Wir beobachten die Welt
Länger vor dem Fernseher
● Etwa ein Drittel des Jahres verbringt eine amerikanische Familie im Durchschnitt mit Fernsehen. Dies ergab eine Umfrage von A. C. Nielsen. Im Jahre 1983 waren es täglich sieben Stunden und zwei Minuten — 14 Minuten mehr als ein Jahr zuvor. Hauptsächlich werden das Kabelfernsehen und Videogeräte für den Anstieg verantwortlich gemacht. Anfang der 50er Jahre sah ein Haushalt im Durchschnitt täglich viereinhalb Stunden fern.
Marienkult
● Kürzlich waren 150 000 Pilger auf dem Petersplatz in Rom Zeuge, wie Papst Johannes Paul II. der Statue der Madonna von Fatima „in öffentlicher Zeremonie die Welt ‚anvertraute‘“. Wie berichtet wird, hatte der Papst die Statue nach Rom kommen lassen. „Zum Gnadenbild aus dem portugiesischen Fatima pilgern jedes Jahr Millionen Gläubige, seit die Madonna am 13. Mai 1917 drei Hirtenkindern erschien“, bemerkt die Neue Presse. Die Erscheinung soll den Hirtenkindern drei Geheimnisse anvertraut haben. Johannes Paul II. ist der Marienverehrung und der Statue von Fatima zutiefst verbunden. In einer feierlichen Zeremonie wandte er sich an die Statue. Vor dem Madonnenbild kniend, rief der Papst unter anderem aus: „Vom Hunger, vom Krieg befreie uns! Von dem Atomkrieg, von einer unabschätzbaren Selbstzerstörung, von jeder Art des Krieges befreie uns!“ (Südwest-Presse). Er hatte „das Gnadenbild zuvor in eine Privatkapelle im Vatikanpalast ... bringen lassen, wo er Berichten zufolge stundenlang im Gebet verharrte“.
„Neue Epidemie“
● „Vier von zehn Mädchen, die jetzt 14 Jahre alt sind, werden schwanger sein, bevor sie 20 sind“, berichtet die amerikanische Zeitung The Los Angeles Times. Der Artikel über diese „neue Epidemie“ beschreibt die sozialen und emotionalen Härten, denen sich solche jungen Mädchen gegenübersehen, einschließlich der Gefahr, den Ausbildungsplatz oder die Arbeitsstelle einzubüßen oder auf geordnete Familienverhältnisse verzichten zu müssen. Aus dem Artikel geht hervor, daß mehr als die Hälfte der Mütter im Teenageralter keinen Schulabschluß haben und ihr Einkommen nur halb so hoch ist wie das von Müttern, die älter als 20 Jahre sind. Außerdem sei die Wahrscheinlichkeit, daß Mütter im Teenageralter an Anämie erkrankten und daß Komplikationen bei Frühgeburten auftreten würden, um 92 Prozent höher als bei Müttern über 20.
Magen und Darm leiden mit
● Die Krankenkassen haben einen Anstieg von Kuren für Magen- und Darmerkrankungen zu verzeichnen. Die Zeitschrift Medica (10/83) bringt die Zunahme mit „Streß“ im familiären Bereich, am Arbeitsplatz und in der Freizeit in Verbindung. Ärger, Überforderung wie auch Unterforderung können zu unliebsamem Streß mit Auswirkungen auf die Gesundheit führen. Soziale Konflikte müßten dabei als größtmögliche Ursachen für Distreß angesehen werden, da sie „stärker belasten als Überforderung, so daß man sich fragen muß, ob Freizeit überhaupt einen Ausgleich zur Arbeit bieten kann“. Diese Art Streß sei ein Mahner, daß „unsere derzeitigen Leitbilder falsch“ seien.
Sie blicken zu den Sternen auf
● Wie die Gewerkschaftszeitung Metall ermittelte, haben sich in den vergangenen Jahren zahlreiche bundesdeutsche Betriebe bei Investitions- und Personalentscheidungen regelmäßig von Astrologen beraten lassen und die Kosten dafür von der Steuer abgesetzt. Das veranlaßte das nordrhein-westfälische Finanzministerium im letzten Jahr, in einem Schreiben an die Gewerkschaftszeitung darauf hinzuweisen, daß die Kosten für Horoskope und astrologische Beratungen in keinem Bundesland mehr als „Betriebsausgaben“ steuerlich absetzbar sind. (Vergleiche Erwachet! vom 8. Februar 1983, Seite 29.)
