Gibt es eine realistische Grundlage für den Glauben an eine Auferstehung?
Glaubst du, daß Menschen von den Toten auferweckt werden können? Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht? Falls du nicht an eine Auferstehung glaubst, sagst du vielleicht: „Ich habe noch nie jemand auferstehen sehen.“ Kann aber gesagt werden, ein bestimmtes Ereignis habe nicht stattgefunden, nur weil wir es nicht mit eigenen Augen gesehen haben? Um an ein solches Ereignis glauben zu können, benötigt man natürlich Beweise (Hebr. 11:1). Sind solche Beweise vorhanden?
Ja, sie sind vorhanden, und es handelt sich um Beweise, wie du sie für jede historische Tatsache oder jedes Ereignis erwarten würdest: Beweise von Augenzeugen und anderen sowie Beweise für den Einfluß des Ereignisses auf die Geschichte.
EINE ZENTRALE HOFFNUNG FÜR DIE MENSCHHEIT
In der Bibel finden wir Beweise dafür, daß sowohl vor als auch nach dem Erscheinen Jesu auf der Erde Menschen auferweckt wurden (1. Kö. 17:21, 22; 2. Kö. 4:32-35; Joh. 11:43; Mark. 5:41, 42). Doch der wichtigste Beweis — aufgrund dessen die Menschheit im allgemeinen Aussicht auf eine Auferstehung hat — ist die Auferstehung Jesu Christi. Ob wir als einzelne auf ein Leben nach dem Tode hoffen können, hängt ganz und gar von Christi Auferstehung ab. Besonders dieser Lehre wegen hatten die Apostel und andere Urchristen viel Spott und Leid zu erdulden (Apg. 4:1-3; 17:32; 23:6, 10; 24:18-21).
In Athen erklärte der Apostel Paulus vor mehreren Gelehrten und Philosophen:
„[Gott] hat einen Tag gesetzt, an dem er die bewohnte Erde in Gerechtigkeit richten will durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat, und er hat allen Menschen eine Gewähr dafür gegeben, indem er ihn von den Toten zur Auferstehung gebracht hat.“ An gläubige Christen schrieb Paulus: „Wenn es wirklich keine Auferstehung der Toten gibt, dann ist auch Christus nicht auferweckt worden. Ist aber Christus nicht auferweckt worden, so ist unser Predigen bestimmt vergeblich, und unser Glaube ist vergeblich“ (Apg. 17:31; 1. Kor. 15:13, 14).
BEWEIS FÜR CHRISTI TOD
Laßt uns einige Beweise unterbreiten und sie untersuchen. Zunächst verfügen wir über die Berichte derer, die sahen, wie Christus getötet und begraben wurde. Es besteht kein Zweifel darüber, daß er auf Betreiben der Führer der Juden von den Römern hingerichtet wurde. Schon zuvor hatte man versucht, ihn zu töten (Luk. 4:28, 29; Joh. 5:18; 8:59; 11:53). Als die Führer der Juden seinen Tod forderten, riefen sie vor dem römischen Statthalter Pilatus sogar aus: „Sein [Jesu] Blut komme über uns und über unsere Kinder“ (Matth. 27:25). Außerdem schüchterten sie Pilatus mit einer politischen Drohung ein (Joh. 19:12). Bestimmt hätten sich die gegnerischen Juden, besonders die Oberpriester und Führer, die erbittertsten Feinde Christi, nicht verschworen, seinen „Tod“ nur vorzutäuschen. Sie sorgten dafür, daß er starb. Jedenfalls lag die Sache nicht in ihrer Hand, denn er wurde von den Römern verurteilt und getötet. Der römische Historiker Tacitus (ca. 110 u. Z.) schrieb über die Christen: „Der Stifter dieser Sekte, Christus, ist unter der Regierung des Tiberius durch den Prokurator Pontius Pilatus hingerichtet worden.“a Auch im jüdischen Talmud wird berichtet, daß Jesus (an einen Stamm) genagelt wurde. Diese und andere nichtchristliche Geschichtsberichte bezeugen die Tatsache, daß Jesu Gegner nie an der Geschichtlichkeit Jesu oder der seines Todes zweifelten.
