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Pazifismus und Einwände aus Gewissensgründen — Besteht ein Unterschied?Der Wachtturm 1951 | 15. März
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ihnen, vereint zu bleiben und untereinander Frieden zu bewahren. Um dies hervorzuheben, wurde die Frage gestellt: „Besteht Christus geteilt? . . . Denn wenn Eifersucht und Streit unter euch ist, seid ihr da nicht fleischlich und wandelt ihr nicht wie Menschen?“ (1. Kor. 1:13; 3:3, NW) Deswegen haben sie ihre Neutralität gegenüber dieser Welt nicht aufgegeben und sich den Armeen dieser geteilten Welt, die unter ihrem Feind, Satan dem Teufel, steht, angeschlossen. Dies zu tun, hätte bedeutet, dass sie ihren geistlichen Brüdern, den Kindern Gottes, feindlich gegenübergestellt gewesen wären, gleichwie im Kriege Protestanten wider Protestanten, Katholiken wider Katholiken, Juden wider Juden zu stehen kommen. Dies hätte zu einem Bruderkriege geführt, wofür sie von ihrem himmlischen Vater strikte zur Verantwortung gezogen würden. Statt ihren Brüdern, den Söhnen Gottes, das Leben zu nehmen oder ihnen nach dem Leben zu trachten, werden sie ermahnt, ihr Leben für ihre Brüder niederzulegen, und zwar indem sie Jesus Christus und nicht Kain nachahmen, der seinen Bruder Abel umbrachte. Daher schreibt der Apostel Johannes:
23 „Wundert euch nicht, Brüder, dass die Welt euch hasst. Wir wissen, dass wir aus dem Tod ins Leben hinübergegangen sind, weil wir die Brüder lieben. Wer nicht liebt, bleibt im Tode. Jeder, der seinen Bruder hasst, ist ein Totschläger, und ihr wisset, dass kein Totschläger ewiges Leben bleibend in sich hat. Daran haben wir die Liebe erkannt, weil jener seine Seele [oder Leben] für uns dahingab; und wir sind verpflichtet, unsere Seelen [oder Leben] für unsere Brüder hinzugeben.“ — 1. Joh. 3:11-16, NW, Rdbem.
24. Was müssen sie jetzt tun, statt Herzen zu brechen und zu verwunden?
24 Der Geist Gottes, Jehovas, ruht auf seinen Zeugen, damit sie „den Sanftmütigen gute Botschaft predigen“ und „verbinden, die zerbrochenen Herzens sind“, statt Herzen zu brechen durch fleischlichen Kampf. Nun, da der Strom von lebenrettender Wahrheit vom Throne des aufgerichteten Königreiches Gottes herfliesst, müssen seine Zeugen gleich Bäumen sein, deren Blätter „zur Heilung der Nationen“ sind und „als Heilmittel“, und nicht zur Verwundung der Nationen, dienen. (Jes. 61:1; Luk. 4:18; Off. 22:2; Hes. 47:12, ZB) Dies ist der „vortrefflichere Weg“ der Liebe, der Liebe zu Gott mit allem, was man hat, und der Liebe zu seinem Nächsten wie zu sich selbst. — 1. Kor. 12:31 bis 13:7, NW.
25. In welch verschiedener Hinsicht haben sich also Jehovas Zeugen als konsequent erwiesen?
25 All das oben Gesagte ist nur eine teilweise Darlegung des Falles der Zeugen Jehovas, die sie vor Kommissionen, Amtspersonen und Gerichten gemacht haben, welchen nach dem Gesetz des Landes die Verantwortung obliegt, festzustellen, ob ihnen die Rechte gewährt werden sollen, die denen zukommen, welche aus Gewissensgründen Einwände erheben, sowie den Predigern des Evangeliums oder Dienern Gottes. Es ist jedoch genug gesagt worden, um solchen Kommissionen und Amtspersonen und allen andern zu beweisen, dass Jehovas Zeugen in dem, was sie beanspruchen, folgerichtig handeln. Sie sind keine Pazifisten, sind aber Evangeliumsdiener und erheben ihres Gewissens wegen auf Grund der Heiligen Schrift Einwände. Durch das Einnehmen dieses Standpunktes ist es den Kommissionen möglich gewesen, zu sehen, dass Jehovas Zeugen sich dieser Welt gegenüber neutral verhalten, und dass sie Gottes Evangeliumsdiener und ordinierte Prediger der guten Botschaft seines Königreiches unter Christus bleiben, wobei sie aus Gewissensgründen und gemäss der Heiligen Schrift Einwände gegen ihre Teilnahme an einem weltlichen Krieg in irgendeiner Form erheben.
