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  • Ich war von der Spielleidenschaft besessen
    Der Wachtturm 1975 | 1. Januar
    • Manchmal ging ich auf den Rennplatz und machte einen großen Gewinn. Dann war ich wirklich begeistert und sehr stolz. Ich zahlte einige Schulden ab, doch am nächsten Tag begab ich mich erneut an die Rennstrecke, um einen „wirklich großen Gewinn“ zu erzielen — und verlor gewöhnlich alles.

      Und trotzdem hörte ich nicht auf zu wetten; immer lebte ich in der Vorstellung, einmal einen ganz großen Gewinn zu machen. Ich war in einem katholischen Waisenhaus aufgewachsen, wo man mir das Beten beigebracht hatte. Daher betete ich oft um Gewinne — in meiner Verzweiflung sogar manchmal zum Teufel.

      Das Verlockende am Glücksspiel ist, so glaube ich, teilweise darauf zurückzuführen, daß man mit großer Spannung auf die Ergebnisse wartet. Um die Spannung noch zu erhöhen, ließ ich meist irgend jemand die Rennergebnisse in der Zeitung suchen und bat ihn dann, Fragen zu beantworten wie: „Hat der Name des Siegers im zweiten Rennen zehn Buchstaben? Welches Gewicht trug er? Wieviel zahlte er? Wer war der Jockey?“

      Nach der Antwort auf die erste oder zweite Frage wußte ich gewöhnlich, ob ich auf den Sieger gesetzt hatte. Schließlich sagte ich den Namen des Pferdes, auf das ich gesetzt hatte, und fragte, ob es gewonnen hatte. Ich war überglücklich, wenn es zutraf.

      DIE BEMÜHUNGEN, AUF SIEGER ZU SETZEN

      Das „Handicapping“ war ein schwieriges Unterfangen. Manchmal erforderte es Stunden, ein gutes Pferd herauszufinden, auf das man setzen konnte. Oft hatte ich den Eindruck, ein Rennen biete keine guten Wettmöglichkeiten. Doch was konnte dann geschehen?

      Vielleicht träumte ich in jener Nacht, ein bestimmtes Pferd werde gewinnen, so setzte ich am nächsten Tag darauf. Oder ich ging auf den Rennplatz und stellte fest, daß „Strohhut“ ein Rennen bestritt und daß ich — unbewußterweise — einen Strohhut aufgesetzt hatte. Dann wettete ich natürlich auf „Strohhut“. Ich erinnere mich noch daran, daß mein Bruder einmal eine Ananasdose auf den Kopf bekam, die von einem Regal herabfiel. Als er die Rennlisten jenes Tages durchsah, bemerkte er, daß auch ein Pferd mit dem Namen Ananas laufen würde. Er setzte darauf und gewann! Ja, so sind Glücksspieler. Sie sind sehr abergläubisch. Anstatt sich an ihre sorgfältig studierte Auswahl zu halten, wetten sie aufgrund irgendwelcher Vorahnungen.

      Ich bin sicher, daß die katholische Kirche diese Eigenschaften der Glücksspieler kennt. Denn in der Nähe des Rennplatzes hielten sich stets Nonnen mit Sammelbüchsen auf. Wie könnte ein Katholik — und viele von uns waren Katholiken — an einer „Schwester“ vorübergehen und dennoch erwarten, bei einer Rennwette Erfolg zu haben? Wir gaben also eine Spende. Und wenn wir an jenem Tag gewannen, waren wir besonders großzügig, in der Hoffnung, daß der Erfolg dadurch anhalten würde.

      Auf die Zahl 839 — die Zahl, mit der ich 300 Dollar gewann — setzte ich sehr oft. Weshalb? Weil ich im 8. Monat des Jahres geboren wurde, meine Tochter im 3. und meine Frau im 9. Monat. Es war alles nur Aberglaube. Ich betrachtete diese Zahl als meine Glückszahl — und einige Male gewann ich auch damit.

      Tatsache ist aber, daß ich mehr verlor, als ich gewann. Ja, es war ein jämmerliches Leben, besonders für meine Familie. Ich wollte mich davon losreißen. Ich faßte den Entschluß und sagte mir: „Ich werde es nicht mehr tun. Ich werde einfach nicht mehr auf Pferde wetten. Nicht eine Pferdeliste werde ich mehr ansehen!“ Doch es kam gewöhnlich anders.

