Die Königreichswahrheit dringt in das „Gibraltar des Nordens“ ein
IN VIELEN Ländern weiß man nicht, wo das Großherzogtum Luxemburg liegt. Aber Jehova weiß es. Unser Schöpfer übersieht kein Land, keine Stadt, keine Insel und keinen anderen Ort, selbst wenn er noch so klein wäre. Er läßt die „gute Botschaft vom Königreich“ „auf der ganzen bewohnten Erde“ predigen (Matth. 24:14). Ja, Jehova möchte, daß seine für die heutige Zeit bestimmte Botschaft auch in Luxemburg gepredigt wird, und diese Verkündigung macht hier ausgezeichnete Fortschritte.
Luxemburg ist ein westeuropäisches Binnenland, umgeben von Belgien, Frankreich und der Bundesrepublik Deutschland. Das Großherzogtum ist für seine nicht weniger als 130 Burgen bekannt. Seine Anfänge gehen tatsächlich auf den Kauf einer kleinen Festung, nämlich Lucilinburhuc, durch Siegfried, den Grafen des Mosellandes, zurück. Dieser Kauf fand bereits im 10. Jahrhundert statt. Von da an stieg die Bedeutung Luxemburgs als uneinnehmbares „Gibraltar des Nordens“, bis die Festung der Hauptstadt im Jahre 1867 geschleift wurde.
DIE KIRCHE HERRSCHTE VERGEBLICH
Die Anhänger der römisch-katholischen Kirche bemühten sich lange Zeit, Luxemburg für andere Glaubenslehren ebenso unzugänglich zu machen, wie es seine militärischen Festungen für angreifende Feinde gewesen waren. Dr. Joseph Meyers schreibt in seinem Buch Geschichte Luxemburgs: „Die spanischen Habsburger ließen der Kirche ihren ganzen Schutz angedeihen und waren mit allen Mitteln bestrebt, den religiösen Sinn des Volkes zu fördern. Freisinnige und Andersgläubige wurden verfolgt“ (Kursivschrift von uns).
Zu diesen „Mitteln“ gehörten mindestens 30 000 „Hexenprozesse“ vom 15. bis 17. Jahrhundert. Ungefähr zwei Drittel davon endeten mit dem Tode der Angeklagten. Dr. Meyers schreibt weiter: „Der Provinzialrat ließ Buchdrucker und Buchhändler überwachen, daß keine verbotenen Schriften unter das Volk gelangten.“
Seit jener Zeit geistiger Finsternis haben Vorgänge in der Regierung Luxemburgs und die Rolle, die das Land in europäischen Angelegenheiten spielt, dazu beigetragen, daß das Volk in religiöser Hinsicht nicht mehr so leicht zu verblenden ist. Die Regierung hat sich gegenüber anderen religiösen Gruppen immer mehr von einer unparteiischen und liberalen Seite gezeigt. Und der Gesichtskreis des Durchschnittsbürgers von Luxemburg hat sich durch die Besucher aus aller Herren Länder — Politiker, Finanzmänner, Geschäftsleute — und durch die Nachrichtenmedien erweitert.
Dennoch ist es noch nicht allzu lange her, daß die katholische Geistlichkeit die Verbreitung von Veröffentlichungen Andersgläubiger unterbinden wollte. Am 4. Oktober 1958 erschien in der kirchlich beeinflußten Zeitung Luxemburger Wort eine Warnung vor den „ernsten Bibelforschern oder wie sie sich sonst noch nennen“, womit man Jehovas Zeugen meinte. Das Blatt schrieb: „Ihre Schriften stehen auf dem römischen Index der verbotenen Bücher. Man darf sie weder lesen noch behalten, noch weitergeben.“
Die Bevölkerung Luxemburgs ist zu 95 Prozent katholisch. Es war daher nicht anzunehmen, daß ein „fremder“ Glaube (das heißt eine Religion, die nicht wie der römische Katholizismus dem Volk durch geschichtliche Vorgänge aufgezwungen worden ist) hier viel Erfolg haben würde. Doch Gott hat beschlossen, daß die „gute Botschaft vom Königreich ... auf der ganzen bewohnten Erde ..., allen Nationen zu einem Zeugnis“, gepredigt werden soll, auch in Luxemburg. Und sicherlich ist Jehova mächtig genug, um das zu tun, was er sich vorgenommen hat (Jes. 55:11). So ist das Werk, durch das das Königreich als die einzige Hoffnung der Menschheit verkündigt wird, in der Vergangenheit erfolgreich durchgeführt worden und macht auch weiterhin Fortschritte.
