Wir beobachten die Welt
Österreich: Priestermangel
● „In spätestens 15 bis 20 Jahren wird im überwiegend katholischen Österreich jede zweite Pfarrei ohne eigenen Seelsorger sein“, meldet die Schwäbische Zeitung. Schon jetzt verfüge ein Fünftel aller Pfarreien über keinen „Pfarrer am Ort“ mehr, heißt es in einer Untersuchung, in der auch auf die Überalterung des Klerus hingewiesen wird.
Neue Mode: Aerobic
● Aerobic heißt eine neue Fitneßwelle, die erst vor wenigen Monaten von Amerika nach Europa herübergeschwappt ist. Die Nonstopgymnastik wird von rhythmischer Diskomusik angefeuert, wobei Lautstärke und Rhythmus zu „rauschähnlichen Zuständen und kollektiven Verzückungen“ führen, wie dies Professor Laban-Plozza (Locarno) im Tagesspiegel ausdrückte. Das Bewegungs- und Ausdauertraining von dem Astronautentrainer und Arzt Dr. Kenneth Cooper propagiert (auf seine Forschungen geht auch die inzwischen weltweite Joggingwelle zurück) sollte ursprünglich den Mangel an Bewegung ausgleichen und der Gesunderhaltung dienen. Die Schauspielerin und Kämpferin für die Frauenemanzipation Jane Fonda popularisierte die Idee und fügte dem Übungsprogramm rhythmische Musik hinzu. Daß es um mehr geht als nur um ein Fitneßprogramm, zeigt der erste Teil ihres 1981 veröffentlichten Buches, das Themen enthält wie „Mein langer Weg zum eigenen Ich“; „Ein mißbrauchter Körper“; „Unsere Arbeit prägt unser Bewußtsein“.
Da Aerobic gymnastische Übungen mit dem Spaß am Tanzen verbindet, haben deutsche Turn-, Sport- und Tanzschulen die Idee begeistert aufgegriffen. Inzwischen wurden Aerobic-Fans jedoch gewarnt: Für nicht ganz gesunde Menschen kann dieser Fitneßsport gefährlich werden. Eine ärztliche Untersuchung solle dem Fitneßstart vorangehen, mahnt der Tagesspiegel. Stark gefährdet seien Hüft-, Knie- und Sprunggelenke. Wer nicht an Bewegungsübungen gewöhnt sei, könne sich Muskelrisse und Zerrungen zuziehen. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung fragt sich, ob die Aerobic-Welle „nicht das Schicksal aller Moden“ erleiden und bald wieder verebben wird. „Aerobic ist keine Revolution wie der Minirock und keine Weltanschauung wie die Blue jeans.“
Staub, der krank macht
● Staub scheint sich in der Wohnung von selbst zu vermehren. Unter Betten und Schränken bildet er wollige Gebilde. Man war überrascht, festzustellen, daß der Hausstaub größtenteils aus organischer Substanz besteht, gebildet von winzigen Spinnentieren, die in mittleren Höhenlagen praktisch in jeder Wohnung vorkommen, den „Hausstaubmilben“. Diese Milbe lebt von Haaren und Hautschuppen, die der Mensch ununterbrochen verliert. Im Hausstaub können auch Schimmelpilze und andere Schmarotzer vorhanden sein. Der Mensch wird gegen dieses tierische Eiweiß allmählich allergisch, er reagiert darauf mit Bronchitis und schließlich mit echten Asthmaanfällen. Gegen die Hausstaubmilbe würde in erster Linie peinlichste Sauberkeit helfen, bemerkt die Fellbacher Zeitung. Natürlich ist auch das häufige Wechseln der Bett- und Unterwäsche wichtig sowie ganz allgemeine Körperpflege. Somit kann Sauberkeit unter Umständen da von Vorteil sein, wo Medikamente erfolglos bleiben.
