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Erwachet! 1984
g84 22. 12. S. 24-27

Jetzt bin ich bemüht, mir bei Gott einen Namen zu machen

Von dem Indianerhäuptling William Jeffrey erzählt

DAS Museum von Nord-Britisch-Kolumbien (Kanada) veröffentlichte 1982 die Broschüre Totem Poles of Prince Rupert (Totempfähle von Prince Rupert). Fünfzehn der zweiundzwanzig darin abgebildeten Totempfähle stammen aus meiner Werkstatt. Prince Rupert verfügt über eine der größten Sammlungen aufrecht stehender Pfähle. Ihre Höhe beträgt zehn bis zwanzig Meter, und mehr als zwanzig davon sind von mir.

Ich habe aber erst 1960, als ich Rentner wurde, angefangen, das Schnitzen von Totempfählen ganztägig zu betreiben, auch habe ich vorwiegend Pfähle als Ersatz für verwitterte und morsche verfertigt. Ich habe Pfähle für Museen in der ganzen Welt sowie für spezielle Ausstellungen wie die in Prince Rupert geschnitzt. Solche Pfähle sind schon für tausend Dollar zu haben; wegen ihrer erstklassigen Qualität erhielt ich für meine jedoch 12 000 Dollar und mehr. Von den vielen Pfählen, die von Wettbewerbsteilnehmern eingereicht wurden, wählte man einen meiner Pfähle als Jahrhundertpfahl für die Feier zur Erinnerung an den Anschluß unserer Provinz an den Kanadischen Bund (1871) aus. Einen Pfahl von 56 Zentimeter Höhe schnitzte ich aus einem einzigen Stück Jade. Dafür brauchte ich neun Monate, und sein Schätzwert betrug 75 000 Dollar. Man kann ihn jetzt in Birks in Vancouver besichtigen.

Als Meisterschnitzer von Totempfählen habe ich mir also bereits einen Namen gemacht. Jetzt bin ich jedoch bemüht, mir bei Gott einen Namen zu machen.

Doch wir wollen bis an den Anfang zurückgehen, einen Anfang, der auch nicht ganz so gewöhnlich war. Ich wurde im Jahre 1899 nördlich des Dorfes Port Simpson in Britisch-Kolumbien geboren. Meine Eltern waren Indianer und gehörten dem Stammesverband der Tsimshian an und zudem noch dem Häuptlingsgeschlecht. Das bedeutete, daß mir von Geburt an das Vorrecht auf Erlangung der Großhäuptlingswürde zustand.

Ich bin bei meinen Großeltern aufgewachsen, denn mein Vater war auf der Jagd tödlich verunglückt — er war von einem Felsen gestürzt. Ich kann mich erinnern, daß mein Großvater, als ich noch klein war, mir ein Schnitzmesser und etwas Holz in die Hand drückte und mir zeigte, wie man schnitzt. Zum Beispiel lernte ich bei ihm, Totempfähle zu schnitzen. Ich zeigte eine gewisse Begabung dafür, aber ernsthaft zu schnitzen begann ich erst viele Jahre später.

Nach dem Tod meiner Großeltern kam ich in ein Internat für Waisenkinder, und später, von 1914 bis 1917, besuchte ich eine Internatsschule für Indianer. Eigentlich wollte ich weitermachen und Jura studieren, aber wenn ein Indianer auf die Hochschule gehen wollte, mußte er Theologie studieren. Zu jener Zeit lebten die Indianer bereits in Reservaten. Diese hatte man wie Spielkarten an die verschiedenen Denominationen verteilt — an die Methodisten, die Vereinigte Kirche, die Heilsarmee, die katholische Kirche usw. Das Reservat, in dem ich lebte, hatten die Methodisten erhalten. Jedes Reservat verfügte über eine eigene Konfessionsschule. Wir hatten jedoch keine guten Lehrer, und der Unterricht war dementsprechend. Der Besuch staatlicher Schulen war den Indianerkindern damals noch nicht erlaubt.

