-
Sollten wir hadern mit Gott?Der Wachtturm 1962 | 1. November
-
-
Augen, mit denen er das ausgedehnte Land forschend überblickt und dann tief unten in einer Schlucht eine Beute erspäht, nicht von einem Menschen empfangen. Adler haben die eigenartige Fähigkeit, einen Gegenstand bei ihrem Sturzflug ständig im Brennpunkt zu behalten, und das ist ihnen bei der Jagd auf ihre Beute eine große Hilfe. Rutherford Platt schreibt in seinem Buch The River of Life über die Sehkraft des Adlers folgendes:
„Die besten Augen unter den Tieren haben die Adler, Geier und Habichte, die bei Tag hoch in den Lüften kreisen. Ihr scharfes Auge erspäht selbst aus 300 Meter Höhe ein Kaninchen oder Waldhuhn, das halbversteckt im Grase sitzt.
Die scharfe Sehkraft des Jägerauges ist darauf zurückzuführen, daß die von einem Gegenstand ausgehenden Lichtstrahlen auf einen dichten Haufen spitzer Zapfenzellen fallen. Dieser winzige Fleck auf der Innenseite des Augapfels fängt die Lichtstrahlen in Form von Tausenden von Punkten auf und gibt sie, durch einen besonderen Vorgang zu einem deutlichen Bild vereinigt, an das Gehirn weiter. Bei fast allen Jägern, zum Beispiel beim Skunk und beim Puma wie auch beim Menschen, genügt dieser Fleck von Zapfen. Wir sehen geradeaus und haben den Gegenstand in unserem Blickfeld stets direkt vor uns. Beim Adler oder Habicht ist es jedoch anders. Er fliegt das Kaninchen, das er im Gras erspäht hat, in einem langen schrägen Sturzflug an. Demzufolge bewegt sich das Bild seines Zieles auf einer gekrümmten Bahn über die Innenseite des Augapfels. Das Adlerauge ist jedoch so geschaffen, daß seine Zapfenzellen statt eines kleinen Flecks eine gekrümmte Fläche bilden, und so hat der herabschießende Adler das Kaninchen im Gras ständig im Brennpunkt. Es mag unwesentlich erscheinen, daß die gekrümmte Fläche der Zapfenzellen an der Innenseite des Augapfels genau mit der gekrümmten Bahn des Sturzfluges übereinstimmt, aber für den Vogel ist es von großer Bedeutung, und ich frage mich, wer wohl daran gedacht hat.“
Der Schöpfer! Er, nicht der Mensch, hat dem Adler diese wunderbare Sehkraft verliehen.
Die Art und Weise, wie der Adler sich und seine Jungen ernährt, könnte als viertes Merkmal bezeichnet werden. Einige Adlerarten fressen nämlich auch Aas. Sie ernähren sich also von bereits toten Tieren und solchen, die sie selbst erbeuten. Die Jagdbeute des Adlers besteht meist aus kleinen Tieren, die er mit seinen Krallen packt und in seinen Horst trägt. Die Jungen, die noch zu schwach sind, um Fleisch zu fressen, schlürfen das Blut der Beute. Somit helfen die kräftigen Flügel, das scharfsichtige Auge und die Fähigkeit, Beute zu erjagen und Aas ausfindig zu machen, dem Adler, sich und seine Familie zu ernähren. „Wo Erschlagene sind, da ist er.“
ZUR RICHTIGEN ANSICHT GELANGEN
Nachdem Jehova mit Hiob über seine belebte und unbelebte Schöpfung gesprochen hatte, fragte er ihn aus dem Sturm: „Will mit dem Allmächtigen rechten der Haderer? Wer Gott tadelt, soll’s der nicht verantworten?“ — Hiob 40:2, 3, Lu.
Jehova hatte gesprochen. Seine Worte über die göttlichen Wunder in der Natur versetzten Hiob in die richtige Geistesverfassung. Er erkannte nun, daß das Geschöpf nichts ist im Vergleich zum Schöpfer. Er sah auch ein, daß es angesichts der Größe Gottes nicht angebracht war, daß er „sich selbst für gerechter hielt als Gott“. Da Jehova in seiner sichtbaren Schöpfung so viel Macht und Weisheit geoffenbart hat und da es noch so viele Dinge gibt, die wir nicht erfassen können, verdient Gott unser volles Vertrauen. Alles, was er tut — ob wir es im Augenblick verstehen oder nicht —, sollten wir gelten lassen. Es wäre äußerste Vermessenheit, wollten wir die Handlungsweise Gottes nach menschlichen Maßstäben beurteilen. Wer wollte somit noch als Haderer auftreten und „mit dem Allmächtigen rechten“? Hiob dachte jedenfalls nicht mehr daran. „Hiob antwortete Jehova und sprach: Siehe, zu gering bin ich, was soll ich dir erwidern? Ich lege meine Hand auf meinen Mund. Einmal habe ich geredet, und ich will nicht mehr antworten, und zweimal, und ich will es nicht mehr tun.“ Hiob bekundete seine Reue nicht durch viele Worte, sie hatte keinen Beigeschmack von Selbstgerechtigkeit. Er sagte einfach: „Zu gering bin ich.“ — Hiob 39:33-35 (40:3-5, Lu).
