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Die psychosomatische Heilkunde — von der Bibel aus betrachtetDer Wachtturm 1954 | 15. Juni
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frei von selbstischem Ehrgeiz und begnügen wir uns mit den Dingen, die wir besitzen. — Matth. 16:26; 6:24, 34; 1. Tim. 6:6, 10; Heb. 13:5, NW.
Neid ist die Empfindung, wodurch wir einer anderen Person Segnungen mißgönnen. König Ahab beneidete Naboth um seinen Weinberg; und die Arbeiter, die den ganzen Tag im Weinberg arbeiteten, beneideten jene um den großzügigen Lohn, den die erhielten, die nur eine Stunde gearbeitet hatten. Neid schadet dem Körper, weil er ihm den Herzensfrieden raubt. Er macht jemanden elend, weil ein anderer glücklich ist, und ist somit eine Kundgabe von Feindseligkeit. Dies verdunkelt dem Betreffenden den Ausblick auf das Leben, wie Jesus dies angezeigt hat: „Wenn dein Auge lauter ist (das heißt ‚einfältig‘, in eine Richtung blickend, richtig eingestellt, großzügig), so wird dein ganzer Leib hell sein; wenn aber dein Auge schlecht ist (d. h. böse oder neidisch), so wird dein ganzer Leib dunkel sein.“ (Matth. 6:22, 23, NW) Das Gegenmittel gegen Neid ist somit Großmut, Liebe zum Nächsten wie zu sich selbst.
Es ist also klar ersichtlich, daß wir mit Hilfe der Heiligen Schrift der verderblichen Wirkung entgegenarbeiten können, die diese acht schädlichsten Gefühlsregungen in unserem Körper auslösen können, indem wir sie von unserem Sinn und unserer Geistesverfassung fernhalten und so unsere alte Persönlichkeit ablegen und eine neue anziehen. Dies müssen wir aber nicht in erster Linie wegen des mitspielenden psychosomatischen Grundsatzes und der segensreichen Folgen, die es für unseren Körper hat, tun — denn so weit gehen ja auch die meisten Psychologen und Psychiater —; nein, wir müssen es tun, weil es recht ist, so zu handeln, und weil wir Jehova Gott mit unserem ganzen Herzen und Sinn, unserer ganzen Seele und Kraft und unseren Nächsten wie uns selbst lieben. — Eph. 4:22; Matth. 22:37-39.
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Der theokratischen Ausdehnung in Chile, Bolivien und Paraguay einen Aufschwung gebenDer Wachtturm 1954 | 15. Juni
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Der theokratischen Ausdehnung in Chile, Bolivien und Paraguay einen Aufschwung geben
IN UNSEREM letzten Bericht erwähnten wir abschließend, daß Mr. N. H. Knorr, Präsident der Watch Tower Society, am späten Samstagabend, dem 5. Dezember, in Lima, Peru, ein Flugzeug nach Antofagasta, Chile, bestieg. Es war 5.15 Uhr am anderen Morgen, als sein Flugzeug auf dem Flughafen in der Wüste, nicht weit von der Küste, bei Antofagasta landete. Dort holten ihn vier Missionare ab.
Die Fahrt vom Flugplatz zur Stadt war sehr angenehm, und die Luft war frisch und klar. Nach einer kurzen Ruhepause gingen alle zum Saal in der öffentlichen Bibliothek. Die Zuhörerzahl von 140 während der öffentlichen Ansprache am Nachmittag erfreute die Zeugen, die hart gearbeitet hatten, um diese Ansprache anzukündigen. In den späteren Stunden des Tages wurden noch andere Zusammenkünfte abgehalten. Es war eine Freude für unsere Reisenden, mit den Zeugen aus dem Ort zusammen zu sein und ihre Felddiensterfahrungen zu hören.
Zwei der Missionare begleiteten dann Bruder Knorr zum Hotel, in dem er schlief, weil kein Zimmer im Missionarheim frei war. Während sie sich im Empfangsraum unterhielten, begann sich der Boden unter ihren Füßen zu bewegen, die Bilder an den Wänden fingen an zu schaukeln, und die Türen öffneten und schlossen sich selbst. Ja, es war ein wirkliches Erdbeben. Am nächsten Tage wurde bekannt, daß eine kleine Stadt in den Anden, etwa 145 km weit weg, durch dieses Beben zerstört worden war. Viel Leid wurde dadurch verursacht und Millionen Pesos Schaden angerichtet.
