-
‘Betrachte Jesus’ — während ein weltweites Unheil herannahtDer Wachtturm 1983 | 15. Mai
-
-
‘Betrachte Jesus’ — während ein weltweites Unheil herannaht
„Heilige Brüder, ... betrachtet den Apostel und Hohenpriester, den wir bekennen — Jesus“ (HEBRÄER 3:1).
1, 2. Inwiefern können wir aus einem Unheil, das in alter Zeit hereinbrach und an das in Rom erinnert wird, eine Lehre ziehen?
IN Rom ist ein greifbarer Beweis für ein Unheil zu sehen — ein Unheil, das einen bedeutenden Einfluß auf dein Leben ausüben sollte. Auf dem Forum Romanum steht der Titusbogen, der an die Einnahme und die Zerstörung Jerusalems im Jahre 70 u. Z. durch General Titus erinnert. Ein Relief in dem Bogen zeigt gefesselte Juden, die gezwungen wurden, Beutestücke aus ihrer Stadt hinauszutragen.
2 Aus diesem Unheil können wir als Christen eine Lehre ziehen, wenn wir einen zeitgemäßen biblischen Rat näher betrachten, der offensichtlich etwa 9 Jahre vor jener Zerstörung aufgezeichnet wurde. Wir finden ihn im Hebräerbrief, den der Apostel Paulus an die hebräischen Christen in Jerusalem und Judäa schrieb.
3. Was erschwerte die Lage der hebräischen Christen in Jerusalem?
3 Unsere Brüder befanden sich damals in einer sehr schwierigen Lage. Obwohl Judäa anscheinend fest in römischer Hand war, rebellierten viele Juden (Apostelgeschichte 5:36, 37). Stell dir vor, welch heftigen Druck solche Juden auf die Nachfolger Jesu ausgeübt haben mögen, die „kein Teil der Welt“ waren und sich nicht gemeinsam mit ihnen gegen Rom stellten (Johannes 17:16). Ein weiterer Grund, weshalb die hebräischen Christen verfolgt wurden, bestand darin, daß sich die Juden ihnen überlegen fühlten, weil sie von Gott auserwählt worden waren, unter dem Gesetzesbund standen und eine Form der Anbetung erhalten hatten, die eine levitische Priesterschaft sowie Opfer einschloß.
4. (a) Inwiefern kann gesagt werden, daß Jesus beim „Abschluß der Systeme der Dinge“ erschienen war? (b) Was sagte Jesus über diesen Abschluß voraus?
4 Doch die jüdische Epoche — mit ihren Systemen von Tempelopfern, Priestern, Festen und Sabbaten — endete nach dem Opfertod des Messias (Galater 3:24, 25; Kolosser 2:13-17). So konnte Paulus schreiben, der Sohn Gottes sei „beim Abschluß der Systeme der Dinge ein für allemal offenbar gemacht“ worden (Hebräer 9:26; 1:2). Jener Abschluß sollte schon bald durch die Zerstörung des Tempels auf unleugbare Weise deutlich zu erkennen sein. Als Jesus diese Zerstörung vorhersagte, stellten seine Jünger die Frage: „Wann werden diese Dinge sein ...?“ (Matthäus 23:37 bis 24:3). Jesus antwortete, bevor das Ende komme, werde es Kriege, Lebensmittelknappheit, Erdbeben, Seuchen und ein umfangreiches Predigtwerk geben, durch das das Königreich bekanntgemacht werde (Matthäus 24:4-14; Lukas 21:10, 11). Diese Worte erfüllten sich an der Generation, die lebte, als Jesus die Prophezeiung äußerte und Paulus den Hebräerbrief schrieb. Christus hatte für Jerusalem auch eine „große Drangsal“ vorhergesagt, ‘wie es seit Anfang der Welt keine gegeben hat’ (Matthäus 24:21). Die vernichtende Drangsal, die im Jahre 70 u. Z. über Jerusalem kam, war unvergleichlich und wiederholte sich nicht mehr an dieser Stadt. Es handelte sich dabei aber nur um eine Erfüllung im kleinen. Warum? Weil in ferner Zukunft eine „große Drangsal“ über die ganze Menschenwelt hereinbrechen sollte.
5. Inwiefern wird es eine noch umfangreichere „große Drangsal“ geben?
5 Die Tatsachen beweisen, daß die prophetischen Worte Jesu zur Zeit seiner „Gegenwart und des Abschlusses des Systems der Dinge“ eine größere, bedeutsamere Erfüllung haben (Matthäus 24:3). In der Offenbarung, die Jahrzehnte nach der Drangsal aufgezeichnet wurde, die über Jerusalem kam, werden (in Kapitel 6) ebenfalls Kriege, Hungersnöte und Krankheiten vorhergesagt. Davon sollte ein viel größeres Gebiet als nur Judäa betroffen sein, denn es heißt, der Krieg werde ‘den Frieden von der Erde wegnehmen’ (Offenbarung 6:4). Weltweite Entwicklungen seit dem Ersten Weltkrieg (1914—1918) zeigen, daß wir am Abschluß des gegenwärtigen verderbten Systems der Dinge leben, der seinen Höhepunkt in einer „großen Drangsal“ finden wird. In dieser Drangsal wird das Böse von der Erde hinweggefegt und Platz geschaffen werden für ein Paradies unter der Herrschaft des Königreiches Gottes.
