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Ist das Königreich eine Realität für dich?Der Wachtturm 1981 | 15. August
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Ist das Königreich eine Realität für dich?
„Mein Königreich ist kein Teil dieser Welt. Wäre mein Königreich ein Teil dieser Welt, so hätten meine Diener gekämpft, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Nun aber ist mein Königreich nicht von daher“ (Joh. 18:36).
1. (a) Was wird in Jesaja 9:6, 7 zu dem Thema Regierung und Königreich gesagt? (b) Wo ist vorher schon sinnbildlich von diesem Königreich, dieser Regierung, die Rede?
VOR mehr als 2 600 Jahren sagte der Prophet Jesaja vorausblickend zu dem Thema Regierung und Königreich:
„Denn ein Kind ist uns geboren worden, ein Sohn ist uns gegeben worden; und die fürstliche Herrschaft [Regierung, An American Translation] wird auf seiner Schulter sein. Und sein Name wird genannt werden: Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott, Ewigvater, Fürst des Friedens. Für die Fülle der fürstlichen Herrschaft [Regierung, An American Translation] und den Frieden wird es kein Ende geben auf dem Throne Davids und über sein Königreich, um es fest aufzurichten und es zu stützen durch Recht und durch Gerechtigkeit von nun an und auf unabsehbare Zeit. Ja der Eifer Jehovas der Heerscharen wird dieses tun“ (Jes. 9:6, 7).
Jahrhunderte zuvor hatte unser himmlischer Vater sinnbildlich davon gesprochen, daß dieses Königreich, diese Regierung, in Tätigkeit treten werde. Angeführt von dem ‘Samen seines Weibes’, sollte die Königreichsregierung ihrem Erzfeind den Todesstoß versetzen (1. Mose 3:15).
2. Wie bewies Abraham seinen Glauben an die verheißene Königreichsregierung?
2 Der Schöpfer des Himmels und der Erde ließ diese ursprüngliche Verheißung nicht in Vergessenheit geraten. Zu seinem Freund Abraham sagte Jehova später:
„Ich will die segnen, die dich segnen; und den, der Übles auf dich herabruft, werde ich verfluchen, und alle Familien des Erdbodens werden sich bestimmt durch dich segnen“ (1. Mose 12:3).
„Alle Familien des Erdbodens“ würden sich nur durch die Erfüllung der ursprünglichen Verheißung segnen können, und Abraham erkannte das. Deshalb berichtet der Apostel Paulus: „Durch Glauben weilte er [Abraham] als Fremdling im Lande der Verheißung wie in einem fremden Lande und wohnte in Zelten mit Isaak und Jakob, den Miterben derselben Verheißung. Denn er wartete auf die Stadt [das Königreich], die wahre Grundlagen hat, deren Erbauer und Bildner Gott ist“ (Hebr. 11:9, 10). Abraham war von seiner Hoffnung auf diese Königreichsregierung so erfüllt, daß er sich wie ein Ausländer oder Fremdling verhielt, obwohl er sich im Verheißenen Land befand.
3. Welche Fragen könnten wir uns bezüglich unseres Glaubens an die Königreichsregierung stellen?
3 Wie sind wir gegenüber der Welt eingestellt? Betrachten wir uns als ‘Ausländer’ oder ‘Fremdlinge’, obwohl wir in unserem Geburtsland und unter unserem eigenen Volk leben mögen? Sehen die Menschen an unserem Wohnort, daß wir anders sind? Erkennen sie, daß wir uns von ihnen getrennt halten? Wenn nicht, dann müssen wir uns fragen, wie stark unser Glaube an die Königreichsregierung ist. Haben wir uns unserer Umgebung angepaßt? Oder sind wir wie Abraham Freunde Gottes? (Jak. 2:23).
4. Wer soll durch die Anerkennung des Königreichs-„Samens“ gesegnet werden, und was müssen sie tun, um diesen Segen zu erlangen?
4 Jehova hielt diese Hoffnung in Abraham lebendig, indem er ihn viel später mit den Worten daran erinnerte:
„Ich [werde] dich bestimmt segnen ... und deinen Samen bestimmt mehren ... wie die Sterne der Himmel und wie die Sandkörner, die am Ufer des Meeres sind; und dein Same wird das Tor seiner Feinde in Besitz nehmen. Und durch deinen Samen werden sich bestimmt alle Nationen der Erde zufolge der Tatsache segnen, daß du auf meine Stimme gehört hast“ (1. Mose 22:17, 18).
Durch diesen „Samen“, der schon in 1. Mose 3:15 erwähnt wurde, sollten sich nicht nur einige, sondern alle Nationen der Erde segnen, ja jeder einzelne in diesen Nationen, ungeachtet, welcher Rasse er angehört und ob er reich oder arm ist, doch unter der Voraussetzung, daß er die Bedeutung dieses „Samens“ erkennt und anerkennt. Jedenfalls wird es so sein, daß ‘jeder, der Glauben an ihn ausübt, nicht vernichtet werden, sondern ewiges Leben haben wird’. Die Gelegenheit, Untertanen der Königreichsregierung zu werden, steht vielen offen, vorausgesetzt, daß sie Glauben haben (Joh. 3:16; Apg. 10:34, 35).