Geniale Programme
● In einem Leserbrief in der Saarbrücker Zeitung stellt Professor Dr. Werner Gitt aus Braunschweig heraus, warum die Evolutionstheorie allein schon aus der Sicht der Informatik „grundsätzlich abzulehnen“ sei. Warum wird zum Beispiel in der Natur nirgends Polyvinylchlorid (Kunststoff) hergestellt? Er antwortet wie folgt: „Es gibt keine Programmanweisungen dafür in den natürlichen Systemen. Andererseits ist der Prozeß der Photosynthese ein Vorgang, der in der Natur in jedem Blatt realisiert ist. Dafür existiert nämlich die notwendige Information als codierte Programmanweisung; diese ist so kompliziert, daß sie bisher noch kein Verfahrenstechniker nachbauen konnte. Außerdem ist diese Maschinerie so genial und auf dichtestem Raum programmiert und gespeichert, daß heutige Forschung noch weit davon entfernt ist, die Programme überhaupt lesen zu können. Eine vollständige Nachahmung oder technische Realisierung ist trotz riesigen Forschungsaufwands bis heute nicht gelungen. Dies zeigt deutlich, welch geistige Potenz wir hinter den natürlichen Systemen zu sehen haben, um biologische Systeme angemessen zu beurteilen.“
Inwiefern widersprechen die genial ausgedachten Programme in der Natur einer zufälligen Entwicklung? Weil Information immer „das Ergebnis einer geistigen Initiative“ ist. Wiewohl Druck, Temperatur, Magnetismus usw. Eigenschaften der Materie sind, „ist Information prinzipiell keine Eigenschaft der Materie“. Die Evolutionstheoretiker würden sich auf ein aussichtsloses Unterfangen einlassen, „wenn sie allein in der Materie die Begründung des Entstehens des Lebens suchen“ würden. (Vergleiche Erwachet! vom 22. Juni 1984, Seite 29.)
Kostbarer Fund
● In der Antarktis ist ein flacher, schwarz-grauer Stein mit einem Durchmesser von vier Zentimetern gefunden worden, der nach Einschätzung japanischer Polarforscher eindeutig vom Mond stammt. Aus einer AP-Meldung geht hervor, daß er zu den insgesamt 3 676 Meteoriten gehört, die im Yamato-Bergland, rund 300 Kilometer südwestlich der japanischen Forschungsbasis Showa, eingesammelt wurden. Der Stein wiegt 25,4 Gramm und ist der zweite Fund dieser Art auf der Erde. In seiner Zusammensetzung und Beschaffenheit entspricht er jenen Steinen, die Astronauten in den siebziger Jahren aus dem Hochland des Erdtrabanten zur Erde gebracht haben. Man hält es für wahrscheinlich, daß der Stein beim Einschlag eines gewaltigen Meteoriten auf dem Mond in den Weltraum geschleudert wurde und später auf die Erde stürzte. (Vergleiche Erwachet! vom 22. Juni 1983, Seite 30.)
Lücken werden größer
● „Auf 960 000 Katholiken im Bistum Limburg kommt in den nächsten Jahren ein tiefgreifender Wandel zu“, meldet die Frankfurter Neue Presse. „Nur noch 157 von 332 Gemeinden werden 1985 einen eigenen Pfarrer haben.“ Der Nachwuchs kann nicht alle Lücken füllen, die die in den Ruhestand tretenden Geistlichen hinterlassen. „Die Zahl der Theologiestudenten steigt zwar“, schreibt das Blatt, „aber die Statistik zählt den hohen Anteil weiblicher Studenten mit, denen der Zugang zum Priesterberuf nach wie vor verschlossen ist.“ Mit der Initiative „Pastorale nach 1985“ will das Bistum die Gemeinden anspornen, sich auf die veränderte Situation einzustellen und an der „Zukunft der Kirche“ mitzuwirken.
Veränderter Blickwinkel
● Wie es im All so ist, erzählte der erste deutsche Astronaut, Dr. Ulf Merbold, auf einer Tagung in Münster. „Ich mußte viel Neues dazulernen“, erklärte er gemäß einem Bericht der Westfälischen Nachrichten, „nicht nur für die wissenschaftlichen Experimente, sondern für alle möglichen und ungeplanten Vorkommnisse. Dazu gehört auch, richtig auf die Toilette zu gehen (ohne Saugkraft geht es nicht), sich zu waschen und zu schlafen.“ Der Ausflug ins All hat den Wissenschaftler stark beeindruckt. „Warum haben die Europäer pausenlos Kriege geführt?“ fragte er sich, als er die kleine Erde aus 250 Kilometer Höhe betrachtete. „Da oben ändern sich die Maße ja derartig, daß man so etwas nicht begreifen kann.“
Mörderische Autoabgase
● In der Schweiz sollen 1982 „aufgrund zuverlässiger Schätzungen rund 40 Prozent der Todesfälle nach Lungenkrebs durch Autoabgase verursacht“ worden sein. Zu diesem Schluß kommt die Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) Zürich in einer Untersuchung. Die Erhebung des Laboratoriums für Festkörperphysik konzentrierte sich gemäß einem Bericht der Basler Zeitung „vor allem auf die unsichtbaren, mit krebserzeugenden Stoffen besetzten Teerteilchen aus den Autoabgasen“. Diese Stoffe sollen mühelos durch geschlossene Wohnungsfenster eindringen. Sie gelten seit Jahren als mitverantwortlich für das vermehrte Auftreten von Lungenkrebserkrankungen in Gebieten mit starker Luftverschmutzung. Nach der Untersuchung entspricht ein einstündiger Straßenaufenthalt in Zürich etwa dem Rauchen einer Zigarette mit Lungenzügen. Zwanzig Stunden Aufenthalt in einer Stadtwohnung kommt dem Rauchen von zwei Zigaretten gleich. Sowohl Raucher als Nichtraucher seien dieser Gefahr ausgesetzt. Doch die Raucher seien „in diesem Zusammenhang durch Lungenkrebs noch stärker gefährdet“, heißt es.