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Ist Erfahrung die beste Lehrmeisterin?Der Wachtturm 1951 | 15. März
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Ist Erfahrung die beste Lehrmeisterin?
„ERFAHRUNG ist die beste Lehrmeisterin“, so lautet ein volkstümlicher Spruch von heute. Oft werden solche Aussprüche, weil sie stets wiederholt und allgemein anerkannt werden, geglaubt, ohne dass man sie einer sorgfältigen Prüfung oder Untersuchung unterzieht. Jedermann weiss, dass Erfahrung eine Lehrmeisterin ist, und daher lässt die Mehrheit der Menschen das kleine und doch so wichtige Wort beste unangefochten durchschlüpfen. Das sollte man aber nicht zulassen, denn dadurch wird der Spruch unwahr.
Einige haben versucht, die Erfahrung als Lehrmeisterin hinzustellen, indem sie Römer 5:3, 4 anführten: „Wir rühmen uns auch der Trübsale, da wir wissen, dass die Trübsal Ausharren bewirkt, das Ausharren aber Erfahrung, die Erfahrung aber Hoffnung.“ Eine genauere, moderne Übersetzung schaltet das Wort Erfahrung aus diesem Text aus und gibt die Stelle wie folgt wieder: „Lasst uns frohlocken, während wir in Drangsalen sind, da wir wissen, dass Drangsal Ausharren bewirkt; Ausharren einen Zustand der Billigung; der Zustand der Billigung dagegen Hoffnung.“ — NW.
Auch Hebräer 5:8 zeigt, dass Erfahrung nicht die beste Lehrmeisterin ist, denn es heisst dort von Jesus: „[Der,] obwohl er Sohn war, an dem, was er litt, den Gehorsam lernte.“ Jesus war nie ungehorsam; er litt nicht, um zu lernen, wie er statt ungehorsam gehorsam werden könnte. Er begann seinen Evangeliumsdienst, indem er die Probe auf seinen Gehorsam bestand, und durch die späteren Prüfungen seiner Lauterkeit wurde seine Hingabe an den Gehorsam nur noch gestärkt. Dieser Unbefleckte liess sich nie zum Sündigen herab, um die Sündhaftigkeit der Sünde kennenzulernen. — Matth. 4:1-11; Heb. 7:26.
Hebräer 2:17, 18 ist angeführt worden, um darzutun, dass Jesus als Mensch Erfahrungen mit fleischlichen Schwachheiten gemacht habe, um sie völlig verstehen und sündigen Menschen gegenüber barmherzig sein zu können: „Er war verpflichtet, seinen ‚Brüdern‘ in jeder Hinsicht gleich zu werden, damit er in den Dingen, die Gott betreffen, ein barmherziger und treuer Hoherpriester werde, um für die Sünden des Volkes ein Sühnopfer darzubringen. Denn in dem, was er selbst litt, als er auf die Probe gestellt wurde, kann er denen, die auf die Probe gestellt werden, zu Hilfe kommen.“ (NW) Indes betraf die Probe, auf die Jesus gestellt wurde, nicht fleischliche Schwachheiten zufolge ererbter Sünde, denn er war im Fleische vollkommen und sündlos. Sein Kampf war nicht ein Kampf gegen ererbte Sünde in seinem Leibe. Die Probe, die er durchmachte und erfolgreich bestand, war die Probe auf seine Lauterkeit, die Prüfung, im Fleische die Angriffe zu ertragen, die Satan und seine Vertreter auf sein Fleisch machten, um ihn von Gott wegzuziehen. Er kennt die Schwierigkeiten der Prüfung und kann seinen Nachfolgern in ihrer ähnlichen Erprobung beistehen. Gerade die Tatsache, dass er im Fleisch Gelingen hatte, ist an sich ein ermutigendes Beispiel, das seinen Nachfolgern die Probe bestehen hilft.