5. Was wird durch Christus, den verheißenen „Samen“ und König, erreicht?
5 Wie wissen wir, daß Jesus Christus wirklich der Haupt„same“ Abrahams war? Mit erstaunlichem Freimut sagte Paulus: „Nun wurden die Verheißungen Abraham und seinem Samen zugesagt. Es heißt nicht: ,Und den Samen‘ wie im Falle vieler solcher, sondern wie im Falle eines einzigen: ,Und deinem Samen‘, welcher Christus ist“ (Gal. 3:16). In seinem Brief an die Christen in Ephesus wies der Apostel Paulus darauf hin, wie Jehova Gott vorgeht, um Jesu Jünger unter Christus, dem verheißenen „Samen“ und König, zu vereinen und auch alle übrigen Menschen auf der Erde mit Gott in Harmonie zu bringen, und zwar durch seinen Sohn. Paulus schrieb:
„Es ist nach seinem Wohlgefallen, das er sich vorgesetzt hat in sich selbst, für eine Verwaltung an der Grenze der Fülle der bestimmten Zeiten, nämlich in dem Christus wieder alle Dinge zusammenzubringen, die Dinge in den Himmeln und die Dinge auf der Erde“ (Eph. 1:8-10).
DIE KÖNIGREICHSREGIERUNG WIRD ZUR STREITFRAGE
6. Wieso war sich Jesus der Rolle, die er in der Königreichsregierung spielen würde, bewußt?
6 Vor seinem Erdendasein hatte „der Christus“ als das WORT (oder der Logos), das Sprachrohr unseres himmlischen Vaters, gedient (Joh. 1:1). Er kannte also die in 1. Mose 3:15 und Jesaja 9:6, 7 aufgezeichneten Prophezeiungen. Auch hatte er Kenntnis von dem, was Abraham gesagt worden war (1. Mose 12:3; 22:17, 18). Außerdem war sich Jesus bewußt, daß er derjenige war, durch den sich die wunderbaren Verheißungen erfüllen sollten, die mit dem angekündigten Samen und der Königreichsregierung verbunden waren.
7. Wie lenkte Jesus die Aufmerksamkeit auf seine königliche Herrschaft?
7 Während Jesus auf der Erde war, besonders während seines dreieinhalbjährigen Dienstes, lenkte er die Aufmerksamkeit auf diese königliche Herrschaft. Aus seinem Munde waren Äußerungen zu hören wie: „Das Königreich Gottes ist in eurer Mitte“ und: „Das Königreich Gottes hat sich genaht.“ Durch seine vielen Veranschaulichungen und Gleichnisse machte Jesus auf dieses Königreich aufmerksam (Matth. 13:1-52; Mark. 1:14, 15; Luk. 17:21).
8. Welche Wunder wirkte Jesus?
8 Als voraussichtlicher König wirkte Jesus auch viele Wunder. In der Kraft des heiligen Geistes wandelte er auf dem Wasser. Er schenkte Blinden das Augenlicht und Tauben das Gehör. Er heilte Kranke und Lahme und auferweckte sogar Tote. Man stelle sich einmal vor, was ein solcher Mann heute alles gefragt werden würde, wenn er einem Fernsehreporter gegenüberstünde! „Sind Sie der Mann, der auf dem Wasser wandelte? Wie war es Ihnen möglich, Blinden das Augenlicht und Tauben das Gehör zu geben und sogar Tote aufzuerwecken?“ Nun, was tat Jesus Christus, als er von Pontius Pilatus „interviewt“ wurde?
9. Was stellte Jesus vor Pilatus besonders heraus?
9 Jesus machte das Königreich zur herausragenden Streitfrage. Als Pilatus auf das Thema Königreichsregierung einging und es hervorhob, kam er Christus in dieser Sache gleichsam entgegen. Es blieb ihm natürlich auch nichts anderes übrig, da Jesus in den letzten Stunden seines Erdenlebens diesbezüglich sehr geschickt vorging. Nehmen wir unsere Bibel zur Hand, und schlagen wir das Johannesevangelium, Kapitel 18, Vers 33 auf.
10. Wie lautete die erste Frage, die Pilatus Jesus stellte, und wieso war sie sehr passend?
10 Die erste Frage, die Pilatus an Jesus richtete, lautete: „Bist du der König der Juden?“ Der römische Statthalter hatte also das Thema bereits im Sinn. Es war genau das Thema, das an jenem Tag zur Sprache kommen sollte, denn als Pilatus die Juden gefragt hatte, welche Anschuldigung sie gegen Jesus vorzubringen hätten, hatten sie geantwortet: „Wir fanden, daß dieser Mensch unsere Nation aufwiegelt und verbietet, Cäsar Steuern zu zahlen, und sagt, er selbst sei Christus, ein König.“ Pilatus fragte Jesus daher passenderweise: „Bist du der König der Juden?“ (Luk. 23:1-3).
11. (a) Was hätte Jesus tun können, als ihn Pilatus weiter befragte? (b) Zu welcher Streitfrage hat Gottes Volk stets Stellung nehmen müssen?
11 Was hättest du an Jesu Stelle auf diese Frage geantwortet? Hättest du — um ein milderes Urteil zu empfangen und ein mögliches Todesurteil abzuwenden — alles aufgezählt, was du getan oder nicht getan hast? So hätten sich bestimmt die meisten verhalten. Aber Jesus handelte anders. Wahrscheinlich hätte er Pilatus von dem Thema Königreich ablenken können. Doch es ging ja gerade um die Königreichsregierung. All die Jahrzehnte hindurch ist das Königreich die Streitfrage gewesen, und Gottes neuzeitliches Volk muß immer noch dazu Stellung nehmen. Das war während des Zweiten Weltkrieges im nationalsozialistischen Deutschland der Fall, im faschistischen Italien, in Amerika, in Australien und in Kanada und auch in anderen Teilen der Erde. Stets lautete die Frage: Welche Regierung sollte der einzelne als die höchste anerkennen — die des Menschen oder diejenige Gottes? Auch in neuerer Zeit hat es sich immer um die gleiche Streitfrage gedreht, ob in Malawi, China, in der Sowjetunion oder in einem anderen Land. Es geht dabei nicht um die Bluttransfusion oder um etwas anderes Verbotenes, sondern letzten Endes immer um die Frage: Welche Regierung ist für uns die höchste?