      Ich ging zur Arbeit, und der Kollege neben mir sagte: „Du, stell dir vor, gestern habe ich auf Soundso gesetzt und soundso viel gewonnen.“ Ich dachte bei mir: „Ich habe sonst immer auf dieses Pferd gesetzt.“ Und schon war ich wieder beim Wetten.

      EIN WENDEPUNKT

      Aber im Jahre 1944 geschah etwas, was in meinem Leben schließlich eine Änderung herbeiführen sollte. Ich war mit meiner Familie vorübergehend von New York nach Patterson Field, einige Kilometer von Dayton (Ohio) entfernt, gezogen, um dort zu arbeiten. Meine Tochter abonnierte die Zeitschrift Seventeen; als Prämie konnte man sich einen der damaligen Bestseller oder die Bibel aussuchen. Ich entschloß mich für die Bibel, da ich mir schon immer eine gewünscht hatte. Nur wenige Tage später sprach ein Mann bei mir vor und überließ mir das Buch „Die Wahrheit wird euch frei machen“.

      Einige Wochen danach, als ich am Abend allein war, nahm ich das Buch und begann darin zu lesen. Es erschien mir vernünftiger als alles andere, was ich bis jetzt über Religion und die Bibel gehört hatte. Ich war überzeugt, daß das, was darin gezeigt wurde, das Beste war, was ich mit meinen achtunddreißig Jahren je kennengelernt hatte.

      Ich war glücklich, als der Mann wiederkam, und nahm daher seine Einladung an, eine Zusammenkunft der Zeugen Jehovas zu besuchen. Doch dann wurde ich krank. Nach einem langen Krankenhausaufenthalt kehrte ich nach New York zurück. Aber der Mann aus Ohio sorgte dafür, daß mich dort ein Zeuge besuchte.

      Ich nahm eine Einladung zu einer Zusammenkunft an und stellte fest, daß der Zeuge, der mich begleitete, nicht rauchte. Daher fragte ich ihn: „Rauchen Jehovas Zeugen?“ Als er meine Frage verneinte, sagte ich mir: „Nun, das ist dann nichts für mich. Rauchen und Spielen sind zwei Gewohnheiten, die ich nie werde aufgeben können.“ Doch ich hatte mich geirrt.

      WODURCH DIE ÄNDERUNG MÖGLICH WURDE

      Zum erstenmal begann ich zu begreifen, welch großartigen Schöpfer wir haben. Oh, ich glaubte bereits vorher an Gott. Ich wußte, daß er existiert. Wie hätte sonst das Leben in seiner Vielfalt, besonders vernunftbegabte Wesen, entstehen können? Doch nun begann Gott für mich eine Realität zu werden. Ich konnte erkennen, daß er Vorsätze zum Segen der Menschen gefaßt hatte.

      Früher hatte ich schon viele Male das Gebet gesprochen, das man uns im Waisenhaus gelehrt hatte: „Vater unser, der du bist im Himmel. Geheiliget werde dein Name. Zu uns komme dein Reich. Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel“ (Matth. 6:9, 10). Aber nun verstand ich, daß Gottes Königreich eine wirkliche Regierung ist und daß wir in einer Zeit leben, in der Gott diese Regierung in Tätigkeit gesetzt hat, was welterschütternde Folgen haben wird.

      Ich war überzeugt, daß dieses System unbedingt abgelöst werden muß. Und ich war begeistert, als ich erfuhr, daß Gott, der Allmächtige, das auch wirklich tun wird. Folgende Prophezeiung aus dem Buch Daniel erhielt für mich besondere Bedeutung: „Der Gott des Himmels [wird] ein Königreich aufrichten, das nie zugrunde gerichtet werden wird. Und das Königreich selbst wird ... alle diese Königreiche zermalmen und ihnen ein Ende bereiten, und es selbst wird für unabsehbare Zeiten bestehen“ (Dan. 2:44). Auch die biblischen Verheißungen auf ein irdisches Paradies, in dem es sogar keine Krankheiten und keinen Tod mehr geben wird, beeinflußten mein Leben nachhaltig (Ps. 37:9-11; Offb. 21:3, 4).

