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  • Sie fanden in Nordirland wahre Sicherheit
    Der Wachtturm 1983 | 15. Oktober
    • Sie fanden in Nordirland wahre Sicherheit

      VON den Fenstern des Krankenhauses, das hoch über Londonderry liegt, der Stadt in der Nordwestecke Nordirlands, hat man eine wunderschöne Aussicht. Aber der junge Krankenpfleger hatte keine Zeit, über die Schönheiten der Schöpfung nachzudenken. Ihn beschäftigte etwas anderes, etwas Schreckliches. Er hatte mit eigenen Augen beobachtet, wozu die Bitterkeit und die Grausamkeit führen, die die religiös-politischen Streitigkeiten auszeichnen, unter denen die Provinz zu leiden hat.

      „Es war schrecklich“, sagte er, „zu sehen, wie junge Männer in Stücke gerissen wurden. Als Sanitäter konnten wir es uns nicht leisten, darüber nachzudenken, ob sie Protestanten oder Katholiken waren; für uns waren es Menschenleben, die gerettet werden mußten. Ständig fragte ich mich: ‚Was hat das alles zu bedeuten? Warum läßt Gott es zu?‘“

      Ein Vermächtnis der Vergangenheit

      Wie dieser junge Pfleger wissen die meisten Leute in Nordirland aus dem Geschichtsunterricht, daß es sich dabei nicht um ein neues Problem handelt. Seit dem 12. Jahrhundert ist es immer wieder zu religiösen und politischen Kämpfen zwischen den Engländern und den Iren gekommen.

      Im Laufe der Zeit siedelte sich die protestantische Bevölkerung im Norden an. Anfang dieses Jahrhunderts kam es schließlich zu einer Teilung des Landes, durch die die hauptsächlich katholische Republik Irland entstand, die den Süden und den Westen einnimmt, und die überwiegend protestantische Provinz Nordirland. Hier wünscht die Mehrheit der Bevölkerung, ihre engen Bindungen zu den übrigen Britischen Inseln aufrechtzuerhalten.

      Erste Förderer wahrer Sicherheit

      Charles Taze Russell, der erste Präsident der Watch Tower Bible and Tract Society, besuchte Nordirland viermal: in den Jahren 1891, 1903, 1908 und 1911. Bei seinem letzten Besuch in der Stadt Belfast kam eine „Klasse“ oder Gruppe von ungefähr 40 Bibelforschern mit ihm zusammen. Ihre Predigttätigkeit trug langsam Früchte, zunächst hauptsächlich in protestantischen Gebieten. Am Ende des Zweiten Weltkrieges im Jahre 1945 gab es in Nordirland 120 Zeugen Jehovas.

      Zu den ersten Vollzeitarbeitern gehörte eine schmächtige, zierliche Frau. In der ersten Zeit drohten ihr einige Leute, denen sie predigte, tätlich zu werden. Eine Frau jagte sie zum Beispiel mit der Mistgabel davon, und ein Mann versuchte, sie am Hals zu packen, nachdem er sie eine Delila genannt hatte.

      „Im großen und ganzen ist es nicht schlimm gewesen“, erklärte sie kürzlich vor Beendigung ihres irdischen Laufs. „Wir gewöhnten uns daran, daß sie uns anschrien. Wenn man um den Schutz des Herrn betet, erhält man ihn auch.“ Diese treue Zeugin war gut bekannt, da sie mit ihrem Fahrrad in ganz Nordirland herumkam.

      Ein weiterer der ersten Arbeiter erzählt von der Zeit, wo man ihn und seinen Gefährten irrtümlich für Protestanten hielt, als sie in einer ausschließlich katholischen Gegend predigten. Man eröffnete auf sie ein Sperrfeuer von Steinen und anderen Geschossen. Sie sprangen in ihren Wagen, wendeten schnell und fuhren die Straße, eine Sackgasse, wieder zurück, wobei sie versuchten, sich einen Weg durch die versammelte Menge zu bahnen. Dabei zerschmetterte der Pöbel die Windschutzscheibe und schlug mit Eisenstangen auf den Wagen ein. Die beiden Zeugen kamen mit einem Schock und ohne schwerwiegende Verletzungen davon.