Der folgende Tag, Montag, mit seinem bedeckten Himmel, war für viele Bewohner Antofagastas ein Tag der Furcht vor weiteren Erdbeben oder vor einer möglichen Flutwelle. Es gab in den zwei Tagen vier Erschütterungen, aber die erste war bei weitem die schlimmste gewesen. An jenem Montag abend versammelten sich die Zeugen und hörten eine weitere Ansprache von Bruder Knorr. Dann, am Dienstag nachmittag — dieser Tag war, nebenbei bemerkt, ein Nationalfeiertag zu Ehren der „unbefleckten Empfängnis Marias“ —, flog der Präsident der Gesellschaft zusammen mit sechs Missionaren und zwei Zeugen vom Ort nach Santiago, wo der nationale Kongreß für Jehovas Zeugen in Chile abgehalten werden sollte. Mehr als hundert Brüder waren zum Flugplatz gekommen, um den Reisenden bei ihrer Ankunft einen herzlichen Empfang zu bereiten.
Die Fahrt vom Flugplatz zum Zweigbüro der Watch Tower Society bot eine gute Gelegenheit, zu sehen, wie ein nationaler Feiertag Chiles in Santiago gefeiert wurde. Man sah eine Flut beflügelter Engel, die durch junge Kinder dargestellt wurden. Besonders auffallend waren die kleinen Maria-Statuen. Der Verkehr wurde angehalten wegen einer weiteren Prozession von über 200 Miniatur-Bräuten, kleinen Mädchen, die sich weiß gekleidet hatten. Jede hatte einen Blumenkranz, der als Krone ihren Schleier festhielt, und trug einen Lilienzweig in ihrer Hand. Diese kleinen Bräute waren von kleinen Bräutigamen umgeben, von denen alle an jenem Morgen ihre erste Kommunion erhalten hatten. Hunderte anderer Kinder, zusammen mit Frauen, allerdings sehr wenigen Männern, marschierten in dieser Prozession zur römisch-katholischen Kirche. Sie deklamierten und sangen und sprachen ihre Gebete unter der Leitung eines Priesters. Alles das war an jenem Abend ein üblicher Anblick in Santiago.
Die folgenden Tage wurden von unserem Reisenden damit verbracht, Pläne für die theokratische Ausdehnung in Chile zu machen und die Missionarheime in Santiago zu besuchen. Die Missionare hatten bis jetzt ihre Arbeit auf die dichtbevölkerte Stadt Santiago konzentriert. Jetzt aber waren Vorkehrungen getroffen worden, die Tätigkeit auf andere Teile des Landes auszudehnen. Jetzt gibt es sechs fleißige Versammlungen in Santiago und nur 10 im übrigen Teil des Landes.
KONGRESS IN SANTIAGO
Während man diese Pläne zur Ausdehnung machte, begann in dem Manuel-Rodriguez-Theater ein dreitägiger Kongreß. Die Theaterbühne wurde in ein wunderbares Rednerpodium verwandelt. Der Jahrestext war in glitzernden Buchstaben angebracht und durch Wachttürme flankiert, die genauso aussahen wie der auf der ersten Seite der Zeitschrift Der Wachtturm. Davor war eine Blumenreihe aufgestellt. Ein Orchester mit 10 Instrumenten, das nur aus Mädchen bestand, sorgte für eine ausgezeichnete Singbegleitung.
Das Kongreßprogramm war sehr ausgeglichen. Ansprachen wurden vom Präsidenten der Gesellschaft, durch Missionare und auch durch einige Prediger aus dem Ort gehalten, die ihre Ansprachen — aufgebaut auf Themen des Neuyorker Kongresses — sehr gut hielten. Viele sehr interessante Erfahrungen wurden erzählt. Sie gaben Zeugnis von dem Eifer und der Wirksamkeit der Zeugen in Chile. Der Kongreß erhielt auch einen internationalen Charakter, denn zwei Programmteile wurden in Deutsch abgehalten.