      Ich kam zu der Überzeugung, daß ich, wenn Gott diesen Segen für die Menschheit vorgesehen hatte, meine Wertschätzung dadurch zeigen konnte, daß ich mich soweit wie möglich bemühte, seine Forderungen zu erfüllen. Ich erkannte, daß Gott u. a. erwartet, daß man „für die Seinigen und besonders für seine Hausgenossen ... sorgt“ (1. Tim. 5:8). Dies erforderte natürlich, daß ich das Glücksspiel weitgehend einschränkte. Meine Angehörigen und andere, die mich kannten, konnten nur über diese Änderung staunen.

      Mein wachsendes Verlangen, Gott, dem Allmächtigen, wohlzugefallen, machte diese Änderung möglich. Ausschlaggebend war aber auch, daß ich die glaubensstärkende Literatur der Zeugen Jehovas las und regelmäßig mit ihnen zusammenkam. Sie begegneten mir in ihren Zusammenkünften stets freundlich. Selbst Personen, die ich zuvor nicht gekannt hatte, kamen zu mir und begrüßten mich. Ich spürte, daß ihre Freundlichkeit echt war; es war keine Heuchelei. Wenn man regelmäßig mit solchen Menschen zusammen ist, wird man tatsächlich zum Guten beeinflußt. Ich gab sogar das Rauchen auf.

      VOLLSTÄNDIG DAVON FREI

      Doch das Glücksspiel hatte mich viel stärker in seiner Gewalt. Ich war darüber erstaunt, denn ich hatte gedacht, das Rauchen aufzugeben sei schwieriger. Aber der Drang zum Glücksspiel war so überwältigend, daß ich mich sogar zu dem Gedanken verleiten ließ: „In der Bibel gibt es keinen Text, der gegen das Glücksspiel spricht. Außerdem sorge ich ja für meine Familie.“ Und so schloß ich immer wieder Wetten ab. Ja, als ich im Jahre 1946 in Cleveland (Ohio) zum erstenmal einen Kongreß der Zeugen Jehovas besuchte, war ich bei den meisten Programmteilen anwesend, doch ein Nachmittagsprogramm ließ ich aus und ging auf den Rennplatz.

      Das ging jahrelang so. Ich konnte dem Verlangen einfach nicht widerstehen. Ich tröstete mich mit dem Gedanken: „Ich habe ein paar Dollar übrig, und einen kleinen Spaß kann ich mir schon leisten.“ Aber mit der Zeit wettete ich mehr, als ich überhaupt beabsichtigt hatte. Und gleichzeitig kam ich auch in so große finanzielle Schwierigkeiten, daß meine Stellung in der Christenversammlung auf dem Spiel stand. Ich machte eine Krise durch.

      Aber Glaubensbrüder kamen mir liebevoll zu Hilfe. Geduldig gaben sie mir Rat und Anleitung. Und durch das Lesen von Artikeln in den Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! verstand ich besser, wie verwerflich das Glücksspiel in Wirklichkeit ist. Besonders beeindruckte mich der Artikel „Sind Glücksspiele Christen erlaubt?“, der im Jahre 1964 in der Zeitschrift Erwachet! erschien. Als ich diesen Artikel las, erfuhr ich, daß es wirklich eine Schriftstelle gibt, die gegen das Glücksspiel spricht.

      Ich wußte, wie abergläubisch Glücksspieler sind; denn sie versuchen ständig, sich „Fortuna“ geneigt zu machen. Um zu gewinnen, sind sie bereit, zu betrügen und fast jede andere schlechte Tat zu begehen. Der Gewinn wird für sie dadurch zu einem Gott und „Fortuna“ zu einer Göttin. Daher rüttelten mich die Worte aus Jesaja 65:11, die in diesem Artikel behandelt wurden, wirklich auf. Dieser Text wendet sich mit folgenden Worten an Personen, die den wahren Gott verlassen haben: „... die ihr dem Glücksgott den Tisch herrichtet und der Schicksalsgöttin Würzwein einschenkt“ (Menge).

      Ich begriff nun, wie eng das Glücksspiel mit falscher Anbetung verbunden ist. Ja, ich dachte daran, wie oft wir in Verbindung mit Personen, die ihre erste Wette gewannen, vom „Glück des Anfängers“ gesprochen hatten. Aber nun bin ich davon überzeugt, daß der Teufel Menschen zum Glücksspiel verlockt, indem er die Dinge auf irgendeine Weise so manipuliert, daß sie zuerst gewinnen, sich dadurch in eine herabwürdigende Form falscher Anbetung verstricken und so weit gehen, daß sie das Geld und „Fortuna“ als Götzen verehren.

