Wir beobachten die Welt
Disco am Ende?
◆ „Jetzt, nach Jahren des Booms, schließen die Discos wieder“, schreibt die Süddeutsche Zeitung. ‚Die Phono-Industrie jammert. Die Schallplattenumsätze sacken plötzlich ins Bodenlose. Diese Wachstumsindustrie par excellence ist unversehens auf Talfahrt.“ Was ist geschehen? „Die Klangmixer hatten geglaubt, sie hätten mit dem Simpel-Sound der Siebziger, der Seele des ,Disco-Universums‘ (Schallplattenwerbung), die Rezeptur für alle Zeiten gefunden: den Nichtklang, den Unrhythmus, den absoluten Ewigkeitswert der Monotonie. ... Disco ist in Wahrheit Isolationsfolter. Die scheckig gewandeten Narren haben es auch gemerkt, jetzt, nachdem sie jahrelang die dröhnende Einsamkeit gesucht haben, die ihnen aber nur ein großes Loch in die Seele gefressen hat. Disco war ein Wunderding: ein Rhythmus, der die Betonung auf der Null hat.“
Auch New Yorks berühmter und weltbekannter Discotempel „Studio 54“ wurde geschlossen und wird verkauft. Seine beiden Besitzer sind kürzlich zu dreieinhalb Jahren Gefängnis ohne Bewährung verurteilt worden, da sie seit der Eröffnung ihrer „Wunderland-Diskothek“ vor drei Jahren Steuern in Millionenhöhe hinterzogen haben.
Bischöfe rufen zur Wahlbeteiligung auf
◆ Die katholischen Bischöfe in Baden-Württemberg hatten in einem „Wort zur Landtagswahl“ die wahlberechtigten Katholiken gebeten, am 16. März 1980 von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen. Wörtlich lautete der Aufruf gemäß der Stuttgarter Zeitung: „Wir bitten ... alle wahlberechtigten Gläubigen eindringlich, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen. Die Ausübung des Wahlrechts gibt dem Einzelnen die Möglichkeit, entscheidend auf das politische Geschehen Einfluß [zu] nehmen. Vertrauen wir unsere Zukunft solchen Abgeordneten an, die ihre politischen Entscheidungen an christlichen Grundsätzen messen.“ Das „Wort der katholischen Bischöfe zur Landtagswahl“ sollte nur bekanntgegeben und nicht in den Gottesdiensten verlesen werden.
Muskelkater — eine „Verletzung“?
◆ Der Muskelkater soll nicht, wie bisher angenommen wurde, eine vorübergehende Ermüdungserscheinung eines überbeanspruchten Muskels sein, sondern nach Ansicht des Sportmediziners Hans Howald eine Kleinstschädigung des Bindegewebes und eine Vorstufe von Faserzerrungen und Muskelrissen. Der Sportmediziner und Leiter des Forschungsinstitutes der Eidgenössischen Turn- und Sportschule in Magglingen (Schweiz) wird in der medizinischen Zeitschrift Medical Tribune zitiert. Nach seinen Erkenntnissen reichern sich zwar nach anstrengender sportlicher Betätigung saure Stoffwechselprodukte im Muskel an, doch spätestens in einer Stunde sind diese verschwunden. Demnach wäre all das, was Laien und Wissenschaftler bisher über den Muskelkater zu wissen glaubten, falsch.
