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„Eine tüchtige Frau“ zeigt loyale LiebeDer Wachtturm 1978 | 15. Mai
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1. Samuel 3:18). In einer Zeit, in der ein fruchtbarer Mutterleib als ein Segen, Kinderlosigkeit dagegen als ein Fluch Gottes betrachtet wird, ist es für eine Frau zweifellos eine Demütigung, keine lebenden Nachkommen zu haben. Und welche Hoffnung kann Noomi noch haben, einen Beitrag zur Weiterführung der messianischen Geschlechtslinie zu leisten?
EINE DEMÜTIGE ÄHRENLESERIN FINDET GUNST
18. Was läßt Ruth dadurch erkennen, daß sie Ähren aufliest, und auf wessen Feld gerät sie „durch Zufall“?
18 Noomi und Ruth kommen im Vorfrühling, gerade „zu Beginn der Gerstenernte“, nach Bethlehem (Ruth 1:22). Da Ruth eine fleißige Frau und zum Dienen bereit ist, geht sie mit Noomis Erlaubnis aufs Feld, um hinter den Schnittern her Ähren aufzulesen. Sie weiß, daß die Nachlese Jehovas liebevolle Vorkehrung für den Armen ist, für den, der sich in Trübsal befindet, für den als Fremdling Ansässigen, für den vaterlosen Knaben und für die Witwe. Sie dürfen in Israel alles sammeln oder auflesen, was die Schnitter bei der Ernte unabsichtlich oder absichtlich liegengelassen haben (3. Mose 19:9, 10; 5. Mose 24:19-21). Obwohl Ruth das Recht hat, Ähren zu lesen, bittet sie demütig um Erlaubnis, und man gestattet ihr, es auf einem bestimmten Feld zu tun. Offensichtlich ist aber Jehovas Hand mit im Spiel, denn ‘durch Zufall gerät sie auf das Feldstück, das Boas gehört’ (Ruth 2:3).
19, 20. (a) Wer ist Boas? (b) Wieso kann gesagt werden, Ruth sei keine verwöhnte Frau?
19 Sieh, da kommt Boas. Er ist „ein sehr vermögender Mann“, der Sohn Salmons und Rahabs. Ja, Boas ist ein Judäer. Er ist nicht nur ein rücksichtsvoller Arbeitgeber, der von seinen Arbeitern sehr geschätzt wird, sondern er ist auch ein eifriger Anbeter des wahren Gottes, denn er grüßt die Schnitter mit den Worten: „Jehova sei mit euch“, und sie antworten: „Jehova segne dich“ (Ruth 2:1-4).
20 Von dem Jüngling, der über die Schnitter gesetzt ist, erfährt Boas, daß Ruth die Moabiterin ist, die vor kurzem mit Noomi nach Bethlehem gekommen ist. Nachdem sie die Erlaubnis erhalten hat, hat sie vom kühlen Morgen bis jetzt, wo die Sonne hoch am Himmel steht, ununterbrochen Ähren gelesen, ohne sich über die Hitze zu beklagen. Gerade jetzt hat sie sich „eine kleine Weile im Hause [wahrscheinlich lediglich eine Hütte für die Schnitter] hingesetzt“. Ruth ist wirklich keine verwöhnte Frau (Ruth 2:5-7).
21. Was beeindruckt Boas besonders an Ruth, und können christliche Frauen daraus irgendwelche Schlüsse ziehen?
21 Später schärft Boas Ruth ein, nicht auf einem anderen Feld aufzulesen, sondern sich dicht an seine jungen Frauen zu halten, die seinen Schnittern folgen und die Garben binden. Boas gebietet den Jünglingen, sie nicht anzurühren, und gestattet ihr, von dem Wasser in den Gefäßen zu trinken, die sie gefüllt haben. In tiefer Dankbarkeit fällt Ruth demütig auf ihr Angesicht, beugt sich zur Erde nieder und fragt: „Wie kommt es, daß ich Gunst gefunden habe in deinen Augen, so daß man mich beachtet, da ich doch eine Ausländerin bin?“ Boas versucht nicht, ihre Zuneigung zu gewinnen, weil sie das Traumbild eines älteren Mannes sein könnte. Er hat vielmehr gehört, daß die Moabiterin Vater und Mutter sowie ihre Heimat verlassen hat, um bei ihrer bejahrten Schwiegermutter zu bleiben. Von Ruths loyaler Liebe und Demut offensichtlich beeindruckt, sagt er: „Möge Jehova deine Handlungsweise belohnen, und möge dir ein vollkommener Lohn von Jehova, dem Gott Israels, zuteil werden, unter dessen [schützenden] Flügeln Zuflucht zu suchen du gekommen bist.“ Ruth gibt zu, daß seine Worte für sie ein Trost und eine Beruhigung sind (Ruth 2:8-13; Ps. 91:2, 4).