      Als ich das verstand, bekämpfte ich den Drang zum Glücksspiel energischer denn je. Ich gab einfach nicht mehr nach! Seit meiner letzten Wette sind nun Jahre vergangen, und dennoch verspüre ich immer noch diesen Drang. Da ich aber weiß, daß Gott, der Allmächtige, Glücksspiele nicht gutheißt, bin ich fest entschlossen, nie wieder zu wetten.

      Falls du je versucht werden solltest, dich am Glücksspiel zu beteiligen, so denke daran, zu welch schrecklichen Ergebnissen es führt — welche Auswirkungen es auf den Menschen hat und wie leicht er dadurch sogar in falsche Anbetung verstrickt werden kann. Und schließe nie jene erste Wette ab! Wenn du bereits von der Spielleidenschaft besessen bist, so sei davon überzeugt, daß du von diesem Laster loskommen kannst. Es gibt eine Möglichkeit, und Jehovas Zeugen werden dir ebenso gern helfen, wie sie mir geholfen haben. (Eingesandt.)

  • Nachrichten und ihre tiefere Bedeutung
    Der Wachtturm 1975 | 1. Januar
    • Nachrichten und ihre tiefere Bedeutung

      Kannst du das lesen?

      ● Wenn du diese Zeilen lesen kannst, so kannst du etwas, was nahezu jeder vierte der Erdbevölkerung nicht kann — selbst dann nicht, wenn die Worte in seiner Muttersprache geschrieben wären. Es ist erschreckend, daß in einigen Ländern 99 Prozent der Bevölkerung Analphabeten sind.

      Wie ein Bericht der Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) zeigt, steigt die Zahl der Analphabeten — obgleich die Pädagogen den Kampf gegen das Analphabetentum, prozentual gesehen, zu gewinnen scheinen — infolge der Bevölkerungsexplosion immer noch an. Von 1960 bis 1970 erhöhte sich ihre Zahl von 735 Millionen auf 783 Millionen, und nun nähert sie sich der 800-Millionen-Grenze.

      Das ist jedoch nicht alles. In den meisten Ländern, in denen ein großer Bevölkerungsteil lesen und schreiben kann, gibt es viele schlechte Leser. Eine in Perth (Australien) erscheinende Zeitung berichtete über eine Untersuchung, die ergab, daß „312 000 Erwachsene in Sydney praktisch Analphabeten sind“. Aus einer Umfrage die im Jahre 1970 vorgenommen wurde, ging hervor, daß dies auch auf 18,5 Millionen Amerikaner im Alter von 16 Jahren und darüber zutraf.

      Einige geben zum Teil dem Fernsehen die Schuld dafür. Doch in ärmeren Ländern kann das Fernsehen dabei keine große Rolle spielen. Ein Faktor, der in diesem Zusammenhang häufig übersehen wird, ist die Religion. Es ist eine historische Tatsache, daß Religionsorganisationen oft die Bildung des „einfachen Volkes“ verhindert haben, um es unterwürfig zu halten und ihm Ehrfurcht vor der Priesterschaft einzuflößen. In völligem Gegensatz dazu enthält die Bibel viele Ermahnungen, in denen von wahren Anbetern verlangt wird, lesen und schreiben zu können (5. Mose 6:6, 9; Hab. 2:2; Matth. 24:15). Die Geschichte zeigt, daß dort, wo man hohe Achtung vor der Bibel hatte, auch viele Menschen lesen und schreiben konnten.

      Chagaskrankheit und Transfusionen

      ● Die Chagaskrankheit ist ein Leiden, das in Südamerika auftritt und von einem Protozoon hervorgerufen wird, das mit dem Erreger der afrikanischen Schlafkrankheit verwandt ist. Die südamerikanische Abart kann Krampfanfälle hervorrufen, die manchmal mit dem Tod oder mit dauerhaften geistigen oder körperlichen Schäden enden.

      Beim dritten Kongreß der Panamerikanischen Vereinigung Freiwilliger Blutspender, der kürzlich in Montevideo (Uruguay) stattfand, wurde die Chagaskrankheit ernsthaft erörtert. Weshalb?

