Wir beobachten die Welt
Ist die Farbe Schwarz die „Trauerfarbe“?
◆ Die Stadt Freiburg im Breisgau hat einen neuen Leichentransportwagen angeschafft, der nicht mehr schwarz, sondern dunkelblau ist. Der Leiter des städtischen Bestattungsamtes sagte dazu, man wolle mit dieser Entscheidung von der „kalten, harten und schreckhaften“ schwarzen Farbe abgehen, weil sie nur die einseitige Aussagekraft habe: „Mit dem Tod ist alles aus.“ Nach seiner Meinung versinnbildet Dunkelblau schon mehr die Hoffnung auf eine Auferstehung und ein ewiges Leben.
Außerdem käme der „Geschmackswandel“ im Bestattungswesen auch dadurch zum Ausdruck, daß Särge Trauerkleidung und Trauerschleifen sowie die Dienstkleidung des Bestattungspersonals mehr und mehr nicht mehr schwarz seien. Bezüglich der Auskleidung der Särge und der Ausstattung der Toten mit Sterbewäsche bemerkte der Leiter des städtischen Bestattungsamtes auch, daß hier ein gewisser Trend zum Wohlstand im Sarg zu verzeichnen sei.
Mehr als 100 000 komfortable Wohnungen stehen leer
◆ Aus dem Bundeswohnungsbauministerium ist zu erfahren, daß Ende des Jahres 1973 etwa 100 000 bis 150 000 Wohnungen leer standen. Nach Schätzungen eines Wohnungsbauexperten in Bonn sind es sogar 220 000, was ungefähr 1 % aller in Deutschland zur Verfügung stehenden Wohnungen wäre. Daß keine Käufer oder Mieter gefunden werden können, ist im wesentlichen auf zu hohe Mieten und auf die unsichere Konjunkturlage zurückzuführen. Besonders in den Großstädten wie Frankfurt, München und Düsseldorf werden viele mit allem Komfort ausgestattete Wohnungen angeboten, für die sich aber keine Mieter finden, weil der Mietpreis bis zu 8 DM pro Quadratmeter beträgt.
Aufsehenerregender Mordprozeß
◆ Vor einem Geschworenengericht in der texanischen Stadt Houston mußte sich der 17jährige Elmar Wayne Henley verantworten, weil er dem 33jährigen Dean Arnold Corll Jugendliche zugeführt hatte, die mißbraucht, gefoltert und ermordet wurden. Corll kann nicht mehr zur Rechenschaft gezogen werden, denn er ist von Henley getötet worden. Innerhalb von drei Jahren sollen auf diese Weise 27 junge Menschen ermordet worden sein.
Verbrecher werden immer brutaler
◆ Obwohl die Verbrechen in Hamburg seit dreizehn Jahren zum erstenmal eine rückläufige Tendenz aufweisen, indem sie sich von 137 279 im Jahre 1972 auf 134 016 im Jahre 1973 verringerten, gebe es, wie Innensenator Hans-Ulrich Klose sagte, „keinen Anlaß zum Jubeln“. In bestimmten Teilbereichen leisteten Verbrecher zunehmend „Generalstabsarbeit“, und sie werden dabei immer brutaler. Der Rückgang der Raubüberfälle von 1 363 auf 1 320 darf ebenfalls nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, daß sich die Raubüberfälle durch jugendliche Täter mehr als verzehnfacht haben. Auch die Zahl der Überfälle auf Zahlstellen und Kassen stieg von 47 auf 81. Besondere Probleme zeigen sich bei der Rauschgift-Kriminalität, denn der Trend zu harten Drogen werde immer stärker und habe schon die Kinder unter 14 Jahren erfaßt.
„Selbstverwaltung“ Jugendlicher
◆ Mit dem Versprechen, in „Selbstverwaltung“ Arbeitsgemeinschaften für Literatur, Politik, Musik, Kunst und Kriegsdienstverweigerung einzurichten, übernahmen in einem süddeutschen Ort Jugendliche die Kellerräume einer Grundschule, für deren Ausbau die Gemeinde 40 000 DM zur Verfügung gestellt hatte. Sie sollten als Freizeitzentrum für solche Jugendliche des Ortes dienen, die in keinem Verband organisiert sind. Doch als die verantwortlichen Ratsmitglieder kurz vor der offiziellen Eröffnung diesen Räumen einen Kontrollbesuch abstatteten, fanden sie 21 leere Bierkästen sowie zahlreiche Weinbrand-, Whisky- und Weinflaschen vor. Die Toiletten waren unglaublich verschmutzt, und außerhalb der Räume zeugten unübersehbare Spuren von der Wirkung unmäßigen Alkoholgenusses. Die Folge war, daß der Gemeinderat, der es so gut mit den Jugendlichen gemeint hatte, sofort die Schließung dieses Jugendzentrums anordnete, noch bevor es überhaupt richtig eröffnet worden war. So mußten die Ratsmitglieder erkennen, daß die von den Jugendlichen angestrebte „Selbstverwaltung“ des Jugendzentrums ihre Bewährungsprobe nicht bestanden hatte.