12. Wie lenkte Jesus weiterhin die Aufmerksamkeit auf das Königreich, und zu welcher Frage wurde Pilatus nun veranlaßt?
12 Jesus beantwortete die Frage des Pilatus nicht direkt, sondern erwiderte:
„Mein Königreich ist kein Teil dieser Welt. Wäre mein Königreich ein Teil dieser Welt, so hätten meine Diener gekämpft, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Nun aber ist mein Königreich nicht von daher.“
Beachten wir, daß Jesus in seiner kurzen Antwort dreimal das Königreich erwähnte. Das erinnerte Pilatus und alle, die zuhörten, wieder an das Thema Königreichsregierung. Daher fragte Pilatus erneut: „Nun denn, bist du ein König?“ (Joh. 18:36, 37). Es war also klar, worum es bei diesem dramatischen Geschehen ging, und niemand konnte übersehen, warum Jesus vor Gericht stand. Beachten wir den weiteren Ablauf. Jesus antwortete:
„Du selbst sagst, daß ich ein König bin. Dazu bin ich geboren worden und dazu bin ich in die Welt gekommen, damit ich für die Wahrheit Zeugnis ablege. Jeder, der auf der Seite der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme“ (Joh. 18:37).
13. Wie wurde die Königreichsstreitfrage auch bei Jesu Zusammentreffen mit Herodes hervorgehoben?
13 Daraufhin sagte Pilatus zu den religiösen Führern und zu der Menge der Juden: „Ich finde kein Verbrechen an diesem Menschen.“ Doch die Menge war unnachgiebig und wies Pilatus darauf hin, wie sich Jesu Lehre vom Königreich von Galiläa aus in ganz Judäa ausgebreitet hatte. Zu jener Zeit war Herodes Antipas Tetrarch in Galiläa und strebte nach dem Königtum der Juden. Was also erschien Pilatus passender, als Jesus vor Herodes zu bringen, der sich gerade in Jerusalem aufhielt? Er sandte ihn folglich zu Herodes, der ihm viele Fragen stellte in der Hoffnung, er werde ein Zeichen vollbringen. Doch Jesus, der gesalbte König Jehovas, war nicht bereit, sein Königtum herabzusetzen, nur um die Neugierde des Herodes zu befriedigen. Er blieb stumm. Herodes, der selbst gern König gewesen wäre, war enttäuscht und machte sich über Jesu Königtum lustig, indem er seinen Soldaten gebot, Jesus ein königliches Gewand anzulegen, und sandte ihn zu Pilatus zurück (Luk. 23:4-11).
14. Welches Geschick widerfuhr Herodes und Jesus, was das Königtum betraf?
14 Pilatus und Herodes waren zwar von diesem Tag an Freunde, doch das nützte Herodes nichts. Übrigens mag es interessant sein, zu erfahren, welches Geschick Herodes danach im Gegensatz zu Jesus widerfuhr. Die Geschichte berichtet uns daß, der ehrgeizige Herodes einige Jahre später von seiner ehebrecherischen Frau Herodias angestachelt wurde, nach Rom zu gehen und von Kaiser Caligula das Königtum zu erbitten. Doch der Kaiser geriet darüber so sehr in Zorn, daß er Herodes nach Gallien verbannte. So verlor Herodes seine Stellung und auch seinen Reichtum. Jesus hingegen hatte es abgelehnt, zu einem irdischen König gemacht zu werden. Er hatte allem entsagt, was er auf der Erde hätte besitzen können (Matth. 8:20; Joh. 6:15). Jesus demütigte sich und unterwarf sich vollständig dem Willen Jehovas. Er fand Freude daran, dessen Willen zu tun, und strebte nach dem himmlischen Königreich. „Für die vor ihm liegende Freude“ erduldete er alle Schmähungen und Folterungen, die seine Feinde über ihn bringen konnten, denn er wußte, daß er sich durch die Bewahrung seiner Lauterkeit bis zum Tode für das herrliche vor ihm liegende Königtum qualifizieren würde (Hebr. 12:2; Matth. 25:31).
15. Wie trat die Streitfrage um das Königtum in den Vordergrund, als Jesus vor Pilatus stand?
15 Noch einmal stand Jesus vor Pilatus. Und noch einmal trat die Streitfrage um das Königreich in den Vordergrund, als Pilatus die Menge der Juden fragte: „Wünscht ihr ..., daß ich euch den König der Juden freigebe?“ Doch damit nicht genug. Auch die römischen Soldaten griffen das Thema Königreich und Regierung auf. Zum Spott setzten sie Jesus eine Dornenkrone auf, die sie geflochten hatten, und legten ihm ein purpurnes äußeres Gewand an. Sie schlugen ihm ins Gesicht und nannten ihn den König der Juden (Joh. 18:39 bis 19:3). Nichts deutet darauf hin, daß Jesus versucht hätte, die Dornenkrone abzunehmen. Sie blieb auf seinem Haupt, wodurch die Streitfrage, um die es ging, deutlich hervortrat. Niemand wurde darüber im Zweifel gelassen. Als Pilatus die Juden aufforderte, Jesus selbst an den Pfahl zu bringen, stellten sie die ganze Sache zwar sehr geschickt, aber fälschlicherweise so hin, als ginge es um einen Angriff auf die römische Staatsgewalt, indem sie sagten: „Wenn du diesen Mann freiläßt, bist du kein Freund Cäsars. Jeder, der sich selbst zu einem König macht, redet wider Cäsar“ (Joh. 19:12).
