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Was geschieht mit den Preisen?Erwachet! 1980 | 22. April
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Was geschieht mit den Preisen?
EIN Ehepaar ging kurz in ein Lebensmittelgeschäft, um ein paar Kleinigkeiten zu kaufen. Die Kassiererin nahm den 20-DM-Schein entgegen, gab aber lediglich 80 Pfennig zurück. Die Frau dagegen hatte mit viel mehr Wechselgeld gerechnet und rief aus: „O Fräulein, Sie haben uns zuwenig herausgegeben! Das war doch ein 20-DM-Schein!“ Die Kassiererin antwortete: „Nein, das stimmt schon. Diese Sachen kosten jetzt 19,20 DM.“
Der Mann nahm das Tütchen mit den Lebensmitteln in die Hand, schüttelte ungläubig den Kopf und murmelte vor sich hin: „Was ist denn nur mit den Preisen los?“
Wenn du öfter einkaufen gehst, wirst du nur zu gut wissen, was mit den Preisen geschehen ist: Sie sind unaufhaltsam gestiegen. Zugegeben, die Preise werden schon seit langem ständig erhöht, vor allem seit dem Zweiten Weltkrieg. Doch sind sie noch nie so unerbittlich und so stark gestiegen wie gerade in letzter Zeit.
Auch beschränkt sich die Situation nicht auf einige wenige Länder. Unter dieser Erscheinung hat so gut wie die ganze Welt zu leiden, einschließlich der kommunistischen Länder mit ihrem streng kontrollierten Wirtschaftssystem. Das ist einzigartig, denn noch nie zuvor waren alle Länder gleichzeitig einer solchen Inflation ausgesetzt.
Wohlhabende Bürger sind von den meisten Preiserhöhungen natürlich nicht so hart betroffen. Sie können es sich leisten, mehr zu zahlen. Doch die überwältigende Mehrheit der Weltbevölkerung ist nicht wohlhabend, und vielen macht die gegenwärtige Situation schwer zu schaffen.
In einem Land nach dem anderen zeigen Meinungsumfragen, daß die Bevölkerung die Inflation als ihr größtes Problem betrachtet. Sie fühlt sich in einer Falle gefangen, die unweigerlich über ihr zuschnappt. In manchen Ländern machen viele Familienväter Überstunden oder haben einen zweiten Arbeitsplatz. Jetzt gehen auch viele Ehefrauen arbeiten; in einigen Ländern sind es mehr als 50 Prozent. Darunter hat das Familienleben zu leiden. Einer der Hauptgründe für Familienzerrüttung sind nämlich Geldstreitigkeiten.
Eine amerikanische Hausfrau klagte: „Ich möchte bloß wissen, wie wir jemals vorwärtskommen sollen.“ Doch während sie sich Gedanken darüber macht vorwärtszukommen, geht es anderen ums Überleben. Ein Lkw-Fahrer in Brasilien sagte: „Diese verrückten Preise treiben mich noch zum Wahnsinn. Es scheint keinen Ausweg zu geben.“ Die Situation eines anderen Brasilianers, der zwei Arbeitsplätze hat und an sechs Tagen in der Woche je 12 Stunden arbeitet, ist nichts Ungewöhnliches. Seine Frau erteilt Nähunterricht und arbeitet zu Hause noch als Näherin. Sie sagte: „Es wird immer schwieriger, für die Familie aufzukommen.“ Ein Hausmeister in Brasilien sagte sogar: „Wir sind uns nicht sicher, ob wir leben oder nur vegetieren.“
Man darf nicht denken, diese Situation bestehe nur in ärmeren Ländern. Eine Frau in Atlanta (USA) arbeitet 40 Stunden in der Woche als Damenfrisöse und an den Wochenenden als Serviererin. Sie sagte: „Wenn ich nicht zwei Arbeitsplätze hätte, würde ich verhungern; ich habe keine andere Möglichkeit, meine Miete zu bezahlen.“ Auch ihre Situation ist durchaus nicht ungewöhnlich.
Ein Bericht aus einem afrikanischen Land schreibt der dortigen Inflation folgende Erscheinungen zu: „Immer mehr Leute nehmen Zuflucht zu Diebstahl, Unterschlagung, zu Bestechung und anderen Methoden, um Geld für den Lebensunterhalt zu bekommen.“
Im hochindustrialisierten Japan nahmen sich innerhalb von sieben Monaten fast 100 Leute das Leben, weil sie von „Kredithaien“ in Schwierigkeiten gebracht worden waren. Sie hatten sich in Schulden gestürzt und zu hohen Zinsen Geld geborgt, das sie aber nicht zurückzahlen konnten. Unfähig, das Leben zu meistern, begingen sie Selbstmord.
Der Historiker Arthur M. Schlesinger jun. sagte über die Wirtschaftssituation: „Die besten Zeiten sind vorbei.“ Er meinte, der unvergleichliche Wohlstand, der bis vor kurzem manchenorts geherrscht habe, müsse nun gegen Disziplin, Opferbereitschaft und einen niedrigeren Lebensstandard eingetauscht werden.