      Weil sie wie Hepatitis, Syphilis, Malaria und andere Erkrankungen durch Bluttransfusionen übertragen werden kann. Untersuchungen in Uruguay ergaben, daß in einigen Teilen des Landes bis zu 15 Prozent der Blutspender bei Chagastests positive Reaktionen zeigten. Man schätzt, daß in Südamerika sieben Millionen Menschen mit dieser Krankheit behaftet sind. Das größte Problem besteht darin, daß jemand, der durch eine Bluttransfusion infiziert worden ist, es wahrscheinlich erst dann bemerkt, wenn es zu spät ist. Krankheitssymptome mögen sich erst einige Jahre danach einstellen, und der Patient kann plötzlich sterben.

      Man erkennt deutlich, daß Personen, die Gottes Gesetz hinsichtlich der Verwendung von Blut beachten und sich keine Bluttransfusion geben lassen, von vielen Gefahren verschont bleiben. (Siehe Apostelgeschichte 15:28, 29.)

      Sich wandelnde Moralbegriffe

      ● Sollten die christlichen Moralbegriffe sich mit der Zeit wandeln; sollten sie von der jeweils vorherrschenden politischen Einstellung abhängig sein oder von der materiellen Wohlfahrt geprägt werden? Im „National Catholic Reporter“ (16. August 1974) zieht ein katholischer Geistlicher, Monsignore Paul Furfey, einen deutlichen Vergleich zwischen den Christen des ersten Jahrhunderts und denen späterer Jahrhunderte.

      Die Urchristen hatten in der Welt Feindschaft und Verfolgung zu erdulden. Doch „all das änderte sich mit dem Frieden, den Konstantin [römischer Kaiser des 4. Jahrhunderts] herbeiführte.“ sagt der Monsignore. „Das Christentum wurde plötzlich achtbar. Die Bischöfe krochen aus dem Untergrund hervor und bauten sich Paläste. Christen wurden Beamte, bedeutende Persönlichkeiten des Heeres und wohlhabende Kaufleute.“

      Der Autor kommt dann, nachdem er Jesu Worte über die für einen Reichen bestehende Schwierigkeit, in Gottes Königreich einzugehen, angeführt hat, auf die Neuzeit zu sprechen und sagt: „Allerdings ... machen sich katholische Millionäre nicht soviel daraus. Sie wissen, daß ihre Bischöfe Residenzen bewohnen, die nicht etwa unpassenderweise als Paläste bezeichnet werden“ (Matth. 19:23, 24).

      Worauf ist diese drastische Abkehr von den Maßstäben der ersten Christen zurückzuführen? Der Autor weist auf die Ursache hin, indem er sagt: „Wenn es wirklich zutrifft, daß sich Moraltheologen eher den Sitten des Mittelstandes anschließen als den nichtweltlichen Lehren des Neuen Testaments, dann ist dies unsagbar tragisch.“

      Dieser Wandel ist lediglich eine Wiederholung dessen, was es in der Vergangenheit bereits gab. Jesus machte den geldliebenden und machtgierigen religiösen Führern seiner Tage den Vorwurf, ‘Gottes Wort durch menschliche Lehren und Überlieferungen ersetzt zu haben’ (Matth. 15:1-9).

  • Die wahre Anbetung verlangt eindeutige Entscheidungen
    Der Wachtturm 1975 | 1. Januar
    • Die wahre Anbetung verlangt eindeutige Entscheidungen

      ALS Jesus Christus auf der Erde war, zeigte er mit aller Deutlichkeit, daß man als einer seiner Jünger eindeutige Entscheidungen treffen und sein Leben wirklich ändern muß. Er sagte: „Somit könnt ihr sicher sein, daß keiner von euch, der nicht seiner ganzen Habe Lebewohl sagt, mein Jünger sein kann“ (Luk. 14:33). Dies bedeutet nicht, daß jeder, der ein Jünger Jesu werden möchte, sein Besitztum aufzugeben hat, sondern daß er alle materiellen Dinge als zweitrangig betrachten muß und sich als ein treuer Jünger Jesu Christi durch nichts in seinem Dienste für Gott behindern lassen darf. (Vergleiche 1. Timotheus 6:17-19; Hebräer 13:5.)

      Jedes Jahr zeigen Tausende, daß sie dies tun. Sie sind willens, große Änderungen in ihrem Leben vorzunehmen, Änderungen, die in den Augen anderer unvorteilhaft und töricht sind.