16. Wie legten die bei der Gerichtsverhandlung Jesu Anwesenden Zeugnis über die Streitfrage ab, derentwegen er getötet werden sollte?
16 Es schien, als ob Pilatus an jenem Tag dem Vorsatz Gottes diente, wie dies bei Cyrus, dem Perser, der Fall gewesen war. (Vergleiche Jesaja 45:1-7.) Pilatus brachte dann die Sache zum Höhepunkt, als er sagte: „Seht! Euer König!“ Da verlangten die Juden, daß Jesus an den Pfahl geschlagen werde, worauf Pilatus fragte: „Soll ich euren König an den Pfahl bringen?“ Was antworteten sie? „Wir haben keinen König außer Cäsar!“ (Joh. 19:14, 15). Diese Menschen legten im Grunde selbst Zeugnis über die Streitfrage ab, derentwegen Christus getötet werden sollte. Jesus brauchte kein Wort zu sagen. Ihre Worte sagten alles.
17. Wodurch hob Pilatus die Streitfrage um die Königreichsregierung zuletzt noch hervor?
17 Schließlich wurde die Streitfrage um die Königreichsregierung noch dadurch hervorgehoben, daß Pilatus an Jesu Marterpfahl eine Inschrift in Hebräisch, Lateinisch und Griechisch anbringen ließ. Alle, die damals zugegen waren, konnten sie lesen und waren nicht im ungewissen darüber, warum Jesus an den Pfahl gebracht worden war. Die Inschrift lautete: „Jesus, der Nazarener, der König der Juden“. Als die jüdischen Oberpriester sie sahen, waren sie darüber erbost und sagten zu Pilatus: „Schreibe nicht: ,Der König der Juden‘, sondern daß er gesagt hat: ,Ich bin König der Juden.‘“ Doch Pilatus antwortete: „Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben“ (Joh. 19:19-22).
18. (a) Was sollten wir zum Mittelpunkt unseres Lebens machen? (b) Welche Fragen sollten wir uns stellen?
18 Die dramatischen Ereignisse jenes prüfungsreichen Tages sollten allen Christen deutlich erkennen helfen, was sie zum Mittelpunkt ihres Lebens machen sollten. Jeder getaufte Diener Jehovas sollte sich darüber im klaren sein, inwieweit dieses Königreich für ihn eine Realität ist. Sehen wir uns als voraussichtliche Untertanen dieser Regierung? Welche Anstrengungen unternehmen wir als Befürworter der Königreichsherrschaft? Wie eifrig unterstützen wir diese Regierung durch unsere Tätigkeit? Im folgenden Artikel werden uns gute Gründe vor Augen geführt, warum wir uns ganz besonders für die Königreichsstreitfrage interessieren sollten. Wir werden sehen, daß wir uns der Dringlichkeit bewußt sein sollten, solches Interesse zu bekunden. ‘Möge der Herr mit dem Geiste sein, den ihr bekundet’, indem ihr das Königreich unterstützt! (2. Tim. 4:22).
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Habe Glauben an das Königreich!Der Wachtturm 1981 | 15. August
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Habe Glauben an das Königreich!
„Was nun die Zeiten und die Zeitabschnitte betrifft, Brüder, braucht euch nichts geschrieben zu werden. Denn ihr selbst wißt sehr wohl, daß Jehovas Tag genauso kommt wie ein Dieb in der Nacht“ (1. Thess. 5:1, 2).
1, 2. Wie wirkt Jehova Gott durch den auferstandenen Jesus Christus?
UNSER himmlischer Vater wirkte weitgehend durch Jesus Christus, schon als dieser noch das „WORT“ oder der Logos war (Joh. 1:1-3; Kol. 1:16). Aber auch nach Jesu Tod und Auferstehung wirkte Jehova Gott weiter durch ihn. Das geht aus den Worten des Apostels Paulus deutlich hervor.
2 Er erklärte, daß Gott vorhabe, alles im Himmel und auf der Erde wieder mit sich zu versöhnen, und zwar durch das vergossene Blut Jesu Christi (Kol. 1:19, 20). Das deckt sich mit der Erklärung des Paulus, daß Jehova Gott vorgesehen habe, „in dem Christus wieder alle Dinge zusammenzubringen, die Dinge in den Himmeln und die Dinge auf der Erde“ (Eph. 1:10; Phil. 2:9-11). Zu den entscheidenden Entwicklungen, die damit in Verbindung stehen, sollte auch die Aufrichtung des messianischen Königreiches Gottes und das dramatische Kommen des ‘Tages Jehovas’ gehören (1. Thess. 5:1, 2). Die Bibel zeigt eindeutig, welche Rolle Christus seit seiner Himmelfahrt vor mehr als 1 900 Jahren spielt. Wir sollten seiner bedeutenden Stellung in Jehovas Einrichtung große Aufmerksamkeit schenken.
3. Wieso waren Jesus die prophetischen Äußerungen über die Königreichsregierung bekannt?
3 Da Jesus, bevor er auf die Erde kam, im Himmel der Logos oder das „WORT“ gewesen war, waren ihm die prophetischen Äußerungen über die Königreichsregierung sehr gut bekannt. Er forderte deshalb jeden, der die Worte Daniels über die „Zeit des Endes“ lesen und darüber nachsinnen würde, dazu auf, Unterscheidungsvermögen anzuwenden (Dan. 12:4; Matth. 24:15-22). Wenden wir uns daher dem Buch Daniel zu, und betrachten wir einiges von dem, was Jesus als Logos oder „WORT“ zweifellos verstand, denn offensichtlich war er derjenige, durch den unser himmlischer Vater die Propheten der alten Zeit veranlaßte, ihre Aufzeichnungen anzufertigen.
