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Gottes Geist zur Reife unerlässlichDer Wachtturm 1952 | 15. Oktober
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Gottes Geist zur Reife unerlässlich
„Wieviel mehr wird der Vater im Himmel heiligen Geist geben denen, die ihn bitten!“ „… der bitte Gott unablässig, denn er gibt allen grossmütig und ohne Vorwürfe.“ — Luk. 11:13; Jak. 1:5, NW.
1. Gibt es Schriftbeweise, die zeigen, dass die Anbetung Jehovas das erste Erfordernis ist?
DIE Anbetung Jehovas ist von lebenswichtiger Notwendigkeit für alle, die sich der Gunst Jehovas erfreuen und in seinem Königreich endloses Leben erlangen möchten. Jetzt zur gleichen Zeit, da sein ihm ergebenes Volk dem Gebot: „Saget unter den Nationen: Jehova regiert!“ gehorcht, folgt es auch dem Aufruf: „Betet Jehova an in heiliger Pracht!“ (Ps. 96:9, 10) In der Tat: Anbetung wird die Königreichsvorschrift und -prüfung sein, denn: „Es wird geschehen, dass alle … von Jahr zu Jahr hinaufziehen werden, um den König, Jehova der Heerscharen, anzubeten und das Laubhüttenfest zu feiern. Und es wird geschehen, wenn eines von den Geschlechtern der Erde nicht nach Jerusalem hinaufziehen wird, um den König, Jehova der Heerscharen, anzubeten: über dasselbe wird kein Regen kommen.“ (Sach. 14:16, 17) Jesus betonte ebenfalls die Wichtigkeit der Anbetung als erstes Erfordernis, welches in dem dem Volke Israel gegebenen Gesetz aufgenommen war, als er Satans Versuchung zurückwies: „Geh hinweg, Satan! Denn es steht geschrieben: ‚Jehova, deinen Gott, sollst du anbeten, und ihm allein sollst du heiligen Dienst darbringen.‘“ — Matth. 4:10, NW.
2. Hatte Jesus eine andere Auffassung von der Anbetung als die Juden, und in welch besonderer Hinsicht?
2 Die Juden dachten, ihre Form der Anbetung sei völlig befriedigend, und behaupteten, sie sei in Übereinstimmung mit Gottes ursprünglicher Anweisung. Jesus aber erklärte etwas anderes, als die Samariterin am Brunnen eine Frage aufwarf mit den Worten: „Unsere Vorfahren haben auf diesem Berge angebetet, ihr aber sagt, dass in Jerusalem der Ort sei, wo man anbeten müsse.“ Er erwiderte, dass in dem strittigen Punkt, wie er von ihr zum Ausdruck gebracht werde, die Juden den Vorzug hätten, denn „wir beten an, was wir kennen; denn die Errettung kommt von den Juden her“, aber „ihr betet an, was ihr nicht kennt“. Obwohl die Juden in bezug auf die Anforderungen Gottes hinsichtlich Anbetung ein besseres Verständnis hatten als die Samariter, fuhr Jesus dann fort, eine viel tiefere und ganz andere Ansicht von der Anbetung zu vermitteln. Er sagte: „Die Stunde kommt, und sie ist jetzt, da die wahrhaftigen Anbeter den Vater mit Geist und Wahrheit anbeten werden; denn tatsächlich, der Vater sucht solche als seine Anbeter.“ Welch ein Gegensatz zu irgendeiner früheren Auffassung! In ihrer Form der Anbetung waren die Juden hauptsächlich an äusseren Dingen interessiert, an Zeit und Ort und Art ihrer Beobachtung; doch nun sagte Jesus, dass wahrhaftige Anbetung tiefer gehe, als was man sehen könne, und es müsse „mit Geist und Wahrheit“ geschehen, müsse also nicht nur reine, sondern auch reife Anbetung sein. — Joh. 4:20-24, NW.
3. Was für drei Gründe können angeführt werden, um darzutun, wie wichtig ein Verständnis der Bedeutung einer Anbetung „mit Geist und Wahrheit“ ist?
3 Bestimmt ist es überaus wichtig, so klar wie möglich die volle Bedeutung des Begriffes Anbetung zu verstehen, der Anbetung, die mittels dessen geschieht, was das äussere Auge nicht sieht, mittels „Geist und Wahrheit“! Wichtig aus zwei Gründen: Erstens, weil ‚die Dinge, die man sieht, zeitlich sind, die Dinge aber, die man nicht sieht, ewig‘. (2. Kor. 4:18, NW) Zweitens, weil ungesehene Dinge nicht so leicht verstanden und erfasst werden wie Dinge, die man sehen kann. Und von einem andern Gesichtspunkt aus möchten wir einen dritten machtvollen Grund anführen, denn wenn wir der Weisheit und des Verständnisses ermangeln, werden wir unbeständig in unsern Wegen; so hat Jakobus in Jakobus 1:5-8 argumentiert. Wir geraten ferner in die schwere Gefahr, in dieser Lebensfrage unverfälschter, annehmbarer Anbetung des wahren und lebendigen Gottes getäuscht zu werden, denn „als ihr Gott nicht kanntet, waret ihr Sklaven derer, die von Natur nicht Götter sind.“ (Gal. 4:8, NW) Angesichts der wichtigen Rolle, die Gottes Geist spielt, sowohl in bezug auf Anbetung als auch im Erlangen eines reifen Verständnisses, lasst uns vorerst die Frage biblisch prüfen, warum denn Gottes Geist unerlässlich ist, um Reife im Verständnis zu erlangen.
IM VERSTÄNDNIS
4. (a) Geht aus Psalm 147 hervor, dass seine Erfüllung in unsere Tage fällt? (b) Wie wird darin die unerlässlich notwendige Herzensstellung für das Erlangen der Reife des Verständnisses betont?
4 Aller Geist und alles Verständnis kommen von Jehova her, „aus dem alle Dinge sind“. Für ihn gibt es kein Mass an Geist oder Verständnis. „Gross ist unser Herr, und gross an Macht; seiner Einsicht [seines Verständnisses, AS] ist kein Mass.“ Und da wir diesen fünften Vers von Psalm 147 anführen, wird es sich lohnen, kurz den Begleittext dieses prophetischen Psalmes zu betrachten, da er in direkter Beziehung zu diesem Thema steht. Er beginnt mit einem Aufruf, Jehova zu loben, was „sich geziemt“, weil Lobpreis ein Ausdruck der Anbetung ist. Dann zeigen die Verse 2 und 3, dass er in diesen, in unsern Tagen, seine Erfüllung hat, in der Zeit, da Jehova seine Königreichsorganisation (Jerusalem) aufbaut und sowohl den Überrest der „kleinen Herde“ als auch alle seine „andern Schafe“ einsammelt, damit sie „e i n e Herde“ werden, und sie von ihrem früheren kranken geistigen Zustand huldvoll heilt. Später zeigen die Verse 10 und 11 den Gegensatz zwischen zwei Arten von Menschen: dem Menschen von der Welt, an dem Jehova nicht Gefallen hat, der auf seine eigene Kraft und sein Verständnis baut, symbolisiert durch das Ross und seinen Reiter, und dem Menschen, der Jehova fürchtet und sein gänzliches Abhängigsein von seiner Liebe und Güte erkennt. Dann folgt eine erhebende Beschreibung der Fülle der Segnung und Fürsorge, die für die ‚Kinder Zions‘ vorgesehen ist, welche in seiner Organisation Zuflucht finden und an denen er grosses Wohlgefallen hat, während sie annehmbare Lobpreisung und Anbetung darbringen. Sie sind ‚gesättigt mit dem besten Weizen‘ (SB), das heisst mit geistiger Speise und dem vorzüglichsten Verständnis. In der Tat, ihnen allein offenbart und ‚verkündet [Jehova] sein Wort‘ und dessen verborgenen Sinn. Wahrlich, „keiner [andern] Nation hat er also getan“. (Ps. 147:20) So offenbart dieser Psalm die unerlässlich notwendige Herzensstellung, damit jemand durch Gottes Geist Verständnis erlange. Er offenbart auch den einen und einzigen Kanal, durch den der Geist und das Verständnis gegeben werden, nämlich die Organisation des Herrn, „Zion“, unter dem Haupte Christus Jesus, „durch den alle Dinge sind“. — 1. Kor. 8:6, NW.
5. Wie zeigt 1. Korinther 2:6-10, dass Gottes Geist unentbehrlich ist zum Erlangen von Verständnis, und welche zwei unentbehrliche Dinge wirken mit?
