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  • Gastfreundschaft pflegen
    Der Wachtturm 1957 | 15. März
    • Gastfreundschaft pflegen

      „Teilt mit den Heiligen gemäß ihren Bedürfnissen. Pfleget Gastfreundschaft.“ — Röm. 12:13, NW.

      1. Wer ist der Urheber der Gastfreundschaft, und wieso ist er selbst das Vorbild dafür?

      JEHOVA Gott ist der Urheber der Gastfreundschaft. Von Anfang an hat er für alle seine Geschöpfe reichlich gesorgt. Nie kargend, nie geizend, nie engherzig, sondern stets großmütig, gibt Jehova „uns alles reichlich zum Genuß“. Nie kaltherzig, nie übelgesinnt, nie widerwillig, nie unfreundlich, ist Jehova auch „freundlich gegen die Undankbaren und Bösen“. In seiner reichlich erwiesenen Großmut ist er nie parteiisch, „denn er läßt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und läßt regnen auf Gerechte und Ungerechte“. Indem Jehova stets bereit ist, seine unerschöpflichen Güter mit seinen Geschöpfen zu teilen, gibt er uns das Beispiel der Gastfreundschaft. — 1. Tim. 6:17; Luk. 6:35; Matth. 5:45, NW.

      2. Was bedeutet es, gastfreundlich zu sein?

      2 Was ist eigentlich Gastfreundschaft? Wie umfassend ist sie? Ein neuzeitliches Wörterbuch definiert sie als das „Geben oder den Wunsch, Freunde oder Fremde willkommen zu heißen, ihnen Nahrung und Obdach zu geben und sie freundlich zu behandeln“. Gastfreundlich zu sein bedeutet: andere freundlich aufzunehmen, sie nicht zu übersehen. Es bedeutet, Wärme, nicht Kälte an den Tag zu legen, also liebevoll, nicht barsch zu sein, freundlich gesonnen, nicht kühl, zugänglich, nicht unnahbar, geduldig, nicht schroff, bedacht, nicht unbedacht, willig, nicht widerwillig, freigebig, nicht knauserig, zum Teilen, nicht zum Hamstern bereit, an den Bedürfnissen anderer und nicht nur an den eigenen interessiert zu sein. Gastfreundschaft verlangt tatsächlich eine weitreichende Kundgebung der Liebe, ja eine ‚Prüfung der Echtheit eurer Liebe‘. — 2. Kor. 8:8, NW.

      3, 4. Wer pflegte in alter Zeit Gastfreundschaft?

      3 In alter Zeit pflegten die Israeliten die ihnen von Jehova gebotene Gastfreundschaft. Dadurch erhielten alle Segen, auch die Fremdlinge oder jene, die sich vorübergehend in Israel aufhielten. Das durch Mose gegebene göttliche Gesetz besagte ausdrücklich, daß der Fremdling, der Jehova liebte, nicht übersehen werden durfte, sondern daß man ihm Gastfreundschaft erweisen mußte: „Denn Jehova, euer Gott, ist der Gott der Götter und der Herr der Herren, der große, mächtige und furchteinflößende Gott, der niemanden parteiisch behandelt, noch Bestechung annimmt, der Recht schafft dem vaterlosen Knaben und der Witwe, und der den vorübergehend Ansässigen liebt, so daß er ihm Brot und Kleidung gibt. Auch ihr sollt den vorübergehend Ansässigen lieben, denn ihr seid vorübergehend Ansässige gewesen im Lande Ägypten.“ — 5. Mose 10:17-19, NW.

      4 Schon vor der Zeit Moses war sich das Volk Jehovas der Wichtigkeit bewußt, Gastfreundschaft zu pflegen. So hervorragend und großmütig war es im Erweisen unparteiischer Gastfreundschaft, daß 2000 Jahre später ein Apostel Christi auf sie Bezug nahm, als er den Christen gebot: „Vergeßt nicht, Fremden Freundlichkeit zu erweisen [Gastfreundschaft, Fußn.], denn durch diese haben einige, ohne es zu wissen, Engel beherbergt.“ Man stelle sich nur vor — weil einige der Diener Gottes in früherer Zeit stets freundlich gesinnt, offenen Herzens und darauf bedacht gewesen waren, Gastfreundschaft zu pflegen, machten sie die beglückende, großartige Erfahrung, Engel zu beherbergen. — Heb. 13:2, NW.

      GASTFREUNDSCHAFT ZU PFLEGEN BEREICHERT

      5. Wie hat Abrahams Gastfreundschaft ihn selbst bereichert?

      5 Das Pflegen der Gastfreundschaft bereichert solche, die sie üben. Denke zum Beispiel an Abraham. Eines Tages saß er am Eingang seines Zeltes unter dem Schatten der Bäume von Mamre. Es war zur Zeit der Hitze des Tages. Durch die Erscheinung dreier Fremder war er plötzlich hellwach. Er lief hin, sie zu begrüßen, und beugte sich zur Erde nieder, doch nicht etwa, weil er gewußt hätte, daß sie Engel waren; denn den Söhnen Heths gegenüber verhielt er sich später ebenso. (1. Mose 23:7, 12) Darauf ließ Abraham Wasser bringen, damit sie die Füße waschen könnten. Er bat sie, sich unter dem Baume zu lagern. „Laßt mich ein Stück Brot holen und labt euer Herz“, bat er sie, und die Fremden erwiderten: „Recht so; tue, wie du geredet hast!“ In Wirklichkeit aber holte Abraham „Butter und Milch und den jungen Stier“. Abrahams Gastfreundschaft diente so als bemerkenswertes Vorspiel zur Ankündigung des Engels, wonach Abraham und sein Weib Sara ihren lange verheißenen Sohn haben würden. Später nahmen Lot und Manoah, obwohl sie dies selbst nicht wußten, Engel gastfreundlich auf und empfingen dadurch reichen Segen. — 1. Mose 18:1-15; 19:1-22; Richt. 13:2-24, NW.

      6. Welche Segnungen wurden gastfreundlichen Personen in der Zeit Jesu zuteil?

      6 Zur Zeit Jesu trug das Pflegen der Gastfreundschaft denen, die sie übten, zahllose Segnungen ein. Als Menschen guten Willens Jesus, seine Jünger oder seine Apostel in ihr Haus einluden, empfingen sie großen geistigen Lohn. Der Gedanke, den Sohn Gottes aufnehmen zu können, ist an sich unbeschreiblich begeisternd. Man denke an Maria, die Schwester Marthas, wie sie den Segen geistiger Wahrheiten „zu den Füßen des Meisters“ empfing, weil sie Gastfreundschaft übte. (Luk. 10:38-42, NW) Man betrachte Zachäus oder Zakchäus (NW) und seine Bereitschaft, Gäste aufzunehmen. Jesus anerkannte seinen gastfreundlichen Geist, denn dieser zeigte sich in dem schönen Bilde, als er auf einen Baum stieg, um Jesus sehen zu können. Deshalb sagte Jesus: „Zakchäus, beeile dich und steige herab, denn heute muß ich in deinem Hause rasten.“ Gastfreundschaft verhalf Zakchäus zum Empfangen der Wahrheit. Und man denke an die zwei Jünger, die an dem Abend des Tages, da Jesus auferstanden war, nach Emmaus wanderten. In Menschengestalt erscheinend, näherte sich ihnen Jesus. Sie erkannten ihn aber nicht. Im Laufe des Gesprächs, das folgte, erschloß ihnen Jesus die Schriften. „Schließlich näherten sie sich dem Dorfe, wohin sie wanderten; und er tat so, als ob er weitergehen wollte. Aber sie nötigten ihn mit den Worten: ‚Bleibe bei uns, denn es will Abend werden, und der Tag hat sich schon geneigt.‘ Darauf ging er hinein, um bei ihnen zu bleiben. Und während er mit ihnen zu Tische (beim Mahle) lag, nahm er das Brot, segnete es, brach es und begann es ihnen zu reichen. Da wurden ihnen die Augen völlig geöffnet, und sie erkannten ihn; und er verschwand vor ihnen.“ Wie muß ihnen das Herz vor Freude geklopft haben, als sie erkannten, daß sie unwissentlich den auferstandenen Sohn Gottes bewirtet hatten! Diese Freude hätten sie nicht empfunden, hätten sie nicht den Brauch gepflegt, Gastfreundschaft zu üben. — Lukas 19:1-9; 24:13-32, NW.

