Instinkt — vor der Geburt programmierte Weisheit
WINZIGE GEHIRNE, KOLOSSALE LEISTUNGEN
„SIE SIND INSTINKTIV WEISE“ (SPRÜCHE 30:24).
DIE UNGLAUBLICHE REISE
Dem kleinen Baumwaldsänger (Dendroica striata) traut man kaum zu, daß er imstande ist, es mit dem Establishment der Evolutionisten „aufzunehmen“ — und doch tut er es. Dieser nordamerikanische Singvogel wiegt nur 20 Gramm und ist 13 cm lang. Nichtsdestoweniger weist er enorme Fähigkeiten als Zugvogel auf.
Beim Herannahen des Herbstes verläßt er seinen „Sommersitz“ Alaska und fliegt über den nordamerikanischen Kontinent nach Südosten zur Atlantikküste. Unterwegs verzehrt er enorme Mengen Nahrung, da seine Reise erst begonnen hat.
An der Küste von Neuengland hält er inne und beobachtet das Wetter. Er weiß ganz genau, welches Wetter er möchte — eine starke Kaltfront, die sich an der Küste nach Südosten und dann hinaus auf den Atlantik bewegt.
Wenn die Kaltfront ankommt, macht sich der kleine Waldsänger auf und fliegt mit dem Wind im Rücken in Richtung Südosten — hinaus aufs Meer. Durch die Kaltfront ist nahezu garantiert, daß es unterwegs keine Probleme mit tropischen Stürmen geben wird. Welch weise Entscheidung!
Ein geradliniger Flug nach Südosten würde den winzigen Vogel nach Afrika bringen — weitab vom Bestimmungsort. Dennoch ändert der Baumwaldsänger seine Richtung nicht. Im Nonstopflug passiert er Bermuda und steigt, während er sich Antigua nähert, auf eine Höhe von 7 000 m. Die Luft in dieser Höhe ist kalt und sauerstoffarm. Warum fliegt er dann so hoch? Weil er dort die Winde vorfindet, die ihn nach Westen zu seinem eigentlichen Ziel, Südamerika, tragen. Nach einem Nonstopflug von über 3 800 km in mehr als drei Tagen und Nächten gelangt der Baumwaldsänger auf einen anderen Kontinent, direkt an sein Ziel.
Wissenschaftler staunen über die Leistung, die dieser kleine Vogel jedes Jahr vollbringt. Woher weiß er so genau, nach welchen Wetterbedingungen er Ausschau halten muß? Woher weiß er, wann er die Flughöhe wechseln muß, um die Winde vorzufinden, die ihn nach Südamerika tragen? Woher weiß er, welche Richtung er einschlagen muß, um diese Winde genau an der richtigen Stelle über dem Ozean zu kreuzen? Wissenschaftler können es nicht erklären und die Evolutionstheorie bestimmt ebensowenig.
Doch für die ungewöhnliche Reiseroute des Waldsängers gibt es einen guten Grund. Die Seeroute nach Südamerika ist wesentlich kürzer als ein Etappenflug von Insel zu Insel, und außerdem ist die Gefahr von seiten der Raubvögel geringer. Der Baumwaldsänger kann den Nonstopflug — vergleichbar mit dem Lauf eines Rennpferdes, das 80 Stunden lang jeweils eineinhalb Kilometer in zwei Minuten läuft — gut bewältigen, da er ein eigens dafür ausgelegtes Stoffwechselsystem hat. „Wenn ein Baumwaldsänger anstelle der Fettreserven seines Körpers Benzin verbrauchen würde“, bemerkte ein Wissenschaftler, „könnte er mit einem Liter 300 000 km weit fliegen.“
TERMITEN — KLIMATECHNIKER
Wer von Termiten geplagt ist, wird wahrscheinlich wenig Mitgefühl für ihre körperlichen Schwächen aufbringen. Sie sind empfindlich und schwächlich, benötigen eine sorgfältig geregelte Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Es scheint, daß diese Insekten im extremen Klima der Tropen niemals überleben könnten. Dennoch fühlen sie sich dort wohl. Wieso?
Das liegt an den architektonischen und technischen Fertigkeiten der Termiten. Termitennester sind Hügel aus getrocknetem Schlamm, der so hart ist, daß die Funken sprühen, wenn man ihn mit einem Beil zerschlägt. Manche australische Termiten bauen lange, schmale, keilförmige Hügel, die immer in Nord-Süd-Richtung stehen, da ihnen das wahrscheinlich Schutz vor der heißen Mittagssonne gewährt. Andere Termitenarten bauen Hügel, die, von der Ferne aus betrachtet, wie Hütten aussehen.