5 Wir kommen nun zu unserer Hauptschriftstelle, welche zeigt, warum Gottes Geist zu einem Verständnis unerlässlich notwendig ist. Der Apostel Paulus erklärt in 1. Korinther 2:6-10 (NW), dass die Schätze der Weisheit Gottes, wie sie in seinem ewigen Vorhaben zum Ausdruck kommen, eingehüllt seien in ein „heiliges Geheimnis“, in „verborgene Weisheit“, welche „keiner der Herrscher dieses Systems der Dinge erkannt“ oder verstanden hat. In der Tat, diese Schätze sind so tief verborgen, dass es für den Menschen ganz unmöglich ist, durch seine eigene Weisheit diese Dinge zu „erdenken“. Paulus erklärt den Grund dafür: „Denn uns hat es Gott geoffenbart durch seinen Geist, denn der Geist erforscht alle Dinge, selbst die tiefen Dinge Gottes.“ O ja, der Reichtum der Weisheit und der Erkenntnis Gottes geht in die Tiefe. (Röm. 11:33) Zwei Dinge sind unumgänglich nötig, wenn wir Verständnis und Wertschätzung erlangen sollen: Erstens muss Gott eine Offenbarung geben, und zweitens müssen wir in Berührung und in Harmonie sein mit dem Kanal seines Geistes, der die Offenbarung, die Gott seinem Volke gibt, übermittelt und erschliesst. Von uns aus können wir die tiefen Dinge Gottes nicht erforschen; nur Gottes Geist kann dies tun. Hier beachten wir drei Beweise für die Erklärung des Apostels.
6. Wie wird veranschaulicht, dass Gottes Geist erforderlich ist, um die „tiefen Dinge“ zu verstehen, (a) in Matthäus 16:17, (b) in Epheser 3:5-9 und (c) in 1. Petrus 1:10-12?
6 (1.) Wir erinnern uns, dass die tiefe Wahrheit über die Frage, wer in Wirklichkeit der Sohn des Menschen zur Zeit seines Erdenlebens war, nur durch eine besondere Offenbarung verstanden wurde, die Gott dem Petrus gab. Sie wurde nicht durch irgendeine Weisheit verstanden, die „Fleisch und Blut“ eigen gewesen wäre. (Matth. 16:17, NW) (2.) In Epheser 3:5-9 (NW) erklärt Paulus, wie das heilige Geheimnis, „das von vergangener Ewigkeit her verborgen gewesen ist in Gott“, nun ‚geoffenbart worden ist durch den Geist‘. Dann, am Schlusse jenes Kapitels (Verse 18-21) schildert Paulus in erhabenen, glühenden Worten die herrliche Aussicht, der sich die wahre Versammlung zu der Zeit erfreut, da sie die Reife erreicht, während sie noch auf Erden weilt, dass sie eine Fülle von Verständnis hätte, um imstande zu sein, „völlig zu begreifen … welches die Breite und Länge und Höhe und Tiefe sei, und zu erkennen die Liebe des Christus, welche die Erkenntnis übersteigt“. Paulus schliesst mit einem Ausdruck der Anbetung dem gegenüber, „der gemäss seiner Kraft, die in uns wirkt, über alle Massen mehr als das tun kann, was wir erbitten oder erdenken“. Gottes Geist ist in der Tat unerlässlich für solch unerträumten Reichtum reifen Verständnisses! (3.) Zur endgültigen Bestätigung beachte man, was Petrus über die frühen Propheten sagt und auch über die Engel, dass sie Gottes Vorhaben von gewissen Gesichtspunkten aus nicht verstehen konnten, selbst nach ‚fleissigem Suchen und sorgfältigem Nachforschen‘. Solche Dinge aber sind nun durch den Geist geoffenbart und angekündigt worden „durch jene [die Apostel, Teile des göttlichen Kanals], die euch die gute Botschaft kundgetan haben mit heiligem Geist, der vom Himmel gesandt wurde“. — 1. Pet. 1:10-12, NW.
7. Welchen Zweck haben die Bemerkungen des Paulus in 1. Korinther 2:11-16?
7 Zum 2. Kapitel von 1. Korinther zurückkehrend, beachte man: Paulus erkannte offenbar, dass seine Worte in Vers 10 nicht so leicht begriffen würden. So fährt er in den Versen 11 bis 16 fort, eingehend zu erklären, wie der Geist die tiefen Dinge Gottes ergründet, sowie die Rolle, die wir dabei spielen. Auf diese Weise behütet er uns vor einer falschen Folgerung, dass nämlich, weil nur Gottes Geist erfolgreich forschen kann, alles, was wir zu tun vermögen, sei, zu bitten und auf eine direkte Offenbarung von Gott zu warten, damit er uns über sein Vorhaben und seinen Willen für uns Licht gebe; und gerade dies tun in der Tat viele religiöse Leute.
8, 9. (a) Was ist unter „Geist“ in Verbindung mit dem Menschen zu verstehen? (b) In welchem Ausmass und in welcher Richtung kann der Geist des Menschen wirken?
8 Paulus lädt uns ein, den Menschen zu betrachten, um uns erkennen zu helfen, was mit Gottes „Geist“ gemeint ist und wie er wirkt und forscht. Wohlan denn, betrachten wir den Menschen, der ursprünglich in Gottes Gleichnis gemacht wurde. Der Mensch hat einen Körper, den er betätigen und zur Arbeit einspannen kann, damit er gewisse Dinge tue. Diese sichtbare Tätigkeit bezeichnen wir als körperlichen Kraftaufwand. Der Mensch hat aber auch einen Sinn, den er betätigen und zur Arbeit einspannen kann. Er kann vernünftig folgern und tief nachdenken und starke Wünsche und Neigungen unterhalten, und er kann zu Entscheidungen kommen und eine bestimmte Handlungsweise festlegen, die durch einen Grundsatz oder eine Taktik beherrscht wird. Diese unsichtbare wirksame geistige Kraft ist das, was wir „Geist“ nennen. Wenn ein Mensch offenbart, dass er zu ganz bestimmten Folgerungen und Entscheidungen gelangt ist, sagen wir, er sei „starken Geistes“; oder wenn sein allgemeiner Lauf von üblen Gedanken und Beweggründen beherrscht wird, sagen wir, er habe einen „schlechten Geist“.
9 Man stelle sich den erstaunlichen Einfluss zum Guten oder Üblen vor, der durch die Betätigung des menschlichen Geistes oder der geistigen Kraft möglich ist, besonders wenn eingespannt in ein entsprechendes Unternehmen, wie zum Beispiel in irgendeine Organisation. Welch machtvoller Einfluss wird ausgeübt durch den starken, rücksichtslosen Geist eines Diktators am Kopf einer totalitären Organisation, der den Geist und das Leben von vielleicht Millionen von Menschen beherrscht! Wiederum, wie treffend die Frage des Apostels in Vers elf! — „Wer von den Menschen kennt die Dinge eines Menschen ausser der Geist des Menschen, der in ihm ist?“ (NW) Wer zum Beispiel kann den Argumenten und Gedankengängen des Sinns eines Juristen folgen, wenn sein Geist sich mit den technischen Feinheiten des Gesetzes beschäftigt? Nur ein anderer Jurist.
10. In welchem Gegensatz steht der Geist Jehovas zu dem des Menschen? und welche Frage erhebt sich dadurch?
10 Wenn wir also das Bild vom Menschen und seinem Geist mit all dessen mannigfaltigen Möglichkeiten betrachten, können wir erkennen, wie unendlich höher der Geist Jehovas in der grenzenlosen Verschiedenheit seiner Wirksamkeit und seines machtvollen Einflusses sein muss. Wie wird denn, angesichts des gewaltigen Gegensatzes zwischen dem Geschöpf und dem Schöpfer, die Kluft überbrückt, so dass wir zu einem Verständnis der tiefen Dinge gelangen können, die im Sinn des Schöpfers enthalten sind?
DIE „BRÜCKE“ BAUEN
11, 12. (a) Welches Bild wird gebraucht, um zu zeigen, wie die Kluft überbrückt werden kann? (b) Wie wird es in seiner Anwendung als passend erkannt?
11 Da ungesehene Dinge nicht so rasch begriffen werden wie sichtbare Dinge, wenden wir uns wiederum einem menschlichen Bilde zu, um ein geistiges Bild zu schaffen, das wir behalten können. Ein Musikkomponist erdenkt in seinem Sinn ein Meisterstück, eine Symphonie mit ihren verschiedenen Teilen, ihren tiefen Harmonien und Motiven, die zu einem herrlichen Höhepunkt führen. Wie aber soll er die Botschaft dieser Symphonie jenen vermitteln, die sie hören möchten? Wie soll er die Kluft überbrücken? Erstens schreibt er alles nieder, erstellt die schriftliche Partitur. Dann sorgt er für die Ernennung eines Dirigenten, der selbst den Geist der Musik haben und gut geübt sein muss, so dass er, nach einem gründlichen Studium der schriftlichen Partitur, ja jeder einzelnen Note und jedes Taktes derselben, völlig in den Sinn des Komponisten eindringen und seinen Geist erfassen und daher fähig sein kann, jede Passage dieser Symphonie getreulich auszulegen. Doch immer noch ist die Kluft nicht überbrückt! Unter der Leitung des Dirigenten und Leiters steht das Orchester, diese auserlesene und hochgeübte, organisierte Schar von Musikern, jeder mit seinem Instrument versehen (ein Orchester taugt nichts ohne Instrumente) und jeder nach fleissigem Studieren und Üben gründlich mit der Musik vertraut. Schliesslich kommt der Abend des Konzertes. Wir sehen den hellerleuchteten, gedrängtvollen Saal und die Zuhörer, stumm der Dinge harrend, voller Spannung und Erwartung. Und während die Töne hervorströmen und sich schliesslich aufschwingen zur atemraubenden begeisternden Höhe einer jubelnden Melodie, schwingt der Geist der ganzen Zuhörerschaft mit und erhebt sich in vollem Widerhall zum Geiste des Komponisten. Die Kluft ist überbrückt!
