Wir beobachten die Welt
Paraguay: Kinder von Schulen gewiesen
Die Schulbehörden in Paraguay schlossen während des Jahres 1984 mehr als 60 Kinder von Zeugen Jehovas vom Schulunterricht aus. Die Kinder hatten sich geweigert, an patriotischen Zeremonien teilzunehmen, weil das ihr biblisch geschultes Gewissen verletzt hätte. Auch 1985 wurden Kinder von Zeugen Jehovas von der Schule verwiesen; andere Schüler wurden erst gar nicht aufgenommen. Dadurch wurde die Glaubwürdigkeit der verfassungsmäßigen Garantie „des Rechts, sich zu einer Religion zu bekennen ... und sie zu praktizieren ..., solange sie nicht guten Sitten und der öffentlichen Ordnung entgegengesetzt ist“, ernsthaft in Frage gestellt.
Am 15. April 1985 fällte eine untere Instanz in Asunción ein günstiges Urteil bezüglich der Eingabe von fünf Familienvätern, ihre zehn Kinder wieder zum Schulunterricht zuzulassen. Die Anwälte argumentierten mit Erfolg, daß „durch die Bewahrung von Stillschweigen [während patriotischer Zeremonien] seitens der Schüler, die Kinder von Zeugen Jehovas sind, ein RESPEKTVOLLES Verhalten zum Ausdruck kommt, durch das in keiner Weise Anstoß erregt werden soll“. Doch am 8. Mai verwarf das Appellationsgericht das Urteil. Am 17. April hatte das Ministerium für Erziehung und Kultus mit der Veröffentlichung der Resolution Nr. 1051 noch zusätzlich die Empfehlung gegeben, alle Kinder, die das nationale Emblem nicht grüßten, von der Schule zu verweisen. Die Familienväter haben nun ihren Fall vor den Obersten Gerichtshof von Paraguay gebracht. In der Zwischenzeit ist in einem Fall, der zehn andere Kinder betrifft, das günstige Urteil einer unteren Instanz, die Jehovas Zeugen gegenüber günstig eingestellt war, von dem Ministerium angefochten worden. Die künftigen Urteile werden zeigen, ob das Land zu seiner verfassungsmäßig garantierten Religionsfreiheit steht oder nicht.
Neue japanische Bibel
Die Watch Tower Society hat eine neue Nachschlagebibel in modernem Japanisch veröffentlicht. „Die erste ihrer Art“, meldete die japanische Zeitung Asahi Evening News. Die Zeitung bezeichnete die Bibel als einen „Segen für alle, die eine genaue Übersetzung schätzen“, und fügte hinzu: Sie ist „leicht zu lesen“. In dem Artikel wurde auch bemerkt, daß „dieses neue Werk 11 400 Fußnoten hat, die alternative Textwiedergaben enthalten und so die neue Nachschlagebibel zu einer Übersetzung machen, die es ermöglicht, verschiedene Lesarten miteinander zu vergleichen. Sie enthält 125 000 Querverweise zu anderen Textstellen, was die innere Harmonie der 66 [Bibel-]Bücher erkennen läßt.“ Die Bibelübersetzung wurde am 19. Mai im Yokohama-Stadion in Anwesenheit von 28 564 Zeugen Jehovas freigegeben. Über Telefonleitungen waren 30 andere Versammlungsstätten in ganz Japan mit dem Stadion verbunden, so daß die Zuhörerzahl sogar auf insgesamt 174 959 anstieg.
Immer mehr Spione
„Niemals zuvor in unserer Geschichte sind so viele Leute der Spionage angeklagt worden wie heute“, erklärte der Direktor des FBI (Bundeskriminalpolizei der USA), William H. Webster. Im Jahre 1984 wurden 9 Personen, davon waren 5 amerikanische Bürger, der Spionage angeklagt, was bedeutet, daß die Gesamtzahl der Spione in den USA seit 1979 auf 22 angestiegen ist. Warum nimmt die Zahl der Spione so stark zu? Den größten Einfluß auf die Motivation übt das Geld aus. Es gibt jedoch noch einen Grund. Gemäß einer Meldung der New York Times geben Forscher an, daß „in den letzten Jahren eine gefährliche neue Gruppe von Spionen aufgetreten ist: Männer oder Frauen, die aufgrund ihrer beruflichen Stellung Zugang zu geheimen Informationen haben und von dem Intrigenspiel in Spionageromanen und -filmen so fasziniert sind, daß sie plötzlich dem Drang nachgeben, selbst wie die Helden ihrer Phantasiewelt zu handeln“. „Nicht nur wegen des Geldes“ werden manche Menschen zu Spionen, „sondern auch, weil es Nervenkitzel bereitet“.