      Die feste Entschlossenheit der ersten Zeugen Jehovas hat dazu geführt, daß es jetzt 778 Personen gibt, die sich an dem Werk beteiligen, durch das anderen geholfen wird, zu erkennen, wie gemäß der Bibel die unsicheren Verhältnisse, die in Nordirland so viel Herzeleid verursacht haben, beseitigt werden können. Was geht in den 30 Versammlungen und kleineren Gruppen der Zeugen Jehovas hier vor sich?

      Erfahrungen aus der Gegenwart

      Im Jahre 1979 bekam ein junger Geschichtslehrer, der mit den Tragödien der Vergangenheit vertraut war, in der Wohnung eines Freundes ein Exemplar des Wachtturms in die Hand. Was er las, fesselte ihn, und er besorgte sich weitere Literatur. „Da ich eine Leseratte bin, verschlang ich die Schriften gierig“, sagte er, „und ich war immer mehr davon beeindruckt, daß alles so gut übereinstimmte und vor allem so vernünftig war.“

      Doch die protestantischen Angehörigen des Mannes hatten keine Wertschätzung für das, was er kennenlernte, und bombardierten ihn mit Schriften gegen die Zeugen. „Ich war ziemlich bestürzt über die Gegnerschaft, auf die ich stieß“, sagte er, „bis ich Matthäus 10:36 las, wo es heißt, daß ‘eines Menschen Feinde seine eigenen Hausgenossen sein werden’. So erzielten die Hetzschriften mit ihren verdrehten und verbitterten Aussagen bei mir die gegenteilige Wirkung. Sie überzeugten mich nur noch um so mehr davon, daß Jehovas Zeugen die Wahrheit haben.“

      In der Zwischenzeit hatte der Mann geheiratet, und er hatte den Wunsch, daß auch seine Frau das schätzen würde, was er kennengelernt hatte. Er erklärte: „An einem Sonntag nach dem Besuch einer besonders erbauenden Zusammenkunft betete ich von ganzem Herzen zu Jehova. Als ich nach Hause kam, war ich erstaunt, daß meine Frau in ihrer King-James-Bibel las. Ich begann ihr zu erzählen, was ich im Königreichssaal gelernt hatte, und war überrascht, daß sie aufmerksam zuhörte. Dann sagte sie ganz unerwartet, sie würde gern mit mir die Zusammenkünfte besuchen. Ich erfuhr, daß ihr zuvor an jenem Tag, als sie zum erstenmal seit unserer Hochzeit in ihrer Bibel geblättert hatte, Psalm 83:18 geradezu in die Augen gesprungen war: ‚... daß sie erkennen mögen, daß du, dessen Name allein JEHOVA ist, der Höchste bist über die ganze Erde.‘ Das hatte ihr Interesse geweckt.“

      Diese beiden jungen Menschen sind jetzt Gott hingegeben und getauft und sagen: „Wir sind fest entschlossen, uns von niemandem den Preis, wahres Glück in der Gegenwart und ewiges Leben auf der gereinigten Erde, rauben zu lassen.“

      In der Vergangenheit waren zwar hauptsächlich Protestanten für die biblischen Wahrheiten empfänglich, doch das hat sich geändert. Seit Beginn der gegenwärtigen Unruhen ist es viel einfacher, in katholischen Gebieten Zeugnis zu geben. Einige Personen, die mit der Wahrheit in Berührung gekommen sind, waren aktiv an den Auseinandersetzungen beteiligt gewesen.

      Zum Beispiel war für zwei leibliche Schwestern Anfang 20 die Gewalt nichts Neues. Als Kinder hatten sie gesehen, wie ein Junge von Soldaten erschossen wurde. Ihre Familie war von einer Bande militanter protestantischer Jugendlicher gezwungen worden, die Wohnung zu verlassen. Ein andermal hatte man auf das Fenstersims ihrer Wohnung eine Nagelbombe gelegt. Als Jugendliche versuchten sie all das zu ändern, was sie für politische und soziale Ungerechtigkeiten hielten.

