen nach unten drückst, sollten sich deine Schultern direkt über dem Brustbein des Opfers befinden. Drücke bei einem Erwachsenen das Brustbein ungefähr 4 bis 5 Zentimeter nach unten. Das Entlasten muß unmittelbar dem Zusammendrücken folgen und sollte ebensolange dauern. Die richtige Dauer jeder Entlastung wird durch eine rhythmische, schaukelnde Bewegung deines Körpers gewährleistet. Nimm deine Hände nicht vom Brustbein weg, während du es jeweils nach dem Zusammendrücken in die normale Lage zurückkehren läßt.
Wenn du der einzige Helfer bist, mußt du nicht nur diese äußere Herzmassage durchführen, sondern auch für die Beatmung sorgen. Man gibt am besten nach 15maligem Zusammendrücken 2 schnelle Atemstöße. Als einziger Helfer mußt du die Brust 80mal in der Minute zusammendrücken, da du einen Zeitvorsprung für die Atemstöße brauchst.
Wenn noch ein zweiter Helfer da ist, sollte er sich auf der anderen Seite neben das Opfer knien. Einer von euch sollte nach jedem fünften Zusammendrücken einen Atemstoß geben. Der andere sollte 60mal in der Minute die Brust zusammendrücken.“
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Was ich meinem Herzschrittmacher zu verdanken habeErwachet! 1979 | 8. Mai
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Was ich meinem Herzschrittmacher zu verdanken habe
ALS sich der Arzt nach vorn beugte und das Herz des ungeborenen Kindes abhorchte, erkannte er sofort, daß etwas nicht in Ordnung war. Es hatte nicht 120 Schläge pro Minute, wie das bei einem Fetus üblich ist, sondern zeitweise nicht mehr als 48. Der Arzt rief gleich einige Kollegen herbei, um die Ursache des Problems ausfindig zu machen. Bevor eine Diagnose gestellt werden konnte, kam ich zur Welt — einen Monat zu früh, nämlich am 11. September 1944. Meine Herzfrequenz betrug nicht mehr als 48 bis 60. Die Ursache? Ein atrioventrikulärer Herzblock.
Das hört sich schlimmer an, als es in Wirklichkeit ist. In meinem Fall bedeutet es, daß die Herzvorhöfe normal schlagen, aber die Herzkammern nicht immer die Impulse bekommen. Deshalb schlagen meine Herzkammern wesentlich langsamer, ungefähr 30- bis 40mal pro Minute, während die Vorhöfe in der Minute 60- bis 80mal schlagen. Da die Herzkammern die eigentliche Pumpleistung des Herzens aufbringen, war mein Blutstrom nur halb so stark wie der einer Durchschnittsperson. Der Arzt glaubte, daß ich der erste war, bei dem man dieses Herzproblem bereits vor der Geburt feststellte. Meiner Mutter wurde erklärt, ich hätte eine geringe Lebenserwartung, da die Medizin kein Heilmittel für diese Krankheit kenne.
Nach dem ersten Lebensjahr, das sehr problematisch war, pendelte sich alles etwas ein, und ich wurde kräftiger. In meiner Kindheit durfte ich mich nur in eingeschränktem Maße körperlich betätigen. Ich mußte mich häufig hinlegen und konnte in der Schule nicht am Sportunterricht teilnehmen. Mein Freundeskreis beschränkte sich fast völlig auf Zeugen Jehovas. Sie zeigten immer Verständnis für meine Behinderung, ließen mich aber mitmachen, wenn sie etwas unternahmen. Als ich fast 20 Jahre alt war, besuchten wir einen Arzt, der sagte, man könne gegen meine Krankheit nichts weiter ausrichten.
