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  • Ein Leben ohne Schmerzen — keine Utopie?
    Erwachet! 1978 | 22. April
    • Ein Leben ohne Schmerzen — keine Utopie?

      DIE Knöchel des Zeigefingers seiner rechten Hand sind stark geschwollen. „Wenn ich morgens aufstehe, tun mir meine Hände furchtbar weh und sind steif“, erklärte dieser bekannte südafrikanische Chirurg. „Es ist in letzter Zeit schon vorgekommen, daß ich während einer Operation wegen heftiger Schmerzen meine Assistenten bitten mußte, die Arbeit zu Ende zu führen.“

      Millionen Menschen werden von solchen — oder noch schlimmeren — arthritischen Schmerzen geplagt. Rund 1,2 Millionen Bundesbürger leiden an Arthritis. Außerdem sollen in der Bundesrepublik 20 Millionen Menschen rheumakrank sein, fast jeder dritte Einwohner; zirka 2 Millionen leiden an Gelenk- oder Wirbelsäulenentzündung.

      Millionen Personen haben Zahnschmerzen, Ohrenschmerzen oder werden von Hämorrhoiden gequält. Andere leiden an Krebs, an Herz- und Kreislaufkrankheiten oder an sonsteiner der vielen Krankheiten, die es noch gibt und die qualvolle Schmerzen bereiten können. Dr. John J. Bonica, Experte auf dem Gebiet der Schmerzforschung, erklärte: „In meinen Augen sind chronische Schmerzen das Gesundheitsproblem, das am meisten Geld kostet.“

      Allein die amerikanische Bevölkerung gibt jedes Jahr Milliarden aus, um sich von ihren Schmerzen zu befreien. Patienten mit Rückenschmerzen gehen in diesem Land jährlich über achtzehnmillionenmal wegen ihrer Schmerzen zum Arzt. Und Patienten mit Kopfschmerzen sollen jährlich über 12 Millionen Behandlungsstunden der Ärzte in Anspruch nehmen. Wenn man diese Zahlen hört, mag es gewagt erscheinen, auch nur zu vermuten, daß ein Leben ohne Schmerzen in Aussicht steht.

      Betrachtet man diese Statistiken, erscheint vielleicht das, was die Bibel über den Schmerz sagt, weit hergeholt: „Gott ... wird jede Träne von ihren Augen abwischen, ... noch wird Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz mehr sein“ (Offb. 21:3, 4).

      „Das ist unmöglich“, denkt jetzt vielleicht der eine oder andere. „Jeder hat mal Schmerzen. Das gehört doch zum Leben.“ Stimmt das? Ist dir bekannt, daß es gegenwärtig Personen gibt, die absolut keine Schmerzen empfinden?

      Heute lebende Personen, die keine Schmerzen haben

      In einer Pressemeldung konnte man folgendes über ein junges Mädchen lesen: „Einmal hielt sie sich in der Schweiz auf, um Wanderungen zu machen. ,Warum hinkst du denn?‘ fragten sie ihre Freunde.

      ,Ich habe gar nicht gemerkt, daß ich hinke‘, entgegnete Joyce lächelnd. Sie hatte sich die Hüfte verrenkt.“ Doch das Mädchen verspürte keine Schmerzen. Es hatte, solange es lebte, noch nie Schmerzen gehabt (The Star Weekly Magazine, 30. Juli 1960).

      Es gibt also Personen — allerdings sind sie selten —, die ihr Leben lang keine Schmerzen haben. In der Encyclopædia Britannica (1976) wird berichtet: „Es liegen mehr als 65 Reporte über Personen vor, die ohne die Fähigkeit, Schmerzen zu empfinden, geboren worden sind oder die nur über eine ganz geringe Schmerzempfindung verfügen.“

      Möchtest du zu diesen Personen gehören? Möchtest du, daß du dein Leben lang keine Schmerzen verspüren würdest? Viele Leute, die tagtäglich von Schmerzen geplagt werden, mögen diese Frage schnell bejahen. Doch wie würde sich das unter Umständen auswirken?