      7. Welcher ähnliche Segen erwächst uns daraus, daß wir unseren Brüdern gegenüber gastfreundlich sind?

      7 Wer heute Gastfreundschaft pflegt, bereichert sich ebenfalls sehr. Wenn wir gegenüber unseren Brüdern Gastfreundschaft pflegen, erhalten wir einen sehr praktischen Nutzen: geistigen Ansporn. Die Unterhaltung mit Weltmenschen kann uns im Königreichswerk nicht ermuntern, aber die theokratische Unterhaltung mit unseren Brüdern gereicht uns zur Ermutigung. Bestimmt wird eine Familie, die einen Kreisdiener beherbergt oder einem Pionier eine Mahlzeit darreicht, dadurch Segen empfangen und durch eine geistig bereichernde Unterhaltung auferbaut werden.

      8. Wie wird ein Mensch guten Willens, indem er Jehovas Zeugen Gastfreundschaft erwies, seines Lohnes nicht verlustig gehen? Wovon also kann Gastfreundschaft ein Zeichen sein?

      8 Auch solche, die nicht in der Wahrheit sind, sich aber Jehovas Zeugen gegenüber gastfreundlich benehmen, werden bereichert werden. Jesus hat dies verheißen: „Wer immer einem dieser Kleinen [seiner Nachfolger] nur einen Becher kalten Wassers zu trinken gibt, weil er ein Jünger ist — wahrlich, ich sage euch: er wird seines Lohnes keinesfalls verlustig gehen.“ Jesu Verheißung bedeutet nicht, daß irgend jemand wegen einer einzigen gastfreundlichen Tat durch Harmagedon hindurchgelangen kann, sondern sie bedeutet, daß jene, die Jehovas Zeugen gegenüber einen gastfreundlichen Geist an den Tag legen, einen passenden Lohn empfangen werden, nämlich geistige Erleuchtung; denn wenn uns jemand sein Herz öffnet und uns materiell beisteht auf Grund dessen, was wir sind, so wird der Betreffende wahrscheinlich in gleicher Weise geistige Segnungen empfangen. Manchmal laden die Leute Zeugen Jehovas, zum Beispiel während Hauptversammlungen, ein, unentgeltlich bei ihnen zu wohnen, nur weil sie wissen, wer wir sind. Wir unsererseits vermitteln ihnen reiche geistige Segnungen. Wenn sie von Herzen recht gesinnt sind, dann kommen sie zur Wahrheit und stehen für das ewige Leben bereit. So kann also Gastfreundschaft, die Menschen in der Welt uns erweisen, ebenso wie die Tatsache, daß Zakchäus auf den Baum stieg, ein Zeichen für die gerechte Sinnesart einer Person und für ihre Bereitschaft für die Wahrheit sein. — Matth. 10:42, NW.

      GASTFREUNDSCHAFT GEGENÜBER FREMDEN

      9. Warum sollten wir nicht vergessen, Fremde freundlich oder gastlich aufzunehmen?

      9 Was ist aber nun über das apostolische Gebot zu sagen, nicht zu vergessen, Fremden Freundlichkeit oder Gastfreundschaft zu erweisen? Es gibt einen wichtigen Grund dafür, daß man Fremde freundlich behandeln sollte: Dies erleichtert es ihnen, die Wahrheit zu erlangen. Hat Jesus nicht kostenlos 5000 Mahlzeiten für Fremde beschafft? Er übte seine Gastfreundschaft im Zusammenhang mit der Förderung der guten Botschaft. Ebenso kann heute Gastfreundschaft als ein Mittel dienen, wodurch die gute Botschaft gefördert wird.

      10, 11. Auf welche Weise können wir Fremden gegenüber einen gastfreundlichen Geist bekunden? Was für Segnungen erwachsen daraus?

      10 Wir können auf viele verschiedene Arten gastlich und freundlich sein. Bisweilen laden Brüder Personen, von denen sie überzeugt sind, daß sie Gerechtigkeit lieben, zu einer Mahlzeit zu sich ein. Dann benutzen sie diese Gelegenheit, ihnen die Heilige Schrift zu erschließen. Nicht wenig Arbeitgeber und Kollegen in Fabriken, Kaufhäusern usw. haben schon aus dieser von Jehovas Zeugen geübten Gastfreundschaft Nutzen gezogen.

      11 Wann immer du einem Fremden eine Freundlichkeit erweist, beeindruckt ihn dies. Er sieht, daß du von anderen verschieden bist. Deine freundliche Gesinnung, deine von Herzen kommende Güte, steht im Gegensatz zu dem barschen, kalten Auftreten der Weltmenschen. Kleine Freundlichkeiten erzielen große Ergebnisse. Wenn zum Beispiel in einem Zuge ein Bruder einem älteren Mann oder einer Frau den Koffer auf das Gepäcknetz heben hilft, ist das ein Akt der Freundlichkeit. Es entspinnt sich ein Gespräch, und das Gespräch wird zu einem Zeugnis. Wenn du dir besondere Mühe gibst, einen Fremden etwas zu erklären, so hinterläßt dies einen bleibenden Eindruck. Wenn du dem Fremden Königreichsschriften gegeben hast, wird er sie wahrscheinlich wegen deiner Freundlichkeit mit tieferem Interesse lesen. So öffnet sich dir oft auf Grund einer erwiesenen Freundlichkeit der Weg, die Königreichsbotschaft zu fördern, was nie der Fall wäre, wenn du dich nicht nett und freundlich benehmen würdest.

      12, 13. (a) Welches Gleichnis sprach Jesus, um die Wichtigkeit nachbarlicher Gastfreundschaft zu veranschaulichen? (b) In welcher Weise haben Jehovas Zeugen im Gegensatz zur Geistlichkeit ihre „halbtoten“ Nachbarn gastfreundlich behandelt?

      12 Jehovas Zeugen gleichen wegen ihrer Gastfreundschaft dem guten Samariter im Gleichnis Jesu: „Ein gewisser Mensch ging von Jerusalem nach Jericho hinab und fiel unter Räuber, die ihn auszogen und ihm noch Schläge versetzten, dann davongingen und ihn halbtot liegen ließen. Zufällig kam nun ein gewisser Priester jene Straße hinab; doch als er ihn sah, ging er an der entgegengesetzten Seite vorüber. Ebenso ging auch ein Levit, als er an dieselbe Stelle kam und ihn sah, an der entgegengesetzten Seite vorüber. Aber ein gewisser Samariter, der des Weges zu ihm hinabging, wurde von Mitleid bewegt, als er ihn sah. So trat er an ihn heran und verband ihm die Wunden, wobei er Öl und Wein darauf goß. Dann hob er ihn auf sein eigenes Tier, brachte ihn in eine Herberge und sorgte für ihn. Und am folgenden Morgen zog er zwei Denare heraus, gab sie dem Wirt und sprach: ‚Sorge für ihn, und was immer du sonst noch ausgibst, werde ich dir bezahlen, wenn ich zurückkehre.‘“ — Luk. 10:30-35, NW.

      13 Satans tierisches System der Dinge ist für den heutigen „halbtoten“ Zustand der Menschen verantwortlich. Politische, kommerzielle und religiöse Wegelagerer haben die Menschen beraubt und geschlagen. Trotz all ihrer angeblich christlichen Konfessionen ist die Christenheit gleich dem ehemaligen Juda eine gefährliche Wohnstätte: „Das ganze Haupt ist krank, und das ganze Herz ist siech. Von der Fußsohle bis zum Haupte ist nichts Gesundes an ihm: Wunden und Striemen und frische Schläge; sie sind nicht ausgedrückt und nicht verbunden und nicht erweicht worden mit Öl.“ Wer hat diesen „halbtoten“ Menschen nachbarliche Gastfreundschaft erwiesen? Nicht die Geistlichkeit! Die katholischen, protestantischen und jüdischen Religionisten, die wohl den „halbtoten“ geistigen Zustand des Volkes sehen und von der Kanzel und in der Presse von Zeit zu Zeit darüber sprechen, blicken am Volke vorbei, bleiben unnahbar, lehnen es ab, ihm geistige Hilfe zur Heilung zu bieten, und so sind sie auf der entgegengesetzten Wegseite an ihm vorbeigegangen, gleichwie der jüdische Priester und der Levit es taten. Aber Jehovas Zeugen haben gleich dem guten Samariter sozusagen einen Umweg gemacht, um den geistig halbtoten Menschen Hilfe zu bieten. Mit geistigem Öl und Wein, den heilenden Wahrheiten aus Gottes Wort, haben sie die Wunden derer verbunden, „welche seufzen und jammern über all die Greuel“ im gegenbildlichen Jerusalem. — Jes. 1:5, 6; Hes. 9:4.