Ich fand mich mit meiner Behinderung ab, da ich erkannte, daß ich, wollte ich am Leben bleiben, mir Einschränkungen auferlegen mußte. Nach meinem High-School-Abschluß war es mir möglich, halbtags zu arbeiten und zu Hause zur Deckung der Lebenshaltungskosten beizutragen. Etwa eineinhalb Jahre lang konnte ich jeden zweiten Monat „Pionierdienst“ verrichten, indem ich in dem betreffenden Monat mindestens 75 Stunden darauf verwendete, andere mit meinem christlichen Glauben vertraut zu machen. Das war ein Höhepunkt meiner Jugendzeit.
Ich bekomme einen Herzschrittmacher
Ende 1965 lernte meine Tante, die Krankenschwester ist, einen Facharzt für Herz und Kreislauf kennen, der sich für ein Gerät einsetzte, das damals zunehmende Verbreitung erlangte und als Herzschrittmacher bezeichnet wird. Meine Tante schilderte dem Arzt meinen Fall. Sie fragte ihn, ob mir ein Schrittmacher helfen würde. Schließlich wurde ein Termin vereinbart. Nach einigen Untersuchungen sagte dieser ungewöhnlich aufmerksame Arzt, er sei ziemlich sicher, daß ein Schrittmacher meine Situation erheblich verbessern würde.
Der Arzt erklärte, daß der Schrittmacher ein kleines batteriebetriebenes elektronisches Gerät ist, das gewöhnlich eine vollständige Kunststoffummantelung und einen Steckanschluß für die Drähte hat, die zum Herzmuskel führen. Er polt die elektrische Ladung im Herzmuskel um und bewirkt dadurch, daß sich der Muskel zusammenzieht und Blut pumpt. Diese regelmäßigen elektrischen Impulse bewirken einen verhältnismäßig normalen Herzrhythmus.
Es gibt verschiedene Arten von Schrittmachern. Die ersten waren starrfrequent. Sie arbeiteten ständig mit der gleichen Frequenz, gewöhnlich 72 Schläge pro Minute. Am häufigsten sind jedoch die ventrikelgesteuerten Schrittmacher. Das Gerät registriert, wann das Herz nicht mehr selbständig Impulse gibt, und schaltet sich dann ein. Übernimmt aber das Herz wieder die Impulstätigkeit, schaltet sich das Gerät automatisch ab.
Der Arzt meinte, ich sollte wegen einiger Spezialtests einschließlich einer Herzkatheterisierung ins Krankenhaus kommen. Bei diesem abschließenden Test wurden in meine Arme kleine Einschnitte gemacht und Schläuche durch meine Venen bis zum Herzen geschoben. Während der ganzen Zeit war ich wach und konnte wahrnehmen, was geschah.
Einmal hatte ich vier Katheter gleichzeitig, in jedem Arm zwei. Auf diese Weise konnten die Ärzte die Wände und Kammern meines Herzens nach Löchern oder Mißbildungen absuchen. Es war ihnen sogar möglich, die Drähte eines Schrittmachers direkt in den Herzmuskel zu schieben und zu testen, ob der Schrittmacher die Störung beheben würde. Das Ergebnis zeigte, daß der Schrittmacher meinen Herzblock überbrücken und den Herzschlag bis auf den elektronisch eingestellten Wert erhöhen würde. Die Ärzte stellten keine weiteren Unregelmäßigkeiten in meinem Herzen fest.
Der Schrittmacher sollte mir einen Monat später, am 23. Januar 1966, eingepflanzt werden. Man machte einen Einschnitt in die Bauchdecke und pflanzte den austauschbaren Schrittmacher ein. Die Bauchdecke wählte man deshalb, weil sie bei meinem damaligen Gewicht von 43 Kilo die am besten mit Fett gepolsterte Stelle meines Körpers war. Dann wurde noch zwischen meine Mittelrippen ein Einschnitt gemacht. Man mußte ja die Drähte des Schrittmachers am Herzen anbringen. Sie wurden am Gewebe der Herzkammern festgenäht, damit die Schrittmacherimpulse einen guten Übergang finden können.