Heidentum im Bischofsgewand
„Weißbärtig, angetan mit Kapuzenmantel oder Bischofsgewand“, schreibt die Basler Zeitung, „mitunter begleitet von seinem Eselchen und dem Knecht Ruprecht ... tritt er auf, einmal im Jahr, am 6. Dezember, sehnlichst und auch etwas bange erwartet von vielen Kindern, denen er Gaben mitbringt.“ Hier ist von „Sankt Nikolaus“ die Rede. Dieser Name geht auf den mildtätigen Bischof Nikolaus von Myra (Kleinasien), einen Zeitgenossen Konstantins des Großen, zurück. „Sein Leben ist mit vielen Sagen und Legenden, soll man sagen: geschmückt oder verunstaltet“, bemerkt ein altes kirchliches Lexikon. Der 6. Dezember, der als sein Todestag gilt, wurde im Jahre 1222 zum Feiertag erklärt. Schon im 6. Jahrhundert war die Nikolauskirche in Myra, die über der ursprünglichen Grabkapelle errichtet wurde, eines der bedeutendsten Heiligtümer der byzantinischen Christenheit und das Ziel großer Pilgerscharen. Im 10. und 11. Jahrhundert breitete sich dann der unbiblische Nikolauskult in vielen Gebieten des Abendlandes aus. Der Bischof, der auch Nikolaos Thaumaturgos (der Wundertäter) genannt wurde, wurde zu einem der am meisten verehrten Heiligen und Schutzheiligen sowohl in der griechischen als auch in der römischen Kirche. Die Nikolausbräuche sind, wie Nachschlagewerke zeigen, mit jahreszeitlichen Naturmythen (Knecht Ruprecht) — also heidnischem Gedankengut — eng verbunden. (Siehe Erwachet!, 8. Dezember 1984, Seite 29.)
Reh und Hase leiden mit
„Kommt nun auch das Aus für die Wildtiere?“ fragt die Tiroler Tageszeitung. Anlaß zur Besorgnis geben Informationen des Wiener Forschungsinstituts für Wildtierkunde. Hasen in Ackerbaugebieten, in denen Saatgutbeizmittel verwendet werden, weisen zum Beispiel zwanzigmal mehr Schwermetalle und bis zu dreißigmal mehr Quecksilber in den inneren Organen auf als Tiere in unbelasteten Gegenden. Auch giftige Pflanzenschutz- und Unkrautvertilgungsmittel belasten Feldhasen. Und sie entziehen ihnen wichtige Futtermittel. Insektenbekämpfungsmittel wiederum vernichten die Nahrungsgrundlage von jungen Rebhühnern und Fasanen. An Lärm und Unruhe kann sich zwar das Wild gewöhnen, doch ständige Beunruhigung macht es anfälliger für Krankheiten. So kann ein Tiefschneefahrer, der das Tier in Panik bringt, eine empfindliche Störung auslösen. Wie sich der saure Regen auf Reh und Hase auswirkt, wurde bisher noch nicht genau erfaßt. Am Wildtierinstitut ist man aber überzeugt: „Der Zustand unserer Wildtiere ist ein weiteres Zeichen, daß mit unserer Umwelt etwas nicht stimmt.“
Traumfigur
Vor „Fitneß um jeden Preis“ warnt die Münchner Medizinische Wochenschrift. So lobenswert die Absicht auch sei, „dem über Jahre vernachlässigten Körper Fettpolster um Fettpolster abzuringen, so fatal sind oft die Folgen des Fitneßwahns“. Nachforschungen der amerikanischen Gesellschaft für Physiotherapie in Krankenhäusern, bei privaten Physiotherapeuten und Sportmedizinern zu Beginn des Jahres 1984 hatten ergeben, daß mehr als 1 600 Frauen im Alter zwischen 16 und 54 Jahren, die „an Fitneßkursen im weiteren Sinn teilgenommen“ hatten, wegen Sportverletzungen behandelt werden mußten. „Von den untersuchten Fällen litten 648 Frauen an Rückenverletzungen, 234 an Achillessehnen- und Beinverletzungen — inklusive 15 gerissener Achillessehnen; 206 Frauen hatten wegen Kniebeschwerden einen Arzt aufgesucht“, heißt es. Auch von ausgekugelten Schultern war in dem Bericht die Rede. Eine Art Fitneßbesessenheit, unqualifizierte Lehrer und die Profitsucht der Sportartikelhersteller seien mitverantwortlich für die Verletzungen. Aufwärmübungen sollten langsam und konzentriert durchgeführt werden. Schwitzen sei kein ausreichendes Anzeichen dafür, daß die Muskeln für bestimmte Übungen bereit seien.