      14. Welcherlei Vorbereitung ist wichtig, um geistige Gastfreundschaft zu üben?

      14 Wir wissen nie, wo wir einen „halbtoten“ Fremden finden mögen, der Verlangen hat, sich seine Wunden mit Öl und Wein verbinden zu lassen. Gleichwie der Samariter genügend Öl und Wein mitnahm und so für Notfälle gerüstet war, müssen auch heute Jehovas Zeugen stets gerüstet sein, genügend Öl und Wein aus Gottes Wort bei sich zu haben. Aber bisweilen ziehen Brüder in den Felddienst, ohne die hinreichende Menge „Öl und Wein“ mitzunehmen, und sie haben gerade dann keine Schriften mehr, wenn sie einen „halbtoten“ Fremden antreffen. Es gibt auch Brüder, die wenig oder gar kein „Öl und Wein“ mit sich nehmen, wenn sie sich auf eine Reise begeben. Was werden sie tun, wenn sie einen Fremden antreffen, der den Eindruck macht, geistig „halbtot“ zu sein? Weil die Zeit, da man reist, begrenzt ist, ist es höchst schwierig, geistige Wunden verbinden zu helfen, wenn man nicht an Ort und Stelle sogleich „Öl und Wein“ darauf gießen kann. Selbst bei sich daheim lassen es die Brüder manchmal daran mangeln, viele verschiedene und neueste Königreichsschriften vorrätig zu haben. Bist du, wenn ein Fremder an deine Tür kommt, mit „Öl und Wein“ versorgt, um seine Wunden zu heilen, seien sie nun durch die Theorien der Evolution, Dreieinigkeit oder des Spiritismus geschlagen? So handle überlegt. Wappne dich. Habe, wo immer du bist, dieses Öl und diesen Wein bei dir, sei es im Bus, im Zug oder auf dem Schiff, ob du zu Fuß gehst oder mit dem Motorfahrzeug fährst oder daheim bist. Dann, wenn du einen ‚beraubten‘ und ‚geschlagenen‘ Fremden findest, wirst du in der Lage sein, irgendwo und irgendwann Gastfreundschaft zu üben.

      15, 16. (a) Mit welchem gastfreundlichem Handeln der Zeugen Jehovas läßt es sich vergleichen, daß der Samariter sein „eigenes Tier“ benutzte, um einen Fremden in eine Herberge zu bringen? (b) Welche Eigenschaft müssen Diener einer Versammlung unbedingt aufweisen? Weshalb?

      15 Der gute Samariter tat noch mehr, als nur Öl und Wein anzuwenden. Er benutzte sein eigenes Tier, um den Fremden in eine Herberge zu bringen, wo ihm noch mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden konnte. Ebenso gebrauchen Jehovas Zeugen gern ihren eigenen Wagen, um einem Fremden guten Willens Hilfe zu bieten, in den Königreichssaal zu kommen, wo man ihn gastfreundlich aufnimmt und liebevoll für ihn sorgt. Die Besitzer von Herbergen waren im Altertum oft wegen ihrer Gastfreundschaft berühmt. Ebenso sollten Diener in einer Versammlung den Geist der Gastfreundschaft, also den Geist, wie er in einer Herberge herrscht, widerspiegeln. Diese gastfreundschaftliche Gesinnung ist so wichtig, daß ohne sie jemand nicht tauglich wäre, als Diener ernannt zu werden. In 1. Timotheus 3:2 (NW) erklärt der Apostel, daß jeder, der ein Aufseher ist, ‚Fremdlinge lieben‘ oder, wie die Fußnote sagt, „gastfreundlich“ sein müsse.

      16 Was verleiht denn einer Versammlung der Zeugen Jehovas jene Wärme, die in der Welt nicht zu finden ist? Etwa der Königreichssaal? Nein. Ein Königreichssaal kann der schönste und neueste im Lande sein und dennoch die kälteste, eisigste Versammlung beherbergen. Dagegen wird eine Versammlung dadurch erwärmt, daß alle Brüder, und besonders die Diener, Gastfreundschaft pflegen.

      17. Wie können die Brüder im Königreichssaal den Geist der Gastfreundschaft an den Tag legen?

      17 Ihr Diener, herrscht in eurem Königreichssaal eine Atmosphäre des Willkommens? Läßt man Fremdlinge verspüren, daß sie sich dort wie zu Hause fühlen dürfen? Führt man sie durch den Saal und zu den Tabellen, den Kongreßbildern usw., um sie ihnen zu erklären? Ist der Königreichssaal vor einem öffentlichen Vortrag rechtzeitig geöffnet, damit ein Fremder nie draußen zu warten braucht? Lassen die Brüder bereitwillig einen Fremden in ihr Liederbuch und in den Wachtturm blicken? In Versammlungen, wo die Diener nicht verfehlen, alle, Fremde wie Brüder, in gleicher Weise willkommen zu heißen, herrscht eine solch wohlige Wärme, daß Brüder den Königreichssaal nach einer Versammlung nur ungern verlassen.

      18, 19. (a) Was geschieht, wenn Diener es vergessen, Gastfreundschaft zu pflegen? (b) Wie können Brüder, die von Natur aus zurückhaltend sind, Fremde, ohne ihnen vorgestellt zu sein, mit Leichtigkeit ansprechen?

      18 Bisweilen aber vergessen es die Diener, Gastfreundschaft zu pflegen, und dann vergißt es die ganze Versammlung. Und was geschieht? Statt der warmen Herbergs-Atmosphäre wird ein Königreichssaal zu einer Bahnhofswartesaal-Atmosphäre. Weißt du, wie das ist? Du betrittst einen Wartesaal in einem Bahnhof. Niemand beachtet dich. Niemand spricht mit dir. Du gehst an den Leuten vorbei, aber niemand blickt dich an oder nimmt Notiz von dir. Du setzt dich neben die Leute, doch schauen sie nicht einmal von ihrer Lektüre auf. Wenn sie es tun und du lächelst, so erwidern sie dein Lächeln nicht. Es ist einfach ein Ort, wo man sitzt und wartet, und man ist stets froh, wenn die Wartezeit vorbei ist und man hinausgehen kann. So ist es im Wartesaal. Was würde nun geschehen, wenn Diener es je zuließen, daß in einem Königreichssaal eine solche Wartesaal-Atmosphäre herrschen würde, und ein Fremder träte herein?

      19 Nun, der Fremde würde sich sagen: Eigentümliche Gastfreundschaft! Sie sind freundlich mit mir, wenn ich an einer Straßenecke mit ihnen spreche oder wenn sie an meine Tür kommen. Aber jetzt, da ich unter ihnen weile, scheinen sie mich überhaupt nicht zu beachten. Vielleicht wünschen sie gar nicht, daß ich da bin. Ich frage mich, ob ich überhaupt wiederkommen soll. — Ja, dies kann geschehen. Es ist schon geschehen. Laßt nicht zu, daß es in eurer Versammlung vorkommt. Seid wachsam, Fremde willkommen zu heißen. Wenn gewisse Brüder von Natur aus zurückhaltend sind, können sie sich Fremden leicht nähern, indem sie etwa folgende Fragen stellen: „Wie hat Ihnen der Vortrag gefallen?“ oder „Unsere Versammlungen sind doch verschieden von denen anderer Religionsorganisationen, nicht wahr?“ Natürlich braucht man nie zu zögern, von etwas Alltäglichem, zum Beispiel vom Wetter, zu sprechen. Nach einem einzigen Besuch im Königreichssaal sollte sich ein Fremder nicht mehr als Fremder vorkommen, sondern sollte auf warme Weise aufgenommen worden sein, wie wenn er ein Bruder wäre. „Heißt einander willkommen, gleichwie der Christus auch uns willkommen geheißen hat.“ — Röm. 15:7, NW.

      20. Was bedeutet es, ‚Gastfreundschaft zu pflegen‘?

      20 Wir werden daher in der Tat so handeln, wie der Apostel es geboten hat: „Pfleget die Gastfreundschaft.“ Sie zu „pflegen“ bedeutet mehr als nur den Wunsch zu hegen, gastfreundlich zu sein. Es bedeutet, sie gewohnheitsmäßig zu üben, stets darauf bedacht zu sein, Freundlichkeiten zu erweisen, und jede Gelegenheit zu benutzen, „Öl und Wein“ auf die geistigen Wunden von Fremden zu gießen. Doch denke nie, dieses bereichernde Pflegen der Gastfreundschaft sei etwas, das man auf Fremde beschränken müsse. Denn durch unsere Güte und Gastfreundschaft können wir auch einen überzeugenden Beweis für unsere Bruderliebe geben. „Was aber die Bruderliebe betrifft, so habt ihr nicht nötig, daß wir euch schreiben; denn ihr selbst seid von Gott gelehrt worden, einander zu lieben … Wir ermahnen euch aber, Brüder, dies weiterhin in noch vollerem Maße zu tun.“ Indem wir Gastfreundschaft gegenüber unseren Brüdern pflegen, ja indem wir die Dinge „mit den Heiligen gemäß ihren Bedürfnissen“ teilen, können wir unsere Liebe „in noch vollerem Maße“ bekunden. — Röm. 12:13; 1. Thess. 4:9, 10, NW.