      Eines der Mädchen schloß sich einer terroristischen Organisation an. Mit 16 kam sie wegen illegalen Waffenbesitzes für drei Wochen ins Gefängnis. Beide Mädchen beteiligten sich an Demonstrationen zur Unterstützung terroristischer Vereinigungen. In Decken gehüllt, sammelten sie in öffentlichen Bars Geld für republikanische Gefangene, die forderten, als politische Häftlinge anerkannt zu werden.

      Als die beiden Mädchen jedoch im Laufe der Zeit den Haß im Herzen derer beobachteten, mit denen sie verbunden waren, wurden sie ihrer Illusionen beraubt. Im Jahre 1979 sprach jemand bei ihnen zu Hause vor, um ihnen biblische Erkenntnis zu vermitteln. Sie hörten aufmerksam zu, waren aber sehr skeptisch. Daß eine gute Regierung für wahre Sicherheit sorgen werde, erschien ihnen weit hergeholt. Doch allmählich verstanden sie, daß durch Gottes Königreichsregierung diese wahre Sicherheit eine Realität werden würde (Matthäus 6:9, 10; Jesaja 9:6, 7; Daniel 2:44).

      Den Mädchen fiel es schwer, zu glauben, jemand in einer Stadt wie Belfast könne in bezug auf die politische Lage neutral sein. Als sie jedoch mit Jehovas Zeugen Gemeinschaft pflegten, beobachteten sie die unter wahren Christen herrschende Einheit und das echte Vertrauen auf Gottes Königreich. „Im Königreichssaal werden keine politischen Reden gehalten“, sagten sie. Sie machten schnelle Fortschritte und traten trotz heftigen Widerstandes standhaft für Gottes Königreich ein.

      Neutralität bringt Schutz

      Ein junger Vollzeitprediger der Zeugen Jehovas sprach in der Kleinstadt Newry, in der Nähe der Südgrenze Nordirlands zur Republik Irland, bei einigen interessierten Personen vor. Hier wurden terroristische Gruppen stark unterstützt.

      Plötzlich hielt ein Auto neben ihm. Einer der Insassen befahl ihm mit dem Gewehr in der Hand, auf dem Vordersitz Platz zu nehmen. „Zuerst dachte ich, man würde mich erschießen“, sagte der junge Zeuge, „weil man mich irrtümlich für einen Soldaten in Zivil gehalten habe. Man brachte mich jedoch zu einem Haus und sperrte mich in einen dahinterliegenden kleinen Kohlenschuppen. Nach einer Zeit, die mir wie eine Ewigkeit erschien, führte man mich mit verbundenen Augen in das Haus.

      Dort konnte ich hören, wie Leute meine Aktentasche durchsuchten und sich über meine Notizen über Personen unterhielten, die ich besucht hatte. Sie fragten, wer ich sei und was ich in der Gegend getan hätte. Wiederholt erklärte ich, daß ich als ein Zeuge Jehovas Menschen helfen würde, die Bibel zu verstehen, und daß ich einige Leute besucht hatte, die unsere Zeitschriften gern lasen.

      Einer der Männer verließ den Raum mit den Worten: ‚Richte das Gewehr auf ihn, und wenn er sich bewegt, jagst du ihm eine Kugel in den Kopf!‘ Ich verhielt mich selbstverständlich sehr ruhig und betete ständig zu Jehova. Nach einiger Zeit kam der Mann zurück und sagte den anderen, sie könnten mich freilassen. Er muß jemand gefunden haben, der meine Aussage bestätigt hatte. Immer noch das Gewehr auf mich gerichtet, führte man mich zum Wagen zurück, brachte mich in die Nähe des Stadtzentrums und ließ mich frei.“

      In einer Reihe ähnlicher Fälle hat sich die neutrale Haltung der Zeugen Jehovas als ein echter Schutz erwiesen. Ihre Neutralität in politischen Angelegenheiten ermöglicht es ihnen, in jedem Gebiet der Provinz ihr biblisches Erziehungswerk durchzuführen.