ZEUGNIS ÜBER JESU AUFERSTEHUNG
Was Christi Auferstehung betrifft, so gibt es nicht weniger als vier Männer, die öffentlich bezeugten, Jesus nach seiner Auferstehung gesehen zu haben, und in einem ihrer Berichte wird gesagt, daß ihn über 500 christliche Jünger sahen (Matth. 28:16, 17; Joh. 20:19; 21:1, 2; Apg. 1:15, 22; 1. Kor. 15:6-8). Jemand mag jedoch einwenden: „Ja, aber das sind alles biblische Berichte, die von Christen geschrieben wurden. Wie weiß man daß sie stimmen?“
Als Erwiderung darauf könnten wir fragen: Welchem Umstand würdest du es sonst zuschreiben, daß so viele Menschen voller Eifer die Auferstehung verkündigten? Selbst ihre Feinde behaupteten, daß die Christen durch ihr eifriges Zeugnisgeben über Christi Auferstehung ‘Jerusalem und Judäa, ja die Welt aufgewiegelt’ hätten (Apg. 5:28; 17:6). Verfolgung und andere Umstände trugen dazu bei, daß sie zerstreut wurden und diese Lehre so weit verkündigten, daß die römische Welt von Rom bis Mesopotamien ihren Eifer zur Kenntnis nahm.
Bezüglich der Wahrhaftigkeit dieser ersten Christen beachte man folgende Worte des Bibelgelehrten A. J. Maasb:
„Kurz gesagt, wird daher die Auferstehung Christi von mehr als 500 Augenzeugen bestätigt, deren Erfahrung und deren einfaches und rechtschaffenes Leben es nicht zuließen, eine solche Fabel zu erfinden, die zu einer Zeit lebten, als jeder Versuch eines Betrugs mit Leichtigkeit aufgedeckt werden konnte, die in diesem Leben nichts zu gewinnen, aber durch ihr Zeugnis alles zu verlieren hatten, deren sittlicher Mut, den sie in ihrem apostolischen Leben bekundeten, sich nur mit ihrer inneren Überzeugung von der sachlichen Wahrheit ihrer Botschaft erklären läßt. Außerdem wird die Tatsache der Auferstehung Christi durch das vielsagende Schweigen der Synagoge bestätigt, die alles getan hatte, um einen Betrug zu verhindern, die einen eventuellen Betrug leicht hätte aufdecken können, die nur Entschlafenen, die das Zeugnis der Apostel bestätigt hatten, widersprach, die die angebliche Unachtsamkeit der amtlichen Wache nicht bestrafte und die das Zeugnis der Apostel nur mit der drohenden Ermahnung beantwortete, ,zu niemandem mehr in diesem Namen zu reden‘ (Apg. iv, 17). Schließlich verlangen die Tausende und Millionen von Juden und Heiden, die dem Zeugnis der Apostel trotz aller Nachteile glaubten, die sich aus einem solchen Glauben ergaben — kurzum der Ursprung der Kirche —, als Erklärung die Realität der Auferstehung Christi, denn die Entstehung der Kirche ohne die Auferstehung wäre ein größeres Wunder als die Auferstehung selbst.“
Mit einer ähnlichen Beweisführung können wir die unwahren Beschuldigungen der Feinde Jesu widerlegen, die Auferstehung sei ein Betrug gewesen, sein Leichnam sei gestohlen worden und es habe sich entweder um eine Halluzination oder einen Betrug gehandelt. Fest steht, daß die Zeugen der Auferstehung bestimmt keine mächtigen oder einflußreichen Männer waren, die die am Grab aufgestellten Wachen hätten ausschalten oder bestechen können. Es ist sehr unwahrscheinlich, daß sich so viele Menschen an einem Betrug beteiligten, da er ihnen ja keinen persönlichen Gewinn einbrachte. Ihrem Zeugnis über die Auferstehung lag kein selbstsüchtiges Motiv zugrunde, denn sie mußten damit rechnen, dafür zu leiden und zu sterben. Sie legten gerade dort Zeugnis ab, wo ihre erbittertsten Feinde waren, wo ein Schwindel bestimmt hätte aufgedeckt werden können. Und sie warteten nicht etwa ab, sondern gaben ihr Zeugnis zu einer Zeit, in der die Wut der Juden ihren Höhepunkt erreicht hatte. Wenn es lediglich eine Vision oder eine Einbildung gewesen wäre, hätte es logischerweise etwas sein müssen, was sie erwartet hatten; aber Jesu Erscheinen nach seiner Auferstehung war für sie in ihrer Verzweiflung und Niedergeschlagenheit eine große Überraschung, etwas Unerwartetes. Das verlieh ihnen in Wirklichkeit den Mut für ihr Zeugnis, einen Mut, der sie selbst nicht unter der schwersten Verfolgung verließ.