      Eine junge Frau aus Brasilien berichtet, welche Änderungen sie bereitwillig vornahm, um ihr Leben mit den biblischen Grundsätzen in Übereinstimmung zu bringen. Über den Grund, weshalb sie sofort damit einverstanden war, mit Jehovas Zeugen die Bibel zu studieren, sagt sie:

      „Für mich war die Bibel stets ein einziges Fragezeichen, ein Geheimnis. Ich arbeitete hart an der Universität, um in der darstellenden Kunst Karriere zu machen. Während ich im Studium der Bibel Fortschritte machte, öffneten sich mir auch immer mehr Türen zum Theater. Beim VII. Nationalen Amateur-Theater-Festival erhielt ich den Preis für die zweitbeste Schauspielerin.

      Wegen meines ausgefüllten Zeitplans stellte ich das Studium der Bibel eine Zeitlang ein. Aber die Zeugin Jehovas, die mit mir studiert hatte, besuchte mich weiter. Sie ermunterte mich, das Bibelstudium fortzusetzen, die Zusammenkünfte zu besuchen und die Bibel sowie Hilfsmittel zum Bibelstudium zu lesen.

      Mit der Zeit regte sich mein Gewissen. Ich fragte mich: ,Darf ich um Gottes Segen bitten, bevor ich auf die Bühne trete, um eine Rolle zu spielen, die biblischen Grundsätzen widerspricht? Verurteilt Gott nicht einen unreinen Lebenswandel?‘

      In meinem Innern spielte sich ein Kampf ab, denn ich liebte das Theater wirklich. Ich erhielt viele Angebote, innerhalb und außerhalb der Universität aufzutreten. Wenn es mir auch nicht leichtfiel, so entschloß ich mich schließlich doch, das Theater zu verlassen und den Dienst für Jehova aufzunehmen.

      Nun bin ich sehr glücklich und habe ein ruhiges Gewissen. Ich fühle mich unter meinen geistigen Brüdern und Schwestern, die ihre Talente und Fähigkeiten gebrauchen, um die Interessen des Königreiches Gottes zu fördern, geborgen.“

      Von dieser jungen Frau verlangte die wahre Anbetung, daß sie ihrer Theaterlaufbahn Lebewohl sagte. Sie ist aber jetzt weit glücklicher, während sie sich bemüht, ein loyaler Jünger Jesu Christi zu sein.

      Eine andere junge Frau aus Brasilien erkannte, daß sie ihren Lebenswandel ändern und zwischen finanziellen Vorteilen und dem Gehorsam gegenüber Gott wählen müßte, wenn sie ein Jünger des Sohnes Gottes werden wollte.

      Während des Bibelstudiums, das eine Zeugin Jehovas mit ihr durchführte, kam man darauf zu sprechen, daß Geschlechtsbeziehungen zwischen unverheirateten Personen nicht erlaubt seien. Sie sagte, sie könne daran einfach nichts Verkehrtes finden. Selbst nachdem ihr anhand weiterer Schriftstellen Gottes Ansicht über Moral gezeigt worden war, nahm sie diese biblische Lehre nicht an.

      Die Zeugin, die mit ihr studierte, sah ein, daß es zwecklos wäre, diese Frage weiter zu behandeln. Daher sagte sie einfach, mit der Zeit werde sie zweifellos den biblischen Standpunkt verstehen, und ermunterte sie, verschiedene andere Bibeltexte zu diesem Thema nachzulesen.

      Die junge Frau las diese Schriftstellen und stimmte in der darauffolgenden Woche damit überein, daß Gott Hurerei oder Ehebruch nicht gutheißt. Sie gab dann zu, mit einem verheirateten Mann zusammen zu leben und von ihm schwanger zu sein. Dieser Mann kam für alle ihre finanziellen Bedürfnisse auf und stellte ihr sogar eine schöne Apartmentwohnung am Meer zur Verfügung. Sie wollte nun wissen, was sie in diesem Fall tun solle. Die Zeugin erklärte ihr, was die Bibel dazu sage, und machte ihr klar, daß sie selbst die Entscheidung treffen müsse.

