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Wie weit würdest du gehen, um dein Gesicht zu wahren?Der Wachtturm 1980 | 15. Dezember
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Wie weit würdest du gehen, um dein Gesicht zu wahren?
HARAKIRI — „mit Meiers Schritt halten wollen“ — große Schulden wegen einer pompösen religiösen Feierlichkeit — unrecht haben und es doch nicht zugeben wollen. Fällt es dir schwer, einen Zusammenhang zwischen all diesem zu sehen? Bestimmt nicht mehr, wenn du bedenkst, daß das eingangs Erwähnte nur allzuoft deswegen getan wird, weil man das Gesicht wahren möchte.
Was versteht man aber darunter? Im Chinesischen hat das Wort „Gesicht“ auch die Bedeutung von „Ehre“. Das Gesicht zu wahren bedeutet also, seine Ehre oder Selbstachtung wahren zu wollen, besonders dann, wenn der persönliche Ruf gefährdet ist. Ist das verkehrt? Nicht unbedingt. Jesus deutete in seinem Gebot, ‘unseren Nächsten wie uns selbst zu lieben’, an, daß wir schon ein gewisses Interesse an uns selbst haben sollten (Matth. 22:39). Wenn wir Selbstachtung haben, fällt es uns leichter, sauber, zuverlässig und ehrlich zu sein. Wer möchte schon den Ruf haben, schmutzig, unzuverlässig und unehrlich zu sein?
Das Gesicht zu wahren bedeutet aber noch mehr, nämlich daß unser Ruf oder unsere Ehre für uns das wichtigste ist. Wie festgestellt wurde, spielt zum Beispiel „das Vermeiden von Schande in Japan eine ebenso große Rolle ... wie das reine Gewissen, der gute Name bei Gott und das Unterlassen von Sünde in der Ethik der westlichen Welt“. Genauso, wie ein Christ zu Opfern bereit wäre, um ein reines Gewissen zu bewahren, würde ein Japaner Opfer bringen, um zu vermeiden, seinen Ruf zu gefährden, oder um das Gesicht zu wahren. Einige Japaner begingen sogar Harakiri, eine schreckliche Art des Selbstmordes, als sie ihren Ruf gefährdet sahen. Würdest du so weit gehen, um dein Gesicht zu wahren?
WAS MAN ALLES FÜR SEIN ANSEHEN TUT
In östlichen Ländern kommt es immer noch vor, daß Personen, die befürchten, ihr Ruf sei in Gefahr, Selbstmord begehen, wenn auch meist nicht durch Harakiri. Man ist in diesen Ländern auch noch zu anderen Opfern bereit. In einigen Gegenden kommt es nicht selten vor, daß Familien an einem buddhistischen Feiertag das Einkommen einer ganzen Woche für ein Festessen ausgeben, und das nur, um bei ihren Nachbarn nicht das Ansehen zu verlieren. An anderen Orten lädt man vielleicht einen Gast zu einem Essen in dem teuersten Restaurant ein. Wahrscheinlich kann man es sich gar nicht leisten, und der Gast würde lieber bei dem Gastgeber zu Hause essen. Doch der Gastgeber meint, daß er dies tun müsse, um seinem Ruf nicht zu schaden.
In einem gewissen Land ist es Brauch, daß der Brautvater den jungen Eheleuten an ihrem Hochzeitstag ein vollständig eingerichtetes Haus schenkt. Der Vater gewinnt an Ansehen, wenn das Haus sehr hübsch eingerichtet ist. Deswegen stürzen sich manche Brautväter in große Schulden. Gewöhnlich bezahlt der Bräutigam einen Brautpreis. Um an Ansehen zu gewinnen, macht der junge Mann vielleicht sogar Schulden, um einen hohen Brautpreis bezahlen zu können. Der Brautvater, der das junge Paar mit einem vollständig eingerichteten Haus beschenkt hat und deshalb womöglich schon verschuldet ist, wird wahrscheinlich den Brautpreis zurückgeben. Er möchte durch das Annehmen des Geldes nicht sein Ansehen verlieren.
