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    Der Wachtturm 1955 | 15. Juli
    • Mein Lebensziel verfolgend

      EINE der frühesten und lebhaftesten Erinnerungen, die ich von den Tagen habe, da ich zur Erkenntnis der biblischen Wahrheit gelangte, ist der fast bestürzende Eindruck, den sie auf mich machte, als ich begriff, daß ein Christ bereit sein muß, gewisse Dinge aufzugeben, die vollkommen recht und angebracht sind; daß die Hingabe an Jehova nicht nur das Aufgeben von schlechten, unmoralischen Dingen bedeutet, sondern das Aufgeben von wohl erlaubten Dingen einschließen mag, damit man seine Zeit und Kraft um so mehr den Königreichsinteressen widmen kann. Diese Wahrheit machte mir einen so tiefen Eindruck, daß sie aus meiner Erinnerung hervorragt als die erste große Prüfung, der ich gegenüberstand und in der ich eine Entscheidung zu treffen hatte.

      Am Ende des ersten Weltkrieges begann ich zu einem gewissen Verständnis der Wahrheit zu kommen. Vier Jahre lang hatte ich im britischen Heere gedient und hatte mich eben wieder dem Zivilleben zugewandt. Ich dachte ans Heiraten, jedoch mit einer Person, die sich nicht für die Wahrheit interessierte — so war diese Angelegenheit denn bald erledigt. Ich interessierte mich aber sehr für gewisse Liebhabereien, wie das Fotografieren und das damals neu aufkommende Radiowesen. Auch geschäftlich hatte ich gute Aussichten. Nachts im Bett pflegte ich über mein Hingabegelübde nachzusinnen. Ich hatte Freunde, die im Königreichsdienst sehr eifrig waren (so wie man es damals, im Jahre 1920, war), und sie hatten zu mir über das „Kolporteur“-(Pionier-)Werk gesprochen. Ich kämpfte mit mir selbst, während ich über Jesu Worte an den reichen jungen Obersten (Matth. 19:21) nachsann, doch nachdem ich einmal die Tragweite der Worte Jesu erkannte, gab es für mich keine Frage mehr. In der Kraft des Geistes Jehovas zögerte ich keineswegs. Ich kündigte der Firma, bei der ich beschäftigt war, schrieb an das Büro in London um Anweisung, was ich tun solle, und binnen dreier Monate stand ich im Vollzeitdienste.

      Die ersten wenigen Jahre Pionierdienst waren für mich gar nicht schwer. Ich glaube, daß ich ungefähr den Durchschnitt im Verbreiten von Schriften erreichte, und da ich etwas Geld auf der Seite hatte, war ich nie in Sorge, ob ich finanziell durchkäme. Allmählich wurde ich reifer, was Erkenntnis und Verständnis des Wortes Gottes sowie die Fähigkeit, es im Predigtdienste zu verwenden, betrifft. Ich erhielt Gelegenheiten zu öffentlichem Sprechen in Landgebieten, was mich sehr freute, und ich fand, daß ich viel mehr Freunde bekam, als ich je in meinem ganzen vorherigen Leben gehabt hatte. Ich schloß eine ziemlich enge Freundschaft mit einer bestimmten Schwester. Dann kam eine weitere Prüfung.

      Ich hatte einer Hauptversammlung in London beigewohnt, wo Bruder Rutherford und einige der amerikanischen Brüder gedient hatten und nach der Rückkehr in mein Landgebiet erhielt ich vom Büro London ein Telegramm, das besagte, Bruder Rutherford wünsche mich zu sprechen. Irgendwie ahnte ich, daß dies eine Einladung sein könnte, ins Ausland zu gehen, doch hatte ich keinen Gedanken, wohin. Ich begab mich am nächsten Tag nach London, und die Frage beschäftigte mich, was dieses Telegramm wohl bedeuten könnte, doch ich beschloß in meinem Sinn, daß ich, wenn es ein Ruf zum Dienst in einem fremden Lande sein sollte, ohne Zögern mit Ja antworten wolle, ungeachtet, wohin es sei. Und siehe da, die erste Frage, die Bruder Rutherford mir stellte, war: „Macht es dir etwas aus, wo in der Welt du arbeitest?“ Ich erwiderte: „Nein.“ „Wie gefiele es dir, nach Indien zu gehen?“ lautete die nächste Frage, und meine Antwort war: „Wann wünschst du, daß ich gehe?“ Und im Verlauf von drei Wochen befand ich mich zusammen mit einem anderen Bruder auf dem Schiff nach Indien. Dies war in der Tat ein Absegeln nach dem großen „Unbekannten“, und es kam mir in den Sinn, daß Abraham geheißen worden war, in ein Land zu gehen, das er nicht kannte. Bei mir selbst dachte ich, daß, wenn Abraham es tun konnte, auch ich es könne, da es doch derselbe Gott ist, der den Ruf ergehen ließ. Abraham ging, „ohne zu wissen, wohin er komme“. (Heb. 11:8) Sollten wir nicht dasselbe tun können?