In dieser so wichtigen Angelegenheit lohnt es sich, die treffende Beweisführung eines weiteren bedeutenden Gelehrten und Archäologen, George Rawlinson, zu berücksichtigen. Er schriebc:
„Die ersten Bekehrten wußten, daß jederzeit von ihnen gefordert werden mochte, für ihre Religion den Tod zu erleiden. Sie predigten und lehrten, wobei sie das Schwert, das Kreuz, die Tiere und den Märtyrerpfahl immer vor ihren Augen hatten. ... und jeder frühe Schreiber, der das Christentum verteidigte, forderte durch sein Verteidigen die Staatsgewalt heraus und setzte sich einem ähnlichen Geschick aus. Wenn der Glaube eine Sache von Leben und Tod ist, begnügen sich die Menschen nicht einfach mit dem ersten Glaubensbekenntnis, das zufällig ihrem Geschmack entspricht, noch stellen sie sich offen in die Reihen einer verfolgten Sekte, wenn sie nicht die Behauptungen der Religion, zu der sie sich bekennt, wohl abgewogen und sich nicht davon überzeugt haben, daß es sich dabei um die Wahrheit handelt. Es ist klar, daß die ersten Bekehrten sehr viel bessere Mittel besaßen als wir, um die geschichtliche Genauigkeit der christlichen Erzählung festzustellen, sie konnten die Zeugen vernehmen und einem Kreuzverhör unterziehen, ihre verschiedenen Berichte vergleichen, sich erkundigen, wie ihre Widersacher ihren Erklärungen gegenübertraten, heidnische Urkunden jener Zeit zu Rate ziehen, das Beweismaterial gründlich und vollständig sichten. All dies zusammen — und es muß im Sinn behalten werden daß das Beweismaterial sich anhäuft — stellt eine Beweismasse dar, wie sie selten in Hinsicht auf irgendwelche Ereignisse, die entfernten Zeiten angehören, beschafft werden kann, und beweist über allen vernünftigen Zweifel erhaben die Wahrheit der christlichen Geschichte. In keiner einzigen Hinsicht ... hat jene Geschichte ein sagenhaftes Gepräge.“
DAS ZEUGNIS DER PROPHEZEIUNGEN
Es gibt aber noch weitere Beweispunkte. Wenn Christi Auferstehung lange im voraus vorhergesagt worden wäre, wäre dies dann nicht ein Beweis für ihre Realität? Denn wie hätte man einen solchen Beweis fabrizieren können, besonders wenn in der Prophezeiung davon die Rede wäre, daß der Messias von seinem eigenen Volk ums Leben gebracht werde, einem Volk, das doch von der Zeit Abrahams an nahezu 2 000 Jahre auf ihn gewartet hatte? In den Hebräischen Schriften, die die Juden jahrhundertelang als ihre Gesetzessammlung und als Dokumentarberichte ihrer nationalen Geschichte hüteten, finden wir bereits Hinweise darauf. Im 8. Jahrhundert v. u. Z. schrieb der Prophet Jesaja, daß Jesus auf Betreiben seines eigenen Volkes, der Juden, zu Tode gebracht werde:
„Er war verachtet und war von Menschen gemieden ... Er war verachtet, und wir hielten ihn für nichts. ... Er wurde so wie ein Schaf zur Schlachtung geführt; ... er wurde abgetrennt vom Lande der Lebenden. ... Und er wird seine Grabstätte sogar bei den Bösen haben und bei der reichen Klasse in seinem Tode“ (Jes. 53:3-9).
In bezug darauf, daß Gott ihn wieder zum Leben auferwecken werde, sagte der Prophet weiter: „Wenn du seine Seele als ein Schuldopfer stellen wirst, wird er seine Nachkommen sehen, er wird [nach seiner Auferstehung] seine Tage verlängern, und in seiner Hand wird das gelingen, woran Jehova Gefallen hat. ... der Gerechte, mein Knecht, [wird] viele in einen gerechten Stand bringen, und ihre Vergehungen wird er selbst tragen“ (Jes. 53:10, 11).
Der Prophet Daniel, der später lebte, sagte über Jesu Opfertod voraus:
„Und nach den zweiundsechzig Wochen [nämlich im Jahre 33 u. Z.] wird der Messias abgeschnitten werden mit nichts für sich selbst ... er [wird] Schlachtopfer und Opfergabe [im Tempel der Juden] aufhören lassen [indem er sie durch das wahre Opfer, sein Leben, ersetzt]“ (Dan. 9:26, 27).