  • Dinge mit anderen teilen
    Der Wachtturm 1957 | 15. März
    • Dinge mit anderen teilen

      1. Erkläre den Unterschied zwischen weltlicher und christlicher Gastfreundschaft.

      CHRISTLICHE Gastfreundschaft ist ein Ausdruck der Liebe, weltliche Gastfreundschaft ein Ausdruck des Stolzes. Zwischen diesen beiden besteht ein großer Unterschied. Der Beweggrund zu der einen ist Liebe und Freundlichkeit, der zu der anderen Selbstsucht und Stolz. Weltmenschen üben Gastfreundschaft ‚vor Menschen, um von ihnen beachtet zu werden‘. Oft erwarten sie, daß solche, die sie empfangen, etwas zurückzahlen. „Ich teile ein Essen mit dir, wenn auch du ein Essen mit mir teilst“ — das ist der Inbegriff der hohlen Gastfreundschaft der Welt. Wie anders aber verhält sich der Christ! Er teilt Dinge mit anderen nicht aus Stolz oder mit dem Wunsch, daß ihm wiedervergolten werde, sondern aus tiefer Liebe zu Gott und den Menschen. Während also der Weltling einem Mitmenschen etwas gibt, weil dieser gewisse Dinge besitzt, gibt der Christ jemandem etwas auf Grund dessen, was er ist, weil dieser nämlich sein Nächster, sein Bruder, ist. Bald wird die Zeit kommen, da jeder lebende Mensch diesem christlichen Lauf der Gastfreundschaft folgen und so seinem Vater im Himmel gleichen wird. — Matth. 6:1, NW.

      2, 3. (a) Welchen Drang empfindet jemand, wenn er die Wahrheit empfangen hat? (b) In welchem Ausmaße haben die „Schafe“ im Gegensatz zu den „Böcken“ auf die Botschaft der Brüder des Königs reagiert?

      2 Da der rechtgesinnte Mensch die reiche geistige Fürsorge Jehovas empfangen hat, fühlt er den Drang, gastfreundlich zu sein und seine materiellen Dinge mit anderen zu teilen — alles zu dem Zweck, anderen die gute Botschaft mitzuteilen. Waren es nicht die in Jesu Gleichnis erwähnten Schafe, die den König teilhaben ließen an Dingen, die sie besaßen? Der König sagte zu den Schafen: „Mich hungerte, und ihr gabt mir etwas zu essen, mich dürstete, und ihr gabt mir etwas zu trinken. Ich war ein Fremdling, und ihr nahmt mich gastfreundlich auf; nackt, und ihr kleidetet mich. Ich wurde krank, und ihr habt nach mir gesehen. Ich war im Gefängnis, und ihr kamt zu mir.“ Wie konnten denn die Schafe all dies einem himmlischen König gegenüber tun? „Wahrlich, ich sage euch“, sagte Jesus, „soweit ihr es einem der geringsten dieser meiner Brüder getan habt, habt ihr es mir getan.“ — Matth. 25:35, 36, 40, NW.

      3 Wie wahr ist dies doch in der Zeit der Erfüllung des Gleichnisses, in dieser Zeit des Endes! Um die gute Botschaft zu predigen, haben die Brüder des Königs, die gesalbten Überrestglieder, Verfolgungen und Beschwerden auf sich genommen. Wer ist ihnen zu Hilfe gekommen? Vielleicht die Böcke? Niemals! Diese lehnen es ab, mit jemandem irgend etwas zu teilen, und bringen den Brüdern des Königs nicht einmal Wohlwollen entgegen, noch opfern sie ihnen etwas Zeit. Sie leisten ebensowenig den geistigen Brüdern des Königs Hilfe, noch gewähren sie ihnen Unterstützung, als sie dies dem König persönlich gewähren würden, wenn er auf Erden wäre. Die Schafe jedoch, die für die reichen geistigen Gaben, die sie erhalten, dankbar sind, erwidern diese nicht nur mit gastfreundlicher Hilfe, welche sie dem Überrest der Nachfolger Christi leisten, sondern mit etwas noch Wertvollerem: mit herzlicher Anhänglichkeit an ihren großen Bruder, den König. Wegen der Hilfe, die sie den Brüdern des Königs gewähren, sagt der König zu den Schafen: „Kommet her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, ererbet das Königreich, das von Grundlegung der Welt an für euch bereitet ist.“ — Matth. 25:34, NW.

      4-6. Wie können wir die wahre Liebe zu Gott offenbaren, während das System der Dinge des Teufels noch besteht?

      4 Offensichtlich erkennt es der König an und empfiehlt es, daß man Dinge mit anderen teilt, besonders mit solchen, die wahre Christen sind. Da das Predigen der guten Botschaft des Königreiches noch nicht beendet ist, gibt es zur Förderung des Königreichswerkes immer noch Gelegenheiten, etwas mit anderen zu teilen, gehöre nun jemand zum Überrest oder zu den „anderen Schafen“, um ihm Hilfe zu leisten. „Laßt uns denn in der Tat, solange wir noch Zeit haben, die dafür günstig ist, allen gegenüber Gutes wirken, besonders aber gegenüber unseren Glaubensverwandten.“ — Gal. 6:10, NW.

      5 Unseren Brüdern Gutes zu tun schließt ohne Zweifel auch ein, daß wir mit ihnen materielle Dinge teilen, denn bei der Beschreibung wahrer Liebe sagt der Apostel Johannes: „Wer die Mittel dieser Welt zum Lebensunterhalt hat und sieht seinen Bruder Mangel leiden und verschließt dennoch die Tür seines zarten Mitgefühls, wie bleibt da die Liebe Gottes in ihm? Kindlein, laßt uns nicht mit Worten, noch mit der Zunge lieben, sondern in Tat und Wahrheit.“ — 1. Joh. 3:17, 18, NW.

      6 So wie Liebe nicht nur in bloßen Worten besteht, so verhält es sich mit einer aktiven Äußerung der Liebe, mit Gastfreundschaft: „Enthalte kein Gutes dem vor, welchem es zukommt, wenn es in der Macht deiner Hand steht, es zu tun. — Sage nicht zu deinem Nächsten: ‚Geh hin und komm wieder, und morgen will ich geben‘, da es doch bei dir ist.“ Folglich teilt jemand, der wahre Liebe übt, Dinge mit Personen, wenn Hilfe not tut. Er erwägt die Sache nicht so lange, daß er nie dazu kommt, etwas mit anderen zu teilen, oder daß er, wenn er es tut, zu wenig oder zu spät gibt. Da wir immer noch in der Welt des Teufels leben, geraten manchmal unsere Brüder, wenn auch nicht durch Nachlässigkeit oder eigene Schuld, in verzweifelte Not. Die Ursache dafür kann ein Sturm sein, eine Überschwemmung, ein Brand, ein Unglücksfall, eine Krankheit oder Verfolgung. Wer seinen Bruder in solcher Not sieht und seine Hilfe zurückhält, wenn es in seiner Macht steht, sie zu leisten, ‚wie kann da Gottes Liebe in ihm bleiben‘? — Spr. 3:27, 28.

      „GEMÄSS IHREN BEDÜRFNISSEN“ MIT IHNEN TEILEN

      7. Was ist die schriftgemäße Ansicht über das Teilen der Dinge mit anderen? Was müssen wir überwinden, um dieser Ermahnung Folge zu leisten?

      7 Um Dinge mit anderen zur rechten Zeit und in rechtem Maße zu teilen, müssen wir gegen die menschliche Neigung, vergeßlich und gedankenlos zu sein, ankämpfen und sie überwinden. Jeder Mensch, der von seinem eigenen Tätigkeitsbereich in Anspruch genommen ist, neigt dazu, nicht an die Bedürfnisse anderer zu denken, ja sie gar nicht zu beachten. So werden Christen denn ermahnt, ihr Augenmerk ‚nicht nur im eigenen Interesse auf ihre Dinge zu richten, sondern im persönlichen Interesse auch auf die der anderen‘. „Teilt mit den Heiligen gemäß ihren Bedürfnissen.“ ‚Seid freigebig, zum Teilen bereit.‘ „Vergeßt nicht, Gutes zu tun und [die Dinge] mit anderen zu teilen.“ — Phil. 2:4; Röm. 12:13; 1. Tim. 6:18; Heb. 13:16, NW.