Ein Kommentator aus Frankreich erklärte: „Der Traum von einer ,neuen Überflußgesellschaft‘, die gegen Ende der 60er Jahre vorausgesagt und Anfang der 70er Jahre so gerühmt wurde, ist einer Inflation zum Opfer gefallen, die die Kaufkraft in Frankreich tödlich verwundet hat.“ In dem Jahrbuch Encyclopedia Americana Annual hieß es über das Jahr 1979: „Der Traum der Amerikaner — so sagte man — ist zum Alptraum geworden.“
Citicorp, eine große Bank in den Vereinigten Staaten, schlußfolgerte: „Unerfreulich ist, daß die in den meisten Ländern herrschende hartnäckige Inflation, wenn man sie weiter gewähren läßt, letztlich Folgen haben wird, die den Rahmen unserer wirtschaftlichen Vorstellung weit übersteigen.“
Ja, eine unkontrollierte Inflation muß nicht nur bedeuten, daß einige Leute weniger haben. Sie kann den ganzen Lebensstil einer Nation verändern. Dadurch sind in der Vergangenheit schon Wirtschaftssysteme vieler Nationen zerstört worden. Diesmal bedroht die Inflation die gesamte Welt, und das nicht nur in wirtschaftlicher, sondern zunehmend auch in politischer und sozialer Hinsicht.
Wie weit ist denn die Inflation bereits fortgeschritten? Wie ist sie zustande gekommen? Was kannst du dagegen tun? Und wohin wird das Ganze führen?
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Die Inflation verschärft sichErwachet! 1980 | 22. April
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Die Inflation verschärft sich
„WIR müssen einsehen, daß wir uns in einem Krieg ... gegen die Inflation befinden“, wurde in dem Wirtschaftsmagazin Business Week erklärt. Es hieß weiter: „Diesen Krieg verlieren wir.“
Der „Krieg“ gegen die Inflation ist insofern verloren, als sich die Inflation ungeachtet der bisher ergriffenen Maßnahmen weltweit verschärft hat.
Demzufolge ist das Vertrauen zum Geld — besser gesagt, zum Papiergeld — geschwunden. Schon immer galt Gold in Krisenzeiten als das „Geld“ der letzten Zuflucht. Es ist also eine Art „Barometer“ der Wirtschaftslage. Vor weniger als zehn Jahren betrug der Goldpreis 35 US-Dollar pro Unze. Anfang dieses Jahres stieg er auf über 600 Dollar. Das läßt auf einen großen Schwund an Vertrauen zum Papiergeld schließen und zeigt, wie tiefgreifend die Inflation ist.
Während des ganzen 19. Jahrhunderts waren die Preise verhältnismäßig stabil. Doch nach dem Ersten Weltkrieg kam Unruhe ins System. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Inflation zum Bestandteil des Alltags. In letzter Zeit gehört sie mehr als je zuvor zum Tagesgespräch, und sie hält sogar während einer Rezession an.
In einem Monat des Jahres 1979 betrug in den Vereinigten Staaten die Inflation gegenüber dem Vorjahr 12 Prozent, in Japan 15 Prozent, in Großbritannien 18 Prozent und in Frankreich über 10 Prozent. Selbst die verhältnismäßig stabile Wirtschaft der Bundesrepublik Deutschland erreichte in jenem Monat eine Inflation von 10 Prozent.
Auf den Philippinen haben sich die Preise für Nahrungsmittel, Kleidung und Brennstoff seit 1966 mehr als vervierfacht. In Japan ist der Preis für das Grundnahrungsmittel Reis in zwei Jahrzehnten um mehr als 500 Prozent gestiegen. Wie im Jahre 1978 erreichte in Brasilien die Inflation auch 1979 wieder 40 Prozent. In der brasilianischen Zeitschrift Administracão e Servicos hieß es, daß „68 Millionen Brasilianer nicht einmal daran denken können, sich ein einfaches elektrisches Bügeleisen zu kaufen“, weil sie ihr Geld für das Lebensnotwendige brauchen.
In einigen afrikanischen Ländern beläuft sich die Inflationsrate auf mehr als 100 Prozent innerhalb eines einzigen Jahres. Auch in Israel wurde im letzten Jahr dieser Wert fast erreicht, und seit der Staatsgründung vor mehr als 30 Jahren sind die Verbraucherpreise dort um mehr als 5 000 Prozent gestiegen.
Die Situation in den Vereinigten Staaten zeigt, wie sich die Inflation im Laufe der Jahre ausgewirkt hat. 1898 war der Dollar 100 Cent wert, 1979 nur noch 12 Cent.
Arbeitnehmer, deren Löhne mit der Inflation nur Schritt halten, erleiden einen doppelten Verlust.
Sind denn die Löhne nicht ebenfalls gestiegen? Ja, das stimmt. Bei vielen Arbeitnehmern waren die Lohnerhöhungen größer als die Inflationsrate, so daß sich ihr Lebensstandard verbessert hat.
Bei vielen anderen Arbeitnehmern dagegen war das nicht der Fall. In den Vereinigten Staaten beispielsweise haben mehr als die Hälfte aller Arbeitnehmer festgestellt, daß die Inflation schneller zunimmt als ihr Einkommen, ihr Lebensstandard also zurückgeht.
Viele Minderbemittelte und auch Personen mit festgelegten Bezügen sind weit ins Hintertreffen geraten. Als Beispiel möge der Fall eines pensionierten Lehrers in der Stadt New York gelten, der berichtete:
„Meine gegenwärtige jährliche Pension, die ich von der Stadt beziehe, beträgt 4 439 Dollar [weniger als der Betrag, der in den USA als Existenzminimum gilt]. Daß es uns trotz unserer verzweifelten Bemühungen, sparsam zu sein, schwerfällt zurechtzukommen, wird Sie sicher nicht überraschen.
Wir haben kein Auto. Wir haben kein Eigenheim. Schon seit 35 Jahren wohnen wir in derselben kleinen Wohnung zur Miete. Urlaub und Verreisen kennen wir nicht. Wir gehen nicht zum Essen aus. Eingekauft wird nur bei Schlußverkäufen und dann nur das Notwendigste.