Diese Beschränkungen waren mir ein Dorn im Auge. Ich strebte ihre Abschaffung an und gründete deshalb im Jahre 1930 mit drei weiteren Indianern die „Indian Native Brotherhood of British Columbia“ (Bruderschaft der eingeborenen Indianer von Britisch-Kolumbien). In meiner Eigenschaft als Vertreter dieser Bruderschaft begann ich, mich im Parlament in Ottawa für die Interessen der Indianer einzusetzen. Ehe ich nach Ottawa ging, sammelte ich Fakten über die Lebensbedingungen der Indianer in Britisch-Kolumbien — Fakten über die Situation der Indianer in den Krankenhäusern, die Verhältnisse in den Schulen, darüber, was die Kirchen für die Indianer taten, über die Arbeitsmöglichkeiten für die Indianer, die Notwendigkeit einer angemessenen Rente für die Älteren, über den angestammten Landbesitz der Indianer und über ihre Diskriminierung bei der Ausstellung der Jagd- und Fischereischeine.

Im Jahre 1940, als ich im Unterhaus für die Sache der Indianer eintrat, war Hon. Crerar Minister für die Angelegenheiten der Indianer. Kanadische Religionsgemeinschaften hatten einen Bericht unterbreitet, in dem behauptet wurde, die Indianer seien nicht bildungsfähig.

Als Beispiele führte ich Indianer an, die sich durch ihre Leistungen auf vielen Gebieten hervorgetan hatten, und fügte hinzu: „Ohne uns zu fragen, haben Sie uns unser Land weggenommen und uns in Reservate verbannt. Sie haben uns eine Religion verordnet, deren Geistliche unsere Totempfähle verbrannten mit der Begründung, wir würden sie verehren. Das stimmt jedoch nicht, denn sie dienten uns als Erinnerungsmale und als Grenzsteine. Sie haben sie beseitigt und unser Land gestohlen. Sie haben uns die Bibel gegeben — ich habe nichts gegen die Bibel —, aber Sie haben sie mißbraucht und selbst nicht danach gehandelt.“

Bald begann sich einiges zu ändern. In ganz Kanada durften die Indianerkinder nun staatliche Schulen besuchen und auch studieren. Weitere Verbesserungen für die Indianer folgten. Sie erhielten Jagd- und Fischereischeine, das Recht, die Preise für ihre Fische festzusetzen, bessere Arbeitsbedingungen in den Konservenfabriken, die Möglichkeit, einen Beruf zu erlernen usw.

Das letzte, worüber ich verhandelte, war die Landfrage. Es ging um einen Ausgleich für die Indianer, denen man das Land weggenommen und die man in Reservate zusammengepfercht hatte. Bis heute ist zwischen Ottawa und den eingeborenen Indianern diesbezüglich keine konkrete Vereinbarung getroffen worden.

Etliche Jahre lang hatte ich immer wieder von einer anderen Regierung gehört, die den Menschen aller Rassen, Nationalitäten, Glaubensbekenntnisse und Hautfarben Frieden und Gerechtigkeit bringen würde.

Zum erstenmal vernahm ich diese Botschaft im Jahre 1930. Damals wohnte ich in Kispiox. Ich wollte gerade aus dem Haus gehen, die Aktentasche in der Hand, um die Bruderschaft zu vertreten und für die Rechte der Indianer zu kämpfen, als Frank Franske mich ansprach und mir die Frage stellte: „Möchten Sie die Wahrheit kennenlernen, die Sie frei zu machen vermag?“ Dann gab er mir Zeugnis. Er war ein reisender Aufseher der Zeugen Jehovas. Zehn Jahre später, als ich in Port Edward wohnte, studierte ein Zeuge Jehovas namens Leonard Seiman jede Woche mit meiner Familie die Bibel. Das bedeutete für ihn jeweils einen Fußmarsch von neunzehn Kilometern; hin und zurück also achtunddreißig Kilometer. Aber er ließ das Studium keine Woche ausfallen. Schließlich wurden meine Frau sowie mehrere meiner Söhne und Töchter Zeugen Jehovas. Ich überließ den reisenden Aufsehern jeweils Boote und versorgte sie mit Lebensmitteln, damit sie an der Küste von Ort zu Ort predigen konnten.