12 Um dieses Bild anzuwenden: Der Schöpfer hat in seinem Sinn ein herrliches Vorhaben ausgedacht, das er zu unserm Nutzen als das geschriebene Wort aufzeichnen liess. Er hat einen Dirigenten oder Leiter bestimmt, der unter Prüfungen im Gehorsam ein gründliches Studium und eine Schulung durchgemacht hat und völlig geeignet ist, „ein Ausleger, einer aus tausend“ zu sein, sein eigener geliebter Sohn, der besonders gesegnet ist mit dem „Geist der Weisheit und des Verstandes [Verständnisses]“. (Hiob 33:23; Jes. 11:2) Unter diesem Ausleger und Führer ist eine organisierte Körperschaft ergebener Nachfolger aufgebaut worden, die durch ihre vollständige Hingabe an Jehova mit seinem Geist gesegnet werden und durch Studium und Schulung lernen, „Christi Sinn“ zu haben. (1. Kor. 2:16) Diese setzen sich in erster Linie aus der „kleinen Herde“ zusammen. In diesen Tagen aber mehren sie sich um die Tausende der „andern Schafe“ des Herrn, die gleich Massenchören zu dem Orchester hinzukommen, um einem grossen Werk den passenden Ausdruck zu verleihen. Alle sind sie mit Instrumenten ausgerüstet, insofern wir uns all die verschiedenen Arten von Literatur als solche vorstellen wollen. Auf jeden Fall hat jeder das wunderbarste aller Instrumente, die menschliche Stimme, die äusserst wirksam sein kann, wenn du ‚dich weiterhin dem öffentlichen Lesen widmest‘, um so das geschriebene Wort „lebendig“ zu machen. (1. Tim. 4:13, NW) Gleichwie es sich beim Musizieren verhält, so kann jemand seine Zuhörer eher dadurch fesseln, dass er sein Instrument zum „Sprechen“ bringt, als wenn er sich nur auf technische Glanzleistungen verlässt. Ebenso wie das Orchester, das die schriftliche Partitur in ihre richtigen musikalischen Laute und Harmonien umzusetzen lernt, so werden auch wir ‚durch den Geist gelehrt‘, lernen also, wie „geistliche Dinge mit geistlicher Sprache“ zu verbinden sind. (1. Kor. 2:13, NW) Auf diese Weise wird die Kluft durch drei unentbehrliche Dinge überbrückt: den Geist, das Wort und die Organisation.
13. Wie ist es möglich, dass der Sinn des Geschöpfes dem Sinn des Schöpfers begegne?
13 Bestimmt können wir nun besser verstehen, dass, wenn es heisst, Gottes Geist allein könne die „tiefen Dinge Gottes“ erforschen, dies nicht ein Untätigbleiben unserseits bedeutet. Weit davon entfernt! In Tat und Wahrheit müssen wir das Forschen besorgen, müssen aber darauf achten, dies nie durch den eigenen Geist menschlicher Weisheit zu versuchen. Wenn wir aber die nötigen vorbereitenden Schritte tun, die später besprochen werden, lernen wir, wie wir „Weisheit von oben“ erlangen können (Jak. 3:17, NW), indem wir allezeit dicht bei dieser Brücke bleiben — dem Geist, dem Wort und der Organisation. Auf diese Weise können sich die Geister begegnen, unser Sinn dem Sinn des Schöpfers, ja, er hat sich huldreich zu uns, sozusagen auf unser Niveau, herabgelassen, damit unser Geist sich dem seinen unterwerfe und mit diesem Geist zusammenarbeiten kann. Dies ist genau, wie der Text es beschreibt, wenn dort in folgenden Worten berichtet wird, wie eine bestimmte Notwendigkeit von Gott erfüllt werde: ‚Der Geist selbst [Gottes Geist] legt Zeugnis ab mit unserem Geiste.‘ (Röm. 8:16, NW) Wenn wir ferner inne werden, wie unzulänglich unser eigener Sinn oder Geist arbeitet, wenn wir uns im Gebet richtig auszudrücken suchen, so ‚hilft der Geist unserer Schwachheit nach‘. — Röm. 8:26, NW.
14. Welch biblische Wegleitung und Ermunterung wird hinsichtlich des Erforschens der „tiefen Dinge“ gegeben?
14 So sagen wir nochmals: Wir müssen die Nachforschenden sein, doch nur, weil wir „nicht den Geist der Welt empfingen, sondern den Geist, der aus Gott ist, damit wir die Dinge kennen möchten, die Gott uns huldvoll gegeben hat“. Daher sagt Paulus: „Der geistliche Mensch untersucht [erforscht] in der Tat alle Dinge“, „selbst die tiefen Dinge Gottes“. (1. Kor. 2:10, 12, 15, NW) Dies ist in Übereinstimmung mit den vielen Ermahnungen, im Worte Gottes zu suchen und zu forschen, zu studieren und zu graben. Und im Gedanken an das Wort des Herrn: „Wieviel mehr wird der Vater im Himmel heiligen Geist geben denen, die ihn bitten!“, lasst uns ‚Gott unablässig bitten, denn er gibt allen grossmütig und ohne Vorwürfe‘. — Luk. 11:13; Jak. 1:5, NW.
15. Welche Warnung müssen wir beherzigen, wenn wir durch ein Bibelstudium Verständnis erwerben möchten?
15 Ein Wort der Warnung diese Brücke betreffend. Versuche nicht, selbst die Brücke zu schlagen, indem du dir eine eigene Privatbrücke erbaust. So wie es schon zuerst beim Geben der Prophezeiung der Fall war, dass „keine Prophezeiung der Schrift privater Enthüllung“ entsprang, ebenso beim Erlangen des richtigen Verständnisses der Prophezeiung bei ihrer Erfüllung: wir müssen uns sowohl Gottes Geist als seiner Organisation Zion unterziehen; denn nur ‚die Kinder Zions‘ werden „von Jehova belehrt“. (2. Pet. 1:20, NW; Jes. 54:13; 30:20, 21) Es genügt nicht, eine Bibel zu besitzen und sie zu studieren oder sich einer religiösen Körperschaft anzuschliessen, die auf freies Bibelstudium hält. Ungeachtet, wie angestrengt und ernst und gebetsvoll wir studieren, können wir doch das wahre Verständnis nicht getrennt von der Organisation und dem Geiste finden. So vertraue dein Gewicht keinem privatfabrizierten Bau an. Versuche dich auch nicht auf so etwas zu stützen, sondern „vertraue auf Jehova mit deinem ganzen Herzen, und stütze dich nicht auf deinen Verstand [dein eigenes Verständnis, AS]. Erkenne ihn auf allen deinen Wegen, und er wird gerade machen deine Pfade [deine Pfade lenken, AS]. Sei nicht weise in deinen Augen, fürchte Jehova und weiche vom Bösen“. (Spr. 3:5-7) Persönliches Bibelstudium — gewiss! Vor unabhängigem Bibelstudium jedoch hüte dich!
16. Auf welche Gefahr weist Paulus in 2. Korinther 11:13-15 hin?
16 Auch sollten wir unser Vertrauen nicht in irgend jemand setzen, der verwegen und selbstisch genug ist, zu behaupten, er sei ein persönlich eingesetzter „Brückenbauer“, was das lateinische Wort pontifex bedeutet. Auch wenn jemand in vergangener Zeit in der Organisation des Herrn war und ein klares Verständnis und das Vorrecht besass, andern zu helfen, dann aber seine Verbindung mit der Organisation löste, ist es unmöglich, dass er ein wahres Verständnis beibehalte, und besonders unmöglich, dass er weiteres Licht empfange. Vielmehr wird ein solcher wahrscheinlich selbst in diesen Dingen getäuscht, und wird versuchen, andere zu täuschen, weil Satan sich selbst ‚in einen Engel des Lichts verwandelt‘. — 2. Kor. 11:13-15.
17. In welcher Hinsicht wird das Thema der Reife als wichtig erkannt?
17 So lasst uns denn, indem wir diese Warnung beherzigen, zur Reife des Verständnisses voranschreiten, denn dies führt zur Reife der Anbetung, zu unserm Erfülltwerden „mit Geist und Wahrheit“, was wiederum in reifem, heiligem Dienst zum Ausdruck kommt. Ja, Reife ist das Hauptthema, das sich hier durch unser Studium zieht. Um ein bekanntes Wort anzuführen: „Qualität ist besser als Quantität.“ Der Reichtum des Verständnisses hängt eher von der Aufrichtigkeit und Tiefe der Wertschätzung ab als von der Menge der Kopferkenntnis mit Bezug auf die Wahrheit. Paulus schrie nicht all die gelernten Wahrheiten als etwas sich bis zum Himmel Auftürmendes hinaus, sondern rief aus: „O Tiefe des Reichtums und der Weisheit und der Erkenntnis Gottes!“ (Röm. 11:33, NW) Nicht von der Zahl der Instrumente hängt die Qualität eines Orchesters ab, sondern von der Klangfülle des Tons.