Indes kann nicht gesagt werden, dass man eine solche Erprobung durchmachen müsse, um sie zu verstehen. Gesetzt, dies sei der Fall, so wäre Jesus ja in dieser Hinsicht weiser als Jehova Gott, denn Gott machte diese Erfahrung nicht. Dennoch versteht Gott die Geschöpfe von Fleisch und Blut besser, als sie sich selbst verstehen: „Wie ein Vater sich über die Kinder erbarmt, so erbarmt sich Jehova über die, welche ihn fürchten. Denn er kennt unser Gebilde, ist eingedenk, dass wir Staub sind.“ (Ps. 103:13, 14) Jehova verstand diese Streitfrage der Lauterkeit so gut, dass er gleich von Anfang an, als Satan sie aufwarf, unfehlbar sagen konnte, dass eine Anzahl Menschen die Probe bestehen könnten. Nicht nur Jehova Gott, sondern auch Christus erkannte die Fähigkeiten des Menschen in dieser Beziehung; denn war er nicht dazu gebraucht worden, den Menschen aus dem Staub zu erschaffen? (Kol. 1:16) Hatte er nicht beobachtet, wie Hiob und andere die Probe der Lauterkeit erfolgreich bestanden? Dieses weise Geistgeschöpf hatte nicht nötig, durch Erfahrung über diese Sache belehrt zu werden. Indem er aber Fleisch wurde und die Probe selbst bestand, ist er zum hervorragendsten Beispiel der Lauterkeit vor Gott geworden und dient seinen Nachfolgern als Vorbild.
WO ERFAHRUNG GUTES ZU LEHREN VERFEHLTE
Eine göttliche Regel lautet: „Wer irgend aber sich selbst erhöhen wird, wird erniedrigt werden; und wer irgend sich selbst erniedrigen wird, wird erhöht werden.“ (Matth. 23:12) Satan musste dies durch Erfahrung feststellen, indem er seinen Thron über die Sterne Gottes zu erhöhen suchte, was schliesslich nur zu seinem erniedrigenden Sturz führte. (Jes. 14:12-15) Offenbar lernte er nichts aus der Erfahrung seines Sturzes aus dem Himmel nach dem Jahre 1914, denn seither setzt er seinen Kampf gegen Jehovas theokratische Organisation fort, ja verschärft ihn sogar, was zu seinem endgültigen Untergang führen wird. — Off. 12:9, 13, 17; 20:1-3, 10.
Nach seiner ersten Auflehnung verlockte Satan das erste Menschenpaar durch schlaue Verführung zu dem Versuch, sich zu Göttern zu erhöhen; in der Folge aber erlebten sie den Sturz in Sünde und Tod, und bei diesem Sturz in den Abgrund der Missetat rissen sie das ganze Menschengeschlecht mit. Doch keine der schweren Erfahrungen, die sie zufolge ihres Ungehorsams durchmachten, seitdem sie aus Eden vertrieben wurden, lehrte sie, dass sie bereuen und ihr Unrecht zugeben sollten.
In der nun folgenden Entartung lernten die Menschengeschöpfe nicht in Demut aus ihren begangenen Fehlern, lernten nicht aus den harten Schlägen der Erfahrung, sondern erlitten auf dem Pfade des Hochmuts und der Selbsterhöhung einen schmerzlichen Sturz nach dem andern. Bis in unser zwanzigstes Jahrhundert hinein lehrten ihre eigenen oder auch die Erfahrungen anderer sie nicht die Schlinge des Hochmuts meiden, im Gegenteil, die Eigensinnigen und Hochmütigen unter den Menschen mehren sich in diesen letzten Tagen. (2. Tim. 3:1, 4) Ja, einige wenige massen sich sogar an, Satans Torheit nachzuahmen, indem sie sich über Jehova erhöhen, da sie vorgeben, Gott täglich von seinem himmlischen Thron auf die Erde herabkommandieren zu können, um ihn auf einem religiösen Altar zu opfern!