Etwa dreißig Jahre lang betätigte ich mich als alles mögliche: als Jäger, Fischer, Trapper, Bergarbeiter, Holzarbeiter, Sägewerksarbeiter, Bauunternehmer usw., um meine Familie (meine Frau, sechs Söhne und vier Töchter) zu ernähren. Das sowie meine Tätigkeit in Verbindung mit der Bruderschaft kostete mich meine ganze Zeit. Im Jahre 1953 ließ ich mich aber dann doch taufen. In jenem Jahr besuchte ich den internationalen Kongreß der Zeugen Jehovas im Yankee-Stadion in New York. Zum erstenmal erlebte ich, was wahre Bruderschaft bedeutet — Angehörige aller Rassen saßen friedlich nebeneinander. Niemand hatte Rassenvorurteile. Es war eine echte Einheit.

Von da an ließ ich mich durch nichts mehr zurückhalten. Ich predigte allen, die mir zuhörten, besonders aber der Eingeborenenbevölkerung, der ich ja auch angehöre. Mit meiner Familie fuhr ich im Boot zu abgelegenen Indianerdörfern an der Küste von Prince Rupert und verkündigte den Leuten die gute Botschaft von Gottes Königreich. Die darauffolgenden Jahre waren nicht problemlos. In einem Dorf erlitt Elsie, meine Frau, einen Schlaganfall, und ich mußte mit ihr in die Hafenstadt Prince Rupert fliegen und sie dort in ein Krankenhaus bringen. Einmal, als ich in Nord-Vancouver predigte, fiel mich ein Dobermannpinscher an und verletzte mein linkes Auge, so daß ich auf diesem Auge das Augenlicht verlor. Bei einem Verkehrsunfall gelang es meinem Sohn Georg gerade noch, mich aus dem Auto zu ziehen, ehe es explodierte — ich hatte mir beide Beine gebrochen sowie das Schlüsselbein. Wegen dieser Verletzungen konnte ich den Predigtdienst von Haus zu Haus nur noch in beschränktem Umfang durchführen.

Nach Elsies Tod heiratete ich Juana, meine jetzige Frau. Wir verrichten vormittags Predigtdienst auf der Straße. An den Nachmittagen schreibe ich Briefe, und jeden Monat verschicke ich 192 Zeitschriften. Für diese Tätigkeit, etwas Predigtdienst von Haus zu Haus eingeschlossen, wende ich monatlich 60 bis 100 Stunden auf.

Von Zeit zu Zeit besuche ich die Reservate in Süd-, Mittel- und Nord-Britisch-Kolumbien und gebe den Indianern Zeugnis. Dabei kann ich Hunderte von Büchern und Zeitschriften abgeben, in denen gezeigt wird, daß das Königreich Gottes die einzige Hoffnung auf gerechte Verhältnisse und ewiges Leben auf einer paradiesischen Erde ist. In der Regel dürfen Jehovas Zeugen diese Reservate nicht besuchen, um der Bevölkerung zu predigen. Die Kirchen, denen die Reservate zugeteilt sind, erlauben es ihnen nicht. Aber mich müssen sie hineinlassen. Ich bin nicht nur ein eingeborener Indianer, sondern auch der Großhäuptling. Im Jahre 1982 haben wir, meine Tochter und ich, beim Predigen in den Reservaten 3 200 Kilometer zurückgelegt. Im Jahre 1983 und auch in diesem Jahr sind wir — drei meiner Familienangehörigen und ich — wieder hingegangen.

Früher habe ich mir durch das Schnitzen von Totempfählen einen Namen gemacht. Jetzt bin ich bemüht, mir bei Gott einen Namen zu machen, an den er sich erinnern wird. Ich darf dann hoffen, von ihm mit ewigem Leben auf einer paradiesischen Erde belohnt zu werden, wo Millionen Menschen aus „allen Nationen und Stämmen und Völkern und Zungen“ Jehova Gott und Christus Jesus gemeinsam für immer lobpreisen werden (Offenbarung 7:9, 10; Prediger 7:1).

Es hat wenig Wert, sich in der heutigen Welt einen Namen zu machen. Dagegen kann es einem das Leben retten, wenn man sich bei Gott einen Namen macht.

[Herausgestellter Text auf Seite 25]

Sie verordneten uns eine Religion, deren Geistliche unsere Totempfähle verbrannten mit der Begründung, wir würden sie verehren. Das stimmt jedoch nicht.

[Herausgestellter Text auf Seite 26]

Es hat wenig Wert, sich in der heutigen Welt einen Namen zu machen. Dagegen kann es einem das Leben retten, wenn man sich bei Gott einen Namen macht.