4. Was erfahren wir aus Daniel 2:44, 7:13, 14 und 12:1 über die Königreichsregierung?
4 Wenn wir das Buch Daniel aufmerksam betrachten, fallen uns besonders drei interessante Passagen auf. Die erste finden wir in Daniel 2:44:
„In den Tagen dieser Könige wird der Gott des Himmels ein Königreich aufrichten, das nie zugrunde gerichtet werden wird. Und das Königreich selbst wird an kein anderes Volk übergehen. Es wird alle diese Königreiche zermalmen und ihnen ein Ende bereiten, und es selbst wird für unabsehbare Zeiten bestehen.“
Etwas Ähnliches ist in Daniel 7:13, 14 zu finden, wo es heißt:
„Ich schaute weiter in den Visionen der Nacht, und siehe da! mit den Wolken des Himmels kam gerade einer wie ein Menschensohn; und er erlangte Zutritt zu dem Alten an Tagen, und man brachte ihn nahe heran, ja vor Ihn. Und ihm wurde Herrschaft und Würde und Königtum gegeben, damit die Völker, Völkerschaften und Sprachen alle ihm dienen sollten. Seine Herrschaft ist eine auf unabsehbare Zeit dauernde Herrschaft, die nicht vergehen wird, und sein Königreich eines, das nicht zugrunde gerichtet werden wird.“
In Daniel 12:1 lesen wir schließlich:
„Während jener Zeit wird Michael aufstehen, der große Fürst, der zugunsten der Söhne deines Volkes steht. Und es wird gewißlich eine Zeit der Bedrängnis eintreten, wie eine solche nicht herbeigeführt worden ist, seitdem eine Nation entstanden ist, bis zu jener Zeit.“
In diesen drei Passagen seiner Prophezeiung spricht Daniel von der Aufrichtung der Königreichsregierung, und zwar unter keinem anderen als dem „Menschensohn“ oder Michael. Sie beziehen sich eindeutig auf Christus Jesus in Königreichsmacht (Offb. 12:7-10).
5. Ist es schriftgemäß, in Verbindung mit der Machtübernahme durch die Königreichsregierung an eine gewisse Zeit zu denken?
5 Bei den erwähnten Äußerungen des Paulus und Daniels fällt uns auf, daß auf eine gewisse Zeit hingewiesen wird, in der die himmlische Regierung die Macht übernimmt. Wenn wir diese Zeit erkennen, treffen die Worte aus 1. Thessalonicher 5:1 ganz bestimmt auf uns zu:
„Was nun die Zeiten und die Zeitabschnitte betrifft, Brüder, braucht euch nichts geschrieben zu werden.“
Wenn wir die volle Bedeutung der Worte Gottes erkannt haben, werden wir — besonders im Hinblick darauf, daß die „Zeit des Endes“ immer weiter fortschreitet — keine Überraschung erleben. Wir werden durch unser Unterscheidungsvermögen die Bedeutung der Ereignisse erkennen können, die mit der Zeit des „Abschlusses des Systems der Dinge“ verbunden sind (Matth. 24:3). Untersuchen wir also den Hintergrund dieser drei Äußerungen Daniels, die mit der Einsetzung der Königreichsregierung zusammenhängen.
DANIELS WARNENDE WORTE
6. Was wird in Daniel 2:40 über das „vierte Königreich“ gesagt?
6 Viele von uns sind mit dem Traumbild vertraut, das in Daniel, Kapitel 2 beschrieben wird, und wissen, daß der Prophet mit der Hilfe des heiligen Geistes Jehovas König Nebukadnezar die Bedeutung des Bildes erklärte. Das Bild stellt eine Folge von Königreichen der Welt dar, beginnend mit Babylon. Wir sind besonders am „vierten Königreich“ interessiert, über das Daniel sagte:
„Was das vierte Königreich betrifft, es wird sich stark wie Eisen erweisen. Insofern als Eisen alles andere zermalmt und zermahlt, so wird es wie Eisen, das zerschmettert, auch alle diese zermalmen und zerschmettern“ (Dan. 2:40).
7. Was ist dieses „vierte Königreich“?
7 Welches Königreich erwies sich als das mit Eisen verglichene Königreich? In der biblischen Geschichte ist das Römische Reich, das auf das Babylonische, das Medo-Persische und das Griechische Reich folgte, das „vierte Königreich“ oder die vierte Weltmacht. Im Laufe der Zeit wurde es um der besseren Verwaltung willen in ein Ost- und ein Westreich aufgeteilt. Aus dem Westreich ging das Britische Reich hervor. Die Erhebung der amerikanischen Kolonien gegen das Mutterland hatte die Gründung der Vereinigten Staaten von Amerika zur Folge. Aus wichtigen Gründen hielten es schließlich beide Länder für passend, auf militärischem und anderen Gebieten zusammenzuarbeiten, wodurch praktisch die anglo-amerikanische Weltmacht entstand.
8, 9. Welche Ähnlichkeiten bestehen zwischen Daniel 2:40 und Daniel 7:7?
8 Doch über dieses „vierte Königreich“, das ursprünglich das Römische Reich war, sagt uns Daniel in einer anderen Prophezeiung:
„Nach diesem schaute ich in den Visionen der Nacht weiter, und siehe da! ein viertes Tier, furchteinflößend und schrecklich und ungewöhnlich stark. Und es hatte große Zähne aus Eisen. Es verzehrte und zermalmte, und was übrig war, trat es mit seinen Füßen nieder. Und es war verschieden von all den anderen Tieren, die vor ihm waren, und es hatte zehn Hörner“ (Dan. 7:7).
