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    Erwachet! 1973 | 22. Mai
    • „Dein Wort ist Wahrheit“

      Hebräische Dichtkunst

      UM DIE wahre Bedeutung irgendeines Teiles der Bibel zu erkennen, ist es eine große Hilfe, wenn man den Schreibstil jedes inspirierten Schreibers in Betracht zieht. Das trifft besonders auf die hebräische Dichtung in der Bibel zu.

      Es ist passend, daß einige Teile der Bibel in poetischem Stil geschrieben wurden. Warum? Poesie spricht nicht nur den Intellekt an, sondern berührt auch das Gefühl. Ihr ist auch eine gewisse symmetrische Form zu eigen, die es leichter macht, einen Gedanken zu erfassen und im Sinn zu behalten. Dichtung appelliert an das Auge und an das Ohr. Aber es gibt oft Schwierigkeiten, die Bedeutung richtig zu verstehen.

      Einige Redewendungen in der Bibel sind offensichtlich nicht buchstäblich, sondern bildlich zu verstehen. Bestimmt ruht die Erde nicht auf buchstäblichen „Einstecksockeln“, noch „klatschen“ ihre Flüsse tatsächlich „in die Hände“. (Hiob 38:4-6; Ps. 98:8) Dennoch werden sehr deutliche Wahrheiten zum Ausdruck gebracht, wenn solche Redewendungen verwendet werden: Die Erde wird durch unveränderliche Gesetze unverrückbar in ihrer Bahn gehalten, und die Flüsse bringen wirklich Wellen hervor, die geräuschvoll an ihre Ufer klatschen. Diese stilistische Abweichung von der gewöhnlichen Prosa ist allerdings im allgemeinen leicht zu erkennen und wird daher auch verstanden, aber das mag bei anderen Besonderheiten der hebräischen Dichtkunst nicht der Fall sein.

      Wie sind zum Beispiel Lamechs poetische Worte in 1. Mose 4:23 zu verstehen?

      „Einen Mann habe ich getötet, weil er mich verwundete,

      Ja einen Jüngling, weil er mir einen Hieb versetzte.“

      Tötete Lamech zwei Personen, einen „Mann“ und einen „Jüngling“? Bis vor etwa zwei Jahrhunderten haben Kommentatoren diese Ansicht vertreten. Jedoch ist seitdem ein genaueres Verständnis der hebräischen Dichtkunst erlangt worden.

      Diese unterscheidet sich von der klassischen und von der modernen Dichtkunst, bei der der Reim häufig ein wichtiges Element ist. Die hebräisch Dichtkunst zeichnet sich durch etwas aus, was Parallelismus genannt wird. Was das bedeutet, kann man am besten an Beispielen verstehen.

      Die übliche Form des Parallelismus ist der sogenannte synonyme Parallelismus, bei dem in der zweiten Zeile der Gedanke eines Teiles der ersten Zeile wiederholt wird, doch in anderen Worten. Psalm 24:1 ist hierfür ein Beispiel:

      „Jehova gehört die Erde und das, was sie erfüllt,

      Das ertragfähige Land und die, die darauf wohnen.“

      Der Satzteil „Jehova gehört“ bezieht sich auf beide Zeilen. Doch die Ausdrücke „die Erde“ und „das ertragfähige Land“ sind poetische Synonyme, ebenso die Worte „das, was sie erfüllt“ und „die, die darauf wohnen“.

      Die gleiche poetische Form wird in dem Vers verwendet, in dem Lamech zitiert wird. Anscheinend tötete er nur eine Person; die zweite Zeile seiner poetischen Erklärung wiederholt die erste Erklärung und erweitert sie etwas, ja sie erweitert einen einzelnen Gedanken durch den Gebrauch verschiedener Wörter.

      In der Bibel ist auch antithetischer Parallelismus zu finden, das heißt, jede Zeile drückt einen entgegengesetzten Gedanken aus. Psalm 37:9 mag als Veranschaulichung dienen:

      „Denn die Übeltäter selbst werden weggetilgt werden,

      Die aber auf Jehova hoffen, sind es, die die Erde besitzen werden.“

      Dann gibt es den synthetischen Parallelismus. Hierbei gibt der zweite Teil des Verses nicht den gleichen Gedanken wieder wie der erste, noch enthält er einen Gegensatz. Es wird vielmehr ein neuer Gedanke hinzugefügt. Psalm 19:7 ist dafür ein Beispiel:

      „Das Gesetz Jehovas ist vollkommen,

      bringt die Seele zurück.