      All dies geschah vor mehr als 28 Jahren. Ich bin immer noch in Indien und noch nicht gestorben! Natürlich habe ich die Jahre hindurch viele und verschiedenartige Erfahrungen gemacht. Als wir in Indien landeten und die Erlebnisse nicht sehr ermutigend waren, suchten wir einander zu trösten mit den Worten, die ersten zwanzig Jahre seien immer die schlimmsten! In jenen Tagen gab es keine „Urlaubs“-Regeln für Missionare, und wir hatten nur ein Hinreisebillett erhalten. Nach fünf Jahren konnte ich einen weiteren Kongreß in London besuchen und für zwei Wochen heimgehen. Nach diesen kurzen Ferien verbrachte ich weitere 15 Jahre in Indien, ohne heimzugehen, doch nun hatte ich Freunde und bekannte Familien in Indien, bei denen ich willkommen war, und die Wahrheit der Worte Jesu in Matthäus 19:29 wurde offenbar. Ja, heute bin ich in Indien völlig „daheim“, und es käme mir wahrscheinlich wie ein fremdes Land vor, müßte ich für immer wieder nach England zurückkehren.

      Die Erfahrungen haben gezeigt, daß es wirklich nicht so darauf ankommt, wo man dient. Die ganze Welt ist jetzt nur ein verhältnismäßig kleiner Ort. In jedem Lande gibt es Menschen von der Neuen-Welt-Gesellschaft, und sie sind so liebenswert in dem einen Lande wie in einem anderen. Man gewöhnt sich bald an Verhältnisse in fremden Ländern. Es handelt sich nur darum, daß man in seinem Sinn entschlossen ist, durchzuhalten, und daß man nach Jehovas Geist trachtet, der einen befähigt, die Hindernisse zu überwinden. Mein Rat ist: Nimm eine Dienstzuteilung von Jehovas Organisation stets an und fasse freudig den Entschluß, sie zu einem Erfolg zu machen!

      F. E. SKINNER

  • Fragen von Lesern
    Der Wachtturm 1955 | 15. Juli
    • Fragen von Lesern

      ● Das Gesetz Moses verbot den Israeliten, für Darlehen unter ihnen selbst Zins zu verlangen, und Jesus sagte, man solle ohne Zins leihen und nichts zurückerwarten. Bedeutet dies, daß christliche Brüder heute nicht Zins zahlen oder nicht Zins voneinander entgegennehmen dürften? Wollte Jesus sagen, daß man nicht nur keinen Zins zahlen, sondern auch selbst nicht das Kapital zurückzahlen solle? — J. G., Vereinigte Staaten.

      Das Mosaische Gesetz sprach von Darlehen, die den Armen gemacht wurden, denen, die finanziell schwach geworden waren und der Hilfe bedurften. Es machte es zu einer Pflicht, solchen zu leihen, um ihren bedürftigen Zustand zu verbessern, verbot aber die Beanspruchung von Zins auf solchen Darlehen an die Armen. Jene, die Darlehen machten, erhielten das Kapital zurück, und manchmal wurde ein Pfand entgegengenommen, um eine Schuld anzuzeigen. Zu jener Zeit sollten Darlehen im Volke Israel unter Israeliten oder Nichtisraeliten, die im Land wohnten und zur jüdischen Gemeinde gehörten, die Armut oder das Unglück mildern, und man erachtete es als falsch, aus den Unglücksfällen eines Nächsten Gewinn zu schlagen. Die Darlehen wurden nicht zu kommerziellen Zwecken gemacht. Der Fall lag indes anders bei Fremden, die mit Karawanen durchzogen oder sich zum Zwecke des Handeltreibens dort stationierten. Sie konnten borgen, um ihr Betriebskapital zu vergrößern und konnten ihre Einnahmen so vermehren, und es ist nur recht, daß eine vernünftige Zahlung für den Gebrauch dieses Geldes gemacht werden sollte. Die Israeliten konnten in solchen Fällen nach dem Gesetz Zins berechnen. — 2. Mose 22:25, 26; 3. Mose 25:35-37; 5. Mose 15:8; 23:19, 20; 24:6, NW.

      Gemäß Lukas 6:34, 35 (NW) sagte Jesus: „Auch wenn ihr zinslos denen leiht, von welchen ihr zu empfangen hofft, was für Ehre ist es euch? Selbst Sünder leihen zinslos Sündern, damit sie ebensoviel zurückbekommen. Im Gegenteil, fahret fort, eure Feinde zu lieben und Gutes zu tun und ohne Zins zu leihen, ohne etwas zurückzuerhoffen, und euer Lohn wird groß sein, und ihr werdet Söhne des Höchsten sein, denn er ist freundlich gegen die Undankbaren und Bösen.“ Hier geht Jesus weiter als das Mosaische Gesetz, wie er es in bezug auf andere Punkte tat, wenn er das Gesetz besprach. Er sagte, man solle nicht nur Ehebruch meiden,

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