Wachtturm ONLINE-BIBLIOTHEK
Wachtturm
ONLINE-BIBLIOTHEK
Deutsch
  • BIBEL
  • PUBLIKATIONEN
  • ZUSAMMENKÜNFTE
  • Borobudur — Philosophie in Stein
    Erwachet! 1972 | 8. Juni
    • Borobudur — Philosophie in Stein

      VOM „AWAKE!“-KORRESPONDENTEN IN INDONESIEN

      DER Borobudur liegt in einer malerischen Gegend Mitteljavas, ringsum von grünen Reisterrassen umgeben. Er wurde um das Jahr 800 u. Z. erbaut, und man glaubte, die Bedeutung des Namens sei „Kloster auf dem Hügel“. Doch bei diesem riesigen viereckigen Bauwerk, das eine Höhe von etwa zweiundvierzig Metern erreicht und auf dem Gipfel eines Hügels errichtet ist, handelt es sich nicht um ein Kloster. Alle architektonischen Einzelheiten und Bilddarstellungen dieses gewaltigen Bauwerkes widerspiegeln die Philosophie Buddhas.

      Die buddhistische Lehre kennt keinen persönlichen Gott. Das hat zur Folge, daß der Mensch eine überragende Bedeutung gewinnt. Um dieses religiöse Vakuum des Buddhismus auszufüllen, sind daher viele Chinesen nicht nur Buddhisten, sondern auch Anhänger des Taoismus und Konfuzianismus. Da der Buddhismus mehr eine Philosophie als ein Glaube ist, gleicht der Borobudur keiner Kultstätte, sondern einer Meditationsstätte.

      Der Borobudur ist eine beliebte Touristenattraktion, aber auch ein Heiligtum der indonesischen Buddhisten. Viele von ihnen unternehmen jedes Jahr eine Pilgerfahrt dahin, um in der Vollmondnacht im Mai ihr höchstes Fest zu feiern, die Erleuchtung Buddhas.

      Die Bedeutung der Magie

      In jener Nacht versammeln sich die Anhänger Buddhas auf dem Feld, das den Borobudur umgibt. Sie glauben, in jener Nacht würden sich die magischen Kräfte dort konzentrieren. Das heißt, man erwerbe die „Weiße Magie“, um damit die „Schwarze Magie“ zu bekämpfen. Man glaubt, über einem südlichen Berg erscheine Buddhas Geist in sichtbarer Form. Nach der Feier nehmen die Teilnehmer für Personen, die nicht zugegen sein konnten, und um Krankheiten zu heilen „Zauberwasser“ von dem Borobudur mit nach Hause.

      Wer als Gast Waiçak oder die Feier der Erleuchtung Buddhas miterlebt hat, weiß, welch große Bedeutung die Buddhisten dem Spiritismus oder Okkultismus beimessen. Er mag sich mit Recht fragen, warum die Buddhisten nicht an Gott glauben, da sie doch andererseits überzeugt sind, daß von unsichtbaren Geschöpfen eine magische Kraft ausgeht.

      Die Entwicklung gemäß der buddhistischen Lehre

      Schon die Form des Borobudur versinnbildlicht die Philosophie des Buddhismus. Wieso? Der Bau, der aus zehn Terrassen besteht und von einem kleinen Raum gekrönt wird, veranschaulicht die buddhistische Auffassung, nach der das menschliche Wesen durch eine allmähliche Wandlung der Persönlichkeit das Ziel des Buddhas erreicht — Nirwana. Es wird durch das krönende Tempelchen veranschaulicht. Es hat keine deutlich gekennzeichneten Eingänge. Aber auf allen vier Seiten führen Freitreppen und Tore zu diesem obersten Raum der Stufenpyramide.

      Die Entwicklung ist ein Bestandteil der buddhistischen Philosophie. Danach soll alles Leben seinen Ursprung im Gestein haben. Stein wird zu Sand, aus Sand entstehen Pflanzen, aus Pflanzen Insekten, aus Insekten wildlebende Tiere, aus wildlebenden Tieren Haustiere, und aus Haustieren werden nach Auffassung der Buddhisten Menschen.

      Bei der Evolution, wie sie sich die Buddhisten vorstellen, sind keine Bindeglieder notwendig wie beim Darwinismus, denn diese Evolution wird durch Wiedergeburt erreicht. So glauben die Buddhisten, daß sogar Gautama Buddha, ehe er Mensch wurde, einmal als Hase, einmal als Schildkröte und dann als Affe gelebt habe. Nach buddhistischer Philosophie wurde er dann Mensch und später ein Geist, und schließlich ging er in das Nirwana ein.