18. Warum ist die Reife so unentbehrlich, wie dies in 1. Korinther 3:1-4 besprochen wird?
18 Diese Frage nach der Reife des Verständnisses folgt unmittelbar der Erklärung des Paulus darüber, wie der geistliche Mensch alle Dinge prüfen und erforschen kann. Denn in 1. Korinther 3:1-4 (NW) sagt er weiter, dass jene in Korinth noch nicht „geistlich“-, sondern „fleischlich“-gesinnt waren, unreife Kindlein in Christus, immer noch nur für Milchkost geeignet und daher in schwachem Zustand, nicht stark genug, den fleischlichen Trieben der Eifersucht, des Streites und Sektentums zu widerstehen. Kleinkinder mögen an sich die liebenswertesten kleinen Dinger sein und sind es sicherlich auch in den Augen ihrer Eltern, doch gilt dies nicht in geistigem Sinne.
19. Wie wird Reife des Verständnisses definiert, und soll sie nur das Teil einiger weniger sein?
19 Ausser dem reifen Verständnis, das notwendig ist, um lernen zu können, wie wir die fleischlichen Impulse erfolgreich überwinden, erwähnt Paulus in Hebräer 5:11 bis 6:3 (NW) noch einen andern Grund, weshalb diese Reife so unerlässlich ist. Nachdem er gesagt hat, ein Kleinkind sei auf Milchnahrung beschränkt, veranschaulicht er jemanden, der „unbewandert ist im Worte der Gerechtigkeit“, zufrieden mit dem Verständnis der blossen ‚Grundlehren‘. Dann sagt Paulus mit Nachdruck: „Die feste Speise aber ist für Gereifte, für jene, die durch Gebrauch ihr Wahrnehmungsvermögen geübt haben, um zu unterscheiden zwischen recht und falsch.“ Welch vorzügliche Definition dessen, was ein reifes Verständnis bedeutet! Lasst uns daher auf jeden Fall „zur Reife vorandrängen“. Nachdem wir erst ‚geschmeckt haben, dass der Herr freundlich ist‘, dürfen wir nicht stillstehen, sondern müssen ‚wachsen zur Errettung‘. (1. Pet. 2:2, 3, NW) Die Betonung liegt auf der Notwendigkeit des unablässigen, beständigen Fortschritts. Dies bedeutet nicht etwas furchtbar Kompliziertes, etwas, was nur einigen wenigen Auserwählten möglich wäre, die jahrelang in der Wahrheit gewesen sind und eine gute Bildung genossen haben. Hier ist das natürliche Bild nicht anwendbar. Denn wenn sich auch die Zeit des Wachstums von der Kindheit an bis zur Reife in gewissen Grenzen bewegt, so wird doch das geistige Wachstum nicht in gleicher Weise bestimmt. Der oberste, entscheidende Faktor ist Tiefe der Herzenshingabe und der Wertschätzung. Diese bestimmt die Qualität unseres Verständnisses.
20. Wie kann man den Fortschritt machen, der zu dieser Reife führt?
20 In diesen Tagen ist keine Knappheit an fester Speise vorhanden, die für den Tisch des Herrn vorgesehen ist, seinem Wort entnommen und in dienlicher Weise durch die theokratische Organisation mit Hilfe des Geistes zur Aufnahme bereitet wird. Ist denn für den Aufrichtigen, Demütigen und Lernbereiten eine lange Zeit erforderlich, um die Grundlehren zu erfassen? Warum also nicht schnell zu fester Speise übergehen? Der zu beachtende Punkt ist: Halte niemals inne im Fortschrittmachen, sei es, indem du dich entmutigen liessest oder eingebildet würdest. Warum nicht die Ermahnung des Paulus befolgen? Nachdem er seine eigene Entschlossenheit, unablässig ‚dem Ziele entgegen zu jagen‘, erwähnt hatte, sprach er die Worte: „Lasst uns denn, so viele von uns reif sind, diese geistige Einstellung haben … Auf jeden Fall, in welchem Masse wir auch Fortschritt gemacht haben, lasst uns nach demselben geregelten Lauf ordnungsgemäss weiterwandeln.“ Von eurer ersten Berührung an mit Gottes Organisation seid ihr durch die verschiedenen Studienversammlungen und den Dienstamtkurs auf praktische Weise belehrt worden, wie ihr im Verständnis Fortschritt machen könnt. Wohlan, so geht jetzt einfach in derselben ordnungsmässigen Weise weiter, folgt „demselben geregelten Lauf“ und „haltet euer Auge auf die gerichtet, die auf eine Weise wandeln, welche übereinstimmt mit dem Beispiel, das ihr in uns [den Aposteln] habt“. So können wir allezeit der Gunst Jehovas sicher sein, indem wir Schritt halten und in Gemeinschaft bleiben mit den „wahrhaftigen Anbetern“, die „den Vater mit Geist und Wahrheit anbeten“. — Phil. 3:14-17; Joh. 4:23, NW.
WER IST GEISTLICHGESINNT?
21. Welche Frage entsteht dieserhalb hinsichtlich der „andern Schafe“ des Herrn?
21 Einige unserer Leser haben vielleicht darauf gewartet, die Frage zu stellen: Sind die vorerwähnten Schrifttexte nicht tatsächlich nur an jene gerichtet, die zu der „kleinen Herde“ gehören, welche eine himmlische Hoffnung hat? Und kann denn nicht nur von diesen durch Gottes Geist Gezeugten gesagt werden, sie seien „geistliche Menschen“, die durch Gottes Geist fähig sind, die „tiefen Dinge Gottes“ zu verstehen? Kurz, ist es schriftgemäss, zu sagen, dass jene, die zu den „andern Schafen“ des Herrn gehören, geistlichgesinnt seien?
22. Unter welch ungewöhnlichen Umständen besprach Jesus die Frage der Anbetung?
22 Als Antwort lasst uns eine Frage stellen, die unserm Sinn die rechte Richtung weisen mag. Zu wem sprach Jesus jene huldvollen Worte des Lebens, und wem schenkte er jene neue, tiefe Auffassung von Anbetung „mit Geist und Wahrheit“? Etwa seinen nächsten Nachfolgern, über die binnen kurzem zu Pfingsten der Geist ausgegossen werden sollte? Nein, nicht einmal einem Israeliten, sondern einer Aussenstehenden, einem Weibe von Samaria. Erstaunlich! Ja, die Jünger waren überrascht, und noch überraschter zweifellos, als sie erfuhren, dass nach einem bloss zweitägigen Besuch Jesu viele weitere Samariter gläubig wurden und bekannten: „Wir wissen, dass dieser Mann bestimmt der Retter der Welt ist.“ — Joh. 4:27, 42, NW.
23. Geben die „andern Schafe“ Anlass zu Überraschung in diesen Tagen? und was für eine Gewähr bietet die Schrift hierfür?
23 Johannes, der die Freude hatte, diese Begebenheit aufzuzeichnen, war wiederum überrascht, als er, viele Jahre später, in der Vision, nachdem er von einer eingehenden Zählung der 144 000 versiegelten Sklaven, die das geistliche Israel ausmachen, gehört hatte, „eine grosse Volksmenge“ erblickte, „die kein Mensch zählen konnte“ und die Gott und dem Lamme Rettung zuschrieb; er musste bekennen, dass er nicht wusste, wer sie war. Wir deuten nicht an, dass jene Samariter zur selben Schar gehört hätten wie die „grosse Volksmenge“ von Offenbarung 7, die „andern Schafe“ des Herrn. Vielmehr wird angenommen, dass, wenn jene Samariter an ihrem Glauben an Jesus festhielten, sie sich den heidnischen Gläubigen anschlossen, die zur bestimmten Zeit der Versammlung der „kleinen Herde“ hinzugefügt wurden. Das Überraschungsmoment jedoch bleibt und bringt uns auf den Gedanken, dass auch wir uns auf ähnliche Überraschungen gefasst machen müssen, besonders hinsichtlich jener, die an diesem vorgerückten Tage unerwartet schnell in die Gunst des Herrn kommen. Wer von unsern Lesern, der in der Stadt New York anwesend war, erinnert sich nicht des aussergewöhnlichen Aufschreis entzückter Überraschung aus der mächtigen, fast unsichtbaren Zuhörerschaft, welche das Yankee-Stadion an jenem warmen Sommerabend im August 1950 füllte, als der Sprechende kundgab, dass eine Anzahl der voraussichtlichen „Fürsten“ der neuen Erde anwesend sei? — Ps. 45:16.
