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Die Bibel — das Buch der HoffnungDer Wachtturm 1969 | 15. September
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Die Bibel — das Buch der Hoffnung
SIE war schon jahrelang als Patientin in einer Heilstätte in Indonesien. Nach dem Tode ihres Mannes war sie völlig verzweifelt, sie glaubte, das Leben sei für sie sinnlos geworden, und trug sich deshalb mit dem Gedanken, Selbstmord zu begehen. Eine Pflegerin, die davon erfuhr, sprach darüber mit einem Zeugen Jehovas, der dort ebenfalls in Pflege war. Er besuchte diese Frau und bemühte sich auf taktvolle Weise, ihr Interesse an der biblischen Hoffnung zu wecken.
Zuerst war sie nicht bereit zuzuhören, aber durch freundliche Beharrlichkeit gelang es dem Zeugen, sie für ein Bibelstudium zu interessieren. Schon nach drei Monaten hatte sie eine ganz andere Ansicht über das Leben. Ihr Herz war von Hoffnung und Freude erfüllt. Sie ist zwar immer noch in der Heilstätte, statt aber an Selbstmord zu denken, spricht sie heute eifrig mit anderen Patienten über die Hoffnung, die sie aus der Bibel geschöpft hat. Sie führt sogar vier Bibelstudien mit anderen Patienten durch.
Worin besteht denn die Hoffnung, die sie aus der Bibel geschöpft und die bei ihr eine solche Änderung bewirkt hat? Wir werden es erfahren, wenn wir der Sache auf den Grund gehen, denn das Wort Gottes, die Bibel, ist, wenn es richtig verstanden wird, tatsächlich das Buch der Hoffnung. Die Bibel wurde unter anderem geschrieben, um Hoffnung zu vermitteln. „Denn alles, was vorzeiten geschrieben wurde, ist zu unserer Unterweisung geschrieben worden, damit wir durch unser Ausharren und durch den Trost aus den Schriften Hoffnung haben können.“ Der Urheber der Bibel wird daher passenderweise „der Gott, der Hoffnung gibt“, genannt. — Röm. 15:4, 13.
DIE HOFFNUNG — EINE NOTWENDIGKEIT
In dem Teil der Bibel, der als das „Neue Testament“ oder die Christlichen Griechischen Schriften bekannt ist, wird die Hoffnung etwa fünfzigmal erwähnt. Wie wichtig die Hoffnung für Christen ist, geht auch aus den Worten des Apostels Paulus in 1. Korinther 13:13 hervor. In seinen Ausführungen über die Liebe erwähnt er hier die Hoffnung in Verbindung mit dem Glauben und der Liebe, diesen so überaus wichtigen Eigenschaften, mit den Worten: „Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei.“ Ja, die Hoffnung verdient es, mit dem Glauben und der Liebe zusammen erwähnt zu werden.
Die weltklugen alten Griechen hatten nicht die gleiche Wertschätzung für die Hoffnung wie der Apostel Paulus. Sie bezeichneten sie verächtlich als „die Speise der Verbannten“ und als „Fluch der Menschheit“. Wahrscheinlich halten auch heute gewisse kluge Köpfe nicht besonders viel von der Hoffnung, denn weder die Encyclopedia Americana noch die Encyclopædia Britannica enthält in ihrem reichhaltigen Wörterverzeichnis das Wort „Hoffnung“, während die Wörter „Glaube“ und „Liebe“ in beiden Werken zu finden sind.
Ohne Hoffnung würde der Mensch aber verzweifeln. Das Wort „verzweifeln“ bedeutet „verzagen, mutlos werden“. Die Vorsilbe ver- verstärkt die Bedeutung der negativen Seite, die in zweifeln liegt. Wer „verzweifelt“, gibt jede Hoffnung auf.
Ein hoffnungsloser Mensch wird leicht zügellos. Aus geschichtlichen Aufzeichnungen geht hervor, daß der deutsche Philosoph Nietzsche, als er nicht mehr an Gott glaubte und nicht mehr auf ihn hoffte, die Hoffnung spöttisch als „das schlimmste Übel“ bezeichnete und anfing, ein zügelloses, ausschweifendes Leben zu führen. Nicht umsonst heißt es in Gottes Wort, daß die, die keine Hoffnung haben, sagen: „Laßt uns essen und trinken, denn morgen werden wir sterben.“ — 1. Kor. 15:32.