      8. Mit wem besonders können wir „gemäß ihren Bedürfnissen“ etwas teilen? Warum ist dies nicht eine ungerechte Bevorzugung?

      8 Da gewisse Brüder ihre volle Zeit dem Predigen der guten Botschaft widmen, mag es ihnen an gewissen Dingen mehr mangeln als anderen Brüdern. Oft bietet sich Gelegenheit, die Bedürfnisse solcher zu stillen. Dies bedeutet nicht eine ungerechte Bevorzugung gewisser Personen. Es ist die schriftgemäße Regel, die zu unserer Belehrung in 1. Timotheus 5:17, 18 (NW) aufbewahrt worden ist: „Mögen die älteren Männer, die in rechter Weise als Vorsteher dienen, doppelter Ehre würdig geachtet werden“ oder, wie die Fußnote beifügt, „eines doppelten Lohnes“. Wer besonders ist dieses „doppelten Lohnes“ würdig? „Besonders jene, die hart arbeiten in bezug auf Rede und Lehre. Denn die Schrift sagt: ‚Du sollst einem Ochsen beim Dreschen keinen Maulkorb anlegen‘, und: ‚Der Arbeiter ist seines Lohnes wert.‘“ Ihr kennt solche, die hart arbeiten. Sie zu kennen ist nicht schwer. Ein persönliches Interesse an ihnen zu bekunden und mit ihnen gewisse Dinge „gemäß ihren Bedürfnissen“, jedoch ihren Mitteln entsprechend, zu teilen ist richtig und Gott wohlgefällig. Es ist keine unrechte Begünstigung, wenn wir solch „doppelte“ Gastfreundschaft Kreis- und Bezirksdienern, Missionaren, Pionieren und anderen erweisen, die „hart arbeiten in bezug auf Rede und Lehre“, was die gute Botschaft betrifft. Dies ist vielmehr Gottes Wille.

      9, 10. (a) Was sagte der Apostel, als er an die Versammlung schrieb, über jene, die in rechter Weise als Vorsteher dienen und hart arbeiten im Dienst der guten Botschaft? (b) Welches Vorrecht steht uns heute, gleichwie den Christen im ersten Jahrhundert, offen?

      9 Der Apostel hat öfters empfohlen, gewissen Personen wegen ihres Wirkens freigebig und verständnisvoll Gastfreundschaft zu erweisen. „Ich empfehle euch Phöbe, unsere Schwester, die eine Dienerin der Versammlung in Kenchreä ist, damit ihr sie im Herrn willkommen heißt, auf eine Weise, die Heiligen würdig ist, und ihr beisteht in irgendeiner Sache, in der sie euer bedarf; denn sie selbst hat sich auch als eine Beschützerin vieler erwiesen, auch meiner selbst.“ Paulus wußte, daß Phöbe „eine Dienerin“ der Versammlung in Kenchreä war, daß sie hart arbeitete und schon oft das, was sie besaß, mit anderen, ja mit dem Apostel selbst, geteilt hatte. Nun empfiehlt er, daß die Brüder in Rom auch sie in derselben Weise aufnehmen sollten, in der sie andere aufgenommen hatte, „auf eine Weise, die Heiligen würdig ist“. — Röm. 16:1, 2, NW.

      10 Als die leitende Körperschaft der Christen im ersten Jahrhundert Sonderdiener an die Versammlungen entsandte, um ihren geistigen Bedürfnissen zu dienen, war es das Vorrecht der betreffenden Brüder, diesen Gastfreundschaft zu erweisen. Ebenso verhält es sich heute. Die leitende Körperschaft sendet Sonderdiener aus, wie Kreis- und Bezirksdiener und Bethelbrüder, damit sie den Versammlungen geistig beistehen. Es ist das Vorrecht der Versammlungen, diese Sonderdiener auf ‚eine Weise aufzunehmen, die Heiligen würdig ist‘, und Dinge mit ihnen „gemäß ihren Bedürfnissen“ zu teilen.

      11. (a) Was bedeutet es, Dinge mit anderen „gemäß ihren Bedürfnissen“ zu teilen? (b) Was trägt uns in Wirklichkeit Gottes Gunst ein, wenn wir etwas mit anderen teilen?

      11 Da christliche Gastfreundschaft „gemäß ihren Bedürfnissen“ auszuüben ist, soll sie freigebig, doch mäßig geübt werden. Wir sollten bereit sein mitzuteilen, sollten aber dabei vernünftig handeln. (Titus 3:2) Seid „mäßig in den Gewohnheiten“. Wohl ist Freigebigkeit eine schriftgemäße Vorschrift, nicht aber Übertriebenheit. Niemand sollte sich selbst — auch nur vorübergehend — in Armut bringen. Bisweilen verfehlen es Brüder, sich anzuerbieten, etwas mit anderen zu teilen, weil sie das Empfinden haben, sie könnten ja nichts Besonderes, also kein „gemästetes Kalb“, bieten. Solche haben eine falsche Auffassung. Kein Bruder sollte sich davon zurückhalten lassen, einen Sonderdiener zu bewirten, weil er nur gewöhnliche Speise anbieten kann. Hatte der Sohn Gottes, als er Gastfreundschaft übte, etwa das Empfinden, gewöhnliche Speise sei nicht gut genug? Nun, das Mahl, das er durch ein Wunder für 5000 beschaffen ließ, bestand nicht in einem „gemästeten Kalb“, sondern in Brot und Fisch. Obwohl Jesus durch Gottes Macht ein ebenso üppiges Festmahl hätte beschaffen können wie einer der reichen Römer, erwählte er es sich, sie „gemäß ihren Bedürfnissen“ zu speisen. So denke nie, du müßtest bessere Umstände Vortäuschen, als sie bei dir in Wirklichkeit vorhanden sind. Damit, würdest du nicht den wahren Geist der Gastfreundschaft, sondern Stolz pflegen. Unsere christliche Freigebigkeit sollte unserer Neigung zur Sparsamkeit um der Sache der guten Botschaft willen die Waage halten. Dann artet unsere Freigebigkeit nie in Übertriebenheit und unsere Sparsamkeit nie in Knauserei aus. Wenn du mit anderen etwas teilst, ist nicht das, was du mit ihnen teilst, sondern der Grund, warum du es mit ihnen teilst, das, was bei Gott zählt. „Wenn die Bereitwilligkeit vorliegt, so ist sie besonders annehmbar gemäß dem, was eine Person hat, nicht gemäß dem, was eine Person nicht hat.“ — 1. Tim. 3:2; 2. Kor. 8:12, NW.

      12. (a) Erkläre die christliche Art und Weise, Dinge entgegenzunehmen. (b) Welche Gefahr liegt in unbeherrschter Selbstsucht?

      12 Ebenso wie wir im Geben vernünftig sein müssen, müssen wir es auch im Nehmen sein. Da wir auf eine Weise geben sollen, wie es „Heiligen würdig ist“, sollten wir auch auf gleiche Weise etwas entgegennehmen. Sei vernünftig im Annehmen dessen, was dir angeboten wird. Wenn dich zum Beispiel jemand einlädt, an einem Essen teilzunehmen, so sei mäßig, sei selbstlos. Wenn fünf Personen zu einer Mahlzeit da sind, und es sind nur fünf Stücke Fleisch auf dem Tisch, so besteht die Freundlichkeit und Selbstlosigkeit darin, daß man nur ein Stück nimmt, auch wenn man Lust nach mehr hätte. Jehova haßt selbstsüchtige Menschen. Daher wird kein Habsüchtiger Gottes Königreich ererben. (1. Kor. 6:10, NW) Bedenke, daß am Ende der Tausendjahrherrschaft Christi die Bekundung von Selbstsucht die Ursache sein wird, daß unzählige Menschen das Geschick des Teufels teilen werden. Beginne jetzt damit, jede Form der Selbstsucht auszurotten. Je mehr Fortschritte wir in dieser Richtung jetzt machen, um so besser für uns, wenn die Schlußprüfung kommt. So wie das Geben wachsame Freundlichkeit und Überlegung verlangt, so auch das Empfangen.

      „OHNE MURREN“ TEILEN

      13. Wie muß Gastfreundschaft geübt werden, damit sie bei Gott zählt?

      13 Ein selbstloser Mensch schenkt gern etwas. „Ein jeder handle so, wie er es in seinem Herzen beschlossen hat, nicht ungern oder aus Zwang, denn Gott liebt einen fröhlichen Geber.“ Es scheint unnötig zu sein, jemanden in bezug auf widerwilliges Geben zu ermahnen. Dennoch fand Petrus es nötig, zu sagen: „Seid ohne Murren gastfreundlich zueinander.“ — 2. Kor. 9:7; 1. Pet. 4:9, NW.