      Alle diese verschiedenen Lebensphasen, die es gemäß buddhistischer Auffassung gibt, sind im Borobudur bildlich dargestellt durch Wandfriese und Statuen. Buddha wird zum Beispiel dargestellt, wie er, bevor er Mensch wurde, als Hase lebte, ferner als eine Schildkröte, die Gutes tat, indem sie schiffbrüchige Seeleute auf dem Rücken sicher an den Strand beförderte. Auf diesen Bildern wird somit die Entwicklung des Menschen gemäß der buddhistischen Philosophie dargestellt.

      Bemühungen, die Leiden des Menschen zu beseitigen

      Auf Hunderten von gut erhaltenen Friesen an den Mauern der ersten fünf Terrassen des Borobudur ist die buddhistische Auffassung dargestellt, daß das Leben des Menschen nur Leiden bedeute.

      Siddhartha Gautama, Buddha genannt, was Erleuchteter bedeutet, soll von 563 bis 483 v. u. Z. gelebt haben. Nachdem er plötzlich zur Erkenntnis gekommen sei, daß zum Leben auch Krankheit, Alter und Tod gehörten, soll er von zu Hause weggegangen sein, um nach der Weisheit zu suchen, die die Menschen von den Leiden befreie. Das war vor sehr langer Zeit; seine Lehren haben seither überall in Asien Eingang gefunden. Aber überlegen wir einen Augenblick: Was hat er erreicht?

      Erreichte Gautama, der voller guter Absichten war, sein Ziel, die Probleme der Menschen zu lösen? Gelang ihm die Beseitigung der Krankheit und ihrer Ursachen, des Alterns und des Todes und ihrer Ursachen? Oder werden die Menschen noch heute, 2 500 Jahre nach Gautamas Erleuchtung, krank, werden sie noch alt, und sterben sie? Du magst antworten: „Natürlich, auch ich bin gelegentlich krank; ferner habe ich schon gesehen, wie Menschen alt geworden und gestorben sind.“ Ist es demnach Buddha wirklich gelungen, die Menschen von dem Leiden zu befreien?

      Nachdem er sieben Wochen im Schatten eines Bo-Baumes zugebracht hatte, kam er eines Nachts zu der Überzeugung, daß Wohltun und Weltentsagung die Schlüssel zum Nirwana seien. Er erklärte, wenn man keineswegs durch das, was man sehe, höre, rieche, fühle, schmecke und denke, berührt werde, werde man frei, losgelöst, empfinde man Leben, Tod, Alter und Krankheit nicht mehr bewußt. Man gehe in das Nirwana ein. Das Nirwana wird nicht als Ort erklärt, sondern als ein Zustand, als Ende allen Leidens.

      Du magst dich natürlich fragen, wie das möglich sei, sich vom Leben völlig loszulösen, nichts zu hören und nichts zu sehen. Wenn du zum Beispiel siehst, daß man deinem Freund etwas Entsetzliches oder Abscheuliches zufügt, reagierst du dann nicht sofort entsprechend? Den meisten Menschen würde es so ergehen. Oder wenn du plötzlich merktest, daß du die Hand auf etwas sehr Heißes gelegt hättest, würdest du sie dann nicht automatisch zurückziehen? Das würde jeder normale Mensch tun.

      Kein Erinnern in der „Wiedergeburt“

      Was darauf gemäß der buddhistischen Philosophie folgt, ist auf den nächsten vier Terrassen veranschaulicht. Dieser Teil des Borobudur ist nicht viereckig wie der untere Teil, sondern rund und mit zweiundsiebzig glockenförmigen, durchbrochenen Tempelchen versehen. In jedem dieser Tempelchen befindet sich eine Buddhafigur. Diese Statuen sind ohne Schmuck und deuten nach buddhistischer Auffassung auf das geistige Leben auf einer höheren Stufe als der menschlichen hin. Jede Statue stellt Buddha in der gleichen Körperhaltung dar, doch die Handstellung ist bei jeder verschieden; die Handstellung soll auf den Fortschritt zu höheren Tugenden hinweisen.

      Da es offenbar für einen Menschen unmöglich ist, sich in seinem kurzen Leben von der Außenwelt völlig loszulösen, nichts zu fühlen, nichts zu sehen, nichts zu hören, nichts zu riechen und nichts zu denken, hielt Gautama an der von den Hindus gelehrten Wiedergeburt fest, der Entwicklung des Menschen zu einem höheren Daseinszustand durch Wiederverleiblichung nach dem Tod.