Ein Beispiel, das zeigt, was die Hoffnung im Leben eines Menschen bewirken kann, ist das Erlebnis eines jungen Mannes, der in einer New Yorker Nervenheilanstalt in Pflege war. Er mußte ständig Mittel nehmen, sämtliche Vergünstigungen oder Freiheiten waren ihm entzogen, und er erhielt auch keinen Unterricht. Er vegetierte nur so dahin, war zu nichts zu gebrauchen und war an sich und seiner Zukunft völlig desinteressiert.
Dann besuchte ihn eines Tages sein älterer Bruder, der kurz vorher die biblische Hoffnung kennengelernt und sie zu seiner Hoffnung gemacht hatte. Er bemühte sich nun, seinem Bruder diese Hoffnung ebenfalls zu vermitteln. Der junge Mann kannte die Bibel noch nicht. Die biblische Wahrheit sagte ihm aber sogleich zu und übte eine unverkennbare Wirkung auf ihn aus. Er ging bald aufrecht, begann mehr Wert auf sein Äußeres zu legen und sprach sogar mit anderen Patienten über die biblische Hoffnung. Nach vielen Bemühungen gelang es seinem Bruder, der ihm diese Hoffnung vermittelt hatte, seine Entlassung aus der Nervenheilanstalt zu erwirken. Nun lernt der junge Mann lesen, damit er unter anderem auch die Bibel selbst lesen kann. Beide Brüder wohnen jetzt regelmäßig den Zusammenkünften bei, in denen über die Hoffnung der Bibel gesprochen wird, und ihre Fortschritte sind allen offenbar.
Nicht umsonst mißt die Bibel der Hoffnung einen solch großen Wert bei. Die Hoffnung ist nichts Überflüssiges. Sie ist nichts Unnötiges, nicht etwas, was wir ohne weiteres entbehren könnten. Sie ist eine Notwendigkeit. Sie ist für unsere geistige und unsere körperliche Gesundheit unerläßlich.
GUT FÜR DAS BUCHSTÄBLICHE HERZ
Nach einem Bericht von Dr. Frances Dunbar, einem Spezialisten auf dem Gebiet der Psychosomatik, ist die Hoffnung für das buchstäbliche Herz ebenso wichtig wie für das sinnbildliche Herz. Bei Patienten, die an Angina pectoris (Herzkrämpfe, verbunden mit heftigen Herzschmerzen) leiden, ist „die Erweckung neuer Hoffnungen eine der Hauptaufgaben des behandelnden Arztes“. Ja gerade bei Patienten mit diesem Leiden soll die Hoffnung eine besonders wichtige Rolle spielen.
Was die Hoffnung, ganz besonders die biblische Hoffnung, bei Herzleidenden bewirken kann, zeigt das Erlebnis einer Herzkranken in Italien. Sie mußte das Bett hüten, denn der Arzt hatte ihr jede körperliche Anstrengung streng verboten, ja sie durfte das Bett überhaupt nicht verlassen. Dann wurde sie eines Tages von einer Zeugin Jehovas besucht und vom Wert eines regelmäßigen Bibelstudiums überzeugt.
Je besser sie die Bibel und die darin zum Ausdruck kommende wunderbare Hoffnung auf ewiges Leben in einem neuen System der Dinge kennenlernte, desto besser wurde auch ihr Gesundheitszustand. Schon nach kurzer Zeit konnte sie aufstehen und sogar einige Hausarbeiten verrichten. Ihr Arzt war überrascht und fragte sie, ob sie ohne sein Wissen irgendwelche Medikamente eingenommen habe. Als er erfuhr, daß die Hoffnung, die seine Patientin aus der Bibel schöpfte, ihr geholfen habe, sagte er: „Das Lesen der Bibel ist für das Herz ohne Zweifel die beste Medizin.“ Heute geht diese Frau in ihrer Umgebung von Haus zu Haus und predigt die gute Botschaft von Gottes Königreich, und ihr Herz verträgt diese Tätigkeit.
WARUM MAN AUS DER BIBEL HOFFNUNG SCHÖPFEN KANN
Warum kann man aus der Bibel eine solch feste Hoffnung schöpfen? Weil sie das Wort Jehovas, des allein wahren Gottes, ist, der nicht lügen kann. Der Apostel Paulus zeigt, daß der Glaube eines Christen auf „einer Hoffnung auf das ewige Leben [beruht], das Gott, der nicht lügen kann, vor langwährenden Zeiten verheißen hat“. — Tit. 1:2.