Wir rauchen nicht und leisten uns nie alkoholische Getränke — nicht einmal gelegentlich ein Bier. Seit meiner Pensionierung vor mehr als 21 Jahren waren wir noch nie im Theater, auch nicht im Kino nebenan.
Wir gönnen uns kein Vergnügen. Wir geben kein Geld für Geschenke an Freunde oder Verwandte aus. Wir begnügen uns damit, bei wichtigen Anlässen eine Glückwunschkarte zu schreiben. Die Tageszeitung wird nicht mehr regelmäßig gekauft.
Meine Frau und ich sind Mitte Siebzig. Wir sind beide weder gesund, noch können wir arbeiten.“
Arbeiter, deren Lohn mit der Inflation nur Schritt hält, sind ebenfalls im Nachteil. Warum? Weil die Inflation in zweifacher Hinsicht „zuschlägt“. Der Wert des schwerverdienten Geldes wird durch die Teuerungswelle gemindert, und durch die Lohnerhöhungen geraten die Arbeitnehmer in eine höhere Steuerklasse. Das hat eine Minderung der Kaufkraft zur Folge.
Häufig werden durch die Inflation auch die sparsamen Bürger bestraft, die ihr Geld „auf die hohe Kante legen“. In einem Land war der Sparzins nur halb so hoch wie die Inflationsrate. Also war das Sparguthaben am Jahresende trotz der Zinsen weniger wert als am Jahresanfang. Vergrößert wurde die Wertminderung noch dadurch, daß die Zinsen steuerpflichtig waren.
Die Leute machen immer mehr Schulden.
Die Preisschraube hat zu einer enormen Verschuldung des einzelnen Bürgers geführt. Ein Grund dafür ist, daß viele gar nicht versuchen, für eine Anschaffung Geld zu sparen. Also machen sie Schulden.
Ein anderer Grund besteht darin, daß jetzt wegen der Inflation immer mehr Leute Geld aufnehmen, nur um sich ihr gegenwärtiges Eigentum zu erhalten. In dem Jahrbuch Americana Annual für 1979 wurde erwähnt: „Diejenigen, die früher selten und nur für große Anschaffungen Geld borgten, haben manchmal festgestellt, daß sie das Darlehen jetzt für das Lebensnotwendige brauchen.“
Andere haben keine Hoffnung für die Zukunft und leben nach der Devise: „Iß, trink und sei fröhlich, um noch einmal alles zu genießen, bevor es zu spät ist.“ Jemand sagte einmal: „Ich bin in einer Art Weltuntergangsstimmung.“ Andere nehmen Unmengen von Geld auf, ohne daran zu denken, es zurückzuzahlen. Das grenzt schon an Diebstahl.
In U.S. News & World Report wurde der Trend des Schuldenmachens als „eine Flutwelle“ bezeichnet, die „die Wirtschaftswissenschaftler in Schrecken versetzt“. Dem wurde hinzugefügt: „Nie zuvor waren die Leute so von geliehenem Geld abhängig.“ Schon beim nächsten schweren wirtschaftlichen Rückschlag könnten Millionen dieser Leute bankrott gehen.
Warum ist die Inflation heute so hoch?
Wodurch wird die Inflation verursacht, die jetzt weltweit wütet? Die Experten vertreten nicht in allen Punkten die gleiche Ansicht. Doch eine der Hauptursachen, so sagen fast alle übereinstimmend, besteht darin, daß die Leute mehr Geld ausgeben, als sie verdienen, und Schulden machen, um die Ausgaben zu decken. In der Londoner Times wurde erklärt: „Was ist eigentlich Inflation? ... Der Volkswirtschaftler will damit sagen, daß man übermäßig viel verbraucht, daß man über seine Verhältnisse lebt, daß man mehr aus der Kasse nimmt, als man hineinlegt.“
Die Regierungen, die mehr Geld ausgeben, als sie durch die Steuern einnehmen, müssen, um das Defizit auszugleichen, Geld „produzieren“. In dem Magazin Harper’s wurde das folgendermaßen ausgedrückt: „Die Schulden, die der Regierung durch ihre Ausgaben entstehen und die nicht aus den Steuereinnahmen bezahlt werden können, werden gedeckt, indem sie neue Dollars drucken läßt.“ Im Wall Street Journal hieß es:
„Weitaus der größte Teil der Teuerung ist auf Inflation [das „Sichaufblähen“] im buchstäblichen Sinne zurückzuführen. Verursacht wurde sie durch eine immense Ausdehnung des Geldbestandes in all den Jahren übermäßiger Regierungsdefizite, die durch die Schaffung von Geld und Krediten finanziert wurden, was heute dem Drucken von Banknoten entspricht.“
Ein Beispiel für diese Inflationsursache sind die Schulden der Vereinigten Staaten. Während 17 der vergangenen 18 Jahre hatte die Regierung ein Defizit. Es dauerte 167 Jahre, bis die Schulden die 100-Milliarden-Grenze erreichten, aber jetzt nehmen sie jedes Jahr um diesen Betrag zu. Der Gesamtbetrag wird wahrscheinlich bald eine Billion Dollar überschreiten. Die Zinsen für diese Schulden betragen jetzt etwa 60 Milliarden Dollar pro Jahr — der drittgrößte Posten in den Ausgaben der Regierung. Das treibt die Preise von Waren und Dienstleistungen wie bei einer Auktion in die Höhe.