      14. (a) Warum mag es vorkommen, daß einige nur ungern geben? (b) Wie kann man solche entdecken, die Gastfreundschaft mißbrauchen, und welche schriftgemäße Regel sollte auf sie angewandt werden?

      14 Einige der ersten Christen müssen ihre Gastfreundschaft mürrisch angeboten haben. Sie mögen selbstsüchtig, knauserig, geizig gewesen sein. Oder vielleicht hatten sie Erfahrungen mit jemandem gemacht, der ihre Gastfreundschaft mißbrauchte, was sie „erbittert“ hatte. Gewisse Leute in Thessalonich wandelten unordentlich und ‚arbeiteten überhaupt nicht‘. Einige von ihnen mögen Schmarotzer gewesen sein, die sich durch gastfreundliche Brüder unterhalten ließen. Sie mögen sich in verschiedene Häuser begeben und auf Kosten der Brüder gelebt haben. Auf jeden Fall erachtete Paulus es als weise, die Regel festzulegen: „Wenn jemand nicht arbeiten will, soll er auch nicht essen.“ Ein Bruder, der diesen schriftgemäßen Grundsatz im Auge behält, braucht nie das Gefühl zu haben, es sei für ihn gefährlich, Gastfreundschaft zu üben. Warum nicht? Weil er, wenn er wirklich aufmerksam ist, bald entdecken kann, wer die Gastfreundschaft mißbraucht. Ein Schmarotzer ist nämlich nicht geistlich gesinnt. Was er spricht, ist nicht wahrhaft theokratisch. Ein Mangel an Geistlichgesinntheit wird schnell entdeckt. Vor allem aber haben wir das bestimmte Zeichen des Arbeitenden. Wer hart arbeitet, hat keine Zeit, bei anderen zu schmarotzen, weil er zu sehr damit beschäftigt ist, für seine Bedürfnisse selbst aufzukommen und die gute Botschaft zu predigen. Ein Schmarotzer hat Zeit zum Schmarotzen, weil er nicht hart arbeitet. So kann denn leicht festgestellt werden, wer unserer Gastfreundschaft würdig ist. Solche sollten wir „ohne Murren“ an dem, was wir besitzen, teilhaben lassen. — 2. Kor. 9:7; 2. Thess. 3:10, 11, NW.

      15. Welches Lob und welche Ermutigung zollte der Apostel Johannes seinem geliebten Freunde Gajus?

      15 In der Bibel werden viele mit Namen genannt, welche es als ein großes Vorrecht betrachteten, Gastfreundschaft zu üben und „ohne Murren“ zu geben. An Gajus schrieb der Apostel Johannes: „Geliebter, du leistest treue Arbeit in allem, was du an den Brüdern tust, und dazu an fremden, die von deiner Liebe vor der Versammlung Zeugnis abgelegt haben. Diese wirst du bitte auf eine Weise ihres Weges senden, die Gottes würdig ist. Denn um seines Namens willen sind sie ausgezogen und haben von den Leuten aus den Nationen kein Geld angenommen. Wir sind daher verpflichtet, solche Personen gastfreundlich aufzunehmen, damit wir mit ihnen Arbeiter in der Wahrheit werden mögen.“ Gajus erwies jenen Gastfreundschaft, die hart gearbeitet hatten, und Johannes, der von seinem wunderbaren Geist hörte, lobte ihn nun dafür, daß er „treue Arbeit geleistet“ habe. Er spricht Gajus überdies Mut zu, die Brüder weiterhin aufzunehmen, „auf eine Weise, die Gottes [selbst] würdig ist“. — 3. Joh. 5:8, NW.

      16-18. (a) Wer war Lydia, und warum sollten wir wie sie handeln? (b) Wie betrachtete der Apostel Paulus Gastfreundschaft? Warum sollten wir so handeln wie er?

      16 Eine weitere Person, die den rechten Geist bekundete, war Lydia. Paulus traf sie in Philippi, Mazedonien. Sie nahm die Wahrheit an und wurde getauft. „Als sie und ihre Hausgenossen getauft worden waren, bat sie inständig: ‚Wenn ich nach eurem Urteil Jehova treu bin, dann kommt in mein Haus und bleibt.‘ Und sie nötigte uns zu kommen.“ — Apg. 16:15, NW.

      17 Lydia übte in Wahrheit Gastfreundschaft. Auch Paulus bekundete den richtigen Geist. Lydia erachtete es als ein großes Vorrecht, diese Diener Jehovas zu bewirten. Paulus war nicht allzu ängstlich um sein persönliches Wohl besorgt. Er handelte nie so, als ob Lydia die Pflicht hätte, ihn aufzunehmen. Er bekundete nie die Einstellung: „Das steht mir zu“ oder: „Das ist man mir schuldig.“ Er deutete kein einziges Mal auf Nahrung und Obdach hin. Lydia selbst erwähnte es. Wie aufmerksam sie doch war! Sie wußte, daß Paulus etwas zu essen und eine Stätte brauchte, wo er über Nacht schlafen konnte. Und Paulus, der niemandem zur Last fallen wollte, ungeachtet wie viele Mittel jemand besitzen mochte, nahm die Hilfe nur an, nachdem Lydia ihn sehr zur Annahme gedrängt hatte. Die Bemerkung des Lukas: „Und sie nötigte uns zu kommen“ zeigt, welch eine vorausdenkende, warmherzige Person Lydia war. Handelt gleich ihr!

      18 Wir sollten ferner wie Paulus handeln. Er ließ es nie jemanden fühlen, daß er dem Apostel zu Dank verpflichtet war. So erachtete er die Gastfreundschaft nie als etwas, das ihm zugestanden hätte. Denke niemals, daß Brüder sie dir schulden. Zum Beispiel: Wenn ein Bruder sein Auto benutzt, um dich zur Versammlung mitzunehmen, so denke nie, er sei nun verpflichtet, es jede Woche zu tun. Die richtige, selbstlose Haltung wäre: ‚Nun, ich will lieber zu Fuß zur Versammlung gehen als jemandem zur Last zu fallen. Wenn ein Bruder mir die Freundlichkeit erweist, mich in seinem Wagen zur Versammlung mitzunehmen, will ich Jehova für seine Huld und Güte danken; und wenn er es nicht wieder tut, will ich dem Bruder nicht zürnen.‘ Wenn wir diese selbstlose Haltung bewahren, werden die Brüder, die uns etwas schenken, das Gefühl haben, daß das, was sie mit uns teilen, eine „freie Gabe und nicht etwas Erzwungenes“ ist. — 2. Kor. 9:5, NW.

      ANSTRENGUNGEN MACHEN

      19. Was sollten wir im Sinn behalten, wenn wir uns bemühen, gastfreundlich zu sein?

      19 Wenn wir mit anderen etwas teilen möchten, müssen wir dazu Anstrengungen machen, doch so, daß wir sie damit nicht in Verlegenheit bringen, sondern daß es ihnen leichtfällt, es anzunehmen. Wenn ihr also jemanden, der hart arbeitet, zum Essen einladet, so sagt nicht: „Möchtest du gern mit uns essen?“ sondern lieber: „Komm und iß mit uns!“ Wenn es dir wirklich ernst ist, so drücke dich positiv aus. Denke an die Haltung des Apostels Paulus, der sich nicht irgendwie belasten wollte, dann kannst du dir vorstellen, wie er auf die Frage: „Möchtest du gern mit uns essen?“ reagiert hätte. Lydia formulierte eine positive Einladung, und auch dann noch ‚nötigte sie ihn zum Kommen‘.

      20, 21. (a) Führe biblische Beispiele von Personen an, die sich besonders anstrengten, Dinge mit anderen zu teilen, (b) Zu welcher von Herzen kommenden Reaktion inspirierte ihre Gastfreundschaft?

      20 Um diesbezügliche Anstrengungen zu machen, dürfen wir bisweilen keine Mühe scheuen. Als Paulus an Timotheus schrieb, erwähnte er, wie Onesiphorus sich besondere Mühe gab, den Apostel im Gefängnis zu besuchen und ihm Erfrischungen zu bringen. „Der Herr erweise dem Hause des Onesiphorus Barmherzigkeit, denn er hat mich oft erquickt [brachte mir oft Erfrischungen], und er schämte sich meiner Ketten nicht. Im Gegenteil; als er zufällig in Rom weilte, suchte er eifrig nach mir und fand mich.“ In einer Großstadt, wie Rom es war, erforderte es ‚eifriges Suchen‘, damit er Paulus fand. Aber Onesiphorus strengte sich diesbezüglich an. Er brachte dem Apostel Erfrischungen ins Gefängnis, und zwar nicht einmal oder zweimal, sondern „oft“. Diese Freundlichkeit bewegte das Herz des Paulus so sehr, daß er ausrief: „Der Herr lasse ihn an jenem Tage bei Jehova Barmherzigkeit finden!“ — 2. Tim. 1:16-18, NW.

