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  • Die dritte Welt — Besiegt sie das Analphabetentum?
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Erwachet! 1985
g85 22. 9. S. 8-10

Die dritte Welt — Besiegt sie das Analphabetentum?

Vom „Awake!“-Korrespondenten in Nigeria

ÜBER 800 Millionen Menschen — ein Drittel aller Erwachsenen in der Welt — können diese Worte nicht lesen. Sie sind Analphabeten. Und in Afrika sind nur etwa 40 Prozent keine Analphabeten. Nichtsdestoweniger gibt es in den afrikanischen Staaten immer mehr Bildungsmöglichkeiten. Nigeria hat zum Beispiel Tausende von Grundschulen und weiterführenden Schulen sowie mehr als 20 Universitäten. Das Analphabetentum besteht jedoch weiterhin.

In Nordafrika kann man schon seit Jahrtausenden lesen und schreiben. Durch den Einfluß nordafrikanischer Moslems wurden auch Länder südlich der Sahara alphabetisiert. Die Alphabetisierung beschränkte sich allerdings gewöhnlich auf diejenigen, die religiöse Studien in Arabisch betrieben. Die große Mehrheit war analphabetisch.

Bereits im 16. Jahrhundert brachten portugiesische Händler die lateinische Schrift nach Afrika. Doch erst als im 19. Jahrhundert die afrikanischen Gebiete unter die Kolonialherrschaft kamen, wurden dort katholische und protestantische Missionsschulen eingerichtet. Wie seinerzeit in Europa, so war der Schulunterricht auf eine Minderheit beschränkt. Die Landbevölkerung erkannte nur zögernd den Wert des Schulwissens. Kinder waren wichtige Arbeitskräfte, und man ließ sie nur widerwillig zur Schule gehen.

Religiöse Einmischung

Die Führer der Moslems unterbanden die Einrichtung von Missionsschulen, um zu verhindern, daß ihre Kinder unter den Einfluß anderer Religionen kamen. Im Norden Nigerias widersetzten sich die Emire sogar der Einrichtung staatlicher Schulen, bis die Kolonialverwaltung die Bedingung erfüllte, keinen Religionsunterricht erteilen zu lassen. Mädchen wurden damals überhaupt nicht in Schulen aufgenommen.

Allmählich kam es jedoch zur Verbesserung und Erweiterung des Schulsystems. Mädchenschulen wurden eingerichtet. Selbst in abgelegenen Gebieten wurde Unterricht erteilt. Der größte Teil der Bevölkerung blieb davon aber unbeeinflußt. Mit der neugewonnenen Unabhängigkeit übernahmen die afrikanischen Staaten daher als Erbe eine Bevölkerung, die überwiegend aus Halb- oder Vollanalphabeten bestand.

Fortschritte in letzter Zeit

Die meisten Regierungen haben großangelegte Bildungsprogramme eingeleitet. Von den 20 Millionen Bürgern Tansanias sind heute 60 Prozent keine Analphabeten mehr. Aus Äthiopien werden ebenfalls gute Ergebnisse berichtet. In Westafrika sind die Bildungsprogramme, bedingt durch die häufigen Regierungswechsel und die unsichere wirtschaftliche Lage, ins Stocken geraten. Alfred Kwakye, ein Prediger der Zeugen Jehovas in Ghana, bemerkt, daß „das Bildungsniveau derart gesunken ist, daß ein Durchschnittsschüler nach 10jährigem Schulbesuch kaum lesen oder schreiben kann“. Abiola Medeyinlo, Student an einer nigerianischen Universität, beklagte gleichfalls, daß „Mittelschüler nicht einmal einfache englische Wörter bilden können“.

An Nigerias Grundschulprogramm wird sichtbar, daß Pläne zur kostenlosen Bildung oft an unzureichender finanzieller Unterstützung sowie an einem Mangel an Schulgebäuden, Unterrichtsmaterial und qualifizierten Lehrern scheitern. Zugegeben, seit Beginn dieses Programms im Jahre 1976 ist die Zahl derer, die eine Grundschule besuchen, von 8,2 auf 16,5 Millionen im Jahre 1983 gestiegen. Nach der Einführung waren die Klassen jedoch überfüllt, und der Unterricht wurde den Schülern in den Klassenräumen nach einem Wechselschichtsystem erteilt oder sogar unter Bäumen. Viele mußten auf Steinen sitzen oder ihre eigenen Stühle und auch Schulmaterial mitbringen. Tausende von unqualifizierten Lehrern wurden herangezogen, um die verhältnismäßig wenigen qualifizierten zu unterstützen. Trotz alledem gibt es unter den Kindern Nigerias immer weniger Analphabeten.