      Nach dieser Auffassung wird, sobald irgendwo eine Person stirbt, ihre Wesenheit sofort auf ein Kind, das anderswo geboren wird, übertragen; und dieses neue Wesen hat nun die Möglichkeit, das Ringen nach Erleuchtung fortzusetzen. Hat der Mensch während des vorhergegangenen Daseins ein gutes Leben geführt, dann wird sein Zustand in seinem neuen Dasein besser sein. Das heißt, er mag reichere Eltern haben, von schönerer Gestalt sein oder bessere Wesenszüge aufweisen. Hat er jedoch ein schlechtes Leben geführt, wird angenommen, daß er in einem weniger guten Daseinszustand wieder hervorgebracht wird, er mag zum Beispiel häßlicher sein, oder wenn er in seinem früheren Dasein sehr schlecht gehandelt hat, mag er sogar wieder als Haustier geboren werden.

      Du magst dich jedoch fragen: Welchen Nutzen hat die Wiedergeburt, wenn man sich an das, was während des früheren Daseins geschehen ist, nicht erinnern kann? Wie kann der Mensch sich bessern oder nach einem höheren Ziel streben, wenn man kein Bewußtsein von dem hat, was man während des früheren Daseins gelernt hat?

      Loslösung oder Freude am Leben?

      Der buddhistische Pilger, der auf den vier Terrassen von einer der zweiundsiebzig Statuen zur anderen geht, ist auf der Suche nach Loslösung von der Außenwelt. Jedes Bild soll durch die Handstellung andeuten, wie man sich von der Außenwelt loslösen kann. Man mag sich indessen fragen: Wie kann ein Mensch jemals glücklich sein, wie kann er glücklich leben und andere glücklich machen, wenn er sich von der Außenwelt loslöst? Um das Leben zu genießen, ist gerade das Umgekehrte erforderlich: Engagement, der Gebrauch der Sinne und des Verstandes.

      Hat Buddha wirklich gelehrt, das Leben zu lieben? Oder verrät seine Philosophie nicht eher Lebensangst? Man kann sich und andere bestimmt nicht glücklich machen, wenn man vom Leben davonläuft, wenn man sich von der Außenwelt loslöst. Ist Gautamas Philosophie der Erleuchtung nicht eher ein Weg, um sich des Lebens zu entäußern, um sein Dasein zu beenden, während man sich selbst und andere davon überzeugt, daß so zu handeln eine vornehme Denkungsart sei?

      Der Hinduismus kannte von jeher einen Ort der Qual, an den man nach dem Tod gelangt; der Buddhismus bemühte sich, die Furcht davor zu beseitigen, indem er Nachdruck darauf legte, sich von der Außenwelt loszulösen. Da der Gebrauch der Sinne eine Voraussetzung dafür wäre, daß man sich vor der Hölle fürchten müßte, dachte Buddha, die Hölle würde ihren Schrecken verlieren, wenn man die Sinne ausschalten würde, und dadurch, daß man allem entsage, bleibe nichts mehr übrig, weder Gutes noch Böses, weder Angenehmes noch Unangenehmes.

      Die zehnte und letzte Terrasse des Borobudur hat die Form eines großen glockenförmigen Tempels. Er besteht aus zwei Abteilungen. Wenn der Pilger bei diesen Räumen angekommen ist, verharrt er in tiefer Stille, denn er meditiert darüber, daß er jetzt symbolisch das Nirwana erreicht habe, die höchste Form der Loslösung. Er hört auf zu sein. Die Welt besteht immer noch, aber er ist daraus entschwunden. Nach buddhistischer Auffassung kann ihn jetzt weder etwas Materielles noch etwas Geistiges beeinflussen. Für ihn hat die Welt zu bestehen aufgehört, und es gibt nichts, was danach kommen wird.

      Ein besserer Weg zur Befreiung

      Es stimmt, daß der Mensch seit etwa 6 000 Jahren krank wird, altert und stirbt; und es ist auch richtig, daß die Menschen nach einer Möglichkeit suchen, sich von diesen Leiden zu befreien. Warum nicht den Schöpfer des Menschen fragen, wie diese Leiden schließlich beseitigt werden?

      Du wirst dann erfahren, daß Gott allem Leiden auf der Erde ein Ende machen wird zum Segen aller gehorsamen Menschen. Sie werden kein Nirwana benötigen. Sie werden ein erfülltes, glückliches Leben führen. Die Pflanzen sind gut, und die Erde ist gut, und auch die Tiere sind gut. Den Menschen, die das Gute lieben und die auch das Leben lieben, gilt die Verheißung der Bibel: „Er [Gott] wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch wird Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz mehr sein.“ — Offb. 21:4.