      Der Bau von Königreichssälen

      Gewöhnlich sind die Versammlungen hier relativ klein; nicht viele zählen mehr als 60 bis 70 Personen. Doch die Königreichsverkündiger verrichten ihr Werk ganzherzig und tatkräftig. Ein Beweis dafür ist der Bau vieler neuer Königreichssäle. Zum Beispiel haben in Belfast und im Umkreis von 30 Kilometern neun Versammlungen eigene Königreichssäle errichtet.

      Diese Bauarbeiten sind nicht ohne Widerstand und Schwierigkeiten ausgeführt worden. Ein älterer Angehöriger der Versammlung Londonderry bemerkte: „Ich erinnere mich, daß einige in der Versammlung sagten: ‚Wir werden nie einen eigenen Raum haben.‘ Wären sie doch heute noch am Leben, dann könnten sie sehen, daß Jehovas Geist mit uns ist in unserem neuen Königreichssaal!“

      Selbst einige kleinere Gruppen erhielten eine eigene Versammlungsstätte, wie zum Beispiel die Versammlung in Enniskillen, die damals nur 14 Königreichsverkündiger hatte. Jahrelang kamen sie in einem gemieteten Raum zusammen. Aber dann erkannten sie, daß sie einen eigenen Saal benötigten. Ihre Mittel waren zwar begrenzt, doch machten sie sich im festen Glauben an die Macht Jehovas ans Werk.

      Die Versammlung erwarb ein Fertighaus, fand ein gutes Grundstück dafür, und ein Problem nach dem anderen löste sich von selbst. Als andere Versammlungen von ihrer Notlage hörten, gingen Spenden ein. Ein älteres Glied der Versammlung sagte: „Diese Hilfe von anderen ließ uns in Enniskillen wirklich die Zugehörigkeit zu unserer internationalen Bruderschaft verspüren.“

      Wahre Sicherheit nicht nur ein Traum

      Trotz der ständigen Unruhen und der anhaltenden Bitterkeit und Uneinigkeit im Land finden immer mehr Menschen wahre Sicherheit, wenn sie die Vorkehrungen kennenlernen, die Jehova getroffen hat, um die Dinge richtigzustellen. Vielleicht hast du dich zum Beispiel gefragt, was aus dem jungen Krankenpfleger geworden ist, der so schreckliche Dinge erlebt hat.

      Als zwei Zeugen Jehovas englischer Abstammung bei ihm vorsprachen, hatte er zunächst gedacht: „Wir brauchen in Irland keine Ausländer, die uns über Religion belehren.“ Doch seine Einstellung änderte sich, als er merkte, daß sich alles, was sie sagten, eindeutig auf die Bibel stützte. Dieser Mann dient heute als Dienstamtgehilfe in einer Versammlung. Er und viele andere sind jetzt fest davon überzeugt, daß wir in der Zeit leben, wo Jehova seine großartigen Verheißungen verwirklicht, gemäß denen er alles beseitigen wird, was Kummer und Herzeleid verursacht, und dafür sorgen wird, daß mit der Zeit auf der ganzen Erde paradiesische Verhältnisse herrschen (Psalm 37:9-11, 29).

      [Karten/Bild auf Seite 13]

      (Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

      NORDIRLAND

      LONDONDERRY

      BELFAST

      Newry

      Enniskillen

      [Karte]

      IRLAND

      GROSSBRITANNIEN

  • „Nicht sehr klug“
    Der Wachtturm 1983 | 15. Oktober
    • „Nicht sehr klug“

      Lloyd S. Etheredge, außerordentlicher Professor für Politikwissenschaft am Massachusetts Institute of Technology, sagte vor nicht allzu langer Zeit: „Oberst Edward House, der bei Woodrow Wilson Chefberater in politischen Fragen war, wurde einmal auf seine nie versagende Höflichkeit gegenüber anderen Leuten angesprochen ... Der Oberst erklärte, er sei im alten Westen zu einer Zeit aufgewachsen, in der die meisten Leute stets einen Colt bei sich getragen hätten. Unter diesen Umständen, so meinte er, lernte man schnell, daß es nicht sehr klug war, anmaßend zu sein.“

      In dem heutigen Zeitalter der Gewalt ist es besonders unweise, anmaßend zu sein. Die Bibel sagt warnend: „Wer anmaßender Seele ist, erregt Streit“ (Sprüche 28:25).

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