Risiko „Spirale“
Aus einem neuen Untersuchungsbericht über die Risiken des Intrauterinpessars („Spirale“) geht hervor, daß 88 000 Paare in den USA keine Kinder bekommen können, weil die Frau über längere Zeit die „Spirale“ getragen hat. Die Studie ist von dem amerikanischen Gynäkologen Daniel Cramer an der Bostoner Frauenklinik durchgeführt worden und wurde vom New England Journal of Medicine veröffentlicht. Vor allem bei jungen Frauen, die sich auf diese Weise vor einer ungewollten Schwangerschaft schützen wollen, kann die Methode zur Sterilität führen. Viele Frauen verzichten aus einem anderen Grund auf die Benutzung der „Spirale“: Es gibt Anzeichen dafür, daß bei eingelegtem Intrauterinpessar eine Empfängnis stattfinden und es in der Folge zu einer Abtreibung kommen kann. (Vergleiche Wachtturm vom 1. September 1979, Seite 31.)
Computer als „Komplize“
Nach Schätzungen von Experten entsteht in der Bundesrepublik Deutschland jährlich ein Schaden von mehr als 15 Milliarden Mark durch die „vielleicht bedrohlichste Straftat des ausgehenden Jahrhunderts“ — die Computerkriminalität. Computertäter sind in ihrem Betrieb meist sogenannte Insider und verfügen über das nötige Computer-Spezialwissen. Unbemerkt machen sie sich mangelnde Sicherheitsvorkehrungen von Betrieben, Banken und Behörden zunutze. Wie die Zeitschrift Der Praktische Arzt (16/85) bemerkt, sollen gemäß einem dpa-Bericht allein im elektronischen Überweisungsverkehr der deutschen Kreditinstitute jedes Jahr bis zu einer halben Milliarde Mark verschwinden. Von den nur selten aufgedeckten Fällen geht lediglich ein geringer Teil in die Betrugsakten der Polizei ein, weil „die betroffenen Firmen den Imageverlust durch publizitätswirksame Betrugsaffären zu vermeiden suchen“. Betrügerische Manipulation, Schwarzarbeit an betriebseigenen Anlagen, Betriebsspionage und sogar Sabotage haben durch die moderne Technik eine neue Dimension erlangt. Doch auch durch den Totalausfall eines Rechners kann ein Unternehmen — ohne betrogen worden zu sein — innerhalb weniger Tage vor dem Ruin stehen.
Etwas über Regentropfen
Wie lange braucht ein Regentropfen, um aus einer Höhe von beispielsweise 1,5 km zu fallen? Die Fallzeit hängt vom Durchmesser des Tropfens ab. „Beträgt dieser ein zehntel Millimeter, so dauert der Fall des Tropfens 78 Minuten. Ist der Durchmesser noch kleiner, wie etwa bei Nieselregen, so beträgt die Falldauer 312 Minuten“, wird im Luxemburger tageblatt berichtet. Je größer der Durchmesser und das Eigengewicht, desto größer ist auch die Fallgeschwindigkeit. So legen die kleinsten, etwa 0,1 Millimeter großen Wassertropfen nur 30 cm in der Sekunde zurück, die mit einem Durchmesser von 1 Millimeter aber bereits 4 m und bei 5 Millimeter gar 8 m in der Sekunde. Und wieviel wiegen Regentropfen? Die kleinen Nebeltröpfchen mit einem Durchmesser von nur zwei hundertstel Millimeter wiegen nur vier millionstel Gramm. Die großen Tropfen (bis 7,5 Millimeter Durchmesser) wiegen etwa ein viertel Gramm.
Dritte Welt: Segen und Fluch des Wassers
In der Liste der Tropenkrankheiten rangiert die Bilharziose nach der Malaria an zweiter Stelle. Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO), so ist der medizinischen Zeitschrift selecta zu entnehmen, erklären das mit der Anlage von Wasserreservoiren und Bewässerungsprojekten. Sie dienen nämlich — obschon für die Landwirtschaft segensreich — einem Zwischenwirt der Bilharzien, der gefürchteten Wasserschnecke, als ideale Brutplätze. Jahrzehntelang versuchte man, die Krankheit mit Hilfe von Schneckenvertilgungsmitteln unter Kontrolle zu bekommen. Heute hat sich der Kampf verlagert — von der Schnecke zum kranken und gefährdeten Menschen. Durch Kampagnen zur Gesundheitserziehung weist man jetzt zum Beispiel die Kinder auf die Risiken hin, die von verseuchtem Wasser ausgehen. In manchen Gebieten sind bis zu 100 Prozent der Schulkinder infiziert. Die Ursache liegt an dem beliebtesten Zeitvertreib der Kinder, am Schwimmen. Außerdem wird der Bevölkerung geholfen, sauberes Wasser zu erhalten und die Hygiene zu verbessern. In einigen Ländern, wie Brasilien, Ägypten und dem Sudan, hat dies bereits zu Erfolgen geführt. Dennoch ist gemäß Angaben der WHO weltweit jeder 20. von der Parasitose befallen; in über 70 Entwicklungsländern leiden 200 Millionen Menschen daran; weitere 500 bis 600 Millionen Menschen sind wegen schlechter Hygieneverhältnisse gefährdet.