      Wenn sich auf einer Wanderung am Fuß eine Blase bilden würde, merktest du wahrscheinlich erst etwas davon, wenn eine eiternde Wunde entstanden wäre. Es wäre für dich auch gefährlich, einer Grillparty beizuwohnen oder dich in der Nähe eines Feuers aufzuhalten, denn ein einziger Funke könnte eine schwere Brandwunde verursachen, bevor du etwas bemerktest. Kein Schmerzempfinden zu haben kann sehr gefährlich sein.

      Der Schmerz ist ein wichtiges Warnsignal des Körpers. Er zwingt dich, etwas zu unternehmen, um dich zu schützen. Doch wie steht es mit der bereits erwähnten biblischen Verheißung, daß kein „Schmerz mehr sein“ wird?

      Bist du nun geneigt zu sagen: „Es wäre besser, diese Verheißung würde sich nicht erfüllen; ich möchte lieber Schmerzen empfinden können.“? Eine solche Reaktion ist verständlich, würde man diese Verheißung buchstäblich auffassen und nur auf die körperlichen Schmerzen beziehen. Aber ist sie so zu verstehen? Ist es richtig, sie so zu erklären?

      Was die Verheißung bedeutet

      Wenn man den Text im Zusammenhang liest, stellt man fest, daß kurz zuvor gesagt wird, Gott werde „jede Träne von ihren Augen abwischen“. Bedeutet das, daß Gott vorhat, die normale Funktion des Tränenapparates zu ändern? Wird er dafür sorgen, daß die Tränendrüsen keine Flüssigkeit mehr absondern? Was würde dann geschehen?

      Das Auge wird tagein, tagaus mit winzigen Mengen einer erfrischenden, tauähnlichen Flüssigkeit, die die Tränendrüsen absondern, befeuchtet. Dadurch wird die Hornhaut und die Bindehaut feucht erhalten und das Gleiten der Lider ermöglicht. Wenn Fremdkörper wie Staub oder Ruß ins Auge gelangen, werden sie vom Augenwasser weggeschwemmt. Besonders bedeutsam ist, daß die Tränenflüssigkeit einen antiseptischen Stoff, Lysozym genannt, enthält, der bakterientötend wirkt und das Auge vor Infektionen schützt.

      Das zeigt, daß die Tränen für die Gesundheit und den Schutz des Auges unerläßlich sind. Würde Gott buchstäblich jede Träne von den Augen der Menschen abwischen, so hätte das schlimme Folgen. Offensichtlich hat Gott nicht verheißen, so etwas zu tun. Was bedeuten denn die Worte „Er wird jede Träne von ihren Augen abwischen“?

      Gott wird nicht die Tränen abwischen, die das Auge normalerweise benetzen und schützen, sondern die Tränen der Trauer. Das Leben, das Gott ursprünglich für die Menschen vorgesehen hatte, hätte ihnen keinen Anlaß gegeben, solche Tränen zu vergießen. Doch das erste Menschenpaar lehnte sich gegen Gottes Herrschaft auf und brachte dadurch Krankheit und Not über die ganze Menschheitsfamilie. Die Folge davon waren Tränen, die aus Kummer oder Trauer vergossen wurden. Man beachte, wie der Zusammenhang, in dem dieser Bibeltext erscheint, erkennen läßt, auf welche Weise Abhilfe geschaffen werden wird.

      Kurz bevor der Bibelschreiber die Verheißung hörte, daß Schmerz und Tränen beseitigt würden, berichtet er folgendes: „Ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der frühere Himmel und die frühere Erde waren vergangen“ (Offb. 21:1). Man beachte, daß Abhilfe und die Beseitigung eines früheren Himmels und einer früheren Erde, an deren Stelle „ein neuer Himmel und eine neue Erde“ treten werden, in enger Beziehung zueinander stehen.

      Natürlich besagt dieser Bibeltext nicht, daß der buchstäbliche Himmel und die buchstäbliche Erde vergehen werden. „Der frühere Himmel“ bezieht sich auf die ungerechten Regenten, die jetzt an der Macht sind, einschließlich der gegenwärtigen ungerechten politischen Regierungen und der bösen Mächte, die hinter ihnen stehen. Der Ausdruck „frühere Erde“ bezieht sich auf die heutige ungerechte menschliche Gesellschaft. Bei dem „neuen Himmel“ dagegen handelt es sich um eine gerechte neue Regierung — das Königreich Gottes, um dessen Kommen die Christen beten (Matth. 6:9, 10). Und mit der „neuen Erde“ ist eine gerechte menschliche Gesellschaft — die gehorsamen Untertanen des Königreiches Gottes — gemeint.

