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  • Religiöse Verfolgung in Paraguay
  • Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1957
Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1957
w57 15. 10. S. 611-612

Religiöse Verfolgung in Paraguay

AUFHETZENDE Flugschriften flatterten vom Himmel hernieder. Eine Papierflut bedeckte das Gebiet der Kirche des Priesters Ascencio Ayala. Das Landvolk in der Umgebung der Stadt Itá griff neugierig nach den Flugzetteln. Das Flugzeug, das sie abgeworfen hatte, flog weg, nachdem es seine Aufgabe in diesem jüngsten Fall religiöser Verfolgung in Paraguay erfüllt hatte.

Vom Pfarrer der Kirchengemeinde verfaßt, lautete der Inhalt der Flugzettel wie folgt: „Freitag, den 1. März 1957, werden sich alle katholischen Christen aus der Stadt und den Bezirken um 17.30 Uhr vor der Kirche versammeln … Um 18.30 Uhr findet eine überwältigende Kundgebung der Katholiken gegen ‚Jehovas (falsche) Zeugen‘ statt. Die protestantischen Ketzer haben kein Recht, irgendeine Versammlung in Itá abzuhalten.“

Lange bevor jedoch diese Flugzettel auf Anstiften des Pfarrers vom Himmel herabflatterten, hatten Jehovas Zeugen gesetzmäßige Vorkehrungen für eine christliche Tagung in Itá getroffen, in einer Stadt, die über 50 km von Asunción, der Hauptstadt Paraguays, entfernt liegt. Die Ortsversammlung wollte die Tagung im Interesse der vielen Menschen guten Willens in jener Stadt veranstalten. Daher hatten Jehovas Zeugen ein Gesuch eingereicht, um die Anlagen des städtischen Schwimmbades als Versammlungsplatz benutzen zu können. Die Stadtbehörden von Itá hatten eingewilligt, und das Polizeihauptquartier in Asunción hatte die Erlaubnis zur Versammlung erteilt. Alles war legal geregelt gewesen. Jehovas Zeugen hatten in der Tat ein Recht, sich in Itá zu versammeln.

Die Zeugen begannen aus vielen Gemeinden zu ihrer Versammlung in Itá einzutreffen. Die Nachricht von der gehässigen Aktion des Pfarrers veranlaßte die christliche Gruppe, ihre Zusammenkunft im Heim eines der Zeugen abzuhalten, das sonst der Ortsversammlung als Königreichssaal dient. Die Versammlung begann mit einer Zusammenkunft, durch die die Zeugen im Predigen der guten Botschaft von Gottes Königreich tüchtiger gemacht werden sollten.

Zwei Häuserblocks entfernt hatte sich eine Menge von über tausend Personen vor der Kirche versammelt. Der Pfarrer trat heraus und übernahm die Führung der Herde. Seine Ansprache begann mit einer Tirade, und sie wurde zu einer zündenden Rede, durch die die Pöbelrotte aufgehetzt wurde, an den versammelten Zeugen Gewalttaten zu begehen.

Während der Priester sprach, wurde die Menge von Minute zu Minute aufgeregter. In diesem Augenblick näherte sich Solano Gamarra, ein Leutnant der paraguayischen Luftstreitmacht, der außer Dienst war, dem Priester Ayala. Erkennend, daß der Priester die Sache leitete, suchte er ihn zu beruhigen. Auch sprach er mit den Helfershelfern des Priesters und hoffte, dadurch eine Pöbelaktion zu verhindern. Aber der Rat des Offiziers der Luftstreitmacht war nicht erwünscht. Ein Priester, ein Kollege Ayalas, wurde so erregt, daß er dem Leutnant einen Schlag versetzte, wodurch seine Lippe verletzt wurde. Durch dieses priesterliche Beispiel angespornt, geriet die Rotte in Aufregung. Sie stürmte vorwärts, packte den Beamten der Luftstreitmacht, schlug ihn und brachte ihm am Schädel klaffende Wunden bei. Sie riß ihm das Hemd vom Rücken und zog es an einem Pfahl hoch, um es zu verbrennen. Ohne Hemd floh Gamarra um seines Lebens willen.