      21 Eine andere Person, die sich besondere Mühe gab, um die Möglichkeit zu erhalten, Gastfreundschaft zu üben, war die Sunamitin. Sie beobachtete, wie Elisa Jehova diente. Wenn er vorbeiging, bemühte sie sich, ihn hereinzubitten, um ihm eine Erfrischung darzureichen. Eines Tages beschloß sie, noch mehr zu tun. So sagte sie zu ihrem Mann: „Sieh doch, ich bin sicher, daß dies ein heiliger Mann Gottes ist, der ständig bei uns vorbeikommt. Laß uns nun ein kleines, abgeschlossenes Dachzimmer herstellen und für ihn ein Bett, einen Tisch, einen Stuhl und eine Lampe hineinstellen, damit er, wann immer er zu uns kommt, hier einkehren kann.“ (AÜ) Eines Tages, als Elisa in dieser Kammer ausruhte, erkundigte er sich bei seiner Gastgeberin, ob er ihr als Gegenleistung irgendeine Freundlichkeit erweisen könnte. Sie äußerte keine Bitte. Aber durch seinen Diener erfuhr Elisa, daß die Sunamitin kinderlos und ihr Mann vorgerückten Alters war. Er erkannte, welch großer Segen es für die Frau wäre, einen Sohn zu haben. Der Prophet rief sie herbei und verhieß ihr, daß sie nächstes Jahr einen Sohn umarmen werde. Welch gesegnetes Los ihr zuteil wurde! Ihre innigste Hoffnung verwirklichte sich, und dies nur, weil sie es möglich gemacht hatte, einem Diener Jehovas Obdach zu gewähren. — 2. Kön. 4:9, 10.

      22-25. (a) Was mag die Ursache sein, wenn jemand nicht „zum Teilen bereit“ ist? (b) Wer war „zum Teilen bereit“ und wer nicht, als der Apostel Mangel litt? (c) Weshalb sagte der Apostel, er habe die mazedonischen Versammlungen „beraubt“, indem er ihre Unterstützung annahm?

      22 Wenn sich nun Brüder nicht so aufmerksam, rücksichtsvoll und ‚zum Teilen bereit‘ zeigen wie die Sunamitin und Onesiphorus, während sie doch die Mittel dazu besäßen, liegt es dann daran, daß sie knauserig sind? Mit größerer Wahrscheinlichkeit ist dies auf direkte Gedankenlosigkeit oder vielleicht auf Mangel an Reife zurückzuführen. Hier werden wir an die Korinther erinnert, als Paulus ihnen zum ersten Mal diente. Obwohl er einer Teilzeitbeschäftigung oblag, litt er Mangel. Nun waren die Korinther nicht ‚zum Teilen bereit‘. Sie machten keine Anstrengung, das, was sie besaßen, mit Paulus zu teilen. Später, als Paulus nicht mehr unter ihnen weilte, fühlte er sich gedrungen, die Tatsache zu erwähnen, daß er ihnen gedient hatte, ohne sie auch nur um eine einzige Sache anzugehen.

      23 „Beging ich eine Sünde, als ich mich selbst erniedrigte, damit ihr erhöht würdet, weil ich euch die gute Botschaft Gottes gerne unentgeltlich verkündigt habe? Andere Versammlungen beraubte ich, indem ich deren Unterstützung annahm, um euch zu dienen; und doch, als ich bei euch weilte und Mangel litt, bin ich keinem einzigen zur Last gefallen, denn die Brüder, die aus Mazedonien kamen, versahen mich reichlich mit dem, woran es mir mangelte.“ — 2. Kor. 11:7-9, NW.

      24 Diese Worte sollten uns zum Nachdenken veranlassen. Die Korinther hatten es an der Überlegung fehlen lassen. Paulus diente ihnen über ein Jahr, und doch teilten sie ihre Dinge nie mit ihm ‚gemäß seinen Bedürfnissen‘. Als er Mangel litt, versahen ihn die Brüder aus Mazedonien in reichem Maße mit dem Nötigen. Die schwerwiegende Erklärung, daß Paulus andere Versammlungen „beraubt“ habe, indem er Unterstützung von ihnen entgegennahm, um den Korinthern zu dienen, zeigt, wie tiefbewegt der Apostel war. Warum dies? Nicht seiner selbst wegen. „Ich habe gelernt, in jeder Lage, in der ich mich befinde, genügsam zu sein. Ich weiß in der Tat, was es bedeutet, an Vorräten knapp zu sein.“ — Phil. 4:11, 12, NW.

      25 Die Sache war folgende: Die Brüder in Korinth besaßen anscheinend genügend materielle Mittel, um in der Lage gewesen zu sein, andere daran teilhaben zu lassen. In der Tat, der Wohlstand in Korinth war derart berühmt, daß er sprichwörtlich geworden war. Die mazedonischen Versammlungen aber waren arm, sehr arm, so arm, daß Paulus von ihrer „tiefen Armut“ sprach, die „den Reichtum ihrer Freigebigkeit überströmend machte“. Doch trotz dieser äußersten Armut baten die Mazedonier um das Vorrecht, das, was sie besaßen, mit anderen teilen zu dürfen, und oft gaben sie mehr, als die Mittel, die sie wirklich besaßen, es ihnen erlaubt hätten. Überdies brauchten die mazedonischen Versammlungen das wenige, was sie hatten, zur Förderung der guten Botschaft in ihrem eigenen Gebiet, und hier unterstützten sie nun Paulus in einer Stadt, die wegen ihres Wohlstandes berühmt war. Die Korinther hätten helfen können. Aber Paulus, der wollte, daß die gute Botschaft stets eine freie Gabe blieb, bat sie nie um Unterstützung, und sie boten nie Hilfe an. — 2. Kor. 8:1-4, NW.

      26. Wie können christliche Versammlungen heute den „mazedonischen“ Geist des Teilens an den Tag legen?

      26 Welch ein Gegensatz! Die Korinther, die zu gedankenlos und zu unreif waren, um daran zu denken, von ihren Dingen anderen mitzuteilen, und die Mazedonier, die so überlegt und so reif waren, daß sie das, was sie besaßen, über ihr tatsächliches Vermögen hinaus mit anderen teilten! Die christlichen Versammlungen der Gegenwart sollten so handeln wie die Mazedonier, nämlich überlegt und zum Teilen der Dinge schnell bereit. Gewisse Brüder, die Wagen besitzen, machen bereitwillig einen Umweg, um Menschen guten Willens in die Versammlungen abzuholen. Das ist schön. Doch bisweilen vergessen die Autobesitzer, daß sie ihre Transportmittel auch mit ihren eigenen Brüdern teilen können. Wie wunderbar ist es doch, wenn Brüder ihren Wagen dazu benutzen, gebrechlichen oder älteren Personen Hilfe zu leisten und auch solchen, die an entlegenen Orten wohnen! Einige, die es vernachlässigen, den zum Teilen willigen Geist an den Tag zu legen, sagen: ‚Nun, wenn ich bis an den Stadtrand fahre, um eine ältere Schwester nach der Versammlung heimzubringen, geht mir ja eine halbe Stunde verloren!‘ Das stimmt. Dinge mit anderen zu teilen, mag etwas Zeit kosten. Aber wenn wir uns besondere Mühe geben, um unseren Brüdern zu helfen, und dazu einige Minuten Zeit brauchen, so ist diese Zeit nicht verloren: „Vergeßt nicht, Gutes zu tun und [die Dinge] mit anderen zu teilen; denn an solchen Schlachtopfern hat Gott Wohlgefallen.“ — Heb. 13:16, NW.