Würdest du so weit gehen, nur um dein Ansehen nicht einzubüßen? Viele gehen so weit. Man kann auch auf einem anderen Gebiet versucht sein, sein Ansehen nicht schädigen zu wollen. In einem gewissen Land des Orients wird jemand, der ein Christ werden möchte, oft angeklagt, das Ansehen seiner Familie zu schädigen, wenn er sich „einer westlichen Religion“ anschließt. Natürlich ist das wahre Christentum keine „westliche Religion“, doch das ist die Ansicht, die man dort vertritt. Zwar möchte man nicht unnötig Anstoß erregen, aber es ist bestimmt nicht weise, um des Ansehens willen etwas nicht zu tun, wovon man weiß, daß es richtig ist.
EINE WELTWEITE TENDENZ
Die Tendenz, nichts von seinem Ansehen einbüßen zu wollen, herrscht nicht nur im Orient; man findet sie weltweit. Zum Beispiel wollen viele „mit Meiers Schritt halten“. Jemand besitzt vielleicht ein Auto, das für seine Verhältnisse völlig ausreicht. Doch eines Tages kauft sich sein Nachbar einen neuen, teureren Wagen. Jetzt ist er mit seinem Fahrzeug unzufrieden, obwohl er vorher völlig damit zufrieden war. Warum? Er schämt sich jetzt seines Wagens. Das neue Auto seines Nachbarn läßt sein eigenes alt erscheinen. Deshalb kauft er einen neuen Wagen, obwohl er ihn gar nicht braucht und ihn sich auch nicht leisten kann. Das Gefühl, sich vor seinen Nachbarn schämen zu müssen, könnte mit dem Gefühl verglichen werden, das gewisse Orientalen dazu veranlaßt hat, Harakiri zu begehen.
Hast du dich auch schon einmal darüber geärgert, daß dir jemand einen Rat oder eine Zurechtweisung erteilt hat? Hast du dann gedacht: „Wer ist er eigentlich, daß er mich kritisiert? Er ist auch nicht vollkommen.“? Du hast dich also selbst gerechtfertigt. Warum? Weil dein Stolz und deine Ehre verletzt worden waren.
Manchmal bringt jemand ein großes Opfer, um sein Gesicht zu wahren. Vielleicht hat er eine schwere Sünde begangen. Er kann sich nicht dazu überwinden, dies vor anderen zuzugeben, um so die Sache zu bereinigen. Wenn seine Missetat dann ans Licht kommt und reife Christen dies mit ihm besprechen, streitet er alles ab. Um Schmach aus dem Wege zu gehen oder aus Trotz, ist er sogar bereit, sich von der Christenversammlung zu trennen, und bringt so sein Verhältnis zum Schöpfer und seine Aussicht auf ewiges Leben in Gefahr. Würdest du so weit gehen, um dein Gesicht zu wahren?
Wie verhält es sich aber, wenn jemand gegen dich sündigt? Fällt es dir leicht zu vergeben? Oder bestehst du auf „Gerechtigkeit“? Es mag vorkommen, daß ein Christ gegen einen anderen eine Sünde begeht. Die Person, die gekränkt wurde, legt die Sache den Ältesten der Versammlung dar. Der Sünder wird zurechtgewiesen, und ihm wird auf diese Weise geholfen. Aber derjenige, gegen den gesündigt worden war, kann die Sache nicht vergessen. Er meint, daß die Ältesten zu nachsichtig gewesen sind und daß die Sünde gegen ihn nicht ernst genug genommen worden ist. Warum kommt er zu dieser Schlußfolgerung? Kann es sein, daß ihm sein Ehrgefühl wichtiger ist als die geistige Wiederherstellung eines Bruders, der gesündigt hatte? Mit anderen Worten: Besteht er um seines Ansehens oder um seiner Ehre willen darauf, daß der Sünder bestraft wird?
