Wir beobachten die Welt
Kirche „zu reich“
● „Die katholische Kirche in der Bundesrepublik ist nach Ansicht jedes zweiten Bundesbürgers ‚zu reich‘“, meldet die Frankfurter Rundschau. Sie beruft sich dabei auf eine repräsentative Umfrage, die die Offenbacher Marplan-Forschungsgesellschaft durchgeführt hat. Die Frage lautete: „In der Bundesrepublik gibt es eine Reihe von Organisationen und Verbänden, die neben ihrer eigentlichen Aufgabe auch wirtschaftlich tätig sind und Kapital angesammelt haben. Welche der folgenden Organisationen und Verbände sind Ihrer Meinung nach zu reich?“ Die Hälfte der Befragten nannte die katholische Kirche; 46 Prozent nannten die Ärzteverbände, 43 Prozent die Arbeitgeberverbände und 39 Prozent die Gewerkschaften. Mit 28 Prozent rangiert gemäß der Umfrage die evangelische Kirche noch vor einem großen deutschen Automobilklub mit 19 Prozent.
Bluttransfusionen: Gesinnungswandel
● Der Bonner Gynäkologe Dr. Esfandir Djavanbakht nimmt in einem Leserbrief an das Deutsche Ärzteblatt zu der Meldung „Vereinbarung zwischen Ärzten und Zeugen Jehovas [in den USA; die Red.]“ Stellung. (Siehe Erwachet!, 8. April 1983, S. 29.) „Da in der Population unseres Landes anteilmäßig Zeugen Jehovas nicht weniger stark vertreten sind als in den USA“, schreibt der Arzt, „wäre es wünschenswert, daß diese Regelung auch hier übernommen wird, zumal jeder Zeuge Jehovas die ‚vereinbarte‘ Karte bei sich führt.“ Neuere medizinische Veröffentlichungen in den USA würden zeigen, daß sich „ein Gesinnungswandel vollzieht“. „Statt die Behandlung von Patienten, die Zeugen Jehovas sind, als Problem zu betrachten, sehen immer mehr Ärzte die Situation als eine medizinische Herausforderung an.“ Er zitiert den texanischen Herzchirurgen A. Cooley sowie Dr. Michael DeBakey, der schrieb, daß „in der großen Mehrzahl der Situationen (von Zeugen Jehovas) das Operationsrisiko ohne Verwendung von Bluttransfusionen nicht größer ist als bei Patienten, denen wir Bluttransfusionen zu geben pflegen“ (Deutsches Ärzteblatt, 16B/83, S. 10).
Videofieber
● Wie der amerikanische Herzspezialist Robert Eliot feststellte, „leiden viele ausdauernde Bildschirmspieler schon als Teenager an hohem Blutdruck, weil sie ihre elektronischen Gegner todernst nehmen“. Wer sich durch Bildschirmspiele derart anregen läßt, daß „sein Körper vermehrt Adrenalin ausstößt, wird ‚high‘ wie durch eine Droge und braucht das Spiel“, heißt es in der österreichischen Neuen Kronen Zeitung. Manche Teenager würden sich nach mehreren Kämpfen gegen den Automaten erschöpft fühlen und litten unter Kopfschmerzen und Brechreiz. „Harmloser“ scheinen da äußere Verletzungen zu sein: „Viele ‚Videofreaks‘ verrenken sich Knie und Knöchel, wenn sie wütend gegen die Automaten treten.“
Aufrüstung der Bürger
● Immer mehr Deutsche, und zwar nicht nur Kriminelle, sondern auch sogenannte unbescholtene Bürger, verschaffen sich auf dunklen Wegen eine Waffe. „Und wo eine Waffe vorhanden ist, wird möglicherweise aus einer alltäglichen Auseinandersetzung tödlicher Ernst“, erklärte der Präsident des Landeskriminalamtes von Baden-Württemberg, Kuno Bux, in einem Bericht der Zeitung Sonntag Aktuell. Der LKA-Chef sieht eine Verbindung zwischen der wachsenden Zahl bewaffneter Raubüberfälle sowie anderer Gewaltdelikte und der Zunahme an illegalen Waffenkäufen. Er widerspricht der Auffassung, sich mit einer Waffe notfalls verteidigen und sich so besser schützen zu können, wie folgt: „Unser strenges Waffenrecht trägt der Tatsache Rechnung, daß Schußwaffen die Sicherheit nicht erhöhen, sondern nur zur Eskalation der Gewalt führen. ... Der Angreifer ist erst einmal in der Vorhand. Wenn der sieht, daß sein Opfer die Pistole zieht, dann drückt er seinerseits ab. ... Der Selbstschutz durch Waffe, wiederhole ich, ist ein Trugschluß.“
Das Niesen im Schatten alten Brauchtums
● Wenn jemand geniest hat, sagen viele Leute „Gesundheit!“ oder „Prosit!“, ohne sich des heidnischen Hintergrundes dieses Brauches bewußt zu sein. Ein Aufsatz in der Apotheken Umschau (9B/83) wies kürzlich darauf hin, daß das Niesen in alter Zeit mit dämonischen Kräften und Aberglauben in Verbindung gebracht wurde. „Es war allgemeiner Glaube, daß sich beim Niesen Zauberkraft entfaltet, daß dabei etwas Dämonisches aus dem Menschen entfahre“, heißt es. Aus diesem Grund gebrauchten die Griechen den Heilwunsch „Zeus helfe!“ „In der Neuzeit lebte dieser alte Brauch weiter in dem Glückwunsch beim Niesen: ‚Gott helfe Euch!‘, der inzwischen vielfach durch das prosaische ‚Prosit!‘ oder ‚Gesundheit!‘ verdrängt ist“, schreibt das Blatt. „Es ist anscheinend gemeinsamer Glaube vieler Völker, daß das Niesen irgendwie mit Geistern in Zusammenhang stehe.“ (Vergleiche Brockhaus Enzyklopädie, 1971, Bd. 13, S. 457.)