9 Wenn wir Daniel, Kapitel 7 untersuchen, stellen wir fest, daß der Prophet dort dieselben vier Königreiche oder Weltmächte aufzählt wie in Kapitel 2, doch er beschreibt diese Mächte nicht als Teile eines Bildes, beginnend mit einem Haupt von Gold, sondern als Tiere. Er beginnt im 7. Kapitel mit einem Löwen (Babylon) und schließt mit einem ungewöhnlich starken vierten Tier ab, das Zähne aus Eisen hat. Es ist also kein Zufall, daß Daniel 7:7 weitgehend mit Daniel 2:40 übereinstimmt. In beiden Texten ist bei diesem Königreich, dem Römischen Reich, deutlich vom Zermalmen und Zermahlen sowie von furchteinflößender eisenähnlicher Stärke die Rede. Es bleibt aber noch die Frage: Wieso werden durch dieses „vierte Königreich“ zwei Weltmächte dargestellt?
10. Woher stammt das „kleine Horn“?
10 Lesen wir weiter, und zwar Daniel 7:8:
„Ich betrachtete die Hörner weiter, und siehe! ein anderes Horn, ein kleines, stieg zwischen ihnen auf, und da waren drei von den ersten Hörnern, die vor ihm ausgerissen wurden. Und siehe! da waren Augen wie die Augen eines Menschen an diesem Horn, und da war ein Maul, das großtönende Dinge redete.“
Wie interessant! Diesem vierten Königreich, der römischen Weltmacht, wächst ein anderes Horn aus dem sinnbildlichen Kopf. Drei der bereits vorhandenen Hörner werden ausgerissen, um für dieses neue Platz zu schaffen. Was bedeutet das? Betrachten wir die geschichtlichen Tatsachen.
DIE GESCHICHTE BESTÄTIGT DANIELS WARNUNG
11. Wieso ist es von Interesse, zu erfahren, wie sich durch das Römische Reich bestimmte Voraussagen Daniels erfüllt haben?
11 Eigentlich ‘braucht uns nichts weiter geschrieben zu werden’, weil alles bereits in Gottes inspiriertem Wort aufgezeichnet worden ist. Und wenn wir ein gutes geistiges Wahrnehmungsvermögen haben, werden wir von Weltereignissen nicht überrascht werden, wie Unachtsame von einem Dieb überrascht werden. Voraussetzung ist allerdings, daß wir eine gute Bibelkenntnis haben. In diesem Zusammenhang ist es interessant, wie das Römische Reich das, was in Daniels prophetischen Visionen beschrieben wird, im einzelnen erfüllte.
12. Inwieweit wirkte sich die Herrschaft Roms auf die Britischen Inseln aus?
12 Rom war von Anfang an eine ausgesprochene Militärmacht und dehnte seinen Einfluß und seine Macht auf ein großes Gebiet aus. Britannien, das damals hauptsächlich von Stammeskönigen regiert wurde, wurde dem Römischen Reich einverleibt. Heute noch sind auf den Britischen Inseln viele Beweise dieser Herrschaft zu finden, zum Beispiel der von Kaiser Hadrian erbaute Wall, der durch den nördlichen Teil Englands verläuft.
13, 14. (a) Was für eine Macht war Rom zunächst? (b) Was entwickelte sich aber im 3. und 4. Jahrhundert?
13 Bei zunehmendem Wohlstand entartete Rom wegen des ausschweifenden Lebens der herrschenden Klasse immer mehr, und seine militärische Macht schwand. Zur Zeit Neros und seiner Nachfolger zeigte sich ein deutlicher Verfall der Militärmacht Roms. Doch die am Fortbestand dieses Imperiums Interessierten dachten sich etwas aus, um Roms beherrschende Rolle in der Weltpolitik für Jahrhunderte zu sichern, wenn auch nicht als Militärmacht. Wie wurde das erreicht?
14 Im 3. und 4. Jahrhundert u. Z. entwickelte sich Rom auch weitgehend zu einer religiös-politischen Macht. Mit List ersann man einen Plan, durch den die päpstliche Gewalt in Rom ihren Einfluß auf weite Teile der damals bekannten bewohnten Erde behielt. Diese Einrichtung wurde als Lehnswesen bekannt. Mit ihrer Hilfe bestimmte das Heilige Römische Reich mit dem päpstlichen Rom als Mittelpunkt mindestens 1 000 Jahre den Lauf der Geschichte.
15. Wie konnte das Papsttum mehrere Jahrhunderte lang seinen Einfluß aufrechterhalten?
15 Unter dem Lehnswesen führte der größte Teil der Bevölkerung ein kümmerliches Dasein. Die meisten waren Bauern, die in äußerster Unwissenheit und tiefster Armut lebten. Von dem wenigen, was sie zu ihrem Lebensunterhalt hatten, mußten sie noch die Adligen und Burgherren unterstützen. Das traf auf ganz Europa einschließlich der Britischen Inseln zu. Diese Lehnsherren wiederum waren verpflichtet, an den König, in dessen Herrschaftsbereich sie lebten, Tribut oder Steuern zu entrichten. Alle Herrscher, ob in England, Sachsen oder anderen Teilen Europas, glichen im Grunde genommen Vasallen und hatten Tribut an den Papst in Rom abzuliefern. So nahmen während der langen Zeit des sogenannten finsteren Mittelalters Reichtum und Macht des Papsttums immer mehr zu.
16. (a) Welche passende Beschreibung des Heiligen Römischen Reiches gibt Daniel? (b) Was sieht man aus dem „Kopf“ Roms, des „vierten Tieres“, herauswachsen?