Man könnte noch viele weitere Beispiele anführen. Kennst du jemand, der nie zugibt, im Unrecht zu sein, selbst dann nicht, wenn er ganz offensichtlich im Unrecht ist? Oder bist du schon jemand begegnet, der nicht gern Vorschläge von anderen annimmt, oder jemand, der sich gekränkt fühlt, wenn seine Vorschläge nicht angenommen werden, oder jemand, der stur auf seinem Standpunkt beharrt? Kennst du jemand, der auf seine angesehene Stellung und auf seine höhere Schulbildung stolz ist, oder im Gegensatz dazu jemand, der sich schämt, weil er nicht diese Bildung genossen hat? Alle diese Charakterzüge können verraten, daß man sein Gesicht zu wahren versucht oder bemüht ist, seine Ehre zu retten.
Deshalb sollte sich ein Christ fragen: „Wie weit würde ich gehen, um mein Gesicht zu wahren? Ja, wie sollte ich überhaupt darüber denken?“
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Sollte man sein Gesicht zu wahren suchen?Der Wachtturm 1980 | 15. Dezember
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Sollte man sein Gesicht zu wahren suchen?
DIE Bibel zeigt, daß der Wunsch, das Gesicht zu wahren, fast so alt ist wie der Mensch selbst. Ja, der Mensch versuchte schon nach seiner ersten Sünde, das Gesicht zu wahren.
Es ist allgemein bekannt, daß Adam und Eva, unsere Ureltern, gegen Gott sündigten, indem sie von der verbotenen Frucht aßen. Sie wurden für ihre Übeltat auch zur Verantwortung gezogen. Es ist interessant, wie sie darauf reagierten. Als Adam sich genötigt sah, seine Sünde zu bekennen, versuchte er die Schuld auf Eva und sogar auf Jehova Gott zu schieben. Er sagte: „Die Frau, die du mir beigegeben hast, sie gab mir Frucht von dem Baum, und da aß ich.“ Auch Eva versuchte die Schuld von sich abzuwälzen. Sie sagte: „Die Schlange — sie betrog mich, und so aß ich“ (1. Mose 3:8-13).
Hast du auch schon einmal ähnlich reagiert, als du eines Fehlers bezichtigt wurdest? Hast du dann versucht, die Schuld auf andere zu schieben? Einige würden lieber alles andere tun, als ehrlich zu sagen: „Es tut mir leid. Ich habe etwas falsch gemacht.“ Auch wenn man versucht, das Gesicht zu wahren, so ändert dies doch nichts an den Tatsachen. Adam und Eva wurden trotz ihrer Entschuldigungen für ihre Sünden bestraft (1. Mose 3:16-19).
Auch Ananias und Sapphira — ein anderes Ehepaar — waren sehr auf ihre Ehre bedacht. Sie versuchten, die Versammlung der ersten Christen durch eine freche Lüge zu täuschen, wahrscheinlich, um sich bei ihren Glaubensbrüdern einen guten Namen zu machen. Gott zeigte sein Mißfallen darüber, indem er sie tötete (Apg. 5:1-11). Würde es Jehova heute nicht genauso ansehen, wenn zum Beispiel ein Christ fälschlicherweise behaupten würde, mehr im Dienste Jehovas getan zu haben, als es in Wirklichkeit der Fall gewesen ist? Oder würde es Jehova nicht mißfallen, wenn wir in irgendeiner Hinsicht den Anschein erwecken wollten, etwas zu sein, was wir in Wirklichkeit gar nicht sind? (Jak. 3:17).
HAT EIN CHRIST ES NÖTIG, SEIN GESICHT ZU WAHREN?