Verschlimmert wird die Situation noch durch das Mineralölproblem. Nur eine Handvoll Länder produzieren über den eigenen Ölbedarf hinaus. Sie haben sich zur OPEC zusammengeschlossen. In den vergangenen zehn Jahren haben sie den Mineralölpreis auf mehr als das Zehnfache angehoben. Da so viele Produkte — Benzin, Heizöl, Kunststoffe und Chemikalien — aus Mineralöl hergestellt werden, steigen ihre Preise mit.
Aus diesen Gründen sind manche Nationen jetzt so schwer verschuldet, daß sie ihre Wirtschaft nur durch weitere massive Kredite am Leben erhalten können. Einige dieser Länder können nicht einmal die Zinsen ihrer Schulden aus eigenen Mitteln bezahlen, geschweige denn die Schulden selbst.
Kann man der Inflation nicht mehr abhelfen?
Läßt sich der jetzige Zustand noch rückgängig machen? Einige Wirtschaftswissenschaftler haben Bedenken und meinen, er entspreche der Lage eines Drogenabhängigen in fortgeschrittenem Stadium, der nach immer mehr Heroin verlange, das eine schwächer werdende Wirkung habe. Wenn er weitermacht, wird ihn die Droge das Leben kosten. Hört er auf, werden die Folgen seines Drogenmißbrauchs zumindest sein Leben verkürzen.
Um der Inflation Einhalt zu gebieten, müssen die überhöhten Ausgaben der Regierungen, der Unternehmen und des einzelnen drastisch gekürzt werden. Das würde bedeuten, daß die Leute weniger kaufen und somit die Unternehmen weniger produzieren. Dadurch würden viele Leute ihren Arbeitsplatz verlieren, und es würde eine starke Rezession oder Depression eintreten. Die Weltwirtschaft ist aufgrund der Kauffreudigkeit auf eine derart hohe Produktion eingestellt, daß einige Beobachter behaupten, es sei bereits zu spät, drastische Einschränkungen vorzunehmen, ohne einen Schaden anzurichten, der geringer sei als der der Inflation.
[Diagramm auf Seite 7]
(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)
1898 1979
$ 1 = $ .12
Der US-Dollar schrumpft
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Wie können wir der Inflation beikommen?Erwachet! 1980 | 22. April
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Wie können wir der Inflation beikommen?
GEGEN die weltweite Inflation kannst du persönlich kaum etwas unternehmen. Du kannst nicht den Haushalt der Regierung, die überhandnehmenden Schulden deiner Mitbürger oder die Wirtschaftspolitik ganzer Nationen kontrollieren. Doch du kannst manches tun, um mit der Preisschraube besser fertig zu werden.
Du kannst beispielsweise als Bewohner eines Industrielandes deinen Lebensstandard senken. Es mag sein, daß du ohne gewisse Dinge auskommst, die du bisher für selbstverständlich gehalten hast, aber auf die die Einwohner ärmerer Länder schon seit eh und je verzichten müssen. Vielleicht empfindest du diese Maßnahme als sehr unangenehm, doch du kannst sie nicht umgehen, wenn du nicht immer frustrierter werden willst.
Je mehr das Geld an Wert verliert, um so wichtiger ist es, daß sich die Ehepartner offen und ruhig darüber unterhalten, wofür sie das Einkommen verwenden wollen. Wenn die Frau ebenfalls arbeitet, ist es sogar noch wichtiger, Vereinbarungen über die Verwendung des Geldes zu treffen. Gibt der eine das Geld aus, ohne sich mit dem anderen abzusprechen, dann können Probleme auftauchen.
Die Familie kann die Nahrungsmittelausgaben um 20 Prozent kürzen, wenn das Einkaufen nicht den Kindern überlassen wird.
Die Nahrungsmittelpreise steigen unaufhaltsam. Wie konnten einige Familien in diesem Bereich Geld sparen, abgesehen davon, daß sie den Kauf teurer Nahrungsmittel einschränkten? Ein Awake!-Korrespondent aus Japan schreibt:
„Die japanische Familie gibt einen großen Teil des Geldes für Nahrungsmittel aus. Deshalb wird der Anzeigenteil der Zeitung sorgfältig gelesen, damit an den Einkaufstagen alle Sonderangebote genutzt werden können.
Außerdem werden in vielen Supermärkten kurz vor Ladenschluß bestimmte Waren im Preis herabgesetzt, damit sie noch am selben Tag ausverkauft werden. Manchmal werden dieselben Waren am nächsten Morgen wieder zu erniedrigten Preisen angeboten, damit sie gekauft werden, bevor sie verderben. Einige Hausfrauen gehen besonders zu solchen Zeiten einkaufen, und ihre Familie ist gut ernährt, ohne daß zuviel Geld ausgegeben wurde.“
Joseph Coyle, ein amerikanischer Fachjournalist für Ernährung, behauptet, man könne 20 bis 40 Prozent sparen, wenn man sich an den verkaufsgünstigsten Tagen die Anzeigen genau ansehe und dann eine Einkaufsliste anfertige. Manche Geschäfte verzichten darauf, bestimmte Waren zu führen, und haben kein Bedienungspersonal. Sie können also preisgünstiger anbieten, weil sie weniger Unkosten haben.
Amerikanische Lebensmittelhersteller ließen in einem einzigen Jahr in Zeitungen und Zeitschriften insgesamt 62 Milliarden Gutscheine drucken, die einen durchschnittlichen Wert von je 15 Cent hatten. Es kommt aber nicht darauf an, eine Ware nur deshalb zu kaufen, weil sie zu einem niedrigeren Preis angeboten wird, sondern darauf, eine preisgünstige Ware zu kaufen, die man braucht.