Es gibt noch Menschenopfer
◆ Die Angehörigen fanatischer Hindu-Sekten verüben noch heute auf dem indischen Subkontinent rituelle Morde, um mit dem frischen Blut von Menschen, vornehmlich von Kindern, ihre Götter zu „besänftigen“. Dies geschehe überall in Indien, auch in den Großstädten, stellte der Indian Express kürzlich fest und sprach von einem „sozialen Übel von gigantischen Proportionen“. Allein in den vergangenen zwei Monaten wurden neun Fälle von Menschenopfern aufgedeckt. Fälle wie in der Cooch Behar, wo ein Vater seine vier Kinder, alle jünger als sieben Jahre, vor dem Bildnis der „Schwarzen Göttin“ Kali als Weihgabe mit der Axt geschlachtet hatte. Die Zeitung klagte, daß mitten in Großstädten plötzlich unbeaufsichtigte Kinder, vor allem Mädchen, aus dunklen Seitenstraßen verschwänden. Ihr Blut werde beispielsweise auch zu „tantristischen“ Grundsteinlegungen für Großbauten, Brücken und Wasserspeicher benutzt. Aberglaube, Schwarze Magie, dämonische Rituale und sogar Menschenopfer haben sich also bis zum heutigen Tag im Schoße extremer Hindu-Sekten erhalten.
Lauffieber
◆ In den USA „joggen“ bereits 20 Millionen täglich am Rand der vielen Asphaltstraßen oder durch Parks, und auch in Europa ist das Lauffieber ausgebrochen. Man schätzt, daß es in der Bundesrepublik Deutschland über zwei Millionen „Jogger“ gibt — Leute also, die jenem langsamen Dauerlauf verfallen sind, von dem sie sich Fitneß und ein längeres Leben versprechen. Obgleich Jogging, so schreibt test, „richtig verstanden und betrieben, sportmedizinisch wertvoll und wichtig ist“ und das körperliche wie seelische Wohlbefinden verbessert, birgt es doch die Gefahr des Auswuchses in sich, und manches wird übertrieben. Schon waren auch in Europa die ersten Jogging-Toten zu beklagen. Nach Operationen, bei Herzleiden und Stoffwechselkrankheiten ist Dauerlauf nicht zu empfehlen. Auch ältere Menschen konsultieren besser vorher einen Arzt. Der Amerikaner Bob Glover, der vier Bestseller über Jogging schrieb, scheint die Jogging-Sucht in Amerika entfacht zu haben. Die Vermarktung der Idee und der amerikanischen Volksbewegung schreitet aber auch in Europa weiter fort.
Versäumtes nachholen
◆ Als die Bremer Volkshochschule einen für ausländische Arbeiter gedachten „Grundkurs Deutsch“ anbot und nicht Türken oder Jugoslawen die Schulbank drückten, sondern Bremer Bürger, kam das Problem des Analphabetentums in Deutschland ans Tageslicht. Ein Problem, das „es rechtlich und bürokratisch überhaupt nicht geben dürfte“, wie ein Sprecher des Bundesbildungsministeriums betonte. Angesichts der allgemeinen Schulpflicht und der deutschen Kulturtradition wurde der Gedanke, daß nicht alle Bundesbürger fließend lesen und schreiben können, bislang verdrängt. Tatsächlich aber soll es nach groben Schätzungen etwa 500 000 oder mehr Bundesbürger jeder Altersstufe geben, die man als Analphabeten bezeichnen könnte. Erwachsene, die in ihrer Schulzeit in Deutsch nur die Noten „mangelhaft“ oder „unbefriedigend“ bekamen, haben auch anschließend keine Möglichkeit gehabt, sich im Lesen und Schreiben zu üben. Zu den Analphabeten zählen auch einige der sogenannten Nichtseßhaften und Übersiedler aus osteuropäischen Staaten, ebenso deutsche Zigeuner und Flüchtlinge, die während des Krieges vertrieben wurden, oder Soldaten, die jahrelang in Gefangenschaft lebten. Die größte Schwierigkeit, diesen Personen zu helfen, besteht darin, sie davon zu überzeugen, sich aus ihrer durch Scham entstandenen Isolierung zu befreien und Versäumtes nachzuholen.