16 Wie passend ist es doch angesichts dieses geschichtlichen Hintergrundes, daß Daniel prophetisch von einem Königreich spricht, das durch die eisernen Beine des „riesenhaften Bildes“ dargestellt wird! (Dan. 2:31). Und ist es nicht sehr passend, daß in Daniel, Kapitel 7 von einem furchteinflößenden Tier mit eisernen Zähnen die Rede ist, das zermalmt und verzehrt? Zunächst raste dieses Tier durch ganz Europa und unterwarf durch seine Militärmacht alles, was ihm in den Weg kam. Auf listige Weise behauptete und festigte es dann seine Macht durch politische, religiöse und kommerzielle Unternehmungen. Aber wie verhält es sich mit dem „kleinen Horn“, das man aus dem Kopf des furchteinflößenden „vierten Tieres“, das Rom darstellt, herauswachsen sieht? Wann geschieht das?
DAS „KLEINE HORN“ ERSCHEINT
17. Wie begann das „kleine Horn“ zu wachsen?
17 Bis zum Jahre 1533 u. Z. waren die englischen Könige mehr oder weniger Vasallen, die dem Papst unterworfen waren. Im darauffolgenden Jahr wurde jedoch König Heinrich VIII. das Oberhaupt der katholischen Kirche von England. Er löste die Bindungen zu Rom, und Rom trennte sich von ihm. Der Reichtum der Britischen Inseln, von dem die römisch-katholische Kirche bis dahin viel abgeschöpft hatte, wurde nun unter dem König, dem Haupt der katholischen Kirche von England, angehäuft. (Die anglokatholische Kirche behielt denselben Aufbau bei wie die katholische Kirche von Rom, was auch heute noch weitgehend zutrifft.) Die Macht des Heiligen Römischen Reiches begann zu schwinden, doch aus diesem Reich wuchs ein „kleines Horn“ empor.
18. In welcher Lage befand sich Britannien zur Zeit Königin Elisabeths I., und was bedeutete das für Frankreich, die Niederlande und Spanien?
18 Einige Jahrzehnte vergehen, und in Britannien regiert Königin Elisabeth I. Es zeigen sich die Auswirkungen des Reichtums, der unter dem Lehnswesen auf den Britischen Inseln aufgehäuft worden ist. Eine seetüchtige Flotte entsteht. Unter der Leitung von berühmten Männern wie Drake, Raleigh und Hawkins behauptet sich die britische Flotte schon nach kurzer Zeit gegen die Seemächte Spanien, die Niederlande und Frankreich (die immer noch alle von der Kirche Roms beherrscht werden) und besiegt sie, auch die spanische Armada. Dadurch wird Britannien zur Beherrscherin der Meere, und es rühmt sich dieser Stellung.
19. Welche eindrucksvolle Erfüllung sehen wir heute, wenn wir die Kapitel 2 und 7 des Buches Daniel miteinander vergleichen?
19 Was haben wir in Daniel 7:8 gelesen? Ja, drei „Hörner“ wurden vor dem „kleinen Horn“ ausgerissen, das „großtönende Dinge“ redete. Mit dem Aufstieg der britischen Weltmacht, mit der sich später Amerika verband, erfüllte sich also diese eindrucksvolle Prophezeiung. Die anglo-amerikanische Weltmacht ist aus dem Römischen Reich hervorgegangen. Sie ist der „Sprößling“ Roms. Deshalb wächst sie gemäß der Prophezeiung aus dem „Kopf“ des mit eisernen Zähnen dargestellten „vierten Tieres“ (Rom) heraus. Vergleicht man die Kapitel 2 und 7 des Buches Daniel miteinander, so stellt man ohne weiteres fest, daß die ‘Beine von Eisen’ nicht nur e i n e Weltmacht, sondern zwei aufeinanderfolgende Weltmächte darstellen (Dan. 2:32, 33).
WO BEFINDEN WIR UNS IM STROME DER ZEIT?
20. Wie können wir die Entwicklung der ‘Beine von Eisen’ bis ins 20. Jahrhundert verfolgen?
20 Aus Daniel 2:41-43 erkennen wir, daß deutlich identifizierbare Weltreiche einander ablösen sollten. Stellt also jedes der zwei ‘Beine von Eisen’ eine Weltmacht dar? Nein, ebensowenig wie die beiden ‘Arme von Silber’ im oberen Teil des Bildes zur Blütezeit Medo-Persiens zwei Weltmächte darstellten. Die zwei Beine und das Eisen der Füße gingen gleichzeitig aus dem Römischen Reich hervor, und zwar besonders vom 4. Jahrhundert an, als Konstantin seine westliche Hauptstadt, Rom, aufgab und eine östliche Hauptstadt, Konstantinopel, gründete. Aus diesem geteilten Reich gingen mehrere abhängige Staaten hervor, unter denen schließlich Anglo-Amerika als Weltmacht dominierte. In den beiden Weltkriegen unseres Jahrhunderts erwiesen sich diese „Beine“ tatsächlich als ‘Beine von Eisen’, denn die Militärmacht Anglo-Amerika zermalmte feindliche Heere und setzte dabei zum erstenmal in einem Krieg Atomwaffen ein.