22, 23. (a) Wie erweist sich Boas Ruth gegenüber großzügig? (b) Was zeigt, daß Ruth fleißig und selbstlos ist?
22 Zur Essenszeit der Schnitter sagt Boas zu Ruth: „Tritt herzu, und du sollst etwas von dem Brot essen und dein Stück in den Essig [Sauerwein, Henne] tauchen.“ Welch eine Erfrischung bei der Hitze des Tages! Boas reicht Ruth auch geröstetes Korn. Sie ißt davon, bis sie satt ist, und hat noch etwas übrig (Ruth 2:14).
23 Dann geht es wieder an die Arbeit. In seiner Großzügigkeit gebietet Boas den Jünglingen, Ruth „auch zwischen den Garben“ auflesen zu lassen. Er weist sie sogar an, „einige Halme aus den Ährenbündeln“ herauszuziehen und sie liegenzulassen, damit Ruth sie auflesen kann. Der Abend kommt, und Ruth ist noch damit beschäftigt, das, was sie gesammelt hat, „auszuschlagen“ oder zu dreschen. Mit Hilfe eines Steckens oder Flegels schlägt man das auf dem Boden liegende Getreide, um die Halme und die Spreu von den Körnern zu trennen. Ruth hat an dem einen Tag über 10 Kilo Gerste aufgelesen. Sie geht damit heim nach Bethlehem. Selbstlos gibt sie ihrer bedürftigen Schwiegermutter auch das, was an diesem Tag von ihrer Mahlzeit übriggeblieben ist (Ruth 2:14-18).
24. (a) Warum ist es nicht verwunderlich, daß die Leute Ruth als „eine tüchtige Frau“ bezeichnen? (b) Warum ist Ruth für gottesfürchtige Frauen also ein gutes Beispiel?
24 Dadurch beweist Ruth wiederum, wie sehr sie Noomi liebt, und wenn man dann noch ihre Liebe zu Jehova, ihren Fleiß und ihre Demut in Betracht zieht, so ist es nicht verwunderlich, daß die Leute sie als „eine tüchtige Frau“ bezeichnen (Ruth 3:11). Von Ruth kann wirklich gesagt werden: „Das Brot der Faulheit ißt sie nicht“, und wegen ihrer harten Arbeit hat sie auch etwas, was sie mit jemandem, der in Not ist, teilen kann (Spr. 31:27, 31; Eph. 4:28). Da diese Moabiterin ihrer Verpflichtung gegenüber ihrer bejahrten und verwitweten Schwiegermutter nachkommt, muß sie auch das beglückende Gefühl kennen, das Geben mit sich bringt (Apg. 20:35; 1. Tim. 5:3-8). Ruth ist für gottesfürchtige Frauen wirklich ein gutes Beispiel.
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Jehova gewährt einen „vollkommenen Lohn“Der Wachtturm 1978 | 15. Mai
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Jehova gewährt einen „vollkommenen Lohn“
„Möge Jehova deine Handlungsweise belohnen, und möge dir ein vollkommener Lohn von Jehova dem Gott Israels, zuteil werden, unter dessen Flügeln Zuflucht zu suchen du gekommen bist“ (Ruth 2:12).
1—3. (a) Was können wir aus dem Gespräch zwischen Noomi und Ruth über den Gedankenaustausch in einer Familie, in der Liebe herrscht, lernen? (b) Zu welcher Überraschung führt das, was Ruth Noomi über ihr Erlebnis erzählt, das sie an diesem Tag beim Ährenlesen hatte, und wessen Führung läßt dies erkennen?
„MÖGE dir ein vollkommener Lohn von Jehova, dem Gott Israels, zuteil werden“, sagte der bejahrte Boas zu der Moabiterin Ruth. Das wünschte er dieser rechtschaffenen jungen Frau, die unter den Flügeln des Gottes Israels Schutz gesucht hatte, von ganzem Herzen (Ruth 2:12). Erfüllte sich aber dieser Wunsch? Wenn ja, wie? Wir werden sehen.