Die Mütter von Primavalle
● Mehr als hundert Mütter in Primavalle, einem Stadtviertel von Rom, kämpfen gegen den Drogenhandel. Sie haben miterlebt, wie ihre Kinder abhängig wurden, unter dem Einfluß von Rauschgift verwahrlosten oder kriminell wurden. „Rauschgift zerstört nicht nur den abhängigen Menschen, es zerstört die ganze Familie“, erklärte eine der Frauen. „Verzweiflung, Angst und Wut angesichts der wuchernden Drogensucht und ihrer kriminellen Begleiterscheinungen“ haben die Mütter in diesen Kampf getrieben, berichtet das luxemburgische Tageblatt. Sie überwanden das öffentliche Schweigen, das in Italien aus Furcht vor den Tätern vielerorts selbstverständlich geworden ist. Es war ihre Idee, einen Briefkasten aufzustellen, in den anonyme Hinweise in bezug auf Drogenhändler geworfen werden können. In wenigen Monaten wurden 70 des Rauschgifthandels verdächtige Personen festgenommen. Die italienische Presse sprach kürzlich von einem „Drogennotstand“. Die Zahl der Drogentoten belief sich zuletzt auf durchschnittlich zwei Opfer alle drei Tage.
Not der Aussiedler
● Deutschland hieß das Ziel ihrer Sehnsucht. Doch im Land ihrer Stammväter angekommen, fühlen sich die deutschstämmigen Aussiedler aus Osteuropa „abgelehnt und diskriminiert“. Seit 1950 sind mehr als 1,2 Millionen Aussiedler aus Rumänien, Jugoslawien, Ungarn, der Tschechoslowakei, Polen und der UdSSR in die Bundesrepublik Deutschland eingereist. Allein im vergangenen Jahr waren es 38 000. „Doch im Gegensatz zu früheren Jahren stößt ihre Integration in der Heimat ihrer Vorfahren auf zunehmende Schwierigkeiten“, stellt die Süddeutsche Zeitung fest. „Obwohl nach dem Grundgesetz Deutsche, schlagen den Aussiedlern die gleichen Vorurteile wie den Ausländern entgegen.“ Schlechte Wohnverhältnisse, die verzweifelte Suche nach einem Arbeitsplatz und in wachsendem Maße menschliche Probleme kennzeichnen ihre Situation. Viele verfügen nur über mangelnde Sprachkenntnisse. Ein Zuwanderer schrieb an eine Behörde: „Jetzt bin ich in Deutschland, auf welches ich mich ein Leben lang gefreut habe, und habe leider keine Zukunftsaussichten.“
Auf der Flucht vor der Erinnerung
● Sie leben schon jahrelang in unzugänglichen Wäldern amerikanischer Bundesstaaten. Die „Waldmenschen“ schlafen in Höhlen oder ausgehöhlten Baumstämmen, suchen Beeren und erlegen Wild. Es ist die Rede von Vietnam-Kriegsteilnehmern, die „mit dem Erlebten ebensowenig fertig“ wurden „wie mit der US-Gegenwart, in die sie zurückkehrten, in ein kriegsmüde gewordenes Land, in dem die Vietnam-Veteranen keineswegs immer so empfangen und aufgenommen wurden, wie sie, die für dieses Land in diesen Krieg geschickt worden waren, es sich gewünscht, es sich vorgestellt hatten“ (Die Welt). Wie aus einer Artikelserie der Zeitung Tacoma News Tribune hervorgeht, handelt es sich hier nicht um Einzelfälle. Nachdem sich staatliche und private Stellen dieses Phänomens angenommen hatten, konnten im Staate Washington 85 der „Waldmenschen“ überzeugt werden, in die Zivilisation zurückzukehren. Im Bundesstaat New York bedurften etwa 1 000 der 100 000 Kriegsteilnehmer psychiatrischer Hilfe. Eine Anzahl von ihnen führten in den Adirondack-Bergen ein Leben als Trapper, weil sie sich als „Aussätzige“ vorkamen und deshalb der Zivilisation entfliehen wollten. „Ich mußte wieder heraus“, erklärte ein „Heimkehrer“, „die Isolierung wurde zur Strafe.“