Einzigartiger Fund zerstört
● In Sibirien haben Arbeiter eines Goldbergwerkes einen gefrorenen Mammutkadaver beseitigt. Sie befürchteten, die Grube würde wegen Ausgrabungen geschlossen und es gäbe für sie dann nichts mehr zu verdienen. Wie der Heilbronner Stimme zu entnehmen ist, wäre dies der zweite vollständige Mammutfund der Welt gewesen. Ein gefrorenes Mammut sei auf dem Weltmarkt rund eine Million Dollar wert.
Am Stausee bebt die Erde
● Seit dem Entstehen des Assuanstausees in Ägypten — eines der größten künstlichen Gewässer der Welt — treten in dessen Umgebung Erdbeben auf, deren Häufigkeit und Stärke zunehmen. Als der Staudamm vor 20 Jahren gebaut wurde, hatte niemand Erdbeben für möglich gehalten. Der Oberlauf des Nils an der ägyptisch-sudanesischen Grenze war immer als nichtseismisches, stabiles Gebiet bekannt. Wie den VDI nachrichten zu entnehmen ist, hat man inzwischen erkannt, „daß die Erdbeben durch den Wasserstand des Stausees beeinflußt werden: Nicht beim Höchststand des Wasserspiegels, sondern bei seinem Sinken sind die meisten Beben in der Gegend zu beobachten.“ Geophysiker untersuchen nun die Zusammenhänge zwischen Beben und Wasserstand genauer, um den mit der Regulierung des Stausees Beauftragten entsprechende Richtlinien geben zu können. Das gleiche Phänomen ist bei Stauseen in Indien und in der UdSSR beobachtet worden.
„Weltwunder“ in Scheba
● Das Bonner Institut für Städtebau, Bodenordnung und Kulturtechnik plant eine Expedition in die alte Scheba-Hauptstadt Marib, die heute in der Arabischen Republik Jemen liegt. Die „Königin von Scheba“ besuchte vor 3 000 Jahren den weisen König Salomo in Jerusalem und überbrachte ihm „Balsamöl und sehr viel Gold und kostbare Steine“ (1. Könige 10:1, 2). Wie kam das Königreich zu seinem legendären Reichtum?
Scheba beherrschte einst wichtige Karawanenstraßen zwischen Südarabien, Afrika und Indien. Neben dem Handel mit kostbaren Dingen — der begehrte Weihrauch und die Myrrhe gehörten dazu — betrieben die Bewohner Ackerbau und Viehzucht. „Mitten in einer unwirtlichen Gegend, am Rand der Wüste, war ein blühendes Land entstanden“, erklärte der Projektleiter gemäß den Bremer Nachrichten. „Seine Fruchtbarkeit verdankte das Land dem größten und perfektesten Wasserbauwerk der Antike.“ Der 600 Meter lange und 20 Meter hohe Damm fing das Wasser eines Flusses auf, das über ein System von Kanälen auf ein Gebiet von 200 Quadratkilometern — fast die Größe des Kölner Stadtgebietes verteilt wurde. „Für den Damm wurde Stein auf Stein gelegt. Zement kannte man nicht. Daß der Damm dennoch dem Wasserdruck standhielt, ist eine Meisterleistung der Ingenieurkunst.“ Der Damm brach erst 540 u. Z. — möglicherweise aufgrund eines Erdbebens. Die Wissenschaftler interessiert die Frage, ob die Baumeister aus Scheba stammten oder als Gastarbeiter in das Tal kamen und woher sie ihr Ingenieurwissen hatten.
