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  • Hiroschima — Verblassen die Erinnerungen?
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Erwachet! 1985
g85 22. 8. S. 6-8

Hiroschima — Verblassen die Erinnerungen?

DEN Japanern standen die Tränen in den Augen, als sie sich am 15. August 1945 zur Mittagszeit um ihre Radiogeräte versammelten. Sie hörten die Stimme ihres Kaisers, der sagte: „Die Erfordernisse der Zeit und des Schicksals haben Uns veranlaßt, den Weg zum Frieden für alle Generationen der Zukunft zu beschreiten, unter Erduldung all dessen, was überhaupt erduldet werden kann.“

Nur knapp eine Woche war vergangen, seit das japanische Volk gehört hatte, daß Hiroschima und Nagasaki durch neuartige Bomben verwüstet worden waren. Jetzt wurde der Bevölkerung erklärt, der Krieg im Pazifik sei zu Ende — und Japan hatte den Krieg verloren!

Der Krieg hatte einen hohen Tribut gefordert. Die körperlichen und geistigen Kräfte der Menschen waren erschöpft, das Land glich einer Wüste. Mehr als 3 Millionen Japaner hatten im Krieg ihr Leben verloren, und 15 Millionen waren obdachlos geworden. Neunzig größere Städte waren mehrfach bombardiert worden, und 2,5 Millionen Gebäude und Wohnungen lagen in Trümmern. Der Krieg hatte Tokio in Schutt und Asche gelegt und seine Bevölkerung dezimiert. Das war eine demütigende Niederlage — ein dunkles Kapitel in der Geschichte des Landes der aufgehenden Sonne.

Verzicht auf Krieg

Nach einer Niederlage und inmitten von Trümmern fällt es einem nicht schwer, die Sinnlosigkeit des Krieges zu begreifen. Daher wurde die japanische Verfassung unmittelbar nach dem Krieg nach demokratischen Gesichtspunkten revidiert; auf Krieg wurde für immer verzichtet. In Artikel 9 der revidierten Verfassung heißt es:

„Im aufrichtigen Bemühen um einen auf Gerechtigkeit und Ordnung gegründeten internationalen Frieden entsagt das japanische Volk für alle Zeit dem Krieg als einem Recht seiner nationalen Souveränität sowie der Androhung oder Anwendung von Gewalt als eines Mittels zur Entscheidung zwischenstaatlicher Streitigkeiten.

Um die im vorausgehenden Absatz genannten Ziele zu erreichen, werden Land-, See- oder Luftstreitkräfte oder sonstiges Kriegspotential niemals wieder unterhalten. Das Recht des Staates, einen Krieg zu führen, wird nicht anerkannt.“

Angesichts dieser kühnen und edlen Absichtserklärung gewinnt man den Eindruck, Japan habe aus seiner Erfahrung gelernt. Die Japaner haben zweifelsohne eine starke Abneigung gegen den Krieg und fürchten insbesondere einen Atomkrieg. Das Land hat sich folgenden drei „nichtnuklearen Prinzipien“ verschrieben: keine Herstellung, kein Besitz und keine Einfuhr nuklearer Waffen. Jedes Jahr versammeln sich überall im Land Hunderttausende von Japanern, um zum Protest gegen Kernwaffen aufzurufen. Atomwaffen, so fordern sie, sollten nie wieder zum Einsatz kommen — nirgendwo!

Ein erstaunlicher Aufschwung — In welche Richtung?

Heute, 40 Jahre nach Hiroschima, erscheint es einem unglaublich, welchen Wohlstand das moderne Japan erreicht hat. Ohne die Last von Rüstungsausgaben war Japan in der Lage, seine Mittel zum Wiederaufbau zu verwenden. Dort, wo einst alles in Trümmern lag, stehen heute schöne Häuser und Wolkenkratzer. Glänzende Autos, gutgekleidete Menschen und teure Restaurants bieten einen ganz anderen Anblick als die Not und das Elend der ersten Nachkriegsjahre. Die Warenhäuser sind gefüllt mit allerlei Luxusgütern, und die Fabriken produzieren unaufhörlich Gebrauchsgüter für das In- und Ausland. Ja, Japan hat sich zu einer der wohlhabendsten Nationen der Welt aufgeschwungen.

Wozu hat aber der materielle Wohlstand geführt? Ist die Erinnerung an Hiroschima und Nagasaki durch den wirtschaftlichen Aufschwung verblaßt? Betrachten die Japaner den Krieg um so weniger als abscheulich, je mehr die Narben, die er hinterlassen hat, verschwinden?