2 In einer Familie, in der Liebe herrscht, interessieren sich die älteren Glieder für das, was die jüngeren tun. Alle freuen sich, wenn sie abends miteinander über das sprechen können, was sie tagsüber erlebt und getan haben. So war es auch in dem bescheidenen Häuschen in Bethlehem, wo sich Noomi und Ruth in den Abendstunden angeregt unterhielten. Wir hören Noomi sagen:
3 „Wo hast du heute aufgelesen, und wo hast du gearbeitet?“ Die große Menge Gerste und die Speise, die Ruth nach Hause gebracht hat, veranlassen Noomi zu dieser Frage. Offensichtlich hat jemand die Moabiterin besonders gut behandelt. „Gesegnet werde der, der dich beachtet hat“, sagt die ältere Frau. Doch beiden steht noch eine erfreuliche Überraschung bevor. „Der Name des Mannes, bei dem ich heute gearbeitet habe, ist Boas“, erwidert Ruth. Sehr gut! Das läßt zweifellos Gottes lenkende Hand erkennen. „Gesegnet sei er von Jehova, der von seiner liebenden Güte gegenüber den Lebenden und den Toten nicht abgelassen hat“, ruft Noomi aus. „Der Mann ist mit uns verwandt. Er ist einer unserer Rückkäufer“ (Ruth 2:19, 20).
4. Was war beim Volk Israel unter einem „Rückkäufer“ zu verstehen?
4 Das gibt den beiden neuen Mut. Sie wissen, daß ein Rückkäufer (hebräisch: go’él) ein Verwandter (ein Bruder oder ein anderer Blutsverwandter) ist, der das Recht hat, einen nahen Verwandten oder dessen Eigentum oder Erbe auszulösen, zu erlösen, zurückzukaufen oder loszukaufen. Er kann zum Beispiel ein Stück Land, das ein Erbbesitz ist, kaufen, bevor es öffentlich zum Verkauf angeboten wird, und kann so bewirken, daß es in der Familie bleibt. Und nun stelle man sich vor: Ruth gerät durch Zufall auf das Feld, das Boas gehört, der ein Rückkäufer ist, ein Angehöriger der Familie Elimelechs!
5. Welches Beispiel gibt Ruth im Gegensatz zu Jakobs Tochter Dina in bezug auf ihren Umgang?
5 Außerdem wünscht Boas, daß sich Ruth an seine jungen Leute hält, bis die ganze Ernte eingebracht ist. Noomi ist einverstanden. Sie sagt: „Es ist besser, meine Tochter, daß du mit seinen jungen Frauen ausziehst, damit man dir auf einem anderen Felde nicht lästig werde.“ Die Moabiterin wird also noch etwa zwei bis drei Monate auf dem Feld des Boas Ähren lesen, bis die Gerstenernte und die Weizenernte beendet sein werden. Im Gegensatz zu Jakobs Tochter Dina, die mit kanaanitischen Mädchen verkehrte und dadurch Unglück über sich brachte und ihren Angehörigen Leid und Kummer bereitete, wohnt Ruth weiterhin bei ihrer Schwiegermutter, und sie achtet auch sehr auf ihren Umgang. Ein vortreffliches Beispiel! (Ruth 2:22, 23; 1. Mose 34:1-31; 1. Kor. 15:33).
EINE HANDLUNGSWEISE, DIE DEMUT VERRÄT
6. Wie beweist Noomi, daß sie in uneigennütziger Weise auf Ruths Wohl bedacht ist?
6 Die Wochen vergehen, und die Ernte ist bald eingebracht. Noomi fragt Ruth: „Meine Tochter, sollte ich dir nicht einen Ruheort suchen, damit es dir gut ergehe?“ (Ruth 3:1). Die bejahrte Witwe ist nicht selbstsüchtig darauf bedacht, die junge Moabiterin bei sich zu behalten, sondern möchte, daß Ruth die Ruhe, den Trost, den Herzensfrieden und die Geborgenheit findet, die ihr im Heim eines guten, liebevollen Ehemannes zuteil würden. Noomi ist aber auch daran interessiert, daß der Name ihres Mannes Elimelech in Israel erhalten bleibt (5. Mose 25:7). Sie hat sich deshalb einen besonderen Plan ausgedacht, und ihre demütige Schwiegertochter freut sich, ihren Teil zu dessen Verwirklichung beizutragen. Sie badet sich, reibt sich mit Öl ein, legt ihren Mantel oder ihr äußeres Kleid um und macht sich auf den Weg, um ihre edle Mission zu erfüllen.