6. Was läßt erkennen, daß der Hebräerbrief im Hinblick auf unsere Zeit geschrieben wurde?
6 Der Hebräerbrief weist bis in unsere Zeit hinein. Paulus führte darin aus, daß Christus damals im Himmel war, „wartend, bis seine Feinde als ein Schemel für seine Füße hingelegt würden“ (Hebräer 10:13). In dem Brief ist auch die Rede von der Zeit, wo Gott „seinen Erstgeborenen wieder in die bewohnte Erde einführt“ (Hebräer 1:6).a Diese Zeit ist jetzt! Die Beweise zeigen, daß Christus das Königtum empfangen hat und gegen Gottes Feinde im Himmel vorgegangen ist (Offenbarung 12:7-12). Er hat seine Aufmerksamkeit der bewohnten Erde zugewandt und ist unsichtbar gegenwärtig. Deshalb werden wir gemäß der Vorhersage Jesu in Kürze erleben, daß Gottes irdische Feinde endgültig beseitigt werden. Welchen Rat enthält also der Hebräerbrief für uns?
‘Betrachte Jesus’
7, 8. Warum wird Jesus im Hebräerbrief passenderweise in den Mittelpunkt gerückt?
7 Paulus lenkte die Aufmerksamkeit besonders auf Jesus, indem er schrieb: „Bei den Dingen nun, die besprochen werden, ist folgendes der Hauptpunkt: Wir haben einen solchen Hohenpriester, und er hat sich zur Rechten des Thrones der Majestät in den Himmeln gesetzt“ (Hebräer 8:1). Warum war das ein besonders passender Hinweis für Christen, die am Abschluß eines Systems der Dinge lebten?
8 Es gibt schon lange verdrehte Ansichten über Jesus. Die Juden im ersten Jahrhundert waren stolz darauf, daß sie von Abraham abstammten, eine Religion ausübten, die ihnen durch Moses gegeben worden war, und daß sie Priester aus der Linie Aarons hatten. So dachten sie vielleicht, dieser Jesus von Nazareth sei nur ein galiläischer Zimmermannssohn. Ja sie beschuldigten den Sohn Gottes sogar, ein Samariter zu sein, der einen Dämon habe (Johannes 7:52; 8:39-41, 48; 9:24, 28, 29). Gott ließ die hebräischen Christen daher in seiner Weisheit ermuntern, ‘Jesus zu betrachten’, weil die rechte, ausgewogene Ansicht über den Sohn Gottes und das richtige Verhältnis zu ihm diesen Christen eine Hilfe gewesen wären, treu zu bleiben.
9. Warum ist der Rat, ‘Jesus zu betrachten’, heute angebracht, doch vor welcher Gefahr müssen wir uns hüten?
9 Der göttliche Rat aus dem Hebräerbrief ist auch für uns eine Hilfe, da immer noch eine Unmenge irriger Ansichten über Christus vertreten werden. Heute setzen viele Menschen nicht etwa die Rolle Jesu herab, wie es die gegnerischen Juden taten, sondern sie überbewerten sie. Die Kirchen behaupten, Jesus sei Teil einer dreieinigen Gottheit und der Vater, der Sohn und der heilige Geist seien gleich. Doch wem schenken sie am meisten Aufmerksamkeit? Jesus. Sie heben ihn besonders hervor und drängen den Vater in den Hintergrund. Das stellt für wahre Christen eine Herausforderung dar. Gemäß Johannes 14:28 sagte Jesus, sein Vater sei größer als er, und in Psalm 83:18 heißt es: „Du, dessen Name Jehova ist, du allein, [bist] der Höchste ... über die ganze Erde.“ Wir dürfen aber auf die verdrehten Ansichten über Jesus nicht übertrieben reagieren und seine wahre Stellung etwa unbewußt herabsetzen. Wie für die hebräischen Christen, so wird auch für uns eine ausgewogene und genaue Einschätzung Jesu von großem Wert sein, während wir der Zukunft entgegensehen.
10. Was läßt der Hebräerbrief in bezug auf Jesu Stellung erkennen?
10 Zu Beginn des Hebräerbriefes wird die Aufmerksamkeit auf Christi übergeordnete Stellung gelenkt. Er ist jetzt ein verherrlichter Geist, „der genaue Abdruck seines [Gottes] Wesens selbst“. Das bedeutet nicht, daß der Vater und der Sohn e i n e Person oder e i n Gott seien, denn in Hebräer 1:3 wird hinzugefügt, daß sich Jesus „zur Rechten der Majestät [„Gottes“, Today’s English Version] in den Höhen“ setzte. Aus Texten wie Hebräer 2:10 und 5:5, 8 geht ebenfalls hervor, daß Jehova über dem Sohn steht. Dennoch hat Christus jetzt „einen Namen [eine Stellung oder einen Ruf] ererbt ..., der vorzüglicher ist als der [der Engel]“ (Hebräer 1:4).
11. (a) Wie verhalten sich die Engel Gottes gegenüber Jesus Christus? (b) Wie ist Hebräer 1:6 zu verstehen?
11 Wie die treuen Engel müssen auch wir Christi erhabene Stellung anerkennen. Gemäß dem Zitat aus Psalm 97:7 (Septuaginta) heißt es in Hebräer 1:6: „Alle Engel Gottes sollen ihm huldigen.“ Andere Übersetzungen sagen, die Engel sollten vor dem Sohn Gottes „niederfallen“, „huldigend sich neigen“ oder sich vor ihm „niederwerfen“.b Der Zusammenhang läßt erkennen, daß sogar die Engel Jesus als dem obersten Vertreter und erhöhten Sohn Gottes ihre Reverenz erweisen. Sie erkennen an, daß er „mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt“ worden ist und Gewalt über die künftige bewohnte Erde empfangen hat (Hebräer 2:5, 9).
12. Warum ist es für uns wichtig, den Worten Jesu Aufmerksamkeit zu schenken?
12 Wie sollte das uns berühren? Nachdem Paulus Jesu Überlegenheit gegenüber den Engeln gezeigt hatte, sagte er: „Darum ist es nötig, daß wir den Dingen, die wir gehört haben, mehr als die gewöhnliche Aufmerksamkeit schenken, damit wir niemals abgleiten“ (Hebräer 2:1). Wie die hebräischen Christen wußten, hatten die Juden seit langer Zeit dem Wort Gottes oder dem durch Moses gegebenen Gesetz Aufmerksamkeit geschenkt. Für uns ist es noch viel wichtiger, die durch Jesus gegebenen göttlichen Richtlinien zu beachten.