Auch in dem alten persischen Religionsbuch Awesta (um 500 v. u. Z.) wird schon geraten, „durch Wünsche für die Gesundheit des Niesenden die bösen Geister zu bannen“. Ähnlich sollen heute noch Naturvölker denken. Das Niesen galt auch als Orakel. Deshalb wurde „der Brauch, aus dem Niesen die Zukunft zu erschließen, in den ersten Jahrhunderten des Christentums bis ins Mittelalter hinein bekämpft“.
Frostschutz in der Natur
● Manche Pflanzen und Tiere verfügen über besonders wirksame Frostschutzsubstanzen, die das Wachstum von Eis-Mikrokristallen verhindern und dazu beitragen, daß sie „auch weit unterhalb des Nullpunkts noch ohne Zellstruktur-Schädigung überleben“. Wie der Zeitschrift „Naturwissenschaften“ (70/83) zu entnehmen ist, handelt es sich dabei um Proteine, die „viel wirksamer als die im Autokühler — und auch von der Natur — benutzten Polyole“ sind.
Ein Leben ohne die TV-„Kiste“
● Die Londoner Zeitung Daily Mail enthielt kürzlich den aufschlußreichen Bericht über eine vierköpfige Familie, die entdeckte, daß es im Leben noch andere Dinge gibt als die „Kiste“. Die Mutter erzählte folgendes, indem sie darauf zurückblickte, wie es vor zwei Jahren zuging: „Auf dem Schoß das Essen, so nahmen wir fast alle Mahlzeiten ein; und wenn jemand anfangen wollte, etwas zu sagen, hörte man sofort ‚pscht!‘ Das Fernsehen übte eine hypnotische Anziehungskraft auf uns alle aus.“ Die Familienglieder erkannten, daß „das Fernsehen nicht nur unser Wohnzimmer beherrschte, sondern genauso auf unser Leben Macht ausübte“. Sie kamen zu dem Schluß, daß es für sie nur eines zu tun gab — das Fernsehgerät mußte weg. Und das Ergebnis? „Nun wundern wir uns, wie wir überhaupt Zeit fanden, in die Kiste zu schauen.“
Geißeln der Homosexuellen
● Zwei Mediziner von der Freien Universität in West-Berlin weisen in der Zeitschrift Die Medizinische Welt (3/83) darauf hin, daß „die sexuell übertragbaren Krankheiten, zu denen neben den ‚klassischen‘ Geschlechtskrankheiten wie Lues und Gonorrhö auch die Hepatitis B gezählt werden muß“, besonders „Personen mit häufig wechselnden Geschlechtspartnern“ gefährden. „Eine große Anzahl homosexueller Männer ist diesem Personenkreis zuzurechnen, so daß die Hepatitis B unter ihnen stark verbreitet ist“, heißt es in dem Beitrag. „Aber auch andere Infektionskrankheiten wie Zytomegalie und parasitäre Darmerkrankungen treten unter Homosexuellen gehäuft auf, möglicherweise auch Hepatitis A.“ (Vergleiche Römer 1:27.)
Fernweh mit Risiko
● Außer Grönland gilt kein Land der Erde — auch nicht mehr der Vatikan — als sicheres Reiseland. Wie die Westdeutsche Allgemeine Zeitung berichtet, ist besonders in Gegenden, in denen sich in letzter Zeit die sozialen Spannungen verschärft haben und in denen viele Menschen nicht einmal über das Existenzminimum verfügen, das Reisen gefährlich geworden. In diesen Ländern häufen sich die Überfälle auf Touristen. „Unsere Auslandsvertretungen haben immer mehr Probleme mit deutschen Urlaubern“, so zieht das Bonner Auswärtige Amt Bilanz, „die sich in Gefahr begeben und dann auch prompt Schaden nehmen, Eigentum, Gesundheit und sogar das Leben verlieren.“ Ein Ministerialrat erklärte: „Es gibt Regionen, in denen fünf Dollar schon ein Vermögen sind.“ Aus Unkenntnis oder sogar bewußt wegen des Nervenkitzels würden sich aber immer mehr deutsche Urlauber — vor allem junge Leute — in solche Regionen begeben.