      Die Mahnung Jehovas ist zuverlässig,

      macht den Unerfahrenen weise.“

      Beachte, daß der zweite Teil jedes Satzes den Gedanken vervollständigt; der ganze Vers ist daher eine Synthese, das heißt das Ergebnis der Zusammenfügung einzelner Teile zu einem Ganzen. Erst durch die zweiten Versteile, wie „bringt die Seele zurück“ und „macht den Unerfahrenen weise“, erfährt der Leser, inwiefern das ‘Gesetz vollkommen’ ist und inwiefern die „Mahnung Jehovas ... zuverlässig“ ist. In einer solchen Folge synthetischer Parallelen dient diese Trennung zwischen dem ersten und dem zweiten Teil als eine rhythmische Pause. Zusammen mit der Weiterführung des Gedankens wird daher auch eine gewisse Versstruktur beibehalten, eine Parallele der Form. Aus diesem Grund spricht man hierbei auch manchmal von einem formalen oder konstruktiven Parallelismus.

      Damit soll natürlich nicht etwa gesagt werden, daß die hebräische Dichtkunst heute vollkommen verstanden wird. Das ist nicht der Fall. Es sind zum Beispiel verschiedene Versuche angestellt worden, um das genaue Versmaß festzustellen, das heißt die Gesetze, die die Anzahl der Versfüße in einem Vers und der Silben in jeder Zeile bestimmen. Einige sind sogar so weit gegangen, daß sie den hebräischen Text geändert haben, damit er in ihre eigenen vorgefaßten Vorstellungen über den Stil der hebräischen Dichtkunst paßte. Aber all diese Bemühungen, ein bestimmtes Versmaß zu finden, sind weitgehend erfolglos geblieben. Warum?

      Vielleicht weil es gar kein Versmaß zu entdecken gibt. Während die oben besprochene parallele Gedichtform die Möglichkeit einräumt, Gedanken frei zu äußern und sich weitläufig auszudrücken, ist dies bei einem bestimmten Versmaß nicht möglich, da es einschränkend wirkt. Es ist so, wie es ein ehemaliger Professor der hebräischen Sprache an der Universität Glasgow ausdrückte: „Es wäre nicht passend, wenn göttlich inspirierte Gedanken zu eng an menschliche Kunst gefesselt würden. Sie müssen frei sein; oder sie müssen zumindest in einer solchen Form dargelegt werden, daß sie in ihrer göttlichen Größe nicht eingeengt und in ihrer Schönheit beeinträchtigt werden.“

      Außerdem gibt es Stellen in der hebräischen Bibel, wo man den Unterschied zwischen Prosa und Dichtung nicht deutlich erkennen kann. Einige Teile mögen in Prosa geschrieben sein, die in ihrer Wortwahl fast poetisch klingen. Der Schreiber mag zwar nicht vorgesehen haben, seinen Stoff in einer dichterischen Form darzulegen — wie es in den Psalmen der Fall ist —, doch er mag freien Gebrauch von bildlicher Rede oder von Wortspielen und sogar von Parallelismen machen, um seinen Gedanken Ausdruck zu verleihen. Ob solche Verse in heutigen Bibelübersetzungen als Dichtung gedruckt werden, hängt in diesen Fällen teilweise davon ab, was die Übersetzer als Dichtung verstehen.

      Da das Wissen über die hebräische Dichtkunst unvollständig ist, ist ein Wort der Warnung angebracht, wenn wir anscheinende poetische Parallelismen lesen. Wir sollten nicht vorschnell denken, daß es sich bei zwei Zeilen die ein Parallelismus zu sein scheinen, immer um einen Parallelismus und um nichts weiter handeln könnte. Der Kontext oder ein anderer Teil der Bibel mag eine andere Erklärung zeigen. So heißt es in einer Prophezeiung über den Messias (als der sich Jesus erwies) in Sacharja 9:9 (Textbibel von D. E. Kautzsch):

      „Juble laut, Tochter Zion!

      Jauchze, Tochter Jerusalem!

      fürwahr, dein König wird bei dir einziehen:

      gerecht ist er und siegreich;

      demütig ist er und reitet auf einem Esel,

      auf einem Füllen, dem Jungen einer Eselin.“

      Beim oberflächlichen Lesen kann man den Eindruck haben, daß die Worte „auf einem Esel“ und „auf einem Füllen, dem Jungen einer Eselin“ nur parallele Ausdrücke sind, die sich in Wirklichkeit auf ein einziges Tier beziehen. Es ist wahr, der „Esel“ und das ‘Füllen, das Junge’, sind nur ein Tier. Doch in der Erfüllung sandte Jesus gemäß dem Bericht des Matthäus (21:1-5) Jünger aus, um „eine Eselin angebunden [zu] finden und ein Füllen bei ihr“. „Bindet sie los und bringt sie zu mir“, sagte er. In der Bibel wird somit Sacharjas Prophezeiung so gedeutet, daß darin von zwei Tieren die Rede ist, nämlich von dem „Esel“ oder dem „Füllen, dem Jungen“, und von seiner Mutter, der „Eselin“. Jesus ritt nicht auf der „Eselin“.