13. Von welchem Nutzen ist es für Christen, Jesus Aufmerksamkeit zu schenken? Veranschauliche es.
13 Zur Bestätigung erinnere dich an das Gebot Jesu, man solle aus Jerusalem fliehen, wenn die Stadt von Heeren umlagert sei (Lukas 19:43, 44; 21:20-24). Die Römer belagerten das rebellische Jerusalem im Jahre 66 u. Z., zogen sich dann jedoch aus unerklärlichen Gründen zurück, worauf die Christen fluchtartig die Stadt verließen. Der Umstand, daß sie Jesu Worten Aufmerksamkeit schenkten, rettete ihnen das Leben, als die Römer im Jahre 70 u. Z. zurückkehrten und Unheil über die Stadt brachten. Daraus wollen wir etwas lernen: Frage dich angesichts des bevorstehenden weltweiten Unheils: „Schenke ich den Worten Jesu ungeteilte Aufmerksamkeit? Gebe ich zum Beispiel durch das Ausmaß an Zeit, die ich mit Entspannung verbringe, durch meine Einstellung zu meiner Arbeit oder zu meinem Geschäft oder durch meine Ansicht über weltliche Bildung zu erkennen, daß ich den Worten Jesu aus Lukas 12:16-31 Aufmerksamkeit schenke?“
14. (a) Inwiefern ist Jesus der ‘Hauptvermittler der Rettung’? (b) In welchem Sinne wurde Jesus „vollkommen gemacht“?
14 In Hebräer 2:10 wird Jesus als der ‘Hauptvermittler der Rettung’ bezeichnet. Das ist er in erster Linie für gesalbte Christen, seine „Brüder“ (Hebräer 2:11-17). Aber auch die Rettung all derer, die hoffen, auf einer paradiesischen Erde zu leben, hängt von ihm ab. Paulus schrieb: „Obwohl er Sohn war, lernte er Gehorsam durch die Dinge, die er litt; und nachdem er vollkommen gemacht worden war, wurde er für die ewige Rettung all derer verantwortlich, die ihm gehorchen, weil er von Gott ausdrücklich zum Hohenpriester ... berufen worden ist“ (Hebräer 5:8-10). Jesus war natürlich ein vollkommener Geist gewesen, und auf der Erde war er körperlich vollkommen. Dennoch mußte er im Hinblick auf seine Rolle als unser Priester in einem weiteren Sinne vollkommen gemacht werden. Er erhielt auf der Erde eine Schulung — Erziehung, Züchtigung und Prüfung seines Gehorsams sogar bis zum Tod —, damit er als ein barmherziger und mitfühlender Hoherpriester vollkommen gemacht werde.
Vertrauen zu unserem Hohenpriester
15. Warum wird im Hebräerbrief soviel über Priester gesagt?
15 Wenn wir den Hebräerbrief lesen, stellen wir fest, daß darin viel über Priester gesagt wird, um unser Verständnis über den „Hohenpriester, den wir bekennen — Jesus“ —, und unsere Wertschätzung für ihn zu vertiefen (Hebräer 3:1). Paulus erklärte: „Jeder aus den Menschen genommene Hohepriester wird zugunsten der Menschen über die Dinge eingesetzt, die Gott betreffen, damit er Gaben und Schlachtopfer für Sünden darbringe“ (Hebräer 5:1; 8:3). Viele Anordnungen des Gesetzesbundes betrafen die Sündhaftigkeit der Menschen. Deshalb brachten Priester Opfer für sie dar, und diese Priester opferten auch, um ihre eigenen Sünden zuzudecken. Doch durch die Tieropfer, die wiederholt werden mußten, wurde weder die Sünde beseitigt, noch wurden dadurch irgendwelche Menschen vollkommen gemacht (Hebräer 7:11, 19, 27; 10:1-4, 11). Das beweist, daß ein neuer Bund mit einem neuen Opfer und einem neuen Hohenpriester nötig war (Jeremia 31:31-34).
16. Inwiefern übertrifft Jesus als Priester die israelitischen Priester?
16 Durch Christus haben wir das alles erhalten. Er wurde — vorgeschattet durch Melchisedek, dessen Abstammung in der Bibel nicht erwähnt wird — nicht aufgrund fleischlicher Abstammung von Levi oder Aaron ein Priester, sondern er wurde unmittelbar von Gott dazu ernannt (Hebräer 7:1-3, 15-17; 5:5, 6). Wenn also Gott Jesus als Hohenpriester anerkennt, können wir dann nicht volles Vertrauen zu ihm haben? Er wird überdies nicht nach kurzer Zeit sterben und einen Nachfolger benötigen wie die Priester unter dem mosaischen Gesetz. Er konnte ein endgültiges Opfer darbringen — seinen eigenen Leib; dieses Opfer war vollkommen und muß nicht wiederholt werden. Christus, unser Hoherpriester, nahm den Wert seines Blutes in den Himmel mit und brachte ihn vor Gott dar. Er ist immer noch dort und dient als Priester für uns (Hebräer 9:24-28; 10:12-18).