7. Was tut Boas, nachdem er Gerste geworfelt hat?
7 Mittlerweile hat Boas — ein wohlhabender Mann, der aber auch hart arbeitet — die Kühle des Abends ausgenutzt, um auf der Dreschtenne Gerste zu worfeln. Durch das Dreschen sind die Getreidekörner von den Ähren entfernt und die Halme zerkleinert worden. Beim Worfeln wird nun alles mit einer großen Gabel oder Worfschaufel in die Luft geworfen, und zwar gegen den Wind. Der Wind bläst die Spreu weg und weht das Stroh zur Seite, während die Körner auf den Boden der Dreschtenne fallen. Das ist stets ein fröhlicher Anlaß, und nach getaner Arbeit gibt es etwas Gutes zu essen. Boas ißt und trinkt, und sein Herz ist „guter Dinge“, aber nichts deutet darauf hin, daß er unmäßig gewesen wäre (Ps. 104:15). Dann legt er sich „am äußersten Ende des Getreidehaufens“ nieder und schläft unter dem mit Sternen übersäten Himmel bald ein (Ruth 3:1-7).
8. Was tut Ruth bei Boas auf der Dreschtenne, und ist sie in unmoralischer Absicht gekommen?
8 Die Stille wird von keinem Laut unterbrochen. Doch dann nähert sich mit leisen, vorsichtigen Schritten heimlich eine schattenhafte Gestalt. Es ist eine Frau. Sie deckt dem schlafenden Boas die Füße auf und legt sich dort in den Kleidern nieder. Um Mitternacht beginnt Boas zu zittern, beugt sich vor und sieht zu seinem Erstaunen eine Frau (wahrscheinlich quer) zu seinen Füßen liegen. Da er sie in der Dunkelheit nicht erkennt, fragt er: „Wer bist du?“ und hört, wie sie sagt: „Ich bin Ruth, deine Sklavin.“ Schnell fügt sie aber noch die Worte hinzu: „Und du sollst deinen Rocksaum über deine Sklavin ausbreiten, denn du bist ein Rückkäufer“ (3. Mose 25:25). Boas ist zwar überrascht, aber weder peinlich berührt noch ungehalten. Die Moabiterin ist auch nicht in unmoralischer Absicht gekommen. Durch diese symbolische Handlung und durch ihre Worte ist sie lediglich demütig den Anweisungen Noomis nachgekommen. Sie hat den bejahrten Judäer auf seine Verpflichtung aufmerksam gemacht, die er als Rückkäufer und Verwandter Machlons, ihres verstorbenen Mannes, und Elimelechs, dessen Vaters, hat. Noomi war überzeugt, daß dieses Unternehmen erfolgreich ausgehen würde, und Ruth hatte offensichtlich das Vertrauen, daß er sie anständig behandeln würde (Ruth 3:4, 7-9). Doch wie wird er nun reagieren?
9. (a) Inwiefern hat Ruth, wie Boas sagt, „im ersten Fall“ und „im letzten Fall“ liebende Güte zum Ausdruck gebracht? (b) Was ist der Grund, weshalb Ruth als „eine tüchtige Frau“ bezeichnet wird — Reichtum, Haartracht oder kostspielige Kleider?
9 Boas segnet und lobt die demütige und loyalgesinnte Moabiterin mit den Worten: „Gesegnet seist du von Jehova, meine Tochter: Du hast deine liebende Güte im letzten Fall noch besser zum Ausdruck gebracht als im ersten Fall, indem du nicht den jungen Männern, ob niedrig oder reich, nachgegangen bist.“ Im ersten Fall hat Ruth ihre loyale Liebe zu Noomi bewiesen, und statt jetzt die Freundschaft heiratsfähiger junger Männer zu suchen, ist sie bereit, einen viel älteren Mann zu heiraten, um den Namen Machlons, ihres verstorbenen Mannes, und den ihrer Schwiegermutter, Elimelechs betagter Witwe, zu erhalten. Doch wie denkt Boas darüber? Beruhigend sagt er: „Und nun, meine Tochter, fürchte dich nicht. Alles, was du sagst, werde ich für dich tun, denn jeder im Tore meines Volkes weiß, daß du eine tüchtige Frau bist.“ Ruth hat von ihren Tugenden kein Aufheben gemacht, und bestimmt sind nicht Reichtum, Haartracht und kostspielige Kleider der Grund, weshalb sie bewundert wird, sondern ihre Gottesfurcht, ihre guten Werke, ihr stiller und milder Geist, ihre loyale Liebe und ihr Fleiß sowie andere gute Eigenschaften haben die Leute veranlaßt, in ihr „eine tüchtige Frau“ zu sehen. Welche gottesfürchtige Frau würde sich nicht wünschen, in einem solch guten Ruf zu stehen? (Ruth 3:10, 11; vergleiche Sprüche 31:28-31; 1. Timotheus 2:9, 10; 1. Petrus 3:3, 4).