Wenn Arbeitnehmer Zeit stehlen
● Im letzten Jahr haben amerikanische Arbeitnehmer — ganz gleich, ob sie in einer Fabrik oder in einem Büro beschäftigt waren — im Durchschnitt jede Woche 4 Stunden und 8 Minuten verschwendet oder „gestohlen“. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung, die von Robert Half, einem New Yorker Verwaltungsbeamten, in 325 Betrieben durchgeführt wurde. Arbeitszeit wird gestohlen, wenn man zu spät zur Arbeit kommt, zu früh aufhört, die Mittags- und Kaffeepausen überzieht und private Gespräche und Telefonate am Arbeitsplatz führt. Rein rechnerisch summiert sich dies im Jahr pro Beschäftigten auf sechs 35-Stunden-Arbeitswochen, was die Wirtschaft der USA jährlich 125 Milliarden Dollar kostet — mehr als die Verluste durch Brandstiftung, Diebstahl, Betrug und Unterschlagung zusammen. Half bezeichnete dies als „eine gewaltige Bedrohung der gesamten amerikanischen Wirtschaft“, wodurch die „Leistungsfähigkeit der Nation geschwächt und die Inflation gefördert“ werde.
Die Kirchen aus koreanischer Sicht
● Seit einem Jahrhundert missionieren die Kirchen der Christenheit in Korea. Doch wie werden die Kirchen und ihre Mitglieder von einheimischen Nichtchristen angesehen? Eine landesweite Umfrage, über die die Zeitung The Korea Times berichtet, ergab zwar, daß einige den Beitrag der Kirchen auf dem Gebiet der Bildung und der sozialen Arbeit anerkennen, doch die Mehrheit beurteilte die „Kirchenspaltung“, „den Unterschied zwischen Worten und Taten“ und die „übermäßige Beschäftigung mit Geldangelegenheiten“ als negativ. Im Vergleich zu Nichtchristen — so ging aus der Umfrage ebenfalls hervor — werden sogenannte Christen als „größere Egoisten und Geldraffer sowie als weniger gewissenhaft betrachtet“. Die Mehrzahl der Leute ist der Ansicht, daß es „im Land zu viele Kirchen“ gebe. Die Zeitung fügt jedoch hinzu: „Ungeachtet ihres Unglaubens erkennen 70 Prozent der Befragten die Bedeutung der Bibel an.“
Gefährlicher Minirock
● „Die wieder kürzer werdenden Röcke erhöhen nach Ansicht österreichischer Kriminalpsychologen die Gefahr von Sexualdelikten“, meldet die Westdeutsche Allgemeine Zeitung. In manchen Situationen stelle der Minirock einen zusätzlichen Anreiz dar und könne selbst Männer animieren, die ursprünglich keine bösen Absichten gehabt hätten. Diese Ansicht vertrat der Salzburger Psychologe Professor Dr. Walter Hauptmann. „Es ist ein Wahnsinn, welche Fehler junge Mädchen begehen“, erklärte er. Die späteren Opfer von Verbrechen zögen außerdem „oft ohne Begleitung von Diskothek zu Diskothek“.
Vorbeugen ist besser als Bohren
● Es reiche nicht aus, den Gesundheitszustand der Zähne bei Kindern und Jugendlichen in Reihenuntersuchungen festzustellen und anschließend die Schäden zu sanieren; die Zahnärzte müßten vielmehr mit Beratungen über gesunde Ernährung und Mundhygiene sowie durch Früherkennungsmaßnahmen dafür sorgen, daß die „zweiten Zähne“ länger hielten. Diese Feststellung traf kürzlich in Frankfurt die Bundeszahnärztekammer. Angesichts der Tatsache, daß die Zähne von 88 Prozent der 15- bis 24jährigen einer Behandlung bedürften, sei die Vorbeugung für den Zahnarzt eine vordringliche Aufgabe. Dabei müßten die Zahnärzte mit den Eltern und den Erziehern sowie mit Kindergärten, Schulen, Gemeinden, Kreisen und Krankenkassen zusammenarbeiten. Schon bei Säuglingen und Kindern im Vorschulalter müsse mit der Vorbeugung gegen Karies begonnen werden.
Wo ist das Gold?