      Der biblische Rat ging dieser Frau zu Herzen. Noch in derselben Woche gab sie ihr Verhältnis mit dem Mann auf. Bald wurde sie von ihren Freundinnen kritisiert, die sagten, sie sei verrückt, wenn sie einen Mann verlasse, der für sie in materieller Hinsicht so gut gesorgt habe. Ihre Verwandten ermunterten sie ebenfalls, bei ihm zu bleiben, da auch sie finanziell von ihm unterstützt worden waren.

      Doch sie hielt an ihrer Entscheidung fest. Nach einigen Monaten gebar sie einen Jungen, und danach ließ sie sich taufen, entschlossen, als ein Jünger Jesu Christi Gott zu dienen. Wenn sie nun auch für sich und ihr Kind zu sorgen hat, freut sie sich doch, vor Jehova ein reines Gewissen zu haben.

      Zugegeben, man mag zwar drastische Änderungen vorzunehmen haben, und man mag in den Augen der Welt als Verlierer erscheinen, doch wer sich entschließt, ein treuer Jünger Jesu Christi zu sein, gewinnt etwas viel Wertvolleres. Er erlangt vor Gott und den Menschen ein reines Gewissen und verspürt echte Zufriedenheit und Befriedigung, während er Gottes Willen tut.

  • Die Streitfrage um das Eigentumsrecht klären
    Der Wachtturm 1975 | 1. Januar
    • Die Streitfrage um das Eigentumsrecht klären

      „Siehe, Jehova, deinem Gott, gehören die Himmel, ja die Himmel der Himmel, die Erde und alles, was darauf ist“ (5. Mose 10:14).

      1. Was beweist in erster Linie, daß Gott der Eigentümer des Himmels und der Erde ist, und wie bestätigt dies die Bibel?

      „AM Anfang erschuf Gott die Himmel und die Erde“ (1. Mose 1:1). Diese einleitenden Worte der Bibel beweisen, daß der Himmel und die Erde Gott gehören. Er erschuf sie, das heißt, er brachte sie hervor oder bewirkte ihr Vorhandensein. Er ist ihr Schöpfer. Sie sind sein Besitz, sein Gut. Er allein ist ihr absolut rechtmäßiger Eigentümer. Er hat das Eigentumsrecht darauf. Die Bibel ist das rechtliche Beweisstück dafür. Sie ist seine Eigentumsurkunde. Das wird in seinem Wort wiederholt bestätigt — selbst noch im letzten Buch, in der Offenbarung (Offb. 4:11; 10:6; 14:7).

      2. Welche weiteren Beweise für Gottes Eigentumsrecht finden wir in der Bibel?

      2 Auch die weiteren Verse im ersten Kapitel des ersten Buches Mose bestätigen dies. Bei jedem Schöpfungsakt bestimmte Gott, was getan werden sollte. Wir lesen immer wieder, daß ‘Gott daranging’, diese oder jene belebten oder unbelebten Dinge im Himmel oder auf der Erde „zu machen“. Er gab ihnen auch Namen. „Gott begann das Licht ,Tag‘ zu nennen, die Finsternis aber nannte er ,Nacht‘.“ Schließlich „sah Gott alles, was er gemacht hatte, und siehe! es war sehr gut“. Es trug den Stempel seines Wohlgefallens. Alles gehörte zu der Zeit, da es erschaffen wurde, „an dem Tage, an dem Jehova Gott Erde und Himmel machte“, ihm, dem allein wahren Gott (1. Mose 1:5, 31; 2:4). Moses bestätigte dies später unter Inspiration, als er zu den Israeliten sagte: „Siehe, Jehova, deinem Gott, gehören die Himmel, ja die Himmel der Himmel, die Erde und alles, was darauf ist. Denn Jehova, euer Gott, ist der Gott der Götter und der Herr der Herren, der große, starke und furchteinflößende Gott“ (5. Mose 10:14, 17).

      3. Warum verdient die Erschaffung des Menschen in diesem Zusammenhang unsere besondere Aufmerksamkeit?

      3 Die Erschaffung des Menschen war die Krönung der irdischen Schöpfung und verdient daher unsere besondere Aufmerksamkeit. Der Bericht hierüber vermittelt weiteren Aufschluß zu dem Thema Eigentumsrecht. Es werden verschiedene Aspekte — unter anderem die Unterordnung — erwähnt, die auf ein mehr oder weniger bedingtes oder beschränktes Eigentumsrecht, verbunden mit gewissen Pflichten, hinweisen. Beachten wir, was in diesem Zusammenhang gesagt wird.