10. Warum wird Ruth nicht sogleich die Frau des Boas?
10 Wird Boas Ruth sofort zur Frau nehmen? Nein, denn es gibt noch einen näheren Verwandten Elimelechs und Machlons. „Aber wenn er kein Gefallen daran findet, dich zurückzukaufen, dann will ich dich zurückkaufen“, sagt Boas und fügt noch den Schwur hinzu: „So wahr Jehova lebt.“ Er will sich der Sache am Morgen annehmen (Ruth 3:13).
11. Was veranlaßt Boas, Ruth sechs Maß Gerste zu geben?
11 Da es schon spät ist, fordert Boas Ruth auf, bis zum frühen Morgen zu bleiben. Es geschieht aber nichts Unschickliches. Sie stehen auf, während es noch dunkel ist, um zu vermeiden, daß unangenehme und unbegründete Gerüchte aufkommen. Bevor die Moabiterin weggeht, füllt Boas ihr den Mantel noch mit sechs Maß Gerste, möglicherweise um zu versinnbildlichen, daß, so wie nach sechs Arbeitstagen ein Ruhetag folgt, für sie nun der Ruhetag bevorsteht, weil er dafür sorgen will, daß sie einen „Ruheort“ findet, ein Heim und einen Ehemann (Ruth 1:9; 3:1). Der großzügige Boas will nicht, daß Ruth mit leeren Händen zu ihrer Schwiegermutter zurückkehrt.
12. Warum fragt Noomi: „Wer bist du, meine Tochter?“?
12 Schließlich kommt die Moabiterin nach Hause, und Noomi ruft: „Wer bist du, meine Tochter?“ Vielleicht erkennt sie wegen der Dunkelheit nicht, wer Einlaß begehrt. Nachdem Noomi erfahren hat, was in der vergangenen Nacht geschah, ist sie davon überzeugt, daß Boas sein Wort halten und schnell handeln wird. „Bleib sitzen, meine Tochter, bis du weißt, wie die Sache ausgeht“, sagt sie zu Ruth, und als kluge Frau, die Verständnis für die menschliche Natur hat, fügt sie noch hinzu: „Denn der Mann wird keine Ruhe haben, bis er die Sache heute zu Ende gebracht hat“ (Ruth 3:12-18).
13. Wieso mag es für uns gut sein, über Noomis und Ruths Glauben nachzudenken?
13 Während diese beiden armen Witwen in ihrem bescheidenen Heim den rechten Augenblick abwarten, wäre es vielleicht gut, etwas über ihren Glauben nachzudenken. Haben wir persönlich wie Noomi Vertrauen zu unseren treuen Glaubensbrüdern? Sind wir wie Ruth bereit, uns in kritischen Zeiten auf Jehova zu verlassen, in der Gewißheit, daß seine Anordnungen und seine Vorkehrungen die besten sind? (Ps. 37:3-5; 138:8). Denken wir an Ruth! Sie weiß noch nicht einmal, wer der Verwandte ist, dem in dieser Sache als erstem das Recht zusteht; sie kennt sein Temperament nicht, und dennoch ist sie bereit, Jehovas Gesetz über die Schwagerehe zu erfüllen. Sie muß davon überzeugt sein, daß Gott alles zum Guten lenken wird. Haben wir persönlich ebenso das Vertrauen, daß Jehova „alle seine Werke zum Guten derer mitwirken läßt, die Gott lieben“? (Röm. 8:28; 1. Petr. 5:6, 7).
BOAS HANDELT ENTSCHIEDEN
14, 15. (a) Wer ist der Rückkäufer, der mit Elimelech näher verwandt ist als Boas? (b) Was muß Noomi wahrscheinlich wegen ihrer Armut tun, und wozu ist daher der nähere Verwandte oder Boas verpflichtet?
14 Das Licht eines neuen Tages dämmert über Bethlehem. Die Straßen beleben sich immer mehr; Händler legen ihre Ware aus; auf dem
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