17. In welcher Hinsicht ist es für uns eine Hilfe, Jesus als Hohenpriester zu haben?
17 Mit Zuversicht und im Vertrauen auf unseren Hohenpriester können wir dem bevorstehenden weltweiten Unheil entgegensehen. Im Gegensatz zu den Opfern, die unter dem Gesetzesbund dargebracht wurden, kann das vollkommene Opfer Christi unsere Sünden völlig bedecken. Darüber hinaus kann es „unser Gewissen von toten Werken [sowohl von früheren bösen Handlungen als auch von irgendwelchen Versuchen der Selbstrechtfertigung vor Gott] reinigen, damit wir dem lebendigen Gott heiligen Dienst darbringen können“ (Hebräer 9:14; 10:1-4). Wir müssen sagen, daß ein reines Gewissen vor Gott von unschätzbarem Wert ist, wenn wir uns in einer schwierigen Situation befinden oder unter Druck stehen (Hebräer 10:19-22). Auch in anderer Hinsicht können wir uns darüber freuen, Jesus als ständigen Hohenpriester im Himmel zu haben.
18. Warum war und ist es gut, zu wissen, daß unser Hoherpriester mitfühlend ist?
18 Im Hebräerbrief wird uns versichert, daß Christus ein mitfühlender Priester ist. Man kann sich vorstellen, vor welchen Entscheidungen und Problemen die hebräischen Christen standen, als sie sich angesichts des in Jerusalem herrschenden Patriotismus auf die Flucht vorbereiteten, was bedeutete, bereit zu sein, ihre Häuser, ihre Verwandten und ihre Arbeit zu verlassen. Doch sie waren nicht völlig auf sich allein gestellt. Paulus schrieb: „Als Hohenpriester haben wir nicht einen, der nicht mitfühlen kann mit unseren Schwachheiten, sondern einen, der in allen Beziehungen auf die Probe gestellt worden ist wie wir selbst, doch ohne Sünde. Nahen wir uns daher mit Freimut der Rede dem Thron der unverdienten Güte, damit wir Barmherzigkeit erlangen und unverdiente Güte finden mögen als Hilfe zur rechten Zeit“ (Hebräer 4:15, 16). Ungeachtet dessen, welche Prüfung entsteht, „vermag er denen zu Hilfe zu kommen, die auf die Probe gestellt werden“ (Hebräer 2:17, 18).
Der Vervollkommner unseres Glaubens
19, 20. Inwiefern ist Jesus der „Vervollkommner unseres Glaubens“?
19 Es geht besonders um unseren Glauben, während wir ‘Jesus betrachten’. Nachdem Paulus die „leicht umstrickende Sünde“ — den Unglauben — erwähnt hatte, sprach er davon, daß wir „unseren Blick auf den Hauptvermittler und Vervollkommner unseres Glaubens, Jesus, gerichtet halten“ sollten (Hebräer 12:1, 2). Warum ist das während des Abschlusses des gegenwärtigen Systems der Dinge unerläßlich?
20 Beginnend mit der ersten Prophezeiung (1. Mose 3:15), weist die Bibel auf den Christus hin. Auf ihn beziehen sich zahlreiche biblische Prophezeiungen und Vorbilder. Viele der im Hebräerbrief erwähnten Bestandteile des mosaischen Gesetzes sind ein „Schatten der künftigen guten Dinge“ (Hebräer 9:23; 10:1). Aber „die Wirklichkeit gehört dem Christus“ (Kolosser 2:17). Ja, Jesu Geburt, sein irdischer Dienst, sein Opfertod, seine Auferstehung und sein Priesterdienst im Himmel vervollständigen oder vervollkommnen alle diesbezüglichen Prophezeiungen, Vorbilder und Vorschattungen.
21. In welchem weiteren Sinne ist Jesus heute der „Vervollkommner unseres Glaubens“?
21 Wenn schon Paulus Christus als den „Vervollkommner unseres Glaubens“ erkennen konnte, dann haben wir heute noch mehr Grund dazu. Wir sehen die größere Erfüllung der Worte Jesu über das ‘Zeichen seiner Gegenwart und des Abschlusses des Systems der Dinge’ (Matthäus 24:3). Unser Glaube hat daher eine solidere Grundlage. Außerdem ist die Rettung, die zum Leben auf der „künftigen bewohnten Erde“ führt, viel näher als zur Zeit des Paulus. Mögen wir daher Jesus, den Vervollkommner unseres Glaubens, weiterhin in der Zuversicht betrachten, daß Gott all denen, die ihn im Glauben „ernstlich suchen, ein Belohner wird“ (Hebräer 2:5; 11:6). Wie der folgende Artikel zeigt, kann uns der Hebräerbrief helfen, den entsprechenden Glauben und die entsprechende christliche Gesinnung zu haben, die wir benötigen, um die wunderbare Belohnung empfangen zu können.
-
-
Ergreife die vor dir liegende HoffnungDer Wachtturm 1983 | 15. Mai
-
-
Ergreife die vor dir liegende Hoffnung
1, 2. Warum solltest du ernsthaft darüber nachdenken, ob du ‘deine Hoffnung ergreifst’?
DER Apostel Paulus schrieb: „Wir werden tatsächlich nur dann Mitgenossen des Christus, wenn wir an der Zuversicht, die wir zu Anfang hatten, standhaft bis ans Ende festhalten“ (Hebräer 3:14). Er sprach auch von der Notwendigkeit, „die uns vorgesetzte Hoffnung zu ergreifen“ (Hebräer 6:18).
2 Vielleicht bist du erst seit kurzem ein Zeuge Jehovas und trittst eifrig und mit Überzeugung für deine Glaubensansichten ein. Oder du bist schon jahrzehntelang ein christlicher Zeuge und hast das Gefühl, in der Wahrheit gefestigt zu sein. Ob nun das eine oder das andere zutrifft, so kennt wahrscheinlich jeder von uns Personen, die nicht mehr auf dem Weg der Wahrheit wandeln; solche gab es auch im 1. Jahrhundert (Philipper 3:18; Apostelgeschichte 20:30). Einige haben ihren Glauben vielleicht allmählich verloren, sind völlig von materiellen Interessen in Anspruch genommen worden oder haben der Versuchung nachgegeben und gesündigt.