      4. (a) Was geht aus den Worten: „Lasset uns Menschen machen in unserem Bilde“ hervor? (b) Wie zeigt Gottes Wort, wer bei der Schöpfung mitwirkte?

      4 Zum erstenmal wird in dem Bericht gesagt, daß jemand eingeladen wurde, bei der Schöpfung mitzuwirken. „Und Gott sprach weiter: ,Lasset uns Menschen machen in unserem Bilde, gemäß unserem Gleichnis; und sie sollen sich untertan halten die Fische des Meeres und die fliegenden Geschöpfe der Himmel und die Haustiere und die ganze Erde und alle sich regenden Tiere, die sich auf der Erde regen.‘“ Heißt das, daß Gott dadurch sein Eigentumsrecht bis zu einem gewissen Grad aufgab oder daß er es zum Teil jemand anders zugestand? Nein. Die Initiative, die Verantwortung und die Leitung lagen uneingeschränkt in seiner Hand. Wir lesen im nächsten Vers: „Und Gott ging daran, den Menschen in seinem Bilde zu erschaffen, im Bilde Gottes erschuf er ihn; männlich und weiblich erschuf er sie“ (1. Mose 1:26, 27). Aus anderen Bibeltexten geht hervor, daß derjenige, der jetzt Jesus Christus genannt wird, in seiner vormenschlichen Existenz bei der Schöpfung sozusagen Jehovas rechte Hand war. Er war — dargestellt als die personifizierte Weisheit — das „früheste seiner [Jehovas] Werke“, Jehovas „Werkmeister“. Er war „das WORT“, durch das ‘alle anderen Dinge ins Dasein kamen’. „Er ist das Bild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene aller Schöpfung.“ Es war daher angebracht, daß er bei der Erschaffung des Menschen mitwirkte, denn der Mensch wurde ebenfalls im Bilde Gottes erschaffen. Von Jesus Christus ist zwar als von unserem „alleinigen Gebieter [oder Eigentümer] und Herrn“ die Rede, doch, wie wir später noch sehen werden, erhielt er diesen Titel nicht, weil er an Gottes Seite bei der Schöpfung mitwirkte, sondern wegen der Rolle, die er als Loskäufer spielte (Spr. 8:22, 30; Joh. 1:1-3; Kol. 1:15, 16; Jud. 4).

      5. Welche Bibeltexte könnten angeführt werden, um zu zeigen, daß der Mensch ein gewisses Eigentumsrecht erhalten hat?

      5 Es erhebt sich indes die Frage, ob der Mensch nicht ein gewisses Eigentumsrecht erhielt, als ihm nach seiner Erschaffung der Auftrag erteilt wurde: „Seid fruchtbar und werdet viele und füllet die Erde und unterwerft sie euch, und haltet euch die Fische des Meeres und die fliegenden Geschöpfe der Himmel untertan und jedes lebende Geschöpf, das sich auf der Erde regt“ (1. Mose 1:28). Aus diesen Worten könnte man schließen, daß dem so wäre. Müßte man nicht annehmen, daß dem Menschen ein gewisses Eigentumsrecht zusteht, da er im Bilde Gottes erschaffen wurde? Es mögen uns noch andere Bibeltexte in den Sinn kommen, die diesen Gedanken unterstützen. Zu Noah sagte Gott: „In eure Hand sind sie [jedes lebende Geschöpf] jetzt gegeben.“ Wir denken auch an die an Jehova gerichteten Worte Davids: „Du läßt ihn [den sterblichen Menschen] herrschen über die Werke deiner Hände; alles hast du unter seine Füße gelegt“ oder an die bekannten Worte des Psalmisten: „Was die Himmel betrifft, Jehova gehören die Himmel, aber die Erde hat er den Menschensöhnen gegeben“ (1. Mose 9:2; Ps. 8:6; 115:16).

      6. Warum ist es wichtig, die betreffenden Texte im Zusammenhang zu betrachten?

      6 Zugegeben, daß in diesen Texten dem Menschen Gewalt über gewisse Dinge zugestanden wird, doch nur in bedingtem oder beschränktem Maße. Das ersehen wir aus jedem dieser Bibeltexte, wenn wir den Kontext berücksichtigen, was man stets tun sollte, wenn man verstehen möchte, was Gottes Wort über ein bestimmtes Thema sagt.

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