DER ANTEIL DER VOLLZEITARBEITER
Missionare, die auf der Wachtturm-Bibelschule Gilead ausgebildet und hierhergesandt worden sind, haben einen wertvollen Beitrag zu diesem Fortschritt geleistet. Zwei von ihnen trafen zum Beispiel einen Mann an, der mit kommunistischen und atheistischen Ansichten sympathisierte. Er berichtet:
„So etwas wie einen Gott gab es bei mir nicht. Doch ich war zu den Zeugen Jehovas, die von Haus zu Haus gingen, nicht barsch, und zwar deshalb, weil es nette Menschen waren. So konnten sie bei mir von allem reden, nur nicht von Gott. Und ihre Mappen mußten sie schön draußen lassen. Eines Tages — es war im Sommer — spazierte vor meiner Wohnung ein Ehepaar. Ich wohne mitten im Wald, wo es gute Luft gibt. Diese Leute unterhielten sich nun mit mir über die schöne Landschaft. Am Akzent merkte ich, daß es Ausländer waren. Der Mann war Amerikaner und die Frau Kanadierin. Da ich einen Sohn habe, der in Kanada lebt, entwickelte sich ein interessantes Gespräch, worauf ich das Ehepaar ins Haus einlud.
Als ich erfuhr, daß der Mann ein Missionar der Zeugen Jehovas war, hätte ich sie gern wieder draußen gehabt. Aber aus Höflichkeit ließ ich sie bleiben. Außerdem mußte ich zugeben, daß das, was sie sagten, stimmte. Sie kamen immer wieder und begannen, mit mir die Bibel zu studieren. Ich änderte meine ganze Gesinnung, gab das Trinken und Rauchen auf und begann, die Zusammenkünfte der Zeugen Jehovas zu besuchen. Niemand war über die Veränderungen, die bei mir eintraten, glücklicher als meine Frau, und so schloß sie sich mir in meiner neugefundenen Form der Anbetung an.“
Von den 800 Königreichsverkündigern in Luxemburg stehen 30 entweder im Missionar- oder im „Sonderpionier“dienst. Das hiesige Zweigbüro der Watch Tower Society betreut auch den deutschsprachigen Teil Belgiens. In diesem Gebiet sind von insgesamt 60 Verkündigern 10 als Sonderpioniere tätig.
Diese Vollzeitarbeiter oder Pioniere lieben ihre Zeugnistätigkeit und die Menschen in ihren Gebieten. Oft stehen sie allerdings aufgrund irgendwelcher Schwierigkeiten vor der Frage: Werde ich nun meinen Pionierdienst aufgeben müssen? Eine Sonderpionierin hatte sich ein Bein gebrochen. Es war ein komplizierter Bruch. Ihr Arzt erklärte, sie werde ungefähr sechs Monate nicht richtig gehen können. Was sollte sie tun? Sie berichtet es selbst:
„Ich legte mein Problem Jehova im Gebet dar und beschloß, mein Bestes zu versuchen. Ich fing an, Briefe zu schreiben. Dabei benutzte ich Adressen, bei denen andere Brüder und Schwestern niemand zu Hause angetroffen hatten, als sie von Haus zu Haus gepredigt hatten. Auch Adressen aus Zeitungen unter dem Stichwort ,Briefwechsel‘ oder ,Schreibst du mir, schreibe ich dir‘. Im Krankenhaus ging es schnell von einem Zimmer zum andern, was ich schreiben würde. Dadurch hatte ich Gelegenheit, den Ärzten, die mich danach fragten, Zeugnis zu geben.