      Wenn der frühere Himmel und die frühere Erde beseitigt sein werden, wird sich hier auf Erden eine reine menschliche Gesellschaft, die von Gottes Königreich regiert werden wird, eines Lebens ohne Schmerzen erfreuen.

      Wie werden die Menschen leben, wenn ‘kein Schmerz mehr sein wird’? Werden sie nicht wenigstens ab und zu einen großen Schmerz erleiden, der Trauer und Weinen auslösen wird?

  • Ein schmerzfreies Leben auch für dich
    Erwachet! 1978 | 22. April
    • Ein schmerzfreies Leben auch für dich

      DER Schmerz hat etwas Paradoxes an sich: Einerseits kann er sehr unangenehm sein, andererseits kann er vor Gefahren schützen.

      Wenn wir mit der Hand einen Gegenstand berühren, der so heiß ist, daß wir uns die Finger verbrennen könnten, bewirkt der Schmerzreiz, daß wir sie blitzschnell zurückziehen. Von dieser Schmerzempfindung — dem wunderbaren Warnsystem des Körpers — ist in dem Bibeltext nicht die Rede, der besagt, daß die Zeit kommen wird, in der kein „Schmerz mehr sein“ wird (Offb. 21:4).

      Dieser Text bezieht sich vielmehr auf bohrende, chronische Schmerzen, die buchstäblich Hunderten von Millionen Menschen das Leben zur Qual machen und sie veranlassen, Milliarden auszugeben, nur um davon befreit zu werden. Welch eine Wohltat wird es für die Menschen sein, wenn niemand mehr von Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen, Ohrenschmerzen, Zahnschmerzen oder von irgendwelchen anderen ähnlichen Schmerzen geplagt werden wird. Doch wie wird es dazu kommen?

      Die bevorstehenden Veränderungen

      Als erstes muß, wie der vorhergehende Artikel gezeigt hat, in bezug auf das gegenwärtige System eine große Veränderung eintreten. Und Gott hat verheißen, daß es eine solche Veränderung auch geben wird. Er hat vor, unsere „Erde“ zu verändern, indem er alle gegenwärtigen Königreiche bzw. Regierungen beseitigen wird. Diese Aufgabe wird er seiner eigenen Regierung übertragen. Wir lesen in der Bibel: „Der Gott des Himmels [wird] ein Königreich aufrichten, das nie zugrunde gerichtet werden wird. Und das Königreich ... wird alle ... [bestehenden] Königreiche zermalmen und ihnen ein Ende bereiten, und es selbst wird für unabsehbare Zeiten bestehen“ (Dan. 2:44).

      Aber wie kann ein Regierungswechsel bewirken, daß unser Organismus nicht mehr von Schmerzen geplagt wird, wie das bisher so häufig der Fall gewesen ist? Die neue Regierung vermag diese Aufgabe zu erfüllen, weil Jesus Christus, den Gott zum Haupt seiner Regierung gemacht hat, über große Weisheit und Macht verfügt. Eine biblische Prophezeiung, die ihn betrifft, lautet: „Die Herrschaft ruht auf seiner Schulter ... Die Mehrung der Herrschaft und der Friede werden kein Ende haben“ (Jes. 9:6, 7, Elberfelder Bibel). Wer über so große Machtbefugnis verfügt, ist ohne weiteres imstande, sein Wissen darüber, wie vermieden werden kann, daß der menschliche Körper an einem schmerzhaften Leiden erkrankt, anzuwenden.

      Ein Experiment, das im 18. Jahrhundert mit Angehörigen der englischen Marine durchgeführt wurde, veranschaulicht, wie das geschehen könnte. Unter den Seeleuten wütete damals der gefürchtete Skorbut, eine Krankheit, der jährlich Tausende zum Opfer fielen. Ihr Zahnfleisch schwoll an und begann zu bluten, die Zähne lockerten sich, und die Gelenke und Glieder schmerzten und wurden steif. Doch dann entdeckte man, daß es sich dabei um eine Ernährungsstörung handelte: Dieser Krankheit fielen stets Personen zum Opfer, denen es an frischer Nahrung fehlte, besonders an Nahrungsmitteln, die Vitamin C enthielten. Als diese Angehörigen der englischen Marine täglich Zitronensaft erhielten, erkrankten sie nicht mehr an Skorbut.