Die Höchstbesucherzahl der Brüder wurde am Samstag abend erreicht, als Bruder Knorr zu 703 Personen sprach. Am Sonntag morgen wurden 71 im Wasser untergetaucht, die so ihre Hingabe, den Willen Jehovas zu tun, symbolisierten. Dann folgte die öffentliche Ansprache „Nach Harmagedon — Gottes neue Welt“, die von einem der Zeugen aus Chile in Spanisch gehalten wurde. 1091 Personen hörten zu. Den Abschluß bildete eine Ansprache von Bruder Knorr, bei der 1127 zugegen waren.
Am Sonntag nachmittag versammelten sich alle Missionare im Zweigbüro, wo der Präsident der Gesellschaft zwei Stunden lang zu ihnen sprach und ihre Probleme erörterte. Am Montag morgen reiste er dann mit zwei Gefährten nach Valparaiso, wo er das Missionarheim besuchte und am Abend zu 82 Zuhörern sprach. Am nächsten Tag um die Mittagszeit fuhren unsere Reisenden nach Santiago zurück, dieses Mal mit einem Autobus. Das erwies sich als eine sehr schöne Fahrt, denn als sie die Küste verließen, begannen sie auf den kurvenreichen Straßen über die Hügel emporzuklettern, und sie genossen einen herrlichen Blick auf den Haupthafen Chiles. Drei Stunden später waren unsere Reisenden wieder in Santiago.
Die nächste Fahrt wurde am folgenden Tag nach Concepción unternommen. Dort lief ein ähnliches Programm vor 100 Zuhörern ab. Früh am nächsten Morgen fuhren dann Bruder Knorr und sein mitreisender Gefährte, der Zweigdiener der Gesellschaft in Chile, mit dem Zuge nach Temuco. Die Fahrt ging durch einen sehr schönen Teil Chiles und dauerte acht Stunden. Man erhält in der Tat einen ganz anderen Blick von Chile, wenn man von Santiago südwärts reist. Im Norden gibt es unfruchtbare Hügel und Sandflächen, aber im Süden ist alles grün und fruchtbar.
Temuco ist wirklich eine sehr interessante Stadt. Auf dem Hauptmarkt werden alle Arten von Früchten und Gemüse dargeboten, und in den Straßen wimmelt es von Pferdefuhrwerken. Es gibt nur wenige Autos; das Pferd gehört im südlichen Chile noch zum Straßenbild. Ein freundlicher Radio-Manager bot ein geräumiges Studio als Stätte für die Zusammenkunft am Abend an, bei der 83 zugegen waren.
Am nächsten Nachmittag kehrten unsere Besucher wieder nach Santiago zurück und wohnten einer Abschiedszusammenkunft der örtlichen Versammlungen bei. 332 füllten den Saal, als Bruder Knorr die letzte Ansprache an die Brüder in Chile hielt.
Nach der Zusammenkunft nahm eine Gruppe Missionare Bruder Knorr mit, damit er von Cerro San Cristobal einen Blick auf die Stadt nehme. Dieser Hügel ist im Nordosten der Stadt gelegen, etwa 305 m hoch. Auf seiner Spitze steht eine große Statue der Jungfrau Maria. Die Sonne, der Mond und die Sterne sind unter ihren Füßen, und sie ist im Begriff, die Schlange zu zertreten. Römische Katholiken betrachten sie als das Weib, das in 1. Mose 3:15 und Offenbarung 12:1 erwähnt wird. Diese Statue ist etwas über 20 m hoch und bei Nacht beleuchtet, so daß man sie von jedem Teil der Stadt aus sehen kann. Zu diesem Standbild blickt die katholische Bevölkerung zum Schutze ihrer Stadt auf. Viele Pilgerzüge werden veranstaltet, um Gelübde zu erfüllen oder sie wegen ihrer angeblich wundersamen Kraft um besondere Gunsterweisungen zu bitten.