Beginn eines neuen Lebens
Ich erholte mich schnell und konnte nach 10 Tagen das Krankenhaus verlassen. Meine Freunde und meine Angehörigen bemerkten, daß ich dank der erhöhten Blutmenge, die durch meine Blutgefäße strömte, auf einmal ein frisches rötliches Aussehen hatte. Als ich nach sechswöchiger Genesungszeit wieder zu meinem Arbeitgeber ging, stellte ich fest, daß mein Arbeitsplatz nicht mehr frei war. Kurze Zeit später fand ich eine andere Arbeitsstelle, und jetzt begann ich, mir neue Ziele zu stecken.
Zuerst änderte ich meine Einstellung, indem ich nicht mehr sagte: „Nein, das kann ich nicht“, sondern: „Ja, ich glaube, das kann ich.“ O doch, mir waren noch Grenzen gesetzt! Aber ich begann mich an neue Möglichkeiten zu gewöhnen, vor allem in puncto körperlicher Betätigung. Ich konnte jetzt ganztags arbeiten. Schließlich bezog ich eine eigene Wohnung und dachte zum erstenmal in meinem Leben ans Heiraten.
Meine künftige Frau hatte ich am Abend vor meiner ersten Schrittmacheroperation getroffen. Sie spricht noch heute davon, welch großartige Geschichte dieser junge Mann zu erzählen hatte, die sich aber völlig bewahrheitete, wie sie später feststellte. Ich arbeitete hart, um verschiedene Arztrechnungen in Höhe von etwa 2 000 Dollar zu bezahlen und ein Heim für die Ehe einzurichten. Ich konnte meinen Angehörigen und meinen Freunden beweisen, daß ich körperlich in der Lage war, eine Frau und Kinder zu ernähren.
Im Jahre 1967 heirateten wir. Der Geburt unseres ersten Kindes ging eine gespannte Erwartung voraus. Wir wußten nicht, ob unser Kind meinen Herzfehler erben würde. Mein Arzt hielt diese Wahrscheinlichkeit für unbedeutend. Wir hätten uns nicht zu sorgen brauchen, aber es ließ sich nicht vermeiden. Schließlich kam ein Mädchen mit einem gesunden Herzen zur Welt, und wir waren sehr erleichtert.
Austausch der Schrittmacher
Mein Schrittmacher sollte nach 24 Monaten ausgetauscht werden, da die Batterien nicht länger hielten. Die zwei Jahre vergingen ziemlich schnell. Um den Austausch vornehmen zu lassen, mußte ich wieder ins Krankenhaus. Diesmal war die Operation viel leichter. Der Arzt brauchte nicht mehr zu tun, als einen Einschnitt vorzunehmen, das Fleisch um den Schrittmacher wegzuschälen, die Steckverbindung zu lösen, das alte Gerät zu entfernen und das neue anzuschließen. Dann nähte er die Stelle wieder zu. Der Eingriff wurde in Narkose gemacht und dauerte rund eine Stunde. Ich verbrachte drei Tage im Krankenhaus und konnte nach einer Woche wieder zur Arbeit gehen.
Der erste Schrittmacher fühlte sich wie eine große Gürtelschnalle an meiner Taille an und bildete in der Bauchdecke eine kleine Wölbung. Da sich in der Zwischenzeit mein Gewicht von 43 auf 59 Kilo erhöht hatte, konnte der Arzt das Austauschgerät etwas tiefer legen, so daß es unauffälliger war.
Der nächste Austausch glich im wesentlichen dem vorhergehenden. Doch dann, im Jahre 1972, begann der Arzt mit einer neuen Methode. Ich kam als ambulanter Patient ins Krankenhaus, und die Operation wurde bei Bewußtsein durchgeführt; ich konnte zuschauen. Zuerst wurde eine örtliche Betäubung vorgenommen. Als nächstes wurde ein Einschnitt gemacht und das alte Gerät durch das neue ersetzt. Das dauerte fast eine Stunde, und abgesehen vom ersten Einschnitt und von den Betäubungsspritzen gab es keine Unannehmlichkeiten. Freilich ist man einigermaßen angespannt, wenn man im Wachzustand operiert wird.