3—5. Inwiefern kann uns der Hebräerbrief im Hinblick auf unsere Hoffnung eine Hilfe sein?
3 Wie können wir verhindern, daß uns das widerfährt? Denken wir einmal über den Rat nach, der im Hebräerbrief gegeben wird. An dem treuen Ausharren vieler neuzeitlicher Zeugen Jehovas, die durch diesen Rat gestärkt worden sind, können wir erkennen, wie passend er für unsere Zeit ist.
4 Der Hebräerbrief wurde an Christen geschrieben, die „Mitgenossen der himmlischen Berufung“ waren. Sie waren mit Gottes heiligem Geist gesalbt worden und hatten die feste Hoffnung, Christus, dem Vorläufer, in den Himmel zu folgen. Wie man sich vorstellen kann, ‘war diese Hoffnung ein Anker für die Seele, der sowohl sicher als auch fest war’. Dennoch machte Paulus auf die Notwendigkeit aufmerksam, „die uns vorgesetzte Hoffnung zu ergreifen“ (Hebräer 3:1; 6:18-20). Wenn für sie damals eine solche Notwendigkeit bestand, wieviel mehr dann doch heute für den gesalbten Überrest und die Glieder der „großen Volksmenge“, die erwarten, die bevorstehende „große Drangsal“ zu überleben! (Offenbarung 7:9, 15).
5 Durch den Hebräerbrief macht uns Jehova auf Gefahren aufmerksam, wie ‘abzugleiten’, ‘abzufallen’, ‘träge zu werden’, ‘zur Vernichtung zurückzuweichen’ oder ‘den abzuweisen, der redet’ (Hebräer 2:1; 6:6, 12; 10:39; 12:25). In diesem Bibelbuch erhalten wir vortrefflichen Rat darüber, wie wir „Fleiß ... [zeigen können], um die volle Gewißheit der Hoffnung bis ans Ende zu haben“, und uns als solche erweisen können, „die Glauben haben zum Lebendigerhalten der Seele“ (Hebräer 6:11; 10:39).
„Nicht von denen, die zur Vernichtung zurückweichen“
6. Was hatten die hebräischen Christen erlebt, doch was mußten sie tun?
6 Viele der hebräischen Christen hatten offensichtlich Verfolgung durchgemacht. Sie hatten „einen großen Kampf unter Leiden erduldet“; zum Beispiel mögen sie in einer römischen Arena zur Schau gestellt worden sein oder sich in Gefahr begeben haben, indem sie denen zu Hilfe kamen, die im Gefängnis waren (Hebräer 10:32-34). Dennoch mußten sie sich bemühen, nicht von denen zu sein, „die zur Vernichtung zurückweichen, sondern von denen, die Glauben haben zum Lebendigerhalten der Seele“ (Hebräer 10:39).
7. (a) Wie könnte sich die Aussicht, verfolgt zu werden, auf einen Christen auswirken? (b) Was solltest du dich fragen?
7 Für einen Christen besteht also die Gefahr, daß er Furcht vor Gegnerschaft aufkommen läßt, was ihn veranlaßt, ‘zurückzuweichen’ oder Kompromisse einzugehen. Vielleicht haben wir in begrenztem Maße die Gegnerschaft von Mitschülern oder Arbeitskollegen zu spüren bekommen. Einige sind sogar von ihrem ungläubigen Ehepartner oder von einem ungläubigen Elternteil körperlich mißhandelt worden. Doch in vielen Ländern ist es ziemlich ungewöhnlich, daß ein Zeuge Jehovas wegen seines Glaubens verfolgt wird. Deshalb ist er vielleicht auf heftige Verfolgung nicht vorbereitet und neigt dazu ‘zurückzuweichen’, wenn sie auftritt. Frage dich: „Könnte ich, nachdem ich ein bequemes Leben geführt habe, versucht sein zurückzuweichen, wenn man mir zum Beispiel ernsthaft damit drohte, man würde mir die Wohnung oder den Arbeitsplatz wegnehmen, ich würde von meiner Familie getrennt werden oder im Gefängnis landen und mißhandelt werden?“
8. Welchen Rat erhalten wir im Hebräerbrief in bezug auf Verfolgung?
8 Paulus zeigte, wie man unter schwierigen Verhältnissen den Glauben bewahrt, und forderte uns auf, zu beachten, wie Jesus ausharrte (Hebräer 12:2, 3). Dann erinnerte er uns daran, daß wir heftige Verfolgung als eine Form nützlicher Zucht betrachten sollten. Natürlich verursacht Gott die Verfolgung nicht; er läßt sie lediglich zu. Dennoch kann uns Verfolgung schulen oder uns helfen, uns in den notwendigen christlichen Eigenschaften zu verbessern, wie zum Beispiel im Ausharren, in der Geduld, in der Loyalität und im Vertrauen zu Jehova (Hebräer 12:4-11; Jakobus 1:2-4).
9. (a) Wieso wissen wir, daß unvollkommene Menschen unter Verfolgung ausharren können? (b) Was geschah mit einigen Schwestern in den 60er Jahren in einem kommunistischen Land?