Selbstkritik der Jesuiten
◆ „In einigen Niederlassungen der Jesuiten lebt man folgendermaßen: private Konten, versteckte Einkunftsquellen, teurer persönlicher Besitz, Vergnügungsreisen, herrenhaftes Benehmen im Umgang mit Geld.“ Diese Beschreibung stammt nach der römischen Zeitung La Repubblica von keinem Verleumder der Jesuiten, sondern von ihrem Generaloberen Arrupe, der sich auf diese Weise geäußert haben soll. Das ein wenig zu mondäne Leben und die Verstöße einiger Jesuiten gegen die kirchliche Lehre, vor allem auf moralischem Gebiet, hat auch die drei letzten Päpste in Aufregung versetzt, schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Der letzte Fall ist ein Buch des amerikanischen Jesuiten McNeill über die Homosexualität, in dem er sich selbst „psychisch homosexuell, wenn auch das Gelübde der Keuschheit beachtend“ nennt. Papst Johannes Paul II. hat seine Besorgnis über die Verhältnisse im Jesuitenorden zum Ausdruck gebracht und die Verantwortlichen aufgefordert, mit der „gebotenen Festigkeit“ einzuschreiten.
Hausapotheke der Terroristen
◆ Bei der Fahndung nach Terroristen hat die deutsche Polizei auch aus dem Inhalt der in konspirativen Wohnungen zurückgelassenen Hausapotheken wichtige Erkenntnisse geschöpft. Wie die Ärztliche Praxis berichtete, stellten die Polizeibeamten Medikamente sicher, die vermuten lassen, daß verschiedene Terroristen an Magenschleimhautentzündung, Asthma, Nierenentzündung und Blasenkatarrh leiden. Sichergestellte Kanülen und Schläuche sowie Kochsalzlösungen und Blutplasma legen den Schluß nahe, daß auch Beziehungen zu einer Klinik im Hintergrund bestehen. Ein Koffer für äußerste Notfälle enthielt nicht nur Waffen und Geld, sondern auch ein „Medizinset“ mit allem Nötigen zur Erstversorgung von Verletzten und zur Beherrschung von Streßsituationen. In einem Handbuch für die Stadtguerillas fanden sich auch medizinische Tips und Ratschläge für die „Erste Hilfe“ bei lebensbedrohlichen Blutungen.
Beziehungen zum Vatikan sind begehrt
◆ Bisher hat Schweden keine diplomatischen Beziehungen zum Vatikan unterhalten. Nun ist im Reichstag ein Antrag eingereicht worden, in dem ein schwedischer Botschafter im Vatikan gefordert wird. Wie der Schweiz. Evang. Pressedienst mitteilt, ist dieser Antrag interessanterweise wie folgt begründet worden: Der Papst repräsentiere nicht nur eine ideologische Weltmacht, er überschreite auch politische Grenzlinien, die sonst für die Umwelt verschlossen blieben. Das Informationsnetz des Vatikans sei dem vieler weltlicher Regierungen stark überlegen. Westliche Diplomaten in einer osteuropäischen Hauptstadt erhielten oft die beste Auskunft über das Land, in dem sie stationiert seien, auf dem Umweg über den Vatikan.
Brustwickel statt Antibiotika
◆ Vor übertriebener Therapie wurde auf der Pressekonferenz anläßlich des 33. Österreichischen Ärztekongresses in Wien gewarnt. „Bei Alltagsinfektionen der Atemwege werden zu viel chemische Mittel zur Fiebersenkung gegeben und zu viele Antibiotika. Dagegen werden die alten Mittel wie Tee, Brustwickel und Inhalationen zu wenig verwendet“, meinte der Vorstand der II. Internen Abteilung des Wiener Wilhelminenspitals gemäß einem Bericht der Zeitung Die Presse. Natürlich können akut lebensbedrohende Zustände, die durch Erkrankungen im Atem und Bauchbereich, besonders bei Kleinkindern, innerhalb kurzer Zeit entstehen können, nur durch eine frühzeitige Einlieferung ins Krankenhaus abgewendet werden. Der rechtzeitige Arztbesuch ist auch in anderen Bereichen der Heilkunde oft entscheidend.