Ich fand etwas, woran ich mich klammern konnte, und packte es so fest an, daß mir hinterher die Hände weh taten. Ich versuchte mich abzulenken, indem ich die ganze Stunde lang ununterbrochen redete. Die geringste Bewegung des Arztes wurde von mir verstärkt empfunden. Ich hatte das Gefühl, er drehe meinen Magen um, obwohl kaum etwas bewegt wurde. Als die Stunde vorüber war, scherzten und lachten wir. Ich zog mich dann an und ging zum Auto, um nach Hause zu fahren.
Die neue Methode ist viel kostengünstiger, da der Krankenhausaufenthalt entfällt. Auch dauert die Genesung nicht so lange, weil der Körper sich nicht von den Auswirkungen einer Narkose erholen muß. Ich konnte schon nach drei Tagen wieder zur Arbeit gehen.
Die neuen Schrittmacher haben zudem den Vorteil, daß sie vom Arzt außerhalb des Körpers eingestellt werden können. Man kann die erforderliche Frequenz von 60, 70, 80 oder 90 Schlägen pro Minute mit Hilfe eines kleinen elektronischen Geräts einstellen. Und für die Stärke der elektrischen Impulse gibt es drei verschiedene Stufen. Folglich kann bei einem Arztbesuch der Herzschlag verstellt werden, wenn ein medizinisches Problem oder ein erhöhter Kräftebedarf das erfordert. 1973 war es mir möglich, eine Israelreise mitzumachen, die von der Wachtturm-Gesellschaft veranstaltet wurde. Der Arzt erhöhte meinen Herzrhythmus auf 80 Schläge pro Minute, und das erwies sich als so zufriedenstellend, daß wir es seither nicht mehr geändert haben.
Segen und dann ein Unglück
Ich führte damals ein sehr glückliches Leben. Ich hatte eine gute Frau, zwei hübsche Töchter, ein nettes Zuhause und einen Arbeitsplatz, der mir eine Menge Zeit für christliche Betätigungen ließ. Ich diente auch als Ältester in einer Christenversammlung. Viele meiner christlichen Brüder und Schwestern hätten niemals vermutet, daß ich vorher so stark behindert war oder daß ich einen Herzschrittmacher hatte.
Natürlich hatte ich immer noch nicht so viel Energie, wie ich wollte. Daher mußte ich meine Energie für verschiedene Tätigkeiten einteilen — für die weltliche Arbeit, für die Familie, für christliche Zusammenkünfte, für die Ausarbeitung von Ansprachen und für den Predigtdienst von Haus zu Haus zusammen mit meinen Glaubensbrüdern. Gewöhnlich bedeutete das, daß ich zu Hause etwas schlafen mußte, nachdem ich von der Arbeit gekommen war und bevor ich unsere Zusammenkünfte besuchte. Mir ging es nicht so wie den meisten Leuten. Ich hätte bei einer Überanstrengung auf keine Reserven zurückgreifen können. Aber ich stellte mich geistig darauf ein, in meiner Tätigkeit ausgeglichen zu sein.
An einem Sonntagnachmittag im Sommer 1975 fuhren meine Frau und ich zu meiner Schwiegermutter, um die Kinder abzuholen. Sie hatten bei ihr übernachtet. Ein junger Mann, der uns mit seinem Wagen entgegenkam, war in einer Kurve eingeschlafen und stieß frontal mit uns zusammen. Erstaunlicherweise blieben wir am Leben, waren aber schwer verletzt. Mein Knöchel war gesplittert, da ich beim Zusammenprall den Fuß noch auf dem Bremspedal hatte.