9 Damit wir nicht denken, nur ein vollkommener Mensch wie Jesus könne ausharren, werden im Hebräerbrief unvollkommene Männer und Frauen wie wir angeführt, die durch Glauben ausharrten (Hebräer 11:35-40; 12:1). Zu der „Wolke von Zeugen“, die durch Glauben ausgeharrt haben, sind in der Neuzeit noch weitere hinzugekommen. Im August 1982 veröffentlichte ein Schweizer Journal einen Artikel, in dem von den Erlebnissen einer Frau berichtet wurde, die vor zwei Jahrzehnten in einem kommunistischen Land mit Zeugen Jehovas in einem Frauenarbeitslager zusammen war. Sie schreibt im wesentlichen dem Sinne nach folgendes:
Nur die größeren Kirchen genießen teilweise Freiheit, weil sie das predigen, was der Staat erlaubt. Das trifft nicht auf die kleineren Glaubensgemeinschaften zu, die sich in Wohnungen versammeln. Am meisten werden Jehovas Zeugen verfolgt. Viele Zeugen wurden zu einer 10jährigen Zuchthausstrafe verurteilt, weil man bei ihnen zu Hause einige Ausgaben des Wachtturms gefunden hatte. Der Ärger der Lagerleitung war daher verständlich, als die Zeugen im Lager ständig auf irgendeine Weise Literatur erhielten. Alle Verurteilten wurden im Gefängnis ausgezogen und durchsucht, und auch ihre Kleidung wurde bis auf die letzte Naht durchsucht. Jede Inhaftierte, die auf den Feldern arbeitete, wurde von bewaffneten Wächtern beobachtet und bei ihrer Rückkehr am Tor erneut durchsucht. Dennoch tauchte die Literatur auf. Es schien, als ob Engel nachts das Lager überflogen und die Literatur abgeworfen hätten. Die Zeuginnen waren größtenteils jüngere Frauen. Bei der ersten Verurteilung bekamen sie 5 bis 7 Jahre, bei der zweiten nicht unter 10 Jahren. Die Zeuginnen waren im Lager am schlimmsten dran. Sobald mehr als drei von ihnen beisammen waren, wurde ihnen befohlen auseinanderzugehen.
10. Zu welcher Entschlossenheit in bezug auf Verfolgung verhilft uns der Hebräerbrief?
10 Über diejenigen, die in alter Zeit ihren Glauben unter Verfolgung bewahrten, heißt es im Hebräerbrief, die Welt sei ihrer nicht würdig gewesen, doch Jehova werde dafür sorgen, daß sie im irdischen Paradies „vollkommen gemacht“ würden. Was könnte man sich mehr wünschen? Nehmen wir uns also die glaubenstreuen Menschen aus der alten Zeit und aus der Gegenwart zum Vorbild. Statt ‘zur Vernichtung zurückzuweichen’, sollten wir entschlossen sein, ‘Glauben zu haben zum Lebendigerhalten der Seele’ (Hebräer 11:38, 40; 10:39).
Mögen wir nicht „abgleiten“
11. Inwiefern könnte für jemand, der schon ziemlich lange ein Christ ist, die Gefahr des ‘Abgleitens’ entstehen?
11 Wie im Hebräerbrief gezeigt wird, besteht eine andere Gefahr darin ‘abzugleiten’ (Hebräer 2:1). Betrachten wir, wie dies geschehen könnte. Jemand — es könnte jeder von uns sein — wurde ein Christ und war von bewundernswerter Begeisterung erfüllt. Er beteiligte sich schon bereitwillig am Predigtdienst, als er noch wenig biblische Erkenntnis hatte (Apostelgeschichte 3:1-9; 8:39; 13:48, 49). Nach einigen Jahren sollte er gereift sein, und seine Begeisterung sollte in glühendem Eifer und in tiefer Hingabe zum Ausdruck kommen. Ist das der Fall? Betrachtet er den christlichen Dienst als eine Möglichkeit, seine Liebe zu Gott zu zeigen und anderen zu helfen, wie auch ihm geholfen wurde? Oder ist der Dienst für ihn zu einer Routinesache oder zur Gewohnheit geworden? Wenn er Kinder hat, ermuntert er sie dann regelmäßig und begeistert, Vollzeitprediger zu werden? Oder spricht er nur gelegentlich davon, und das mit weniger Überzeugung, als er von einer höheren Schulbildung, einer gutbezahlten Arbeit oder einer geschmackvoll eingerichteten Wohnung spricht? (Offenbarung 2:4).
12. (a) Welche Empfehlung erhalten wir im Hebräerbrief, damit wir nicht „abgleiten“? (b) Mit welchen Fragen sollten wir uns befassen, wenn es darum geht, dem „Wort“ Aufmerksamkeit zu schenken?
12 Damit wir nicht „abgleiten“, sollten wir in erster Linie „den Dingen, die wir gehört haben, mehr als die gewöhnliche Aufmerksamkeit schenken“ (Hebräer 2:1). Einige hebräische Christen versäumten dies. Nachdem sie die „Grundlehre über den Christus“ verstanden hatten, ‘drängten sie nicht zur Reife voran’. Als sie bereits ‘Lehrer sein sollten, waren sie immer noch bei den elementaren Dingen’ (Hebräer 5:12 bis 6:2). Wie steht es mit uns? Lassen wir uns einfach „treiben“, oder machen wir Fortschritte, indem wir dem persönlichen Studium Aufmerksamkeit schenken? Bemühen wir uns, täglich etwas in der Bibel zu lesen? Studieren wir christliche Veröffentlichungen mit aufrichtigem Interesse, und sprechen wir mit anderen über Neugelerntes? Helfen wir unseren Kindern, über die ‘Milch des Wortes’ hinaus Fortschritte zu machen? Können sie an Hand der Bibel die Wahrheit über die Seele, die Auferstehung, die Dreieinigkeit, die paradiesische Erde usw. erklären, und tun sie das auch im Predigtdienst? Haben sie gegenüber dem Vorjahr Fortschritte gemacht? (1. Petrus 3:15).
13. Welches Beispiel gaben unsere inhaftierten Schwestern in bezug auf das Studieren, und wozu werden wir dadurch angeregt?