Ähnliche Probleme beeinträchtigen Nigerias Alphabetisierungsprogramme für Erwachsene. Gemeinden, Familien und Lehrer sahen sich gezwungen, Selbsthilfeprogramme zu starten. Diejenigen, die lesen und schreiben können, werden ermuntert, ihren Angehörigen nach der Methode „Einer unterrichtet den anderen“ zu helfen. Religiöse Körperschaften, soziale Organisationen, die Medien — Radio, Fernsehen und die Presse —, alle sind zu Kampagnen aufgerufen, die es den Menschen ermöglichen, Lesen und Schreiben zu lernen.

Wie soll man aber jemand unterrichten, der lediglich eine der 250 nigerianischen Sprachen spricht, wenn es in der betreffenden Sprache wenig oder gar keinen Lesestoff gibt? Und selbst wenn jemand Lesen und Schreiben gelernt hat, wie soll er verhindern, daß er die neuerlernte Fähigkeit wieder verlernt, wenn es in seiner Sprache keine Bücher oder Zeitschriften gibt? Aus diesen Gründen machen viele überhaupt keine Anstrengungen, Lesen zu lernen, und andere, die es gelernt haben, werden wieder zu Analphabeten. Deshalb überrascht es nicht, daß es unter der erwachsenen Bevölkerung Nigerias immer noch 27 Millionen Analphabeten gibt. Da Eltern ihren Kindern bei den Hausaufgaben nicht helfen können, werden aus den Kindern, nachdem sie die Schule verlassen haben, höchstwahrscheinlich ebenfalls wieder Analphabeten.

Dessenungeachtet strebt Nigeria ehrgeizig an, das Analphabetentum bis 1992 ausgemerzt zu haben. Die Vergangenheit hat jedoch gelehrt, daß für diesen Optimismus kaum eine Grundlage vorhanden ist.

[Kasten auf Seite 9]

Indiens Kampf gegen die Korruption in den Schulen

Die indische Journalistin Salome Parikh schrieb kürzlich: „Im indischen Schulwesen herrscht allmählich eine Atmosphäre wie auf einem Basar. Es ist ein Verkaufsmarkt, und die Pflichtvergessenheit und die Korruption, die als unausbleibliche Folgeerscheinungen jeder Mangelsituation auftreten, nehmen mit jedem Jahr zu.“

Ein Korrespondent berichtet etwas Ähnliches aus Indien: „Die Korruption ist weit verbreitet. Schulbeamte betreiben ein blühendes Geschäft, indem sie sich bestechen lassen und ‚Geschenke‘ von Eltern annehmen, die möchten, daß ihr Kind die Schule besucht. Der Betrug seitens der Schüler ist unverhüllt und greift immer mehr um sich. In ländlichen Gegenden entfernen sich die Lehrer oft für 10 bis 15 Tage von der Schule, um sich um ihren Hof zu kümmern. Wenn ein Vertreter der Schulbehörde kommt, kehren sie allerdings zurück. Diese Aufsichtsbeamten erhalten dann sowohl von den Dorfbewohnern wie auch von den Lehrern Bestechungsgeschenke in Form von Weizen, Reis und Zucker. Als Gegenleistung schreiben sie glänzende Berichte darüber, wie erfolgreich das Analphabetentum im Dorf bekämpft wird.“

[Kasten auf Seite 9]

Gymnasien und die dritte Welt

Der Journalist Gene Maeroff bemerkt, daß es „in vielen Ländern der Welt nicht genügend Gymnasien gibt. ... Der Prozentsatz der Gymnasiasten beträgt

in Algerien 19 Prozent,

in Brasilien 18 Prozent,

in Gambia 9 Prozent,

in Indien 28 Prozent,

in Indonesien 20 Prozent,

in Irak 38 Prozent,

in Kenia 15 Prozent,

in Pakistan 17 Prozent,

in Thailand 26 Prozent.“

[Bilder auf Seite 9]

In einer Schule in Bhutan ...

[Bildnachweis]

FAO Foto/F. Mattioli

... und in Swasiland

[Bildnachweis]

FAO Foto/F. Botts

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