Es wirkt sich meistens negativ aus, wenn man zu sehr auf seine Ehre bedacht ist. Man geht dabei von einer falschen Voraussetzung aus, nämlich daß der Ruf einer Person das wichtigste ist. Das stimmt aber nicht. Andere Beweggründe, warum man sein Gesicht wahren will, mögen Stolz oder eine zu hohe Meinung von sich selbst sein. So etwas ist Jehova nicht wohlgefällig (Spr. 16:18).
Es stimmt, daß die Bibel sagt: „Ein Name ist besser als gutes Öl“ (Pred. 7:1). Das bezieht sich aber auf den guten Ruf, den sich eine Person durch ein mit guten Werken ausgefülltes Leben erwirbt, und zwar besonders in Jehovas Augen. Dieser Text hat nichts mit dem Respekt zu tun, den eine Person anderen verdienterweise oder unverdienterweise abverlangt.
Es stimmt auch, daß ein Bruder, der ein christlicher Ältester sein möchte, „ein vortreffliches Zeugnis von Außenstehenden haben“ muß (1. Tim. 3:7). Dieses „vortreffliche Zeugnis“ bekommt er jedoch nur aufgrund seines christlichen Wandels und seiner wohlgeordneten Familienverhältnisse und nicht, weil er einen akademischen Grad oder eine angesehene Stellung hat oder weil er für seine Freunde viel Geld ausgibt.
Offensichtlich legte Jesus Christus nicht allzu großen Wert darauf, in welchem Ansehen er bei anderen stand. Er war bestimmt sehr in der Achtung der religiösen Führer gesunken, als er, statt mit ihnen zu verkehren, Armen, Steuereinnehmern und Sündern predigte (Joh. 7:45-48). Jesus ließ sich aber nicht davon abhalten, den Willen seines himmlischen Vaters zu tun, denn er versuchte nicht, zu Ehren zu gelangen. Er sagte bei einer Gelegenheit sogar: „Wenn ich mich selbst verherrliche, ist meine Herrlichkeit nichts“ (Joh. 8:49-54). Er wartete darauf, daß sein Vater ihn verherrlichen würde. Jesus erwarb sich jedoch durch seine Handlungsweise bei Gott und bei den Menschen, die die richtige Einstellung hatten, einen guten Ruf.
Dasselbe trifft auf uns zu. Zweifellos ist es verkehrt und auch auf die Dauer zwecklos, wenn wir versuchen, uns ins rechte Licht zu rücken, besonders dadurch, daß wir etwas verheimlichen oder falsche Tatsachen vortäuschen. Es ist viel besser, uns darüber Gedanken zu machen, wie Gott uns sieht. Jesus sagte deshalb: „Glücklich seid ihr, wenn man euch schmäht und euch verfolgt und lügnerisch allerlei Böses wider euch redet um meinetwillen. Freut euch und springt vor Freude, da euer Lohn groß ist in den Himmeln“ (Matth. 5:11, 12).
Jesus machte diese Erfahrung, besonders nachdem er verhaftet worden war. Die religiösen Führer brachten ihn vor Gericht und versuchten, seinen Ruf durch falsche Zeugenaussagen zu besudeln. Danach verlachte und verspottete man ihn. Man drückte ihm eine Dornenkrone auf, legte ihm ein purpurnes Gewand um und machte sich darüber lustig, daß er ein König sei (Mark. 14:55-65; 15:17-20). Dann, als Jesus mit dem Tode rang, standen die schadenfrohen Vorsteher um den Marterpfahl herum und verspotteten ihn. Sogar die Art, wie er starb, wurde von den Juden als Schande angesehen (Luk. 23:32-38; Gal. 3:13). Versuchte Jesus aber bei all dem, was er erlebte, seine Ehre zu verteidigen? Nein. Die Bibel sagt vielmehr, daß er ‘die Schande nicht achtete’ (Hebr. 12:2). Für ihn war die Verherrlichung des Namens seines Vaters viel wichtiger (Joh. 17:4, 11). Deshalb wurde Christus im Himmel auch reich belohnt. Was für ein hervorragendes Beispiel für uns heute! (1. Petr. 2:21, 22).