13 Über die inhaftierten Zeuginnen wurde in dem Artikel folgendes berichtet:
Nach Feierabend lernten sie regelmäßig Bibelstellen auswendig. Auch bemühten sie sich, Fremdsprachen zu erlernen, besonders Englisch, Französisch und Deutsch. Die Literatur, die sie erhielten, war mitunter fremdsprachig, und die Schwestern, die diese Sprachen erlernten, konnten die Schriften für die anderen Schwestern übersetzen.
Wie steht es mit uns, die wir nicht gezwungen sind, bei geringer Kost täglich so lange zu arbeiten wie sie? Bemühen wir uns in unserer Freizeit eifrig, „den Dingen, die wir gehört haben, mehr als die gewöhnliche Aufmerksamkeit“ zu schenken?
‘Falle nicht ab’
14. Was kann selbst mit Personen geschehen, die schon lange Zeit Christen sind?
14 Nachdem wir aufgefordert worden sind, Fortschritte zu machen, werden wir im Hebräerbrief warnend darauf hingewiesen, daß diejenigen, „die ein für allemal erleuchtet worden sind“, ‘abfallen’ können und vielleicht nicht mehr bereuen können (Hebräer 6:4-8). Ja, Christen, die Gott lange Zeit gedient haben, sogar Gesalbte, die „des heiligen Geistes teilhaftig geworden sind“, könnten sich zu etwas Verlockendem im gegenwärtigen System hingezogen fühlen.
15. Inwiefern haben geschlechtliche Unsittlichkeit und gewisse Geschäftsmethoden dazu geführt, daß einige abgefallen sind?
15 Manche sind aufgrund der Begierde des Fleisches oder aufgrund des Verlangens nach Reichtum abgefallen (1. Johannes 2:16). Bei Jugendlichen, die sich zu vorehelichen Beziehungen hinreißen ließen, spielte natürlich das geschlechtliche Verlangen eine Rolle. Andererseits sind einige Verheiratete ihres Ehepartners überdrüssig geworden und haben sich einen anderen Partner gesucht, der ihnen anziehender erschien, interessantere Gespräche führen konnte oder in der Welt erfolgreicher war. Das hat leider zu Scheidungen und schriftwidrigen Wiederverheiratungen geführt. Andere sind „abgefallen“, indem sie materielle Ziele verfolgten und sich zu Geschäftspraktiken verleiten ließen, die eindeutig unehrlich waren oder erforderten, daß sie staatliche Genehmigungen umgingen oder Steuervorschriften außer acht ließen (Matthäus 22:21). Oder sie haben sich an Spekulationsgeschäften beteiligt oder sich anderer Methoden bedient, um schnell reich zu werden, und dabei versucht, ihre Brüder auszunutzen. (Vergleiche Apostelgeschichte 20:33; 2. Thessalonicher 3:10, 11.) Auf diese Weise sind oft die Königreichsinteressen in den Hintergrund gedrängt worden und ist es mitunter zu Mißstimmung und Streit gekommen, wenn nicht sogar zu Anklagen wegen Betrugs. Die Bibel erweist sich als wahr, wenn sie sagt: „Die aber, die entschlossen sind, reich zu werden, fallen in Versuchung und in eine Schlinge“ (1. Timotheus 6:9).
16. Inwiefern gaben die inhaftierten Schwestern ein gutes Beispiel, als sie in Versuchung geführt wurden?
16 Wenn wir uns demütig eingestehen, daß wir nicht stark genug sind, um nicht fallen zu können, werden wir schon den Anfängen einer Versuchung oder Sünde entschlossen wehren (Römer 12:3; 1. Korinther 10:12). Die Schwestern in dem Arbeitslager sind für uns ein gutes Beispiel:
Man nahm sie einzeln in eine größere Stadt mit, wo es Geschäfte, Kinos und andere Vergnügungsstätten gab. Zum Beispiel haben zwei Geheimpolizistinnen eine Schwester in die Lebensmittelabteilung eines Geschäftes geführt. Sie sagten zu ihr: „Suchen Sie sich aus, was Sie möchten.“ Sie entgegnete, daß sie nichts brauche. Es war etwas Scheußliches, eine Person, die jahrelang wenig zu essen gehabt hatte, vor Regale voll frischem Brot und Gebäck zu führen. Ähnliche Versuchungen trug man in Kaufhäusern und in Kinos an sie heran. Obwohl man sie einige Wochen lang dabehielt und ihr die sofortige Freilassung versprach, wenn sie den Glauben aufgebe, war nichts zu erreichen. Nur bei einer einzigen Schwester hatte man Erfolg. Monate später kehrte sie in das Lager zurück; sie hatte zugenommen und war gut gekleidet. Sie hielt eine zweistündige Rede vor ihren früheren Schwestern, die sie nicht einmal grüßten. Anscheinend dachte die Geheimpolizei, dies sei ein sehr kluger Versuch und die Schwestern würden sich gleichschalten lassen und ihrem Glauben abschwören. Doch man erreichte das Gegenteil.
17. Wie sollten wir in bezug auf Versuchungen eingestellt sein, denen wir begegnen?
17 Meinst du, du hättest solchen Versuchungen widerstehen können? Wie verhältst du dich aber in Versuchungen, denen du heute tatsächlich begegnest? Paulus schrieb: „Nehmt euch in acht, Brüder, daß sich nicht in einem von euch jemals ein böses Herz des Unglaubens entwickle, indem er sich von dem lebendigen Gott zurückzieht; sondern ermahnt einander weiterhin jeden Tag, solange es ,heute‘ heißen mag, damit keiner von euch durch die trügerische Macht der Sünde verhärtet werde“ (Hebräer 3:12, 13). Damit wir nicht abfallen oder uns zurückziehen, müssen wir uns auf „heute“ konzentrieren.