Die kleine Gruppe der Zeugen Jehovas in Santiago ist tätig, um die Menschen guten Willens von diesen abergläubischen Ansichten und diesem Irrtum zu befreien und sie auf den wahren Weg der Errettung zu weisen, den man beschreitet, wenn man in der Neuen-Welt-Gesellschaft ist.
KONGRESS IN DER HÖCHSTGELEGENEN HAUPTSTADT DER WELT
Wir lassen Bruder Knorr nun durch die Lüfte nach Argentinien fliegen und kehren zu Bruder Henschel zurück, der, wie wir in unserem letzten Bericht bemerkten, bis zum Schluß der Zusammenkunft in Lima, Peru, blieb und dann mit dem Flugzeug am folgenden Tag, Montag, dem 7. Dezember, nach Bolivien abflog.
Ein Tourist, der von Lima, Peru, nach La Paz, Bolivien, fliegt, mag den ersten Teil seiner Reise eintönig finden, denn unter ihm gibt es sandige Wüsten, die sich, wie es scheint, von der Küste bis zu den Hügeln am Fuße der Anden erstrecken. Arequipa mit seinem frischen Grün bot aber einen willkommenen Wechsel. Nach dem Abflug aus dieser Stadt folgte das Flugzeug den sehr tiefen Tälern der Anden, wobei es sich höher und höher wand zur Stadt, die die „höchstliegende Hauptstadt in der Welt“ genannt wird: La Paz.
Die Wasser des berühmten Titicaca-Sees schienen im Sonnenlicht blau. Auf ihm funkelten viele kleine Segelboote, die ihren Weg zwischen Inseln hindurch suchten. Hinter dem See ragen die mächtigen Anden auf, die in den Strahlen der Sonne weiß erscheinen. Die Sonnenstrahlen gingen durch die dicken weißen Wolken hindurch, die langsam am blauen Himmel dahinzogen. Das war das schönste von allem, und nun waren wir von La Paz nicht mehr weit entfernt. Das Wetter war, obwohl es im Dezember gewöhnlich schlecht ist, dennoch gut, und somit ging die Landung auf dem Flugplatz, der 3960 m über dem Meeresspiegel liegt, auf der schmutzigen Laufbahn schnell vonstatten.
Eine Gruppe von Missionaren und einheimischen Zeugen war dort, um unseren Reisenden zu treffen, der sich trotz der Höhe gut fühlte und begierig war, an die fällige Arbeit zu gehen. Mit der Reise in die Stadt verliert man etwa 300 Meter an Höhe. Sie ging über eine krumme, gewundene Straße ohne irgendwelche Schutzgitter. Indianer und Cholos (zivilisierte Mischrasse mit indianischem und spanischem Einschlag) gingen in großer Zahl die Straße entlang — die Frauen, die kleine Derby-Hüte trugen, waren der Beweis, daß wir uns wirklich in Bolivien befanden!
Alle Missionare in Bolivien waren auf der Reise nach La Paz, um den Kongreß zu besuchen. Auch kamen viele einheimische Brüder aus den Städten im Inneren des Landes, und zwar dieses Mal mehr als zu irgendeinem früheren Kongreß. Obgleich es mit vielen Unbequemlichkeiten und sogar Strapazen verbunden war, sowohl was die Reise als auch die Herberge betrifft, so freuen sie sich dennoch, dies um der theokratischen Ausdehnung in Bolivien willen auf sich zu nehmen. Der Kongreß wurde in dem Jugoslawischen Haus abgehalten, das für die Zusammenkunft in jeder Hinsicht geeignet schien und zu einem günstigen Mietpreis zu haben war.
Vor der Zusammenkunft hatten die Brüder überall in Bolivien sehr hart gearbeitet und konnten 20 Prozent Mehrung seit 1953 verzeichnen. Das wurde besonders geschätzt angesichts ihres ziemlich schwachen Berichts im Jahre 1953. Freitag abend waren 113 anwesend, Samstag abend 120, und während der öffentlichen Ansprache am Sonntag nachmittag erreichte die Zuhörerzahl die Höchstzahl von 160 Personen. Die Ansprache „Nach Harmagedon — Gottes neue
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