WIE SOLLTE MAN SICH VERHALTEN?
Was wird also von einem Christen erwartet? Es gibt zwei Gesichtspunkte zu berücksichtigen: Andere wollen uns gegenüber das Gesicht wahren und wir anderen gegenüber.
Ein Christ sollte sich anderen gegenüber nicht so verhalten, daß sie sich gezwungen fühlen, das Gesicht zu wahren (Matth. 7:12). Deshalb werden Liebe und Einfühlungsvermögen einem Aufseher helfen, einen Rat oder eine Zurechtweisung in einer freundlichen und rücksichtsvollen Art zu geben — „im Geiste der Milde“ (Gal. 6:1). Ein Christ, der einem Ungläubigen die „gute Botschaft“ verkündigt, wird dies auf taktvolle Weise, „mit Milde und tiefem Respekt“, tun (1. Petr. 3:15). Dadurch wird er den Ungläubigen nicht verletzen oder in Verlegenheit bringen, wenn dieser etwas sagt, was nicht ganz richtig ist, oder wenn er herausfindet, daß Lehren, an denen er bis jetzt festgehalten hat, falsch sind. Außerdem sollte ein Christ einen anderen nicht in Verruf bringen, indem er Nachteiliges über ihn sagt (Spr. 16:28).
Es könnte aber auch sein, daß wir selbst das Gesicht wahren wollen. Wir sollten uns darüber im klaren sein, daß es christliche Reife erfordert, diesen Fehler nicht zu begehen. Selbst Hiob machte ihn. Er stand natürlich unter großer Belastung. Unter anderem litt er an einer schrecklichen Krankheit, verlor alle seine Kinder, und seine Frau machte ihn mutlos. Dann gesellten sich drei sogenannte Freunde zu ihm und beschuldigten ihn, im stillen gesündigt zu haben. Jetzt konnte Hiob sich nicht mehr zurückhalten; er begann sich selbst zu rechtfertigen. Er sprach ‘eher seine eigene Seele gerecht als Gott’ (Hiob 32:2). Doch aufgrund der weisen Argumente Elihus und besonders aufgrund der Mahnungen Jehovas berichtigte Hiob seine Denkweise und gewann sein Gleichgewicht zurück. Hiob verherrlichte dann Gott, statt sein Gesicht wahren und sich selbst rechtfertigen zu wollen. Deshalb wurde er reich gesegnet (Hiob 42:1-6, 12, 13).
Ein Christ muß sich also sorgfältig prüfen. Oft ist es für uns selbst schwierig, zu erkennen, daß wir unser Gesicht wahren wollen. Vielleicht haben wir bei dem Versuch, andere zu täuschen, auch uns selbst betrogen. Das Herz ist verräterisch und kann uns zur Selbsttäuschung veranlassen (Jer. 17:9). Das kann besonders dann geschehen, wenn wir unter seelischem Druck stehen oder in Verlegenheit gebracht werden. Eine gebetsvolle Überprüfung unserer Denkweise wird uns jedoch helfen, zu erkennen, daß wir uns selbst getäuscht haben (Ps. 139:23, 24). Danach können wir durch Gottes Wort und durch unsere christlichen Brüder wie Hiob Hilfe erhalten und unser Gleichgewicht zurückgewinnen.
Oft machen wir uns über die Meinung von Gegnern nicht viel Gedanken, sondern über die Meinung von denen, die uns nahestehen. Ein Christ erduldet vielleicht um der „guten Botschaft“ willen Spott. Aber es mag für ihn schwierig sein, vor der Versammlung einen Fehler zuzugeben oder eine Sünde zu bekennen, weil er meint, er sinke dadurch in der Achtung seiner Glaubensbrüder. Vielleicht schämt er sich sehr, wenn seine Kinder einen Fehler begangen haben, und versucht ihn zu verdecken.