Die Rotte war nun zum unvernünftig tobenden Mob geworden. Einige riefen: „¡Abajo Jehová!“ (Nieder mit Jehova!) Andere schrien: „¡Muera Jehová!“ (Stirb Jehova!) Die wahnsinnig gewordene Menge wogte dem Königreichssaal entgegen. Sie war bis auf nahezu 2000 Personen angeschwollen. Gleich einem Rudel wilder Tiere drang sie gegen die 60 friedliebenden christlichen Zeugen Jehovas voran. Während die Rotte gegen den Saal stürmte, löste sich der leichte Polizeischutz auf. Innerhalb des Saales verlief alles programmgemäß. Während der Versammlung tobte die Rotte draußen und brach immer wieder in gemeine Rufe aus. Der Königreichssaal war nun von einem ungestümen Menschenmeer umgeben. Um die Meuterer am Eindringen zu hindern, hatten die christlichen Prediger die Türen von innen verriegelt, und sie setzten ihre Versammlung fort. Sie sprachen über die Wichtigkeit, jeden Tag einen Text aus der Bibel zu betrachten, aus dem Buche, das der kreischenden, wogenden, wildäugigen Rotte draußen ganz unbekannt war.

Der Pöbel machte wiederholt Versuche, in den Saal einzubrechen. Es gelang ihm aber nicht. Er begann, sich in kleine Gruppen aufzulösen, die sich fast die ganze Nacht in der Nachbarschaft aufhielten, als ob sie auf irgendein unvorsichtig heraustretendes Opfer lauerten. Schließlich bezog die Wache wieder ihren Posten vor dem Eingang. Sie ließ keinen hinaus, hätte aber dem Mob den Zutritt nicht verwehrt. So also hat man Dutzende von Frauen und Kindern beschützt, die sich im Saale befanden! Die christlichen Zeugen Jehovas blieben über Nacht drinnen.

Am nächsten Morgen hatte die Kunde Asunción erreicht. Die Polizei bestätigte von neuem das Recht der Zeugen Jehovas, sich in den vertraglich gemieteten Anlagen des Schwimmbades zu versammeln, aber sie erklärte, der Schutz müsse vom comisario, dem lokalen Polizeibeamten, ausgehen. Als sich die Zeugen an diese Amtsperson wandten, erklärte er, sie seien nicht gewappnet, der Lage Herr zu werden. Später unterrichtete er die Zeugen, die Versammlung sei durch das Polizeihauptquartier von Asunción aufgehoben worden, und man habe Nachricht erhalten, die Rotte plane, auch an diesem Abend wiederzukommen. Darauf wurde die Versammlung in das Hauptquartier der Zeugen Jehovas nach Asunción verlegt. Die Versammlungsbesucher mieteten einen Bus und verließen die Stadt, wobei sie fröhliche Lieder sangen, auch als sie an der katholischen Kirche vorbeifuhren.

Dieses Beispiel einer religiösen Verfolgung finden wir in einem Lande, das eine gut formulierte Verfassung besitzt. Diese ist ein hervorragendes Dokument für solche, die sich danach richten und die die Ruhe im Lande aufrechterhalten wollen. Es gereicht Paraguay zur Ehre, daß im März 1957 Rundschreiben an alle Abgeordneten in jedes der 16 departamentos (Departements) des Landes verschickt wurden. Diese Rundschreiben enthielten die Verfügung, daß die Abgeordneten den Frieden aufrechterhalten und die Rechte der nichtkatholischen Minderheiten in ihren Zonen bewahren müssen.

Pfarrer Ayala hatte die christlichen Prediger Jehovas angeklagt, „falsche Zeugen“ zu sein. War aber sein Vorgehen, eine Pöbelrotte aufzuhetzen, ein Beweis, daß er ein wahrer Zeuge ist? Hetzen wahre Zeugen Jehovas Pöbelrotten auf, oder predigen sie die Bibel? Waren Glieder dieser vom Priester inspirierten Pöbelrotte in Wahrheit Zeugen Jehovas, als sie schrien: „Nieder mit Jehova!“? Wer hat sich als Zeugen für Jehova erwiesen, indem sie friedvoll zusammenkamen, um Gottes Wort zu betrachten? Dies mag jeder Leser leicht selbst beurteilen.

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