      Ähnlich verhält es sich mit der schmerzhaften und gefährlichen Mangelkrankheit, Beriberi genannt. Man entdeckte, daß in den Gebieten, in denen Reis die Hauptnahrung darstellt, die Leute, die hauptsächlich polierten Reis aßen, an Beriberi erkrankten, während diejenigen, die unpolierten Reis aßen, nicht krank wurden. Die Erkenntnis, daß die Reisschalen einen wichtigen Stoff enthalten — Thiamin —, ermöglichte es, diese schmerzhafte und oft mit dem Tod endende Krankheit in den Griff zu bekommen.

      Der auferstandene Jesus Christus, der jetzt im Himmel ist, verfügt aber über weit größere Kenntnisse und größere Weisheit als ein irdischer Arzt. Er weiß alles darüber, wie unser Organismus funktioniert. Das hat er vor rund 1 900 Jahren bewiesen, als er als Mensch auf der Erde war und die schlimmsten Krankheiten und Leiden heilte. Dadurch führte er den Menschen vor Augen, was er als Herrscher des Königreiches Gottes in einem größeren Ausmaß tun wird. Wir lesen darüber in der Bibel:

      „Dann kamen große Volksmengen zu ihm, die Lahme, Krüppel, Blinde, Stumme und viele andere bei sich hatten, und sie warfen sie förmlich vor seine Füße, und er heilte sie, so daß die Volksmenge staunte, als sie sah, daß Stumme redeten und Lahme gingen und Blinde sahen“ (Matth. 15:30, 31).

      Welch wunderbare Veränderungen! Jesus Christus, der von Gott eingesetzte Herrscher, wird nicht nur dafür sorgen, daß es den Skorbut, die Beriberi und andere Krankheiten, die der Mensch trotz seines nur beschränkten Wissens einzudämmen vermocht hat, nicht mehr gibt, sondern daß alle Krankheiten, an denen die Menschen heute leiden, beseitigt werden. Auch wird diese Veränderung nicht nur in einem kleinen Gebiet, sondern auf der ganzen Erde vor sich gehen. Die Verheißung des Schöpfers lautet: „Kein Bewohner wird sprechen: ,Ich bin krank‘“ (Jes. 33:24). Unter der Herrschaft des Königreiches Gottes wird die Verheißung in Erfüllung gehen: „... noch wird ... Schmerz mehr sein“ (Offb. 21:4).

      Wenn man einiges über den Schmerz weiß, kann man besser verstehen, wie Jesus Christus, der große Arzt, dafür sorgen wird, daß jemand, der normalerweise mit Schmerzen rechnen müßte, keine Schmerzen empfindet.

      Was ist Schmerz?

      Das scheint eine kinderleichte Frage zu sein. Aber sie ist es nicht. Dr. John J. Bonica, Experte auf dem Gebiet der Anästhesie und Schmerzforschung, erklärte: „Würde man hundert verschiedenen Fachleuten diese Frage stellen, bekäme man hundert verschiedene Antworten.“ Warum?

      Folgender Satz aus einem Artikel der Zeitschrift Science News vom 26. Oktober 1974 ist sehr aufschlußreich: „Die Kliniker wissen immer noch nicht genau, was Schmerz ist und wie er behandelt werden sollte.“ Vor kurzem sagte auch Dr. Peter James Dyke, Professor der Neurologie an der Mayo-Fortbildungsschule für Ärzte: „Wir möchten nicht den Anschein erwecken, zu wissen, wie der Schmerz funktioniert.“

      Die Forschung hat ergeben, daß der Schmerz etwas viel Komplizierteres ist, als man früher annahm. Sehr aufschlußreich waren die Untersuchungen, die vor ungefähr zwanzig Jahren an einem Mädchen, das keine Schmerzempfindung hatte, durchgeführt wurden. Die Ärzte der Universität von Saskatchewan (Kanada) bemühten sich, den Grund dafür herauszufinden. In dem Bericht, den das Star Weekly Magazine veröffentlichte, hieß es: „Sie untersuchten die Nervenendigungen, um zu ermitteln, ob sie bei Joyce fehlten, was erklären würde, warum sie keinerlei Schmerzen verspürte. Aber sie waren vorhanden und anscheinend intakt.