In der Zeitschrift Newsweek wurde der Rat gegeben: „Die Familie kann die Ausgaben für Nahrungsmittel um 20 Prozent kürzen, wenn man die Einkäufe nicht von den Kindern besorgen und sich von ihnen nicht zu Extrakäufen überreden läßt.“ Eine Einkaufsliste mit echten Bedürfnissen (nicht nur Wünschen) ist ebenfalls wichtig, um „Spontankäufe“ zu vermeiden. Sieh dich beim Einkaufen nach unbekannteren Produkten um, die den gleichen Nährwert wie die Markenartikel haben, aber weniger kosten.
Ein Brasilianer, dessen Familie mit der Inflation zu kämpfen hat, sagt: „Wir müssen jetzt auf Luxusartikel verzichten. Meine Frau tut in jeder Hinsicht ihr Bestes. Sie wirft nie Essensreste weg.“ Manche Frauen geben ihrem Mann die Mahlzeit mit zur Arbeit, so daß er nicht woanders essen muß.
Es lohnt sich, überflüssige Anschaffungen einzuschränken.
Wenn das Geld knapp ist, lohnt es sich, überflüssige Käufe einzuschränken oder aufzugeben. Das Rauchen beispielsweise ist nicht nur kostspielig, sondern auch lebensgefährlich, denn 90 Prozent aller Lungenkrebsfälle und viele andere Gesundheitsschäden sind auf das Rauchen zurückzuführen — eine Gewohnheit, die wirklich eine „Befleckung des Fleisches“ ist (2. Kor. 7:1). Wer Selbstbeherrschung übt und das Rauchen aufgibt, wird feststellen, daß er jährlich Hunderte von Mark spart.
Auch alkoholische Getränke sind kostspielig, und ein übermäßiger Alkoholgenuß kann der Gesundheit und dem Familienleben schaden. Mäßiger Alkoholgenuß wird in der Bibel nicht verurteilt, wohl aber übermäßiger (Spr. 23:29 bis 35; 1. Kor. 6:9, 10). Auch hier kann man jährlich Hunderte von Mark sparen.
Weitere Sparmöglichkeiten gibt es auf dem Gebiet der Entspannung. Es ist keineswegs nötig, Hunderte, ja Tausende von Mark auszugeben, um sich von der Arbeit zu erholen. Die Werbung will uns zwar glauben machen, wir würden etwas versäumen, wenn wir nicht in weiter Ferne in einem Luxushotel Urlaub machen würden, aber das stimmt nicht. An Orte in der näheren Umgebung zu fahren, einen Familienausflug zu machen, Freunde zu besuchen oder andere preiswerte Formen der Entspannung zu pflegen kann sehr schön sein. Teure Kino- oder Theaterbesuche können durch erbauliche Fernsehfilme ersetzt werden.
Radio, Stereoanlage, Fernsehgerät, Kino oder andere moderne Formen der Unterhaltung kannte man früher nicht. Die Durchschnittsfamilie ging, wenn überhaupt, nur selten zum Essen aus. Dennoch pflegte sie erbauliche Entspannung und hatte Freude am Leben — vielleicht sogar mehr als wir in unserer heutigen komplizierten Welt. Die Zeiten haben sich geändert, doch die Menschen kaum. Sie können immer noch an einfacher, weniger kostspieliger Entspannung Freude finden.
Viele Frauen sparen, indem sie selbst Kleider nähen. Hierbei machen sich Unternehmungsgeist und Übung bezahlt. Zum Beispiel entdeckte eine Hausfrau in einem Kaufhaus ein verhältnismäßig einfaches Kleid, das ihr gefiel, aber sehr teuer war. Statt das Kleid zu kaufen, besorgte sie sich einen ähnlichen Stoff und nähte sich für ein Zehntel des Kaufhauspreises das Kleid selbst.
Manche Leute waschen ihre Kleidung selbst, statt sie in eine Reinigung zu geben. Bestimmte Kleidungsstücke, wie zum Beispiel Pullover, lassen sie nicht chemisch reinigen, sondern waschen sie von Hand in lauwarmem Wasser, und geben nur solche Kleidungsstücke zum Reinigen, die sie nicht selbst waschen können.
Ausgaben für Bekleidung kann man noch weiter einschränken, indem man sich nicht so viel aus der Mode macht. Manche werfen gute Kleidungsstücke fort, nur weil sich die Mode geändert hat. Doch ein Mann, der beobachtete, daß sich jetzt sogar die Herrenmode schneller ändert, erklärte: „Diesmal ohne mich! Nie wieder werde ich ein Sklave der Modeschöpfer sein, die nur wollen, daß ich mein Geld los werde. Ich trage das, was ich habe, solange es adrett und schicklich ist, ganz gleich, was modebewußte Leute davon halten.“
Eine andere Möglichkeit, die schon vielen geholfen hat zu sparen, besteht darin, einfache Reparaturen in der Wohnung selbst durchzuführen. Das schränkt nicht nur die Reparaturkosten ein, sondern verlängert auch die Lebensdauer von Geräten, Möbeln und anderen Gegenständen.
Ein Amerikaner sagte, er habe in einem Jahr 200 Dollar an Frisörkosten gespart. Jetzt schneidet ihm seine Frau die Haare, und sie beherrscht es von Mal zu Mal besser. Da heutzutage die Haarmode sowieso sehr unterschiedlich ist, muß der Haarschnitt nicht unbedingt perfekt sein.
Wenn man für eine medizinische Behandlung selbst aufkommen muß, lohnt es sich, vorher Preisvergleiche anzustellen. Entsprechendes gilt für Medikamente, die nicht vom Arzt verschrieben oder nicht von der Krankenkasse bezahlt werden.
