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  • Wer zieht den größten Nutzen aus der „Grünen Revolution“?
    Erwachet! 1972 | 8. November
    • keine Ausnahme, sondern die Regel. Ein Beamter des kolumbianischen Landwirtschaftsministeriums erklärte den Teilnehmern einer Konferenz für Ernährungsfragen in seinem Land: „Die ,Grüne Revolution‘ übergeht den Teil der Bevölkerung, der sie am dringendsten benötigt. Sie vertieft die Kluft zwischen den ,Besitzenden‘ und den ,Besitzlosen‘.“

      Auch in der australischen Wochenzeitschrift The Bulletin wurde erklärt: „Daß die Nahrungsmittelerzeugung mit dem Bevölkerungszuwachs nicht Schritt halten kann, ist nicht in erster Linie ein landwirtschaftliches, sondern ein wirtschaftliches Problem. Die große Masse der Bevölkerung kann sich nämlich keine besseren Nahrungsmittel kaufen, selbst wenn sie zur Verfügung stünden.“ Das ist sogar in den Vereinigten Staaten so, wo die Regierung die Farmer dafür bezahlt, daß sie einen Teil ihres Bodens nicht bepflanzen, während gleichzeitig Millionen Amerikaner unterernährt sind, weil sie es sich nicht leisten können, die für eine gute Gesundheit erforderliche Nahrung zu kaufen.

      A. H. Boerma, Generaldirektor der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, faßte diese Situation vor kurzem wie folgt zusammen: „Das zusätzliche Einkommen in der Landwirtschaft ist seither noch ungleicher verteilt; demzufolge ist die Zahl der Hungernden und Unterernährten im Laufe der Jahre noch größer geworden.“

  • Ist das Ernährungsproblem allein durch die „Grüne Revolution“ zu lösen?
    Erwachet! 1972 | 8. November
    • Ist das Ernährungsproblem allein durch die „Grüne Revolution“ zu lösen?

      DAS Ernährungsproblem ist schon heute groß, aber die Experten stimmen darin überein, daß es noch größer werden wird.

      Wieso? Weil es noch einen Faktor zu berücksichtigen gilt. Und dieser Faktor wird als größtes aller Probleme betrachtet.

      Der Ernährungsspezialist Professor Georg Borgstrom von der Michigan State University wies auf das größte aller Probleme wie folgt hin: „Wer meint, der gegenwärtige Proteinmangel in der Welt werde vorübergehen und das Problem werde sich von selbst lösen, sollte folgendes bedenken: Die Hungrigen in der Welt vermehren sich doppelt so schnell wie die Satten.“

      Aus einem vor kurzem veröffentlichten UN-Bericht geht hervor, daß die hungernden Völker der Welt sich zweieinhalbmal schneller vermehren als die satten. Während also die Zahl der Personen, die sich satt essen können, größer wird, weil die Bevölkerung der „Wohlstands“länder wächst, nimmt die Zahl der Bevölkerung in den armen Ländern, die sich nicht satt essen kann, viel schneller zu. Das ist es, was den Fachleuten, wenn sie von einer „Bevölkerungsexplosion“ sprechen, am meisten Sorgen bereitet.

      Die „Grüne Revolution“ löst somit das Hungerproblem nicht. Wir lesen in der Zeitschrift U.S. News & World Report (Ausgabe vom 6. März 1972): „Das Wachstum der Weltbevölkerung verrät kein Nachlassen, ja in den kommenden Jahren wird es sich noch steigern. ... Die Weltbevölkerung nimmt jetzt jährlich um 75 Millionen zu — diese Zahl würde ausreichen, um in zwölf Monaten ein neues Bangladesh zu schaffen. ... Die Bevölkerung wächst so explosiv, daß Bevölkerungsexperten in vielen Entwicklungsländern eine weitverbreitete Hungersnot befürchten.“

      Indien hat gegenwärtig 570 Millionen Einwohner, und jedes Jahr steigt diese Zahl um etwa 14 Millionen. Darüber schreibt die New York Times: „Wenn Indien den Bevölkerungszuwachs nicht bedeutend reduziert, wird es im Jahre 2000 eine Milliarde Einwohner haben; das Bevölkerungswachstum würde also jegliche Steigerung der Nahrungsproduktion übertreffen.“

      Von anderer Seite wird jedoch davor gewarnt, daß es nicht genügen würde, wenn Indien in den kommenden Jahren die „außerordentliche Leistung vollbringen könnte, die Zahl der Geburten auf die Hälfte zu reduzieren“. Seine Bevölkerung würde dennoch bis um das Jahr 2000 auf über eine Milliarde ansteigen!