      Wenn wir ein besseres Verständnis über den grundlegenden poetischen Stil in Gottes Wort der Wahrheit haben, lernen wir seine literarische Schönheit schätzen. Und was noch wichtiger ist, es hilft uns, die wirkliche Bedeutung zu erkennen.

  • Wir beobachten die Welt
    Erwachet! 1973 | 22. Mai
    • Wir beobachten die Welt

      Indianer systematisch umgebracht

      ◆ Der deutsche Ethnologe Dr. Mark Münzel verbrachte zwölf Monate bei den Aché-Indianern in Paraguay, die als Nomaden in den Urwäldern im Osten des Landes leben. Er hat Beweismaterial zusammengetragen, aufgrund dessen er die Regierung Paraguays anklagt, „eine systematische Ausrottung des Indianerstammes“ zu betreiben. Die Achés würden von der Regierung „wie wilde Tiere“ eingefangen und in Reservate gebracht, wo sie unter unmenschlichen Bedingungen krank und unterernährt dahinvegetierten. Zu Hunderten würden sie durch einfache Krankheiten wie Grippe oder Ernährungsmängel hingerafft. Die Großgrundbesitzer, darunter viele nach dem Krieg nach Paraguay geflüchtete Nationalsozialisten, veranstalteten mit Billigung der Regierung regelrechte Treibjagden auf die scheuen Achés, um sich an deren Landgebieten zu bereichern.

      Die Achés werden „Guayaki“ genannt, was Ratten bedeutet, und man behandelt sie auch so. Es gilt nicht als ein Verbrechen, einen Aché zu töten, sondern es sei eine rühmenswerte Tat, etwa so, wie wenn man einen Jaguar erlege. Dr. Münzel schreibt in seinem Bericht: „Die paraguayische Regierung will die Achés ausrotten, weil dies der bequemste Weg ist, mit dem Problem der Urwaldnomaden fertig zu werden.“

      Film regt zur Schießerei an

      ◆ Offensichtlich durch die Handlung eines Kriminalfilmes angeregt, begann ein Kinobesucher in Beirut während der Vorstellung im Dunkeln eine wilde Schießerei mit einer mitgebrachten Maschinenpistole. Drei Zuschauer wurden mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus gebracht.

      Furcht vor Kirchenverfolgung

      ◆ Hinter den Angriffen gegen die Kirchen in der Bundesrepublik seitens politischer Gruppen und einzelner Medien verbirgt sich nach Ansicht des Pressereferenten im erzbischöflichen Ordinariat München, Prälat Anton Maiers, der Versuch, „die Kirchen als geistige Kraft auszuschalten“. Die Intoleranz antikirchlicher Propaganda habe streckenweise schon „inquisitorischen Charakter“. Es gebe Befürchtungen, daß die Entwicklung konsequent von antikirchlicher Propaganda in Kirchenverfolgung umschlage.

      Aspirin ist gefährlich

      ◆ Aspirin führt möglicherweise zu Fehlgeburten. Diese Entdeckung machte der Wissenschaftler J. W. Aiken von der Pharmakologischen Abteilung der Lilly-Research Laboratories in Indianapolis bei Versuchen mit Ratten. Die Acetylsalizylsäure des Aspirins hemmt die für die Wehentätigkeit verantwortlichen Prostaglandine, so daß es zu einer gefährlichen Verlängerung der Geburt kommen kann. Da Prostaglandine auch bei gebärenden Frauen eine wichtige Rolle spielen, warnt der amerikanische Wissenschaftler vor der Verwendung entzündungshemmender und schmerzstillender Substanzen in der Spätschwangerschaft.

      Unfallflucht nimmt zu

      ◆ Immer mehr Autofahrer in der Bundesrepublik flüchten nach einem von ihnen verursachten Unfall und lassen Tote oder Verletzte zurück. Bei einer Umfrage im gesamten Bundesgebiet wurde ermittelt, daß sich im vergangenen Jahr zehn bis fünfzehn Prozent mehr Autofahrer als 1971 den Folgen eines durch sie zustande gekommenen Unfalls zu entziehen suchten. An erster Stelle bei den Motiven der Fahrerflucht steht nach den Ermittlungen der Polizei Trunkenheit und Angst vor Führerscheinentzug, an zweiter Stelle die Furcht, den Versicherungsrabatt zu verlieren, und an dritter Stelle die „Angst vor der Ehefrau“: Oft wollten die Unglücksfahrer, die mit ihrer Freundin unterwegs waren, der Ehefrau diese Fahrt verheimlichen. Während Wissenschaftler den Unfallflüchtigen vor allem als labilen und rücksichtslosen Charakter darstellen, meint die Polizei daß es für die Unfallflucht keinen speziellen Tätertyp gebe. Jedermann komme für dieses Delikt in Frage.

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