„Heute“ Glauben offenbaren
18. Warum gingen die Israeliten nicht in Gottes Ruhe ein?
18 Paulus stützte das, was er über „heute“ sagte, auf Psalm 95:7-11 (Hebräer 3:7-11). Wie dort gezeigt wird, hatten die Israeliten in den Tagen Mose ihr Herz verhärtet. Als sie den Bericht Josuas und Kalebs über das Verheißene Land hörten, offenbarten sie Unglauben (4. Mose 13:17 bis 14:38). Obwohl die Israeliten während des noch andauernden Ruhetages Gottes in Frieden hätten leben und viele Segnungen genießen können, weigerten sie sich aufgrund ihres verhärteten Herzens und ihres Unglaubens, in das Land einzuziehen und dort zu leben. Daher ließ Gott sie 40 Jahre lang in der Wildnis umherwandern (Hebräer 3:17-19).
19. Wann und wie können wir in Jehovas Ruhe eingehen?
19 Gottes großer Sabbattag oder Ruhetag dauert immer noch an (1. Mose 1:31 bis 2:3). Paulus schrieb, daß „eine Verheißung, in seine Ruhe einzugehen, hinterlassen ist“ (Hebräer 4:1, 9). Somit können wir Christen jetzt in diese „Ruhe“ eingehen oder darin bleiben. Wie? Indem wir Glauben ausüben — nicht an den Josua der alten Zeit, sondern an den größeren Josua, unseren Führer Jesus Christus. Wir müssen auch von Werken des Unglaubens ablassen, wie sie von Personen vollbracht werden, die in Wirklichkeit nicht glauben, daß es je eine neue Ordnung geben wird. Ihr Leben dreht sich um Entspannung oder Vergnügen. Sie mögen den Wunsch haben, „jemand zu sein“, indem sie beispielsweise eine besondere Stellung oder einen Titel anstreben. Oder vielleicht besteht ihr ganzes Trachten darin, ein „netter“ Mensch zu sein.
20, 21. (a) Welche Werke müssen wir vermeiden? (b) An welchem guten Werk sollten wir teilhaben, wie das Beispiel der inhaftierten Schwestern zeigt?
20 Wenn wir an Jesus glauben und an das, was Gottes Volk in Aussicht steht, sollten wir dies durch unsere Handlungen beweisen. Paulus schrieb: „Wer in Gottes Ruhe eingegangen ist, hat auch selbst von seinen eigenen Werken geruht“ (Hebräer 4:10). Statt Werke des Unglaubens zu verrichten oder solche, durch die wir uns selbst zu rechtfertigen suchen, sollten wir Werke aufweisen, die unseren Glauben widerspiegeln.
21 Ein grundlegendes christliches Werk besteht darin, über Jehova Gott und seinen Sohn zu sprechen. Im Hinblick auf Jesus forderte uns Paulus auf: „Laßt uns an unserem Bekenntnis zu ihm festhalten“ (Hebräer 4:14). Das können und sollten wir natürlich in christlichen Zusammenkünften tun, indem wir dort eine öffentliche Erklärung unserer Hoffnung abgeben (Hebräer 10:23-25). Zu dieser „öffentlichen Erklärung“ sollte aber auch gehören, daß wir unseren Glauben und unsere Hoffnung gegenüber Außenstehenden bekennen. Ja, wir sollten uns gedrängt fühlen, „ein Schlachtopfer der Lobpreisung“ darzubringen, „das ist die Frucht der Lippen, die eine öffentliche Erklärung für seinen [Gottes] Namen abgeben“ (Hebräer 13:15; 1. Korinther 9:16). Die Autorin des bereits erwähnten Artikels berichtet von einem Gespräch mit einer Schwester dem Sinne nach folgendes:
„Ihr alle werdet nicht wegen des Glaubens, sondern wegen des Predigens ins Gefängnis geworfen. Wenn ihr zu Hause allein und in aller Stille zu Gott beten würdet, würde niemand etwas erfahren.“ Sie antwortete: „Das stimmt, unsere Aufgabe besteht jedoch gerade darin, zu predigen und neue Brüder und Schwestern zu gewinnen. Wir dürfen nicht egoistisch sein und nur für unser eigenes Leben unter dem Tausendjahrreich auf der Erde sorgen. Alle Menschen müssen erfahren, wie man dann leben wird.“
22. Wovon sind wir, gestützt auf den Hebräerbrief, überzeugt?
22 Aus dem Hebräerbrief ist zu erkennen, daß es darauf ankommt, „unser Äußerstes [zu] tun, in ... [Gottes] Ruhe einzugehen, damit nicht jemand ... des Ungehorsams [wegen] zu Fall komme“ (Hebräer 4:11). Wir können nicht nur die tiefe Befriedigung haben, jetzt schon in diese Ruhe eingegangen zu sein, sondern auch die gesicherte Hoffnung, darin zu bleiben, wenn alle, die auf der Erde leben, Gott anbeten. Es besteht kein Zweifel darüber, daß Jehova bereit ist, diejenigen zu segnen und am Leben zu erhalten, die durch Glauben und Gehorsam jetzt in seine Ruhe eingehen. Er ist für die, „die ihn ernstlich suchen, ein Belohner“ (Hebräer 11:6). Sollten irgendwelche Zweifel bestehen, dann liegt es an uns. Doch wir brauchen nicht im Zweifel zu sein. Wir können durch unseren Glauben und unser Ausharren mit der Hilfe Gottes „die uns vorgesetzte Hoffnung ... ergreifen“ (Hebräer 6:18).
Was hast du daraus gelernt?
□ Welchen besonderen Rat oder welche besondere Lehre hast du dem Hebräerbrief entnommen?
□ Was kannst du aus dem Beispiel einiger inhaftierter Schwestern lernen?
□ Wozu werden wir in Hebräer 2:1 aufgefordert, um nicht ‘abzugleiten’?
□ Wie kannst du in Gottes Ruhe eingehen?
-