[Kasten auf Seite 24]

Der Totemismus ist weltweit verbreitet und äußert sich in vielen Formen, von bloßen Stammeswappen bis hin zur Verehrung der Totemtiere („Totemism“ in The New Encyclopædia Britannica Macropædia, 1976, Band 18, S. 529—33).

Über die Totempfähle der Indianer an der Nordwestküste Nordamerikas heißt es jedoch in dem Werk The New Encyclopædia Britannica Micropædia, 1976: „Das Wort ‚Totem‘ ist keine zutreffende Bezeichnung, denn weder der Pfahl noch die darauf dargestellten Tiere werden religiös verehrt“ (Band 10, S. 62; siehe auch Seite 27).

[Kasten auf Seite 27]

Die Bedeutung der Totempfähle in Britisch-Kolumbien

„Das Wesen des Totemismus und seine Funktion sind bei den Völkern, unter denen er verbreitet ist, unterschiedlich ... Für dieses Gebiet [Küste von Britisch-Kolumbien] ist die große Zahl geschnitzter Pfähle, sogenannter Totempfähle, charakteristisch, ... sie repräsentieren das Wappen des Clans oder der Familie. Die Darstellungen darauf geben vielfach die Geschichte der Familie wieder“ (Encyclopedia Americana, 1977, Band 26, S. 872).

„Man versteht besser, was eine Totemfigur ist, wenn man sie als etwas ansieht, was einem europäischen Wappen entspricht; sie wird geachtet, aber nie religiös verehrt, denn wie ein Wappen hat sie zwar eine bestimmte, niemals aber eine religiöse Bedeutung“ (Haida Totems in Wood and Argillite, 1967, von S. W. A. Gunn, S. 5).

„Pfähle dienten zur Erinnerung an die Erlangung einer höheren Rangstufe, den Bau eines Hauses, den Tod einer prominenten Person oder in seltenen Fällen an ein hochbedeutsames Ereignis. Frei stehende Pfähle zeigten Dorffremden Rang und Status der Bewohner an und ließen sie auch erkennen, in welchen Häusern Mitglieder ihres Clans oder ihrer Sippe wohnten“ (Totem Poles of Prince Rupert, 1982, von Dawn Hassett und F. W. M. Drew, S. 6).

„Vor allem dürfen wir nicht vergessen, daß die Symbole auf den Totempfählen den schriftunkundigen Eingeborenen als Ersatz für das gedruckte Wort dienten. Der Totempfahl war das Aushängeschild, von ihm konnte man die Ahnenreihe des Besitzers ablesen, er war ein Erinnerungsmal und Träger kleiner Anzeigen der Region. Er diente den Vornehmen zu Werbezwecken, und durch persönliche Wappen identifizierte er ihn und seine Familie, seinen Clan und gelegentlich auch seinen Stamm; ferner erzählte er wichtige Geschehnisse der geschichtlichen und mythologischen Vergangenheit“ (The Totem Pole Indians, 1964, von Joseph H. Wherry, S. 90).

Bezüglich der nordwestamerikanischen Indianer heißt es in dem Werk Encyclopædia Britannica Micropædia, 1976, Band 10, Seite 62: „Das Wort ‚Totem‘ ist keine zutreffende Bezeichnung, denn weder der Pfahl noch die darauf dargestellten Tiere werden religiös verehrt. Das auf dem Totempfahl dargestellte Tier, sei es ein wirkliches oder ein mythologisches, verrät die Ahnenreihe des Besitzers. Das Tier ist eine Art Familienwappen, ähnlich wie der Löwe im Wappen eines Engländers oder der Stier im Brandzeichen eines Rinderzüchters.“

Die „christlichen“ Missionare, bestrebt, die „Wilden“ zu retten, gingen von einer falschen Voraussetzung aus. „Viele Missionare nahmen an, die Pfähle seien Götzenbilder. Bei ihren Bemühungen, die Indianer zu bekehren, zerstörten sie die Schnitzereien und verbrannten die Totempfähle. Manche der Pfähle wurden total verbrannt, andere wurden umgestürzt, umgehauen oder sonstwie entfernt“ (Totem Poles of Prince Rupert, S. 12).

[Bild auf Seite 27]

Geschnitzt von William Jeffrey

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