Der Chefarzt wollte zwei meiner Briefe lesen. Eine Ärztin im Labor sagte mir, wenn ich mit dem Rollstuhl fahren dürfte, sollte ich sie im Labor besuchen, denn sie würde sich gern mit mir unterhalten. Das war auch nachher einige Male der Fall. Viele Patienten kamen von anderen Zimmern und hatten viele Fragen, die ich ihnen anhand der Bibel beantworten konnte. So durfte ich eine ganze Anzahl Bücher im Krankenhaus abgeben. Jeden Tag hatte ich einen festgesetzten Plan, um meinen Predigtdienst weiter durchzuführen. So konnte ich die lange Zeit gut überwinden und während dieser ganzen sechs Monate meinen Sonderpionierdienst aufrechterhalten.“
AUSDEHNUNG DES KÖNIGREICHSWERKES IN EINER ZEIT MATERIELLEN WOHLSTANDS
Aufgrund dieses Eifers und vor allem weil Jehova das Königreichspredigtwerk hier unterstützt hat, kommt im Großherzogtum Luxemburg ein Zeuge Jehovas auf je 445 Einwohner und im deutschsprachigen Teil Belgiens einer auf je 967 Einwohner. Bei der Feier des Abendmahls des Herrn waren im Jahre 1978 insgesamt 1868 Personen zugegen, das heißt einer von je 227 Einwohnern des vom Zweigbüro betreuten Gebiets. Somit halten sich nicht alle Luxemburger streng an ihren nationalen Wahlspruch: „Mir wölle bleiwe, wat mir sin.“ Bei immer mehr dieser freundlichen und gastfreien Menschen werden im Sinn die ‘stark verschanzten Vernunftschlüsse und Höhen, die sich gegen die Erkenntnis Gottes erheben’, umgestoßen (2. Kor. 10:4, 5).
Obwohl Luxemburg nur 357 000 Einwohner zählt, ist es ein sehr wohlhabendes Land. Im Außenhandel innerhalb der Europäischen Gemeinschaft nimmt das Großherzogtum die erste Stelle ein. Im Jahre 1973 hatte es, an der Einwohnerzahl gemessen, die zweithöchste Zahl an Telefonen und Krankenhausbetten aufzuweisen. Anfang 1974 fuhren in Luxemburg im Verhältnis zur Bevölkerungszahl die meisten Autos innerhalb der Europäischen Gemeinschaft. Auch die Wohnkosten und die Einkommensziffern bezeugen den hohen Lebensstandard. In einem amerikanischen Führer für Einkäufe und Dienstleistungen in Übersee heißt es: „Es herrscht eine bezaubernde Atmosphäre, in der man sich wohl fühlt; denn Gegensätze zwischen reichen Intellektuellen und bescheiden lebenden ärmeren Leuten fallen nicht ins Auge. Jeder hat genug und ist zufrieden.“
Dieser materielle Wohlstand bringt viele Ablenkungen mit sich. Aber Jehovas Zeugen nehmen hier jede Gelegenheit, so klein sie auch sein mag, wahr, um die Botschaft von Gottes Königreich zu verbreiten. Besonders gute Ergebnisse wurden durch informelles Zeugnisgeben bei Familienangehörigen und Freunden, Bekannten und Arbeitskollegen erzielt. Das beweisen folgende Worte eines Mannes, dessen Frau eine Zeugin ist:
„Eines Tages fragte mich meine Frau, ob sie einen Kreisaufseher der Zeugen Jehovas zum Abendessen einladen dürfe. Da ich sowieso nichts gegen ihre — wie ich damals dachte — komischen Hirngespinste hatte, war mir das doch ganz gleichgültig. So kam der Kreisaufseher.
Während des Abendessens und danach sprachen wir über dieses und jenes. Doch jedesmal, wenn er das Gespräch auf die Bibel bringen wollte, war es bei mir aus. Irgendwann kamen wir dann auf Hobbys zu sprechen. Mein damaliges war Geschichte, und zwar die ältere Geschichte. Nun bat mich der Kreisaufseher, mein Lexikon zur Hand zu nehmen, und ließ mich Namen von Königen und ihren Reichen nachschlagen. Ich interessierte mich dafür, darüber zu sprechen, doch jedesmal, wenn wir einen Namen gelesen hatten, nahm er seine Bibel zur Hand und gab mir weitere Erläuterungen über die betreffende Person und Nation. Er bewies mir auf diese Art, daß Gottes Wort glaubwürdig ist. Als unser Gespräch dann beendet wurde und uns der Kreisaufseher verließ — um 3 Uhr morgens, traf mich die volle Wucht dessen, was ich gehört hatte, und ich saß einfach da und weinte. Ich hatte begonnen, an die ,gute Botschaft‘ zu glauben, und war nun fest entschlossen weiterzugehen. Einige Monate später ließ ich mich als ein neuer Zeuge für den Namen und das Königreich Jehovas und seines Sohnes, Christus Jesus, taufen. Mein neuer Glaube half mir, einen Monat vor meiner Taufe ganz einfach mit dem Rauchen aufzuhören, und bei einem täglichen Durchschnitt von 50 Zigaretten will das etwas heißen. Ich bin unsagbar glücklich, in der Wahrheit zu sein.“
„ALLE ARTEN VON MENSCHEN“ ERREICHEN
Selbst innerhalb der Grenzen Luxemburgs kann man ohne weiteres die Erfüllung des Auftrags erkennen, den Jesus seinen treuen Nachfolgern erteilte: „Geht ... und macht Jünger aus Menschen aller Nationen, tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes“ (Matth. 28:19, 20). Gemäß dem Buch Luxembourg, paysages du grand-duché (Luxemburg, Landschaften des Großherzogtums) waren 1975 bereits mehr als 23 Prozent der Bevölkerung Ausländer. Das bedeutete den höchsten Prozentsatz an Gastarbeitern von allen Ländern der Europäischen Gemeinschaft. Diese Gastarbeiter tragen noch zu der bereits vorhandenen internationalen Atmosphäre des Landes bei.