Polizei bei Ehrlichkeitstest durchgefallen
◆ Um die Ehrlichkeit der New Yorker Polizisten auf die Probe zu stellen, wurden ihnen Brieftaschen übergeben, die angeblich auf der Straße gefunden worden waren und die Geld enthielten. Von den 51 Beamten, die sie bekamen, gaben 15 den „Fund“ nicht ab, und nur zwei räumten später ein, das Geld für sich behalten zu haben. Alle anderen sagten, sie hätten die Brieftaschen, die übrigens ausnahmslos einen Namen und eine Adresse enthielten, verlegt oder in Briefkästen geworfen, oder sie konnten sich überhaupt nicht erinnern, sie erhalten zu haben.
Folgen einer Fernsehsendung
◆ Nachdem der etwa 27jährige Israeli Uri Geller nach seinen Tournees durch die USA, Frankreich und England auch im deutschen Fernsehen viele Zuschauer verblüfft hatte, die gesehen haben wollen, wie sich in der Hauptsache Löffel vor ihren Augen verbogen, hörte die Diskussion in der Öffentlichkeit darüber nicht mehr auf, ob es sich hier um Tricks oder um übernatürliche Kräfte handelt. Das hatte nach einer dpa-Meldung zur Folge, daß die Hamburger Wochenzeitschrift Die Zeit demjenigen einen Betrag von 100 000 DM in Aussicht stellte, der einer von dieser Zeitung bestimmten Jury beweist, daß Geller mit psychokinetischen Fähigkeiten begabt ist. Dazu schreibt die Hannoversche Allgemeine Zeitung: „Unter Psychokinese versteht man das Bewegen oder Verändern von materiellen Gegenständen ohne physikalisch erklärbare Einwirkung, also allein durch geistige Kraft. Ob es eine solche Fähigkeit gibt, ist seit dem Auftreten des Israeli Uri Geller Gegenstand vieler Debatten.“
Nur ein sorgfältiges Studium der Bibel gibt eine befriedigende Antwort auf diese Frage.
Fußballspiel und Fairneß
◆ Geht es beim Fußballspiel immer noch um die Auswahl der besten Mannschaft? Franz Beckenbauer, ein weltweit bekannter Fußballspieler, scheint anderer Meinung zu sein. In einem Interview nannte er die Zustände in bundesdeutschen Fußballstadien unzulänglich. Auf die jüngsten Vorkommnisse beim Bayernspiel in Essen Bezug nehmend, sagte er, daß er hier an den „Wilden Westen“ erinnert worden sei. Die Bedrohung der Spieler, nicht nur der Bayern, nehme kriminelle Ausmaße an. Die Krawalle unter den Zuschauern würden nicht selten mit mitgebrachten Schlagwaffen (Schlagstöcke, Fahrradketten, Äxte) ausgetragen.
Die Zeiten ändern sich
◆ Während im finsteren Mittelalter unliebsame Personen als Hexen verschrieen und öffentlich verbrannt wurden, erfreuten sich in der vergangenen Fastnachtszeit als Hexen verkleidete Personen des Wohlwollens der katholischen Kirche. Dazu schrieben die Düsseldorfer Nachrichten unter der Überschrift „Hexen und Vampire [nach dem Volksglauben: blutsaugende Nachtgespenster] beim Faschingsgottesdienst“: „Brav saßen die jugendlichen Hexen, Cowboys und Vampire in der Kirchenbank. Der Faschingsgottesdienst am Rosenmontag in der Geretsrieder katholischen Pfarrkirche war gut besucht.“
Aber auch der Pfarrer der katholischen Auferstehung-Christi-Gemeinde in Rottweil, ein Mitglied des Eucharistinerordens, scheint nichts gegen die Narretei zu haben, denn er sorgte dafür, daß genügend „Fasnet-Babysitter“ zur Verfügung standen, damit die Eltern der Kleinen an den Fastnachtsbällen teilnehmen konnten.
Auch in Rio de Janeiro wurde dieses Jahr wieder während der 4tägigen Karnevalsfeiern viel getanzt. Dabei gab es 137 Tote und 11 000 Verletzte.
Kaugummi statt Reis
◆ Nach Angaben der Wurmbrand-Aktion „Jesus für die kommunistische Welt“ werden über 700 000 Päckchen aus Schiffen oder Flugzeugen geworfen, um „die christliche Botschaft an die Küsten des kommunistischen Lagers“ schwemmen zu lassen. Bei diesen Päckchen handelt es sich um Plastikbeutel, die außer Stroh und Kaugummi auch ein Heftchen mit dem Matthäusevangelium enthalten. Die eigenartige Zusammenstellung der Päckchen ist wohldurchdacht. Nach den Angaben der Aktion soll das Stroh dazu dienen, die Päckchen schwimmfähig zu erhalten, während der Kaugummi „selbst den hartgesottensten Kommunisten“ veranlassen soll, das Päckchen nicht wegzuwerfen. Wird es in Zukunft neben „Reis“-Christen auch „Kaugummi“-Christen geben?