Natürlich ist die Liste der Sparmöglichkeiten noch viel länger. Doch diese Beispiele zeigen, daß Überlegung und Planung in unserer Zeit der Teuerungswelle schon eine Hilfe sein können.
Ein übermäßiges Verlangen nach materiellen Gütern hat schon so manche Familie ruiniert.
Eine der schlimmsten Ursachen des ganzen Übels ist das übergroße Verlangen nach materiellen Gütern. In vielen Familien hat das schon zum finanziellen Ruin und zur Familienzerrüttung geführt.
Manche möchten sich immer mehr anschaffen, um „mit Meiers Schritt zu halten“. Doch ein solch falscher Ehrgeiz kann sehr kostspielig sein. Wie ein kluger Kopf einmal äußerte, lohnt es sich einfach nicht, „Geld auszugeben, das man nicht hat, um Dinge zu kaufen, die man nicht braucht, nur um jemand zu beeindrucken, den man vielleicht nicht einmal leiden kann“.
Über die Notwendigkeit, materielle Wünsche zu zügeln, schrieb eine Familie an die Zeitschrift U.S. News & World Report:
„Der Betrag, den Doppelverdiener gewöhnlich für die Betreuung ihrer Kinder ausgeben, kommt uns gut zustatten. Wir suchen die Inflation zu bewältigen, indem wir uns davor bewahren, doppelte materielle Wünsche zu hegen.
Wir empfinden die Befriedigung, die es mit sich bringt, wenn man seine Kinder selbst großzieht und eine Familie ,herkömmlicher Art‘ hat. Sich ganztägig um den Haushalt zu kümmern wird nie altmodisch werden, denn die Frau ist von Gott so geschaffen, daß sie in dieser Rolle vollständige Erfüllung findet. Die Erwartungen, die man an eine Ehe stellt, haben nichts mit dem Einkommen zu tun. Die Ehe besteht aus Menschen, nicht aus einem doppelten Einkommen. Die Familie besteht aus Menschen, nicht aus materiellen Gütern.“
Das Zügeln materieller Wünsche hilft vor allem, einer wesentlichen Ursache der Probleme vorzubeugen: übermäßigen Schulden. Wer zuviel Geld borgt und Schwierigkeiten hat, es zurückzuzahlen, wird seines Lebens nicht mehr froh werden. In der Bibel heißt es treffend: „Wer borgt, ist ein Knecht des Leihenden“ (Spr. 22:7).
Interviews mit Familien, die sich in Kreditschwierigkeiten befanden, ergaben, daß viele ihrer Anschaffungen nicht notwendig waren. Ein junges Ehepaar, das erst zwei Jahre verheiratet war, hatte bereits einen Berg von Schulden. Statt sie zuerst zu bezahlen, liehen sie sich noch mehr Geld und gaben es aus. Sie sagten zu einem Kreditberater, sie hätten das Geld nur für das „Lebensnotwendige“ ausgegeben. Als er näher darauf einging, stellte sich heraus, daß zu diesem „Lebensnotwendigen“ sehr teure Urlaubsreisen und kostspielige Kleidungsstücke gehörten, die sie überhaupt nicht brauchten.
Kreditberater empfehlen, zu überprüfen, wieviel man von seinem Einkommen für das Bezahlen von Schulden ausgibt. Wenn es — abgesehen von einer Hypothek auf ein Haus — mehr als 10 Prozent sind, dann ist die Lage bedenklich. Manche Kreditberater lassen sich von Kunden, die mit ihren Kreditkarten nicht richtig umgehen können, die Karten zurückgeben und zerreißen sie dann vor ihren Augen. Wie sie sagen, bewirkt das einen Schock bei den Kunden, die die Kreditkarten als Freund statt als eine Gefahr im Fall unweisen Gebrauchs betrachten.
„Die Geldliebe ist eine Wurzel von schädlichen Dingen aller Arten“, heißt es in der Bibel. „Indem einige dieser Liebe nachstrebten“, heißt es weiter, „haben [sie] sich selbst mit vielen Schmerzen überall durchbohrt“ (1. Tim. 6:10). Diese Wahrheit wird jeden Tag offenkundiger.
Was geschieht mit denen, die materialistisches Streben zum Mittelpunkt ihres Lebens machen? Unser Korrespondent aus Japan berichtet:
„Die japanische Durchschnittsfamilie geht einfach mehr arbeiten. Mann und Frau arbeiten ganztags und machen Überstunden. Sie glauben zwar, dadurch mit der Inflation fertig zu werden, aber letzten Endes wird die Familie in Mitleidenschaft gezogen, weil es an erbaulicher Gemeinschaft fehlt.
All die Anstrengungen sind kurzsichtig. Sie sind nur auf das JETZT und das HEUTE gerichtet. Man denkt nicht an die Zukunft und hat keine Hoffnung.“
Was wird aber geschehen, wenn die erbauliche Gemeinschaft und eine echte Zukunftshoffnung fehlen, wenn die Frau oder der Mann oder sogar beide den Arbeitsplatz verlieren? Was wird, wenn die Wirtschaftssysteme der Welt zugrunde gehen, aus den Leuten werden, für die das Streben nach materiellen Gütern das wichtigste Lebensziel ist?
Wird das wirklich eintreten? Ja, ohne Zweifel. Aus diesem Grund wird deine Einstellung zur Inflation, zum Geld und zu materiellen Gütern nicht nur durch vorübergehende wirtschaftliche Schwierigkeiten auf die Probe gestellt. Vielmehr kommt es darauf an, daß du dich auf den bevorstehenden Untergang aller heutigen Wirtschaftssysteme vorbereitest.
