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„Sucht unablässig, und ihr werdet finden“Der Wachtturm 1972 | 1. Februar
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wurde. Welch ein Vorrecht! Mitte Juni 1946 traf ich in der Zentrale der Wachtturm-Gesellschaft in Brooklyn (New York) ein. Es war ein Vorrecht, in der achten Klasse der Gileadschule, der ersten internationalen Klasse, zu sein. Es war ein Genuß, mit den Klassenkameraden aus so vielen Ländern zusammen zu sein. Schließlich wurde ich Indien zugeteilt. So bin ich jetzt, vierundzwanzig Jahre später, in Indien und predige immer noch die gute Botschaft von Gottes Königreich. Während dieser Zeit genoß ich viele Vorrechte. Als der Präsident der Wachtturm-Gesellschaft im April 1947 nach Indien kam, um unserem Kongreß in Bombay beizuwohnen, erlebte ich eine Überraschung: Ich erhielt das Vorrecht, durch ganz Indien zu reisen und unsere ersten Kreiskongresse zu besuchen. Im September 1947, etwa zwei Wochen nach der Teilung Indiens in Indien und Pakistan, trat ich diese Reise an. Tausende Menschen wurden damals aus religiösem Haß getötet. Wie passend war daher das Thema des öffentlichen Vortrages, den ich auf diesen Kongressen hielt: „Gesegnet sind die Friedensstifter“!
Nachdem ich Gottes Wort acht Jahre lang in den Städten Bombay, Ahmednagar und Puna gepredigt hatte, erhielt ich das Vorrecht, als Kreisdiener oder -aufseher die christlichen Versammlungen zu besuchen, um sie zu ermuntern. So war ich denn dreizehn Jahre größtenteils unterwegs, vom schneebedeckten Himalaja bis fast zum Kap Comorin an der Südspitze Indiens. Eine Zeitlang reiste ich zweimal im Jahr durch halb Indien und legte dabei Tausende von Kilometern zurück. Auf diesen Reisen habe ich viele Tiere in freier Wildbahn gesehen: Elefanten, Pfauen, Affen, Kobras, ja sogar einen Tiger!
Selbstverständlich ist das Leben in Indien anders. Man ist umgeben von viel Armut und Elend. Aber ich liebe meine indischen christlichen Brüder, ganz gleich, ob sie in Maharashtra, Gujarat, Mysore, Tamil Nadu, Kerala, Bengalen, Andhra Pradesh, Delhi oder in irgendeinem anderen Gebiet Indiens leben. In all den erwähnten Gebieten sprechen sie verschiedene Sprachen, aber sie sind alle vereint in der Anbetung des wahren Gottes, Jehovas.
Meine indischen christlichen Brüder sind immer sehr lieb zu mir gewesen, und wir haben jetzt viele reife indische Zeugen. Als ich im Jahre 1947 nach Indien kam, hatten wir etwa zweihundert Verkündiger des Königreiches Gottes. Jetzt sind es über 3 300. Ich habe mit den indischen Zeugen zusammen gelebt, habe mit ihnen manchmal auf dem Boden gesessen und von Bananenblättern, die uns als Teller dienten, gegessen. Dennoch aber, welche Liebe!
Anfang 1953 war ich überrascht, als ich zum Besuch des Neue-Welt-Gesellschaft-Kongresses in New York eingeladen wurde. Welch ein wunderbarer Kongreß das war! Im Jahre 1958 war ich auch bei dem unvergeßlichen internationalen Kongreß „Göttlicher Wille“ in New York zugegen. Im Jahre 1966 kehrte ich nach achtjähriger Abwesenheit nach England zurück, um dort einen längeren Urlaub zu verbringen. Ein weiteres unvergeßliches Jahr war das Jahr 1969, in dem ich auf dem Weg zum internationalen Kongreß „Friede auf Erden“, der in London stattfand, Israel besuchte und damit eine Besichtigung von Cäsarea, Megiddo, Galiläa, Nazareth, Jerusalem, Bethlehem, Jericho und anderen Orten verband, die durch die Taten Jehovas und die irdische Tätigkeit Jesu Christi bekanntgeworden sind.
In Indien habe ich viele geistige Brüder und Schwestern, Väter und Mütter. Ich habe nie geheiratet, da ich fand, es sei für mich besser ledig zu bleiben. Ich kenne überall in diesem großen Land viele meiner indischen Brüder, und ich kann sagen, daß ich sie sehr liebe. Es läßt mein Herz höher schlagen und ich bin überglücklich, wenn ich sie auf den Kongressen sehe. Wir bilden eine Einheit mit dem ganzen Volk Jehovas auf der ganzen Erde.
Ich bin nun zweiundsechzig Jahre alt und fahre immer noch mit meinem Fahrrad durch Delhi, das im Juni eine der heißesten Hauptstädte der Welt ist! Ich führe meine Bibelstudien durch und gehe von Haus zu Haus, um die gute Botschaft zu predigen und zu lehren. Wirklich, ein wunderbares Leben! Ich bin Jehova Gott dankbar für alles, womit er uns durch seine Organisation ausrüstet, zum Beispiel für den Wachtturm, der in sieben unserer indischen Sprachen erscheint. Ich habe auch eine nette Wohnung. Es ist in der Tat etwas Wunderbares, dem Dienste Gottes seine ganze Zeit widmen zu können. Wie dankbar bin ich, daß ich ‘unablässig suchte’ und so das gefunden habe, wonach ich so lange geforscht habe: Gottes Wahrheit!