In Luxemburg werden fast überall drei Sprachen gesprochen: Luxemburgisch, Deutsch und Französisch. Und ziemlich viele Leute können auch Englisch. Die einheimischen Zeugen sind daher gut in der Lage, französisch, deutsch und englisch sprechenden Personen, die aus anderen Ländern kommen, zu helfen. Deshalb macht das Königreichswerk hier unter allen Sprachgruppen gute Fortschritte. Im Gebiet unseres Zweiges gibt es dreizehn deutsche, zwei italienische, zwei portugiesische und eine französische und eine englische Versammlung der Zeugen Jehovas. Tatsächlich werden in diesem Land „alle Arten von Menschen“ mit der Wahrheit erreicht (1. Tim. 2:3, 4).
Wie sehr wir uns auch bemühen, anderen geistige Hilfe zu bieten, müssen wir doch anerkennen, daß wir nur „Gottes Mitarbeiter“ sind. Ja, wir säen und begießen den Samen der Wahrheit, aber Jehova gibt das Wachstum (1. Kor. 3:6-9). Das hat sich immer wieder bestätigt. Ein Bruder schreibt zum Beispiel:
„Eines Tages sprachen zwei Zeugen Jehovas an meiner Tür vor. Es waren zwei ältere Frauen. Obwohl ich schon lange den Wunsch hatte, die wahre Religion zu finden, war ich ziemlich ablehnend. Nach ihrem Besuch betete ich zu Gott, daß er mir helfen möge, die Wahrheit zu finden. Bald sprachen die beiden Frauen wieder vor. Ich lehnte nochmals ab. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, daß ausgerechnet die Zeugen Jehovas die Wahrheit haben sollten. Die zwei Frauen kamen jedoch wieder. Ich war über so viel Hartnäckigkeit sprachlos. So gab es für mich nur eine Erklärung: Gott hatte diese Frauen als Antwort auf meine Gebete geschickt. Dieses Mal stellte ich ihnen viele Fragen, und sie baten einen Bruder, mich zu besuchen und ein Heimbibelstudium mit mir zu beginnen.“
Ja, in solchen Fällen kommt es nicht auf Sprachgewandtheit an. Gott gibt die Mehrung. Er achtet auf den Ruf jedes einzelnen, mag er noch so weit entfernt wohnen oder ein noch so einfacher Mensch sein. Er schenkt allen ein hörendes Ohr, die ihn aufrichtig anrufen und die Wahrheit kennenlernen möchten (Apg. 10:34, 35).
Trotz der Leistungen, die Luxemburg wirtschaftlich, finanziell und politisch hier in Europa aufzuweisen hat, würde es vielen Leuten in anderen Ländern schwerfallen, zu sagen, wo dieses Land liegt. Aber Jehova Gott weiß es offensichtlich. Er achtet mit Sicherheit auf den Ruf der wahrheits- und gerechtigkeitsliebenden Menschen, die hier leben. Durch seine treuen Zeugen läßt Gott die „gute Botschaft“ allen Nationen als abschließendes Zeugnis und als eine Botschaft des Lebens für alle verkündigen, die bereit sind, sie anzunehmen. Nichts — weder buchstäbliche noch religiöse Festungen, die Gegner errichten — wird Jehova daran hindern, Menschen, die ein aufrichtiges Herz haben, zu erreichen und sein Werk zu einem herrlichen und erfolgreichen Abschluß zu bringen (Mark. 13:10; Röm. 8:38, 39).