„Eindeutige Antworten“ gewünscht
◆ Das Evangelische Gemeindeblatt für Württemberg bemerkte nach einem Aufsatz über Jehovas Zeugen: „Die Wachtturm-Lehre gibt Antwort auf alle Fragen; sie zeigt auf, wie ein rechter Zeuge Jehovas denken und handeln muß. Gerade dies suchen viele Menschen in unserer pluralistischen Gesellschaft; vor allem einfachere Menschen wollen eindeutige Antworten. — Wagt es unsere Kirche, klare Antworten aus dem Glauben zu geben? Oder führt ihr (so ehrliches!) Fragen und Suchen zu allzu differenzierten und damit unklaren Aussagen?“ Offenbar erhalten Jehovas Zeugen etwas, was die evangelische Kirche ihren Mitgliedern nicht gibt: eindeutige biblische Antworten auf ihre Fragen, die den Glauben stärken.
„Paradiesischer Löwe“
◆ „Wie im verlorenen Garten Eden lebt in Madison im amerikanischen Staat Wisconsin ein sechs Monate alter Löwe namens Sammy, der nicht nur genauso friedlich ist, wie man es von einem paradiesischen Löwen erwarten kann, sondern obendrein auch kein Stück Fleisch anrührt“, berichtete eine große deutsche Tageszeitung aufgrund einer AP-Meldung. Sammy ist wie seine Besitzer Vegetarier und bevorzugt Eier, Sellerie, Seetang und Bohnenkäse. Das mache Sammy nicht nur gesund und sehr aktiv, sondern auch recht friedlich, verkünden seine Pfleger stolz. Die aus einem ägyptischen Tierreservat stammende Raubkatze lebt auch mit anderen Tieren einträchtig zusammen.
Geburt unter Wasser
◆ Eine neue Geburtsmethode wird derzeit in russischen und französischen Kliniken erprobt. Die Mütter sitzen oder liegen dabei entspannt in einem mit warmem Wasser gefüllten Bassin. Das Baby kommt sozusagen unter Wasser zur Welt, indem es aus dem warmen Fruchtwasser der Mutter, nunmehr weniger abrupt als üblich, zuerst in das warme Wasser gleitet und dann erst abgenabelt wird. Die Verfechter der neuen Geburtsmethode glauben, daß so die Wehen weniger schmerzhaft seien, die Geburt früher einsetze und der Geburtsschock für das Kind gemildert werde. Die Unterwassergeburt wird in der Bundesrepublik Deutschland noch nicht praktiziert.
50 000 warteten vergeblich
◆ Der kleine Ort Casimiro de Abreu (Brasilien) erlebte einen nie dagewesenen Besucherstrom. 50 000 schaulustige Brasilianer kamen an einem Samstag, um die Landung eines „Raumschiffes“ vom Jupiter mitzuerleben. Die Ankunft des Ufo war von dem 44jährigen Edilcio Barbosa angekündigt worden, der Ort und Zeitpunkt des außerirdischen Besuches erfahren haben wollte. Zur angegebenen Zeit landete jedoch niemand, und die enttäuschten Neugierigen mußten nach Stunden des Wartens zu ihren Autos zurückkehren. Ihre Abfahrt löste ein Verkehrschaos aus. Zufrieden waren nur die Geschäftsleute des Ortes sowie die Würstchen- und Souvenirverkäufer, die an diesem Wochenende ein Riesengeschäft gemacht hatten.
Katzen sehen Farben
◆Man war sich bisher im unklaren darüber, ob Katzen Farben sehen können, da widersprüchliche Versuchsergebnisse vorlagen. Gemäß einem Bericht der Zeitschrift New Scientist haben Wissenschaftler der Universität Alabama (USA) herausgefunden, daß Katzen, je nach Größe der Gegenstände, doch Farben sehen können. Bei kleinen Gegenständen können sie allerdings nur Hell-Dunkel-Unterschiede wahrnehmen. Katzen haben im Vergleich zum Menschen und zum Affen nur eine geringe Anzahl von Farbempfängern auf der Netzhaut.