24. Angesichts welchen Umstandes denken wir, dass diese „andern Schafe“ reifes geistiges Verständnis benötigen?
24 Diese „andern Schafe“ sind heute nicht ausserhalb des Tempelhofes zu sehen, sondern direkt drinnen; denn dort sah Johannes die „grosse Volksmenge“, wie sie „vor dem Throne Gottes“ stand und „in seinem Tempel Tag und Nacht heiligen Dienst“ darbrachte. (Off. 7:9-15, NW) Sie sind nicht die „lebendigen Steine“, die jenes „geistliche Haus“ bilden. (1. Pet. 2:5, NW) Wer aber könnte verneinen, dass sie zu den wahrhaftigen Anbetern gehören, die „mit Geist und Wahrheit“ anbeten und geistlichgesinnt sind, ‚indem sie auf die Dinge des Geistes sinnen‘, und dies angesichts ihrer engen Verwandtschaft und Annahme bei Gott und dem Lamme und auch im Hinblick auf ihre reine Anbetung, die daraus folgt, dass sie „ihre Kleider gewaschen“ haben und in diesem geistlichen Haus heiligen Dienst darbringen? Denn bestimmt ‚sinnen sie nicht auf die Dinge des Fleisches‘. Und bestimmt müssen jene, die in bevorrechteten Stellungen von Verantwortung als „Fürsten“ dienen, ein reifes Verständnis haben, das nur mit Hilfe des heiligen Geistes gewonnen werden kann.
25. Wie wirft Hebräer 11 Licht auf diesen Gegenstand hinsichtlich der Haltung und Hoffnung derer, die sich vor dem Tage Christi als treu erwiesen?
25 Der ausschlaggebende Faktor scheint folgender zu sein: Worauf sind ihre Herzen und Sinne und ihre Hoffnungen gerichtet? Häufen sie sich Schätze auf Erden an, indem sie am Geiste dieser Welt teilhaben, oder sind sie in derselben glücklichen Stellung wie die in Hebräer, Kapitel 11, Beschriebenen? Die Ausdrucksweise ist hier ebenfalls überraschend, wenn man sich daran erinnert, dass in diesem Kapitel von jenen Männern und Frauen mit starkem Glauben und Ergebenheit die Rede ist, die vor den Tagen Christi lebten und starben. Es heisst hier: „Sie streben nach einem besseren Ort, das ist einem, der zum Himmel gehört“, weshalb Gott „eine Stadt für sie bereitet hat“, und zufolge dieser Vorkehrung und Verheissung waren sie „Fremdlinge und zeitweilig im Lande Wohnende“. In andern Worten: es bewirkte, dass sie sich von der Welt und dem „Geist der Welt“ abwandten und statt dessen ihr Angesicht dem theokratischen Königreich, der theokratischen Herrschaft, zuwandten, die dem Wesen nach geistlich ist, dem „Neuen Jerusalem“, das „aus dem Himmel“ herabkommt. Sie hatten keinen Gedanken, keine Hoffnung, in den Himmel zu kommen, doch erwarteten sie, einen Teil jener Neuen-Welt-Gesellschaft zu werden, die zum Himmel gehört, und sie waren im Geiste völlig darauf abgestimmt, obwohl sie so lange vor der Zeit derselben lebten. Man beachte auch jenes überraschende Wort, Mose habe denselben Sinn oder dieselbe geistige Einstellung wie Christus gehabt, indem er es sich erwählte, „lieber übel behandelt zu werden mit dem Volke Gottes, als den zeitlichen Genuss der Sünde zu haben“ zusammen mit den „Schätzen Ägyptens“. — Heb. 11:13-16, 25, 26; Off. 21:2, NW.
26. Sollten wir folgern, dass a l l e von Gottes Volk geistlichgesinnt sein müssen, und mit welchen in Psalm 23 erwähnten Aussichten?
26 Das Gewicht der schriftgemässen Beweise scheint daher in überwältigendem Masse zugunsten der Folgerung zu lauten, dass alle Schafe des Herrn gleichgesinnt, geistlichgesinnt sein müssen, und wir bitten und ermuntern alle, die erkennen, dass sie zu der „e i n e n Herde“, unter den „e i n e n Hirten“, gebracht worden sind (wenn sie auch nicht alle zu derselben Hürde gehören), vereint auf den reichen „grünen Auen“ zu weiden. Lasst euch erquicken durch die lebendigen „stillen Wasser“ und hingeleiten auf den „Pfaden der Gerechtigkeit“ zu einem reifen Verständnis, „um seines Namens willen“, erkennend, dass wir nur dann annehmbare und wahre Anbetung darbringen können, wenn wir mit seinem Geist und seiner Wahrheit erfüllt sind. — Joh. 10:16, NW; Ps. 23:2, 3.
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Eine reife Ansicht über HingabeDer Wachtturm 1952 | 15. Oktober
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Eine reife Ansicht über Hingabe
1. Wenn Reife für alle so unbedingt notwendig ist, was bedarf dann als Nächstes der Besprechung?
VORHIN äusserten wir unsere Absicht, die vorausgehenden Schritte zu besprechen, die unerlässlich sind, um unsere Füsse richtig auf den Weg zu bringen, auf dem wir „Weisheit von oben“ erlangen. Auch in dieser Hinsicht ist Gottes Geist zum Erlangen der Reife in bezug auf ein schriftgemässes Verständnis unserer Hingabe an Gott unerlässlich.
2. Was ist der erste vorausgehende Schritt, und gilt er für alle Fälle?
2 Der erste notwendige Schritt dem Akt unserer Hingabe entgegen ist „Umkehr zu Jehova“. (2. Kor. 3:16, NW) Dies gilt in dem Falle einer Person, die früher Mitglied eines Religionssystems der Christenheit, des modernen Babylon, gewesen ist, gleichwie die Juden in den Tagen der Urkirche, die an ihr System des Judaismus gebunden waren. Es bezieht sich aber auch auf den Fall einer Person, die sich wie die Athener nicht dazu bekannt hat, dem Bundesvolke Gottes anzugehören. Der Apostel Paulus behandelte beide Fälle, und viel kann daraus gelernt werden.
3. Wie weist Paulus auf die Wurzel der Schwierigkeiten der Juden hin, und welch wichtige Rolle spielt der Glaube in dieser Hinsicht?
3 Hinsichtlich der Juden erklärte er, dass sie hochbegünstigt waren, dem Worte Jehovas zu lauschen, das in den Schriften Moses enthalten war, in jenem „alten Bunde“, den er mit ihm schloss. Als Nation jedoch machten sie keinen Fortschritt zur Weisheit und zum Verständnis. Statt dessen sagt Paulus: „Ihr geistiges Wahrnehmungsvermögen war abgestumpft“, und „ein Schleier liegt auf ihren Herzen“. Oh, hier lag die Wurzel ihrer Schwierigkeiten! Nicht dass sie der geistigen Fähigkeit ermangelt hätten, sondern sie hatten nicht den rechten Herzenswunsch, der sich kundgetan hätte durch einen Geist des Glaubens und der Demut. An anderer Stelle deutet derselbe Apostel auf die Grundursache einer falschen Herzensstellung hin, als er seine hebräischen Brüder warnte vor „einem bösen Herzen, das des Glaubens ermangelt, indem es sich vom lebendigen Gott entfernt“. So können wir denn nicht in rechter Richtung Fortschritt zu machen anfangen, es sei denn, wir kehrten im Glauben zu Jehova um. Die vom Apostel dargelegte Regel bewahrheitet sich bei jedermann ohne Ausnahme: „Ohne Glauben ist es unmöglich, sein Wohlgefallen zu erlangen, denn wer Gott naht, muss glauben, dass er ist, und dass er denen, die ihn ernstlich suchen, zum Belohner wird.“ — 2. Kor. 3:14-16; Heb. 3:12; 11:6, NW.
4. Stehen grosse Segnungen und Vorrechte denen in Aussicht, die aufrichtig zu Jehova umkehren?
4 Man beachte nun die herrliche Aussicht, die sich vor den Blicken dessen auftut, der in Aufrichtigkeit und Wahrheit zu Jehova umkehrt, und während wir die Richtung sehen, den sein Lauf nimmt, werden wir die vertrauten Grenzsteine erkennen, die in dem soeben Studierten bezeichnet sind. Denn in 2. Korinther 3:16 bis 4:6 (NW) erklärt der Apostel weiterhin, dass wir, wenn der Schleier weggezogen sei, von der Finsternis und Knechtschaft des Irrtums befreit werden und an jenen Ort hinkommen (die Organisation des Herrn, Zion) und in jenes Verhältnis hinein, „wo der Geist Jehovas ist“. Hier besteht Freiheit, die tiefen Dinge zu erforschen und „umgewandelt“ zu werden, indem wir unsern Sinn neu gestalten, so dass wir die Herrlichkeit Jehovas widerspiegeln und zurückstrahlen können, was alles ‚genau so wie durch Jehovas Geist getan wird‘. Alle so in Zion Begünstigten haben ein herrliches „Dienstamt“, „aus Finsternis Licht leuchten“ zu lassen, damit weitere Gefangene freigemacht werden können von der Knechtschaft gegenüber dem „Gott dieses Systems der Dinge“, indem wir ‚die Wahrheit kundtun … jedem menschlichen Gewissen‘. — Jes. 59:21; 60:1.