      Doch das Problem besteht nicht darin, daß die Erde keine 3 1/2 oder 4 Milliarden Menschen ernähren könnte — sie könnte noch mehr ernähren. Aber die wirtschaftliche, soziale und politische Ordnung der Welt ist so aufgebaut, daß sie jedes Jahr mehr Menschen in das Elend der Armut und des Hungers hineintreibt.

      Keine „Wunder“ mehr zu erwarten

      Einige Fachleute sind auch besorgt, weil sie erkennen, daß es in Zukunft schwieriger sein wird, die Nahrungsmittelproduktion zu steigern. In den Entwicklungsländern werden die neuen Getreidesorten bereits auf einem großen Teil des besten Kulturbodens angebaut.

      Deshalb sagte Lester R. Brown vom Übersee-Entwicklungsrat, eine anerkannte Autorität auf dem Gebiet der „Grünen Revolution“: „Durch die ,Grüne Revolution‘ ist uns eine kurze Atempause geschenkt worden, aber wir können die Nahrungsmittelerzeugung nicht fortgesetzt vergrößern. Die Ertragssteigerung hat ihre Grenzen.“ Und Professor Fraser schreibt in dem Buch The People Problem:

      „Ich befürchte, daß viele glauben, die vorübergehende Verbesserung der Welternährungslage sei ein Beweis dafür, daß die Wissenschaft uns immer aus der Klemme helfen werde. ...

      Es wird weitere Verbesserungen geben, aber keine spektakulären Ertragssteigerungen mehr. Die Genetiker ... haben entschieden erklärt, daß man in Zukunft mit keinen ,Wundern‘ rechnen könne, während die gegenwärtigen voll und ganz vorauszusehen waren.“

      Selbst in den vergangenen Jahren, in denen die „Grüne Revolution“ ihre größten Erfolge erzielt hat, ist die Weltbevölkerung so schnell gewachsen, daß durch die Steigerung der Nahrungsproduktion kein Vorsprung erzielt wurde. Und was geschieht, wenn die Zeit kommt, da man in den ärmeren Ländern den Ertrag je Hektar nicht mehr steigern kann, die Bevölkerung aber weiter explosiv wächst?

      Der Chemotechniker Norbert Olsen sagte zu Beginn des Jahres 1972: „Ich könnte 24 Stunden täglich daran arbeiten, Düngemittel zu schaffen und neue Methoden zu finden, um Nahrungsmittel zu erzeugen, dennoch würde der Bedarf nicht gedeckt.“ Und in der Zeitschrift Chemical Week, Ausgabe vom 15. März 1972, wird berichtet: „Ein Team von vier Wissenschaftlern am Massachusetts Institute of Technology [in Cambridge, USA] ist zu dem Schluß gekommen, daß der Mensch die nächsten 100 Jahre nur überlebt, wenn die Bevölkerungszahl sich auf eine gleichbleibende Höhe einpegelt und die Industrieproduktion nicht mehr steigt.“

      In gewissen Gebieten sind bereits große Landflächen durch Übernutzung zu Wüsten gemacht worden. Es wird berichtet, daß in Westindien durch das Abholzen des Waldes und die Überbestoßung von Weideland Staubwüsten entstanden sind. Und viele Grundstücke sind durch fortgesetzte Besitzteilung im Laufe von Generationen so stark zersplittert worden, daß sie nicht mehr geteilt und dennoch rentabel bewirtschaftet werden können.

      Die in Australien erscheinende Zeitschrift The Bulletin behauptet: „In weniger als einem Jahrhundert werden sich die Wüsten in der Welt zufolge von Übernutzung (und die Zerstörung geht weiter) verdoppelt haben, während die Bauern (und die Industrie) auf jedem Kontinent die Vorräte des lebenswichtigen Rohstoffes Wasser anzapfen, um ihre Felder zu bewässern; manchmal geschieht die Wasserentnahme in gefährlichem Umfang.“

      Hatte Malthus recht?

      Die Zeitschrift The Bulletin schreibt abschließend: „Somit behält der Schwarzseher des 18. Jahrhunderts, Thomas Malthus, doch noch recht. Seit der Zeit, da er seine Warnungen veröffentlichte, ist sehr viel neues Land urbar gemacht worden, und die Wissenschaft hat eine spektakuläre Steigerung der Ernteerträge ermöglicht; dennoch gibt es heute mehr Menschen, die hungern oder verhungern, als je zuvor.“

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