[Bild auf Seite 12]
Man kann großen Schwierigkeiten aus dem Weg gehen, indem man ein übermäßiges Streben nach materiellen Gütern meidet.
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Das Ende der heutigen WirtschaftssystemeErwachet! 1980 | 22. April
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Das Ende der heutigen Wirtschaftssysteme
WAS würdest du tun, wenn du eine Maschine konstruiert hättest, die nicht richtig funktioniert? Wahrscheinlich würdest du eine Änderung nach der anderen vornehmen, um sie zu verbessern. Doch was wäre, wenn du feststellen würdest, daß es nach jeder Reparatur nur noch schlimmer wird? Müßte man dann nicht schlußfolgern, daß die Maschine von Grund auf unzulänglich ist und durch eine andere ersetzt werden sollte?
Die heutigen Wirtschaftssysteme dienen nicht der gesamten Menschheit zum Guten. Sie weisen viel Ungerechtigkeit auf. Hart arbeitende Leute müssen mit ansehen, wie die Inflation ihr Geld aufzehrt. Hunderte von Millionen leben in Armut. Abermals Hunderte von Millionen haben nicht einmal das Lebensnotwendige. Die New York Times berichtete über einige Länder: „Viele arme Menschen zahlen heute für ein einziges Mahl mehr als einen Tageslohn.“ Das ist unleugbar eine Erfüllung der biblischen Prophezeiung: „... eine Handvoll Weizen für einen Taglohn und drei Hände Gerste für einen Taglohn“ (Offb. 6:6, Zink).
Die heutigen Wirtschaftssysteme können nicht den Frieden, die Sicherheit und die Wohlfahrt bringen, die die Menschheit so dringend benötigt. Sie sind durch Selbstsucht, Habsucht, Stolz und erbarmungslose Rücksichtslosigkeit gekennzeichnet.
Was hat all das — die weltweite Inflation, die Nahrungsmittelknappheit, die Kriege und andere Erscheinungen seit 1914 — zu bedeuten?
Diese Verhältnisse sind ein Zeichen der Zeit und werden in einer Prophezeiung über die ‘letzten Tage’ des gegenwärtigen Systems der Dinge beschrieben. Gemäß der Prophezeiung würden die Menschen dann „eigenliebig“, „geldliebend“ und „ohne Selbstbeherrschung“ sein und Vergnügungen mehr lieben als Gott. Diese Eigenschaften sind in den heutigen politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und religiösen Systemen weit verbreitet (2. Tim. 3:1-5).
Die Unbeständigkeit des Geldes und der von vielen verspürte wirtschaftliche Druck sind ebenfalls ein Beweis dafür, daß dieses System der Dinge, wie Jesus selbst voraussagte, seinem Ende entgegeneilt (Matth. 24:3-14). Jegliche Anstrengungen, die heutigen Wirtschaftssysteme durch Flickwerk am Leben zu erhalten, werden nur kurze Zeit von Erfolg sein. Die weitverbreitete Selbstsucht, Gier und Ungerechtigkeit kann durch keine Reform beseitigt werden.
Die jetzigen Zustände bedeuten also, daß das gegenwärtige unzulängliche System seiner größten Katastrophe entgegengeht, und zwar durch einen göttlichen Eingriff, nicht durch menschliches Versagen. Jesus sagte: „Dann wird große Drangsal sein, wie es seit Anfang der Welt bis jetzt keine gegeben hat, nein, noch wieder geben wird“ (Matth. 24:21).
Allerdings wird in Gottes prophetischem Wort verheißen, daß es nach dieser künftigen Drangsal eine „neue Erde“ geben wird, in der „Gerechtigkeit wohnen“ wird (2. Petr. 3:13). Die „neue Erde“ bedeutet eine neue menschliche Gesellschaft, zu der auch ein neues Wirtschaftssystem gehören wird, das jedem Erdenbürger zum Guten dienen wird. Eine weitere Verheißung lautet: „Der Herr der Welt wird ... für alle Völker ein Festmahl geben mit den besten Weinen und den feinsten Speisen. Dort wird er Leid und Trauer beenden, die wie eine dunkle Decke auf allen Völkern liegen“ (Jes. 25:6, 7, Die Gute Nachricht).
„Will man die gegenwärtigen Wirtschaftsprobleme lösen, muß man wieder ganz von vorn anfangen.“
Bald wird etwas geschehen, was der Lösung ähnelt, die ein japanischer Geschäftsmann vorschlug: „Will man die gegenwärtigen Wirtschaftsprobleme lösen, muß man wieder ganz von vorn anfangen.“ Er erkannte, daß es unmöglich ist, das System jemals zu retten. Auch Gottes Wort zeigt uns, daß der Verfall schon zu weit fortgeschritten ist. Daher wird das System nicht „geflickt“, sondern zerstört werden.
Die Möglichkeit, daß die heutigen Wirtschaftssysteme zugrunde gehen, kommt in letzter Zeit unter Wirtschaftsexperten häufiger zur Sprache. Die amerikanische Wirtschaftskommentatorin Sylvia Porter zum Beispiel sprach von der tatsächlich bestehenden Möglichkeit einer „inflationären Katastrophe in diesem Land und in der ganzen Welt, durch die das Vertrauen in jede ,Papiergeldinvestition‘ zerstört und die Funktion unseres internationalen Zahlungssystems so beeinträchtigt würde, daß der Handel zwischen den einzelnen Ländern zum Erliegen käme“. Sie fügte hinzu:
„Ein solcher Vorfall würde in der Geschäftswelt eine Serie von Bankrotterklärungen auslösen, ein Zerplatzen der gefährlich angeschwollenen Kreditblase, eine Zunahme der Arbeitslosigkeit, ein Rückgängigmachen überzogener Hypothekarkredite und ein Zurückverlangen von Waren, deren Käufer den Teilzahlungskredit nicht zurückzahlen konnten.