Tödlicher Leichtsinn
● Jedes Jahr sind in Österreichs Bergen rund 1,5 Millionen Wanderer unterwegs. Etwa 300 davon werden das Opfer eines tödlichen Unfalls. Die mangelhafte Ausrüstung der Bergwanderer, oft als Unfallursache genannt, „spiele keine wesentliche Rolle“, bemerkt die österreichische Zeitung Die Presse. Zu geringes Gefahrenbewußtsein und zuwenig Eigenverantwortung seien vielmehr die zwei wichtigsten Ursachen dafür, daß sich „jeder fünfte tödliche Alpinunfall beim Bergwandern ereignet“. Mit anderen Worten: Leichtsinn und Alkohol. Denn an der häufigsten Unfallursache, dem Ausrutschen am Weg mit darauffolgendem Absturz, ist nicht selten der Alkoholpegel des Bergwanderers schuld. Leider sei es üblich, sich vor dem Abstieg in einer Schutzhütte noch mit einem Gläschen zu „stärken“; 98 Prozent aller tödlichen Alkoholunfälle ereignen sich beim Abstieg.
Blinder Segler
● Indem Hank Dekker „Brailleseekarten, einen Braillekompaß, eine ‚sprechende‘ Uhr und ein Navigationsgerät benutzte, das seine Position mit einer [Tonband-]Stimme angab“, war es ihm möglich, als erster blinder Seefahrer allein von San Francisco nach Hawaii zu segeln. Wie der New York Times zu entnehmen ist, begann der jetzt 43jährige Dekker sein Augenlicht im Jahre 1972 durch den grünen Star zu verlieren; ihm verblieb eine Restsehfähigkeit von 2 Prozent. Mit seinem 8 Meter langen Segelboot gelang es ihm, planmäßig in Honolulu einzutreffen. Er hatte diese Fahrt, wie er sagte, unternommen, um behinderten Menschen zu demonstrieren, daß „sie neue Dinge erlernen können, wie zum Beispiel Segeln oder ein neues Handwerk“.
„Wertvolle“ Stoffe im Körper
● Legt man die üblichen Preise für Chemikalien zugrunde, dann ist der materielle Wert eines Menschen sehr hoch einzustufen. Allein die 40 Gramm des Muskelfarbstoffes Myoglobin sind 260 000 Mark wert. Nach Angaben der Münchener Medizinischen Wochenschrift wurde an der Universität von Washington (Seattle, USA) errechnet, daß die im Körper enthaltenen Mengen von Cholesterin, Fibrinogen, Hämoglobin, Albumin, Prothrombin, Immunglobin G und Myoglobin einen Gegenwert von nahezu 450 000 Mark darstellen. (Vergleiche Erwachet! vom 8. Oktober 1980, S. 30.)
Waldschäden immer größer
● In Hessen „hat das Baumsterben Gebiete erreicht, die 1982 noch als weitgehend gesund angesehen“ worden sind, erklärte der hessische Umweltminister gemäß der Wetterauer Zeitung. Waren 1982 in Hessen erst 4,72 Prozent der Waldfläche geschädigt, so waren im letzten Jahr schon 14,35 Prozent der Wälder krank. Somit haben sich die durch Umweltbelastungen verursachten Baumschäden innerhalb eines Jahres verdreifacht.
Zuviel Vertrauen
● Häufig werden die von Taschenrechnern ermittelten Ergebnisse kritiklos akzeptiert, auch wenn sie falsch sind. In der Praxis können falsche Ergebnisse eines Taschenrechners nicht nur durch Fehlbedienung zustande kommen, sondern auch durch schlechte Kontakte oder durch schwache Batterien. Bei einem Versuch wurden zunächst über 1 000 Personen auf ihre Fähigkeit geprüft, das Ergebnis einer Rechenaufgabe ungefähr abzuschätzen. Den besten von ihnen wurden dann sieben Aufgaben gestellt, zu deren Lösung sie einen falsch arbeitenden Taschenrechner erhielten. Etwa einem Drittel der Versuchspersonen fiel nicht auf, daß die Ergebnisse falsch waren, obwohl diese in manchen Fällen um 50 Prozent vom richtigen Wert abwichen. Selbst diejenigen, die bemerkten, daß zwischen ihrer Schätzung und dem Resultat des Rechners ein Unterschied bestand, vertrauten mehr dem Taschenrechner und vermuteten, sie hätten einen Fehler gemacht (FAZ).
Nicht jeder kann lesen und schreiben
● Auf einer Tagung der Deutschen Stiftung für Internationale Entwicklung (DSE), die kürzlich in West-Berlin stattfand, wurde die Aufmerksamkeit auf die Situation der Analphabeten in der Welt gelenkt. Wie der Süddeutschen Zeitung zu entnehmen ist, schätzt die UNESCO (Welterziehungsorganisation) die Zahl der Analphabeten auf 800 Millionen, davon 22,5 Millionen in den Industrieländern. Die Zahl für die Bundesrepublik wird mit etwa einer Million angegeben.