5. Ist ein ähnlicher Lauf für jene vorgeschrieben, die früher nie Gott zu dienen bekannten, und gibt es eine Ermunterung für a l l e, Jehova zu suchen?
5 Was jene betrifft, die zuvor nicht bekannt hatten, Jehova Gott zu dienen, beachte man, dass Paulus für jene Athener im wesentlichen denselben Lauf vorschrieb. Auch sie mussten „Gott suchen, ob sie ihn wohl ertasten und wirklich finden möchten, wiewohl er zwar [zu unserer Ermutigung] nicht fern ist von einem jeden von uns“. Und „Gott hat die Zeiten solcher Unwissenheit übersehen, heisst aber jetzt die Menschen, dass sie alle überall bereuen sollen“. (Apg. 17:27, 30, NW) Das griechische Wort für „bereuen“ birgt buchstäblich den Gedanken einer Sinnesänderung, einer „Umkehr zu Jehova“ in sich. Was immer auch der frühere Lauf irgend jemandes gewesen sein mag, gibt es in Gottes Wort doch für alle jede nötige Ermunterung, diesen ersten Schritt des Bereuens zu tun und in die rechte Herzensstellung zu gelangen. Man betrachte zum Beispiel folgende huldreiche Worte: „Suchet Jehova, während er sich finden lässt; rufet ihn an, während er nahe ist. Der Gesetzlose verlasse seinen Weg, und der Mann des Frevels seine Gedanken; und er kehre um zu Jehova, so wird er sich seiner erbarmen, und zu unserem Gott, denn er ist reich an Vergebung.“ Denn „auf diesen will ich blicken: auf den Elenden und den, der zerschlagenen Geistes ist, und der da zittert vor meinem Worte“. — Jes. 55:6, 7; 66:2.
6. Was für zwei wichtige Dinge werden gewöhnlich zuerst erkannt, wenn jemand zu einer Erkenntnis der Wahrheit kommt?
6 Was folgt als Nächstes? Lasst uns als Veranschaulichung den Fall jemandes aufgreifen, der mit Jehovas Zeugen kürzlich in Berührung gekommen und mit ihrer Hilfe zu einer Wertschätzung der Erkenntnis der Wahrheit von Jehovas herrlichem Vorhaben und gnadenvoller Vorkehrung gelangt ist. Er hat sich abgewandt von seinem früheren Lauf und ist zu Jehova umgekehrt, denn er erkennt, dass er aus der Finsternis ins Licht gebracht worden ist. Er sieht jetzt die überragende Streitfrage der universellen Souveränität Gottes und weiss gemäss dem Worte Gottes, dass sie binnen kurzem ein für allemal vor der ganzen Schöpfung in Harmagedon, dem „Krieg des grossen Tages Gottes des Allmächtigen“, erledigt werden wird. Er weiss, dass dies der Triumph des Königreiches Gottes mit seinen gerechten Heeren sein wird, die unter Jehovas gesalbtem „König der Könige“ kämpfen, und dass der vorausgesagte Sieg absolut gewiss ist, denn schon seit 1914 n. Chr. hat Jehova über seine Feinde gelacht und gespottet mit den Worten: „Habe doch ich meinen König gesalbt auf Zion, meinem heiligen Berge!“ Er ist begeistert von dieser klaren Vision, und er erkennt zudem aus Gottes Wort, dass zu dieser „Zeit des Endes“ ein überaus wichtiges, dringendes Werk zu tun ist: Gottes „befremdendes Werk“, ein Werk des Zeugnisgebens, des Ausrichtens einer Botschaft der Warnung sowie einer Botschaft des Trostes und der Unterweisung für alle, die sie beherzigen wollen. — Off. 16:14; 19:11-16; Ps. 2.
7. Nach welcher Richtung der Vernunftschlüsse und Handlungsweise führt das Verständnis der Streitfrage und des Werkes des Herrn?
7 ‚Ja‘, sagt er zu sich selbst, ‚ich erkenne die Streitfrage deutlich und verstehe, dass Jehovas Zeugen in der Tat des Herrn Werk tun. Und ich bin durch Gottes Gnade entschlossen, Stellung auf der rechten Seite der Streitfrage zur Unterstützung der gerechten Sache des Königreiches Gottes zu beziehen. Ferner sehe ich, dass es mein Vorrecht und meine Verantwortlichkeit ist, in grösstmöglichem Ausmass aktiven Anteil am Zeugniswerk zu nehmen, indem ich ihm in meinem Leben den ersten Platz einräume. Da ich Stellung bezogen und mich dem Dienste Gottes völlig hingegeben habe, wie er unter der Leitung seiner theokratischen Organisation durchgeführt wird, erkenne ich, dass, gemäss der Schrift, für mich die Wassertaufe als Symbol meiner vollständigen Hingabe und der von mir bezogenen Stellung der nächste Schritt ist.‘ Das tut der Betreffende in dem Glauben, dass ein klargezeichneter Weg vor ihm liegt, der ihn, wenn er ihn einhält, zu dauerndem Leben und Glück auf Erden unter Gottes Königreichsherrschaft und Segen führt.
8. Wirkt sich der klargezeichnete Lauf stets so aus wie geplant, oder tauchen verschiedene Gründe auf, die es als unmöglich erscheinen lassen, ihm zu folgen?
8 Soweit ganz gut, nicht wahr? Kann man aber diesem klargezeichneten Lauf denn immer so genau folgen? Zweifellos hast du von Fällen gehört oder bist mit solchen persönlich in Berührung gekommen, oder vielleicht machst du gerade jetzt selbst eine solche Erfahrung durch, wo es unmöglich zu sein scheint, den Lauf einzuhalten, den du eingeschlagen hast. Es mag aus diesem oder jenem Grunde sein. Vielleicht sind die Härten des Zeugniswerkes an sich in der Wirklichkeit weit prüfungsvoller als du es dir, gestützt auf den Optimismus und Enthusiasmus deiner Mitzeugen, vorgestellt hattest. Es mag dir in dem Gebiet, wo du arbeitest, nicht so grosser Widerstand begegnen, aber eine derartige Gleichgültigkeit, dass du fühlst, wie du dadurch ermattest. Oder vielleicht ist es etwas nicht direkt mit dem Werk des Herrn in Beziehung Stehendes, sondern ein ernstes häusliches Problem, das wegen deiner Stellungnahme entstanden ist und das dich geistig stark beansprucht und dich unglücklich macht und anscheinend schwerer ist, als du zu tragen vermagst. Oder vielleicht sogar etwas ganz Gegenteiliges, etwas oder jemand, der in dein Leben eingetreten ist mit einer solch starken Anziehungskraft, dass du das Empfinden hast, du könnest einfach nicht widerstehen. Du weisst aus allem, was du, ausser aus biblischen Beispielen, wie sie in Hebräer 11 erwähnt sind, gehört hast, dass alle von Gottes Volk solche Erfahrungen durchmachen, und dass sie unter solchen Prüfungen und Versuchungen treu aushalten; aber in diesem Fall kommt es dir einfach vor, als ob du direkt aus dem Gleichgewicht geworfen seiest und dir mehr aufgeladen habest, als du tragen könnest. Die Verheissungen des Wortes Gottes scheinen für deinen Fall nicht zu gelten. Du hast das Empfinden, als ob du den Brüdern nicht unter die Augen treten dürftest, und du wendest dich alten Leidenschaften zu oder fliehst zu neuen hin, in dem Versuch, deine Sorgen zu ertränken.
9. Erfährt man manchmal mit Neuinteressierten eine Enttäuschung, und sollten wir schnell folgern, es könne nichts mehr getan werden, um ihnen zu helfen?
9 Vielleicht hast du, lieber Leser, nie eine solche Erfahrung gemacht, magst indes die Freude gehabt haben, andern die Wahrheit erkennen zu helfen, und du hast gesehen, wie sie auf die beschriebene Weise zur Wahrheit kamen, und dann, gerade als du dachtest, sie seien in der Sicherheit der Hürde, indem sie Stellung bezogen und getauft wurden, begannen sie zu schwanken und zu stolpern, wie es angedeutet worden ist. Was ist denn verkehrt gegangen? Du erinnerst dich, welch gute Fortschritte sie zu machen schienen, während du mit ihnen ein Heimbibelstudium durchführtest. Nun aber, obwohl du begierig bist, ihnen auf irgendeine mögliche Weise zu helfen, wobei du Gottes Führung in der Sache suchst, wollen sie deine Hilfe nicht annehmen und lehnen es vielleicht sogar ab, dich zu empfangen. So leid es dir tut, folgerst du, es könne nichts weiteres geschehen und du würdest deine Aufmerksamkeit besser anderswohin lenken, um frisches Interesse zu finden und dieses zu betreuen, indem du dich mit dem Gedanken tröstest, dass diese Dinge in jenem Bilde vorausgesagt wurden, das Jesus über den Samen gab, der in nicht tiefes Erdreich gesät war oder rasch von Dornen überwuchert wurde. Indes ist in der Wachtturm-Studie über jenes Gleichnis (vom 1. April 1951) deutlich darauf hingewiesen worden, dass diese Verhältnisse, welche Fruchtlosigkeit zeitigen, sich nicht automatisch einstellen müssen und etwas seien, was nicht geändert werden könnte; nein, sowohl in bezug auf Hilfe für uns selbst oder für jemand anders haben wir eine grosse Verantwortung. So lasst uns neuerdings an die Frage herantreten: Was ist denn da verkehrt gegangen?