Militärische Disziplin durch Rauschgift bedroht
◆ General Michael S. Davison hat in einer Mitteilung an den amerikanischen Bundesrichter Gerhard Gesell die Sucht nach Rauschgift für die größte Bedrohung der Disziplin in der in Europa stationierten Armee erklärt. Obwohl er es nicht ausdrücklich erwähnt, gibt er in der Mitteilung doch zu erkennen, daß Teile der Truppen wegen dieser Probleme nicht vollständig einsatzfähig gewesen sind. Er teilt ferner mit, daß allein seit Mai des vergangenen Jahres 3 888 Soldaten entlassen worden sind. Von ihnen hatten 1 337 Rauschgift genommen. Entsprechend stiegen auch die mit Drogen in Verbindung stehenden Verbrechen von Ende Juni 1971 bis Ende Juni 1973 von jährlich 2 084 auf 5 939 an. Schließlich wies der General noch auf die amerikanisch-deutschen Beziehungen hin, die unter dem so ernsten Rauschgiftproblem sehr litten.
Auch Blumen können Infektionsherde sein
◆ Die britische Ärztezeitschrift The Lancet sah sich veranlaßt, darauf hinzuweisen, daß sich Schnittblumen als höchst gefährliche bakterielle Infektionsherde entpuppt hätten. Die Warnung bezog sich besonders auf die Intensivstationen in den Krankenhäusern, auf frisch Operierte und Patienten mit Verbrennungen sowie Neugeborene. Untersuchungen hatten ergeben, daß sich schon in einer Stunde, nachdem die Blumen in frisches Wasser gestellt worden waren, an den Pflanzenteilen bedenkliche Bakterienkolonien entwickelten.
Der Kardinal und die Landtagswahl
◆ Die in diesem Jahr in einigen deutschen Bundesländern fälligen Landtagswahlen haben schon begonnen, viele Gemüter zu beunruhigen, zu ihnen gehört auch der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Julius Döpfner. Er erklärte schon beim Neujahrsempfang der Katholikenräte, daß mit diesen Wahlen „wesentliche, weitgreifende Entscheidungen“ verbunden seien, „die uns alle herausfordern“. Zu dem gleichen Thema äußerte sich der Münchner Diözesanratsvorsitzende Ludwig Lillig bei derselben Gelegenheit. Er meinte, mit der Möglichkeit einer Veränderung der politischen Szene in unserem Lande stehe die „Bewährung des Bewährten und des zu Bewahrenden auf dem Spiel“. Er befürchtet, daß bis in den gesetzgeberischen Bereich hinein alte Vorurteile und Forderungen wieder Raum gewinnen. Bestrebungen, die soziale Tätigkeit der Kirchen zugunsten der öffentlichen Hand zu beschneiden oder die Einrichtung freier Schulen zu verhindern, zeigten deutlich, daß es um die Beschränkung und Einengung des Einflußbereiches der Kirche gehe.
Ganz anders verhielt sich Jesus in solchen Fragen. Er machte nie den Versuch, Einflußbereiche im politischen Leben zu erkämpfen. Im Gegenteil! Die gegen ihn zu Unrecht erhobene Anklage widerlegte er vor Pilatus mit den Worten: „Mein Königreich ist kein Teil dieser Welt.“
Die „Arche Hughes“
◆ So wird ein Tiefsee-Schürfer bezeichnet, der im Auftrag des US-Milliardärs Howard Hughes gebaut wurde und nun zum Einsatz bereitsteht.
Die „Arche Hughes“ soll vor der kalifornischen Küste Mangan und Kupfer vom Meeresboden schürfen, wo schon ab Mitte letzten Jahres das Suchschiff „Hughes Glomar Explorer“ den Meeresboden nach diesen edlen Elementen durchwühlte. Dabei wurden täglich etwa 5 000 Tonnen Gestein aus einer Meerestiefe bis zu 600 Metern gefördert und nach Meeres-Bodenschätzen abgeklopft.
Gibt die Türkei den Anbau von Schlafmohn wieder frei?
◆ Die wegen Rauschgiftschmuggels in Gefängnissen sitzenden europäischen und amerikanischen Schmuggler hoffen auf eine Amnestie. Der Grund ist ein Hinweis, den der türkische Außenminister dem amerikanischen Botschafter gegeben haben soll. Demnach zieht die Türkei in Erwägung, den Mohnanbau wieder zuzulassen. 70 000 Bauern, die früher Mohn für Futterzwecke, für die Ölproduktion und die pharmazeutische Industrie anbauten, verloren zu Beginn des Jahres 1973 ihre Existenzgrundlage, weil ihnen von der Regierung auf Drängen Washingtons der Mohnanbau untersagt worden war. Die USA hatten darauf hingewiesen, daß sich die amerikanischen Rauschgiftsüchtigen zu 80 % aus illegalen türkischen Heroin-Importen versorgten.