Die Szene wird, noch während ich sie beschreibe, immer erschreckender.“
„Die Nationen können nicht immerzu Kredit aufnehmen, um den Lebensstandard zu verbessern.“
Jack Anderson, Kommentator für Politik, sagte über das unbeständige Geldwesen folgendes:
„Die Nationen können nicht immerzu Kredit aufnehmen, um den Lebensstandard zu verbessern. Das Geld kann nie mehr zurückgezahlt werden, es sei denn, es wird in die Produktion statt in den Konsum investiert. Für viele Länder ist die Schuldenlast bereits größer, als sie verkraften können, ohne wirtschaftlich zusammenzubrechen. ...
Die steigenden Preise vergrößern die Schuldenlast so lange, bis das gesamte Bankwesen vom Zusammenbruch bedroht ist.“
Das amerikanische Institut für Wirtschaftsforschung machte die Feststellung:
„In den nächsten Jahren werden höchstwahrscheinlich folgende wirtschaftliche Entwicklungen eintreten:
Eine schwere und anhaltende weltweite Depression ...
Während einer anhaltenden Depression könnte ein extremes soziales Durcheinander entstehen. ...
Jede Einzelperson oder jede Familie, der es dann im wesentlichen bessergeht als den am schlimmsten Betroffenen, könnte dem Pöbel zum Opfer fallen.“
Da es heute schon — in einer Zeit relativen Wohlstandes — so viele Raubüberfälle, Vergewaltigungen und Morde gibt, wird es nach einem wirtschaftlichen Zusammenbruch noch schlimmer aussehen. Als Beweis dient das, was sich 1977 beim Stromausfall in der Stadt New York abspielte. In bestimmten Vierteln herrschte Anarchie. Die Plünderungen, der Wandalismus und die Raubüberfälle erreichten epidemische Ausmaße. Die Polizei gab zu, daß sie hilflos war.
In der Hauptstadt eines afrikanischen Landes löste ein 30prozentiger Preisanstieg bei Reis eine Welle von Plünderungen und Gewalttaten aus. Die Straßen sahen aus wie nach einem Krieg. Es wurde der Notstand erklärt und ein striktes Ausgehverbot verhängt.
„Auf die Straßen werden sie sogar ihr Silber werfen, und etwas Verabscheuungswürdiges wird ihr eigens Gold werden.“
Die Bibel bezeichnet das, was der gesamten Welt bevorsteht, als eine „große Drangsal ..., wie es seit Anfang der Welt bis jetzt keine gegeben hat, nein, noch wieder geben wird“. Papiergeld wird dann wertlos sein. In der Bibel wird prophezeit: „Auf die Straßen werden sie sogar ihr Silber werfen, und etwas Verabscheuungswürdiges wird ihr eigenes Gold werden. Weder ihr Silber noch ihr Gold wird sie am Tage des Zornausbruchs Jehovas zu befreien vermögen“ (Hes. 7:19).
Kein Politiker, keine menschliche Regierung wird imstande sein, die bevorstehende „große Drangsal“ zu verhindern, denn sie ist Gottes Strafe für das gegenwärtige böse System. Deshalb wird in Gottes Wort warnend gesagt: „Setzt euer Vertrauen nicht auf Edle noch auf den Sohn des Erdenmenschen, bei dem es keine Rettung gibt“ (Ps. 146:3). Welche Handlungsweise sollen wir dann einschlagen? Die Bibel antwortet: „Vertraue auf Jehova mit deinem ganzen Herzen, und stütze dich nicht auf deinen eigenen Verstand“ (Spr. 3:5).
Jehova verheißt denen, die heute auf ihn vertrauen, sogar in wirtschaftlicher Hinsicht Hilfe. Natürlich verspricht Gott seinen Dienern nicht ein Leben in Luxus, aber er sichert ihnen das Lebensnotwendige zu (Matth. 6:24-34; Ps. 37:25). Auch bedeutet das nicht, daß diejenigen, die auf Gott vertrauen, ein unbeschwertes Leben führen können, denn schließlich müssen sie unter den schlechten Weltverhältnissen ebenfalls leiden. Doch sie werden bestimmt erfolgreicher als andere mit den heutigen Problemen fertig werden.
Außerdem haben sie die Zusicherung, daß Gott sie während des kommenden Zusammenbruchs beschützen wird und sie in ein gerechtes System hinüberleben lassen wird (1. Joh. 2:15 bis 17; Ps. 37:27, 34, 37). Aus diesem Grund sagte eine brasilianische Familie, die auf Jehova vertraut: „Obwohl wir von wirtschaftlichen Problemen geplagt werden, sind wir eine glückliche Familie, weil wir Jehova, den glücklichen Gott, und sein Vorhaben kennen.“
„Richtet euch auf und hebt eure Häupter empor, denn eure Befreiung naht.“
Ganz gleich, wie stark uns die Preisschraube einengen wird, die gesicherte Hoffnung auf Gottes unvergleichliche neue Ordnung bleibt bestehen. Wer daher die richtige, auf genaue Erkenntnis gegründete Hoffnung hat und auf Gott und nicht auf materiellen Reichtum vertraut, kann ‘sich aufrichten und sein Haupt emporheben, denn seine Befreiung naht’ (Luk. 21:28).
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