Werden die Herzverpflanzer weitermachen?
DURCH den Tod des Südafrikaners Philip Blaiberg ging für viele Mediziner eine Ära zu Ende. Blaiberg, der im vergangenen August starb, hatte von allen Herzempfängern bisher am längsten gelebt. Er hatte nach der Operation noch anderthalb Jahre oder insgesamt 594 Tage gelebt.
Blaibergs Tod veranlaßte die Herzverpflanzer, nochmals darüber nachzudenken, ob es einen Sinn habe weiterzumachen. Dr. Denton Cooley, Herzspezialist in Houston, sagte zum Beispiel: „Solange er gelebt hat, lebte auch das Herzverpflanzungsprogramm. Doch jetzt müssen wir erwägen, ob wir weitermachen wollen oder nicht.“
Worin besteht das Hauptproblem, das die Chirurgen veranlaßt, zu erwägen, ob es einen Sinn habe weiterzumachen? Worin das Problem liegt, geht aus einer Erklärung hervor, wonach der Tod Blaibergs durch eine „chronische Herzabstoßung“ verursacht worden ist. Die Operation als solche war ein Erfolg, aber sobald das neue Herz eingepflanzt war, begann ein fürchterlicher Kampf, ein Kampf, den Blaiberg danach tagtäglich verlor. Es war der Kampf seines Körpers gegen das „körperfremde“ Gewebe, das zweite Herz.
Als Gott den Menschen erschuf, gab er ihm einen wunderbaren Abwehrmechanismus zum Schutz gegen Krankheitskeime mit. Dieser Mechanismus ermöglicht es dem Körper, jeden in den Körper eindringenden körperfremden Stoff sofort zu bekämpfen. Obschon man diesen Abwehrmechanismus noch nicht ganz versteht, weiß man doch, daß die Hauptrolle offenbar eine bestimmte Art weißer Blutkörperchen spielen, Lymphozyten oder Lymphzellen genannt. Der Mensch verfügt über Milliarden solcher Lymphzellen. Diese Zellen besitzen eine „Fähigkeit“, fremde Zellen im Körper zu erkennen. Wenn die Lymphozyten Zellen feststellen, die zum Körper gehören, verhalten sie sich passiv. Erkennen sie aber Zellen, die nicht zum Körper gehören, dann erzeugen sie Antikörper, die die Eindringlinge angreifen, sie entweder neutralisieren oder vernichten.
Bei der akuten oder unmittelbaren Abstoßung schwellen die angegriffenen transplantierten Zellen an und sterben plötzlich und massenhaft ab. In anderen Fällen geht die Abstoßung langsamer vor sich. Im Falle Blaibergs handelte es sich um eine langsame Abstoßung.
Die Ärzte sind bemüht, diesem Abstoßungsvorgang entgegenzuwirken. Aber dadurch geraten sie in ein schweres Dilemma. Wenn dieser Vorgang durch verschiedene Medikamente verlangsamt werden kann, wird das neue Organ nicht so rasch abgestoßen. Aber je stärker die Abwehrkräfte des Körpers unterdrückt werden, desto weniger vermag er sich gegen Krankheitserreger zu wehren. Die Medikamente, die den Abstoßungsvorgang verlangsamen, schwächen somit auch die Widerstandsfähigkeit des Patienten, so daß er sich leicht andere Krankheiten zuzieht.
Im Laufe von sechs Monaten zog sich Blaiberg eine Hepatitis zu. Dann wurde er von einer Lungenentzündung befallen. Durch einen Balanceakt zwischen zuwenig und zuviel der Medikamente, die dem Abstoßungsvorgang entgegenwirkten, und der Medikamente, mit denen man die neuen Krankheiten bekämpfte, wurde er am Leben erhalten. Dennoch ging die Abstoßung weiter.