      Dann untersuchten die Ärzte die Nervenfasern, die Schmerzimpulse zum Gehirn leiten sollen. Sicherlich waren diese nicht in Ordnung. Aber die Vermutung stimmte nicht. Die Fasern waren, soweit sie es beurteilen konnten, alle einwandfrei, ausgenommen die, die zufolge von Verletzungen verkommen waren.

      Schließlich untersuchten sie das Gehirn des Mädchens, ohne jedoch eine Anomalie feststellen zu können. Nach dem praktischen und theoretischen Wissen über Schmerzen hätte dieses Mädchen Schmerzen empfinden müssen, doch es spürte nicht einmal, wenn man es kitzelte.“ Es fühlte jedoch, wenn man seine Haut mit etwas berührte, und es konnte sogar unterscheiden, ob es mit einem Nadelkopf oder mit einer Nadelspitze berührt wurde, obschon ihm ein Nadelstich nicht weh tat.

      Zu dem Zeitpunkt, als diese Studien an der Universität von Saskatchewan durchgeführt wurden, bestand noch allgemein die Ansicht, daß der Schmerz eine Sinnesempfindung sei wie das Sehen, Hören und Fühlen. Man glaubte, der Schmerz werde von besonderen Nervenendigungen in der Haut gefühlt und von bestimmten Nervenfasern dem Gehirn übermittelt. Nach dieser Auffassung besitzt der Körper eine Art Schmerztelefonsystem, wobei die Schmerzimpulse von besonderen Nervenfasern, einer Art Telefonleitungen, fortgeleitet werden. Aber Personen, die sonst in jeder Hinsicht normal sind, nur keine Schmerzen verspüren, lassen erkennen, daß die ganze Sache weit komplizierter ist. Auch andere Beispiele zeigen, wie kompliziert der Schmerz ist.

      Oft empfinden Bein- oder Armamputierte in den amputierten, also nicht mehr vorhandenen Gliedmaßen Schmerzen (Phantomschmerz). Ferner gibt es den verlagerten oder „Ausstrahlungsschmerz“. Der Kranke — z. B. ein Herzkranker — verspürt außer an dem betroffenen Organ auch anderswo im Körper — der Herzkranke z. B. im linken Arm — Schmerzen. Neuerdings wird das Rätsel des Schmerzes durch die Akupunktur noch vergrößert.

      Die Akupunktur ist ein Heilverfahren, bei dem mit haarfeinen Nadeln in exakt festgelegte Punkte am Körper gestochen wird. In China wendet man hauptsächlich die Akupunktur-Anästhesie an. Es werden schwierige Operationen ausgeführt, bei denen als Narkosemittel nur die Akupunktur angewendet wird.

      Die Fachschrift Medical Tribune schrieb darüber: „In Peking konnten Dr. White und Dr. Dimond, beides Herzspezialisten, zusehen, wie Operationen am offenen Herzen ausgeführt wurden, bei denen die Patienten nur durch Akupunktur lokal betäubt wurden. Sie berichteten, die Patienten seien während der Operation hellwach und ganz entspannt gewesen und die Operationen seien ebenso gut ausgeführt worden wie die Operationen in anderen Ländern, bei denen sie schon zugegen gewesen wären.“

      Erklärungsversuche

      Man hat einige dieser verwirrenden Aspekte des Schmerzgeschehens zu erklären versucht und hat dabei die „Gate-control-Theorie“ aufgebracht. Danach soll eine sogenannte Kontrollschranke im Rückenmark durch Öffnen und Schließen die Schmerzsignale zum Gehirn durchlassen oder blockieren. So nimmt man an, daß die Akupunktur selbst bei einem Patienten, der bei vollem Bewußtsein am offenen Herzen operiert wird, die Schmerzempfindung verhindert, indem Impulse ausgelöst werden, durch die die Schließung der Kontrollschranke bewirkt wird, so daß keine Schmerzsignale zum Gehirn gelangen können. Obwohl das die führende neue Theorie ist, geben ihre Urheber selbst zu, daß sie nicht alle Tatsachen des Schmerzgeschehens zu erklären vermag.