21. Welche Schwäche tritt schließlich am untersten Teil des Bildes in Erscheinung?
21 Damit kommen wir zum untersten Teil des riesenhaften Bildes. Auch er stellt noch die anglo-amerikanische Weltmacht dar, doch weist er eine Schwäche auf. Die Füße und Zehen haben die volle mit Eisen zu vergleichende Stärke der Beine verloren, denn sie sind „teils von Eisen und teils von geformtem Ton“. Daniel gibt dazu folgende Erklärung:
„Daß du Eisen mit feuchtem Ton vermischt erblickt hast: Sie werden schließlich mit der Nachkommenschaft der Menschen vermischt sein; aber sie werden sicherlich nicht aneinanderhaften, dieses an jenem, so, wie sich Eisen nicht mit geformtem Ton vermischt“ (Dan. 2:33, 43).
22. (a) Wieso sind hier nicht die sozialistischen und kommunistischen Herrscher gemeint? (b) Wer ist die „Nachkommenschaft der Menschen“? (c) Was hat sich hinsichtlich des „Eisens“ und des „Tons“ ergeben?
22 Bedeutet das, daß die heutigen sozialistischen und kommunistischen Herrscher zu einer Weltmacht werden? Nein, denn die biblische Prophezeiung deutet an, daß diese aus dem Volk hervorgegangenen Elemente nie zur Weltherrschaft gelangen werden. Der letzte Teil des schrecklichen Bildes, der im Laufe der Zeit in Erscheinung tritt, besteht auch noch größtenteils aus Eisen. Es ist immer noch die Weltmacht, die aus dem Heiligen Römischen Reich hervorgegangen ist. Aber diese eisenähnliche Macht wird am Ende des Zeitalters geschwächt durch das Eindringen eines weichen, tonähnlichen Elements — einer Bewegung, die das Volk durch Gewerkschaften, Protestaktionen und dergleichen zu einer größeren Mitsprache aufruft. Die „Nachkommenschaft der Menschen“, der sogenannte einfache Mann, strebt nach dem Mitspracherecht. Das ist heute nicht nur in den westeuropäischen Ländern allgemein zu beobachten, die einst zum Heiligen Römischen Reich gehörten, sondern vor allem im Bereich der anglo-amerikanischen Weltmacht. Das Bummeln bei der Arbeit, Streiks und Unruhen in der Arbeiterschaft haben hier die Regierungsgewalt, die einst mit „Eisen“ zu vergleichen war, weitgehend geschwächt. In dem Kampf der Arbeiterschaft gegen das Kapital versucht die „Nachkommenschaft der Menschen“, Arbeitsweise und Lebensstandard zu bestimmen. Hat dies zu einer Festigung des Verhältnisses zwischen Arbeiterschaft und Regierung geführt? Gottes Wort antwortet darauf: „Sie werden sicherlich nicht aneinanderhaften.“
23. (a) Was bedeutet es, daß wir heute bei den „Zehen“ des Bildes angelangt sind? (b) Was können wir demnächst erwarten? (c) Wozu sollten wir uns heute, in der „Zeit des Endes“, gedrängt fühlen?
23 Wo befinden wir uns also im Strome der Zeit? Nach dem Schlußteil des Verses 43 bleibt von dem „Bild“ nichts mehr übrig. Wir sind bei den „Zehen“ angelangt und leben in der Zeit, wo der Aufmarsch der menschlichen Regierungen sein trauriges Ende finden wird. Wir stehen unmittelbar vor dem Höhepunkt der Zeitalter. Daniel sagt uns, was wir zu erwarten haben. Ja, Christi Königreich, das über alle Völker herrschen wird — der „Stein“, der aus dem „Berg“, der universellen Souveränität Jehovas, ausgehauen wird —, wird in Kürze an die Füße des schrecklichen Bildes schlagen, so daß das ganze Gebilde der bedrückenden Menschenherrschaft zusammenstürzt und zerschmettert wird. Das wird die „Zeit der Bedrängnis“ kennzeichnen, „wie eine solche nicht herbeigeführt worden ist, seitdem eine Nation entstanden ist“. Doch unmittelbar darauf wird die wunderbarste Zeit der ganzen Menschheitsgeschichte folgen, die Tausendjahrherrschaft Christi. Könnte ein wahrer Christ heute, in der „Zeit des Endes“, die Ereignisse gleichgültig und teilnahmslos beobachten, ohne sich gedrängt zu fühlen, die Königreichsregierung zu unterstützen? Jetzt ist die Zeit, in der wir beweisen müssen, auf wessen Seite wir stehen, auf der Seite Jehovas oder auf der Seite Satans (Dan. 2:44, 45; 7:14; 12:1, 4).
24. Was für Menschen sollten wir bleiben, und warum?
24 Was die Zeiten und die Zeitabschnitte betrifft, so braucht uns, wie es in 1. Thessalonicher 5:1 heißt, nichts geschrieben zu werden. Es steht bereits alles in Gottes Wort. Wir müssen es lediglich „ausgraben“. Kommen wir also der Aufforderung aus Hebräer 10:35-39 nach: „Werft daher euren Freimut der Rede, der eine große Belohnung mit sich bringt, nicht weg. Denn ihr bedürft des Ausharrens, damit ihr, nachdem ihr den Willen Gottes getan habt, die Erfüllung der Verheißung empfangen mögt. Denn noch ,eine ganz kleine Weile‘, und ,der Kommende wird eintreffen und wird nicht ausbleiben‘. ,Mein Gerechter aber wird zufolge des Glaubens leben‘, und ,wenn er zurückweicht, so hat meine Seele kein Gefallen an ihm‘. Wir nun sind nicht von denen, die zur Vernichtung zurückweichen, sondern von denen, die Glauben haben zum Lebendigerhalten der Seele.“ Halten wir also unerschütterlich am Glauben an das Königreich fest!
„Das Königreich der Welt ist das Königreich unseres Herrn und seines Christus geworden, und er wird als König regieren für immer und ewig“ (Offb. 11:15).
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