In welchem Zustand war Blaibergs zweites Herz, als er starb? Die New York Times vom 19. August 1969 berichtete: „Ein großer Teil vom Herzen Blaibergs war zerstört, ja sein Herz war im gleichen Zustand wie sein ursprüngliches Herz vor der Herzverpflanzung, sagten die Ärzte.“
Eine erneute Herzverpflanzung kam nicht in Frage. Warum nicht? Wie aus einem Bericht der Zeitschrift Time vom 29. August hervorging, konnte sein neues Herz, das immer mehr entartete, „nicht mehr genügend Blut in die Lunge pumpen, um sich dort mit Sauerstoff für die Bedürfnisse seines Körpers anzureichern, auch vermochte es nicht mehr genügend Blut in die Nieren zu pumpen, damit diese ihre wichtige Aufgabe, Abfallstoffe auszufiltern, hätten erfüllen können. Das hatte zur Folge, daß auch diese Organe entarteten.“
Erneut wird die Frage nach dem Sinn der Herzverpflanzungen gestellt, weil die Ärzte wissen, daß sie noch nichts haben, wodurch sie dem Abstoßungsvorgang Einhalt gebieten können. Dr. Christiaan Barnard, der Blaiberg ein neues Herz einpflanzte, gab zu: „Ich habe mich nie der Illusion hingegeben, noch habe ich die Welt in der Illusion gelassen, daß wir ein Heilmittel hätten. Es ist unmöglich, die Abstoßung zu verhindern; man kann diesen Vorgang nur verlangsamen.“ Deshalb haben nur so wenige Herzempfänger die Operation längere Zeit überlebt. Im August haben von den 141 Herzempfängern nur noch 29 gelebt.
Bei anderen Organverpflanzungen kommt es zu einer ähnlichen Abstoßung. Die Statistik zeigt folgendes: Lungentransplantationen: 20 Empfänger, ein Überlebender; Bauchspeicheldrüsentransplantationen: 10 Empfänger, ein Überlebender; Lebertransplantationen: 100 Empfänger, 14 Überlebende. Bei den Nierenüberpflanzungen, wenn Spender und Empfänger nicht miteinander verwandt sind, sterben 58 Prozent innerhalb eines Jahres; Nierenempfänger, die das Organ von einem Verwandten gespendet bekommen, leben länger.
Weil so viele Organempfänger kurz nach der Operation sterben, haben viele Krankenhäuser die Organverpflanzung, besonders die Herzverpflanzung, nochmals einer kritischen Prüfung unterzogen. Dr. Irvine H. Page, Herzspezialist von Cleveland, sagte: „Die Ergebnisse der Herzverpflanzungen sind die Zeit, die Kosten und das Risiko, die damit verbunden sind, nicht wert.“ Dr. G. E. Burch, ein Herzspezialist aus New Orleans, erklärte: „Es ist ein Unrecht, einem Kranken jetzt Hoffnungen zu machen, er könne durch eine Herzverpflanzung gesund werden.“
Kein vernünftiger Mensch möchte sterben. Das Leben ist etwas Kostbares, daher hat der Mensch den Wunsch zu leben. Aber die Organverpflanzungen, eine Art Kannibalismus, lösen das Problem der Langlebigkeit nicht. Dieses Problem wird erst nach der Vernichtung des gegenwärtigen Systems der Dinge gelöst werden, erst in der neuen, von Jehova Gott geschaffenen Ordnung. Gottes inspiriertes Wort gibt uns in Offenbarung 21:4 folgende Gewißheit: „Er wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch wird Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz mehr sein.“
Dann werden die Menschen lange, ja ewig leben können. Aber nicht nur die Menschen, die einen Herzspender finden und in der Lage sind, hohe Arzt- und Krankenhauskosten zu bezahlen, sondern alle, die an Jehovas Vorkehrung zur Erlangung des ewigen Lebens, an das Loskaufsopfer seines Sohnes Jesus Christus, glauben. Welch ein Genuß wird das Leben dann sein! Mit gutem Grund sagt die Bibel, dieses Leben sei „das wirkliche Leben“! — 1. Tim. 6:19; Joh. 3:16.