URSACHE DES RÜCKFALLS
10. Soll unsere Hingabe in erster Linie so angesehen werden, als ob sie einem Werke gelte oder einer Person, und was für ein Unterschied besteht da?
10 Du magst sagen, Unreife sei die Ursache davon. Ja, doch in welch besonderer Hinsicht? Wir äussern den Gedanken, dass es sehr gut ein Mangel an Verständnis hinsichtlich alles dessen ist, was der Schritt der Hingabe bedeutet. Wir möchten den Punkt hervorheben, dass es sich nicht einfach darum handelt, uns einem Werke hinzugeben und diesem den ersten Platz in unserm Leben einzuräumen, sondern dass wir uns in erster Linie einer Person hingeben, Der Person Jehova. Und was ist denn da für ein Unterschied? Ein ganz gewaltiger. Dies hilft uns vermeiden, den Fehler zu begehen, dass wir unsere Hingabe lediglich als einen grundlegenden Schritt ansehen, den wir getan haben und der darum abgetan ist, um sodann an die Arbeit zu gehen. Statt dessen sollte er als der Eingang in ein lebenswichtiges Verhältnis betrachtet werden, das zu allen Zeiten aufrechterhalten und eifersüchtig behütet werden muss.
11. (a) Wo finden wir Aufschluss über den Hingabeakt Jesu? (b) Wie offenbarte er ein reifes Verständnis des Gesetzes Gottes in Verbindung mit seiner Hingabe?
11 Um die diesbezügliche biblische Wegleitung zu erhalten, könnten wir nichts Besseres tun, als unsern Führer und unser Vorbild Christus Jesus zu betrachten. Zu unserm Nutzen wie auch zu dem seinigen hat Jehova in seiner Huld durch sein Wort genau die Überlegungen in Jesu Sinn und die Einstellung seines Herzens gezeigt, die ihn bewog, sich durch Johannes untertauchen zu lassen. Dies wurde in Psalm 40 aufgezeichnet. Dieser Psalm wurde Hunderte von Jahren geschrieben, ehe Jesus auf die Erde kam, und wir haben positive Anhaltspunkte über seine Anwendung, denn der Apostel zitiert Psalm 40:6-8, wenn er in Hebräer 10:5-10 darüber spricht, wie Jesus sich selbst als Opfer dargeboten habe. Diese Verse lesend, erfahren wir folgendes: Jesus erkannte, dass statt der Tieropfer und Gaben, die unter dem alten Gesetzesbund gemacht wurden, es nun sein Vorrecht sei, sich als „ein einziges Opfer für Sünden für immer“ darzubringen. (Heb. 10:12, NW) Indem er so seine Herzensstellung in seiner Selbsthingabe zum Ausdruck brachte, sagte er: „Siehe, ich komme … Dein Wohlgefallen [deinen Willen, Me] zu tun, mein Gott, ist meine Lust.“ Doch sagst du, beweisen diese letzten Worte denn nicht völlig, dass es die Hingabe an ein Werk ist, um Gottes Willen zu tun? Einen Augenblick! Reife bedeutet Verständnis, nicht bloss von etwas Wahrheit über irgendeinen Gegenstand, sondern von der ganzen Wahrheit, indem wir das vollständige Bild in den Sinn aufnehmen, jeden Teil an seinem rechten Ort und im rechten Verhältnis zum Ganzen. Lasst uns also den nachfolgenden Schlussworten in Jesu Hingabeakt das gebührende Schwergewicht geben: „Dein Gesetz ist im Innern meines Herzens.“ (Ps. 40:7, 8) Wie dies? In welcher Form? In den Zehn Geboten? Jesus wies in seinen zusammenfassenden Worten vor dem jüdischen Schriftgelehrten auf eine viel reifere Ansicht des Kerngedankens von Gottes Gesetz hin, als er sagte, Jehova, unser Gott, sei e i n e r und es gebe keinen andern (indem er so seine Oberherrschaft als die überragende Streitfrage hervorhob); wir sollten ihn daher lieben mit unserm ganzen Herzen, unserm Verständnis und unserer Kraft und unsern Nächsten wie uns selbst. (Mark. 12:28-34, NW) Ah, hier kommen wir zur Wurzel der Sache! Das war der tiefliegende Grund, weshalb Jesus sagen konnte: „Deinen Willen zu tun ist meine Lust“ und weshalb er durch die schwersten Leiden und Prüfungen hindurch auf diesem Lauf beharrte und dabei blieb, nicht nur, weil er sah, dass es ein gutes Werk war, von dem so viel abhing, sondern wegen seines Verhältnisses zu seinem himmlischen Vater, weil er seine Oberhoheit anerkannte und ihn mit unverbrüchlicher Anhänglichkeit und Hingabe liebte.
12. Wie zeigt das Eheverhältnis die Notwendigkeit, die Dinge von erster Wichtigkeit an die erste Stelle zu setzen?
12 Um die relative Wichtigkeit zwischen diesem Verhältnis und dem Werk zu veranschaulichen, betrachte man das Eheverhältnis. Wenn eine Frau heiratet, weiss sie, dass im Sorgen für das Heim und im Erziehen der Kinder wichtige Arbeit vor ihr liegt, ja viel Arbeit, denn „eines Weibes Arbeit wird nie alle“. Wenn sie aber eine wahre und weise Frau ist, erfasst sie, wieviel notwendiger und wichtiger es ist, dass sie treulich und beständig ihr Teil tut im Bewahren dieses kostbaren Eheverhältnisses, der gegenseitigen Zuneigung, Liebe und Ergebenheit, indem sie eifersüchtig darüber wacht, dass nichts aufkomme, was Anlass geben könnte, dass sie beide das Vertrauen oder den Respekt verlören und auseinandergetrieben würden. In diesen Tagen, wo Selbstsucht ins Kraut geschossen ist, scheint die Eheschliessung oft als ein Schritt aufgefasst zu werden, den man nun einmal tue, statt als ein Verhältnis, in welches man eintritt, um es zu bewahren und zu behüten. Dies mag der Grund sein, warum so viele Ehen so bald scheitern.
13. Führt das rechte Verständnis über unsere Hingabe zu einer reifen Ansicht über unsere Verantwortlichkeit dem Werke des Herrn gegenüber?
13 Lasst uns um jeden Preis und zu allen Zeiten unsere völlige und selbstlose Herzenshingabe an Jehova sorgsam behüten, denn sie ist der Inbegriff unserer Hingabegelübde. Gleichwie Jesus sind wir der Einladung gefolgt: „Gib mir, mein Sohn, dein Herz.“ (Spr. 23:26) Und fortan heisst es: „Behüte dein Herz mit aller Wachsamkeit, denn von da aus sind die Brunnen des Lebens.“ (Spr. 4:23, AÜ) Setzt dies etwa die Wichtigkeit des Werkes des Herrn und unsern Anteil daran herab? Ganz und gar nicht. Es hilft uns, dies vom Standpunkt der Reife aus zu betrachten und mit dem rechten Beweggrund eifrig daran teilzunehmen, weil wir den Namen Jehovas erhöhen möchten, weil wir ihn mit allem, was wir haben, lieben, und weil wir unsern Nächsten lieben und wünschen, dass er teilhabe an den gleichen Segnungen, deren wir uns erfreuen. Unsere Teilnahme am Dienste Jehovas ist der unerlässliche und beständige Beweis unserer fortwährenden Hingabe. (Joh. 14:15; 1. Joh. 5:2, 3, NW) Bestimmt können wir nun viel besser begreifen, dass ein reifes Verständnis mit Hilfe des Geistes Gottes zu einer reifen Anbetung „mit Geist und Wahrheit“ führt, welche ihren vollen Ausdruck in reifem, heiligem Dienst findet. Hat Jesus nicht diese beiden, Anbetung und Dienst, untrennbar miteinander verknüpft, als er sprach: „Jehova, deinen Gott, sollst du anbeten, und ihm allein sollst du heiligen Dienst darbringen“? — Matth. 4:10, NW.