Bejahrte Menschen sind mit all ihren gesammelten Erfahrungen nicht unbedingt die Weisen. Der junge und verhältnismässig unerfahrene Elihu erwartete umsonst, Weisheit aus dem Munde der drei betagten „Freunde“ Hiobs zu hören, und schliesslich machte er seiner Entrüstung Luft, indem er unverblümt zu ihnen sagte: „Ich bin jung an Jahren, und ihr seid Greise; darum habe ich mich gescheut und gefürchtet, euch mein Wissen kundzutun. Ich sagte: Mögen die Tage reden, und die Menge der Jahre Weisheit verkünden. Jedoch der Geist ist es in den Menschen, und der Odem des Allmächtigen, der sie verständig macht. Nicht die Bejahrten sind weise, noch verstehen die Alten, was recht ist.“ (Hiob 32:6-9) Ob Elihu dachte, ‚die Menge der Jahre mögen Weisheit verkünden‘, weil diese es ermöglichten, Erfahrungen zu sammeln, oder ob er dachte, vergangene Jahre bedeuteten Weisheit, weil sie Zeit zu vielem Studium gewährten, geht nicht deutlich aus dem Bericht hervor. Klar geht aber hervor, dass Elihu erkannte, was notwendiger war als beides zusammen, wenn er sprach: „Jedoch der Geist ist es in den Menschen, und der Odem [die Inspiration, Ro] des Allmächtigen, der sie verständig macht.“ Er erkannte, dass weder Erfahrung noch Jahre des Studiums wahre Weisheit vermitteln, wenn sie nicht von Jehovas Geist begleitet sind.
Dem König Salomo wurde Weisheit zuteil, weil er Jehova Gott um „ein verständiges Herz, um dein Volk zu richten“ (1. Kön. 3:9), gebeten hatte. Aber auch Salomo suchte seine Weisheit durch Erfahrung zu mehren: „Ich sprach zu mir selbst: Wohlan, versuch’s einmal mit der Freude und geniesse! Doch siehe, auch das war nichtig. Vom Lachen musste ich sagen: Es ist sinnlos, und von der Freude: Was schafft die? Ich sann mir aus, meinen Leib mit Wein zu laben, doch so, dass mein Verstand in Weisheit die Leitung hätte, und nach der Torheit zu greifen, bis dass ich sähe, was für die Menschenkinder gut sei zu tun unter dem Himmel die kurze Zeit ihres Lebens.“ (Pred. 2:1-3, ZB) Indes ist es weder nötig noch weise, danach zu trachten, alles selbst zu erfahren, um dessen Wert zu erkennen. Und ganz gewiss ist es die grösste Torheit, sich der Sünde hinzugeben, um sie aus eigener Erfahrung kennenzulernen.
Salomo mag durch Erfahrung viel Nützliches gelernt haben, doch ebenfalls aus Erfahrung lernte er, dass die Heirat mit heidnischen Frauen ihn in die Torheit der Dämonenanbetung führte und ihn von der wahren Anbetung und Gunst Jehovas ausschloss. Der Gewinn dieser Erkenntnis durch Erfahrung kostete ihn die Gelegenheit auf Leben in der neuen Welt. Wieviel besser wäre es für ihn gewesen, hätte er diese Lektion nicht aus Erfahrung, sondern aus Gottes geschriebenem Wort gelernt: „Und du sollst dich nicht mit ihnen verschwägern: deine Tochter sollst du nicht seinem Sohne geben, und seine Tochter sollst du nicht für deinen Sohn nehmen; denn sie würden deine Söhne von mir abwendig machen, dass sie andern Göttern dienten; und der Zorn Jehovas würde wider euch entbrennen, und er würde dich schnell vertilgen.“ — 5. Mose 7:3, 4; 1. Kön. 11:1-11.
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