Der Rettungswagen brachte uns in das nächste Krankenhaus. Ich ließ von den Notärzten gleich meinen Schrittmacher überprüfen. Er schlug noch regelmäßig und war durch den Unfall nicht beeinträchtigt worden. Sie nähten mir die Lippe und röntgten den Fuß und das Bein. Als der Facharzt für Orthopädie kam, um nach dem Fuß zu sehen, fragte ich ihn: „Können Sie ihn in Ordnung bringen?“
„Ja, ich denke schon“, antwortete er.
„Werde ich wieder gehen können?“ wollte ich wissen.
„Das können wir jetzt noch nicht sagen.“
„Können Sie die Operation ohne Bluttransfusion durchführen, da ich ein Zeuge Jehovas bin?“
„Nein“, sagte er.
„Können Sie nach einem Arzt Ausschau halten, der dazu bereit ist?“
Unser Hausarzt kannte einen. Als ich diesem Arzt dann die oben erwähnten Fragen stellte, beantwortete er sie genauso, ausgenommen die dritte. Er sagte: „Ohne Blut ist es ein bißchen riskanter, aber wenn Sie es möchten, bin ich dazu bereit.“ Also sagte ich: „Fangen wir an.“
Der Arzt konnte sich bei der Operation mehr Zeit nehmen, da der regelmäßige, kontrollierte Schlag des Schrittmachers die Wahrscheinlichkeit einer Komplikation einschränkte. Die Operation dauerte ungefähr vier Stunden, und es waren zwei Schrauben sowie zwei Metallnägel nötig, um den Knöchel zusammenzuhalten. Da unsere Verwandten und unsere Glaubensbrüder in der Ortsversammlung liebevollerweise die Hausarbeit verrichteten und uns Mahlzeiten kochten, erholten sich meine Frau und ich zusehends. Ich bin glücklich darüber, daß ich wieder gehen kann.
Herrliche Zukunftsaussichten
Zu dieser Zeit lebten wir im Süden Kaliforniens. Nachdem wir aber mit reisenden Aufsehern unserer Glaubensgemeinschaft gesprochen und alles gebetsvoll erwogen hatten, beschlossen wir, in ein Landgebiet im Norden Arizonas zu ziehen, wo wir Jehovas Zeugen im Predigtwerk mehr Hilfe leisten können. In den letzten Jahren war es meiner Frau und mir ab und zu möglich, im „Pionierdienst“ zu stehen. Unseren Nachbarn die biblische Botschaft zu verkünden und mit unseren christlichen Brüdern und Schwestern zusammenzuarbeiten hat uns viele Segnungen gebracht.
Der künstliche Herzschrittmacher hat mein Leben auf jeden Fall verlängert und zweifellos auch verbessert. Zufolge meiner Herzbeschwerden bin ich mit Herzoperationen besser vertraut als der Durchschnittsbürger. Zugegeben, das Herz ist heutzutage für vieles anfällig, und ein künstlicher Schrittmacher kann bestimmte Beschwerden bestenfalls vorübergehend beheben. Studiert man freilich den wunderbaren Aufbau des Herzens, kann man erkennen, daß es ewig schlagen könnte.
Diese Möglichkeit besteht deshalb, weil unser Schöpfer, Jehova Gott, ursprünglich den Vorsatz hatte, daß die Menschen ewig in Glück auf der Erde leben sollten. Dieser Vorsatz wird sich auch gewiß erfüllen, denn in der Bibel wird sogar verheißen: „Gott selbst wird bei ihnen sein. Und er wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch wird Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz mehr sein. Die früheren Dinge sind vergangen“ (Offb. 21:3, 4). Welch großartige Zukunft uns allen bevorsteht! Ja, wir stehen kurz vor einem neuen System, in dem sich alle einer blühenden Gesundheit erfreuen und nicht einmal die geringsten Schwierigkeiten mit dem Herzen oder irgendeinem anderen Organ haben werden. (Eingesandt.)
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