Wir können aus der Bibel Hoffnung schöpfen, weil sich Gottes Verheißungen immer genau zur richtigen Zeit erfüllt haben. Durch seinen Propheten Jeremia hatte Gott zum Beispiel vorhergesagt, daß das Land Israel siebzig Jahre verödet sein und sein Volk während dieser Zeit dem König von Babylon dienen werde. Als die siebzig Jahre um waren, wurden die Israeliten, die auf Gott hofften, nicht enttäuscht. Gott ließ sie befreien, und sie waren genau zu der vorhergesagten Zeit wieder in ihrer Heimat. — Jer. 25:11; Dan. 9:2; Esra 1:1-4.
Auch Gottes Verheißung über das Kommen des Messias erfüllte sich. Gemäß Daniel 9:24-27 veranlaßte Gott seinen Propheten, die Worte niederzuschreiben: „Vom Ausgehen des Wortes, Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen, bis auf den Messias, den Fürsten, sind sieben Wochen und zweiundsechzig Wochen“ oder neunundsechzig Wochen von Jahren. Die Weltgeschichte bestätigt, daß von den Tagen Nehemias, in denen der Befehl zum Wiederaufbau Jerusalems erteilt wurde (455 v. u. Z.), bis zum Kommen Jesu als Messias (29 u. Z.) genau neunundsechzig Jahrwochen oder 483 Jahre vergingen. Jesus, der Messias, kam tatsächlich genau zur rechten Zeit, um die Hoffnungen seines Volkes zu erfüllen. — Luk. 3:15.
Da sich diese und ähnliche Prophezeiungen erfüllt haben, können wir überzeugt sein, daß sich auch die übrigen prophetischen Verheißungen Gottes erfüllen werden. Die Worte, die Josua über die Erlebnisse Israels, seines Volkes, niederschrieb, sind wirklich zutreffend, nämlich: „Es fiel kein Wort dahin von all den guten Worten, welche Jehova zu dem Hause Israel geredet hatte; alles traf ein.“ Christen können darum heute in die Worte des Königs Salomo einstimmen, der bei der Einweihung des Tempels Jehovas sagte: „Gepriesen sei Jehova, der seinem Volke Israel Ruhe gegeben, nach allem, was er geredet hat! Kein einziges Wort ist dahingefallen von allen seinen guten Worten, die er durch seinen Knecht Mose geredet hat.“ — Josua 21:45; 1. Kö. 8:56.
DIE BIBLISCHE HOFFNUNG WIRD SICH BALD ERFÜLLEN
Wenn wir Gottes Wort sorgfältig studieren, können wir erkennen, daß es sich auch in unserer Zeit erfüllt, und wir können deshalb die Hoffnung haben, daß wir bald von den furchtbaren Zuständen, die heute herrschen, befreit werden. Jesus Christus sagte voraus, daß das Ende dieses Systems der Dinge durch internationale Kriege, weltweite Lebensmittelknappheit, durch Erdbeben und durch das Überhandnehmen von Gewalttat gekennzeichnet sein werde. Darüber hinaus sagte er, daß die Generation, die alle diese Dinge sehen werde, auch das Ende des gegenwärtigen bösen Systems der Dinge erleben werde. Weißt du, was das für uns bedeutet? — Matth. 24:3-34.
Bist du in Sorge und in Furcht wegen der ständigen Kriege, die unsagbares Leid mit sich bringen und viele ihrer Angehörigen berauben? Dann verzweifle nicht, sondern laß dich durch die Hoffnung trösten, daß Gott allen Kriegen ein Ende machen wird, denn er hat verheißen: „Kommet, schauet die Großtaten Jehovas ... Der die Kriege beschwichtigt bis an das Ende der Erde.“ Über die Königreichsregierung seines Sohnes Jesus Christus, des „Friedefürsten“, wird gesagt: „Fülle von Frieden wird sein, bis der Mond nicht mehr ist“, und die Mehrung ihres Friedens soll „kein Ende haben“. Stell dir vor, was das bedeutet: daß niemand mehr Steuern zur Deckung der hohen Rüstungsausgaben zu bezahlen braucht und daß die mutwillige Zerstörung von Leben und Eigentum ein Ende hat! — Ps. 46:8, 9; 72:7; Jes. 9:6, 7.
Bist du entmutigt, weil du krank bist und Schmerzen hast? Dann schöpfe Mut, denn auch Krankheiten und Leiden wird es gemäß der Verheißung Jehovas unter seiner Königreichsherrschaft nicht mehr geben: „Er wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch wird Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz mehr sein. Die früheren Dinge sind vergangen.“ Welch wunderbare Aussicht! Es werden auch keine Ärzte und keine Krankenschwestern sowie keine Bestattungsinstitute mehr nötig sein. Diese Leute werden einer anderen Beschäftigung nachgehen müssen! — Offb. 21:4.