Während die Außenseite eines Termitenhügels zum Berühren zu heiß sein mag, herrscht im Innern eine behagliche Temperatur von 30 °C. Wie wird die Temperatur geregelt? Die dicken Wände tragen dazu bei, aber das ist nicht alles. Manche Termiten graben unterhalb des Nestes 40 m tief in den Boden, um das Grundwasser anzuzapfen, damit durch Verdunstung das Nest gekühlt und der richtige Feuchtigkeitsgehalt erreicht wird, und das selbst in der trockenen, heißen Wüstenluft. Andere bauen Nester mit einem „Keller“ und einem „Dachboden“. Zur Außenseite führen Kanäle, die für den Luftaustausch sorgen, die Temperatur regulieren und gewährleisten, daß sich im Nestinnern genügend Frischluft befindet. Es ist beobachtet worden, daß die Termiten ständig an diesen Kanälen arbeiten und sie öffnen und schließen, um die Klimaanlage vollkommen den Bedürfnissen anzupassen.
Wer hat den Termiten diese Fertigkeiten in Architektur und Klimatechnik beigebracht? Eine blinde Evolution? Oder ein intelligenter Konstrukteur?
TANZENDE BIENEN MIT STIMMRECHT
Vielleicht hast du schon von dem hervorragenden Instinkt der Honigbienen gehört. Oft erfüllen diese kleinen Geschöpfe mehrere Aufgaben in ihrem kurzen Leben. Sie beginnen als Pflegerinnen der Königin und der Larven und qualifizieren sich dann zu Bau-, Wächter- und Pförtnerbienen. Doch es sind die älteren Bienen, die die risikoreiche Aufgabe haben, nach Nektar und anderen benötigten Stoffen zu suchen, und deren Instinkt die größte Bewunderung hervorruft.
Wenn eine Sammlerin eine neue Nektarquelle findet, kehrt sie zum Bienenstock zurück, um die gute Nachricht zu übermitteln. Das tut sie mit Hilfe eines Tanzes. Die Geschwindigkeit und Figur (Kreis- oder Achterlinie) des Tanzes sowie die Häufigkeit des Schwänzelns mit dem Hinterleib informieren die anderen Bienen über die Entfernung der Nektarquelle. Durch den Tanz wird auch die Richtung zur Nektarquelle im Verhältnis zur Sonne angegeben. „Die Sprache der Bienen scheint unglaubwürdig“, heißt es in dem Buch „Die Insekten“, „aber sie ist durch zahlreiche Versuche bestätigt worden.“
Wenn der Stock überfüllt ist, folgen einige Bienen der alten Königin in ein neues Heim. Woher wissen sie, wohin sie gehen sollen? Aus dem neuentstandenen Schwarm fliegen Botschafter in alle Richtungen. Nur halten sie diesmal nicht nach Blumen Ausschau. Sie suchen vielmehr nach einer Baumhöhlung oder einem Mauerriß — einem Bauplatz für ein neues Heim. Die Kundschafter vollführen nach der Rückkehr einen Tanz, um, ähnlich wie bei den Tänzen für die Nektarsuche, die Lage des neuen Bauplatzes anzuzeigen. Botschafter, die gute Plätze gefunden haben, tanzen sehr begeistert, manchmal stundenlang. Viele andere Bienen werden durch den turbulenten Tanz angeregt, selbst einmal nachzusehen. Botschafter, die eine weniger günstige Stelle gefunden haben, tanzen nicht so lange oder begeistert, und es fühlen sich nicht so viele Bienen angeregt nachzusehen.
Allmählich beschränken die Bienen ihre Auswahl auf einige wenige Bauplätze, und schließlich bleibt nur einer übrig, da eine immer größere Zahl von bekehrten Kundschaftern durch begeisternde Tänze für die beste Stelle wirbt. Der Schwarm nimmt also mehrere Stellen in Augenschein und stimmt für die, die ihm am besten gefällt. Der ganze Vorgang kann sich über fünf Tage erstrecken, nach denen der Schwarm mit einmütiger Entschlossenheit zu seinem neuen Heim fliegt.
Können solche Wunder der Kommunikation und der sozialen Harmonie durch Mutationen und zufällige Ereignisse hervorgebracht werden? Entsteht in irgendeiner anderen Gesellschaftsordnung durch Unfälle und Chaos etwa Harmonie?
[Bild auf Seite 16]
DER BAUMWALDSÄNGER — EIN BEGABTER ZUGVOGEL
[Bilder auf Seite 17]
EIN TERMITENHÜGEL MIT KLIMAANLAGE
BIENEN STIMMEN AB