      Neue Entdeckungen liefern jetzt weitere Erklärungen. In den vergangenen zwei Jahren haben Wissenschaftler herausgefunden, daß unser Organismus selbst schmerzstillende Drogen aufbaut, sogenannte Enkephaline und Endorphine. Dr. Solomon Snyder von der Johns-Hopkins-Universität erklärte: „Es sieht so aus, als würde das menschliche Gehirn sein eigenes Morphium erzeugen.“

      Im Dezember 1975 wurde die Entdeckung der ersten natürlichen Schmerzmittel bekanntgegeben. Man hatte sie aus Schweinehirnen isoliert und nannte sie Enkephaline. Zu Beginn des Jahres 1976 wurden die ersten einer Anzahl verwandter Stoffe, Endorphine genannt, isoliert. Beta-Endorphine, das zweite Endorphin, das man entdeckte, hatte man aus getrockneten Hirnanhangdrüsen von Kamelen isoliert. Als man Ratten und Mäusen solche Schmerzblocker ins Gehirn spritzte, soll es sich gezeigt haben, daß sie 20- bis 40mal potenter sind als Morphium.

      Doch bis jetzt weiß niemand genau, wie die Enkephaline und Endorphine den Schmerz lindern oder stillen. Dr. Avram Goldstein von der Stanford-Universität in Kalifornien berichtet, daß „die Endorphine möglicherweise nicht ständig produziert werden; sie werden für extreme Situationen in Reserve gehalten“, wenn körperliche Schmerzen gestillt werden müssen.

      Bruce Pomeranz, Neurobiologe an der Universität von Toronto (Kanada), vermutet, daß die Endorphine erklären, warum die Akupunktur schmerzstillend wirkt. Er meint, daß die Nadeln bestimmte Nerven anregen, die wiederum Körperzellen veranlassen, Endorphine auszuschütten. Die Endorphine betäuben dann irgendwie die Nerven, die an der Wahrnehmung des Schmerzes beteiligt sind.

      Man glaubt, daß diese Drogen auch das Rätsel lösen, das Menschen, die, keine Schmerzempfindung haben, den Forschern aufgeben. „Wenn das Gehirn oder das Blut dieser Personen einen höheren Gehalt an dem einen oder anderen dieser chemischen Stoffe aufweist“, erklärte ein Forscher, „würde das vielleicht ihre Unfähigkeit, Schmerzen zu empfinden, erklären.“

      Die Bedeutung von Geist und Emotionen

      Es ist eine Tatsache, daß auch Emotionen und die Gemütsverfassung viel damit zu tun haben, wie man Schmerzen empfindet. Fußballer, die mit Leib und Seele beim Spiel sind, oder Soldaten in der Hitze des Gefechtes mögen schwer verletzt sein und doch in dieser Zeit kaum oder gar keine Schmerzen empfinden. Auch Frauen, die gelernt haben, wie man sich während der Geburt entspannt, und die keine Angst haben, bringen ihre Kinder vielfach mit weniger Schmerzen zur Welt als ängstliche Frauen, die schmerzstillende Mittel erhalten, um die Geburtsschmerzen zu lindern.

      Über die unterschiedliche Reaktion der Menschen auf Schmerzen schrieb Dr. John J. Bonica: „Bei der Reaktion auf Schmerzen spielen Erziehung, Volkszugehörigkeit, Persönlichkeit, Ansprechbarkeit auf Suggestion, Konzentration, Stimmung und andere Faktoren eine Rolle. Durch Furcht oder Ängstlichkeit reagiert man stärker. ... Vermutlich bewirkt Ängstlichkeit, daß das Gehirn an das Rückenmark signalisiert, die Schranke zu öffnen, was zur Folge hat, daß die Schmerzen stärker verspürt werden.“