Ist dir durch den Tod einer deiner lieben Angehörigen entrissen worden? Wenn ja, dann schöpfe Hoffnung aus der göttlichen Verheißung, „daß es eine Auferstehung sowohl der Gerechten als auch der Ungerechten geben wird“. Jesus selbst gab die Verheißung: „Wundert euch nicht darüber, denn die Stunde kommt, in der alle, die in den Gedächtnisgrüften sind, seine Stimme hören und herauskommen werden.“ Die Menschen werden dann nicht mehr alt werden und sterben, im Gegenteil, die Verstorbenen werden gesund und in der Vollkraft der Jugend aus den Gräbern zurückkehren. — Apg. 24:15; Joh. 5:28, 29.
Was mag das für dich bedeuten? Nun, es bedeutet, daß du, sofern du das Ende des gegenwärtigen Systems der Dinge, von dem Jesus gesprochen hat, überlebst, nie sterben mußt. — Jes. 25:8.
Was aber, wenn du sterben solltest, bevor Gottes Königreich dieses neue System der Dinge herbeiführt? Dann werden sich an dir folgende tröstlichen Worte erfüllen, die Jesus zu Martha sprach, als ihr Bruder gestorben war: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer Glauben an mich ausübt, wird zum Leben kommen.“ — Joh. 11:25, 26.
STÄRKE DEINE HOFFNUNG
Jehova Gott hat dir also sein inspiriertes Wort, das ein unerschöpflicher Quell der Hoffnung ist, gegeben; ausschöpfen mußt du diesen Quell aber selbst, wenn du deine Hoffnung stärken möchtest. Wie kannst du dies tun? Indem du regelmäßig vom Inhalt des Buches der Hoffnung, der Heiligen Schrift, zehrst. Lies täglich darin. Um aus dem Gelesenen den größtmöglichen Nutzen zu ziehen, solltest du aber auch von den Hilfsmitteln Gebrauch machen, für die Gott gesorgt hat, um dir zu helfen, die Bibel zu verstehen. Diese Hilfsmittel werden von der Wachtturm-Gesellschaft veröffentlicht und dir von Jehovas christlichen Zeugen überbracht. Die vorliegende Zeitschrift gehört ebenfalls dazu.
Um deine Hoffnung zu stärken, solltest du dich auch mit anderen, die diese feste, unerschütterliche Hoffnung ebenfalls haben, versammeln, denn dadurch befolgst du das apostolische Gebot, daß „wir unser Zusammenkommen nicht aufgeben“ sollten. In den Königreichssälen und an anderen Versammlungsstätten der Zeugen Jehovas hast du dazu die beste Gelegenheit. Wichtig ist ferner, daß du dein Leben nach den gerechten Grundsätzen der Bibel ausrichtest, denn nur dann kannst du eine unerschütterliche Hoffnung haben. Das setzt voraus, daß du dem prophetischen Gebot nachkommst: „Suchet Jehova, alle ihr Sanftmütigen des Landes, ... suchet Gerechtigkeit, suchet Demut; vielleicht werdet ihr geborgen am Tage des Zornes Jehovas.“ — Hebr. 10:25; Zeph. 2:3.
Gottes Wort, die Bibel, ist in der Tat das Buch der Hoffnung. Die Tatsachen lassen uns darüber nicht im Zweifel. Gott kann nicht lügen. Seine Vorhersagen haben sich in der Vergangenheit stets genau erfüllt. Wir können deshalb fest davon überzeugt sein, daß er das, was er über die Zukunft der Erde und des Menschen verheißen hat, genauso erfüllen wird. Er hat nicht nur den Wunsch, sondern auch die Fähigkeit und die Mittel, dies zu tun. Das sollte uns bestimmt Zuversicht und Hoffnung geben!
[Bild auf Seite 549]
Hoffnung ist für unser Wohl unerläßlich. Hast du eine gut begründete Hoffnung?
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Ein Thema, über das nicht gesprochen wirdDer Wachtturm 1969 | 15. September
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Ein Thema, über das nicht gesprochen wird
● Vor einiger Zeit begann eine Frau, mit Jehovas Zeugen die Bibel zu studieren. Kurz danach trat sie an ihren Pfarrer heran und fragte ihn: „Haben Jehovas Zeugen den richtigen Glauben?“ Er antwortete: „Ja, aber über dieses Thema wird hier nicht gesprochen.“
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