Nachrichten und ihre tiefere Bedeutung
Das Vermächtnis einer „Endlösung“
● Alljährlich findet eine Konferenz von Christen und Juden statt, in der über die sogenannte „Endlösung“, die Massenvernichtung von Juden in Europa unter dem Regime der Nationalsozialisten, diskutiert wird. Auf der letzten Sitzung, die im März dieses Jahres abgehalten wurde, erklärte Dr. Franklin H. Littell, Professor für Religion an der Temple University, daß „der Mord an nahezu 6 Millionen Juden, der von getauften Christen im Herzen ... [der Christenheit] ausgeführt wurde, den christlichen Glauben wie nie zuvor in den etwas mehr als neunzehnhundert Jahren in Frage gezogen hat“. Er sagte, die Frage habe für die Kirchen zu einem ernsthaften „geistigen Ringen“ geführt, und fügte hinzu: „Ich bin nicht sicher, ob das Christentum das überleben wird.“
Der Tadel für den Massenmord an den Juden trifft jedoch nicht das Christentum. Er trifft die Christenheit und ihre Kirchen. Es ist offensichtlich, wieso diese Massenvernichtung möglich war: Die Geistlichkeit der Christenheit und ihre Herden haben die Lehren der Bibel und somit auch die Lehren Christi Jesu verlassen und dafür den Staat unterstützt. Wie die vergangenen Jahrhunderte zeigen, war dies keineswegs das erstemal, daß sie so gehandelt haben. Andererseits können Tausende von europäischen Juden bestätigen, daß eine religiöse Gruppe in Deutschland ebenso verfolgt wurde wie die Juden: Jehovas Zeugen. Hunderte von ihnen kamen in Konzentrationslagern ums Leben. Sie litten, weil sie am wahren Christentum festhielten und es praktizierten, statt den Staat anzubeten.
Das Schweigen der Kirche zur Euthanasie
● Aber noch ein anderes Kapitel der Geschichte der Nationalsozialisten macht den Kirchen der Christenheit zu schaffen: das Euthanasie-Programm. Es gehörte zu Hitlers Plan, durch die Ausrottung derer, die als schwächende Bestandteile betrachtet wurden, eine germanische Superrasse hervorzubringen. Durch das Euthanasie-Programm, das von 1939 bis 1941 lief, wurden vorsätzlich schätzungsweise 60 000 bis 100 000 Deutsche und Österreicher getötet, zu denen Schwachsinnige, Epileptiker und mißgebildete Personen gehörten.
Nun treten Beweise dafür zutage, daß Kirchenführer in Deutschland und anderswo davon wußten, doch im allgemeinen ihr Stillschweigen erst brachen, als ein Großteil bereits getötet worden war. Ein Historiker, der Jesuit ist, unterbreitete in der Zeitschrift „Civiltà Cattolica“ Beweise dafür, daß Beamte der Nationalsozialisten zuerst einen Hinweis darüber wünschten, ob Kirchenführer ihrem Programm entschieden widersprechen würden oder nicht. Sie beauftragten einen Professor des katholischen Theologieseminars in Paderborn, ihnen Informationen darüber zu liefern. Einer der Beamten, die damit zu tun hatten, soll gesagt haben, daß die katholischen Theologen „keine grundlegende Ablehnung seitens der Kirche erwarteten“ und daß Hitler danach das Euthanasie-Programm einleitete.
Unter der Schlagzeile „Das schreckliche Schweigen“ zeigte die in London erscheinende „Sunday Times“, daß erst ein Jahr nach Beginn dieses Programms der Nationalsozialisten die Euthanasie in einer Rundfunksendung des Vatikans auf mißbilligende Weise erwähnt wurde, jedoch ohne Hinweis auf Deutschland. Das Euthanasie-Programm wurde gegen Ende 1941 eingestellt. Es vergingen fast weitere zwei Jahre, bis der Papst (Pius XII.) am 29. Juni 1943 in einer offiziellen Erklärung die Euthanasie verurteilte. Seine Erklärung war für die Tausende von Erwachsenen und Kindern, die bereits ihr Leben verloren hatten, keine Hilfe mehr.
Es ist bemerkenswert, daß die Forscher in beiden Fällen (sowohl in der Zeitschrift „Civiltà Cattolica“ als auch in der Londoner „Sunday Times“) darauf hinwiesen, daß das Euthanasie-Programm ein Vorspiel zu der späteren Massenliquidation der Juden gewesen sei.
Babylon wieder erbaut?
● Durch den Propheten Jesaja ließ Jehova Gott vorhersagen: „Und Babylon ... soll werden wie Sodom und Gomorra, als Gott sie umkehrte. Sie wird niemals bewohnt werden“ (Jes. 13:19, 20). Etwa ein Jahrhundert später, im Jahre 539 v. u. Z., wurde Babylon als Königreich gestürzt. Vor kurzem war nun in einer „AFP“-Meldung von Anstrengungen die Rede, „das alte Babylon und den Turm von Babel wieder aufzubauen“. Soll Babylon tatsächlich wieder bewohnt werden?
Nein. Die Meldung handelte eigentlich von den Bemühungen der Regierung des Iraks, die verbliebenen Überreste der alten Stadt, die jahrhundertelang verwüstet dalag, freizulegen und zu restaurieren. Wie ein italienischer Archäologe, dem diese Aufgabe übertragen worden ist, erklärt haben soll, ist Babylon „nicht nur mit Erde bedeckt, sondern auch mit Grundwasser, das abgeleitet werden muß“. Es ist immer noch die verlassene Wüste, der unbewohnte Ort, der in der biblischen Prophezeiung vorhergesagt worden ist.