König David sagte prophetisch eine Auferstehung aus dem Scheol, dem Grab, voraus, und der Apostel Petrus wandte diese Prophezeiung auf Jesus Christus an. Fünfzig Tage nach Jesu Auferweckung sprach er zu 3 000 Juden, die erkannten, daß in dieser Prophezeiung von Jesus die Rede war, und seine Erklärung annahmen. Petrus sagte:
„Gott ... hat ihn [Jesus] zur Auferstehung gebracht, indem er die Wehen des Todes löste, denn es war unmöglich, daß er von ihm festgehalten wurde. David sagt nämlich mit Bezug auf ihn: ,Ich hatte Jehova beständig vor meinen Augen, denn er steht zu meiner Rechten, damit ich niemals erschüttert werde. ... Und auch mein Fleisch wird in Hoffnung wohnen; denn du wirst meine Seele im Hades nicht verlassen, noch wirst du zugeben, daß dein Loyalgesinnter die Verwesung sehe.‘ ... Weil er [David] nun ein Prophet war und wußte daß Gott ihm mit einem Eide geschworen hatte, er werde jemand von der Frucht seiner Lenden auf seinen Thron setzen, hat er vorausschauend von der Auferstehung des Christus geredet, daß er weder im Hades verlassen wurde, noch daß sein Fleisch die Verwesung sah. Diesen Jesus hat Gott zur Auferstehung gebracht, von welcher Tatsache wir alle Zeugen sind“ (Apg. 2:24-32; vergleiche Psalm 16:10).
Des weiteren bezieht sich der Apostel Paulus auf den 40. Psalm und wendet ihn auch auf das Opfer Jesu Christi an. Wie Paulus zeigt, sprach Jesus bei seiner Taufe die Worte: „Einen Leib hast du mir bereitet ... Siehe! Ich bin gekommen ..., um deinen Willen zu tun.“ Er fügt hinzu: „Durch den besagten ,Willen‘ sind wir durch die Darbringung des Leibes Jesu Christi ein für allemal geheiligt worden“ (Hebr. 10:5, 7, 9, 10; Ps. 40:6-8).
Gewiß besteht zwischen diesen Prophezeiungen, die Jahrhunderte zuvor geäußert worden waren, und dem Tod und der Auferstehung Jesu ein bemerkenswerter Zusammenhang. Weder hätte Jesus alles, was dabei eine Rolle spielte, entsprechend manövrieren können, noch hätten seine Apostel die Geschichte frei erfinden können.
JESU EIGENE WORTE
Überdies begann Jesus bei der Passahfeier nach seiner Taufe von seinem bevorstehenden Tod und seiner Auferstehung zu sprechen, obgleich seine Jünger erst rückblickend, nachdem sie Zeugen dieser Ereignisse geworden waren, die Bedeutung seiner Worte verstehen konnten. Der Apostel Johannes berichtet, daß Jesus in der ersten Zeit seiner Gemeinschaft mit ihnen einmal zu den Juden sagte: „Brecht diesen Tempel ab, und in drei Tagen will ich ihn aufrichten.“ Johannes fügt hinzu: „[Er] sprach von dem Tempel seines Leibes. Als er jedoch von den Toten auferweckt worden war, kam es seinen Jüngern in den Sinn, daß er dies wiederholt gesagt hatte; und sie glaubten der Schrift und dem Worte, das Jesus gesprochen hatte“ (Joh. 2:19, 21, 22; vergleiche Matthäus 12:40; 16:21-23; Markus 8:31; 10:33, 34).
Da es bei der Wahrheit über die Auferstehung um die einzig mögliche Hoffnung für die Toten und für die ganze Menschheit geht, die den Tod vor Augen hat, sollte die Auferstehung nicht nur für gläubige Christen, sondern für jedermann ein Thema von größtem Interesse sein.
Die meisten Menschen lieben das Leben und würden gern ewig leben, sofern Gesundheit und Glück gesichert wären. Sie verfolgen täglich die Nachrichten und hoffen, eine Friedensbotschaft, eine Meldung über Fortschritte im Kampf gegen Krankheiten und über die Schaffung besserer wirtschaftlicher Verhältnisse zu vernehmen. Sie hören Augenzeugenberichte über Tagesereignisse, erkennen die von Menschen aufgezeichneten Geschichtsberichte an und gehen bei ihren Zukunftsplänen sogar von der Geschichte aus. Wieviel wichtiger und vernünftiger ist es dann doch, die überwältigenden Beweise für die Auferstehung Christi, auf der die Hoffnung und die Verheißung auf ein glückliches Leben beruht, mit aufgeschlossenem Sinn zu untersuchen!
[Fußnoten]
a Annalen (XV, 44).
b The Catholic Encyclopedia (Ausgabe 1913), Band XII, S. 790.
c The Historical Evidences of the Truth of the Scripture Records, S. 225—227.
[Bild auf Seite 25]
„Die Auferstehung Christi wird ... von mehr als 500 Augenzeugen bestätigt, ... die zu einer Zeit lebten, als jeder Versuch eines Betrugs mit Leichtigkeit aufgedeckt werden konnte.“