14. Was ist zur Erfüllung unserer Hingabegelübde vor allem andern unerlässlich?
14 Wird das Vorausgegangene uns helfen, die vorhin beschriebenen, anscheinend übermächtigen Schwierigkeiten zu überwinden? Bestimmt. Liebe zu Jehova, die vollständige Unterwerfung unseres Willens unter den seinen und das Bewusstsein unseres Verhältnisses zu ihm ist das, was uns hilft, den schärfsten Schwertstoss des Widersachers, von woher irgend er kommen mag, abzuwehren; es ist das, was uns durch die bitterste Prüfung des Ausharrens hindurch aufrechterhält, das, was die feinste und verlockendste Versuchung offenbart und ihr entgegenwirkt.
15. (a) In welchem Grade wird die Wirksamkeit des Geistes Jehovas durch unsere Auffassung dessen, was Hingabe bedeutet, berührt? (b) Was wird uns befähigen, die Überzeugung des Apostels, wie sie in Römer 8:38, 39 aufgezeichnet ist, zu teilen?
15 Man sehe ausserdem, wie Gottes Geist hierbei mithilft. Jehovas Geist wirkt nur denen gegenüber ungehindert, die sich ihm von ganzem Herzen hingegeben haben. Es ist gut, die Wichtigkeit der gerechten Sache und des Werkes Jehovas zu erkennen; wenn aber unsere Hingabe dort haltmacht, sind wir nicht weit genug gegangen und haben nicht den Quell der so sehr benötigten Hilfe erreicht. So macht denn nicht den Fehler, bei auftauchenden Schwierigkeiten zu sagen: ‚Ich will eifrig im Zeugniswerk fortfahren und in enger Berührung mit dem Volke des Herrn und seiner Organisation bleiben, und so kann ich als selbstverständlich annehmen, dass diese Dinge mich in Harmonie mit Jehova erhalten und die Gewähr bieten, dass sein Geist zu meinen Gunsten wirkt.‘ Nimm nichts als selbstverständlich an! Hinsichtlich jeder Grundlehre und jedes Schrittes und Verhältnisses, das unser Erlangen und Behalten der Gunst Jehovas und das Gewinnen endlosen Lebens in seinem Königreich betrifft, lasst uns „vorandrängen zur Reife“ des Verständnisses durch das Licht seines Geistes, so dass jeder mit dem Apostel sagen kann: „Denn ich bin überzeugt, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Herrschaften, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges noch Mächte, weder Höhe noch Tiefe noch irgendeine andere Schöpfung uns zu scheiden vermag von Gottes Liebe, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.“ — Heb. 6:1; Röm. 8:38, 39, NW.
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Gottes Gaben wertschätzenDer Wachtturm 1952 | 15. Oktober
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Gottes Gaben wertschätzen
DIE Aufmerksamkeit auf Jehovas Güte lenkend, erklärt der Jünger Jakobus: „Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben herab, vom Vater der himmlischen Lichter.“ Ja, jeder Segen des Lebens, dessen wir uns erfreuen, rührt von unserm himmlischen Vater her. Und er fährt fort, seine Gaben den Menschengeschöpfen zu verleihen, wenn sie diese auch alle als selbstverständlich hinnehmen und weder Wertschätzung noch Dankbarkeit bekunden. Ihre Undankbarkeit veranlasst ihn nicht, bitter zu werden und ihnen seine Gaben zu entziehen. Er freut sich, den Menschen seine Gaben zu verleihen und ihnen dadurch Grund zum Glücklichsein und zu der Erkenntnis zu geben, dass er ein liebender Schöpfer ist. Er selbst gibt uns die beste Schaustellung, dass „Geben beglückender ist als Empfangen“. — Matth. 5:45; Apg. 20:35; 1. Tim. 1:11; Jak. 1:17, NW.
Die Erde selbst ist eine von Gottes Gaben, ebenso das Leben des Menschen auf Erden. Während am Anfang des Menschen Leben eine direkte Gabe war, machte Gott doch den dauernden Genuss dieser Gabe vom Gehorsam des Menschen abhängig, von seiner Wertschätzung für diese Gabe, von seiner Willigkeit, mit Gott in seinem Vorhaben mitzuwirken, wozu ihm Gott diese Gabe gegeben hatte. — 1. Mose 1:26-28; 2:7, 17; Ps. 115:16.
Unsere Ureltern verfehlten, Wertschätzung für die Gabe des Lebens an den Tag zu legen, weigerten sich, bei der Durchführung des Vorhabens Gottes mitzuwirken, waren ungehorsam und sündigten. Wegen dieser Verfehlung ging ihre ganze Nachkommenschaft der Gabe des Lebens verlustig. Da Gott aber wusste, dass einige davon Wertschätzung für seine Gaben bekunden würden, öffnete er den Weg, dass solche mittels einer weiteren Gabe Leben erlangen könnten, der Gabe seines einziggezeugten Sohnes. Durch diese Gabe wird nicht nur Leben, sondern ewiges Leben zugänglich gemacht. „Der Lohn, den Sünde zahlt, ist Tod, aber die Gabe, die Gott schenkt, ist ewiges Leben durch Christus Jesus, unsern Herrn.“ — Röm. 5:12; 6:23, NW.
Niemand von uns ist in einer Stellung, wo er Gottes Gaben verdiente, am wenigsten die Gabe des Lebens. Doch können wir uns der Gabe des ewigen Lebens als würdig erweisen, indem wir jetzt mit den Gaben, die wir schon haben, dartun, dass wir die Gabe des ewigen Lebens richtig gebrauchen werden, wann Gott sie uns durch Christus Jesus schenkt. Zu diesem Zwecke müssen wir die Freundschaft mit Jehova und seinem Sohne pflegen, indem wir all unsere Zeit, Kraft und Mittel darauf verwenden, uns diese Gabe ewigen Lebens anzueignen. Dies bedeutet Hingabe unserer eigenen Person an Jehova und darauffolgende Treue in dieser Hingabe. — Ps. 49:6-9; Matth. 19:21; Luk. 16:9, NW.
GABEN FÜR DAS DIENSTAMT
Die sich dem Dienste Jehovas hingegeben haben, kommen für viele weitere Gaben in Betracht, von denen die hervorragendste die Energie verleihende Kraft Gottes oder der heilige Geist ist. Zu Pfingsten verlieh Gott diese Gabe zuerst durch Christus Jesus einer Schar von 120 seiner Diener. Dadurch versah er sie mit Sondervollmacht, zum Beispiel der Macht, in Zungen zu reden, zu dolmetschen, zu prophezeien, der Fähigkeit des Lehrens, Heilens und Leitens (Verwaltens); all dies „im Hinblick auf die Schulung der Heiligen für dienstamtliche Arbeit, zum Aufbau des Leibes des Christus“. — Apg. 2:18; Eph. 4:12; 2. Tim. 1:7, NW.
Um die christliche Versammlung in ihrer Kindheit zu festigen und das Missionarwerk zu fördern, verlieh der heilige Geist so durch Wunder gewisse Gaben. Nachdem sie ihren Zweck erfüllt hatten, entschwanden diese Gaben. Heute verleiht Gott die Gaben des Geistes mit gebührender Rücksicht auf die einer Person angeborenen oder eigenen Fähigkeiten und die ungepflegten natürlichen Talente, welche Christen haben mögen, und zudem gemäss ihrem Eifer und ihrer Willigkeit, von Gott gebraucht zu werden. — 1. Kor. 13:8.
Natürlich erhalten heute nicht alle dieselben Gaben, ebensowenig als alle Glieder der frühen Versammlung dieselben Gaben empfingen. (1. Kor. 12:27-31) Durch seinen heiligen Geist verleiht Gott seine Gaben sehr mannigfaltig, damit seine sichtbare Organisation, die christliche Versammlung, ein ausgedehntes, gut ausgeglichenes und völlig umfassendes Mittel zur Durchführung seiner Vorsätze werde. Wir sollten uns daher nicht beschweren, wenn wir sehen, dass andere gewisse Gaben und Gelegenheiten zum Dienste haben, die wir selbst nicht besitzen. Vielmehr sollten wir uns bemühen, einen Segen von denen zu erhalten, welche solche Gaben besitzen, indem wir sie dazu benutzen, unsern eigenen Dienst zu verbessern, gleichwie in apostolischen Zeiten die andern die Apostel nicht um ihre besondern Gaben beneideten, sondern froh waren, ihre Hilfe anzunehmen. — 1. Kor. 12:4-11; Eph. 4:16, NW.
DIE GABEN PFLEGEN
Wir alle haben gewisse natürliche Eigenschaften, gewisse ungepflegte Fähigkeiten, und wir alle haben gewisse Gelegenheiten, solche anzuwenden. Der heilige Geist, den Gott schenkt, hilft mit, diese zu verbessern, damit wir im Dienstamt nützlicher, fähiger und produktiver werden. Indes tut der Geist dies nicht ohne unser Dazutun. Ein jeder muss stets auf der Wacht sein, aus seinen Gelegenheiten das Beste zu machen, er muss seine latenten Kräfte im vollsten Ausmass kultivieren und schulen, und dies zur Förderung der Königreichsinteressen auf Erden und zur Kundgabe, dass er des
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