      27. Welche Fragen in bezug auf das Teilen der Dinge mit anderen sollten wir uns stellen?

      27 Stelle dir nun die Frage: Teile ich mit anderen je etwas? Könnte ich es tun? Mache ich je einen Umweg oder eine besondere Anstrengung, um meinen Brüdern eine Freundlichkeit zu erweisen? Denke über diese Fragen nach. Und wenn du einen Wagen hast und es regnet nach einer Versammlung, so mache, bevor du wegfährst, eine besondere Anstrengung, um dich zu erkundigen, ob du etwas Freundliches tun kannst, indem du jemanden mitfahren läßt. Wenn dir ferner für eine Mahlzeit mehr als das Nötige zur Verfügung steht, denkst du je daran, einen Pionier zu bitten, daran teilzunehmen? Wenn du Kleider erübrigen kannst, fragst du einen bedürftigen Bruder jemals, ob er sie brauchen könnte? Oder vergißt du, Dinge mit anderen zu teilen? Der Apostel Christi sagte: „Vergeßt nicht …“

      28. Worüber sollten Versammlungsdiener wachen?

      28 Bist du ein Versammlungsdiener und lädst einen Bruder aus einer Nachbarversammlung ein, damit er bei euch spreche, und überläßt es dann dem Zufall, daß er von den Brüdern gastfreundlich aufgenommen wird? Oder unterrichtest du sie von ihrem Vorrecht? Kannst du dir vorstellen, daß die mazedonischen Brüder, trotz ihrer Armut, einen Diener, der sie besuchte, je mit leerem Magen seines Weges weiterziehen ließen?

      ALLES UM DER GUTEN BOTSCHAFT WILLEN

      29. (a) Welcher Pflicht enthebt uns die Erkenntnis nicht, daß Brüder gewisse Dinge um der guten Botschaft willen mit uns teilen? (b) Wie kann Dankbarkeit gleich der Liebe sowohl in Worten wie in Taten zum Ausdruck gebracht werden?

      29 Wenn uns Brüder gemäß unseren Bedürfnissen Gastfreundschaft erweisen, wissen wir, daß sie es in höherem Sinne für die Sache der guten Botschaft tun. Diese Erkenntnis enthebt uns aber nicht der Pflicht, dankbar zu sein; in der Tat sollten wir um so wachsamer sein, uns dankbar zu erweisen. Wenn Brüder gewisse Dinge mit euch teilen, so vergeßt nicht, eure Wertschätzung in Worten auszudrücken. Es wurde für diese „letzten Tage“ vorausgesagt, daß die Menschen „undankbar“ seien, und sie sind es auch. (2. Tim. 3:1, 2, NW) Aber Glieder der Neuen-Welt-Gesellschaft dürfen in ihrer Dankbarkeit nie nachlassen! Manchmal können wir unsere Wertschätzung nicht nur durch Worte, sondern auch durch Taten äußern. Wenn wir zum Beispiel mit jemandem, von dem wir wissen, daß er nur begrenzte Mittel besitzt, in einem Auto mitfahren können, vielleicht mit einem Pionier, so können wir einen vernünftigen Beitrag für Benzin und Öl leisten und so einen dankbaren Geist bekunden. Denke daran, wenn jemand Wertschätzung für kleine, ja unbedeutende Wohltaten offenbart, so zeigt er damit, daß er das Herz eines Menschen und nicht seine Habe in Betracht zieht, daß er also einen Menschen nach dem einschätzt, was er ist, und nicht nach dem, was er hat. Auf diese Weise kann uns Dankbarkeit behilflich sein, unserem himmlischen Vater gleich zu werden, der auf das Herz schaut.

      30. Welche Segnungen erwachsen uns, wenn wir um der guten Botschaft willen Dinge mit anderen teilen?

      30 Tatsächlich trägt Gastfreundschaft, die um der Sache der guten Botschaft willen geübt wird, reiche Segnungen ein; denn dadurch wird der Geist der Dankbarkeit nicht nur den Menschen gegenüber, sondern vor allem Gott gegenüber entfacht. Je dankbarer wir Gott gegenüber sind, um so mehr geht uns das Herz auf, um so reicher werden wir an geistigem Wahrnehmungsvermögen. Paulus sagte: „In allem werdet ihr reicher an Freigebigkeit jeder Art, welche durch uns eine Dankesäußerung gegen Gott bewirkt; denn diese öffentliche Dienstleistung soll nicht nur dem Mangel der Heiligen völlig abhelfen, sondern auch bewirken, daß sie reich werden an vielen Dankesäußerungen gegen Gott.“ Erwiesene und auch empfangene Gastfreundschaft vertieft also unsere Liebe zu dem Einen, der den Geist der Gastfreundschaft in das Herz unserer Brüder gelegt hat, nämlich zu Jehova, dem Gott der liebenden Güte. — 2. Kor. 9:11, 12, NW.

      31. Warum ist es nicht das Hauptziel des wahren Christen, andere an materiellen Dingen teilhaben zu lassen? Was ist seine erste Sorge?

      31 Wenn wir schon bereit sind, materielle Dinge um der Sache der guten Botschaft willen mit anderen zu teilen, ist es undenkbar, daß wir versäumen könnten, die gute Botschaft selbst mit anderen zu teilen! Dennoch gibt es viele Menschen, die denken, alles, was Gott verlange, sei das Erweisen von Freundlichkeiten und das Gutestun in materieller Hinsicht. In Tat und Wahrheit aber ist das Mitteilen der guten Botschaft von Gottes Königreich das, wodurch du ‚sowohl dich selbst als auch jene errettest, die auf dich hören‘. Die Liebe derer, die wohl bereit sind, materielle, nicht aber geistige Dinge mit anderen zu teilen, ist gewissermaßen defekt und unvollständig, denn sie folgen nicht Christus, da sie das von ihm Gebotene nicht pflegen. (Matth. 19:21) Körperlichen Bedürfnissen allein zu dienen genügt also nicht: „Wenn ich meinen ganzen Besitz dahingebe, um andere zu speisen … aber nicht Liebe habe [um Christus nachzufolgen, indem ich lebengebende geistliche Dinge mit anderen teile], so nützt es mir gar nichts.“ Wenn wir Gott und unseren Nächsten wirklich lieben, werden wir alles tun, wozu auch das Teilen materieller Dinge mit anderen gehört, um die gute Botschaft zu fördern und mit dem Apostel gemeinsam zu bestätigen: „Alles tue ich um der guten Botschaft willen, um mit anderen ein Teilhaber an ihr zu werden.“ — 1. Tim. 4:16; 1. Kor. 13:3; 9:23, NW.

      32, 33. Woraus erwächst ein gastfreundlicher Geist und eine Willigkeit, etwas mit anderen zu teilen, und zu welchen Ergebnissen führt diese Einstellung? Wem also sollten wir gleichen?

      32 Wie bereichernd ist doch Gastfreundschaft und der Geist des Teilens! Durch das Erweisen von Gastfreundschaft gegenüber Fremden „empfehlen wir uns als Gottes Diener … durch Güte“. Wenn wir die Dinge mit unseren Brüdern teilen, bekunden wir Liebe und Dankbarkeit und wirken zur Förderung der guten Botschaft. In der Tat, „in allem werdet ihr reicher an Freigebigkeit“. Vor allem werdet ihr glücklicher, denn: „Mehr Glück liegt im Geben als im Empfangen.“ Ihr erlangt den unbeschreiblichen Lohn innerer Freude. Ihr bereichert die Liebe anderer zu euch; und vor allem, ihr bereichert unsere Liebe zu Jehova, indem ihr zu vielen ‚Äußerungen des Dankes gegen Gott‘ inspiriert. Ja, durch Geben wird der Gebende reicher. Salomo erklärte: „Da ist einer, der ausstreut, und er bekommt noch mehr; und einer, der mehr spart als recht ist, und es ist nur zum Mangel. Die segnende Seele wird reichlich gesättigt.“ Obwohl also Gastfreundschaft und der Geist, der zum Teilen der Dinge mit anderen antreibt, aus der Wahrnehmung der Bedürfnisse anderer hervorgehen, führt dies doch zur Bereicherung des Lebens derer, die solches Geben pflegen. — 2. Kor. 6:4-6; 9:11; Apg. 20:35, NW; Spr. 11:24, 25.

      33 Warum also Mangel leiden? Warum nicht in allem bereichert werden? ‚Seid freigebig, zum Teilen bereit.‘ „Seid ohne Murren gastfreundlich zueinander.“ (1. Tim. 6:18; 1. Pet. 4:9, NW) Handelt so wie Abraham, der Fremden gastfreundlich begegnete und Engel aufnahm. Handelt wie Lydia, die Gastfreundschaft als ein großes Vorrecht erachtete. Handelt wie Onesiphorus, durch dessen Freundlichkeit einem Apostel weit ums Herz wurde. Handelt wie die Sunamitin, die besondere Anstrengungen machte, gastfreundlich zu sein, und dadurch um einen Sohn bereichert wurde. Tut es den Mazedoniern gleich, die trotz ihrer großen Armut so aufmerksam und so überlegt handelten, daß sie mit anderen ihre Dinge teilten. Ja, gleicht eurem himmlischen Vater: Pfleget Gastfreundschaft!

      [Bild auf Seite 184]

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