● In den vergangenen 5 000 Jahren sollen weltweit 89 000 Tonnen Gold gefördert worden sein. Heute sind es jedes Jahr knapp unter 1 000 Tonnen. Wo bleibt das kostbare Metall? Zentralbanken und andere staatliche Institutionen besitzen 42 Prozent davon. Rund 30 Prozent wurden zu Schmuck verarbeitet, 11 Prozent werden in Form von Barren und Münzen von privater Seite gehortet. Der Rest verteilt sich auf die Zahntechnik und die industrielle Anwendung. In den letzten zwanzig Jahren haben die privaten Goldhorte um 350 Prozent zugenommen. „Sie umfassen heute nahezu 10 000 Tonnen“, berichtet die Neue Zürcher Zeitung und bemerkt: „Für jede Tonne Gold müssen 150 000 Tonnen Gestein meist aus sehr tief gelegenen Bergwerken gefördert und behandelt werden.“ Wie die oben erwähnten Zahlen zeigen, dient jedoch nur ein knappes Drittel des Goldes zu Schmuckzwecken. Weit über die Hälfte wird in reiner Form sozusagen „in der Erde vergraben“, nachdem das Erz zuerst aus der Erde herausgeholt worden ist.
Zum Sterben langweilig
● Nicht nur Hektik, sondern auch Monotonie und Langeweile am Arbeitsplatz können „Streßkrankheiten“ auslösen. Das geht aus einer in Genf vorgelegten Studie der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) hervor. Besonders gefährdet sollen Menschen sein, die Tag für Tag Arbeiten verrichten, die sich besser für Roboter eigneten. Sie seien „emotionellen Problemen ausgesetzt, die Alkoholabhängigkeit und Drogenmißbrauch, wenn nicht gar Herzinfarkt zur Folge haben“, schreibt die Medical Tribune. Tatsächlich haben kürzlich — die Zeitung Ärztliche Praxis berichtete darüber — amerikanische und schwedische Forscher eine enge Beziehung zwischen Herzerkrankungen und eintönigen, langweiligen Arbeiten und solchen, die nur einen geringen Spielraum für eigenes Entscheiden zulassen, herausgefunden.
Gerangel um die Antarktis
● Die Aktivitäten der Industrienationen in der Antarktis lassen die Entwicklungsländer nicht ruhen. „Auch Länder der dritten Welt wollen in der Antarktis Fuß fassen und so ihren Anspruch auf einen Anteil an den Ressourcen des Südpolargebietes sichern“, schreibt Die Welt. Unlängst schickten Brasilien und Indien wissenschaftliche Expeditionen ins ewige Eis. Im Laufe dieses Jahres werden die Chinesen zum erstenmal die Antarktis betreten. Kurz vor Jahresende 1982 entsandte auch die Bundesrepublik Deutschland mehr als 50 Wissenschaftler und Techniker mit dem modernen Forschungsschiff „Polarstern“ zu ihrer Südpolarstation. Mit einem Aufwand von 280 Millionen Mark für den Zeitraum von 1980 bis 1983 „können die Deutschen zu den in der Antarktis-Forschung führenden Nationen aufschließen“. Werden sich die Investitionen auf diesem Kontinent, unter dessen Eis umfangreiche Vorkommen an Öl, Kohle und Erz vermutet werden, lohnen? „Vielleicht platzen eines Tages Spekulationen über unermeßliche Bodenschätze in der Antarktis wie eine Seifenblase“, meinte der amerikanische Unterhändler im „Antarktis-Club“, Tucker Scully, „oder die Kosten stünden in keinem Verhältnis zum Nutzen.“
Verluste durch Streiks
● 15 106 Arbeitstage gingen 1982 in der Bundesrepublik Deutschland durch Streiks verloren. Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte, haben letztes Jahr 39 981 Arbeitnehmer in 40 deutschen Betrieben an Streiks teilgenommen. Im Jahr zuvor hatten sich 253 334 Arbeitnehmer in 297 Betrieben im Ausstand befunden, was 58 398 Arbeitstage kostete.