Umfragen aus jüngerer Zeit lassen erkennen, daß das japanische Volk zwar immer noch wünscht, daß sein Land ein nichtatomarer Staat bleibt, aber pessimistisch in die Zukunft blickt. Die Hälfte der Befragten befürchtet einen Atomkrieg. Auch nimmt die Zahl derer zu, die meinen, Japan werde innerhalb des nächsten Jahrzehnts eine Nuklearmacht. Warum hegen die Menschen diese Befürchtungen? Betrachten wir, welche Entwicklungen vor sich gegangen sind.

Nach dem Krieg wurde eine nationale Polizeireserve aus 70 000 Infanteriesoldaten aufgestellt. Später wurde diese Streitmacht auf eine Stärke von 250 000 Mann erhöht, in Heer, Marine und Luftwaffe aufgegliedert und mit dem Namen jieitai oder Selbstverteidigungsstreitkräfte versehen. Japans Militäretat belief sich aber nur auf 1 Prozent des Bruttosozialprodukts. Da in vielen Teilen der Welt die Spannungen zunehmen, fühlt sich Japan jedoch veranlaßt, sein Verteidigungspotential zu vergrößern.

Kürzlich erklärte Japans Premierminister Nakasone, daß man beabsichtige, aus Japan „einen großen Flugzeugträger“ zu machen. Gegen den Wunsch der Öffentlichkeit ist geplant, den Verteidigungsetat 1985 um 7 Prozent zu erhöhen. Wie aus Berichten der Zeitung Daily Yomiuri hervorgeht, hat sich Japan an einen Fünfjahresplan (1986—1990) gebunden, gemäß dem die Verteidigungsanstrengungen systematisch und kontinuierlich gesteigert werden.

Veränderungen in der Einstellung gegenüber dem Krieg werden nicht nur in der Regierungspolitik, sondern auch bei der Bevölkerung sichtbar. Im Jahre 1970 kam es zu einer der größten Demonstrationen in der Geschichte Japans, als das japanisch-amerikanische Sicherheitsabkommen — die Vereinigten Staaten von Amerika gewähren im Austausch für die Errichtung von Militärstützpunkten in Japan dem Land in Krisenzeiten Schutz — verlängert wurde. Als dieses Abkommen 1980 erneut verlängert wurde, kam es hingegen zu keiner einzigen nennenswerten Protestkundgebung.

Das liegt daran, daß sich im heutigen Japan nur noch wenig Menschen, die jünger als 50 Jahre sind, an den Krieg entsinnen oder darüber sprechen möchten. Einige sehen in der sorgfältigen Revision der Schulbücher das Bestreben, bedeutende Tatsachen zu streichen, die zu jenem schrecklichen Krieg geführt haben. Wie Fußspuren an einem Sandstrand nach und nach von den Wellen verwischt werden, so werden auch die politischen Ansichten der Menschen durch die sich verändernden Weltverhältnisse geprägt. Die großen Fragen, die sich viele stellen, lauten: Wie würde sich Japan wohl in einem künftigen Konflikt verhalten? Würde sich das Land wiederum an einem Krieg beteiligen, wenn ein anscheinend berechtigter Grund vorläge? Sind die Erinnerungen an Hiroschima verblaßt?

Welchen Lauf das Volk als Ganzes einschlagen wird, bleibt abzuwarten. In Japan haben jedoch schon viele in dieser Hinsicht eine persönliche Entscheidung getroffen. Einer von ihnen saß in Hiroschima gerade im Gefängnis, als die Atombombe explodierte, überstand aber die Katastrophe in einer der tiefgelegenen Gefängniszellen. Man hatte ihn nicht als Kriminellen inhaftiert. Vielmehr hatte er es aus Gewissensgründen abgelehnt, sich am Krieg zu beteiligen.

Durch ein Studium der Bibel hatte er den Standpunkt Gottes in bezug auf die Kriege der Menschheit kennengelernt und erfahren, daß Gottes Königreich das einzige Mittel ist, durch das wahrer Frieden herbeigeführt werden kann. (Siehe Jesaja 2:4; Daniel 2:44.) Weil er aus Liebe zu Gott und zu seinen Mitmenschen diese Botschaft predigte, sperrte man ihn ins Gefängnis.

Wie er, so predigen heute in Japan mehr als 100 000 Zeugen Jehovas fleißig die „gute Botschaft vom Königreich“ (Matthäus 24:14). Viele von ihnen haben die Schrecken von Hiroschima und Nagasaki persönlich durchlebt. Wie eine junge Frau aufgrund jenes außergewöhnlichen Ereignisses nach etwas Besserem suchte — und was sie fand —, wird im nächsten Artikel erzählt.

[Bild auf Seite 7]

Das heutige Hiroschima; der Teil links unten im Bild zeigt denselben Teil der Stadt wie auf Seite 4 (aus der entgegengesetzten Richtung)

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