      Der Borobudur ist ein Menschenwerk; ein Menschenwerk ist auch die Philosophie, die er versinnbildet. Siddhartha Gautama war ein Mensch, und seine Anschauungen sind die eines Menschen. Und obwohl der Borobudur ein hervorragendes Werk indonesischer Kunst ist, drückt er lediglich aus, daß der Mensch der Befreiung bedarf. In Gottes Wort, der Bibel, wird in einfachen Worten dargelegt, wie Gott die Menschheit befreien wird. Und Angehörige aller Völker, ganz gleich welcher Rasse und welcher Sprache, können jetzt Mut schöpfen, denn die Zeit, da Gott uns von Alter, Krankheit und Tod befreien wird, ist nahe herbeigekommen.

  • Auge den Blinden
    Erwachet! 1972 | 8. Juni
    • Auge den Blinden

      VOR einigen Jahren erlitt ein Mann in Indiana einen Schlaganfall, der eine Sprachstörung zur Folge hatte. Er mußte daher wieder richtig sprechen lernen. Um das besser tun zu können, schloß er sich einem Tonbandklub an; er hoffte schnellere Fortschritte zu machen, wenn er Tonbänder für Blinde bespreche und ihnen sozusagen Auge sei.

      Der erste Auftrag, den er erhielt, lautete, für eine Frau in Kanada, eine Zeugin Jehovas, die blind und herzleidend war, Ausgaben der Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! vorzulesen. Obwohl er das tat, um besser sprechen zu lernen, erkannte er doch, daß das, was er für die Zeugin Jehovas aus dem Wachtturm und aus Erwachet! vorlas, etwas ganz anderes war als das, was er in der Kirche gelernt hatte. Die biblischen Artikel, die viele Bibelzitate enthielten, weckten in ihm den Wunsch, mehr über diese Dinge zu erfahren.

      Als die Zeugin Jehovas in Kanada das erfuhr, schickte sie ihm ein Exemplar des Buches Die Wahrheit, die zu ewigem Leben führt und machte ihm den Vorschlag, mit Hilfe dieses kleinen Buches regelmäßig mit ihr die Bibel zu studieren. Er nahm den Vorschlag an, fragte sich aber, wie sie ein solches Studium durchführen könne, da sie doch blind sei. Es stellte sich heraus, daß sie dieses Buch in Blindenschrift besaß; und in den darauffolgenden elf Monaten führte sie mit ihm mittels eines Tonbandes ein Bibelstudium durch, das nur gelegentlich durch Poststreiks behindert wurde. Die Zeugin Jehovas in Kanada ermunterte den Mann, mit Zeugen Jehovas in seiner Umgebung Kontakt aufzunehmen. Doch das war schwierig, denn der Mann war gehbehindert. Schließlich klopfte ein Zeuge Jehovas, der von Haus zu Haus ging, an seine Tür. Der Mann überraschte den Zeugen mit der Begrüßung: „Kommen Sie herein. Ich warte schon seit einem Jahr auf Sie. ... Ich weiß, daß ich Ihre christlichen Zusammenkünfte besuchen sollte. Ich habe nur darauf gewartet, daß jemand von Ihnen mir dabei behilflich ist.“

      Jetzt studiert regelmäßig einer der Zeugen Jehovas seines Wohnortes mit ihm, und man hilft ihm auch, zu den christlichen Zusammenkünften im Königreichssaal zu kommen. Er hat aber nicht vergessen, wie er die Wahrheit der Bibel kennengelernt hat. Obwohl er zufolge seiner Körperbehinderung nicht wie die übrigen Zeugen Jehovas von Haus zu Haus predigen kann, nimmt er doch am Predigtwerk teil, indem er blinden und körperbehinderten Mitgliedern des Tonbandklubs Bänder, die er entsprechend besprochen hat, zuschickt. Er hofft, daß es ihm gelingen wird, so, wie er von seiner geistigen Blindheit geheilt wurde, auch andere mit Hilfe der lichtspendenden Wahrheit der Bibel von ihrer geistigen Blindheit zu heilen.

Deutsche Publikationen (1950-2025)
Abmelden
Anmelden
  • Deutsch
  • Teilen
  • Einstellungen
  • Copyright © 2025 Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania
  • Nutzungsbedingungen
  • Datenschutzerklärung
  • Datenschutzeinstellungen
  • JW.ORG
  • Anmelden
Teilen