Die weiteren Worte Jehovas lassen erkennen, daß Hiobs Antwort vernünftig war:
„Und Jehova antwortete Hiob aus dem Sturme und sprach: Gürte doch wie ein Mann deine Lenden; ich will dich fragen, und du belehre mich! Willst du gar mein Recht zunichte machen, mich verdammen, damit du gerecht seiest? Oder hast du einen Arm wie Gott, und kannst du donnern mit einer Stimme wie er? Schmücke dich doch mit Erhabenheit und Hoheit, und kleide dich in Pracht und Majestät! Gieße aus die Ausbrüche deines Zornes, und sieh an alles Hoffärtige und erniedrige es! Sieh an alles Hoffärtige, beuge es, und reiße nieder die Gesetzlosen auf ihrer Stelle! Verbirg sie allesamt in den Staub, schließe ihre Angesichter in Verborgenheit ein! Dann werde auch i c h dich preisen, daß deine Rechte dir Hilfe schafft [dich retten kann, NW].“ — Hiob 40:1-9 (40:6-14, Lu).
Wer wollte Gott die universelle Oberhoheit streitig machen? Gibt es einen Menschen der „einen Arm“ hat „wie Gott“, der die Hoffärtigen erniedrigen und im Staub der Erde verbergen könnte, wie Gott es im Krieg von Harmagedon tun wird? Wenn ja, dann „werde auch ich dich preisen“, sagt Jehova, „daß deine Rechte dir Hilfe schafft“. Nicht Menschen, sondern Jehovas Arm und seine Rechte werden die Gerechten von den Gesetzlosen befreien. Harmagedon ist die Schlacht Gottes zur Rechtfertigung seiner Oberhoheit. In diesem Krieg wird kein Mensch für Gott zu kämpfen brauchen. Wenn der Mensch also Gottes Werk nicht tun kann, mit welchem Recht will er dann sagen, Gott gehe nicht richtig vor? Er hat kein Recht, Gottes Handlungsweise anzugreifen.
Wir sollten uns davor hüten, zu sagen, Gott sei ungerecht, oder mit ihm zu hadern, wenn wir seine Wege nicht verstehen. „Sind wir etwa stärker als er?“ (1. Kor. 10:22) Denken wir an die Worte aus Jesaja 45:9: „Wehe dem, der mit seinem Bildner rechtet — ein Tongefäß unter irdenen Tongefäßen! Darf wohl der Ton zu seinem Bildner sagen: Was machst du?“
Erkennen wir also unsere Stellung wie Hiob! Auf Grund der neugewonnenen Erkenntnis wurde er sich der Nichtigkeit des Menschen im Vergleich zur Größe Gottes bewußt. Genauso sollten auch Christen ihre wahre Größe erkennen und einsehen, daß ihre Rechtfertigung im Vergleich zur Rechtfertigung des Namens und der Oberhoheit Jehovas unwichtig ist. Sie sollten, statt mit Gott zu hadern, wie Hiob sagen: „Ich will … meinem Schöpfer Gerechtigkeit geben.“ — Hiob 36:3.
-
-
Ein reiner GottesdienstDer Wachtturm 1962 | 1. November
-
-
Ein reiner Gottesdienst
◆ Der Jünger Jakobus schrieb: „Ein reiner und unbefleckter Gottesdienst vor Gott und dem Vater ist dieser: Waisen und Witwen in ihrer Drangsal besuchen, sich selbst von der Welt unbefleckt erhalten.“ (Jak. 1:27) Interessant ist in diesem Zusammenhang, was der Historiker John Lord schreibt: „Das Beispiel, das die Urkirche gegeben hat, scheint anzudeuten, daß der Glaube nur dann eine gesunde Ausbreitung erfährt, wenn seine Bekenner ständig geprüft und geläutert werden. Die wahre Mission der Kirche scheint darin zu bestehen, ihre Anhänger emporzuheben, nicht darin, sich in Dinge einzumischen, die einen verderblichen Einfluß haben.“ — The Old Roman World, S. 550.
-