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Missionare werden aufgefordert, loyal und barmherzig zu seinDer Wachtturm 1972 | 1. Februar
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Missionare werden aufgefordert, loyal und barmherzig zu sein
DER 7. September 1971 war für die hundert Studenten der 51. Klasse der Missionarschule Gilead, die von der Wachtturm-Gesellschaft unterhalten wird, der Tag der Abschlußfeier. Die Veranstaltung, die in der Kongreßhalle der Zeugen Jehovas in New York stattfand, begann mit einigen kurzen treffenden Ansprachen der Unterweiser der Schule. Den Höhepunkt bildete ein Vortrag des Schulpräsidenten, N. H. Knorr.
„Jehova ist ‚loyal in all seinen Werken‘“, sagte Präsident Knorr zu den Absolventen, „es fragt sich nur: Wirst du ihm gegenüber loyal sein?“ (Ps. 145:17, NW) Nachdem der Präsident der Gesellschaft gezeigt hatte, wie wichtig es ist, Gott gegenüber loyal zu bleiben, betonte er die Notwendigkeit, auch Gottes Organisation gegenüber loyal zu sein. Er sagte den Studenten, manchmal könnten gewisse Dinge einen daran hindern, loyal zu sein. Es könnten zum Beispiel durch das enge Zusammenleben mit anderen in einem Missionarheim Probleme entstehen. „Was würdet ihr tun, wenn euch jemand, zum Beispiel ein Aufseher, ein Unrecht zufügte?“ fragte er.
Um seinen Zuhörern zu helfen, die Sache richtig zu verstehen, betonte Bruder Knorr, daß alle Christen Sünder seien. „Auch Aufseher machen Fehler. Würdest du in einem solchen Fall deine Sachen zusammenpacken und dein Missionargebiet verlassen? Oder würdest du Gottes Organisation gegenüber loyal bleiben?“ fragte er. Er sagte zu den Studenten, sie sollten stets daran denken, daß Jehova seine Organisation leite und daß sie deshalb ihr gegenüber loyal bleiben sollten.
Er führte Matthäus 18:15-17 an, wo wir die Worte Jesu lesen, mit denen er zeigte, wie man vorgehen sollte, um etwas mit einem christlichen Bruder zu bereinigen, daß man zu ihm hingehen und mit ihm sprechen und wenn er nicht hören würde, einen oder zwei reife Christen mitnehmen sollte. Manchmal würden aber aus Furcht vor einem Aufseher diese beiden wichtigen Schritte zur Bereinigung einer Sache unterlassen, sagte Bruder Knorr und führte dann Sprüche 29:25 (NW) an: „Vor Menschen zu zittern ist das, was eine Schlinge legt.“ Menschenfurcht dürfe uns also nicht davon abhalten, das zu tun, was Gott verlange, betonte Bruder Knorr. Wenn man nicht zu dem Betreffenden hingehe, könne das vielleicht nicht nur einem selbst, sondern auch anderen zu einer Schlinge oder einem Fallstrick werden.
Wie mag aber jemand aus Furcht anderen eine Schlinge legen? Indem er mit anderen über einen Aufseher schwatzt und dadurch bewirkt, daß sie sich ebenfalls vor ihm fürchten. „Wer über die Schwächen eines Aufsehers schwatzt, beweist keine Loyalität gegenüber der Organisation Gottes. Wenn also zufolge der menschlichen Unvollkommenheit Schwierigkeiten entstehen“, sagte Bruder Knorr, „dann geh zu deinem Bruder hin und befolge Jesu Rat, und du wirst Frieden haben.“
Dann lenkte der Präsident der Gesellschaft die Aufmerksamkeit auf die Notwendigkeit, barmherzig zu sein. Anhand des Beispiels, das Joseph durch seine Barmherzigkeit gegenüber seinen Brüdern gab, zeigte er den Absolventen, daß sie gegenüber Neuen in Gottes Organisation, gegenüber anderen Missionaren im Heim und gegenüber Aufsehern barmherzig sein sollten, da Jesus gesagt habe: „Ich will Barmherzigkeit und nicht Schlachtopfer.“ (Matth. 9:13) Bruder Knorr empfahl ihnen daher, von Barmherzigkeit erfüllt zu sein.
Im Verlauf seiner Ansprache sagte der Präsident der Gesellschaft seinen Zuhörern auch, daß am 13. September 1971 im Bethelheim der Zentrale der Gesellschaft mit dem turnusgemäßen Wechsel der Aufseher begonnen werde, der auf den Kongressen „Göttlicher Name“ angekündigt worden sei. Er erklärte, daß die Glieder der leitenden Körperschaft der Zeugen Jehovas künftig abwechslungsweise je eine Woche lang die morgendliche Bibeltextbetrachtung und jeweils das Wachtturm-Studium am Montagabend leiten würden. Die Zentrale der Gesellschaft werde also mit dem turnusgemäßen Wechsel über ein Jahr vor den Versammlungen beginnen.
Vor dem Hauptvortrag erklärte der Vizepräsident der Gesellschaft, F. W. Franz, den Absolventen die Bedeutung der Worte in Markus 9:49, 50: „Ein jeder muß mit Feuer gesalzen werden. ... Habt Salz in euch selbst, und haltet Frieden untereinander.“
Sind mit dem „Feuer“ in Vers 49 Verfolgungen oder Prüfungen gemeint? „Nein“, erklärte er, denn der Zusammenhang zeige, daß das „Feuer“ der Gehenna erörtert
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