      Man kann also lernen, Schmerzen zu empfinden. Es kann offensichtlich ein bedingter Reflex sein. Dr. Seymour Diamond, ein Experte für Kopfschmerzen an der Medizinischen Fakultät der Universität von Chicago, sagte zum Beispiel, daß bei neun von zehn Patienten mit Kopfschmerzen die Schmerzen eine Folge von Emotionen oder anderen psychischen Faktoren sind und daß nur 10 Prozent eine organische Ursache haben. Dr. Wilbert Fordyce, Professor der Psychologie, der sich auf die Schmerzforschung spezialisiert hat, macht auf die Beziehung zwischen Schmerz und Konditionierung (das Ausbilden bedingter Reaktionen bei Mensch oder Tier, wobei eine Reaktion auch dann eintritt, wenn an Stelle des ursprünglichen Auslösereizes ein zunächst neutraler Reiz tritt) aufmerksam und erklärt:

      „Es geht nicht um die Frage, ob der Schmerz real ist oder nicht. Natürlich ist er real. Es geht um die Frage, welches die entscheidenden Faktoren sind, die ihn beeinflussen. Wenn ich mit Ihnen kurz vor dem Essen über Schinkenbrote spreche, läuft Ihnen das Wasser im Mund zusammen. Das ist ganz real, aber es tritt auf als Folge von Konditionierung. Es ist kein Schinkenbrot vorhanden. Der Mensch reagiert außerordentlich fein auf Konditionierung. Sie beeinflußt soziales Verhalten, Speichelfluß, Blutdruck, Verdauungsgeschwindigkeit, Schmerz — kurz, alles mögliche.“

      So, wie Gefühle und die Gemütsverfassung Schmerzen intensivieren können, so können sie sie auch unterdrücken oder dämpfen, wie das bereits erwähnte Beispiel vom Fußballer und Soldaten, die in der Hitze des Kampfes verletzt wurden, zeigt. Diener Gottes, die, wenn sie verfolgt werden, gefaßt bleiben, völlig auf Jehova vertrauen und sich ganz auf ihn verlassen, haben ebenfalls die Erfahrung gemacht, daß ihre Schmerzen gestillt werden. Ein reisender Aufseher der Zeugen Jehovas in einem Land, in dem die Christen schwer verfolgt wurden, schrieb: „Man konnte noch so gemein sein gegen uns und uns noch soviel schlagen, doch schon nach einigen Sekunden verspürten wir nichts mehr, obwohl wir weitergeschlagen wurden.“

      Die Apostel Christi mögen eine ähnliche Erfahrung gemacht haben. Wir lesen in der Bibel: „Sie riefen die Apostel herein, peitschten sie aus und befahlen ihnen, nicht mehr aufgrund des Namens Jesu zu reden, und ließen sie gehen. Diese nun gingen aus dem Sanhedrin hinweg, voll Freude, weil sie würdig geachtet worden waren, um seines Namens willen in Unehre zu kommen“ (Apg. 5:40, 41).

      Auch du kannst dich eines schmerzfreien Lebens erfreuen

      Trotz der Bemühungen der Schmerzforscher bleibt vieles in Verbindung mit dem Schmerz geheimnisvoll. Der Mensch vermag ihn nicht in den Griff zu bekommen. Das, was die Menschen über den Schmerz erforscht haben, hilft uns begreifen, daß die biblische Verheißung: „... noch wird ... Schmerz mehr sein“ nur Jesus Christus, der Herrscher des Königreiches Gottes, erfüllen kann (Offb. 21:4). Die wunderbare Warneinrichtung des Körpers, die Schmerzen hervorruft, wird jedoch nicht beseitigt werden. Sie wird zum Wohle des Menschen weiterhin funktionieren.

      Aber wie wird Christus seine Untertanen von allen unerwünschten Schmerzen befreien? Wie bereits erwähnt, ist es Gottes Wille, daß Christus alle gehorsamen Menschen von ihrer Sünde befreit und ihnen vollkommene Gesundheit schenkt. Eine wichtige Voraussetzung für die Beseitigung der Schmerzen wird die geistige Heilung seiner Untertanen sein, so daß sie ein gesundes Gefühlsleben und eine richtige geistige Einstellung entwickeln. Aber auch die Heilung ihres Organismus wird von Bedeutung sein. Unter

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