So kann es auch einem christlichen Aufseher ergehen. In Wirklichkeit gibt aber ein Ältester, der in solch einer Situation offen zugibt, daß er ein Problem hat, anderen ein gutes Beispiel und trägt so zum Segen der Versammlung bei. Diejenigen, die die richtige Einstellung haben, werden seine Ehrlichkeit schätzen. Wenn er aber nicht bereit ist, für seine Handlungsweise einzustehen, oder wenn er zu verdecken sucht, was er oder seine Familie getan hat, dann bekundet er Feigheit. Das wiederum kann ihn zum Lügen veranlassen. Gegen beide Charakterzüge empfindet Jehova Abscheu (Offb. 21:8).
DREI WERTVOLLE CHRISTLICHE EIGENSCHAFTEN
Wir müssen also Eigenschaften entwickeln, die uns helfen, die Neigung, das Gesicht zu wahren, zu überwinden. Welche Eigenschaften sind das? Ehrlichkeit ist eine davon (Hebr. 13:18). Wenn man Ehrlichkeit sehr schätzt, wird man nicht etwas Falsches vortäuschen wollen. Das tut man aber fast immer, wenn man sein Gesicht wahren will. Es ist bestimmt nicht leicht, mit uns selbst und mit anderen immer ehrlich zu sein, doch wenn wir demütig und mutig sind, mag uns dies gelingen (Spr. 15:33; 1. Kor. 16:13). Demut wird uns auch helfen, falschen Stolz zu überwinden, durch den wir dazu veranlaßt werden, das Gesicht wahren zu wollen.
Ja, wenn wir mutig, ehrlich und demütig sind, wird dies uns helfen, den Fehler zu vermeiden, das Gesicht wahren zu wollen. Paulus sagte, daß einige ihn als Toren ansahen (1. Kor. 4:10). Stört es dich, wenn die Leute denken, du seist ein Tor, du aber genau weißt, daß du Gottes Willen tust? Oder hält dich Furcht vor dem, was andere denken könnten, davon ab, das Rechte zu tun? Jugendliche müssen besonders mutig, ehrlich und demütig sein, um für rechte Grundsätze eintreten zu können, statt ihr Gesicht wahren zu wollen und mit der Menge zu gehen (1. Petr. 4:4).
Jesus verglich die Diener Gottes mit ‘unnützen Sklaven’ (Luk. 17:10). Denkst du so über dich, oder kommst du dir sehr wichtig vor? Paulus ermunterte uns, ‘nicht höher von uns zu denken, als zu denken nötig ist’ (Röm. 12:3). Er gab uns außerdem den Rat, ‘nichts aus Streitsucht oder aus Ichsucht zu tun, sondern in Demut die anderen höher zu achten als uns selbst’ (Phil. 2:3).
Die Bibel weist deutlich darauf hin, daß Christen nicht versuchen sollten, ihr Gesicht zu wahren, und nicht auf ihre Ehre bedacht sein sollten, denn dies steht in völligem Gegensatz zu den wichtigen christlichen Eigenschaften der Demut, des Mutes und der Ehrlichkeit. Es mag nicht leicht sein, so zu denken, besonders dann nicht, wenn wir in einer Umgebung aufgewachsen sind, in der man es für sehr wichtig erachtet, das Gesicht zu wahren. Aber mit der Hilfe des Geistes Gottes wird es Christen gelingen, Änderungen in ihrer Handlungsweise vorzunehmen. Auch durch ‘die Kraft, die ihren Sinn antreibt’, können sie sich ändern, wenn sie wirklich wollen (Eph. 4:23). Sei also vor der Gefahr auf der Hut, dein Gesicht wahren zu wollen. Es handelt sich dabei um eine Gefahr, in die wir durch das gefallene Fleisch geraten. Hüte dich deshalb davor!
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